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Über das Leben nach dem Tode
Emanuel
Swedenborg
Über
das Leben nach dem Tode
eine
christliche Jenseitsschau
*
1. Teil –
Der Himmel und seine Wunder
Vorbemerkung des Verfassers
Als der Herr zu den Jüngern von der
"Vollendung des Zeitlaufs", der letzten Zeit der Kirche,
sprach, führte er am Ende der Vorhersagen über ihre
aufeinanderfolgenden Zustände im Hinblick auf Liebe und Glaube
aus:
"Bald nach der Trübsal jener Tage wird
die Sonne sich verfinstern und der Mond seinen Schein nicht geben.
Die Sterne werden vom Himmel fallen und die Kräfte des Himmels
erschüttert werden. Dann wird erscheinen das Zeichen des
Menschensohnes am Himmel. Und es werden heulen alle Geschlechter auf
Erden und werden Ihn kommen sehen in den Wolken des Himmels in großer
Kraft und Herrlichkeit. Und er wird senden seine Engel mit hellen
Posaunen, und sie werden sammeln seine Auserwählten von den vier
Winden, von einem Ende des Himmels bis zum anderen." (Mat
24,29-31)
Wer diese Worte nur buchstäblich versteht,
muß annehmen, in der Endzeit, beim letzten Gericht, werde all
dies buchstäblich geschehen. Sonne und Mond würden sich
verfinstern und die Sterne vom Himmel fallen. Das Zeichen des Herrn
werde am Himmel erscheinen. Ihn aber werde man zugleich mit den
Engeln auf den Wolken des Himmels sehen. Zugleich werde –
anderen Bibelstellen zufolge – die ganze sichtbare Welt
vergehen und schließlich ein neuer Himmel samt einer neuen Erde
entstehen. Das ist heutzutage (d.h. 1758) die vorherrschende Meinung
innerhalb der Kirche.
Aber wer dies glaubt, weiß nichts von den
verborgenen Geheimnissen im Einzelnen des Wortes; denn jede
Einzelheit hat einen inneren Sinn, in dem es nicht um natürliche
und weltliche Dinge geht, wie im Buchstabensinn, sondern um geistige
und himmlische. Das Göttliche Wort ist nämlich in lauter
Entsprechungen verfaßt worden, damit alles einen inneren Sinn
enthalte. (Mehr darüber in den "Himmlischen Geheimnissen")
Das gilt auch von der angeführten Stelle über
die Ankunft des Herrn. Durch die Sonne, welche verfinstert werden
soll, wird der Herr hinsichtlich der Liebe bezeichnet; durch den Mond
der Herr hinsichtlich des Glaubens; durch die Sterne die Erkenntnisse
des Guten und Wahren oder der Liebe und des Glaubens; durch das
Zeichen des Menschensohnes am Himmel die Erscheinung des
Göttlich-Wahren; durch die Geschlechter der Erde, welche heulen
werden, alle Dinge des Wahren und Guten oder des Glaubens und der
Liebe; durch die Ankunft des Herrn in den Wolken des Himmels mit
großer Kraft und Herrlichkeit seine Gegenwart im Wort und die
Offenbarung. Die Wolke bezeichnet den buchstäblichen und die
Herrlichkeit den inneren Sinn des Wortes; die Engel mit der hellen
Posaune den Himmel, aus dem das Göttlich-Wahre herniedersteigt.
Das alles sollte deutlich machen, was unter den
angeführten Worten des Herrn zu verstehen ist: Am Ende der
Kirche, wenn keine Liebe und darum auch kein Glaube mehr vorhanden
ist, wird der Herr das Wort nach seinem inneren Sinn aufschließen
und die Geheimnisse des Himmels offenbaren.
Der Mensch der Kirche weiß heutzutage kaum
etwas über Himmel und Hölle, sowie über sein Leben
nach dem Tode, obwohl sich alles im Worte Gottes beschrieben findet.
Viele Angehörige der Kirche leugnen sogar diese Dinge, indem sie
bei sich sprechen: "Wer ist von dort zurückgekommen und hat
davon berichten können?" Damit nun ein solches Leugnen, wie
es besonders bei Gebildeten herrscht, nicht auch jene anstecke und
verderbe, die einfältigen Herzens und Glaubens sind, wurde mir
verliehen, mit den Engeln zusammen zu sein und mit ihnen zu reden,
wie ein Mensch mit dem andern. Ebenso durfte ich auch (nun schon
während über 13 Jahren) Dinge sehen, die sich in den
Himmeln und Höllen finden, und nach dem Gesehenen und Gehörten
beschreiben – in der Hoffnung, daß so die Unkenntnis
aufgeklärt und der Unglaube zerstreut werde.
Eine solche unmittelbare Offenbarung findet
heutzutage statt; unter ihr ist die Ankunft des Herrn zu verstehen.
Der Herr ist der Gott des Himmels
Zuerst muß man wissen, wer der Gott des
Himmels ist, weil davon alles übrige abhängt. Im ganzen
Himmel wird außer dem Herrn niemand als Gott des Himmels
anerkannt. Man sagt dort, wie er selbst gelehrt hat, daß er
einer sei mit dem Vater, und daß wer ihn sieht, den Vater sehe,
daß der Vater in ihm und er im Vater sei; daß alles
Heilige aus ihm hervorgehe (Joh. 10,30.38; 14,10f; 16,13-15). Ich
sprach hierüber öfters mit den Engeln, und sie sagten
beharrlich, man könne im Himmel das Göttliche nicht in drei
(Personen) unterscheiden, weil man dort weiß und wahrnimmt, daß
das Göttliche eines ist, und zwar im Herrn. Im Himmel findet
eine Kommunikation aller Gedanken statt. Würde deshalb jemand
dorthin kommen, der drei denkt und einen ausspricht, würde man
ihn sogleich erkennen und ausstoßen. Man muß jedoch
wissen, daß alle, die nicht das Wahre vom Guten oder den
Glauben von der Liebe getrennt hatten, im anderen Leben nach einer
entsprechenden Belehrung die himmlische Idee vom Herrn als dem Gott
des Alls annehmen. Anders verhält es sich bei denen, die den
Glauben vom Leben getrennt, d.h. die nicht nach den Vorschriften
wahren Glaubens gelebt hatten.
