EDIT MODE:
Und es war Abend und es war Morgen
Emanuel
Swedenborg
Und
es war Abend und es war Morgen
Der innere Sinn der ersten zwei
Kapitel des Buches Mose
aus
»Himmlische
Geheimnisse«
*
Die Stufen der Menschwerdung
Einführung
Kein Sterblicher kann aus dem bloßen Wortlaut des Alten
Testaments ersehen, daß dasselbe himmlische Geheimnisse birgt
und alles und jedes in ihm einen Bezug hat auf den HERRN und seinen
Himmel, auf die Kirche, den Glauben und alles was zu diesem gehört.
Der Buchstabensinn nämlich läßt niemanden etwas
anderes erkennen, als daß das Alte Testament sich im
allgemeinen auf daß Äußere – das Historische –
der jüdischen Kirche bezieht. Gleichwohl findet sich überall
ein Inneres, welches jedoch im Äußeren nicht in
Erscheinung tritt, abgesehen von sehr wenigen Ausnahmen, die der HERR
geoffenbart und den Aposteln erklärt hat: So bedeuten
beispielsweise die Opfer den HERRN, das Land Kanaan und Jerusalem den
Himmel, der ja auch das himmlische Kanaan oder Jerusalem genannt
wird; das gleiche gilt vom Paradies.
Die Christenheit lebt jedoch in tiefer Unkenntnis der Tatsache, daß
alles und jedes, ja die kleinste Einzelheit bis zum geringsten Jota
Geistiges und Himmlisches bezeichnet und in sich schließt. Aus
diesem Grunde beachtet sie auch das Alte Testament zu wenig. Man
könnte es aber schon allein deshalb wissen, weil das Wort von
Gott und Gottes ist, und sich daher gar nicht ohne ein solches
Inneres denken läßt, ein Inneres, das sich auf den Himmel,
die innere Kirche und den Glauben bezieht. Anders könnte es
nicht Wort Gottes genannt werden und ihm Leben innewohnen; denn woher
sollte dieses Leben rühren, wenn nicht daher, daß sich
alles auf den HERRN bezieht, der im höchsten Sinne das Leben
selbst ist? Also ist nichts im Worte lebendig, was nicht innerlich
auf Ihn abzielt, kein Ausdruck göttlich, der nicht Ihn in sich
schließt oder sich in irgend einer Weise auf Ihn bezieht.1
1) Für seine Lehre vom
geistigen und himmlischen Sinn beruft sich Swedenborg auf viele
Bibelstellen. Wir zitieren hier nur einige wenige, die seine lehre
belegen, daß die ganze Bibel von Christus handelt: „Jesus
fing an mit Moses und allen Propheten und legte ihnen in allen
Schriften aus, was über ihn geschrieben war“ (Luk. 24/27).
„Das sind die Worte, die Ich zu euch redete, da Ich noch bei
euch war, daß alles erfüllt werden müßte, was
in Mose` Gesetz und in den Propheten von Mir geschrieben steht“
(Luk. 24/44). „Wenn ihr Moses glaubet, so glaubet ihr wohl auch
Mir, denn von Mir hat derselbige geschrieben“ (Joh. 5/45 f).
Man vgl. auch Matt. 5/17 f; 3/15.
Ohne ein solches Leben bliebe der Buchstabe der Bibel tot. Es verhält
sich nämlich mit dem Worte Gottes wie mit dem Menschen, der aus
einem Inneren und Äußeren besteht, wie auch in der
Christenheit bekannt ist. Der äußere Mensch, getrennt vom
inneren, ist nur Körper und an sich tot; es ist der innere
Mensch, der lebt und dem äußeren Leben verleiht. Das
Innere ist des Menschen Seele. In gleicher Weise ist auch das Wort
Gottes, rein buchstäblich aufgefaßt, wie ein Leib ohne
Seele.
Bleibt man bei dem bloßen Wortlaut stehen, so kann man aus den
ersten Kapiteln der Genesis nur erkennen, daß da von der
Weltschöpfung, vom Paradies und von Adam, dem ersten Menschen,
die rede ist. Wer ahnte auch nur etwas anderes? Im folgenden wird
jedoch hinlänglich klar werden, daß diese ersten Kapitel
Geheimnisse in sich bergen, die noch nie enthüllt wurden. So
handelt der innere Sinn des ersten Kapitels im allgemeinen von der
neuen Schöpfung oder Wiedergeburt des Menschen, im besonderen
aber von der Ältesten Kirche, wobei auch der kleinste Teil eines
Wortes etwas vorbildet, bezeichnet und in sich schließt.
Diese Einsicht kann aber ein Sterblicher allein vom HERRN her
erhalten. So sei mir vorläufig die Feststellung erlaubt, daß
mir durch göttliche Barmherzigkeit verliehen wurde, seit einigen
Jahren ständig und unterbrochen im Umgang mit Geistern und
Engeln zu stehen, sie reden zu hören und mit ihnen zu sprechen
und auf diese Weise staunenswerte Dinge aus dem anderen Leben zu
erfahren, die noch keinem Menschen zur Kenntnis kamen, und von denen
sich auch noch niemand eine Vorstellung machen könnte. Ich wurde
dort belehrt über die verschiedenen Arten der Geister und der
Zustand der Seelen nach dem Tode, über die Hölle, den
beklagenswerten Zustand der Ungläubigen. In erster Linie aber
empfing ich Belehrung über die im ganzen Himmel anerkannte
Glaubenslehre. Über all dies, dank der göttlichen
Barmherzigkeit des HERRN, im folgenden mehr.
Anmerkung: Die # Nummer
der Anmerkungen beziehen sich auf die "Himmlischen
Geheimnisse".
*
Das erste Kapitel des Buches Genesis
Der Inhalt
Die sechs Tage oder Zeiten der Schöpfung bezeichnen ebenso viele
aufeinanderfolgende Zustände der Wiedergeburt des
Menschen, und zwar etwa folgendermaßen:
Der erste Zustand ist ein Vorstadium und umfaßt
die Kindheit sowie den Zustand unmittelbar vor der Wiedergeburt. Er
wird „Leere, Öde, und Finsternis“ genannt. Die erste
Regung ist die Barmherzigkeit des HERRN, „der Geist Gottes,
schwebend über den Angesichten der Wasser“.
Im zweiten Zustand wird unterschieden zwischen
dem, was des HERRN und dem, was des Menschen Eigenes ist. Was des
HERRN ist, nennt die Bibel „Überreste“, die vor
allem aus den Kenntnissen des Glaubens bestehen, welche der Mensch
von Kindheit an gelernt hat. Diese Überreste werden verborgen
gehalten und liegen nicht offen zutage, ehe der Mensch in den zweiten
Zustand kommt. Dieser tritt heutigen Tages selten ein, ohne daß
Versuchungen, Unglück und Trübsal die leiblichen und
weltlichen Regungen – des Menschen Eigenes – zum
verstummen bringen und gleichsam abtöten. Auf diese Weise wird
das Äußere des Menschen von dem getrennt, was dem Inneren
angehört, und das Innere enthält die Überreste, die
vom HERRN bis zu dieser Zeit und diesem Zweck verborgen gehalten
werden.
Im dritten Zustand, dem der Buße, äußert
sich der Mensch aus seinem Inneren fromm und demütig. Er übt
gutes, Werke der Nächstenliebe, aber da er meint, er tue sie aus
sich, bleiben sie noch unbeseelt. Als „zartes Kraut“,
dann „Samenkraut“ und schließlich „Fruchtbaum“
werden sie bezeichnet.
Im vierten Zustand wird der Mensch von der Liebe
ergriffen und vom Glauben erleuchtet. Wenn er auch vorher fromm
redete und gutes tat, so geschah es doch aus dem Zustand der
Versuchung und Beängstigung und nicht aus Glauben und
Nächstenliebe. Diese werden nun im inneren Menschen entzündet
und die „zwei Lichter“ genannt.
Der fünfte Zustand besteht darin,
daß der Mensch aus dem Glauben und dann aus der Liebe Wahres
spricht und sich im Wahren und Guten bestärkt. Was er nun
hervorbringt, ist beseelt und wird “Fische des Wassers“
und Vögel der Himmel“ genannt.
Im sechsten Zustand befindet sich der Mensch,
wenn er aus dem Glauben und dann aus der Liebe Wahres spricht und
Gutes tut. Was er jetzt hervorbringt, heißt „lebende
Seele“ und „Tier“, und da er nun beginnt, nicht nur
aus Glauben, sondern zugleich aus Liebe zu handeln, wird er ein
geistiger Mensch, der „Bild“ Gottes genannt wird. In den
Erkenntnissen des Glaubens und allen Werken der Nächstenliebe
findet sein geistiges Leben Freude und Nahrung; sie heißen
seine „Speise“. Sein natürliches Leben aber findet
Freude und Nahrung in allem, was Leib und Sinnen angehört.
Daraus entwickelt sich ein Kampf, der so lange währt, bis die
Liebe herrscht und er zum himmlischen Menschen wird.
Von allen, die wiedergeboren werden, erreichen nur wenige diesen
Zustand. Die meisten gelangen heutzutage1 nur bis zum
ersten, einige bis zum zweiten, noch weniger bis zum dritten, vierten
oder fünften, einzelne bis zum sechsten, und kaum jemand
erreicht den siebenten Zustand.
1 Es ist wichtig sich zu
vergegenwärtigen, daß das „heutzutage“
bedeutet: Jahr 1747. Swedenborg war überzeugt in den letzten
„Tagen“ zu leben, da „die Liebe in Vielen
erkaltet“. In echte, das heißt geistige Versuchungen,
deren Bestehen die Voraussetzung für das erklimmen höherer
Stufen der Wiedergeburt ist, wird aber der Mensch nur eingelassen je
nach der Entwicklung seiner Liebe. Erst im Jahre 1757 erlebt
Swedenborg jene gewaltige Umwälzung in der geistigen Welt, die
unter dem „Jüngsten Gericht“ im inneren Sinne
verstanden wurde, und die auch auf Erden eine allmähliche
Besserung des inneren Zustandes der Christenheit, damit aber auch das
Erreichen höherer Wiedergeburtstufen ermöglichte.
Die Auslegung
1. Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde.
Unter „Anfang“ wird einerseits die älteste Zeit, bei
den Propheten gelegentlich das Altertum oder die Ewigkeit,
verstanden; andererseits bedeutet Anfang den Beginn, die erste
Zeit der Wiedergeburt des Menschen, denn da entsteht er neu und
empfängt (wahres) Leben. Die Wiedergeburt selbst heißt
daher auch die neue Schöpfung des Menschen. „Schaffen,
bilden und machen“ bedeuten beinahe überall in den
prophetischen Schriften „wiedergebären“. Warum der
Himmel den „inneren“ und die Erde den
„äußeren“ Menschen vor dessen Wiedergeburt
bezeichnet, wird im folgenden deutlich werden.
2. Und die Erde war eine Leere und Öde, und Finsternis auf den
Angesichten des Abgrunds, und der Geist Gottes schwebte über den
Angesichten der Wasser.
Der Mensch vor der Wiedergeburt wird leere und öde Erde
oder auch ein „Erdboden“ genannt, in den nichts Gutes und
Wahres gesät ist. Leer bedeutet: wo sich nichts Gutes,
und öde, wo sich nichts Wahres findet. Daher bezeichnet
die Finsternis Stumpfsinn und Unwissenheit in allen Dingen,
die zum Glauben an den HERRN und folglich zum geistigen und
himmlischen Leben gehören. So sagt der HERR durch den Propheten
Jeremia: „Dumm ist mein Volk, sie kennen mich nicht; törichte
Söhne sind sie und unverständig. Weise sind sie Böses
zu tun, aber Gutes zu tun verstehen sie nicht. Ich schaute auf die
Erde, und siehe, eine Leere und Öde! Schaute auf zu den Himmeln,
dahin war deren Licht!“ (Jer. 4/22 f).
Die Angesichte des Abgrundes bedeuten die Begierden und die
daraus entspringende Falschheiten des Menschen, aus und in denen er
ganz und gar lebt. Weil er kein Licht hat, ist er wie ein Abgrund
oder eine dunkle, verworrene Masse. Solche Menschen werden auch hin
und wieder in der Bibel „Abgründe“ oder
„Meerestiefen“ genannt, die gleichsam ausgetrocknet oder
abgeödet werden müssen, ehe der Mensch wiedergeboren werden
kann.
Derartige Menschen erscheinen vom Himmel her gesehen wie schwarze,
leblose Massen. Die Bedeutung der zitierten Worte beziehen sich im
allgemeinen auf den abödungsprozeß des Menschen, welcher
der Wiedergeburt vorausgeht. Davon ist bei den Propheten des öfteren
die Rede. Ehe nämlich der Mensch das Wahre wissen und vom Guten
angeregt werden kann, muß alles Hinderliche und Widerstrebende
in ihm entfernt werden. Also muß der alte Mensch sterben, ehe
ein neuer empfangen werden kann.
Unter dem Geist Gottes ist die Barmherzigkeit des HERRN zu
verstehen. Es wird gesagt, daß er schwebe, nämlich
über dem, was der HERR beim Menschen verborgen hält, was
auch hin und wieder im Worte Gottes als „Überreste“
bezeichnet wird, und sich auf Erkenntnisse des Wahren und Guten
bezieht, die nicht eher ans Tageslicht kommen, als der äußere
Mensch durch die Abödung gereinigt ist. Diese Erkenntnisse
werden hier Angesichte der Wasser genannt.
3. Und Gott sprach: Es werde Licht! Und es ward
Licht.
Der erste Schritt der Wiedergeburt besteht darin, daß der
Mensch das Gute und Wahre als etwas Höheres zu erkennen beginnt.
Ganz äußerliche Menschen wissen nämlich nicht einmal,
was gut und wahr ist, denn sie empfinden alles, was zu ihrer Selbst-
und Weltliebe gehört als gut und alles, was diese begünstigt,
als wahr, das heißt sie sehen nicht, daß derartiges Gutes
böse und solch Wahres falsch ist. In jenem Stadium der Neugeburt
aber, das der natürlichen Empfängnis des Menschen
entspricht, wird ihm zuerst klar, daß sein Gutes nicht Gut ist.
Dringt er noch mehr zum Lichte hindurch, so erkennt er, daß
Gott der HERR ist, und daß Er das Gute und Wahre selbst
ist. „Wenn ihr nicht glaubet, daß ICH BIN, werdet ihr
sterben in euren Sünden (Joh. 8/24). Ferner erkennt er dann, daß
es kein Gutes und Wahres unabhängig vom HERRN gibt, der selbst
das Gute und das Wahre, Leben und Licht, ist: „Im Anfang wahr
das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort. Alles ist
durch dasselbe gemacht, und ohne dasselbe ist nichts gemacht, was
gemacht ist. In ihm war das Leben, und das Leben war das Licht der
Menschen. Und das Licht scheint in der Finsternis... Das war das
wahrhaftige Licht, das jeden Menschen erleuchtet, der in die Welt
kommt (Joh. 1/1, 3, 4, 9).
4. - 5a. Und Gott sah das Licht, daß es gut
war, und Gott schied zwischen dem Licht und der Finsternis. Und Gott
nannte das Licht Tag, und die Finsternis nannte Er Nacht.
Das Licht wird „gut“ genannt, denn es kommt vom HERRN,
der das Gute selbst ist. Als „Finsternis“ wird das
bezeichnet, was dem Menschen, ehe er von neuem empfangen und geboren
wird, wie Licht erscheint, weil ihm sein Böses wie Gutes und
sein Falsches wie Wahres vorkommt. In Wirklichkeit aber ist es
nichts als Finsternis und das beim Menschen verbleibende Eigene. Dem
„Tage“ wird alles verglichen, was des HERRN ist, weil es
dem Licht angehört, der „Nacht“ aber alles eigene
des Menschen, weil es der Finsternis angehört. Dieser vergleich
findet sich häufig in der Bibel.
5b. Und es war Abend und es war Morgen, der erste
Tag.
Was Abend und Morgen bedeutet, läßt sich aus
dem bisher Gesagten ersehen. Jeder (einer neuen Stufe der
Wiedergeburt) vorhergehende Zustand ist „Abend“, weil er
voller Schatten, Falschheit und Unglaube ist. Der „Morgen“
dagegen als Zustand des Lichtes, der Wahrheit und der
Glaubenserkenntnisse bezeichnet das nachfolgende Stadium. Ganz
allgemein bedeutet also „Abend“ alles Eigene des Menschen
und „Morgen“ alles, was des HERRN ist.
Auch wird das Kommen des HERRN in die Welt der „Morgen“
genannt, während der Zustand der Welt zur Zeit des Kommens als
„Abend“ bezeichnet wird, weil dann kein Glaube vorhanden
ist.
Ebenso steht „Morgen“ in der Bibel für jedes Kommen
des HERRN zur einzelnen Seele und ist somit ein Ausdruck für die
Neuschöpfung oder Wiedergeburt.
Der Tag steht in der Bibel häufig für die Zeit selbst und
darum auch für den Zustand einer bestimmten Zeit.
6. Und Gott sprach: Es sei eine Ausbreitung
inmitten der Wasser, und sie scheide die Wasser voneinander.
Nachdem der Geist Gottes, die Barmherzigkeit des HERRN, auf die
angedeutete Weise die Erkenntnisse des Wahren und Guten zutage
gefördert und das erste Licht gegeben hat, scheidet Er zwischen
dem inneren und dem äußeren Menschen, das heißt
zwischen den Erkenntnissen des inneren und dem Wissen des äußeren
Menschen. Der innere Mensch wird Ausbreitung genannt und seine
Erkenntnis „Wasser über der Ausbreitung“, während
das Wissen des äußeren Menschen als „Wasser unter
der Ausbreitung“ bezeichnet wird. Ehe der Mensch wiedergeboren
wird, weiß er nicht einmal, daß es einen inneren Menschen
gibt, geschweige denn, wie dieser beschaffen ist. Er sieht keinen
Unterschied, weil er derart ins Fleischliche und Weltliche versunken
ist, daß er auch sein Inneres ganz darin verstrickt und so aus
Unterschiedlichem eine dunkle Wirrnis gemacht hat. Darum heißt
es zuerst, „es sei eine Ausbreitung inmitten der Wasser“
und danach „sie scheide die Wasser voneinander“. Gleich
darauf aber heißt es:
7. - 8a. Und Gott machte die Ausbreitung und
schied zwischen den Wassern, die unter der Ausbreitung, und zwischen
den Wassern, die über der Ausbreitung waren, und es ward also.
Und Gott nannte die Ausbreitung Himmel.
Im Laufe seiner Wiedergeburt lernt der Mensch als nächstes
erkennen, daß es einen inneren Menschen gibt, und daß
dessen Gutes und Wahres allein dem HERRN gehört. Weil aber der
äußere Mensch, wenn er wiedergeboren wird, zunächst
noch meint, er tue Gutes und rede Wahres aus sich selbst, und ihn so
der HERR gleichsam durch sein Eigenes zum Guten und Wahren anleitet,
darum wird zuerst von der Scheidung gesprochen dessen, was unter
der Ausbreitung ist, danach folgt, was über der
Ausbreitung ist. Es ist nämlich ein himmlisches Geheimnis,
daß der Mensch durch sein Eigenes, seine Sinnestäuschungen
wie durch seine Begierden, vom HERRN zum Wahren und Guten gelenkt und
geführt wird; jedes einzelne Stadium der Wiedergeburt schreitet
so gleichsam vom Abend zum Morgen fort, vom äußeren zum
inneren Menschen, von der Erde zum Himmel. Aus diesem Grunde heißt
nun auch die „Ausbreitung oder der innere Mensch der Himmel.
„Die Erde ausbreiten“ und “die Himmel ausdehnen“
ist eine häufige Redewendung bei den Propheten, wenn es sich um
die Wiedergeburt des Menschen handelt, wie z.B. bei Jesaja: „So
spricht Jehovah, dein Erlöser und Bildner von Mutterleib an:
Ich, Jehovah, tue alles, spanne aus die Himmel, ich allein breite die
Erde aus von mir selbst“ (44/24). Und dort wo Jesaja offen von
der Ankunft des HERRN spricht: „Das zerstoßene Rohr
zerbricht Er nicht, und den glimmenden Docht löscht Er nicht
aus, zur Wahrheit bringt Er heraus das Gericht“ bedeutet es im
inneren Sinn: Gott bricht die Täuschungen nicht und löscht
auch die Begierden nicht einfach aus, sondern lenkt sie zum wahren
und Guten. Darum folgen die Worte: „So spricht der Gott
Jehovah, der die Himmel erschaffen und sie ausgespannt, die Erde
ausgebreitet und ihre Sprößlinge, der Odem gibt dem Volk
darauf und Geist denen, die darauf wandeln“ (42/3-5).
8b. Und es war Abend und es war Morgen, der zweite
Tag.
Über die Bedeutung von „Abend“, „Morgen“
und „Tag“ siehe oben unter 5.
9. Und Gott sprach: Es sammeln sich die Wasser
unter dem Himmel an einem Ort, und das Trockene erscheine! Und es
ward also.
Wenn der Mensch um den Unterschied zwischen dem inneren und äußeren
Menschen weiß, und wenn ihm klar ist, daß das Wahre und
Gute vom inneren Menschen in den äußeren einfließt –
obwohl es nicht den Anschein hat -, dann wird jene Erkenntnis in
seinem Gedächtnis aufbewahrt und unter Wissen eingereiht. Alles
nämlich, was dem Gedächtnis des äußeren Menschen
eingepflanzt wird, sei es nun natürlich, geistig oder himmlisch,
bleibt dort als Wissen aufbewahrt und wird von da aus (zu seiner
Zeit) vom HERRN hervorgebracht. Jene Erkenntnisse sind die Wasser,
gesammelt an Einem Ort, und werden „Meere“ genannt.
Der äußere Mensch selbst aber heißt hier das
Trockene und im folgenden Vers Erde.
10. Und Gott nannte das Trockene Erde, und die
Sammlung der Wasser nannte Er Meer. Und Gott sah, daß es gut
war.
Es ist sehr gebräuchlich in der Bibel, daß Erkenntnisse
und Wissen als Wasser und deren Ansammlung als Meer
bezeichnet werden, wie bei Jesaja: „Die Erde wird voll sein der
Kenntnis Jehovahs, wie die Wasser das Meer bedecken“ (11/9).
Und bei dem gleichen Propheten heißt es im Hinblick auf den
Mangel an Erkenntnissen und Wissen: „Und versiegen sollen die
Wasser aus dem Meer, und der Fluß soll austrocknen und dürr
werden..“ (19/5, 6).
Aus der folgenden Stelle bei Sacharja erhellt, daß die Erde ein
Aufnahmegefäß (receptaculum) darstellt: „Es spricht
Jehovahs, der die Himmel ausgespannt und die Erde gründet, der
den Geist des Menschen in seinem Inneren bildet“ (Sach. 12/1).
11. - 12. Und Gott sprach: Die Erde lasse
hervorkommen junges Grün, Kraut, das Samen Trägt, den
Fruchtbaum, der nach seiner Art Frucht bringt auf der Erde, in der
sein Same ist. Und es ward also. Und die Erde brachte hervor junges
Grün, Kraut, das Samen trägt nach seiner Art, und den Baum,
der Frucht bringt, in welcher sein Same ist nach seiner Art. Und Gott
sah, daß es gut war.
Wenn die Erde, d.h. der Mensch, genügend zubereitet ist, um vom
HERRN himmlischen Samen aufzunehmen und etwas Gutes und Wahres
hervorbringen zu können, dann läßt der HERR zuerst
etwas Zartes Hervorkeimen, das junges Grün (lat.: „zartes
Kraut“) genannt wird, darauf etwas Nützlicheres, das sich
wiederum Samen schafft und Kraut, das Samen trägt heißt.