Alle Kinder, aus denen ein Drittel des Himmels
besteht, werden zuerst in die Anerkennung und in den Glauben
eingeführt, daß der Herr ihr Vater ist, und nachher, daß
er der Herr über alle, folglich der Gott des Himmels und der
Erde ist. Im Folgenden wird man sehen, wie die Kinder in den Himmeln
heranwachsen und durch Erkenntnisse bis zur Einsicht und Weisheit der
Engel vervollkommnet werden.
Die Angehörigen der Kirche können nicht
bezweifeln, daß der Herr der Gott des Himmels ist, lehrt er
doch selbst, daß alles, was der Vater habe, sein sei. (Matth.
11,27; Joh. 16,15; 17,2), und daß Er alle Gewalt im Himmel und
auf Erden habe (Matth. 28,18). Im Himmel und auf Erden, sagt er,
weil, wer den Himmel regiert, auch die Erde regiert, denn das eine
hängt vom andern ab.
Himmel und Erde regieren heißt, daß
diese von ihm alles empfangen, das Gute, das zur Liebe, und das
Wahre, das zum Glauben gehört, mithin alle Einsicht und Weisheit
und so auch alle Seligkeit, mit einem Wort: das ewige Leben. Dies
lehrte auch der Herr, als er sagte:
"Wer an den Sohn glaubt, hat das ewige Leben.
Wer aber dem Sohn nicht glaubt, wird das Leben nicht sehen"
(Joh. 3,36).
Und an anderer Stelle:
"Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer
an mich glaubt, wird leben, wenn er auch stirbt, und jeder, der da
lebt und an mich glaubt, wird in Ewigkeit nicht sterben" (Joh.
11,25f).
Und an einer weiteren Stelle:
"Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben"
(Joh. 14,6).
Das Göttliche des Herrn bildet den Himmel
Die Engel in ihrer Ganzheit heißen der
Himmel, weil sie ihn bilden. In Wirklichkeit aber ist das aus dem
Herrn hervorgehende Göttliche, das bei den Engeln einfließt
und von ihnen aufgenommen wird, der Himmel im allgemeinen wie im
besonderen. Das vom Herrn ausgehende Göttliche ist das Gute der
Liebe und das Wahre des Glaubens. In dem Maße also, wie sie das
Gute und Wahre vom Herrn aufnehmen, sind sie Engel und sind sie der
Himmel.
In den Himmeln weiß und glaubt, ja fühlt
(percipit) ein jeder, daß er nichts Gutes will und tut und
nichts Wahres denkt und glaubt aus sich selbst, sondern aus dem
Göttlichen, also aus dem Herrn, und daß das Gute und
Wahre, das seinem Eigenen entstammt, nichts Gutes und Wahres ist,
weil das Leben aus dem Göttlichen nicht darin ist. Die Engel des
innersten Himmels nehmen den Einfluß auch deutlich wahr und
empfinden ihn, und in dem Maße, wie sie ihn aufnehmen, haben
sie auch das Bewußtsein, im Himmel zu sein (videntur sibi in
caelo esse), denn in dem Maße sind sie in der Liebe und im
Glauben und ebenso auch im Licht der Einsicht und Weisheit und der
daher rührenden himmlischen Freude. Weil all dies aus dem
Göttlichen des Herrn hervorgeht und darin für die Engel der
Himmel liegt, ist offensichtlich, daß das Göttliche des
Herrn den Himmel bildet und nicht die Engel mit irgendetwas von ihrem
Eigenen. Daher heißt im Worte Gottes der Himmel die "Wohnung
des Herrn" und "Sein Thron" und sagt man von denen,
die darin sind, sie seien im Herrn.
Die Engel gehen aufgrund ihrer Weisheit noch
weiter: sie sagen nicht nur, daß alles Gute und Wahre vom Herrn
stamme, sondern auch alles, was zum Leben gehört. Sie begründen
dies damit, daß nichts aus sich selbst entstehen kann, sondern
nur aus einem ihm Vorausgehenden, und daß somit alles aus einem
Ersten entsteht, welches sie das eigentliche Sein allen Lebens
nennen, und daß auf dieselbe Weise alles bestehe, weil das
Bestehen ein ständiges Entstehen ist. Was nicht fortwährend
durch Mittelglieder im Zusammenhang mit dem ersten gehalten wird,
fällt augenblicklich zusammen und vergeht völlig.
Die Engel sagen überdies, daß es nur
eine einzige Quelle des Lebens gebe und das Leben des Menschen nur
ein Bächlein aus ihr sei, das sogleich versiegen müßte,
wenn es nicht fortwährend von ihr her gespeist würde.
Ferner sagen sie, daß aus jener einzigen Quelle des Lebens,
welche der Herr ist, nichts als Göttlich-Gutes und -Wahres
hervorgehe, einen jeden nach seiner Aufnahmebereitschaft anregend. In
denen aber, welche diese im Glauben und im Leben aufnehmen, sei der
Himmel. Jene aber, welche das Göttlich-Gute und -Wahre
zurückstoßen oder ersticken, verkehren es in eine Hölle.
Denn sie verwandeln das Gute in Böses und das Wahre in Falsches,
somit das Leben in den Tod.
Da nun alles Gute und Wahre von oben kommt, folgt
hieraus, daß auch alles dem Leben Angehörende von daher
kommt. Aus diesem Glauben heraus lehnen die Engel auch jeden Dank ab
für das Gute, das sie tun, ja sie werden unwillig und treten
zurück, wenn ihnen jemand etwas Gutes zuschreibt. Sie wundern
sich, daß jemand glauben kann, er sei weise aus sich und tue
Gutes aus sich selbst. Gutes tun um seiner selbst willen nennen sie
nicht Gutes, weil man es aus sich tut; aber Gutes tun um des Guten
willen, nennen sie Gutes aus dem Göttlichen, und dieses Gute
allein bilde den Himmel, weil dieses Gute der Herr ist.