Zuletzt läßt der HERR etwas Gutes hervorkeimen, das sich
befruchtet, der Baum, der Frucht bringt, in welcher sein Same ist
nach seiner Art. Wenn der Mensch wiedergeboren wird, meint er
anfangs, alles Gute und Wahre, das er tut und spricht, sei aus ihm,
während es doch vom HERRN stammt. Wer daher meint, es sei aus
ihm, besitzt noch nicht das Leben des wahren Glaubens, kann es jedoch
später empfangen. Noch vermag er nicht zu glauben, daß
alles Gute und Wahre vom HERRN ist, weil er sich erst im Zustand der
Vorbereitung auf das Glaubensleben befindet. Dieser Zustand wird hier
durch Unbeseeltes (Pflanzenwelt) dargestellt, und der Zustand des
wahren Glaubenslebens späterhin durch die beseelte Natur
(Tierwelt). Der HERR bezeichnete sich selbst gern als Sämann,
sein Wort als Samen und den Menschen als die Erde, oder beschreibt es
auf ähnlicher Weise: „Mit dem Reich Gottes ists also, wie
wenn der Mensch Samen aufs Land wirft und schlummert und steht auf
Nacht und Tag; und der Same sproßt hervor und schießt
auf, er selbst weiß nicht wie. Denn die Erde bringt von selbst
die Frucht, zuerst das Gras, dann die Ähre, dann den vollen
Weizen in der Ähre“ (Mark. 4/26-28). Unter dem Reich
Gottes ist im allgemeinen Sinne der gesamte Himmel zu verstehen,
weniger allgemein die wahre Kirche des HERRN und im besonderen jeder
wahrhaft gläubige Mensch, der durch ein Leben des Glaubens
wiedergeboren ist und daher auch ein „Himmel“ oder „Reich
Gottes“ genannt wird, weil er den Himmel und das Reich Gottes
in sich trägt. So lehrt der HERR selbst bei Lukas: „Das
Reich Gottes kommt nicht augenfällig, man wird auch nicht sagen:
Siehe Hier! Oder siehe dort! Denn siehe, das Reich Gottes ist
inwendig in euch“ (Luk. 17/20 f).
Dies ist die dritte Stufe der Wiedergeburt des Menschen, der Zustand
der Buße (Buße = Sinnesänderung), der wiederum vom
Schatten zum Licht oder vom Abend zum Morgen voranschreitet. Daher
heißt es:
13. Und es war Abend und es war Morgen, der dritte
Tag.
14 bis 17. Und Gott sprach: Es seien Lichter1
an der Ausbreitung des Himmels, zu scheiden zwischen Tag und Nacht,
und sollen sein zu Zeichen und zu bestimmten Zeiten, und zu Tagen und
Jahren. Und sie seien Lichter an der Ausbreitung des Himmels, auf der
Erde zu Leuchten. Und es ward also. Und Gott machte die zwei große
Lichter, das große Licht am Tag zu herrschen, und das kleine
Licht bei Nacht zu herrschen, und die Sterne. Und Gott setzte sie an
die Ausbreitung des Himmels, auf der Erde zu leuchten.
1) Im Hebräischen wörtlich:
„es sei
Lichter“.
Man kann nicht recht verstehen, was die großen Lichter
bedeuten, wenn man sich nicht zuerst über das Wesen des Glaubens
klar ist und über seine Entwicklung bei denen, die neu
geschaffen werden. Das eigentliche Wesen und Leben des Glaubens ist
allein der HERR; denn wer nicht an ihn glaubt, kann kein Leben haben:
„Wer an den Sohn glaubt, hat ewiges Leben; wer aber nicht an
den Sohn glaubt, der wird das Leben nicht sehen, sondern der Zorn
Gottes bleibt auf ihm“ (Joh. 3/36).
Die Entwicklung des Glaubens bei denen, die neu geschaffen werden,
vollzieht sich folgendermaßen: zuerst haben sie gar keinen
Leben, denn im Bösen und Falschen ist kein Leben, sondern allein
im Guten und Wahren. Darauf empfangen sie es vom HERRN, und zwar
zunächst durch einen Glauben, der noch auf Gedächtnis und
äußerliches Wissen gegründet ist, später durch
einen Glauben auf Grund verstandesmäßiger Einsicht, und
endlich durch einen Glauben des Herzens und der Liebe, den
seligmachenden. Der bloß auf Wissen und Verstand gegründete
Glaube wird Vers 3 bis 13 durch Unbeseeltes (Pflanzenwelt)
vorgebildet, der durch die Liebe belebte Glaube in Vers 20 bis 25
durch Beseeltes (Tierwelt). Hier wird zuerst von der Liebe und vom
Glauben aus der Liebe gehandelt, welche Lichter genannt
werden. Die Liebe ist das große Licht, am Tag zu herrschen,
und der Glaube aus ihr ist das kleine Licht, bei Nacht zu
herrschen.1
1) Und weil sie Eines bilden
sollen, heißt es in der Einzahl, „es sei“, nicht
aber „es seien Lichter“.
Das Verhältnis von Liebe und Glaube im inneren Menschen ist das
gleiche wie von Wärme und Licht im körperlichen Bereich,
weshalb Wärme und Licht die Liebe und den Glauben gleichnishaft
vorbilden. Darum wird von den Lichtern gesagt, „Gott setzte sie
an die Ausbreitung des Himmels“, das heißt den inneren
Menschen. Das große Licht ist für seinen Willen, das
kleinere für seinen Verstand gesetzt; sie erscheinen jedoch im
Willem und Verstand nur, wie das Sonnenlicht an den Gegenständen
der Natur sichtbar wird. Allein des HERRN Barmherzigkeit regt durch
Liebe den Willen an und durch Wahrheit und Glaube den Verstand.
Daß die großen Lichter Liebe und Glaube bedeuten
und auch Sonne, Mond und Sterne genannt werden, zeigt sich bei den
Propheten. Daher war auch in der Jüdischen Kirche geboten, daß
vom Abend bis zum Morgen beständig ein Licht im Heiligtum zu
brennen habe; denn alle Vorschriften jener Kirche waren Vorbildungen
des HERRN. Aus göttlicher Barmherzigkeit wird zu gegebener Zeit
dargelegt werden, daß dies die Liebe und den Glauben
bezeichnet, die der HERR im inneren Menschen entzündet und
leuchten läßt.
Liebe und Glaube werden zuerst große Lichter genannt,
nachher aber die Liebe als das „große Licht“ und
der Glaube als das kleine Licht bezeichnet. Die Liebe soll
herrschen am Tage, der Glaube herrschen bei Nacht. Da
diese Geheimnisse gegenwärtig besonders unbekannt sind, dürfen
sie aus göttlicher Barmherzigkeit eröffnet werden: Der
Grund ihrer Verborgenheit liegt darin, daß wir jetzt in der
Vollendung des Zeitlaufes stehen und beinahe keine Liebe und folglich
auch kein Glaube vorhanden sind, wie der HERR selbst in den
Evangelien vorhergesagt hat: „Alsbald aber nach der Trübsal
jener Tage wird die Sonne verfinstert werden und der Mond seinen
Schein nicht Geben, und die Sterne werden vom Himmel fallen, und die
Kräfte der Himmel werden erschüttert werden“ (Matth.
24/29). Unter der Sonne wird hier die verdunkelte Liebe verstanden,
unter dem Mond der Glaube, der sein Licht nicht mehr gibt, und unter
den Sternen die Glaubensbekenntnisse, die vom Himmel fallen und
welche die „Kräfte und Mächte der Himmel“ sind.
Die älteste Kirche erkannte keinen anderen Glauben als die Liebe
selbst an und auch die himmlischen Engel kennen keinen anderen
Glauben, als den aus der Liebe. Ja, der gesamte Himmel ist ein Himmel
der Liebe, aus dem alle Seligkeit fließt, eine Seligkeit so
groß, daß sie nicht beschrieben noch mit irgendeiner
menschlichen Vorstellung erfaßt werden kann. Wer in der Liebe
ist, liebt den HERRN von Herzen, weiß aber, sagt und wird inne,
daß alle Liebe – das heißt alles Leben, das ja
allein der Liebe angehört – und eben damit alle Seligkeit
einzig vom HERRN kommt, und daß er aus sich selbst nichts von
Liebe, Leben und Seligkeit hat. Daß vom HERRN alle Liebe kommt,
ist auch bei Seiner Verklärung auf dem Berge durch das Licht und
die Sonne vorgebildet worden, als „Sein Angesicht leuchtete wie
die Sonne und Seine Kleider weiß wurden wie das Licht“
(Matth. 17/2). Das Angesicht bezeichnet das Innerste und die Kleidung
das davon Ausgehende, die Sonne oder die Liebe Sein Göttliches,
und das Licht – die Weisheit aus der Liebe – Sein
Menschliches.
Es könnte jedermann genau wissen, daß es ohne Liebe
überhaupt kein Leben gibt, und daß jede Freude allein aus
Liebe entsteht. Wie aber die Liebe, so ist das Leben und so die
Freude. Entferntest du die Neigungen oder, was dasselbe ist, die
Begierden – denn diese gehören ja der Liebe an – so
würde das Denken sogleich aufhören und du wärest wie
ein Toter. Mir wurde dies auf lebendige Weise gezeigt. Die Selbst-
und Weltliebe sind etwas dem Leben und der Freude Ähnliches,
weil sie aber der wahren Liebe völlig zuwiderlaufen, die ja
darin besteht, den HERRN über alles und den Nächsten wie
sich selbst zu lieben, so sind sie nicht Liebe sondern Haß. Je
mehr einer nämlich sich selbst und die Welt liebt, desto mehr
haßt er den Nächsten und den HERRN. Wahre Liebe ist daher
Liebe zum HERRN, wahres Leben ein Leben der Liebe von Ihm und wahre
Freude die Freude eines solchen Lebens. Es kann nur eine wahre Liebe
geben und somit auch nur ein wahres Leben, aus dem wahre Freuden und
Seligkeiten fließen, wie sie die Engel in den Himmeln genießen.
Liebe und Glaube können niemals getrennt werden, weil sie ein
Ganzes bilden. Sobald daher die Rede von Lichtern ist, werden sie
auch als eins behandelt und wird gesagt: „es sei Lichter an der
Ausrichtung der Himmel“. Wunderbares kann hiervon werden. Da
die himmlischen Engel vom HERRN her in dieser Liebe gehalten werden,
empfangen sie aus ihr auch alle Glaubensbekenntnisse und sind daraus
in einem Leben und Licht der Einsicht, so erhaben, daß es kaum
beschrieben werden kann.
Dagegen befinden sich jener Geister, die ohne Liebe die
Glaubenslehren bloß wissen, in einem so kalten Leben und
dunklen Licht, daß sie sich nicht einmal der ersten Schwelle
des Vorhofs der Himmel nahen können, sondern zurückfliehen.
Zwar behaupten sie, an den HERRN geglaubt zu haben, doch führten
sie kein Leben wie Er es gelehrt hat. Von ihnen spricht der HERR bei
Matthäus: „Es wird nicht jeder, der zu mir sagt: Herr,
Herr! ins Reich der Himmel eingehen, sondern wer den Willen tut
meines Vaters in den Himmeln. Viele werden zu mir an jenem Tage
sagen: Herr, Herr, haben wir nicht in Deinem Namen geweissagt und in
Deinem Namen Dämonen ausgetrieben und haben wir nicht in Deinem
Namen viele Wundertaten getan? Und dann werde ich ihnen bekennen: Ich
habe euch nie gekannt. Weichet von mir, die ihr Unrecht wirket“
(7/21 ff). Folglich ist im Glauben und so auch im himmlischen Leben
nur, wer in der Liebe lebt, nicht aber, wer behauptet Glauben zu
haben, doch kein Leben der Liebe führt. Ein Glaubensleben ohne
Liebe läßt sich dem kalten Sonnenlicht des Winters
vergleichen, unter dem nichts wächst, sondern alles erstarrt und
erstirbt. Glaube aus Liebe hingegen ist wie das Sonnenlicht zur
Frühlingszeit, wo alles wächst, blüht und sprießt
unter der Wärme der Sonne. Analog verhält es sich im
geistigen und himmlischen Bereich, der im Worte Gottes durch
Weltliches und Irdisches dargestellt zu werden pflegt. Der HERR
vergleicht, wo Er die Vollendung des Zeitlaufs prophezeit, Unglaube
und Glaube ohne Liebe dem Winter: „Betet aber, daß eure
Flucht nicht im Winter geschehe. Denn jene Tage werden eine Trübsal
sein, wie nie eine solche gewesen ist seit dem Anfang der
Schöpfung...“ (Mark.13/18 f). „Flucht“
bedeutet allgemein die letzte Zeit, aber auch die letzte Zeit jedes
einzelnen Menschen, und „Winter“ das Leben ohne Liebe.
Unter „Tag der Trübsal“ ist der klägliche
Zustand eines solchen Menschen im anderen Leben zu verstehen.
Dem Menschen wohnen zwei Vermögen inne: Wille und Verstand.
Regiert den Wille den Verstand, so bilden sie zusammen ein
ungeteiltes Gemüt und Leben, denn was ein solcher Mensch will
und tut, denkt und beabsichtigt er auch. Wenn aber der Verstand nicht
mit dem Willen übereinstimmt, wird das Gemüt in zwei Teile
gerissen. Das ist bei jenen der Fall, die Glauben vorgeben, aber
anders leben: Ein Teil ihres Gemüts möchte sich in den
Himmel erheben, der andere strebt zur Hölle. Und weil der Wille
alles in Bewegung setzt, würde der ganze Mensch, wie er leibt
und lebt, in die Hölle stürzen, wenn sich nicht der HERR
seiner erbarme.
Wer Glaube und Liebe trennt, weiß nicht einmal, was Glaube ist.
Manche stellen sich unter dem Glauben ein bloßes Denken vor,
andere ein Denken an Gott, einige verstehen darunter die
Glaubenslehre. Doch Glaube ist mehr als die Erkenntnis und
Anerkennung all dessen, was die Lehre umfaßt, er ist vor allem
Gehorsam gegenüber deren Geboten. Die erste Lehre, die man
befolgen soll, ist die Liebe zum HERRN und zum Nächsten, und wer
das nicht tut, ist nicht im Glauben. Der HERR lehrt es so deutlich,
daß es nicht zu bezweifeln ist: „Das erste Gebot von
allen ist: Höre Israel, der HERR unser Gott ist Ein HERR. Und du
sollst lieben den HERRN deinen Gott von deinem ganzen Herzen und von
deiner ganzen Seele und von deinem ganzen Gemüt und mit deiner
ganzen Kraft. Dies ist das erste Gebot. Das zweite ist ihm ähnlich:
Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. Kein anderes
Gebot ist größer denn dieses“ (Mark.12/29 ff). Bei
Matthäus nennt Er es „das erste und große Gebot“
und sagt: „an diesen zwei Geboten hängt das ganze Gesetz
und die Propheten“ (22/34-39). „Unter Gesetz und
Propheten“ ist das ganze Wort Gottes und die Glaubenslehre zu
verstehen.
Es heißt, „die Lichter sollen sein zu Zeichen und zu
bestimmten Zeiten, und zu Tagen und Jahren“. Obwohl der
Buchstabensinn kein Geheimnis zu enthalten scheint, birgt er mehr als
hier gesagt werden könnte. Es sei nur angedeutet, daß es
im geistigen und himmlischen Bereich im ganzen wie im Einzelnen
Veränderungen gibt, die dem regelmäßigen Wechsel der
Tages- und Jahreszeiten zu vergleichen sind. Ein Leben ohne Wechsel
und Mannigfaltigkeit wäre eintönig und kein Leben. Man
würde Gutes und Wahres weder erkennen noch unterscheiden und
noch weniger innewerden. Bei den Propheten werden diese notwendigen
Wechsel „Ordnungen“ oder „Satzungen“
(statuta) genannt.
18. - 19. Und zu herrschen am Tage und bei Nacht
und zu scheiden zwischen dem Licht und der Finsternis. Und Gott sah,
daß es gut war. Und es war Abend, und es war Morgen, der vierte
Tag.
Unter Tag ist das Gute, unter Nacht das Böse zu
verstehen. Daher bezeichnen „Werke des Tages“ das Gute,
„Werke der Nacht“ das Böse. Unter Licht
versteht man das Wahre, unter Finsternis das Falsche nach dem
Wort des HERRN: „Die Menschen liebten die Finsternis mehr denn
das Licht. Wer die Wahrheit tut, kommt zum Licht“ (Joh. 3/19
ff).
20. Und Gott sprach: Es wimmle das Wasser von
kriechendem Gewürm, von der lebendigen Seele, und der Vogel
fliege über der Erde, über die Angesichte der Ausbreitung
der Himmel.
Wenn die „großen Lichter“ im inneren Menschen
angezündet sind und der äußere von daher Licht
empfängt, dann erst beginnt er zu Leben. Vorher kann man kaum
davon sprechen, denn er meinte ja, das Gute und Wahre aus sich getan
und gesprochen zu haben. Und da der Mensch aus sich tot ist und
nichts als Böses und Falsches in sich hat, so ist auch all das,
was er aus sich vollbringt, so ohne Leben, daß er nicht einmal
das geringste tun kann, das in sich gut wäre. Jeder weiß
aus der Glaubenslehre, daß der Mensch Gutes weder denken noch
wollen und folglich auch nicht vollbringen kann, außer aus dem
HERRN, wie dieser bei Matthäus sagt: „Der, welcher guten
Samen säet, ist der Sohn des Menschen“ (13/37). Auch kann
das Gute nur seiner ursprünglichen Quelle entspringen, und diese
ist eine, wie gleichfalls der HERR sagt: „Niemand ist gut denn
der alleinige Gott“ (Luk.18/19). Wenn der HERR den Menschen zum
wahren Leben erweckt oder wiedergebiert, läßt Er ihm
immerhin zunächst die Meinung, daß er das Gute aus sich zu
tun vermöge. Anders würde es der Mensch nicht fassen und
auch nicht angeleitet werden können, zu glauben und späterhin
innezuwerden, daß vom HERRN allein alles Gute und Wahre kommt.
Solange er sich der Meinung hingab, er vermöge etwas aus sich,
galt für sein Wahres und Gutes der Vergleich mit dem jungen
Grün, dem Samen tragenden Kraut, dem Fruchtbaum, also der
unbeseelten Natur. Jetzt aber, da er von Liebe und Glauben belebt
ist, wird er verglichen mit dem kriechenden Gewürm des Wassers
und den Vögeln, die über der Erde fliegen, späterhin
den Tieren, die lebende Seelen genannt werden, also der beseelten
Natur. Denn der Mensch glaubt nun, daß alles Gute und Wahre,
das er tut und spricht, allein vom HERRN gewirkt wird.
Das kriechende Gewürm, das die Wasser hervorbringen,
bezeichnet nun das Wissen des äußeren Menschen. Die Vögel
stehen im allgemeinen für Vernünftiges, dann auch für
Verständiges, das dem inneren Menschen angehört.
Alles Eigene des Menschen hat kein Leben in sich, und wird es
sichtbar dargestellt (in der geistigen Welt), so erscheint es als
etwas Hartes, Knöchernes und Schwarzes. Hingegen enthält
alles, was vom HERRN belebt ist, Geistiges und Himmlisches, und wird
es sichtbar gemacht, erscheint es menschlich-lebendig. Es klingt
vielleicht unglaublich, ist aber absolut war, daß jedes Wort,
jede Vorstellung und jedes kleinste Gedankenteilchen eines Engels
lebt, denn selbst zum Allereinzelnsten geht die Anregung vom HERRN
aus, der das Leben selbst ist. So hat also alles, was vom HERRN
ausgeht, Leben in sich, weil Glauben an Ihn, und wird hier als
„lebende Seele“ bezeichnet.
21. Und Gott schuf die großen See-Ungetüme
und jede lebendige Seele, die da kriecht, wovon die Wasser wimmeln,
nach ihrer Art, und alle Vögel, die Flügel haben, nach
ihrer Art. Und Gott sah, daß es gut war.
Wie bereits erwähnt, bedeuten Fische Wissensdinge, die
aber nun durch den Glauben vom HERRN beseelt und so lebendig geworden
sind. Die großen See-Ungetüme stellen davon das
Allgemeine dar, aus dem das Besondere hervorgeht, und unter dem es
steht. Nichts im Weltall kann entstehen und bestehen, ohne daß
es sich unter ein Gemeinsames ordne. Bei den Propheten werden einige
Male die großen See-Ungetüme oder Walfische erwähnt
und bedeuten auch dort das Allgemeine der Wissensdinge. So wird
Pharao, der König Ägyptens, der die menschliche Weisheit
oder Einsicht vorbildet – das heißt das Wissen im
allgemeinen –, als ein solches Ungetüm bezeichnet: „Siehe
Ich bin wider dich, Pharao, König von Ägypten, du großes
Ungetüm, das da lagert inmitten seiner Ströme, das da
spricht: Mein Strom ist es, und ich habe mich reich gemacht“
(Ez.29/3).
22. Und Gott segnete sie und sprach: Seid
fruchtbar und mehret euch und füllet die Wasser in den Meeren,
und die Vögel sollen sich mehren auf Erden.
Alles was Leben vom HERRN in sich hat, befruchtet und vermehrt sich
bis ins Unermeßliche. Während des leiblichen Lebens des
Menschen geschieht dies nicht so offensichtlich, umso erstaunlicher
tritt es im anderen Leben hervor. Das Wort befruchten bezieht
sich in der Bibel auf alles, was zur Liebe, und das mehren auf
alles, was zum Glauben gehört. Die Frucht der Liebe enthält
Samen, durch den sie sich so stark vermehren kann; und so bedeutet
auch der Segen des HERRN Befruchtung und Vermehrung, denn aus ihm
entspringt sie.
23. Und es war Abend, und es war Morgen der fünfte
Tag.
24. - 25. Und Gott sprach: Die Erde bringe hervor
die lebendige Seele nach ihrer Art, Vieh und Kriechtier und das wilde
Tier der Erde nach seiner Art. Und es ward also. Und Gott machte das
wilde Tier der Erde nach seiner Art, und das Vieh nach seiner Art,
und alles Kriechtier auf dem Erdboden nach seiner Art. Und Gott sah,
daß es gut war.
Wie der Erde ohne Saat nichts entsprießen kann, so kann auch
der Mensch nichts Gutes hervorbringen, ehe ihn die
Glaubenserkenntnisse eingesät sind, die ihn wissen lassen, was
er glauben und tun soll. Sache des Verstandes ist es, das Göttliche
Wort zu hören, Sache des Willens, es zu tun. Hören und
nicht tun, heißt Wille und Verstand trennen, und wer so das
Gemüt zerreißt, wird vom HERRN ein Tor genannt: „Jeden
nun, der diese meine Worte hört und tut, will ich einem klugen
Manne vergleichen, der sein Haus auf den Felsen baute... und jeder,
der diese Meine Worte hört und nicht tut, will Ich einem Klugen
Manne vergleichen, der sein Haus auf den Sand baute“
(Matth.7.24.29). Es wurde bereits gezeigt, daß durch
Wassertiere und Vögel die Dinge des Verstandes bezeichnet
werden. Hier wird nun alles, was zum Bereich des Willens zählt,
gekennzeichnet als lebendige Seele, welche „die Erde
hervorbringen soll, und als Vieh und Kriechtier und das wilde Tier
der Erde.
So bezeichneten die Menschen der ältesten Zeiten die Dinge des
Verstandes und des Willens. Bei den Propheten und allenthalben im
Alten Testament bilden deshalb die Tiergattungen ähnliches vor.
Es gibt zweierlei Arten Tiere: Die Bösen, das heißt
schädlichen, die guten, nämlich die nützlichen und
zahmen. Das Böse im Menschen wird beispielsweise durch Bären,
Wolfe und Hunde bezeichnet, das Gute und sanfte u.a. durch Stiere,
Schafe und Lämmer. Die Tiere – da es sich um die
Wiedergeburt handelt, sind es gute und sanfte – bedeuten die
Neigungen; Begierde und Wollüste, die niedriger und
körpergebundener sind, werden das wilde Tier der Erde
genannt.