Auch der Herr lehrt, daß jene, die im Himmel
und in der Kirche sind, in Ihm seien und Er in ihnen, wenn er sagt:
"Bleibet in mir und ich in euch; wie eine
Rebe nicht Frucht bringen kann aus sich selbst, sie bleibe denn am
Weinstock, so auch ihr nicht, ihr bleibet denn in mir. Ich bin der
Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der
bringt viele Frucht; denn ohne mich könnt ihr nichts tun"
(Joh 15,4-7).
Hieraus geht klar hervor, daß der Herr in
dem wohnt, was bei den Engeln des Himmels Ihm gehört und er das
Ein und Alles des Himmels ist.
Das Göttliche des Herrn im Himmel ist die
Liebe zu Ihm und zum Nächsten
Das vom Herrn ausgehende Göttliche wird im
Himmel das Göttlich-Wahre genannt. Es fließt vom Herrn her
aus seiner göttlichen Liebe in den Himmel ein. Die göttliche
Liebe und das aus ihr hervorgehende göttliche Wahre verhalten
sich vergleichsweise wie in der Welt das Feuer und das Licht der
Sonne. Die Liebe wie das Feuer, das aus der Liebe entspringende Wahre
wie das Licht aus der Sonne. Aufgrund der Entsprechung bezeichnet
auch das Feuer die Liebe und das Licht das aus ihr entspringende
Wahre.
Das Göttliche, das den Himmel bildet, ist die
Liebe, weil die Liebe eine geistige Verbindung ist. Die Liebe
verbindet die Engel mit dem Herrn und verbindet sie zugleich
untereinander; ja sie verbindet sie derart, daß sie vor dem
Auge des Herrn alle wie eins sind. Darüber hinaus ist die Liebe
das eigentliche Sein des Lebens bei einem jeden. Aus ihr haben
deshalb Engel wie Menschen das Leben. Jeder, der darüber
nachdenkt, kann wissen, daß die innerste Lebenskraft des
Menschen aus der Liebe stammt. Man muß aber wissen, daß
das Leben eines jeden Menschen so beschaffen ist, wie seine Liebe.
Im Himmel unterscheidet man zwei Arten von Liebe:
die zum Herrn und die zum Nächsten. Im innersten oder dritten
Himmel herrscht die Liebe zum Herrn, im zweiten oder mittleren die
Liebe zum Nächsten. Beide gehen vom Herrn aus, und beide bilden
den Himmel. In welcher Weise sich diese beiden Arten der Liebe
unterscheiden und wie sie sich verbinden, zeigt sich im Himmel in
hellem Licht, in der Welt dagegen nur dunkel. Im Himmel versteht man
unter "den Herrn lieben" nicht, ihn als Person lieben,
sondern das Gute, das aus ihm stammt. Das Gute lieben heißt
aber, das Gute aus Liebe wollen und tun. Und unter "den Nächsten
lieben" versteht man im Himmel nicht, den Gefährten als
Person lieben, sondern das Wahre, wie es aus dem Wort hervorgeht. Das
Wahre lieben heißt aber, es wollen und tun. Damit ist klar, daß
jene beiden Arten der Liebe sich unterscheiden wie das Gute und das
Wahre, und daß sie sich verbinden wie das Gute mit dem Wahren.
Aber dies kann sich der Mensch schwer vorstellen, weil er nicht weiß,
was Liebe, was Gutes und was der Nächste ist.
Ich sprach hierüber mehrmals mit den Engeln,
die sich verwundert darüber äußerten, daß die
Menschen der Kirche nicht wissen, was es heißt, den Herrn und
den Nächsten lieben, nämlich das Gute und Wahre lieben und
aus Neigung tun, wo sie doch wissen könnten, daß ein jeder
seine Liebe durch das Wollen und Tun dessen bezeugt, was der andere
will. Erst dadurch wird er ja auch seinerseits wiedergeliebt und mit
dem anderen verbunden, nicht aber dadurch, daß er ihn liebt,
seinen Willen aber dennoch nicht tut, was an sich soviel wie
Nichtlieben ist. Auch könnten die Menschen wissen, daß das
vom Herrn ausgehende Gute sein Ebenbild ist, weil er in ihm ist, und
daß jene als seine Ebenbilder mit ihm verbunden werden, die das
Gute und Wahre zum Inhalt ihres Lebens machen, indem sie es wollen
und tun. Wollen ist gleichbedeutend mit Lieben. So lehrt auch der
Herr im Wort, wenn er sagt:
"Wer meine Gebote hat und sie tut, der ist
es, der mich liebt, und ich werde ihn lieben und Wohnung bei ihm
nehmen." (Joh 14,21.23)
und an anderer Stelle:
"Wenn ihr meine Gebote haltet, so werdet ihr
in meiner Liebe bleiben." (Joh 15,10.12)
Alle Erfahrung im Himmel bezeugt, daß das
vom Herrn ausgehende Göttliche, das die Engel belebt und den
Himmel ausmacht, Liebe ist. Denn alle im Himmel sind Formen der Liebe
und Nächstenliebe. Die Engel sind von unaussprechlicher
Schönheit, und Liebe leuchtet aus ihrem Antlitz, aus ihrer Rede
und allen Lebensäußerungen. Überdies gehen aus jedem
Engel und Geist geistige Lebenssphären hervor und umgeben sie,
an denen man ihre Beschaffenheit anhand der Neigungen ihrer Liebe
bisweilen schon aus großer Entfernung erkennen kann. Diese
Sphären fließen ja aus dem Leben der Neigung und dem
daraus entspringenden Denken hervor bzw. aus dem Leben der Liebe und
dem daraus resultierenden Glauben bei einem jeden. Die von den Engeln
ausgehenden Sphären sind so voller Liebe, daß sie das
Innerste des Lebens der Anwesenden berühren. Ich habe sie mehr
als einmal empfunden und wurde in der genannten Weise berührt.
Das Göttliche des Herrn im Himmel ist Liebe,
weil die Liebe das Aufnahmegefäß alles dessen ist, was zum
Himmel gehört, wie Friede, Einsicht, Weisheit und Seligkeit.