Auch aus folgendem kann man entnehmen, daß diese beiden Verse
Geheimnisse der Wiedergeburt enthalten: Zuerst heißt es, „die
Erde bringe die lebendige Seele... das Vieh..., und das wilde Tier
der Erde“, während im folgenden Vers in anderer Ordnung
gesagt wird, „Gott machte das wilde Tier der Erde... und das
Vieh...“. Der Mensch tut nämlich solange das Gute wie
aus sich selbst, bis er die himmlische Stufe erreicht hat; so beginnt
die Wiedergeburt beim äußeren und schreitet und schreitet
fort zum inneren Menschen. Darum ist im Unterschied zu Vers 24 in
Vers 25 die Anordnung so, daß die Vorbildung des Äußeren,
das wilde Tier der Erde, voran geht.
Hieraus ergibt sich nun der fünfte Zustand: der Mensch äußert
sich aus einen dem Verstande zugeordneten Glauben, aus dem er sich im
Wahren und Guten bestärkt. Was nun aus ihm hervorgeht, ist
beseelt, und wird Fische des Meeres und Vögel des
Himmels genannt. Die Äußerungen und Taten des Menschen
auf der sechsten Stufe der Wiedergeburt gehen aus diesem Glauben
hervor, dann aber auch aus der dem Willen zugeordneten Liebe, darum
wird alles aus ihm Hervorgehende jetzt mit lebende Seele und
Tier bezeichnet. Und weil er nun beginnt, wie aus dem Glauben
so auch zugleich aus Liebe zu handeln, wird er zum geistigen
Menschen, Bild genannt.
26. Und Gott sprach, lasset Uns Menschen machen in
Unser Bild, nach Unserer Ähnlichkeit, und sie sollen herrschen
über die Fische des Meeres, die Vögel des Himmels, über
das Vieh und die ganze Erde, und über alles Kriechende, das auf
der Erde sich regt.
Der Ältesten Kirche erschien der HERR wie ein Mensch und sprach
mit ihr von Angesicht zu Angesicht,1 Darum nannte man nur
Ihn und was Ihm angehörte Mensch, nicht sich selbst; und mit dem
Begriff des Menschen, das heißt des HERRN, verbanden sie allein
das, von dem sie innewurden, daß es vom HERRN stammt, wie alles
Gute der Liebe und Wahre des Glaubens. Bei den Propheten wird aus
diesem Grunde im höchsten Sinne unter Mensch und unter
„Sohn des Menschen“ der HERR verstanden, im inneren Sinn
aber die Weisheit und Einsicht, folglich Wiedergeborene. Daher
erschien der HERR den Propheten als Mensch, wie dem Ezechiel: „Und
oben über der Ausbreitung, welche war über ihrem Haupte,
war es anzusehen wie Saphirstein, mit etwas wie einem Thron darauf;
und auf dem, was wie ein Thron aussah, war eine Gestalt, wie ein
Mensch anzusehen, oben darauf“ (Ez.1/26). Auch dem Propheten
Daniel erschien einer, der „der Menschensohn“ oder –
was dasselbe ist – „der Mensch“ genannt wird. Der
HERR nennt sich auch selbst des öfteren den Menschensohn oder
Menschen, und wie bei Daniel weissagt Er von seinem Kommen in
Herrlichkeit: „Dann werden alle Stämme der Erde... des
Menschen Sohn kommen sehen auf Wolken des Himmels mit Kraft und
großer Herrlichkeit“ (Matth. 24/30)
1) Gemeint ist zweifellos jener
Zustand unmittelbarsten Innewerdens, von dem auf diesen Seiten im
Zusammenhang mit der Ältesten Kirche des öfteren die Rede
ist. Vor dem Fall lebten die Menschen noch in der ungebrochenen Schau
des Göttlichen und der geistigen Welt – natürlich
angepaßt an ihren immerhin irdischen Zustand. Später engte
sich die Schau immer mehr ein, zuletzt beschränkte sie sich auf
die Propheten, und auch sie sahen und hörten nur noch durch
den Schleier der sündhaften Natur hindurch.
Die Älteste Kirche verstand unter dem Bilde Gottes weit mehr,
als sich sagen läßt. Der Mensch ist sich gar nicht bewußt,
daß er vom HERRN durch Engel und Geister geleitet wird und bei
jedem Menschen mindestens zwei Geister und zwei Engel zugegen sind.
Die Geister verbinden den Menschen mit der Geisterwelt, die Engel mit
dem Himmel. Allein durch diese Gemeinschaft mit Geisterwelt und
Himmel – und letztlich durch den Himmel mit dem HERRN –
kann der Mensch überhaupt leben. Sein Leben hängt völlig
von dieser Verbindung ab, und er ginge in dem Augenblick zu Grunde,
da jene Geister und Engel sich zurückzögen. Vor seiner
Wiedergeburt wird jedoch der Mensch gänzlich anders regiert als
danach. Böse Geister beherrschen ihn so sehr, daß die
Engel – obwohl gegenwärtig – kaum mehr vermögen,
als ihn vor dem Sturz ins äußerste Böse zu bewahren
und ihn wenigstens zu einem gewissen Guten zu lenken – durch
seine eigenen Begierden zum Guten und durch Sinnestäuschungen
zum Wahren. In diesem Zustand ist also der Mensch durch Geister in
Verbindung mit der Geisterwelt, jedoch nicht mit dem Himmel, weil ihn
die Bösen Geister beherrschen, während ihn die Engel
lediglich vom Bösen abzulenken suchen. Nach der Wiedergeburt
aber herrschen die Engel und flößen ihm alles Gute und
Wahre und zugleich einen Schauer vor dem Bösen und Falschen ein.
So führen nun zwar die Engel den Menschen, erfüllen aber
damit nur ihren Dienst, denn der HERR allein ist es, der durch
Geister und Engel den Menschen leitet. Im Hinblick auf diesen Dienst
der Engel heißt es hier, Vers 26 in der Mehrzahl: lasset Uns
Menschen machen in unser Bild. Da es jedoch im strengsten Sinne
der HERR allein ist, der den Menschen regiert und in Ordnung bringt
(disponit), wird im folgenden Vers 27 die Einzahl gebraucht: „Gott
schuf den Menschen in sein Bild“. Dies sagt der HERR auch
bei Jesaja: „So sprach Jehovah, dein Erlöser und dein
Bildner von Mutterleib an: Ich Jehovah mache Alles, spanne die Himmel
aus, Ich allein breite die Erde aus von Mir selbst (Jes. 44/24). Die
Engel bekennen auch, daß sie selbst keinerlei Macht haben,
sondern allein vom HERRN her handeln können.
Was nun das Bild betrifft, so ist es nicht Ähnlichkeit,
sondern nach der Ähnlichkeit geschaffen: lasset Uns
Menschen Machen in unser Bild, nach Unserer Ähnlichkeit. Der
geistige Mensch ist Bild, der himmlische Mensch aber
Ähnlichkeit oder Ebenbild Gottes. Dieses Kapitel
nun handelt vom geistigen, das nächste vom himmlischen Menschen.
Der geistige Mensch – Bild Gottes – wird vom HERRN „Sohn
des Lichtes“ und Freund genannt: „Wer in der Finsternis
wandelt, weiß nicht, wohin er geht. Solange ihr das Licht habt,
glaubet an das Licht, auf daß ihr Söhne des Lichtes
werdet“ (Joh. 12/35 ff). „Ihr seid meine Freunde, wenn
ihr tut, was Ich euch gebiete...“ (Joh. 15/14 ff). Der
himmlische Mensch aber als “Ähnlichkeit” wird “Kind
Gottes” genannt: „Wieviele Ihn aber aufnahmen, denen gab
er Macht, Gottes Kinder zu werden, denen, die an Seinen Namen
glauben, welche nicht aus dem Geblüt, noch aus dem Willen eines
Mannes, sondern aus Gott geboren sind“ (Joh. 1/12 ff).
Bei geistigen Menschen geht der Impuls zu seiner Beherrschung von
seinem Äußeren aus zum Inneren. Darum heißt es hier:
Sie sollen herrschen über die Fische des Meeres, die Vögel
des Himmels, über das Vieh und die ganze Erde, und über
alles Kriechende, das auf der Erde sich regt. Wenn aber der
Mensch himmlisch wird und das Gute aus Liebe tut, dann geht dieser
Impuls zur Beherrschung von seinem Inneren aus bis zum Äußeren.
So schreibt der HERR sich selbst und zugleich den himmlischen
Menschen, Seine Ähnlichkeit, bei David: „Du machest ihn
zum Herrscher über Deiner Hände Werk, alles hast du unter
seine Füße gelegt: Kleinvieh und Rinder allzumal und auch
das Vieh des Feldes, die Vögel des Himmels und des Meeres
Fische, und was der Meere Pfade durchzieht“ (Ps. 8/7-9). –
Hier werden zuerst die Tiere, dann die Vögel und schließlich
die Fische des Meeres genannt, weil beim himmlischen Menschen die
Liebe herrscht, die dem Willen verbunden ist, im Unterschied zum
geistigen Menschen. Bei dessen Beschreibung gehen die Fische und
Vögel, die dem Gebiet Verstand-Glaube entsprechen, den anderen
Tieren voran.
27a. Und Gott schuf den Menschen in sein Bild, in
das Bild Gottes schuf Er ihn.
Hier wird darum zweimal von Bild gesprochen, weil der dem
Verstande angehörende Glaube Sein Bild genannt wird, die
dem Willen zugehörende Liebe aber Bild Gottes heißt.
Diese Liebe folgt im geistigen Menschen an zweiter Stelle, während
sie im himmlischen Menschen die Führung hat.
27b. Als Mann und Weib schuf er sie.
In der Ältesten Kirche war noch sehr genau bekannt, was im
inneren Sinne unter Mann und Weib zu verstehen ist, während bei
ihren Nachkommen mit der Kenntnis des tieferen Sinnes des Wortes1
auch dieses Geheimnis verloren ging.
1) Nach Swedenborg wurde der
Ältesten Kirche Gottes Wort durch unmittelbares Innewerden –
ohne schriftliche Fixierung – zuteil. Erst nach dem Fall wurde
im Zuge der Einengung des Innewerdens, der Inspiration, auf einzelne
Menschen – Priester, Seher und Propheten – eine
schriftliche Offenbarung des Göttlichen Wortes notwendig. Es
entstand zunächst das „Alte Wort“, dem die Kapitel 1
bis 11 der Genesis entstammen.
Die Menschen der Ältesten Kirche fanden ihr höchstes Glück
und ihre größten Freuden in der Ehe und bildeten alles
nach, was sich nur irgend davon darstellen ließ, um dadurch das
Glück der Ehe noch bewußter zu erfahren. Sie waren
innerliche Menschen und freuten sich daher nur an inneren Dingen. Das
Äußere bedeutete ihnen nichts, sie nahmen es nur mit den
Augen auf, dachten aber dabei an das, was es an Innerem vorbildete,
d.h. was sich davon auf Inneres beziehen ließ. Von diesem
Inneren schlossen sie auf das Himmlische, und so letztlich auf den
HERRN, der ihnen alles bedeutete, und ebenso auf die himmlische Ehe,
die sie als Quelle ihres ehelichen Glückes inne wurden. Aus
ihrer Kenntnis des inneren Sinnes bezeichneten sie den Verstand des
geistigen Menschen als das männliche und seinen Willen als das
weibliche Prinzip, das harmonische Zusammenwirken beider als Ehe. Von
dieser Ältesten Kirche leitet sich die später übliche
Ausdrucksform her, die Kirche wegen ihrer Neigung zum Guten „Tochter“
und „Jungfrau“ zu nennen: „Tochter Zion, Jungfrau
Jerusalem“ oder auch „Weib“.1
1) Man vergleiche dazu das
zweite Kapitel bei Vers 23 sowie Kapitel 3,15.
28. Und Gott Segnete sie, und Gott sprach zu
ihnen: Seid fruchtbar und mehret euch und füllet die Erde und
machet sie euch untertan und herrschet über die Fische des
Meeres und die Vögel des Himmels und über alles Lebendige,
das sich auf Erden regt.
In der Ältesten Kirche hieß man die Verbindung von
Verstand und Willen – von Glaube und Liebe – eine Ehe und
nannte daher alles Gute, was aus dieser Ehe hervorging, „Befruchtung“
und alles Wahre aus ihr „Vermehrung“. Wenn Verstand und
Wille, Glaube und Liebe vermählt sind, nennt der HERR den
Menschen ein „vermähltes Land“: „Man wird zu
dir nicht mehr sagen: Verlassene, und von deinem Land: Wüste,
sondern man wird dich nennen: mein Wohlgefallen, und dein Land :
vermählt, denn Jehovah hat Sein Wohlgefallen an dir, und dein
Land wird vermählt werden“ (Jes. 62/4). Die Früchte
des Wahren aus dieser Verbindung heißen „Söhne“,
die des Guten „Töchter“, und „erfüllet“
ist die Erde, wenn viel Wahres und Gutes vorhanden ist; denn das Gute
und das Wahre wächst ins Unermeßliche, wenn der HERR
„segnet und spricht“: „Das Reich der Himmel ist
gleich einem Senfkorn, das ein Mensch nahm und auf sein Feld säte,
das zwar kleiner ist als alle Samen, wenn es aber herangewachsen ist,
so ist es größer als alle Kohlkräuter und wird ein
Baum, so daß die Vögel des Himmels kommen und in seinen
Zweigen nisten“ (Matth. 13/31 f). Das Senfkorn ist das Gute des
natürlichen Menschen ehe er geistig wird, der kleinste von allen
Samen, weil der natürliche Mensch Gutes aus sich selbst zu tun
meint, von ihm selbst aber kommt nur Böses; weil er sich jedoch
im Zustand der Wiedergeburt befindet, so hat er doch schon ein
gewisses Gutes, wenn auch das kleinste von allem Guten. Später
jedoch, sobald sich Glaube und Liebe zu verbinden beginnen, wächst
es zur Größe eines „Kohles“, um schließlich
nach geschehener Verbindung zu einem „Baum“ zu werden, in
dessen Zweigen die Vögel des Himmels nisten. Die „Zweige“
bedeuten das Wissen, die „Vögel“ Wahres oder Dinge
der Einsicht.
Weil der Mensch geistig ist oder wird, steht er im Kampf und darum
heißt es: „Machet euch die Erde untertan und
herrschet“.
29. Und Gott sprach: Siehe, Ich gebe euch alles
Kraut, das Samen säet, auf den Angesichten der ganzen Erde, und
jeglichen Baum, an dem Frucht ist, der Baum, der Samen hervorbringt,
sei euch zur Speise.
Der himmlische Mensch findet seine Freude allein an himmlischen
Dingen, die sich seinem Leben verbinden und darum himmlische Speise
genannt werden. Der geistige Mensch erfreut sich an Geistigem,
geistiger Speise, welche mit seinem Leben übereinstimmt, der
natürliche aber an Natürlichem, und seine Speise besteht
hauptsächlich aus Wissensdingen, denn diese sagen seinem Leben
zu. Hier wird vom geistigen Menschen gesprochen, und seine geistige
Nahrung durch entsprechende Bildungen der Natur beschrieben: Kraut,
das Samen säet, jeglicher Baum, an dem Frucht ist,
oder allgemein Baum, der Samen hervorbringt.
Alles auf einen Nutzen gerichtetes Wahre wird im Kraut, das Samen
säet dargestellt, und im Fruchtbaum das Gute des
Glaubens, dessen Frucht der HERR dem himmlischen Menschen schenkt.
Dem geistigen Menschen aber soll der Samen tragende Baum zur
Speise dienen, denn ihm gibt der HERR den Samen, aus dem neue Frucht
hervorgehen kann. Das folgende Kapitel handelt vom himmlischen
Menschen und wird deutlich machen, daß die himmlische Speise
Frucht vom Baume genannt wird.
30: Und allem Wild der Erde und allen Vögeln
des Himmels, und allem, was sich auf der Erde regt, in dem eine
lebendige Seele ist, gebe Ich alles Gras und Kraut zur Speise. Und es
ward also.
Hier wird die natürliche Speise des Menschen auf der sechsten,
geistigen Stufe der Wiedergeburt beschrieben. Sein Natürliches,
das Äußere seines Geistes, wird durch das Wild der Erde
und alle Vögel des Himmels bezeichnet, denen alles
Gras und Kraut als Nahrung dienen soll; in den Psalmen wird
sowohl geistige als auch natürliche Nahrung erwähnt:
„Jehovah läßt Gras sprossen für die Tiere und
Kraut zum Dienste des Menschen, damit Speise aus der Erde hervorgehe“
(Ps. 104/14).
Es hat einen bestimmten Grund, daß dem natürlichen
Menschen nur „Gräser“, „Kräuter“
und der gleichen zur Speise dienen soll. Während der Mensch
wiedergeboren und geistig wird, liegt er in beständigem Kampf,
daher der Ausdruck ´Kämpfende Kirche`. Vor der
Wiedergeburt wird der Mensch völlig von seinen Begierden
beherrscht, weil er ja aus lauter Begierden und den daraus
resultierenden Falschheiten zusammengesetzt ist, die bei der
Wiedergeburt nicht plötzlich ausgetilgt werden können. Das
hieße nämlich, den ganzen Menschen vernichten, der sich
außer seinen Begierden gar kein Leben aufgebaut hat. Lange
dürfen daher böse Geister bei ihm bleiben, seine Begierden
anfachen und sie auf der verschiedenste Weise deutlich und bewußt
machen, damit der HERR sie dann zum Guten umbiegen und den Mensachen
wiedergebären kann.
Die bösen Geister haben den größten Haß gegen
alles Gute und Wahre, das zur Liebe und zum Glauben gegenüber
dem HERRN gehört und allein gut und war ist, weil Ihm ewiges
Leben innewohnt. Zur Zeit des Kampfes lassen sie dem Menschen keine
andere Nahrung, als was den Gräsern, Kräutern und
dergleichen verglichen werden kann. Der HERR aber gewährt ihm
auch Speise, nämlich Ruhe und Frieden der Seele mit ihren
Freuden und Seeligkeiten, eine Speise, die dem samentragenden Kraut
und Fruchtbaum verglichen wird und dem Menschen von Zeit zu Zeit
zuteil wird. Der Haß der Geisterwelt gegen alles, was beim
Menschen zur Liebe und zum Glauben gegenüber dem HERRN gehört,
ist derart mörderisch und unbeschreiblich, daß der Mensch
auf der Stelle zu Grunde ginge, würde er nicht in jedem
einzelnen Augenblick vom HERRN beschützt. Daß sich die
Sache ganz gewiß so verhält, kann ich versichern, da ich
nun schon eine Reihe von Jahren zugleich im Leibe und bei den
Geistern im anderen Leben weilte und von bösen, ja den
allerschlimmsten, zuweilen zu Tausenden, umringt war. Sie dürften
ihre Gifte gegen mich ausschütten und mich auf alle mögliche
Weise anfechten, konnten mir aber nicht ein Haar krümmen, so gut
beschützte mich der HERR.
Die Erfahrung so vieler Jahre unterrichtete mich sehr genau über
das Wesen der Geisterwelt und auch über den Kampf, den alle
notwendigerweise bestehen müssen, die wiedergeboren werden und
die Seligkeit des ewigen Lebens erlangen wollen. Niemand aber wird
durch eine allgemeine Schilderung ausreichend belehrt, um einen über
alle Zweifel erhabenen Glauben zu erlangen. Daher soll unter dem
Walten der göttlichen Barmherzigkeit im folgenden von
Einzelheiten die Rede sein.
31. Und Gott sah alles, was Er gemacht hatte, und
siehe, es war sehr gut. Und es war abend und es war Morgen, der
sechste Tag.
Hier heißt es zum erstenmal sehr gut, weil jetzt Glaube
und Liebe und alles, was ihnen angehört, eins geworden ist. So
hat nun Geistiges und Himmlisches eine Ehe gebildet.
Alles, was den Glaubenserkenntnissen angehört, heißt
geistig, und alles der Liebe zum HERRN und zum Nächsten
angehörende heißt Himmlisch. Dieses bezieht sich auf den
Willen, jenes auf den Verstand des Menschen.
Im allgemeinen und besonderen sind bei der Wiedergeburt des Menschen
sechst Stufen zu unterscheiden, die sechs Schöpfungstage. Was
zuerst nicht Mensch genannt zu werden verdient, wird aus kleinsten
Anfängen stufenweise immer mehr, bis zum sechsten Tag, wo
es zum Bilde Gottes wird.
Während der ganzen Wiedergeburt kämpft der HERR beständig
für den Menschen gegen das Böse und falsche und bestärkt
ihn durch diese Kämpfe im Wahren und Guten. Diese Zeitperiode
ist die Zeit des Wirkens des HERRN. Deshalb heißt der
Wiedergeborene bei den Propheten ein „Werk der Finger Gottes“.
Ruhe tritt erst ein, wenn die Liebe die oberste Stelle eingenommen
hat. Ist das Werk soweit gediehen und der Glaube mit der Liebe
verbunden, so heißt es „sehr gut“, weil dann der
Mensch als Ähnlichkeit Gottes allein vom HERRN bewegt wird.
Gegen Ende des sechsten Tages weichen die bösen Geister von ihm,
und gute treten an ihre Stelle, er wird in den Himmel oder ins
himmlische Paradies eingeführt. Davon handelt das 2. Kapitel.
Schlußbemerkungen zum ersten Kapitel
Dies ist nun der innere Sinn des Göttlichen Wortes, sein
eigenstes Leben, das freilich aus dem Wortlaut nirgends ersichtlich
ist. Aber der Geheimnisse sind so viele, daß viele Bände
zu ihrer Erklärung nicht ausreichen würden. Hier ist nur
sehr wenig davon und zwar das ausgeführt worden, welches
bestätigt, daß es sich um die Wiedergeburt handelt, und
daß diese vom Äußeren zum inneren Menschen vor sich
geht. So verstehen die Engel das Wort Gottes. Von der buchstäblichen
Bedeutung der Bibel wissen sie gar nichts und verstehen nicht ein
einziges Wort nach seiner nächst liegenden, irdischen Bedeutung,
gar nicht zu reden von den Namen der Länder, Städte, Flüsse
und Personen, die in den geschichtlichen und prophetischen Schriften
so oft vorkommen. Sie haben bloß von dem eine Vorstellung, was
durch diese Wörter und Namen bezeichnet wird. Unter Adam im
Paradies beispielsweise verstehen sie die Älteste Kirche, und
nicht einmal die Kirche selbst, sondern deren Glauben an den HERRN.
Bei Noah denken sie an die Kirche, die bei den Nachkommen verblieb
und bis Abrahams Zeit bestand, und Abraham selbst ist für sie
keineswegs die geschichtliche Gestalt, sondern der seligmachende
Glaube, den er darstellte. So ist für die Engel die Bibel voll
geistiger und himmlischer Dinge, wobei sie von Wörtern und Namen
ganz absehen.
Als ich einmal in der Bibel las, sprachen einige Engel aus dem ersten
Vorhof des Himmels mit mir und sagten, sie verstünden kein Wort,
ja keinen Buchstaben darin, sondern nur deren nächstliegenden
inwendigeren Sinn. Diesen schilderten sie als so schön, von so
harmonischer Ordnung und so anregend für sie, daß sie es
als Herrlichkeit bezeichneten.
In der Bibel finden sich im allgemeinen vier verschiedene Stylarten:
Erstens die Ausdrucksweise der Menschen der Ältesten Kirche, die
an Geistiges und Himmlisches dachten, wenn sie das vorbildliche
Irdische und weltliche nannten. Um dieses Geistige und Himmlische
lebendiger zu machen, stellten sie es nicht nur durch entsprechende
Bilder dar, sondern brachten es auch in die Form gleichsam
fortlaufenden Geschichten, an denen sie die größte Freude
hatten. Diese Art der Darstellung wird bei David „Rätsel
aus der Vorzeit“ genannt (Ps. 78/2), und auf das gleiche
beziehen sich die Worte der Weissagung Channas: „Redet hohes,
ja Hohes, es gehe Altes aus eurem Munde“ (1. Sam. 2/3). Die
Geschichten von der Schöpfung, vom Garten Eden bis zur Zeit
Abrahams waren von den Nachfahren der Ältesten Kirche auf Moses
gekommen.
Als zweites folgt der geschichtliche Stil, der die Bücher Mose
von der zeit Abrahams an, die Bücher Josua, Richter, Samuel und
Könige umfaßt. In ihnen verhält sich das
Geschichtliche ganz so, wie es im Buchstaben erscheint, doch enthält
jede Einzelheit im inneren Sinne etwas ganz anderes. Davon soll
vermöge der göttlichen Barmherzigkeit des HERRN im
folgenden der Reihe nach die Rede sein.
Der dritte Stil ist als prophetische zu bezeichnen. Er leitet sich
vom stil der Ältesten Kirche her, den man hoch schätzte,
hat jedoch nicht die Form fortlaufender Geschichten wie jener,
sondern ist abgerissen und kaum je verständlich. Nur im inneren
Sinne enthält er die tiefsten Geheimnisse, die in schöner
Ordnung verbunden aufeinander folgen und sich beziehen auf den
Äußeren und den inneren Menschen, auf die verschiedene
Zustände der Kirche, auf den Himmel und im innersten Sinne auf
den HERRN.
Der vierte Stil der der Psalmen Davids, er hält die Mitte
zwischen dem prophetischen Stil und der Alltagssprache. Unter dem
Bilde des Königs David handeln die Psalmen im inneren Sinne vom
HERRN.
*
Das zweite
Kapitel des Buches Genesis
Der Einblick in die geistige Welt
„Die Göttliche Barmherzigkeit des HERRN hat mir die Gabe
verliehen, den inneren Sinn der Heiligen Schrift zu verstehen, der
die tiefsten Geheimnisse enthält, die zuvor von niemandem
erkannt wurden, und die auch nicht erkannt werden können,
solange man nicht um die Verhältnisse im anderen Lehen weiß.
Auf diese bezieht sich nämlich der innere Sinn des Wortes
größtenteils, auf sie zielt er ab und sie enthält
er. Daher darf ich nun eröffnen, was ich während etlicher
Jahre im Verkehr mit Geistern und Engeln hörte und sah.
Ich bin mir darüber klar, daß viele einwenden werden,
niemand könne mit Geistern und Engeln reden, solange er in
seinem Körper lebt, während andere es für Einbildung
halten werden oder meinen, ich hätte diese Dinge berichtet, um
Glauben zu erhaschen und anderes mehr. Aber dergleichen kümmert
mich nicht, denn ich habe gesehen, gehört
und gefühlt.“
Der HERR hat den Menschen so geschaffen, daß er schon während
seines körperlichen Lebens mit Geistern und Engeln reden
könnte, wie das auch in den ältesten Zeiten geschah. Denn
der Mensch gehört zu ihnen, ist er doch nichts als ein mit
einem stofflichen Körper umkleideter Geist. Im Laufe der Zeit
wurde dieser Weg verschlossen, weil die Menschen sind so ins
leibliche und Weltliche versenkten, daß sie sich beinahe um
nichts anderes mehr kümmerten. Tritt aber das Leibliche, dem
der Mensch verhaftet ist, in den Hintergrund, so wird der Weg
geöffnet, und der Mensch befindet sich unter Geistern und lebt
mit ihnen zusammen.
Der Inhalt des ersten Teiles
Nachdem aus dem toten, das heißt bloß natürlichen
der geistige Mensch entstanden ist, wird nun in Vers 1 dargestellt,
wie er aus einem geistigen zum himmlischen Menschen wird. In Vers 2
und 3 wird durch den siebenten Tag, an dem der HERR ruht, der
himmlische Mensch dargestellt, und was bei diesem Wissen und
Vernunft bildet, wird durch Gesträuch und Kraut beschrieben,
das aus dem vom Dunst bewässerten Boden hervorsprießt,
Vers 5 und 6. Sein Leben wird in Vers 7 bezeichnet durch das
Einhauchen der Seele der Leben und seine Einsicht durch den
Garten Eden gen Osten. Die Bäume des Gartens, lieblich
anzusehen, sind die Erkenntnisse des Wahren, und die Bäume,
gut zur Speise, die Erkenntnisse des Guten, die er empfängt:
Die Liebe wird durch den Baum des Lebens, der Glaube durch den Baum
der Erkenntnis in Vers 8 und 9 dargestellt.
Der Strom im Garten, der sich in vier Hauptadern teilt, bezeichnet
die Weisheit. Der erste Flußlauf ist das Gute und Wahre, der
zweite die Erkenntnis all dessen, was dem Guten und Wahren, der
Liebe und dem Glauben des inneren Menschen angehört. Der dritte
Strom bedeutet die Vernunft, der vierte das Wissen; Sie sind Teil
des Äußeren, des himmlischen Menschen. Alle vier Ströme
werden aus dem Hauptstrom, der Weisheit, gespeist, und diese aus der
Liebe und dem Glauben an den HERRN, Vers 10-14.
Der himmlische Mensch ist in der Tat ein solcher Garten weil er
nicht sich selbst, sondern dem HERRN gehört, darf er zwar die
Früchte des Gartens genießen, sie aber nicht besitzen,
Vers 15. Es ist ihm auch erlaubt, aufgrund dessen, was er vom HERRN
an Erkenntnissen empfängt, innezuwerden was gut und wahr ist,
nicht aber soll er aus sich und aus der Welt, das heißt durch
Sinnliches und durch natürliches Wissen, in die Geheimnisse des
Glaubens einzudringen suchen. Die Folge davon wäre, daß
sein Himmlisches stürbe, Vers 16, 17.
Die Auslegung
Dieses Kapitel handelt vom himmlischen Menschen, nachdem das vorige
geschildert hat, wie aus dem „toten“ der geistige Mensch
gebildet wurde. Weil man aber heutzutage nicht weiß, was der
himmlische Mensch ist, auch kaum ahnt, was der geistige und was der
„tote“ Mensch ist, so darf ich hier kurz die
Unterschiede anführen.
Erstens: Der tote Mensch erkennt kein anderes
Wahres und Gutes an als leibliches und Weltliches, und dieses betet
er auch an. Der geistige Mensch erkennt das geistige und himmlische
Wahre und Gute an, jedoch wesentlich nicht aus der Liehe sondern aus
dem Glauben, der auch sein handeln bestimmt der himmlische Mensch
dagegen nimmt das geistige und himmlische Wahre und Gute gläubig
auf, er erkennt nur den Glauben an, der in der Liebe wurzelt, und
auch handelt aus dieser.
Zweitens: Die Absichten des toten Menschen beziehen
sich lediglich auf das körperliche und weltliche Leben. Er
nimmt weder wahr, was das ewige Leben, noch was der HERR ist,
und wenn er es weiß, so glaubt er es doch nicht. Der geistige
Mensch blickt in seinen Zielen auf das ewige Leben und auf diese
Weise auch auf den HERRN, der himmlische Mensch dagegen auf den
HERRN und von daher auf Sein Reich und das ewige Leben.
Drittens: In inneren Kämpfen unterliegt der tote
Mensch beinahe immer, und steht er nicht im Kampf, so ist er
ein Sklave des Bösen und Falschen, das ihn beherrscht. Äußere
Rücksichten halten ihn in Banden: Furcht vor dem Gesetz, vor
Verlust des Lebens, des Vermögens, des Profits und des guten
Rufes.
Auch der geistige Mensch macht innere Kämpfe durch, doch er
bleibt stets siegreich. Innere Bindungen bestimmen sein Handeln: die
Bande des Gewissens. Der himmlische Mensch jedoch steht nicht im
Kampf, und wenn ihn Böses und Falsches anficht, so achtet er es
nicht, darum wird er auch Überwinder genannt. Er ist frei und
wird von keinen ersichtlichen Bindungen bestimmt. Die Erkenntnisse
des Guten und Wahren, die er innewird, sind seine unsichtbaren
Bande.
1. Und es wurden vollendet die Himmel und die
Erde und all ihr Heer.
Hierunter ist zu verstehen, daß der Mensch nun geistig
geworden ist, und zwar so weit, daß er den Zustand des
sechsten Tages erreicht hat. Der Himmel ist sein innerer, die
Erde sein äußerer Mensch, all ihr Heer sind
Liebe, Glaube und deren Erkenntnisse, die früher durch die
großen Lichter und die Sterne bezeichnet wurden. Im vorigen
Kapitel wurden Stellen aus dem Wort angeführt, die deutlich
machen, daß Himmel und Erde den inneren und den äußeren
Menschen bezeichnen. Hier soll noch auf Jesaja 13/12 f und 51/13-16
verwiesen werden, wo es heißt „Du vergaßest
Jehovah, der dich gemacht, der die Himmel ausgespannt und die Erde
gegründet... und Ich lege Meine Worte in deinen Mund und berge
dich im Satten meiner Hand, die Himmel auszuspannen und die Ede zu
gründen“. Auf den Menschen sind also Himmel wie Erde
bezogen. Es ist hier zwar von der Ältesten Kirche die
Rede, allein im inneren Sinne des Wortes gilt alles, was von der
Kirche im allgemeinen gesagt wird auch für jeden einzelnen in
der Kirche, denn er könnte kein Teil von ihr sein, bildete er
nicht selbst eine Kirche, ebenso wie niemand, der nicht ein Tempel
des HERRN ist, das vorstellen kann, was durch den
Tempel des HERRN bezeichnet wird, nämlich Kirche und Himmel.
Deswegen wird denn auch die Älteste Kirche Mensch in der
Einzahl genannt.
Vollendet sind Himmel und Erde und all ihr Heer am sechsten
Tage der Menschwerdung, weil dann Glaube und Liebe verbunden
sind und eins ausmachen, und weil nun anstelle des Glaubens die
Liebe die Hauptrolle zu spielen beginnt, das heißt anstelle
des Geistigen das Himmlische, und eben dies ist das Kennzeichen des
himmlischen Menschen.
2. 3. Und Gott vollendete am siebenten Tage Sein
Werk, das Er gemacht, und ruhte am siebenten Tag von all seinem
Werk, das Er gemacht. Und Gott segnete den siebenten Tag und
heiligte ihn, weil Er an ihm ruhte von all Seinem Werk, das Gott
geschaffen und gemacht.
Der siebente Tag nun ist der Himmlische Mensch, und
weil der HERR sechs Tage am Menschen wirkte, heißt er Sein
Werk. Gott ruhte am siebenten Tag von all seinem Werk,
weil nun alle inneren Kämpfe aufgehört haben, und aus
diesem Grunde wurde der siebente Tag geheiligt und Sabbat,
das heißt Ruhetag, genannt. So ist nun der Mensch geschaffen,
gebildet und gemacht, wie sich deutlich aus Vers 2 und 3
erkennen läßt.
Diese Geheimnisse waren bisher verhüllt, unter anderem aus dem
Grund, weil niemand wußte, was der himmlische, wenige, was der
geistige Mensch ist. Diesen setzte man aus Unkenntnis dem
himmlischen gleich, während doch ein großer Unterschied
besteht. Der siebente Tag oder Sabbat und seine Bedeutung als
Gleichnis des himmlischen Menschen wird auch deutlich in Markus
2/28 „Des Menschen Sohn ist Herr auch des Sabbats“. Dies
schießt letztlich in sich, daß der HERR der Mensch und
der Sabbat selbst ist. Sein Reich in den Himmeln wie auf den Erden
(Swedenborg: „Von den Erdkörpern und ihren Bewohnern“),
wird von Ihm Sabbat, ewiger Friede und Ruhe
genannt. Die Älteste Kirche, von der hier die Rede ist, war
mehr als die späteren Kirchen ein Sabbat des HERRN. Aber auch
jede folgende, ganz innerliche Kirche des HERRN ist ein solcher
Sabbat, also jeder Wiedergeborene, wenn er den himmlischen Zustand
erreicht und so zur Ähnlichkeit des HERRN geworden ist.
Sechs Tage des Kampfes oder der Arbeit gehen diesem Zustand voraus.
In der Jüdischen Kirche wurde diese Wahrheit durch die
Arbeitstage und den siebenten, den Sabbat-Tag, zum Ausdruck
gebracht. Alle Einrichtungen jener Kirche waren nämlich
Vorbildungen des HERRN und Seines Reiches. Etwas ähnliches
bildete auch die Bundeslade vor, wenn sie aufbrach und
wenn sie Halt machte. Ihre Züge durch die Wüste stellten
Kämpfe und Versuchungen dar, ihr Ruhen am Ort den Stand des
Friedens. Daher sprach Moses, wenn die Lade aufbrach „Mache
Dich auf, Jehovah, daß Deine Feinde sich zerstreuen und Deine
Hasser vor Dir fliehen“. Und wenn sie ruhte, sprach er: „Kehre
zurück, Jehovah, zu den Zehntausenden der Tausende Israels!“
(4. Mose 10/35 f). Im gleichen Zusammenhang, Vers 33, heißt es
von der Lade, sie sei vom Berge aufgebrochen, um ihnen eine
Ruhestätte zu erkunden. Jesaja beschreibt die Ruhe des
himmlischen Menschen unter dem Bilde des Sabbat Tages: „Wenn
du am Sabbat deinen Fuß zurückhältst und nicht
deinen Willen tust an Tage meiner Heiligkeit, und wenn du den
Sabbat nennest eine Lust dem Heiligen Jehovahs zu Ehren; wenn du ihn
ehrst, daß du nicht deine Wege tust und deinem Verlangen
nachgehst noch redest eitle Worte: dann wirst du an Jehovah deine
Lust haben, und Ich lasse dich einherfahren über die Höhen
der Erde und will dich speisen mit dem Erbe Jakobs“ (Jes.
58/13 f). Der himmlische Mensch handelt nicht nach seinem eigenen
Verlangen, sondern nach dem Wohlgefallen des HERRN, das zu seinem
Verlangen geworden ist. Daher genießt er inneren Frieden und
Seligkeit, die in der obigen Stelle zum Ausdruck gebracht werden und
durch die Worte „Ich lasse dich einherfahren über die
Höhen der Erde“. Zugleich werden ihm aber auch im Äußeren
Ruhe und Annehmlichkeiten zuteil, wie bezeichnet wird durch die
Worte „Ich will dich speisen mit dem Erbe Jakobs“.
Hier ist zuerst die Rede vom geistigen Menschen, der den Zustand
des sechsten Tages vollendet hat und nun beginnt himmlisch zu
werden: Er ist der Abend des Sabbats und wurde in der Jüdischen
Kirche durch die Heiligung des Sabbats vom vorhergehenden Abend
an vorgebildet. Der eigentlich himmlische Mensch, von dem gleich
nachher gehandelt wird, ist dagegen der Sabbatmorgen.
Weil die inneren Kämpfe des Menschen in dem Augenblick
aufhören, wo er himmlisch wird, heißt er Sabbat
oder Friede. Auch treten nun die bösen Geister zurück,
gute Geister und schließlich himmlische Engel kommen herbei;
sind diese aber einmal zugegen, so können die bösen
Geister niemals mehr erscheinen, sondern müssen weit
entfliehen. Da nicht der Mensch selbst, sondern allein der HERR für
den Menschen gekämpft hat, heißt es Gott ruhte am
siebenten Tag.
Wenn der geistige Mensch himmlisch wird, so heißt er ein Werk
Gottes, weil der HERR allein für ihn gekämpft und ihn
geschaffen, gebildet und gemacht hat. Darum heißt es hier, daß
Gott am siebenten Tage Sein Werk vollendet, und zweimal, daß
Er von all Seinem Werk geruht habe. Bei den Propheten wird
der himmlisch gewordene geistige Mensch allenthalben „ein Werk
der Hände und Finger Jehovahs“ genannt, beispielsweise
bei Jesaja, Kap. 45/11 f, 18, 21, wo der innere Sinn von dem
Wiedergeborenen handelt: „So spricht Jehovah, der Heilige
Israels und sein Bildner: Zeichen erbittet ihr von Mir über
meine Söhne und gebietet Mir über Meiner Hände Werk?
Ich habe die Erde gemacht und den Menschen auf ihr geschaffen. Meine
Hände haben ausgespannt die Himmel, und all ihrem Heer habe Ich
geboten... Denn so spricht Jehovah, der die Himmel hat geschaffen,
Er, der Gott, der die Engel gebildet und gemacht, Er, der sie
befestigt hat, Er hat sie nicht zur Öde erschaffen,
sondern sie gebildet, daß man auf ihr wohnen sollte... Bin Ich
es nicht, Jehovah, und sonst kein Gott außer Mir, ein
gerechter Gott und Heiland, es ist keiner außer mir“.
Hieraus ergibt sich, daß die neue Schöpfung oder
Wiedergeburt das Werk des HERRN allein ist. Die Worte schaffen,
bilden und machen werden mit deutlichen Unterschieden
gebraucht, wie an der zuletzt angeführten Jesaja Stelle:
„der da schafft die Himmel, bildet die Erde und macht sie“,
oder „Jesaja 43/7: „Jeden, der genannt ist nach Meinem
Namen, den habe Ich zu Meiner Herrlichkeit geschaffen, ihn gebildet
und ihn gemacht“. Im gleichen Sinne werden auch in Genesis 1,
diese Worte gebraucht, ebenso nun hier, Gen. 2/2 f, wenn es
heißt, daß Gott von all Seinem Werk ruhte, „das
Gott geschaffen und gemacht“. Im inneren Sinn beziehen sich
diese Worte stets auf verschiedene Vorstellungen. Dasselbe gilt auch
für die Stellen, wo der HERR „Schöpfer“,
„Bildner“ oder Macher“ genannt wird.
4. Dies sind die Geburten der Himmel und der
Erde, als Er sie schuf, an dem Tage, da Jehovah Gott Erde und Himmel
machte.
Die Geburten der Himmel und der Erde sind die Gestaltwerdung
des himmlischen Menschen, und es ergibt sich deutlich auch aus den
folgenden Einzelheiten, daß nun von seiner Bildung die Rede
ist. Es sproßt zum Beispiel noch kein Kraut, und kein Mensch
ist da, den Boden zu Bebauen; dann bildet Jehovah Gott den Menschen,
darauf alle Tiere und die Vögel des Himmels, von denen doch
bereits im vorigen Kapitel die Rede war. Es handelt sich daher hier
um einen anderen, den himmlischen Menschen, wie auch noch daraus
erhellt, daß nun zum ersten Mal Jehovah Gott
genannt wird, während vorher, als vom geistigen Menschen die
Rede war, allein Gott in Erscheinung tritt. Ferner
wird jetzt von Boden und Feld gesprochen, vorher nur
von der Erde. Auch wird in diesem Vers anfangs der Himmel der
Erde und danach die Erde dem Himmel vorangestellt. Und zwar
darum, weil die Erde das Äußere, der Himmel aber das
Innere des geistigen Menschen bedeutet, in dem die Umbildung bei der
Erde, d. h. beim äußeren Menschen, ihren Anfang
nimmt. Hier aber handelt es sich um den himmlischen Menschen, und
bei ihm liegen die Dinge umgekehrt.
5. 6. Und kein Gesträuch des Feldes war noch
auf Erden, und kein Kraut des Feldes sproßte noch, denn
Jehovah Gott hatte noch nicht auf Erden regnen lassen, und noch war
kein Mensch da, den Boden zu bebauen. Und Er ließ einen Dunst
aufsteigen von der Erde und bewässerte alle Angesichte des
Bodens.
So lange der Mensch geistig war, bezeichnete die Erde sein
Äußeres (gemeint ist die äußere oder untere
Region seines Innern, nicht der Körper), nun er himmlisch wird,
dient Boden oder auch Feld als Gleichnis dafür.
Was dieses Äußere des himmlischen Menschen hervorbringt,
wird unter Gesträuche und Kraut des Feldes im
allgemeinen verstanden. Regen und Dunst sind die Ruhe
des Friedens nach der Beendigung des Kampfes.
Diese tieferen Geheimnisse lassen sich in keiner Weise erfassen,
solange man nicht den Zustand des Menschen versteht, der aus einem
geistigen ein himmlischer wird. Im geistigen Menschen will das
Äußere dem Inneren noch nicht folgen und dienen, darum
herrscht noch Kampf, wird er hingegen himmlisch, so folgt und dient
das Äußere dem Inneren, der Kampf hört auf und Ruhe
tritt ein. Regen und Dunst bilden diese Ruhe vor, die
gleich einer feuchten Ausdünstung vom Inneren her das
Äußere des himmlischen Menschen bewässert und
durchströmt. Dieser ruhevolle Friede läßt Gesträuch
und Kraut des Feldes hervorsprießen, wie insbesondere
die Vernunft und Wissensdinge himmlisch geistigen
Ursprungs genannt werden.
Niemand, der den Zustand des Friedens nicht erfahren hat, kann
diesen ruhevollen Frieden verstehen, welcher nach Beendigung des
Kampfes, der Beunruhigung durch Begierden und Falschheiten, im
Äußeren des himmlischen Menschen herrscht; denn dieser
Zustand ist so wonnevoll, daß er alle Vorstellungen
übersteigt. Nicht allein ist jetzt der Kampf beendet,
sondern ein aus tief innerlichem Frieden strömendes Leben regt
den äußeren Menschen so an, daß es unbeschreibbar
ist. Wahres und Gutes aus Glaube und Liebe werden dann geboren und
von der Wonne des Friedens belebt.
7. Und Jehovah Gott bildete den Menschen, Staub
vom Boden, und hauchte ihm den Odem der Leben in seine Nase, und der
Mensch ward zur lebendigen Seele.
Der Mensch, der jetzt gebildet wird - Staub vom Boden
-, ist der äußere Mensch, der bisher noch nicht im
eigentlichen Sinn Mensch war, denn in Vers 5 wurde festgestellt, daß
„noch kein Mensch da war, den Boden zu bebauen“. Wenn es
heißt, Jehovah Gott hauchte ihm den Odem der Leben in seine
Nase so bedeutet es, daß ihm das Leben des Glaubens und
das Leben der Liebe verliehen wird. Und der Mensch ward zur
lebendigen Seele heißt eben, daß nun auch der äußere
Mensch Leben hat.
Es handelt sich hier um das Leben des äußeren himmlischen
Menschen, um das Leben seiner Liebe oder seines Willens, während
in den beiden vorhergehenden Versen vom leben seines Glaubens oder
Verstandes die Rede war. Der äußere Mensch war darum
solange nicht Mensch, weil er dem inneren nicht folgen und dienen
wollte, sondern beständig gegen ihn ankämpfte. Jetzt aber,
himmlisch geworden, beginnt er, dem inneren zu folgen und zu dienen
und wird so auch zum Menschen, und zwar durch das Leben des
Glaubens und der Liebe; das erstere bereitet ihn vor, das Leben der
Liebe macht ihn zum Menschen.
Mit dem Einhauchen in die Nase hat es folgende Bewandtnis: In alten
Zeiten und auch in der Bibel verstand man unter Nase alles,
was angenehm von Geruch war, der Geruch aber bedeutet das
Innewerden. So liest man des öfteren von Jehovah, daß Er
den „Geruch der Ruhe gerochen habe von den Brandopfern“
und zwar in Verbindung mit dem, was Ihn und Sein Reich vorbildet.
Ihm ist alles, was Liebe und Glauben angehört, am
wohlgefälligsten, darum heißt es, daß Er den
Odem der Leben in seine Nase hauchte. Aus dem gleichen Grunde
wird auch der Gesalbte Jehovahs, der HERR, ein „Hauch der
Nase“ genannt (Klagel. Jer. 4/20). Und der HERR selbst
bezeichnete dasselbe durch das Anhauchen der Jünger „Er
hauchte sie an und sprach: Nehmet hin den Heiligen Geist!“
(Joh. 20/22).
Eine weitere Ursache dafür, daß das Leben durch das
Einhauchen und den Odem beschrieben wird, besteht in folgendem. Von
den Menschen der Ältesten Kirche wurden die verschiedenen
Zustände der Liebe und des Glaubens wahrgenommen vermittelst
der verschiedenen Arten der Atmung, die sich jedoch bei ihren
Nachkommen im Laufe der Zeit veränderten. Über dieses
Atmen kann noch nicht mehr gesagt werden, weil diese Dinge
heutzutage ganz verborgen sind und auf Erden noch keiner davon
Kenntnis hat. Die Uralten wußten wohl darum, ebenfalls wissen
es die Menschen im anderen Leben. Daher verglichen sie den Geist
oder das Leben dem Winde, ebenso tut es der HERR, wenn Er von der
Wiedergeburt des Menschen spricht „Der Wind weht wo er will,
und du hörest seine Stimme, weißt aber nicht, woher er
kommt oder wohin er geht. Also ist ein jeglicher, der aus dem Geist
geboren ist“ (Joh. 3/8).