Denn die Liebe nimmt samt und sonders in sich auf, was mit ihr
übereinstimmt; sie sehnt sich danach, sucht es und zieht es wie
von selbst zu sich heran; denn immer trachtet sie danach, auf diese
Weise bereichert und vervollkommnet zu werden. Dies weiß auch
der Mensch, denn seine Liebe wählt und entnimmt aus dem
Gedächtnis alles, was zu ihr paßt, sammelt es und ordnet
es in sich und unter sich (in sich, damit es ihr eigen sei, und unter
sich, damit es ihr diene). Das übrige aber, das nicht zu ihr
paßt, verwirft sie und entfernt es.
Die Fähigkeit der Liebe, die mit ihr
übereinstimmenden Wahrheiten in sich aufzunehmen, sowie das
Verlangen, sie mit sich zu verbinden, war auch deutlich an gewissen
Geistern zu sehen, welche in den Himmel erhoben wurden. Obwohl sie in
der Welt einfältig gewesen waren, gelangten sie doch, sobald sie
unter die Engel kamen, in deren Weisheit und in himmlische Wonnen,
einfach weil sie das Gute und Wahre um des Guten und Wahren willen
geliebt und ihrem Leben eingepflanzt hatten. Dadurch waren sie fähig
geworden, den Himmel mit all seinen unaussprechlichen
Vollkommenheiten in sich aufzunehmen. Die anderen hingegen, die der
Liebe zu sich und zur Welt verfallen sind, haben nicht die Fähigkeit,
diese himmlischen Dinge aufzunehmen. Sie haben eine Abneigung dagegen
und stoßen sie zurück, um sich den Bewohnern der Hölle
anzuschließen, die einer ähnlichen Art von Liebe ergeben
sind.
Die Liebe zum Herrn und die Liebe zum Nächsten
umfaßt alle göttlichen Wahrheiten. Der Herr selbst sagte
das ganz deutlich, als er über die genannten beiden Arten der
Liebe sprach:
"Du sollst deinen Gott lieben von deinem
ganzen Herzen und von deiner ganzen Seele. Dies ist das erste und
größte Gebot. Das zweite aber ist ihm gleich: Du sollst
deinen Nächsten lieben wie dich selbst. An diesen beiden Geboten
hängt das ganze Gesetz und die Propheten" (Mat 22,37-40).
Das Gesetz und die Propheten sind aber das ganze
Wort, damit alles göttliche Wahre.
Der Himmel besteht aus zwei Reichen
Weil im Himmel eine unendliche Mannigfaltigkeit
herrscht und nicht eine Gesellschaft der anderen, ja nicht einmal ein
Engel dem anderen völlig gleicht, wird er im allgemeinen, im
besonderen und im einzelnen unterschieden. Im allgemeinen in zwei
Reiche, im besonderen in drei Himmel und im einzelnen in unzählige
Gesellschaften. Über jede dieser verschiedenen Einteilungen wird
im nun Folgenden die Rede sein. Vom "Reich" wird
gesprochen, weil der Himmel das Reich Gottes heißt.
Manche Engel nehmen das vom Herrn ausgehende
Göttliche innerlicher, andere weniger innerlich auf. Erstere
heißen himmlische, letztere geistige Engel. Daher unterscheidet
man im Himmel zwei Reiche, von denen das eine das himmlische, das
andere das geistige Reich genannt wird.
Die Engel, die das himmlische Reich bilden,
werden, da sie das Göttliche des Herrn auf eine innerlichere
Weise aufnehmen, innerlichere oder auch höhere Engel genannt,
und infolgedessen werden auch die aus ihnen bestehenden Himmel als
innerliche oder höhere bezeichnet.
Die Liebe der Angehörigen des himmlischen
Reiches wird als himmlische Liebe, die der Angehörigen des
geistigen Reiches als geistige Liebe bezeichnet. Erstere ist die
Liebe zum Herrn, letztere die Liebe zum Nächsten. Und weil alles
Gute der Liebe angehört (denn was jemand liebt, das ist für
ihn gut), darum heißt auch das Gute des einen Reiches himmlisch
und das des anderen geistig. Damit ist klar, wie sich jene beiden
Reiche unterscheiden, nämlich in derselben Weise wie das Gute
der Liebe zum Herrn und das Gute der Liebe zum Nächsten.
Die Engel im himmlischen Reich des Herrn
übertreffen an Weisheit und Herrlichkeit weit die Engel im
geistigen Reich, weil sie das Göttliche des Herrn innerlicher
aufnehmen. Sie stehen ja in der Liebe zu ihm und sind ihm daher näher
und enger verbunden. Sie gehören zu denen, die bei Jeremia
(31,33) beschrieben werden:
"Ich werde mein Gesetz in ihr Herz geben und
in ihren Sinn schreiben … und nicht mehr wird jemand seinen
Freund, noch jemand seinen Bruder lehren, indem er spricht: »Erkennet
den Jehovah!« Sie werden mich erkennen vom kleinsten bis zum
größten derselben."
Diese Engel haben mehr Weisheit und Herrlichkeit
als die übrigen, weil sie die göttlichen Wahrheiten
sogleich ins Leben aufnehmen, ohne sie zuerst im Gedächtnis zu
behalten und dann darüber nachzusinnen, ob sie auch wirklich
wahr seien. Der Herr fließt nämlich unmittelbar in das
Wollen und mittelbar durch das Wollen in das Denken des Menschen ein,
oder – was auf dasselbe hinausläuft – er fließt
unmittelbar ein in das Gute und mittelbar durch das Gute in das
Wahre. Denn Gutes wird genannt, was dem Willen angehört und aus
diesem zur Tat wird, Wahres hingegen, was dem Gedächtnis
angehört und aus diesem zum Denken wird. Auch wird alles Wahre
in Gutes verwandelt und der Liebe eingepflanzt, sobald es in den
Willen eingeht. Solange aber das Wahre nur im Gedächtnis und von
da aus im Denken ist, wird es weder zum Guten noch lebt es oder wird
dem Menschen angeeignet. Denn der Mensch ist Mensch aufgrund seines
Willens und des ihm entspringenden Verstandes, nicht aber aufgrund
des vom Willen getrennten Verstandes.
Weil ein solcher Unterschied zwischen den Engeln
des himmlischen und denen des geistigen Reiches besteht, sind sie
nicht beieinander und haben auch keinen Umgang miteinander. Die
Verbindung wird nur durch die zwischen ihnen stehenden sogenannten
geistig-himmlischen Engelschaften bewirkt. Durch diese fließt
das himmlische Reich in das geistige ein. Daher kommt es, daß
der Himmel, obgleich in zwei Reiche unterteilt, dennoch ein einziger
ist.