8. Und Jehovah Gott pflanzte in Eden gen Aufgang
einen Garten und setzte darein den Menschen den Er gebildet hatte.
Der Garten bezeichnet die Einsicht, Eden die Liebe,
der Aufgang den HERRN, somit der Garten in Eden gen
Aufgangs die Einsicht des himmlischen Menschen, die durch die
Liebe vom Herrn her in ihn einfließt.
Die Lebensordnung des geistigen Menschen läßt zwar den
HERRN durch den Glauben in alles einfließen, was zu seinem
Verstand, seiner Vernunft und seinem Wissen gehört, weil aber
noch sein äußerer Mensch mit dem inneren kämpft,
scheint die Einsicht nicht vom Herrn her einzuströmen, sondern
aus seinem eigenen Wissen und seiner eigenen Vernunft zu stammen.
Dagegen ist das Leben oder die Lebensordnung des himmlischen
Menschen so geartet, daß der HERR durch die Liebe und den
Glauben der Liebe in alles einfließen kann, was mit seinem
Verstande, seiner Vernunft und seinem Wissen zusammenhängt. Und
weil nun kein Kampf mehr herrscht, so wird der Mensch auch inne, daß
es so ist. Auf diese Weise ist die Ordnung wieder hergestellt, die
beim geistigen Menschen noch umgekehrt war. Der himmlische Mensch
oder seine Ordnung wird ein Garten in Eden gen Aufgang
genannt; und dieser von Jehovah Gott gepflanzte Garten ist im
höchsten Sinne der HERR selbst. Im innersten und zugleich
umfassendsten Sinne ist er das Reich des HERRN und der Himmel, in
den der himmlisch gewordene Mensch gesetzt wird, weil er sich
nun in einem Zustand befindet, daß er bei den Engeln im
Himmel und gleichsam einer unter ihnen ist. Der Mensch ist nämlich
so geschaffen, daß er schon bei Lebzeiten auf Erden zugleich
im Himmel sein kann. Ist das der Fall, dann sind alle seine Gedanken
und Denkvorstellungen, ja seine Worte und Taten vom HERRN her
offen und für Geistiges und Himmlisches aufgeschlossen, denn
das Leben des HERRN ist in ihnen und bewirkt, daß der Mensch
ein deutliches Innewerden hat.
Allenthalben erhellt aus dem Wort, daß der HERR selbst der
Aufgang ist, so bei Ezechiel „Er führte mich zu
dem Tor, einem Tore, das gen Aufgang gerichtet war, und siehe, da
kam die Herrlichkeit des Gottes Israel des Wegs von Aufgang her, und
Seine Stimme war wie die Stimme vieler Wasser, und die Erde
leuchtete von Seiner Herrlichkeit“ (43/1 f). Weil der HERR der
Aufgang ist, war es in der vorbildenden Jüdischen Kirche
vor der Einrichtung des Tempels ein heiliger Brauch, beim Beten das
Angesicht gen Aufgang zu wenden.
9. Und Jehovah Gott ließ aus dem Boden
sprossen allerlei Bäume, lieblich anzusehen und gut zur Speise,
und den Baum der Leben in der Mitte des Gartens, und den Baum der
Erkenntnis des Guten und Bösen.
Hier bedeuten die Bäume das Innewerden; daß sie
Lieblich anzusehen sind, bezeichnet das Innewerden des
Wahren, daß sie gut zur Speise sind, das Innewerden des
Guten, während der Baum der Leben die
Liebe und den daraus entspringenden Glauben darstellt. Der Baum
der Erkenntnis des Guten und Bösen zeigt jenen Glauben an,
der aus den Wahrnehmungen der Sinne oder aus der Wissenschaft
resultiert.
Da es sich hier um den himmlischen Menschen handelt, bedeuten die
Bäume das Innewerden; anders wäre es, wenn vom geistigen
Menschen die Rede wäre, denn die Aussage ist abhängig von
ihrem Gegenstand.
Der Begriff des Innewerdens ist heutzutage unbekannt. Innewerden ist
ein gewisses inneres Gefühl, eine innere Wahrnehmung des Wahren
und Guten, ein Gefühl, das allein vom HERRN ausgeht und
der Ältesten Kirche sehr wohl bekannt war. Die Engel empfinden
es so deutlich, daß sie daraus wissen und erkennen, was wahr
und gut ist, was vom HERRN, und was von ihnen selbst herrührt.
Ja, sie erkennen daraus auch das Wesen eines jeden, der sich ihnen
nähert, und zwar schon aus der Art seines Kommens und aus einer
einzigen seiner Ideen. Der geistige Mensch besitzt kein Innewerden,
sondern nur ein Gewissen, und der tote Mensch hat nicht einmal das.
Die meisten wissen nicht einmal was das Gewissen, geschweige denn,
was das Innewerden ist.
Das Vorzüglichste, das der HERR bei Mensch und Engel besitzt,
ist der Wille, in der Bibel „Herz“ genannt. Wenn der
Baum der Leben – Liebe und aus ihr
entspringender Glaube – in der Mitte des Gartens wächst,
so heißt das, daß er im Willen des innern Menschen
wurzelt. Niemand kann aber aus sich selbst Gutes tun, daher gehören
dieser Wille oder das Herz nicht dem Menschen, auch wenn sie ihm
zugeschrieben werden; nur die Begierde, die er – fälschlich
– als Willen bezeichnet, ist sein eigen. Weil die Mitte des
Gartens, wo der Baum der Leben wächst, diesen Willen
darstellt, der Mensch aber nur Begierden hat, darum bezeichnet
der Baum der Leben auch die Barmherzigkeit des HERRN, der
alle Liebe, allen Glauben und damit alles Leben spendet.
Über die folgenden Begriffe wird unten mehr gesagt werden: Baum
des Gartens (= Innewerden), Baum der Leben (= Liebe und aus ihr
entspringender Glaube) und Baum der Erkenntnis (= Glaube aus
Sinnlichem und aus der Wissenschaft).
10. Und ein Strom ging aus von Eden, den Garten
zu bewässern, und von da teilte er sich in vier Hauptadern.
Der Strom aus Edens bedeutet die Weisheit aus der Liebe, die
durch Eden dargestellt wird, und den Garten bewässern
heißt Einsicht verleihen. Die Aufteilung des Stromes in
vier Hauptadern ist, wie aus dem folgenden hervorgeht, die
Beschreibung der vier Ströme der Einsicht.
Verglichen die Angehörigen der Ältesten Kirche den
Menschen einem Garten, so verglichen sie gleichzeitig auch die
Weisheit und was zu ihr gehört den Strömen, ja, man
verglich nicht nur, sondern benannte sie so; das entsprach
der damaligen Ausdrucksweise. Auch die Propheten drückten
sich so aus, indem sie den Menschen und die Weisheit einmal diesen
Dingen verglichen, ein anderes Mal danach benannten. So bei Jesaja
„Reichst du dem Hungrigen deine Seele dar und sättigst
die Seele des Elenden, so geht dein Licht auf in der Finsternis, und
wie Mittagshelle wird deine Dunkelheit. Und führen wird Jehovah
dich beständig ... und du wirst wie ein bewässerter
Garten sein und wie ein Wasserquell, der nie versiegt“ (58/10
f).
Wenn also die Ältesten den Menschen oder – was dasselbe
ist – sein Inneres einem Garten verglichen, nannten sie dabei
auch die Gewässer und Flüsse, die ihn bewässern
sollten, dem darunter verstanden sie alles, was Wachstum bewirkt.
Wie bereits bemerkt, gehören Weisheit und Einsicht allein dem
HERRN, obwohl sie sich im Menschen zeigen; dies wird deutlich gesagt
in ähnlichen Vorbildungen bei Ezechiel „Und siehe, Wasser
kamen hervor unter der Schwelle des Hauses, nach Osten hin; denn des
Hauses Vorderseite ist gen Osten... Und Er sprach zu mir: Diese
Wasser fließen hinaus zum östlichen Umkreis und laufen
hinab in die Steppe und kommen zum Meer; und werden sie ins Meer
hinausgeführt, so werden die Wasser geheilt. Und geschehen
wird, daß jede lebendige Seele, alles was dort wimmelt, wohin
immer das Wasser der Ströme kommt leben wird... Und an dem Fluß
steigen auf hüben und drüben an seinem Ufer jeglicher Baum
zur Speise. Nicht welkt sein Blatt, und seine Frucht geht nicht zu
Ende. Seinen Monaten gemäß treibt er Erstlinge, denn
seine Wasser gehen aus vom Heiligtum. Und seine Frucht ist zum Essen
und sein Blatt zur Arznei“ (Ez. 47/1, 8, 9, 12). Der HERR ist
hier als der Osten (Aufgang) und als das Heiligtum bezeichnet, aus
dem die Wasser und Ströme hervorgehen. Ganz ähnlich in der
Offenbarung des Johannes „Er zeigte mir einen reinen Strom von
Lebenswasser, glänzend wie Kristall, ausgehend vom Throne
Gottes und des Lammes. Inmitten ihrer Straße und des Stromes
hier und dort der Baum des Lebens, welcher zwölf Früchte
trägt, jeden einzelnen Monat seine Frucht gebend, und die
Blätter des Baumes sind zur Heilung der Völkerschaften
(Offenb. 22/1 f).
11. 12. Der Name des ersten ist Pischon, der
umfließt das ganze Land Chavillah, wo Gold ist. Und das Gold
jenes Landes ist gut. Daselbst findet sich auch Bdellium und der
Stein Schoham.
Der erste Strom, Pischon, bedeutet die Einsicht des Glaubens,
der aus der Liebe entspringt, das Land Chavillah das
Gemüt, während Gold das Gute, Bdellium und
Schoham das Wahre bezeichnen. Gold wird zweimal erwähnt,
weil es das Gute der Liebe und das Gute des aus der Liebe
entspringenden Glaubens darstellt, Bdellium und Schoham
– also zweierlei – werden darum genannt, weil das erste
auf das Wahre der Liebe und zweite auf das Wahre des aus der Liebe
hervorgehenden Glaubens hinweist so geartet ist der himmlische
Mensch.
Wie dies alles sich im inneren Sinn verhält, ist jedoch äußerst
schwer darzulegen, weil es heutzutage unbekannt ist. So weiß
man weder, was aus Liebe entspringender Glaube, noch was Weisheit
und daher rührende Einsicht ist. Äußerliche Menschen
kennen kaum etwas anders als den Glauben und die Wissenschaft,
die sie auch als Einsicht und Weisheit bezeichnen; daher wissen sie
nicht einmal, was Liebe ist, und vielfach haben sie auch nicht die
richtige Vorstellung von Wille und Verstand, und daß beide ein
Gemüt bilden. Alles dies ist jedoch aufs genaueste von einander
abgegrenzt, und der gesamte Himmel ist vom HERRN nach den unzähligen
Unterschieden der Liebe und des Glaubens differenziert geordnet.
Man wisse aber, daß Weisheit allein aus Liebe hervorgehen kann
– also aus dem HERRN –, Einsicht allein aus Glauben –
also aus dem HERNN –, und dementsprechend auch Gutes nur aus
der Liebe und somit aus dem HERRN; auch gibt es keinerlei Wahres,
das nicht dem Glauben, also dem HERRN entspränge. Was nicht aus
Liebe und Glaube, aus dem HERRN, hervorgeht, mag zwar Weisheit und
Einsicht, gut und wahr genannt werden, ist aber unecht.
Es ist üblich im Worte Gottes, daß Gold das Gute
der Weisheit heißt oder der Liebe bezeichnet und vorbildet, so
alles Gold an der Bundeslade, am Tempel, am goldenen Tisch, an den
Leuchtern, Gefäßen und an den Kleidern Aarons; so
heißt es auch bei den Propheten „Durch deine Weisheit
und Einsicht hast du dir Reichtum erworben, hast Gold und Silber
gesammelt in deine Schatzkammern“ (Ez. 28/4). Hier wird
deutlich gesagt, daß aus Weisheit und Einsicht Gold und Silber
oder entsprechend Gutes und Wahres entsteht, denn Silber bedeutet
hier das Wahre, wie auch das Silber an Bundeslade und Tempel. Bei
Jesaja liest man „Die Menge der Kamele wird dich bedecken, die
Dromedare von Midian und Epha; sie alle werden aus Scheba kommen,
Gold und Weihrauch bringen und das Lob Jehovahs verkünden“
(Jer. 60/6). Auch die Weisen aus dem Morgenlande, die zum Jesuskinde
kamen, vor ihm niederfielen und es anbeteten, öffneten ihre
Schätze und brachten ihm als Geschenke „Gold, Weihrauch
und Myrrhen (Matth. 2/11). Gold bedeutet hier ebenfalls das Gute,
während Weihrauch und Myrrhen das Wohlgefällige
bezeichnen, das aus Liebe und Glauben entsteht und auch Lob Jehovahs
genannt wird. Daher heißt es auch bei David: „Er wird
leben, und man wird Ihm von Schebas Golde geben und beständig
für Ihn beten, Ihn segnen jeden Tag!“ (Ps. 72/15).
Das Wahre des Glaubens wird im Worte Gottes auch durch kostbare
Steine vorgebildet, wie sie zum Beispiel am Brustschild des Gerichts
und auf den Schulterstücken von Aharons Ephod befestigt waren.
Das Gold, die Hyazinthfarbe, der Purpur, der zweimal gefärbte
Scharlach und die Baumwolle des Brustschildes bildeten vor, was der
Liebe, die Edelsteine, was dem Glauben angehört, der aus der
Liebe entspringt. Die gleiche Bedeutung kommt den beiden „Steinen
der Erinnerung“ auf den Schulterstücken des Ephods
zu, die aus Schoham (Onyx) bestanden und in Gold gefaßt waren,
2. Mose 28/9 bis 22. Deutlich wird dies bei Ezechiel gesagt, wo von
einem Menschen die Rede ist, der himmlischen Reichtum, Einsicht und
Weisheit besitzt „Voller Weisheit warst du und vollkommen an
Schönheit. In Eden, im Garten Gottes, warst du. Jeglicher
kostbare Stein war deine Bedeckung, Rubin, Topas, Diamant,
Tarschisch, Schoham und Jaspis, Saphir, Chrysopras und Smaragd und
Gold, das Werk deiner Pauken und deiner Pfeifen war in dir, am Tage,
da du geschaffen wardst, wurden sie bereitet. Untadelig warst du in
deinen Wegen vom Tage an, da du geschaffen wardst“ (Ez. 28/12,
13, 15). Es könnte jedem klar sein, daß hier die Steine
nicht Steine, sondern Himmlisches und Geistiges des Glaubens
bedeuten; jeder bildete sogar etwas Wesentliches des Glaubens
vor. Wenn die Menschen der Ältesten Kirche von Ländern
sprachen, dachten sie dabei an deren geistige Bedeutung. So geht es
auch heute noch denen, die sich unter dem Lande Kanaan und dem Berge
Zion den Himmel vorstellen. Wenn diese genannt werden, denken sie
gar nicht an das Land oder den Berg, sondern nur an deren geistige
Bedeutung. Ebenso verhält es sich hier mit dem Lande Chavillah,
das auch 1. Mose 25/18 erwähnt wird, wo es von den
Söhnen Ismaels heißt, „sie wohnten von Chavillah
bis Schur, östlich von Ägypten, wenn man nach Aschur
kommt“. Wer in himmlischer Vorstellung lebt, faßt unter
Chavillah nichts anderes auf als die Einsicht, und was aus dieser
hervorströmt, auch stellt er sich deutlich das Einfließen
des Guten der Liebe in das Wahre des Glaubens vor, wenn vom Strome
Pischon gesagt wird, daß er das ganze Land Chavillah „umgebe“,
oder daß die Steine Schoham auf den Schulterstücken von
Aharons Ephod von Goldfassungen „umgeben“ waren (2.
Mose 28/11).
13. Und der Name des zweiten Stromes war Gichon,
der umgibt das ganze Land Kusch.
Dieser Strom bedeutet die Erkenntnis all dessen, was Angehör
des Guten und Wahren oder der Liebe und des Glaubens ist, das Land
Kusch das Gemüt oder das Vermögen, ein Gemüt
zu bilden, denn dieses besteht aus Wille und Verstand. Alles was in
Zusammenhang mit dem ersten Fluß steht, bezieht sich auf den
Willen, der zweite Fluß und sein Zugehöriges auf den
Verstand, dem die Erkenntnisse des Guten und Wahren eignen.
Das Land Kusch oder Äthiopien hatte ebenfalls einen Überschuß
an Gold, Edelsteinen, die wie gesagt das Gute und Wahre bedeuten und
was daraus an Wohlgefälligem entsteht, wie Erkenntnisse der
Liebe und des Glaubens. Aus den Propheten geht hervor, daß man
unter Kusch oder Äthiopien, wie auch unter Scheba ähnliches
verstand „Am Morgen wird Er Sein Gericht ans Licht bringen ...
Denn dann will Ich den Völkern andere, reine Lippen geben, daß
sie alle den Namen Jehovahs anriefen und Ihm dienen mit einer
Schulter. Von jenseits der Flüsse Kuschs werden sie Mir
Speisopfer darbringen“ (Zeph. 3/5, 9, 10).
Die Königin von Scheba, die zu Salomo kam, ihm Rätsel
aufgab und Spezereien, Gold und Edelsteine brachte – 1 Kön.
10/1-3 – stellt ähnliches dar, denn jede Einzelheit im
geschichtlichen Teil der Bibel, wie auch in den Propheten,
deutet auf Geheimnisse hin, bildet sie vor und enthält sie.
14. Und der Name des dritten Stromes ist Hiddekel
der fließt östlich gen Aschzur. Der vierte Strom ist der
Phrat.
Der Strom Hiddekel steht für die Vernunft oder den
Scharfsinn der Vernunft, und Aschur für das Vernünftige
des Gemüts, das zum äußeren Menschen gehört.
Wenn es nun heißt, der Strom fließe östlich gen
Aschur, so will das sagen, daß der Scharfsinn der Vernunft
vom HERRN her durch den inneren Menschen in das Vernünftige des
Gemüts im äußeren Menschen einfließe. Der
Phrath oder Euphrat bezeichnet die Wissenschaft, die das
Letzte oder die Grenze bildet.
Aus den Propheten geht deutlich hervor, daß Aschur das
Vernünftige des Gemüts oder das Vernünftige des
Menschen bezeichnet, so aus Ezechiel: „Siehe, Aschur war
eine Zeder auf dem Libanon, schön von Asten und schattigem
Laubwerk und hoch von Wuchs, und zwischen dichten Zweigen war sein
Wipfel. Wasser machten sie groß, die Fluten ließen sie
hoch wachsen; sie ließen ihre Ströme fließen rings
um ihren Standort“ (Ez. 31/3 f) Das Vernünftige wird hier
„eine Zeder auf dem Libanon“ genannt, während die
dichten Zweige auf das Gedächtnis Wissen deuten. Die
Bedeutung Aschurs wird noch deutlicher bei Jesaja „An jenem
Tage wird eine Straße von Ägypten nach Aschur führen,
und Aschur nach Ägypten und Ägypten nach Aschur kommen,
und die Ägypter werden Aschur dienen. An jenem Tage wird Israel
der dritte sein für Ägypten und für Aschur, ein Segen
inmitten des Landes, das segnen wird Jehovah Zebaoth, in dem er
spricht „Gesegnet sei Mein Volk Ägypten und Aschur,
Meiner Hände Werk, und Israel, Mein Erbe“ (Jes. 19/23 f).
Ägypten bezeichnet an dieser und an anderen Stellen des öfteren
die Wissenschaft, Aschur die Vernunft und Israel die Einsicht.
Aus folgenden Worten bei Micha und auch aus anderen Stellen in den
Propheten ergibt sich, daß wie Ägypten so auch der
Euphrat die Wissenschaften oder das Wissen aber auch die sinnlichen
Erfahrungen bezeichnet, aus denen das Wissen sich bildet „Es
sprach die Feindin: Wo ist Jehovah, dein Gott? Der Tag ist da, deine
Mauern zu bauen ... an jenem Tage kommt man bis zu dir von Aschur
und Ägyptens Stätten, und von Ägypten bis zum
Euphrath-Strom“ (Mi. 7/10 ff). So redete man von der Ankunft
des HERRN, der den Menschen wiedergebären sollte, um ihn dem
himmlischen Menschen ähnlich zu machen. Bei Jeremia heißt
es „Und nun, was frommt dir der Weg nach Ägypten, um die
Wasser Schichors zu trinken? Und was frommt dir der Weg nach Aschur,
um die Wasser des Euphrat zu trinken?“ (Jer. 2/18). Hier
stehen Ägypten und der Euphrat ebenfalls für das Wissen,
Aschur für die Schlußfolgerungen, die sich daraus
ergehen. Bei David „Einen Weinstock hast du aus Ägypten
hervorgehen lassen, hast vertrieben die Völkerschaften und ihn
gepflanzt ... Du hast seine Ranken bis ans Meer gehen lassen und
seine Schößlinge bis an den Euphrath-Strom“ (Ps.
80/9, 12). Auch hier bezeichnet der Euphrat das Sinnliche und das
Wissen, denn er bildete die Grenze gegen Aschur, an der die
Herrschaft Israels endete, so wie das Gedächtniswissen die
Grenzlinie um die Einsicht und Weisheit des geistigen und
himmlischen Menschen zieht. Auch die beiden dem Abraham genannten
Grenzen meinen dasselbe „Deinem Samen will ich dieses Land
geben vom Strome Ägyptens bis zu dem großen Strome, dem
Strome Euphrath“ (1. Mose 15/18).
Aus diesen Strömen wird die Art der himmlischen Ordnung
ersichtlich, oder wie sich das Leben (im Menschen) ausbreitet,
nämlich ausgehet vom HERRN – dem Aufgang –
in die Weisheit, von da in die Einsicht, und von der Einsicht in die
Vernunft, die schließlich das Wissen des Gedächtnisses
lebendig werden läßt. Dies ist die Ordnung des Lebens,
und in ihr befinden sich die himmlischen Menschen. Und weil die
Ältesten in Israel die himmlischen Menschen vorbildeten, werden
sie weise, einsichtsvoll und wissend genannt: „Bringet weise,
verständige und einsichtige Männer her aus jedem
eurer Stämme; die will ich an eure Spitze stellen“ (5.
Mose 1/13 f). Ebenso wird von Bezaleel, der die Bundeslade
anfertigte, gesagt: „Und Ich habe ihn erfüllt mit dem
Geiste Gottes, mit Weisheit und mit Einsicht und mit Erkenntnis zu
allerlei Werk“ (2. Mose 31/3 u. Parallelstellen).
15. Und Jehovah Gott nahm den Menschen und setzte
ihn in den Garten Eden, ihn zu bebauen und zu hüten.
Der Garten Eden bezeichnet, wie bereits ausgeführt,
alles zum himmlischen Menschen gehörende, und ihn bebauen
und hüten, daß der Mensch dies alles auch genießen
dürfe, jedoch ohne es als das Seinige zu besitzen; denn es
gehört dem HERRN.
Der himmlische Mensch erkennt an, daß alles und jedes dem
HERRN gehört, weil er es inne wird, der geistige Mensch
hingegen, weil er es aus der Bibel weiß, also auf eine
äußerliche Weise. Der weltliche und fleischliche Mensch
aber erkennt es nicht an und gibt es auch nicht zu, sondern hält
alles bei sich für sein Eigentum und meint, mit dessen Verlust
sei es ganz und gar um ihn geschehen.