Es gibt drei Himmel
Es gibt drei Himmel, und diese sind untereinander
ganz verschieden: Der innerste oder dritte, der mittlere oder zweite
und der unterste oder erste. Sie folgen aufeinander und verhalten
sich untereinander wie das Haupt, der Leib und die Füße
des Menschen; ebenso auch wie der obere, mittlere und untere Teil
eines Hauses. In solcher Ordnung ist auch das Göttliche, das vom
Herrn ausgeht und herabsteigt. Der Himmel ist daher infolge einer
notwendigen Ordnung in drei Teile geteilt.
Die innerlicheren Bereiche des Menschen, Geist und
Seele, sind in einer ähnlichen Ordnung wie die Himmel: Auch der
Mensch hat nämlich ein Innerstes, ein Mittleres und ein Letztes,
sind in ihn doch bei seiner Erschaffung alle Stufen der göttlichen
Ordnung hineingelegt worden, so daß er zu einer Form der
göttlichen Ordnung und zu einem Himmel in kleinster Gestalt
wurde. Aus diesem Grunde steht auch der Mensch mit seinen
innerlicheren Bereichen in Gemeinschaft mit den Himmeln und gelangt
auch nach seinem Tode unter die Engel, unter die des innersten, des
mittleren oder des letzten Himmels, je wie er das Göttlich-Gute
und -Wahre vom Herrn in seinem irdischen Leben aufgenommen hat.
Das Göttliche, das im dritten oder innersten
Himmel aufgenommen wird, heißt das Himmlische, und
infolgedessen werden die hier weilenden Engel als die himmlischen
bezeichnet. Das im zweiten oder mittleren Himmel aufgenommene
Göttliche heißt das Geistige, die hier weilenden Engel
werden daher geistige Engel genannt. Das Göttliche aber, das im
untersten oder ersten Himmel aufgenommen wird, heißt das
Natürliche. Weil jedoch das Natürliche dieses Himmels nicht
zu verwechseln ist mit dem Natürlichen der Welt, sondern
Geistiges und Himmlisches in sich hat, so heißt dieser Himmel
der natürlich-geistige und natürlich-himmlische. Die Engel
dieses Himmels werden darum die natürlich-geistigen und
natürlich-himmlischen genannt.
In jedem Himmel gibt es ein Inneres und ein
Äußeres. Die zum Inneren Gehörenden heißen dort
innerliche, die anderen äußerliche Engel. Das Äußere
und das Innere in den Himmeln bzw. in jedem einzelnen Himmel verhält
sich zueinander wie das Willensmäßige zum
Verstandesmäßigen beim Menschen – das Innere wie
sein Willensmäßiges, das Äußere wie sein
Verstandesmäßiges. Alles Willensmäßige hat sein
Verstandesmäßiges, das eine ohne das andere gibt es nicht.
Das Willensmäßige verhält sich vergleichsweise wie
die Flamme, das dazugehörige Verstandesmäßige wie das
Licht aus der Flamme.
Bemerkenswert ist, daß das Innere der Engel
darüber entscheidet, ob sie sich in dem einen oder anderen
Himmel befinden. Denn sie sind in einem umso innerlicheren Himmel, je
mehr ihre inneren Regionen gegenüber dem Herrn aufgeschlossen
sind. Bei einem jeden finden sich drei solche Bereiche, beim Engel
ebenso wie beim Geist und auch beim Menschen. Diejenigen, bei denen
der dritte Grad aufgeschlossen ist, befinden sich im innersten
Himmel; jene, bei denen es der zweite oder nur der erste ist, im
mittleren oder äußersten Himmel. Aufgeschlossen aber
werden diese innerlichen Bereiche durch die Aufnahme des göttlichen
Guten und dazu des göttlichen Wahren. Hieraus ist klar, daß
der Zustand dieser innerlicheren Regionen den Himmel bildet, und daß
der Himmel innerhalb und nicht außerhalb eines jeden ist. So
lehrt auch der Herr mit seinen Worten, Luk 17,20: "Das Reich
Gottes ist inwendig in euch".
Alle Vollkommenheit nimmt auch nach innen hin zu
und nach außen hin ab, weil die innerlichen Bereiche dem
Göttlichen näher und in sich reiner, die äußerlichen
entfernter vom Göttlichen und an sich gröber sind. Die
Vollkommenheit der Engel besteht in der Einsicht, in der Weisheit, in
der Liebe sowie auch in allem Guten und in der daraus entstehenden
Glückseligkeit. Es gibt aber keine Glückseligkeit ohne all
dies, denn eine solche Glückseligkeit wäre äußerlich
und nicht innerlich. Weil bei den Engeln des innersten Himmels die
innerlicheren Bereiche im dritten Grade aufgeschlossen sind,
übertrifft ihre Vollkommenheit unermeßlich die der Engel
des mittleren Himmels, bei denen dieselben nur im zweiten Grade
aufgeschlossen sind. In gleicher Weise übertrifft die
Vollkommenheit der Engel des mittleren Himmels die der Engel des
letzten Himmels.
Infolge dieses Unterschiedes kann kein Engel des
einen Himmels zu den Engeln des anderen Himmels gelangen, bzw. kann
keiner aus einem niedrigeren Himmel hinaufsteigen oder aus einem
höheren Himmel herabsteigen. Wer aus einem niedrigeren Himmel in
einen höheren hinaufsteigt, wird von einer Bangigkeit ergriffen,
die bis zum Schmerz geht, und kann die dortigen Engel nicht sehen,
geschweige denn mit ihnen reden. Wer aber aus einem höheren
Himmel herabsteigt, wird seiner Weisheit beraubt, stottert beim Reden
und gerät in Verzweiflung.
Allein obgleich die Himmel so geschieden sind, daß
die Engel des einen Himmels keinen Verkehr mit denen eines anderen
haben können, verbindet doch der Herr alle Himmel durch einen
unmittelbaren und einen mittelbaren Einfluß. Ein unmittelbarer
Einfluß geht aus Ihm in alle Himmel, und ein mittelbarer von
einem Himmel in den anderen. So bewirkt Er, daß die drei Himmel
eins sind und alle, vom ersten bis zum letzten, miteinander verbunden
sind.