Aus der Lehre des HERRN ergibt sich mit aller Klarheit, daß
Weisheit, Einsicht, Vernunft und Wissenschaft nicht des Menschen,
sondern des HERRN sind. So vergleicht sich der HERR bei Matth. 21/33
einem Hausvater, der einen Weinberg pflanzte, einen Zaun um ihn zog
und ihn an die Landleute verpachtete. Bei Johannes aber sagt der
HERR „Der Geist der Wahrheit wird euch in alle Wahrheit
leiten, denn er wird nicht von sich selber reden, sondern was er
hören wird, wird er reden, und was da kommen wird, wird er euch
ansagen. Derselbige wird Mich verherrlichen, denn von dem Meinigen
wird er nehmen und es euch verkündigen“ (Joh.16/13 f).
Ebenfalls bei Johannes: „Der Mensch kann nichts nehmen, es
werde ihm denn aus dem Himmel gegeben“ (Joh. 3/72). Wem auch
nur ein geringer Einblick in die himmlischen Geheimnisse gewährt
wird, der weiß, daß es sich wirklich so verhält.
16. Und Jehovah Gott gebot dem Menschen und
sprach: Von jeglichem Baume im Garten darfst du essen.
Wie schon gesagt, wird das Innewerden durch den Baum bezeichnet,
daher bedeutet von jeglichem Baume essen, aus dem Innewerden
erkennen und wissen, was gut und wahr ist. Die Menschen der Ältesten
Kirche empfingen die Erkenntnisse des wahren Glaubens durch
Offenbarungen, denn sie redeten mit dem HERRN und den Engeln und
wurden auch durch Gesichte und Träume belehrt, die höchst
wonnevoll und paradiesisch waren. Ein unausgesetztes Innewerden
strömte vom HERRN her in sie ein und ließ sie sogleich
erkennen, ob die Gedanken, die aus ihrem Gedächtnis aufstiegen,
wahr oder gut seien. Dieses Innewerden war so stark, daß sie
vor dem Falschen, das ihnen begegnete, nicht nur Widerwillen,
sondern sogar Schauder empfanden. Dieser Art ist auch der Zustand
der Engel. Später trat an Stelle dieses Innewerdens der
Ältesten Kirche die Erkenntnis des Wahren und Guten aus
dem früher Geoffenbarten, und in noch späterer Zeit die
Erkenntnis aus der geschriebenen Offenbarung der Bibel.
17. Aber vom Baume der Erkenntnis des Guten und
Bösen sollst du nicht essen, weil du an dem Tage, da du von ihm
issest, des Todes sterben wirst.
Wie das Vorhergehende bedeuten auch diese Worte, daß der
Mensch aus allem, was er vom HERRN her inne wird, wissen darf, was
gut und wahr ist, nicht aber aus sich selbst und aus weltlichen
Gesichtspunkten. Das heißt, er soll die Geheimnisse des
Glaubens nicht mittels seiner Sinne und seines äußerlichen
Wissens zu erforschen suchen; denn dadurch stirbt sein Himmlisches.
Die Ursache für den Fall der Ältesten Kirche, das heißt
– wie sich im folgenden Kapitel zeigen wird – eigentlich
ihrer Nachkommenschaft, war eben dieses Eindringen der Menschen
durch ihre Sinne und mit ihrem äußerlichen Wissen in die
Geheimnisse des Glaubens. Und darin liegt die Ursache nicht nur für
den Fall dieser, sondern für den Fall einer jeden Kirche; denn
daraus entstehen nicht allein Falschheiten, sondern von daher rührt
auch das Böse des Lebens.
Der weltliche und fleischliche Mensch spricht in seinem Herzen „Wenn
mich nicht sinnliche Wahrnehmung und die Wissenschaft über den
Glauben und was dazu gehört so belehren, daß ich es sehe
und verstehe, so werde ich nicht glauben“. Diese Haltung
begründet er damit, daß das Natürliche dem Geiste
nicht entgegengesetzt sein könne, und deshalb will er aus
sinnlich Wahrnehmbarem über das Himmlische belehrt werden.
Das ist aber ebenso unmöglich, wie es einem Kamel unmöglich
ist, durch ein Nadelohr zu gehen. Je mehr der Mensch aus Sinnlichem
weise sein will, desto mehr verblendet er sich. Zuletzt glaubt er
gar nichts mehr, nicht einmal, daß es etwas Geistiges und ein
ewiges Leben gibt, und das folgt aus diesem obersten Grundsatz, den
er angenommen hat. Das heißt Essen vom Baume der Erkenntnis
des Guten und Bösen. Je mehr er von diesem Baume ißt,
desto lebloser wird er. Wer hingegen nicht aus Weltlichem, sondern
aus dem HERRN weise sein will, sagt sich in seinem Herzen „Man
muß dem HERRN, das heißt Seinem Wort in der Heiligen
Schrift glauben, weil es wahr ist“. Solch ein Mensch sucht
seinen Glauben durch Vernunft, Wissenschaft, sinnlich
Wahrnehmbares und Natürliches zu begründen, und das nicht
Bescheinigende scheidet er aus.
Wie jedem bekannt sein könnte, wird der Mensch von einmal
angenommenen Grundsätzen geleitet, und seien diese noch so
falsch. Aus all seinem Wissen und Folgern strömt Unzähliges
zusammen, was seine Grundsätze begünstigt, und so
begründet er sich im Falschen. Wer es sich zum Grundsatz
gemacht hat, an gar nichts zu glauben, ehe er es sieht und versteht,
kann daher überhaupt nicht glauben, denn das Geistige und
Himmlische sieht er nun einmal weder mit den Augen, noch erfaßt
er es mit der Phantasie. Die wahre Ordnung aber besteht darin, daß
man Weisheit aus dem HERRN, nämlich aus Seinem Worte schöpfe,
dann gelingt alles, und man wird auch in Fragen der Vernunft und
Wissenschaft erleuchtet. Es ist jedoch durchaus nicht untersagt,
sich mit den Wissenschaften zu befassen, weil sie im Leben nützlich
und angenehm sind. Und wer im Glauben steht, dem ist es nicht
verwehrt, wie weltliche Gelehrte zu denken und zu reden,
vorausgesetzt, daß ihn als oberster Grundsatz der Glaube an
das Wort des HERRN leite. Dann wird er soweit als möglich die
geistigen und himmlischen Wahrheiten durch die natürlichen
Wahrheiten zu belegen trachten, mit Formulierungen, die der
gebildeten Welt vertraut sind. Darum soll der oberste Grundsatz aus
dem HERRN abgeleitet werden und nicht aus dem Eigenen. Das eine
bedeutet Leben, das andere aber Tod.
Wer aus der Welt heraus Weisheit gewinnen will, dessen Garten
besteht in Sinnlichem und in äußerem Wissen, sein Eden
in Selbst- und Weltliebe, und sein Aufgang ist recht
eigentlich ein Niedergang, sein Ich; sein Euphrathstrom ist
all sein äußerliches Wissen, das verdammt ist. Der gen
Aschur fließende Strom ist bei ihm unsinniges Vernünfteln
mit samt den daraus hervorgehenden Falschheiten, und der Strom,
der das ganze Land Kusch umgibt, bezeichnet die daraus
entspringenden Grundsätze des Bösen und Falschen, die
seine Glaubenserkenntnisse sind; Pischon aber stellt seine
daraus abgeleitete Weisheit dar, eine Weisheit, die im Worte Magie
genannt wird. Daher bezeichnet Ägypten, welches das magisch
gewordene Wissen bedeutet, eine solche (pervertierte) Weisheit, und
zwar – wie die Bibel des öfteren sagt – darum, weil
der Ägypter aus sich selbst weise sein will.
Der Inhalt des zweiten Teiles
Die Verse 18 bis 25 handeln von der Nachkommenschaft der Ältesten
Kirche, welche danach trachtete, ein Eigenes (d.h.
Eigenständigkeit) zu besitzen. Denn wie der Mensch ist,
nicht zufrieden damit vom HERRN geführt zu werden, begehrt
er danach, sich von seinem Ich und der Welt, von seinem Eigenen
leiten zu lassen; darum wird hier in Vers 18 von dem Eigenen
gehandelt, das ihm zugelassen wurde.
Zuerst darf er all die Neigungen zum Guten und die Erkenntnisse
des Wahren deutlich erkennen, die ihm vom HERRN geschenkt worden
waren; dennoch strebt er nach Eigenem Vers 19, 20.
So wird er in den Zustand des Eigenen versetzt und ihm ein Eigenes
gegeben, das durch die zu einem Weibe gebaute Rippe beschrieben wird
Vers 21 bis 23.
Himmlisches und geistiges Leben werden sodann seinem Eigenen
beigefügt, daß sie gleichsam als Eins erscheinen Vers 24.
Vers 25 handelt davon, wie der HERR dem Eigenen Unschuld einpflanzt,
damit es nicht durch und durch mißfällig sein möge.
Die Auslegung
Die drei ersten Kapitel der Genesis sprechen im allgemeinen von der
Ältesten Kirche, die Mensch (hebr. Adam) genannt wird,
und zwar von ihrer Frühzeit bis zu ihrem Ende, ihrem
Untergang. In dem bereits behandelten Teil dieses Kapitels wird
sie in ihrem blühendsten Zustande geschildert, als sie ein
himmlischer Mensch war, im folgenden nun ist von ihren
Nachkommen die Rede, die nach Eigenem strebten.
18. Und Jehovah Gott sprach: Es ist nicht gut,
daß der Mensch allein sei, Ich will ihm eine Hilfe schaffen,
gleichsam bei ihm.
Allein sein bezeichnet, daß er nicht zufrieden damit
war, vom HERRN geführt zu werden, sondern danach
begehrte, sich von seinem Selbst und der Welt leiten zu lassen. Die
Hilfe, gleichsam bei ihm bedeutet das Eigene, das im
folgenden auch zu einem Weibe gebaute Rippe genannt wird. In
alten Zeiten hieß man jene Menschen allein wohnend, die
vom HERRN geleitet wurden, wie die himmlischen Menschen, weil das
Böse und die bösen Geister sie nicht mehr anfochten. In
der Jüdischen Kirche wurde dieser Zustand dadurch vorgebildet,
daß das Volk nach der Vertreibung der Heiden allein im
Lande wohnte; so heißt es in der Bibel mehr als einmal von
der Kirche des HERRN, sie sei allein „So
wohnte Israel in Sicherheit, allein, an Jakobs Quell“ (5.
Mose 33/28). Noch deutlicher wird es in der Weissagung Bileams
„Siehe, ein Volk, das allein wohnt, und nicht unter die
Völkerschaften gerechnet wird“ (4. Mose 23/9); die
Völkerschaften stehen hier für das Böse. Die
Nachkommenschaft der Ältesten Kirche aber wollte nicht allein
wohnen, d. h. kein himmlischer Mensch sein oder wie ein himmlischer
Mensch vom HERRN geleitet werden, sondern wollte unter die
Völkerschaften gezählt werden wie die Jüdische
Kirche.1 Weil sie dieses Begehren hegten, heißt es
auch: es ist nicht gut, daß der Mensch allein sei; denn
wer begehrt, befindet sich bereits im Bösen, und es wird ihm
zugelassen.
1) Swedenborg unterscheidet bis
zur Fleischwerdung des Logos drei „Kirchen“ das heißt
drei religionsgeschichtliche Zeitalter: die Älteste oder
Adamitische Kirche, deren letzte Ausläufer in der Sintflut
untergingen, die Alte oder Noachitische Kirche, die in allen Ländern
rings ums Mittelmeer verbreitet schließlich von der Jüdischen
Kirche abgelöst wurde. Näheres über Swedenborgs
religionsgeschichtliche Thesen findet sich in dem Werk „Leben
und Lehre Emanuel Swedenborgs“. - Die jüdischen Propheten
hatten ständig mit der Neigung ihres Volkes zu kämpfen,
„unter die anderen Völkerschaften gezählt zu
werden“, ihre verführerischen Kulte mitzumachen und das
gleiche politische Spiel zu spielen.
Die Hilfe, gleichsam bei ihm bezeichnet das Eigene, wie sich
aus der Natur des Eigenen und auch aus dem folgenden ergibt. Weil
aber der Mensch dieser Kirche, von der jetzt die Rede ist, von
angeborener guter Anlage war, wurde ihm ein Eigenes zugelassen,
jedoch eines, das ihm als das seinige erschien, daher der Ausdruck
Hilfe gleichsam bei ihm.
Unzähliges könnte über das Eigene gesagt werden, wie
es sich beim fleischlichen und weltlichen, wie beim geistigen und
himmlischen Menschen verhält. Dem fleischlichen und
weltlichen Menschen bedeutet das Eigene sein Ein und Alles, er kennt
nichts anderes, und ginge es ihm verloren, so würde er meinen,
zu Grunde zu gehen. Ähnlich erscheint auch dem geistigen
Menschen das Eigene, denn obwohl er weiß, daß der HERR
das Leben Aller ist und ihnen Weisheit und Einsicht, folglich auch
Denken und Handeln verleiht, und dies stets sagt, glaubt er es doch
nicht wirklich.
Der himmlische Mensch hingegen erkennt aus dem Innewerden an, daß
der HERR das Leben Aller ist und Denken und Handeln verleiht, und er
begehrt niemals ein Eigenes. Dennoch wird ihm vom HERRN ein solches
geschenkt, ein Eigenes, das mit jeglichem Innewerden des Guten und
Wahren und mit aller Seligkeit verbunden ist. Die Engel befinden
sich in diesem Zustand und sind eben dann im höchsten Maß
von Ruhe und Frieden. Denn in ihrem Eigenen ist, was des HERRN ist,
der darin herrscht oder sie durch dasselbe lenkt. Dieses Eigene ist
recht eigentlich das Himmlische, hingegen ist das Eigene des
fleischlichen Menschen höllisch; doch darüber mehr im
folgenden.
19. 20. Und Jehovah Gott bildete aus dem Boden
alle Tiere des Feldes und alle Vögel der Himmel und brachte sie
zum Menschen, um zu sehen, wie er sie nennen würde, und so wie
der Mensch sie nannte, die lebendige Seele, so war ihr Name. Und der
Mensch nannte mit Namen alle Tiere und die Vögel der Himmel und
alles Wild des Feldes, aber dem Menschen fand er keine Hilfe,
gleichsam bei ihm.
Die Tiere bezeichnen die himmlischen Neigungen, die dem
Willen angehören, und die Vögel der Himmel die
geistigen Neigungen, die dem Verstand zugeordnet sind. Zum
Menschen bringen, um zu sehen, wie er sie nennen würde
bedeutet, daß ihm die Wahrnehmung ihrer Beschaffenheit
verliehen wird. Und er nannte mit Namen heißt, daß
er diese Beschaffenheit erkannte. Aber obwohl er nun die ihm vom
HERRN geschenkten Neigungen zum Guten und die Erkenntnisse des
Wahren in ihrem Wesen erfuhr, strebte er doch nach Eigenem. Was
ebenso wie vorher dadurch ausgedrückt wird, daß es heißt
dem Menschen fand er keine Hilfe, gleichsam bei ihm.
Es mag heutzutage befremden, daß in alten Zeiten Tiere und
lebendige Wesen die Triebe und dergleichen beim Menschen
darstellten. Da aber die Menschen damals in himmlischen
Vorstellungen lebten, und da auch in der Geisterwelt die Neigungen
durch lebendige Wesen, die ihnen ähneln, vorgebildet werden, so
dachten die damaligen Menschen an nichts anderes, wenn sie von
Tieren sprachen. Auch die Bibel versteht nichts anderes darunter,
wenn im allgemeinen oder im besonderen die Rede von Tieren ist; das
ganze prophetische Wort ist voll davon. Wer also nicht die besondere
Bedeutung eines jeden Tieres kennt, kann niemals verstehen, was das
Wort Gottes im inneren Sinn enthält. Es gibt aber, wie schon
oben bemerkt, zweierlei Arten von Tieren böse, weil schädliche,
und gute, unschädliche. Die guten, wie Schafe, Lämmer und
Tauben, bezeichnen die guten Neigungen, wie auch hier, weil vom
himmlischen oder himmlisch geistigen Menschen die Rede ist.
Man muß wissen, daß die Alten unter dem Namen nichts
anderes als das Wesen einer Sache verstanden und unter dem „Sehen
und mit Namen nennen“ das Erkennen ihrer Beschaffenheit. Der
Grund dafür liegt darin, daß sie ihre Söhne und
Töchter nach dem benannten, was durch sie bezeichnet werden
sollte; denn jedem Namen eignet etwas Besonderes, auf Grund dessen
man ihren Ursprung und ihr Wesen ersah – (Man denke an die
Namen der 12 Söhne Jakobs. Auch der Name Jesus, hebr. von
Jehoschua = Jehova ist Retter, ist tief bedeutsam.). Da nun im Namen
Ursprung und Beschaffenheit der Namensträger lagen, so
verstanden sie unter dem Benennen nichts anderes. Diese
Ausdrucksweise war bei ihnen heimisch. Wer sie nicht versteht,
wird sich über ihre Bedeutung wundern.
Auch im Worte Gottes wird durch die Namen das Wesen einer Sache
dargestellt und durch sehen und mit Namen nennen das Wissen
um deren Beschaffenheit, wie bei Jesaja „Ich will dir
verborgene Schätze geben und versteckte Reichtümer, damit
du erkennst, daß Ich es bin, Jehovah, der dich bei deinem
Namen gerufen, der Gott Israels. Um Meines Knechtes Jakob, um
Israels, Meines Erwählten willen, habe Ich dich bei deinem
Namen gerufen, dir einen Ehrennamen gegeben, ohne daß du Mich
kanntest“ (Jes. 45/3 f).
„Du hast wenige Namen in Sardes, die ihre Kleider nicht
befleckten ... Wer überwindet, soll mit weißen Kleidern
angetan werden, und Ich werde seinen Namen nicht auslöschen aus
dem Buche des Lebens und werde seinen Namen bekennen vor Meinem
Vater und Seinen Engeln“ (Offb. Joh. 3/4 f). „Deren
Namen nicht geschrieben sind im Lebensbuche des Lammes“ (Offb.
Joh. 13/8). An diesen Stellen werden unter Namen gar nicht Namen
verstanden, sondern die Beschaffenheit ihrer Träger; auch kennt
man im Himmel niemanden nach seinem Namen, sondern nur nach seinem
Wesen.
Aus all dem kann man nun den Zusammenhang der angedeuteten Dinge
ersehen. In Vers 18 wurde gesagt Es ist nicht gut, daß der
Mensch allein sei, Ich will ihm eine Hilfe schaffen, gleichsam bei
ihm. Gleich darauf aber wird von Tieren und Vögeln
gehandelt, von denen doch schon früher die Rede war, und
unmittelbar anschließend heißt es, daß Er dem
Menschen keine Hilfe fand, gleichsam bei ihm. Offenbar
strebte der Mensch, auch nachdem er erfahren durfte, wie er
hinsichtlich seiner Neigungen zum Guten und seiner Erkenntnisse des
Wahren beschaffen war, weiterhin nach Eigenem; denn jene, die einmal
ein Eigenes begehren, beginnen alles, was des HERRN ist, zu
verachten, wie es ihnen auch vorgestellt und gezeigt werden möge.
21. Und Jehovah Gott ließ einen tiefen
Schlaf auf den Menschen fallen und er schlief ein. Und Er nahm eine
von seinen Rippen und schloß Fleisch zu an ihrer Stelle.
Unter der Rippe, einem Knochen der Brust also, wird das
Eigene des Menschen verstanden, das wenig Leben enthält, ihm
aber lieb ist. Das Fleisch anstelle der Rippe bedeutet ein
Eigenes, das Leben enthält, und der tiefe Schlaf jenen Zustand,
in den Gott den Menschen versetzte, damit es ihm schiene, als ob er
Eigenes besitze. Dieser Zustand ähnelt nämlich dem Zustand
des Schlafes, weil der Mensch dann nichts anderes weiß, als
daß er aus sich selbst lebe, denke, rede und handle. Beginnt
er aber zu verstehen, wie falsch das ist, erwacht er gleichsam vom
Schlaf und wird ein Wachender.
Der Grund, weshalb das Eigene des Menschen, das ihm lieb ist, Rippe
genannt wird, liegt darin, daß bei den ältesten Menschen
die Brust die tätige Liebe bezeichnete, weil sie das Herz und
die Lungenflügel enthält. Die Knochen bedeuteten etwas
Geringeres, da sie am wenigsten Leben besitzen, Fleisch aber
stellt dar, was etwas Leben hat. Die Ursache für diese
Bezeichnungen ist sehr geheimnisvoll, war aber den ältesten
Menschen bekannt. Aus göttlicher Barmherzigkeit davon mehr im
folgenden.
Auch in der Bibel bezeichnen die Gebeine das Eigene, und zwar, wie
sich häufig aus dem Zusammenhang ergibt, das vom HERRN belebte
Eigene. Das Eigene des Menschen erscheint, wenn es vom Himmel aus
betrachtet wird, geradezu als ein unbeseeltes und höchst
mißgestaltetes Knochengerippe, das an sich tot ist. Wird es
aber vom HERRN belebt, so erscheint dieses Gerippe wie mit Fleisch
umgeben. Das Eigene des Menschen ist nämlich nichts als etwas
Totes, obwohl es dem Menschen als etwas Bedeutendes, ja als alles
erscheint. Was auch immer bei ihm lebt, hat seinen Ursprung im Leben
des HERRN; zöge sich dieses zurück, so fiele der Mensch
augenblicklich tot hin, nicht anders als ein Stein. Denn der Mensch
ist ein bloßes Organ des Lebens, aber wie das Organ, so ist
auch der damit aufgenommene Lebenstrieb beschaffen. Der HERR
allein hat wirklich ein Eigenes. Aus seinem Eigenen hat Er den
Menschen erlöst, aus Seinem Eigenen macht Er ihn selig. Das
Eigene des HERRN ist das Leben, aus Seinem Eigenen belebt Er das
Eigene des Menschen, das an sich tot ist. Des HERRN Eigenes wird
auch durch Seine Worte bei Lukas bezeichnet: „Ein Geist hat
nicht Fleisch noch Bein, wie ihr sehet, daß ich habe“
(Luk. 24/39 f). Es wird auch dadurch angedeutet, daß die
Gebeine des Passahtieres nicht zerbrochen werden sollten, 2.
Mose 12/46.
Der Zustand des Menschen, der sich in seinem Eigenen befindet oder
aus sich zu leben vermeint, wurde mit dem tiefen Schlaf verglichen,
ja von den Alten geradezu so genannt. Im Worte Gottes wird dieser
Zustand gekennzeichnet durch Ausdrücke, wie „sie werden
übergossen mit dem Geiste tiefen Schlafes“, „sie
versinken in Schlaf“. Daß das Eigene des Menschen an
sich tot ist und niemand Leben aus sich hat, wurde in der
Geisterwelt sogar auf folgende Weise gezeigt: Böse Geister, die
allein das Eigene liebten und hartnäckig darauf bestanden, aus
sich zu leben, wurden durch lebendige Erfahrung überführt
und gestanden schließlich, daß sie nicht aus sich
leben. Seit einigen Jahren schon wurde mir vor anderen die Erfahrung
geschenkt, wie es sich mit dem Eigenen des Menschen verhält,
nämlich daß ich gar nichts aus mir selber dachte, und ich
durfte deutlich innewerden, daß jede Denkvorstellung in mich
einfloß, ja zuweilen auch, wie und woher sie einfloß.
Daher befindet sich der Mensch im Irrtum, wenn er meint, er lebe aus
sich selbst. Und weil er aus sich zu leben glaubt, eignet er sich
alles Böse und Falsche an, was er niemals tun würde,
glaubte er der Wahrheit entsprechend.
22. Und Jehovah baute die Rippe die Er vom
Menschen genommen hatte, zu einem Weibe, und brachte sie zu dem
Menschen.
Bauen bezeichnet aufrichten, was gefallen ist, und die Rippe
das unbelebte Eigene, dagegen das Weib das vom HERRN belebte
Eigene, während zum Menschen bringen heißt, daß
ihm ein Eigenes verliehen worden sei. Die Nachkommenschaft der
Ältesten Kirche wollte nicht wie ihre Vorfahren ein
himmlischer Mensch sein, sondern sich selbst führen,
strebte also nach Eigenem, daher es ihr auch zugelassen, jedoch vom
HERRN belebt wurde und Weib und später Gattin heißt.
Wer nur ein wenig aufmerkt, kann sich denken, daß aus der
Rippe eines Mannes kein Weib gebildet werden konnte, und daß
hierin tiefere Geheimnisse verborgen sind, als bisher irgend einem
Menschen bekannt waren. Weil es das Weib ist, welches verführt
wurde, so könnte man wissen, daß es das Eigene
darstellt, denn nichts verführt je den Menschen, als das
Eigene oder seine Selbst und Weltliebe.
Es heißt, die Rippe sei zu einem Weibe gebaut worden,
nicht aber, daß das Weib geschaffen, gebildet oder gemacht
worden sei, wie früher, als von der Wiedergeburt gesprochen
wurde. Die Ursache liegt darin, daß bauen bedeutet,
aufrichten, was gefallen ist. Die Bibel spricht vom „Bauen“
ebenso in bezug auf das Böse, vom Aufrichten des Falschen und
vom Erneuern in bezug auf beides: „Sie werden bauen die Wüsten
der Urzeit, aufrichten die alten Einöden und erneuern die öden
Städte, die Verwüstungen von Geschlecht zu Geschlecht“
(Jes. 61/4). Hier und anderwärts stehen Wüsten für
Böses, Einöden für Falsches, auf diese wird das Wort
„aufrichten“ und auf jene das Wort „bauen“
angewandt, wie auch an anderen Stellen bei den Propheten; das wird
genau eingehalten. „Ich will dich noch bauen, daß du
gebaut seiest, Jungfrau Israel“ (Jer. 31/4).
Es gibt gar kein Böses und Falsches, das nicht Eigenes wäre
oder von Eigenem stammte; denn das Eigene des Menschen ist das Böse
selbst. Daher ist auch der Mensch an sich nichts als Böses und
Falsches. Dies wurde mir zur Gewißheit, weil Eigenes, in der
Geisterwelt sichtbar dargestellt, derart häßlich
erscheint, daß man sich überhaupt nichts Häßlicheres
ausmalen könnte. Dabei wird es, je nach seiner Natur,
verschieden dargestellt, so daß jeder, dem sein Eigenes
gezeigt wird, vor sich selbst zurückschaudert und wie vor einem
Teufel fliehen will. Dagegen erscheint Eigenes, das vom HERRN
belebt ist, schön und lieblich und in verschiedener Gestalt, je
nach dem Leben, welchem das Himmlische des HERRN sich verbinden
kann. Wie Knaben und Mädchen von lieblichstem Antlitz zeigen
sich jene, die mit der Neigung zu tätiger Liebe begabt oder
belebt wurden. Unschuld erscheint im Bilde nackter Kinder, die,
Brust und Haupt auf verschiedene Weise mit Blumenkränzen
und Diademen geschmückt, im Diamantenschimmer leben und spielen
aus einem innersten Wonnegefühl heraus.
Die Worte „Jehovah Gott baute die Rippe ... zu einem Weibe“
enthalten im Innersten mehr Geheimnisse, als jemand aus dem
Buchstaben je schließen könnte, denn Gottes Wort spricht
in seinem Innersten vom HERRN selbst und von Seinem Reich –
daher stammt alles Leben in ihm. So auch hier: Es ist die himmlische
Ehe, auf die im Innersten abgezielt wird und deren Wesen darin
besteht, sich im Eigenen zu verwirklichen; und das vom HERRN belebte
Eigene heißt Seine „Braut“ oder auch „Gattin“.
Es hat die Fähigkeit, alles Gute der Liebe und Wahre des
Glaubens zu empfangen, besitzt also alle Weisheit und Einsicht,
verbunden mit unaussprechlicher Seligkeit. Doch läßt sich
das Wesen dieses vom HERRN belebten Eigenen – Seiner Braut und
Gattin – nicht in wenigen Worten beschreiben, nur soviel kann
gesagt werden, daß die Engel ein Innewerden davon haben, daß
sie vom HERRN her leben. Aber wenn sie nicht darüber
nachdenken, wissen auch sie nichts anderes, als daß sie aus
sich selbst leben. Sie besitzen aber ein allgemeines Gefühl von
der Art, daß sie eine Veränderung spüren, sobald sie
sich auch nur im Geringsten vom Guten der Liebe und vom Wahren des
Glaubens entfernen. Sie befinden sich daher in ihrem Frieden und
ihrer Seligkeit — einer unaussprechlichen Seligkeit —,
solange sie in dem allgemeinen Innewerden sind, daß sie vom
HERRN her leben. Dieses Eigene ist auch unter der folgenden Stelle
beim Propheten Jeremias zu verstehen: „Jehovah schafft Neues
im Lande. Das Weib soll den Mann umgeben“ (Jer. 31/22). Auch
hier wird im Inneren die himmlische Ehe bezeichnet, und zwar durch
das Weib das vom HERRN belebte Eigene, das „den Mann umgeben“
soll. Das Eigene nämlich ist seinem Wesen nach das Umfangende,
ähnlich wie die Fleisch gewordene Rippe das Herz umgibt.
23. Und der Mensch sprach: Diesmal ist es Gebein
von meinen Gebeinen und Fleisch von meinem Fleisch. Sie soll Männin
heißen, weil sie vom Manne genommen ist.
Gebein von Gebeinen und Fleisch von Fleisch bezeichnet das
Eigene des äußeren Menschen, Gebein das unbelebte,
Fleisch das belebte Eigene. Der Mann aber stellt den inneren
Menschen dar, und weil dieser mit dem äußeren Menschen
derart innig verbunden ist, wie es der folgende Vers zum
Ausdruck bringt, so wird dieses Eigene, das vorher als Weib
bezeichnet wurde, nun Männin genannt. Und „diesmal“
wird gesagt, weil es nach der Veränderung des Zustandes nun so
geworden ist.
In den alten Zeiten nannte man jene „Gebein von meinem Gebein
und Fleisch von meinem Fleisch“, die man zu den Eigenen
rechnen konnte, weil sie zum gleichen Hause, zur gleichen Familie
oder zur Verwandtschaft gehörten, denn dadurch wurde das Eigene
des äußeren Menschen bezeichnet, das den inneren Menschen
umgibt. So Laban zu Jakob: „Du bist ja mein Bein und mein
Fleisch“ (1. Mose 29/14); und Abimelech spricht zu den Brüdern
seiner Mutter und zu dem ganzen Geschlecht der Familie seiner
Mutter: „Gedenket, daß ich euer Gebein und Fleisch bin“
(Richter 9/1-3). Auch reden die Stämme Israels von sich zu
David: „Siehe, wir sind dein Gebein, und dein Fleisch sind
wir“ (2. Sam. 5/1).
Der Mann bezeichnet den inneren Menschen oder – was auf
dasselbe hinauskommt – den Verständigen und Weisen, so
bei Jesaja „Ich sehe hin, und da ist kein Mann, unter ihnen
ist kein Ratgeber“ (Jes. 41/28) – also kein Verständiger
und Weiser. „Streifet umher in den Gassen Jerusalems und
sehet, ob einen Mann ihr findet, ob einer da ist, der Recht tut, der
Wahrheit sucht“ (Jer. 5/1), wobei „einer, der Recht tut“
für einen Weisen und „einer, der Wahrheit sucht“
für einen Verständigen steht. Dies ist nicht leicht zu
verstehen, wenn man nichts vom Zustand des himmlischen Menschen
weiß. In diesem sind innerer und äußerer Mensch
gehörig von einander unterschieden, und zwar so, daß der
Mensch selbst deutlich wahrnimmt, was zu seinem äußeren
Menschen gehört, und wie der HERR diesen durch den inneren
Menschen lenkt. Der Zustand der Nachkommenschaft der ältesten,
himmlischen Kirche, von welcher hier die Rede ist, wurde –
weil sie nach einem Eigenen trachtete, das dem äußeren
Menschen angehört –, so verändert, daß sie den
Unterschied zwischen dem inneren und äußeren Menschen
nicht mehr deutlich einsah, sondern beide für eins hielt. So
wird die geistige Wahrnehmung, wenn ein Eigenes begehrt wird.
24. Darum wird ein Mann seinen Vater und seine
Mutter verlassen und seinem Weibe anhangen, und sie werden Ein
Fleisch sein.
Vater und Mutter verlassen heißt, den inneren Menschen
verlassen, denn der innere Mensch empfängt und gebiert den
äußeren. Seinem Weibe anhangen bedeutet, der
innere Mensch werde im äußeren sein, sie werden Ein
Fleisch sein, sie werden in diesem beisammen sein. Und weil
zuvor der innere Mensch Geist war und der äußere Mensch
durch den inneren ebenfalls, so sind sie nun beide Fleisch geworden.
Auf diese Weise wurde das himmlische und geistige Leben dem Eigenen
beigefügt, auf daß sie wie Eines wären.
Diese Nachkommenschaft der Ältesten Kirche war nicht böse,
sondern immer noch gut. Weil sie im äußeren Menschen oder
im Eigenen zu leben begehrte, so gewährte es ihr der HERR,
pflanzte aber aus Barmherzigkeit Himmlisch Geistiges ein. Wie
das Innere und das äußere zusammen ein Ganzes bilden oder
als solches erscheinen, kann man nur wissen, wenn man den Einfluß
des einen in das andere kennt. Um wenigstens eine Vorstellung davon
zu vermitteln, diene menschliches Tun als Beispiel. Wohnt diesem Tun
nicht tätige Liebe oder Liebe und Glaube inne und diesen
wiederum der HERR, so kann dieses Tun nicht als Werk tätiger
Liebe oder als Frucht des Glaubens bezeichnet werden.
Alle Gesetze des Wahren und sittlich Guten entstammen den
himmlischen Grundsätzen oder der Lebensordnung des himmlischen
Menschen. Der ganze Himmel ist nämlich darum Ein
himmlischer Mensch, weil der HERR allein der himmlische Mensch
ist und weil alles im ganzen wie im einzelnen des Himmels und jedes
himmlischen Menschen ist, und daher heißen sie auch himmlisch.
Weil in diesen himmlischen Grundsätzen, der Lebensordnung des
himmlischen Menschen, alle Gesetze des Wahren und sittlich Guten und
vor allem die Gesetze der Ehe ihren Ursprung haben, so sollen alle
irdischen Ehen aus der himmlischen Ehe entspringen und ihr gemäß
geführt werden. Ihr Wesen besteht darin, daß Ein HERR und
Ein Himmel, beziehungsweise Eine Kirche ist, deren Haupt der HERR
darstellt; darum verlangt das Gesetz der Ehe, daß Ein
Mann Eine Gattin haben soll, und ist dies der Fall, bilden sie
himmlische Ehe vor und sind ein Abbild des himmlischen Menschen.
Dies war den Männern der Ältesten Kirche nicht allein als
Gesetz offenbart worden, sondern ihrem inneren Menschen
eingeschrieben, daher nahm auch damals ein Mann nur eine Gattin
und gründete ein einiges Haus. Ihre Nachkommen aber, als sie
aufhörten, innerliche Menschen zu sein und äußerlich
wurden, nahmen mehrere Weiber. Weil die Männer der Ältesten
Kirche in ihrer Ehe die himmlische Ehe darstellten, war die eheliche
Liebe für sie gleichsam der Himmel und die himmlische
Seligkeit. Als aber die Kirche abzusinken begann, empfanden sie
keine Seligkeit mehr in der ehelichen Liebe, sondern im Vergnügen
mit mehreren Frauen, wie es dem äußeren Menschen
entspricht. Dies nennt der HERR des Herzens Härtigkeit,
deretwillen Moses ihnen erlaubte, mehrere Weiber zu nehmen, wie der
HERR selbst lehrt „Um eures Herzens Härtigkeit willen hat
euch Moses dieses Gebot geschrieben. Von Anfang der Schöpfung
an aber hat Gott sie als Mann und Weib geschaffen. Darum soll der
Mensch Vater und Mutter verlassen und seinem Weibe anhangen;
und die zwei sollen Ein Fleisch sein. So sind sie denn nicht mehr
zwei, sondern Ein Fleisch. Was nun Gott zusammengefügt
hat, das soll der Mensch nicht scheiden (Mark. 10/5-9).
25. Und sie waren beide nackt, der Mensch und
sein Weib, und sie schämten sich nicht.
Dies bezeichnet die Unschuld der Menschen; freilich eine Unschuld,
die der HERR ihrem Eigenen eingepflanzt hatte, damit es nicht
mißfällig sein möge.
Das Eigene des Menschen ist, wie gesagt, nichts als Böses und
erscheint, wenn es sichtbar dargestellt wird, äußerst
häßlich. Wird ihm aber vom HERRN tätige Liebe und
Unschuld eingepflanzt, so erscheint es als gut und schön.
Tätige Liebe und Unschuld entschuldigen nicht nur das Eigene,
das Böse und Falsche des Menschen, sondern heben es gleichsam
auf, wie jeder an den Kindern sehen kann. Wenn diese sich
untereinander und ihre Eltern lieben und dabei die kindliche
Unschuld hervorstrahlt, tritt Böses und Falsches nicht in
Erscheinung, es gefällt sogar. Daraus läßt sich
erkennen, daß niemand in den Himmel eingelassen werden kann,
er habe denn einige Unschuld, wie der HERR sagt „Lasset die
Kindlein zu mir kommen, wehret ihnen nicht, denn solcher ist das
Reich Gottes. Wahrlich, Ich sage euch: wer nicht das Reich Gottes
aufnimmt wie ein Kindlein, der wird nicht hineinkommen. Und Er
schloß sie in Seine Arme, legte die Hände auf sie und
segnete sie“. (Mark. 10/14-16).
Nacktheit, deren sie sich nicht schämten, bezeichnet, wie
gesagt die Unschuld. Dies geht auch deutlich aus dem folgenden
hervor; denn nachdem sie ihre Reinheit und Unschuld verloren
hatten, schämten sie sich der Nacktheit und empfanden sie diese
als Schande, so daß sie sich versteckten. Auch aus den
Vorbildungen der Geisterwelt ergibt sich, daß Nacktheit, deren
man sich nicht schämt, Unschuld bedeutet; denn wenn sich
Geister rechtfertigen und als schuldlos erweisen wollen, zeigen sie
sich nackt, um ihre Unschuld zu bezeugen. Besonders erweist es sich
an den Unschuldigen im Himmel, die wie nackte Kinder erscheinen,
je nach der Art ihrer Unschuld mit verschiedenen Kränzen
umwunden. In geschmackvollen, glänzenden Kleidern stellen sich
dagegen jene dar, die nicht so viel Unschuld besitzen. Ihre Kleider
möchte man als Diamant Seidenzeug bezeichnen. Ähnlich
erschienen die Engel zuweilen den Propheten.
Dies ist nun der Inhalt des zweiten Kapitels des Göttlichen
Wortes. Nur weniges davon wurde deutlich dargestellt, und weil es
sich dabei um den himmlischen Menschen handelt, um den heutzutage
kaum einer weiß, so muß schon dies wenige manchem dunkel
erscheinen.
Wüßte man aber, wieviele Geheimnisse ein jedes Verschen
enthält, so würde man staunen; es sind derart viele,
daß es unaussprechlich ist, obwohl dies aus dem
Buchstaben am wenigsten hervorscheint. Um es kurz zu sagen: Die
Worte der Bibel werden in ihrem Buchstabensinn, so wie sie sind, in
der Geisterwelt in schöner Ordnung lebendig dargestellt,
denn die Welt der Geister ist eine vorbildende Welt; und alles, was
in ihr lebendig dargestellt wird, nehmen die Engelgeister im zweiten
Himmel mehr dem Inhalt nach wahr, der sich in dem Vorgebildeten
findet. Dies wiederum werden die Engel im dritten Himmel inne nach
seinem ganzen Reichtum und seiner ganzen Fülle in
unaussprechlich engelhaften Vorstellungen und in grenzenloser
Mannigfaltigkeit, nach des HERRN Wohlgefallen. So ist des HERRN
Wort beschaffen.
*
Zusätze
1. Im folgenden wird unter dem HERRN einzig der Heiland der
Welt, Jesus Christus, verstanden. Er wird HERR genannt ohne die
übrigen Namen. Im ganzen Himmel wird er als HERR anerkannt und
angebetet, weil Er alle Gewalt hat in den Himmeln und auf Erden. Er
hat es auch selbst geboten, Ihn HERR zu nennen: „Ihr heißet
mich HERR, und ihr sagt recht, denn Ich bin's“ (Joh. 13/13).
Auch haben Ihn Seine Jünger nach der Auferstehung HERR genannt.
2. Im gesamten Himmel kennt man auch keinen anderen Vater als
den HERRN; denn Er ist der Eine Gott, wie Er selbst sagt: „Ich
bin der Weg, die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater
denn durch mich... Spricht zu Ihm Philippus: HERR, zeige uns den
Vater... Spricht zu ihm Jesus: So lange Zeit bin ich bei euch, und
du erkennest mich nicht, Philippus? Wer mich gesehen hat, der hat
den Vater gesehen. Und wie sagst du Zeige uns den Vater? Glaubst du
nicht, daß ich im Vater bin und der Vater in mir ist?..
Glaubet mir, daß ich im Vater bin und der Vater in mir ist“
(Joh. 14/6 ff).
3. Dies ist der Fall an Stellen wie den folgenden:
„Jeglichen, der genannt ist nach Meinem Namen, den hab Ich zu
Meiner Herrlichkeit geschaffen, ihn gebildet und gemacht“
(Jes. 43/7). Darum heißt der HERR auch Erlöser, Bildner
von Mutterleib, Macher oder auch Schöpfer, wie bei
demselben Propheten „Ich, Jehovah, bin euer Heiliger, der
Schöpfer Israels, euer König“ (Jes. 43/15). Ebenso
in den Psalmen „Ein Volk, das erschaffen werden wird, soll
loben den Jehovah“ (Ps. 102/19). „Sendest Du Deinen Odem
aus, so werden sie geschaffen, und Du erneust das Antlitz der Erde“
(Jes. 104/30).
4. So bei Jesaja „Erwach`, erwach`, zieh Stärke
an, Arm Jehovahs, erwach` wie in der Vorzeit Tagen, den
Geschlechtern der Ewigkeiten..., bist Du es nicht, der das
Meer, die Wasser des großen Abgrundes austrocknete, der die
Tiefen des Meeres zum Wege machte, auf dem die Erlösten
hinüberzogen? Und die Erlösten Jehovahs werden
heimkehren“ (Jes. 51/9-11).
5. Es sprach der Gott Israels zu mir... von einem, der
herrschen wird über die Menschen: „Er ist wie das Licht
des Morgens, wenn die Sonne aufgeht, des Morgens ohne Wolken, die
nach dem Regen Grün aus der Erde sprossen läßt“
(2. Sam. 23/3.
6. Vgl. Dan. 8/13, 14, 26.
7. „Heulet, denn nahe ist der Tag Jehovahs. Siehe, der
Tag Jehovahs kommt. Ich will die Himmel erschüttern, und
aufschrecken wird die Erde von ihrem Ort am Tage der Glut
Meines Zornes. Nahe gekommen ist ihre Zeit, und ihre Tage werden
nicht verzögert werden“ (Jes. 13/6, 9, 13, 22).
Ebenfalls bei Jesaja heißt es „Es wird geschehen an
jenem Tage, daß Zor (Tyrus) siebzig Jahre vergessen wird,
gleich eines Königs Tagen“ (Jes. 23,15).
8. Bei Jeremias „Wehe uns, denn der Tag hat sich
gewendet, und die Schatten des Abends strecken sich“ (Jer.
6,4) und: „So spricht Jehovah: Wenn ihr zunichte macht Meinen
Bund des Tages und Meinen Bund der Nacht, daß Tag und Nacht
nicht sei zu seiner Zeit“ (Jer. 33/20, ebenso 33/25).
„Erneuere unsere Tage, wie vor Alters“ (Klagel. Jer.
5/2, 5).
9. Bei Haggai heißt es in bezug auf eine neue Kirche
„Ich lasse die Himmel und die Erde erbeben und das Meer und
das Trockene. Und Ich lasse alle Völkerschaften erbeben, und es
wird kommen das Ersehnte aller Völkerschaften, und Ich erfülle
dieses Haus mit Herrlichkeit“ (Hag. 2/6 f). Vom
wiederzugebärenden Menschen heißt es bei Sacharja: „Und
es wird ein Tag sein, – dem Jehovah ist er bekannt –
nicht Tag und nicht Nacht, und zur Zeit des Abends wird Licht
werden. Und es geschieht an jenem Tag, daß lebendige Wasser
ausgehen von Jerusalem, zur Hälfte nach dem vorderen Meere und
zur Hälfte nach dem hinteren Meere“ (Sach. 14/7, 8). Bei
David, wo der abgeödete Mensch beschrieben wird, der
wiedergeboren werden soll, und der den HERRN anbeten wird „Jehovah
verachtet nicht seine Gebundenen. Ihn loben Himmel und Erde,
die Meere und alles, was sich darin regt“ (Ps. 69/34 f)
10. Matth. 13/19-24, 37, 39; Mark. 4/14, 21; Luk. 8/11-16.
11. „Und Ich bedecke, wenn Ich dich auslösche, die
Himmel und verdunkle ihre Sterne; die Sonne bedecke Ich mit einer
Wolke, und der Mond soll sein Licht nicht leuchten lassen. Alle
Leuchten des Lichtes am Himmel will Ich verdunkeln über dir und
Finsternis bringen über dein Land, spricht der HERR Jehovah“
(Ez. 32/7 f). An dieser Stelle wird von Pharao und den Ägyptern
gehandelt, unter denen die Bibel im allgemeinen das Sinnliche und
das bloße Wissen versteht, hier, daß sie durch
Sinnliches und bloßes Wissen Liebe und Glaube ausgelöscht
haben. Bei Jesaja liest man „Siehe, Jehovahs Tag kommt grausam
und wütend und mit glühendem Zorn, die Erde zur Wüste
zu machen und ihre Sünder von ihr zu vertilgen. Denn die Sterne
der Himmel und ihre Orione (Sternbilder) lassen ihr Licht nicht
leuchten; die Sonne ist finster bei ihrem Aufgang, und der Mond läßt
sein Licht nicht scheinen“ (Jes. 13/9 f). Bei Joel „Es
kommt der Tag Jehovahs, der Tag der Finsternis und des Dunkels; vor
ihm erbebt die Erde, werden erschüttert die Himmel, Sonne und
Mond werden verdunkelt, und die Sterne verlieren ihren Glanz“
(Joel 2/2, 10). Bei Jesaja, im Zusammenhang mit der Ankunft des
HERRN und der Erleuchtung der Heiden, d.h. der Gründung einer
neuen Kirche, und im Zusammenhang mit jenen, die sich in der
Finsternis befinden und Licht empfangen und wiedergeboren werden
„Mach dich auf, werde Licht; denn dein Licht kommt... siehe,
Finsternis bedeckt die Erde und Dunkel die Volksstamme; aber über
dir geht auf Jehovah... Und Völkerschaften werden zu deinem
Licht wandeln und Könige zum Glanze deines Aufgangs... Jehovah
wird dir sein ein ewiges Licht... Nicht mehr wird deine Sonne
untergehen und dein Mond sich nicht zurückziehen; denn Jehovah
wird dir sein ein Licht der Ewigkeit“ (Jes. 60/1-3, 19 f). In
den Psalmen „Bekennet den HERRN der HERREN, Ihn, der mit
Einsicht die Himmel gemacht..., der auf den Wassern hat
ausgebreitet die Erde..., der große Lichter gemacht die
Sonne, um am Tag zu herrschen, den Mond und die Sterne zu herrschen
des nachts“ (Ps. 136/5-9). „Lobet Ihn, Sonne und Mond,
lobet Ihn, all ihr Sterne des Lichts, lobet Ihn, ihr Himmel der
Himmel und ihr Wasser, die ihr über den Himmeln seid!“
(Ps. 148/3 f). In allen diesen Stellen bedeuten die „Lichter“
Liebe und Glaube.