Wer nicht weiß, wie es sich mit der
göttlichen Ordnung inbezug auf diese Abstufungen verhält,
kann auch nicht verstehen, in welcher Weise die Himmel voneinander
geschieden sind, ja nicht einmal, daß es einen inneren und
einen äußeren Menschen gibt. Die meisten in der Welt haben
vom Inneren und Äußeren oder vom Höheren und Niederen
nur die Vorstellung eines Kontinuums, wie von etwas stetig
Zusammenhängendem, das vom Reineren bis zum Gröberen
reicht. Die innerlicheren und äußerlicheren Dinge sind
aber etwas Gesondertes und hängen nicht stetig zusammen.
Es gibt zweierlei Arten von Graden – stetig
fortlaufende und nicht stetig fortlaufende. Die stetig fortlaufenden
Grade verhalten sich wie die Abstufungen des abnehmenden Lichts von
der Helle der Flamme bis zum Dunkel. Die jeweiligen Abstände
bestimmen die Grade. Dagegen sind die nicht stetig zusammenhängenden,
die gesonderten Grade, voneinander getrennt wie das Frühere und
das Spätere, die Ursache und die Wirkung, wie das Erzeugende und
das Erzeugte. Wer sich keinen Begriff von diesen Graden verschafft
hat, vermag auch die Verschiedenheit der Himmel nicht zu erkennen,
ebensowenig den Unterschied zwischen den inneren und äußeren
Fähigkeiten des Menschen, noch die Verschiedenheit der geistigen
und der natürlichen Welt oder den Unterschied zwischen dem Geist
des Menschen und seinem Körper. Er vermag dann auch nicht
einzusehen, wieso es Entsprechungen und Vorbildungen gibt, noch wie
der Einfluß beschaffen ist. Die sinnlichen Menschen begreifen
diese Unterschiede nicht und können sich das Geistige nicht
anders denken als ein reineres Natürliches, weshalb sie auch
davon ausgeschlossen bleiben.
Zuletzt darf noch ein gewisses Geheimnis über
die Engel der drei Himmel bekanntgegeben werden, das früher
niemandem in den Sinn kam, weil man nichts von diesen Abstufungen
wußte. Bei jedem Engel, wie auch bei jedem Menschen, gibt es
nämlich ein Innerstes oder Höchstes, in welches das
Göttliche des Herrn zuerst oder zunächst einfließt
und von dem aus die übrigen Teile der innerlichen Bereiche
ausgerichtet werden, die sich nach den Abstufungen der Ordnung bei
ihm anfügen. Dieses Innerste oder Höchste kann als Eingang
des Herrn beim Engel und Menschen und als seine eigentliche Wohnung
bei ihnen bezeichnet werden. Durch dieses Innerste oder Höchste
ist der Mensch überhaupt Mensch und unterscheidet sich von den
unvernünftigen Tieren, die es nicht haben. Nur daher kann der
Mensch, anders als die Tiere, mit seinem ganzen Inneren, das heißt
seinem Gemüt und seiner Gesinnung, vom Herrn zu sich erhoben
werden, so daß er an Ihn glauben, von Liebe zu Ihm angeregt
werden und so Ihn zu schauen vermag. Daraufberuht es, daß er
Einsicht und Weisheit in sich aufnehmen und mit Vernunft reden kann,
auch daß er ewiges Leben hat. Was in jenem Innersten in Ordnung
gebracht und vorgesehen wird, fließt nicht deutlich ins
Bewußtsein eines Engels ein, denn es steht über seinem
Denken und übersteigt seine Weisheit.
Die Himmel bestehen aus unzähligen
Gesellschaften
Die Engel eines jeden Himmels sind nicht an einem
"Ort" beisammen, sondern in größere und kleinere
Gesellschaften eingeteilt, je nach den Unterschieden des Guten ihrer
Liebe und ihres Glaubens. Alle, die im gleichen Guten sind, bilden
eine Gesellschaft. Das Gute in den Himmeln ist von unendlicher
Mannigfaltigkeit, und jeder Engel ist so wie sein Gutes.
Auch die Entfernungen zwischen den
Engelgesellschaften in den Himmeln werden bestimmt nach der
Verschiedenheit ihres Guten im allgemeinen und im besonderen. In
großer Entfernung voneinander befinden sich die sehr
verschiedenartigen, in geringer Entfernung von einander die weniger
verschiedenen Engel. Die Ähnlichkeit bewirkt Beisammensein.
Alle Mitglieder einer Gesellschaft unterscheiden
sich in gleicher Weise voneinander: Die vollkommeneren, das heißt
die im Guten, also in der Liebe, Weisheit und Einsicht
hervorragenden, befinden sich in der Mitte. Die weniger vollkommenen
bilden den Umkreis. Ihre Entfernung wächst in dem Maße, in
dem ihre Vollkommenheit geringer wird. Es verhält sich damit
ähnlich wie mit dem Licht, das von der Mitte aus gegen die
Peripherie hin abnimmt.
Einander Ähnliche werden wie von selbst zu
Ähnlichen geführt, da sie bei ihnen wie unter sich und wie
zu Hause, bei anderen aber wie unter Fremden sind. Bei den ihnen
Ähnlichen fühlen sie sich auch in ihrer Freiheit und damit
in allem Angenehmen des Lebens.
Hieraus geht klar hervor, daß es das Gute
ist, das alle in den Himmeln zusammengesellt, und daß die Engel
sich je nach dessen Beschaffenheit voneinander unterscheiden. Und
doch sind es nicht die Engel selbst, die sich in dieser Weise
zusammenfinden, sondern der Herr ist es, von dem das Gute kommt. Er
führt sie, verbindet sie, scheidet sie voneinander und erhält
sie in Freiheit, insoweit sie im Guten sind. Er erhält somit
jeden einzelnen im Leben seiner Liebe, seines Glaubens, seiner
Einsicht und Weisheit und darum im Zustand der Seligkeit.
Es kennen sich auch alle, die in einem ähnlichen
Guten sind – ganz wie die Menschen in der Welt ihre Verwandten,
die ihnen Verschwägerten und ihre Freunde –, obgleich sie
sich nie zuvor gesehen haben. Der Grund liegt darin, daß es im
anderen Leben nur noch geistige Verwandtschaften, Schwägerschaften
und Freundschaften gibt, also solche der Liebe und des Glaubens.
Alle, die die gleiche Engelgesellschaft bilden,
haben ein ähnliches Gesicht, unterscheiden sich aber im
besonderen. Denn das Antlitz ist dort die äußere und
vorbildliche Ausprägung der inneren Regungen. Ein anderes
Antlitz zu haben als das seiner Neigung, ist im Himmel unmöglich.
Denn die Gesichter der Engel sind, wie gesagt, Ausprägungen
ihres Inwendigen, also der Neigungen, die mit ihrer Liebe und ihrem
Glauben zusammenhängen. So kommt es auch, daß ein Engel,
der durch seine Weisheit hervorragt, am Antlitz eines anderen
sogleich dessen Art erkennt. Niemand kann dort durch seinen
Gesichtsausdruck das Inwendige verbergen, simulieren, auf irgendeine
Weise lügen oder durch List und Heuchelei täuschen.
Zuweilen geschieht es zwar, daß sich in die Gesellschaften
Heuchler einschleichen. Sie haben gelernt, ihr Inneres zu verbergen
und ihr Äußeres so zu verstellen, daß es in der
Gestalt des Guten erscheint, in dem sich die Mitglieder der
betreffenden Gesellschaft befinden, sich so fälschlich als Engel
des Lichts präsentierend. Allein sie können dort nicht
lange bleiben, denn bald fangen sie an, innerlich beängstigt und
gequält zu werden. Totenblässe überzieht ihr Gesicht,
und sie erscheinen wie entseelt. Darum stürzen sie sich schnell
in die Hölle zu den ihnen Ähnlichen hinab und versuchen
nicht mehr, heraufzusteigen. Sie werden unter jenem Manne verstanden,
der unter den zu Tische Liegenden und Geladenen entdeckt und in die
äußerste Finsternis hinausgeworfen wurde, weil er kein
hochzeitliches Kleid trug, Mat 22,11ff.
Alle Gesellschaften des Himmels stehen in
Verbindung miteinander, allerdings nicht durch offenen Verkehr, denn
wenige verlassen ihre Gesellschaft und begeben sich in eine andere,
weil das soviel bedeutet wie aus sich selbst herauszugehen und aus
seinem eigenen Leben in ein anderes, nicht so zusagendes,
hinüberzuwechseln. Sie stehen jedoch alle durch die aus dem
Leben eines jeden hervorgehenden, sich ringsum verbreitenden Sphären
in Verbindung miteinander. Die Lebenssphäre ist die Sphäre
der Neigungen, die der Liebe und dem Glauben angehören. Diese
verbreitet sich in die Gesellschaften rings umher in die Länge
und Breite, und zwar um so weiter und breiter, je innerlicher und
vollkommener die Neigungen sind. Je nach dem Maße dieser
Ausdehnung haben die Engel Einsicht und Weisheit. Diejenigen, die
sich im innersten Himmel, und zwar in dessen Zentrum befinden,
verbreiten ihre Sphäre im ganzen Himmel. Daher findet eine
Mitteilung aller im Himmel an jeden einzelnen und wieder jedes
einzelnen an alle statt.
Die größeren Gesellschaften im Himmel
bestehen aus Zehntausenden, die kleineren aus einigen Tausend Engeln,
die kleinsten aus einigen Hundert. Es gibt auch Engel, die
abgesondert wohnen, Haus für Haus, Familie für Familie.
Diese sind jedoch, obgleich sie so vereinzelt leben, auf ähnliche
Weise geordnet wie jene in den Gesellschaften. Die weiseren von ihnen
leben nämlich in der Mitte und die einfältigeren an den
Grenzen. Sie stehen unmittelbar unter der göttlichen Obhut des
Herrn und sind unter den Engeln die besten.
Jede einzelne Gesellschaft ist ein Himmel in
kleinerer Gestalt, und jeder einzelne Engel in der kleinsten
Jede einzelne Gesellschaft ist ein Himmel in
kleinerer Gestalt, und jeder einzelne Engel in der kleinsten, weil
das Gute der Liebe und des Glaubens den Himmel bilden. Dieses Gute
findet sich in jeder Gesellschaft des Himmels und in jedem einzelnen
Engel einer Gesellschaft. Es spielt keine Rolle, daß dieses
Gute überall anders und verschieden ist, es ist dennoch das Gute
des Himmels. Der Unterschied ist nur der, daß der Himmel einmal
so, dann wieder anders ist. Darum sagt man, wenn jemand in eine
Gesellschaft des Himmels erhoben wird, er komme in den Himmel, und
von denen, die dort sind, heißt es, sie seien im Himmel und
jeder in dem seinigen. Dies macht deutlich, was unter den Worten des
Herrn zu verstehen ist: "In meines Vaters Hause sind viele
Wohnungen", (Joh 14,2) und was durch die "Wohnungen des
Himmels" und die "Himmel der Himmel" bei den Propheten
bezeichnet wird.
Darum ist jede einzelne Gesellschaft ein Himmel in
kleiner Gestalt, weil in jeder Gesellschaft eine ähnliche
himmlische Form herrscht, wie im ganzen Himmel. Auch daraus kann man
entnehmen, daß jede einzelne Gesellschaft ein Himmel in kleiner
Gestalt ist, daß der Herr im ganzen Himmel alle so führt,
als wären sie ein einziger Engel, und in gleicher Weise auch
jene, die zu einer einzelnen Gesellschaft gehören. Infolgedessen
erscheint zuweilen auch eine ganze Engelgesellschaft als Einheit in
Engelgestalt, was mir auch vom Herrn zu sehen gegeben wurde. Auch
wenn der Herr inmitten der Engel erscheint, so erscheint er nicht
umgeben von einer großen Menge, sondern in der Gestalt eines
einzigen Engels. Daher kommt es, daß der Herr im Wort auch ein
"Engel" heißt, oder auch ganze Gesellschaften so
genannt werden. Michael, Gabriel und Raffael sind nichts anderes als
Engelgesellschaften, die wegen ihrer Funktionen so genannt werden.