12. Von diesem Licht heißt es „Gebiete den Söhnen
Israels, daß sie dir reines Öl aus zerstoßenen
Oliven für den Leuchter bringen, auf daß man die Lampe
beständig leuchten lasse. Im Versammlungszelte außerhalb
des Vorhangs, der vor dem Zeugnisse (= Bundeslade) ist, sollen es
Aharon und seine Söhne zurichten vom Abend bis zum Morgen vor
Jehovah“ (2. Mose 27/20 f).
13. „So spricht Jehovah, der die Sonne gibt zum Licht
bei Tag die Ordnungen des Mondes und der Sterne zum Licht bei
Nacht... Wenn diese Ordnungen vor mir weichen, spricht Jehovah, soll
auch der Same Israels aufhören“ (Jer. 31/35 f). Bei
demselben Propheten heißt es weiter „So spricht Jehovah:
So gewiß Ich Meinen Bund des Tages und der Nacht, die
Ordnungen der Himmel und der Erde gesetzt, so gewiß werde Ich
auch den Samen Jakobs und Davids nicht verschmähen“
(Jer. 33/25 f).
14. Daß das „kriechende Gewürm des Wassers“
und die „Fische“ Wissensdinge bedeuten, wird deutlich
bei Jesaja: „Warum kam Ich, und kein Mann war da? Siehe, Ich
vertrockne das Meer mit meinem Dräuen, mache zur Wüste
Flüsse. Es stinkt ihr Fisch, weil er kein Wasser hat, und
stirbt vor Durst. In Düsterheit kleide Ich die Himmel, mache
den Sack zu ihrer Decke“ (Jes. 50/2 f). Noch deutlicher wird
es bei Ezechiel, wo der HERR einen neuen Tempel beschreibt, d.h.
allgemein eine neue Kirche und den Menschen dieser Kirche, den
Wiedergeborenen – denn jeder Wiedergeborene ist ein Tempel des
HERRN: „Und Er sprach zu mir: Diese Wasser fließen
hinaus zum östlichen Umkreis und kommen hinab aufs Flachfeld
und kommen zum Meere; und werden sie ins Meer hinaus geführt,
so werden die Wasser geheilt. Und geschehen wird, daß jegliche
lebendige Seele, die da wimmelt, wohin die zwei Bäche kommen,
lebt und der Fische sehr viel sein wird; weil diese Wasser dahin
kommen, so werden sie geheilt, und alles lebt, wohin der Bach kommen
wird. Und es wird geschehen, daß Fischer daran stehen werden;
von Engedi bis Eneglajim werden sie Garne ausbreiten; und nach
seiner Art wird ihr Fisch sein, wie der Fisch des großen
Meeres, sehr viel“ (Ez. 47/8-10). „Die Fischer, die von
Engedi bis Eneglajim ihre Garne ausspannen“ bilden jene vor,
die den natürlichen Menschen über die Glaubenswahrheiten
belehren sollen.
Die Vögel meinen das Vernünftige und Verständige, wie
aus den Propheten hervorgeht: „Von Aufgang rufe ich einen
Stoßvogel, aus fernem Lande den Mann meines Rates“ (Jes.
46/11). „Ich sah, und siehe, da war kein Mensch, und alle
Vögel der Himmel waren entflohen“ (Jer. 4/25). „Und
Ich will ihnen an jenem Tage einen Bund schließen mit dem
wilden Tier des Feldes, mit den Vögeln der Himmel und dem
Kriechtier des Bodens“ (Hos. 2/18). Daß hier Wild und
Vogel Tieferes bezeichnen, kann jeder erkennen, weil der HERR einen
neuen Bund mit ihnen schießt.
14a. Swedenborg ergänzt noch: Es hat dann auch eine
Leibesgestalt (speciem corporis), die hier durch das sich
Regende oder das Kriechende bezeichnet wird. Dies sind jedoch für
den Menschen noch Geheimnisse, weil aber hier von der lebenden Seele
und dem sich Regenden die Rede ist, so sei es wenigstens erwähnt.
15. „Menschensohn, erhebe ein Klagelied über
Pharao, den König Ägyptens, und sprich zu ihm... du bist
wie ein Seeungetüm in den Meeren und sprudeltest mit
deinen Nüstern, machtest die Wasser trübe mit deinen Füßen
und stampftest in ihren Fluten umher“ (Ez. 32/2). Hier werden
jene geschildert, die mit Hilfe ihres bloßen Wissens,
also aus eigener Machtvollkommenheit, in die Glaubensgeheimnisse
eindringen wollen. Bei Jesaja: „An jenem Tage wird Jehovah mit
Seinem harten und großen und starken Schwerte heimsuchen den
Leviathan, die längliche Schlange, und Leviathan, die gewundene
Schlange, und wird töten die See-Ungetüme im Meere“
(Jes. 27/1). Durch das Töten der Meer-Ungetüme wird
angedeutet, daß man nicht einmal das Allgemeine wissen werde.
Bei Jeremias „Gefressen hat mich, mich verwirrt
Nebukadnezar, der König von Babel, er hat mich hingestellt
als ein leeres Gefäß, mich verschlungen, wie ein
See-Ungeheuer gefüllt seinen Wanst mit meinen Leckerbissen und
mich verstoßen (Jer. 51/34). Das bedeutet, er habe die
Glaubenserkenntnisse – die Leckerbissen – verschlungen,
wie das See-Ungeheuer den Jonas verschlang. „See-Ungeheuer“
steht hier für diejenigen, die das Allgemeine der
Glaubenserkenntnisse als Wissen besitzen und es in Wahrheit
verschlingen.
16. Aus vielen Stellen des Göttlichen Wortes geht
hervor, daß die Tiere Neigungen des Menschen bezeichnen, böse
bei den Bösen, gute bei den Guten „Siehe, Ich bin bei
euch und wende mich zu euch, und ihr werdet bebauet und besäet
werden; und Ich will auf euch den Menschen mehren... und das Vieh,
und sie sollen sich mehren und fruchtbar sein, und laß euch
wohnen wie in euren Vorzeiten“ (Ez. 36/9). Hier handelt es
sich um die Wiedergeburt. „Fürchtet euch nicht, ihr Tiere
des Feldes; denn neu grünen die Auen der Wüste“
(Joel. 2/22). „Als es in meinem Herzen gor und es mich stach
in meinen Nieren, da war ich dumm und ohne Einsicht, war wie das
Vieh bei Dir“ (Ps. 73/21 f). „Siehe, Tage kommen,
spricht Jehovah, da Ich besäen will das Haus Israels und das
Haus Judas mit Menschen - und Tiersamen... und Ich will wachen über
ihnen, sie zu bauen und zu pflanzen, spricht Jehovah“ (Jer.
31/27 f). Auch hier ist von der Wiedergeburt die Rede. Die wilden
Tiere bedeuten Ähnliches. „Und Ich schließe
für sie an jenem Tage einen Bund mit dem wilden Tier des
Feldes, mit den Vögeln des Himmels und dem Kriechtier des
Bodens“ (Hos. 2/18). „Vor dem Wild der Erde wirst du
dich nicht fürchten. Mit den Steinen des Ackers stehst du im
Bunde, und die Tiere des Feldes sind dir befreundet“ (Hiob.
5/22 f). „Und Ich will mit ihnen einen Friedensbund schließen
und wegschaffen aus dem Lande das böse, wilde Tier, daß
in der Wüste sie in Sicherheit wohnen“ (Ez. 34/25). „Mich
wird verherrlichen das Wild des Feldes, Drachen und Käuzlein,
weil Ich in der Wüste Wasser gegeben“ (Jes. 43/20). „Auf
ihrem Gezweige nisteten alle Vögel des Himmels, und unter ihren
Zweigen gebar alles wilde Tier des Feldes, und in ihrem Schatten
saßen all die vielen Völkerschaften“ (Ez. 31/6).
Dies wird vom Assyrer gesagt, durch den der geistige Mensch
bezeichnet und dem Garten Eden verglichen wird. „Verherrlichet
Jehovah, alle Seine Engel, verherrlichet von der Erde her, ihr
See-Ungetüme, da Fruchtbaum, Wild und alles Vieh, Kriechtiere
und Gefiedertes“ (Ps. 148). Wenn hier nicht durch See-Ungetüm,
Fruchtbaum, Wild, Vieh, Kriechtier und Gefiedertem Lebendiges
im Menschen bezeichnet wurde, so könnte von ihnen keinesfalls
ausgesagt werden, sie sollten Jehovah verherrlichen.
Bei den Propheten wird genau zwischen Tieren und wilden Tieren der
Erde und Tieren und wilden Tieren des Feldes unterschieden.
Das Gute wird sogar in der Weise den Tieren verglichen, daß
jene, die dem HERRN im Himmel am nächsten stehen, „Tiere“
heißen, u.z. sowohl bei Ezechiel wie bei Johannes: „Und
alle Engel standen rings um den Thron und die Ältesten und die
vier Tiere und fielen vor dem Thron auf ihr Angesicht und beteten
Gott an“ (Offenb.7/11, cf; 19/4).
17. So bei Jeremias: „Ich sah die Erde, und siehe! eine
Leere und Öde - und auf zu den Himmeln, und ihr Licht war nicht
da. Ich sah, und siehe! da war kein Mensch, und alle Vögel des
Himmels waren entflohen“ (Jer. 4/23, 25). Bei Jesaja, wo
ebenfalls im inneren Sinne unter dem Menschen der Wiedergeborene zu
verstehen ist, im höchsten Sinne aber der HERR selbst als der
Eine Mensch, heißt es: „So spricht Jehovah, der Heilige
Israels und sein Bildner...: Ich habe die Erde gemacht und den
Menschen auf ihr geschaffen. Ich, Meine Hände haben ausgespannt
die Himmel, und all ihrem Heer habe Ich geboten“ (Jes. 45/11
f).
18. „Ich schaute in den Gesichten der Nacht, und siehe,
mit den Wolken des Himmels kam einer, der einem Menschensohne glich,
und gelangte bis zu dem Alten der Tage, und vor Ihm ließen sie
ihn nahen. Ihm wurde gegeben Herrschaft und Herrlichkeit und Reich,
und alle Völker, Volksstämme und Zungen sollen Ihm dienen.
Seine Herrschaft ist eine ewige Herrschaft, die niemals vergeht, und
Sein Königtum wird nimmer zerstört“ (Dan. 7/13 f).
19. Der buchstäbliche Sinn der Heiligen Schrift wird
durch die „Wolken des Himmels“ bezeichnet, ihr innerer
Sinn aber, der sich einzig auf den HERRN und Sein Reich im ganzen
wie im einzelnen bezieht, durch die „Kraft und Herrlichkeit“.
20. So heißt es bei den Propheten: „Ich will auf
euch den Menschen und das Vieh mehren, und sie sollen sich
mehren und befruchten, und Ich will euch wohnen lassen wie in euren
Vorzeiten, und tue euch mehr Gutes, denn in euren Anfängen,
und ihr sollt wissen, daß Ich Jehovah bin“ (Ez. 36/11).
Unter „Mensch" wird hier der geistige Mensch oder auch
„Israel“ verstanden, unter „Vorzeit“ die
Älteste Kirche, während Anfängen die Alte Kirche nach
der Sintflut bezeichnet. Die Vermehrung, die sich auf das Wahre
bezieht, geht hier der Befruchtung, der Sache des Guten, voran, weil
es sich hier nicht um einen wiedergeborenen, sondern um einen
wiederzugebärenden Menschen handelt.
21. Hier soll nur das angeführt werden, was der HERR bei
Ezechiel sagt: „Und an diesem Fluß, auf seinen beiden
Ufern, werden allerlei Bäume mit eßbaren Früchten
wachsen; ihre Blätter werden nicht verwelken, und ihre Früchte
nicht zu Ende gehen. Je in ihrem Monat werden sie frische Früchte
bringen; denn ihr Wasser quillt aus dem Heiligtum hervor. Ihre
Früchte werden als Speise dienen und ihre Blätter als
Heilmittel“ (Ez. 47/12). Der HERR ist das Heiligtum, die
Wasser aus dem Heiligtum bedeuten daher Sein Leben und Seine
Barmherzigkeit. Die „Frucht“ ist Weisheit, die den
himmlischen Menschen als Speise dient, das Blatt bezeichnet die
Einsicht, die ihnen aus der Anwendung der Weisheit erwächst
und daher „Heilmittel“ genannt wird.
22. Zuerst wäre davon zu reden, wie es sich mit der
Auferweckung des Menschen verhält, seinem Übergang
vom körperlichen zum ewigen Leben. Um mich vom Fortleben der
Menschen nach dem Tode zu Überzeugen, erhielt ich die Gabe, mit
einer Reihe von Personen, die ich aus ihrem Erdenleben kannte,
zu reden und mit ihnen zu verkehren, und zwar nicht nur während
einiger Tage oder Wochen, sondern beinahe ein Jahr lang. Ich redete
und unterhielt mich mit ihnen wie in dieser Welt. Sie wunderten sich
sehr darüber, daß sie während ihres körperlichen
Lebens so ungläubig gewesen waren, und daß andere,
ja die meisten in ihrem Unglauben verharrten und noch immer meinten,
daß sie nach dem Tode nicht leben würden, während
doch in Wirklichkeit nur wenige Tage zwischen dem Tode ihres Körpers
und dem Eintritt ins andere Leben vergehen, das eine Fortsetzung
dieses Lebens ist.
Was ich über das Leben nach dem Tode eröffnen darf, will
ich des Zusammenhanges wegen nicht zwischen die Text-Auslegung
streuen, sondern es am Anfang und Ende eines jeden Kapitels beifügen
– von gelegentlichen Einflechtungen abgesehen.
Am Ende dieses Kapitels wird dargelegt werden, wie der Mensch von
den Toten auferweckt wird und in das ewige Leben eingeht.
23. Der HERR beschreibt durch Ezechiel den Zustand des
himmlischen Menschen, der mit dem ruhevollen Frieden beschenkt,
durch „Regen“ erquickt und von der Knechtschaft des
Bösen und Falschen befreit ist: "Und Ich will mit ihnen
einen Friedensbund schließen und das böse wilde Tier aus
dem Lande wegschaffen, daß sie in der Wüste in Sicherheit
wohnen und in den Wäldern schlafen. Und Ich will sie selbst und
die Umgebungen meines Hügels zum Segen machen und zur rechten
Zeit den Platzregen herabgießen – Platzregen des Segens
sollen's sein. Und der Baum des Feldes wird seine Frucht gehen, und
die Erde wird geben ihr Gewächs, und sie sollen auf ihrem Boden
in Sicherheit sein und wissen, daß Ich Jehovah bin, wenn Ich
die Stäbe ihres Joches breche und sie aus der Hand derer
errette, die sie sich dienstbar machten... Und ihr seid Meine Herde,
die Herde Meiner Weide – ein Mensch seid ihr, Ich bin euer
Gott, spricht der HERR Jehovah“ (Ez. 34/25-27, 31). Durch
Hosea wird gesagt, daß dies am dritten Tage geschehen werde –
der dritte Tag bedeutet im Worte Gottes dasselbe wie der siebente
Tag: „Nach zwei Tagen wird Er uns neu beleben, am dritten Tage
uns wieder aufrichten, auf daß wir leben vor Ihm. Und lasset
uns streben, mit Eifer streben nach Erkenntnis Jehovahs. Wie die
Morgenröte ist bereitet Sein Ausgang, und wie der Regen kommt
Er zu uns, wie der Spätregen, der das Land befeuchtet“
(Hos. 6/2 f). Bei Ezechiel wird im Zusammenhang mit den Ausführungen
über die Alte Kirche der himmlische Mensch einem „Sproß
des Feldes“ verglichen. „Wie ein Sproß des Feldes
habe Ich dich gemacht, und du wuchsest heran und wurdest groß
und kamst in die Zierde der Zierden“ (Ez. 16/7). Bei Jesaja
wird er ein „Zweig der Pflanzungen“ und „ein Werk
der Hände Jehovah Gottes“ genannt (Jes. 60/21).
24. Ebenso in den Psalmen „Die Himmel sind gemacht
durch Jehovahs Wort und vom Hauche seines Mundes all ihr Heer“
(Ps. 33/6). „Du raffst ihren Geist weg, sie verscheiden
und kehren zu ihrem Staub zurück. Sendest Du Deinen Geist aus,
so sind sie geschaffen, und Du erneuerst das Angesicht des Bodens“
(Ps. 104/29 f). Auch aus folgender Stelle bei Hiob wird deutlich,
daß der Odem für das Leben des Glaubens und der Liebe
steht „Aber der Geist erleuchtet die Menschen, und der Odem
Schaddais macht sie verständig“, und „Der Geist
Gottes hat mich geschaffen und der Odem Schaddais hat mich belebt“
(Hiob. 32/8; 33/4).
25. Auch aus folgender Stelle hei Jesaja wird offenbar, daß
der Garten die Einsicht und Eden die Liebe darstellt „Denn
trösten wird Jehovah Zion, wird trösten all seine Oeden
und machten seine Wüste wie Eden und seine Einöde wie den
Garten Jehovahs; Freude und Fröhlichkeit findet man darin,
Bekenntnis und die Stimme des Gesangs“ (51/3). Die zu einem
Eden gemachte „Wüste“, „Freude“ und
„Bekenntnis“ sind Worte, die bei den Propheten das
Himmlische des Glaubens und das sich auf die Liebe beziehende
bezeichnen. „Einöde“, „Fröhlichkeit“
und „Stimme des Gesangs“ hingegen zeigen das
Geistige des Glaubens an, das auch dem Verstand angehört. Die
erste Reihe von Worten bezieht sich auf Eden, die zweite auf den
Garten Jehovahs. Bei diesem Propheten nämlich begegnen ständig
zweierlei Ausdrücke für ein und dieselbe Sache, der eine
davon deutet auf Himmlisches, der andere auf Geistiges hin.
Über die weitere Bedeutung des Gartens in Eden sehe man
unter Vers 10.
26. Diese Stelle handelt von denen, die Glaube und Liebe
aufnehmen. Bei Jeremias heißt es „Gesegnet ist der Mann,
der auf Jehovah vertraut, und dessen Vertrauen Jehovah ist! Er ist
wie der Baum, gepflanzt am Wasser, der nach dem Bad seine Wurzeln
ausstreckt“ (17/7 f) Ezechiel vergleicht den Menschen und die
Weisheit nicht nur mit dem Garten und den Bäumen an den
Flüssen, sondern nennt sie direkt so: „Die Wasser machten
ihn groß, die Fluten ließen ihn hochwachsen; sie ließen
ihre Ströme fließen rings um seinen Standort und sandten
ihre Kanäle aus zu allen Bäumen des Feldes. Darum ragte er
höher als alle Bäume des Feldes;... So ward er schön
in seiner Größe, in der Länge seiner Äste, weil
seine Wurzeln sich an viele Wasser erstreckten. Die Zedern im Garten
Gottes verdunkelten ihn nicht, die Tannen waren nicht gleich seinen
Ästen, und Platanen waren nicht wie seine Zweige. Kein Baum im
Garten Gottes war ihm zu vergleichen in seiner Schönheit. Schön
hatte ich ihn gemacht in der Fülle seiner Zweige, und alle
Bäume Edens, im Garten Gottes, beneideten ihn“. (31/4,
7-9).
27. Wo Daniel vom König der Mitternacht und des Mittags
spricht, heißt es: „Er wird herrschen über die
Schätze des Goldes und Silbers und über alle Kleinodien
Ägyptens, und Libyer und Äthiopien werden in seinem
Gefolge sein“ (Dan. 11, 43). Hier steht Ägypten für
das Wissensmäßige. Äthiopien für die
Erkenntnisse. „Die Kaufleute von Scheba und Raamah trieben
Handel mit dir, mit den Erstlingen alles Gewürzes und allen
kostbaren Steinen und Gold“ (Ez. 27/22). Auch hier werden die
Glaubenserkenntnisse bezeichnet, und wenn David vom HERRN und somit
auch vom himmlischen Menschen spricht, heißt es „Aufblühen
wird in seinen Tagen der Gerechte und viel Friede sein, bis daß
kein Mond mehr ist... Die Könige von Tarschisch und den Inseln
werden Geschenke bringen, Schebas und Sebas Könige sich mit
Ehrengaben nahen“ (Ps. 72/7, 10). Aus dem Zusammenhang
dieser Verse geht hervor, daß Himmlisches des Glaubens gemeint
ist.
28. So heißt es bei Ezechiel: „So spricht der
HERR Jehovah: Siehe, Ich bin wider dich, Pharao, König
Ägyptens, du großes Ungetüm, das sich inmitten
seiner Ströme lagert und spricht, mein ist der Strom, und ich
habe ihn gemacht. Und das Land Ägypten wird zur Einöde und
zur Wüste werden, auf daß sie wissen, daß Ich
Jehovah bin, weil er sprach, mein ist der Strom und ich habe ihn
gemacht“. (Ez. 29/39). Derartige Menschen werden bei Ezechiel
auch „Bäume Edens in der Unterwelt“ genannt, und
zwar an einer Stelle, die ebenfalls von Pharao oder dem Ägypter
handelt, und wo die Bäume Edens für das äußere
Wissen und die Erkenntnisse aus dem Worte stehen, die sie durch ihre
Vernünfteleien entweihen: „Ob dem Getöse seines
Falles ließ Ich erheben die Völkerschaften, da Ich ihn
hinabstieß in die Unterwelt, zu denen, die zur Grube gefahren
sind... Wem gleichest du also an Herrlichkeit und Größe
unter den Bäumen Edens? Mit den Bäumen Edens wirst du
hinabgestoßen in die Unterwelt, inmitten der
Unbeschnittenen wirst du Liegen, bei den vom Schwerte Erschlagenen.
Das ist der Pharao und seine ganze Schar, spricht der HERR Jehovah“
(Ez. 31/16-18).
29. Hier bedeutet das mit seinem Namen rufen und ihn
benennen vorauswissen, wie er beschaffen ist. „Man wird
dich mit einem neuen Namen nennen, den der Mund Jehovahs bestimmen
wird“ (Jes. 62/2), das heißt soviel wie: er werde ein
anderer werden, wie sich auch aus dem Zusammenhang ergibt. „Israel,
fürchte dich nicht, denn Ich habe dich erlöst, dich bei
deinem Namen gerufen, Mein bist du“ (Jes. 43/1), was besagt,
Er kenne seine Beschaffenheit. „Hebet eure Augen in die Höhe
und sehet: Wer schuf dies? Er, der ihr Heer herausbringt nach der
Zahl, sie alle mit Namen nennt“ (Jes. 40/46), das heißt,
Er kenne alle.
30. „Jehovah wird dich beständig führen und
deine Seele in den dürren Steppen sättigen und rüstig
machen dein Gebein, und wie ein bewässerter Garten wirst du
sein“ (Jes. 58/11). „Und ihr werdet's sehen und euer
Herz wird sich freuen, und sprossen werden eure Gebeine wie junges
Kraut“ (Jes. 66/14). „Alle meine Gebeine werden
sprechen, Jehovah, wer ist wie Du“ (Ps. 35/10). Noch
deutlicher ist es bei Ezechiel, wo gesagt wird, daß die
Gebeine Fleisch bekommen würden und Geist in sie gebracht werde
„Die Hand Jehovahs... ließ mich nieder inmitten einer
Talebene, die voll war von Gebeinen... Und Er sprach zu mir:
Weissage über diese Gebeine und sprich zu ihnen Ihr dürren
Gebeine, höret das Wort Jehovahs. So spricht der HERR Jehovah
zu diesen Gebeinen: Siehe, Ich bringe Geist in euch, auf daß
ihr lebet. Ich schaffe Sehnen an euch und lasse Fleisch an euch
wachsen und überdecke euch mit Haut, und gebe Geist in euch,
auf daß ihr lebet, und ihr sollt wissen, daß ich Jehovah
bin“ (Ez. 37/1, 4-6).
* * *
———— * ————
[VH-LIF / 2009]