Wie eine ganze Gesellschaft der Himmel in
kleinerer Gestalt ist, so auch jeder Engel ein Himmel in der
kleinsten. Denn der Himmel ist nicht außerhalb, sondern
innerhalb des Engels; denn jeder Engel nimmt den Himmel außerhalb
seiner selbst gemäß dem Himmel in sich auf. Hieraus wird
klar, wie sehr man sich täuscht, wenn man meint, in den Himmel
kommen heiße bloß, unter die Engel erhoben zu werden, wie
immer man auch seinem inneren Leben nach beschaffen sein möge.
Mit anderen Worten, der Himmel werde einem jeden unmittelbar aus
Barmherzigkeit geschenkt. Tatsache ist aber, daß nichts vom
Himmel, der den Menschen umgibt, in ihn einfließt und
aufgenommen wird, wenn er nicht selbst den Himmel in sich trägt.
Wer ein böses Leben führt und in den Himmel gerät, muß
dort mit dem Atem ringen und sich abquälen, ähnlich wie
Fische auf dem Trockenen oder wie Tiere in einem luftleeren Raum.
Weil alle den sie umgebenden Himmel je nach der
Art ihres inwendigen Himmels aufnehmen, so in gleicher Weise auch den
Herrn, weil ja dessen Göttliches den Himmel ausmacht. So kommt
es, daß der Herr, wenn er sich in einer Gesellschaft
gegenwärtig darstellt, selbst in der Art des Guten erscheint, in
dem sich die Gesellschaft befindet – also nicht jeder
Gesellschaft in der gleichen Weise. Die Bösen außerhalb
des Himmels leiden bei Seiner Gegenwart sogar Pein. Wenn der Herr in
einer Gesellschaft erscheint, so als Engel. Er unterscheidet sich
aber von anderen Engeln durch das Göttliche, das durch die
angenommene Gestalt hindurchscheint.
Der Himmel ist auch überall da, wo man den
Herrn anerkennt, an ihn glaubt und ihn liebt. Die Vielfalt der ihm
entgegengebrachten Verehrung entspringt der Mannigfaltigkeit des
Guten in der einen und anderen Gesellschaft und bedeutet keinen
Nachteil, sondern im Gegenteil einen Vorteil, beruht doch gerade
hierauf die Vollkommenheit des Himmels. Jede Einheit setzt sich aus
verschiedenen Teilen zusammen und wäre ohne diese nichts, hätte
keine Form, mithin auch keine Qualität. Entsteht hingegen eine
Einheit aus mannigfaltigen Teilen und sind diese in vollkommener
Form, in welcher sich ein Teil dem anderen in harmonischer
Übereinstimmung der Reihe nach anschließt, dann hat sie
vollkommene Qualität. Auch der Himmel ist eine Einheit,
zusammengesetzt aus mannigfaltigen, in vollkommenste Form gebrachten
Teilen. Denn die himmlische ist die vollkommenste aller Formen. Aus
ihr stammt alle Vollkommenheit, wie sich an jeder Schönheit,
Lieblichkeit und Anmut zeigt, welche Sinne und Gemüt anregen,
entstehen sie doch aus nichts anderem, als dem Zusammenklang und der
Harmonie vieler übereinstimmender und miteinander harmonierender
Dinge, mögen diese nun gleichzeitig zusammenstimmen oder
geordnet aufeinander folgen, und keineswegs aus einem einzigen
allein.
Von der Kirche läßt sich ähnliches
sagen wie vom Himmel, ist sie doch der Himmel des Herrn auf Erden:
Obgleich es viele gibt, heißt doch jede einzelne eine Kirche
und ist es auch, sofern in ihr das Gute der Liebe und des Glaubens
herrscht. Der Herr macht auch hier aus Mannigfaltigem eins, d.h. aus
vielen Kirchen eine einzige. Und wie von der Kirche im allgemeinen
läßt sich auch vom Menschen der Kirche im besonderen das
gleiche sagen, daß nämlich die Kirche innerhalb und nicht
außerhalb von ihm ist und jeder Mensch, bei dem der Herr im
Guten der Liebe und des Glaubens gegenwärtig ist, eine Kirche
darstellt. Was vom Engel gesagt wurde, in dem der Himmel ist, kann
entsprechend vom Menschen gesagt werden, in dem die Kirche ist: Wie
jener einen Himmel, so bildet er eine Kirche in kleinster Gestalt. Ja
man kann weiter sagen, daß der Mensch, in dem die Kirche ist,
ebenso einen Himmel darstellt wie der Engel. Der Mensch ist ja dazu
geschaffen, daß er in den Himmel komme und ein Engel werde.
Deshalb ist jeder, der Gutes vom Herrn hat, ein Engelmensch.
Es darf hier auch erwähnt werden, was der
Mensch mit dem Engel gemein hat und was er ihm voraus hat. Ebenso wie
beim Engel sind auch seine inneren Regionen nach dem Bilde des
Himmels gestaltet und wird er zu einem Ebenbilde des Himmels, soweit
er Gutes der Liebe und des Glaubens verkörpert. Vor den Engeln
voraus aber hat der Mensch, daß sein Äußeres dem
Bild der Welt nachgebildet ist und bei ihm die Welt dem Himmel
untergeordnet wird und dient, soweit er im Guten ist. Dann ist der
Herr bei ihm in beiden Bereichen – dem inneren wie dem äußeren
– wie in seinem Himmel gegenwärtig. Denn der Herr ist
überall in Seiner göttlichen Ordnung, weil er ja die
Ordnung selbst ist.
Schließlich ist noch zu bemerken: Wer den
Himmel in sich trägt, hat damit nicht nur den Himmel im größten
oder allgemeinen, sondern auch im kleinsten oder einzelnen, und die
kleinsten Dinge in ihm sind ein Abbild der größten. Dies
kommt daher, weil ein jeder eins ist mit seiner Liebe und von
derselben Art, wie seine herrschende Liebe. Was aber herrscht, fließt
ins einzelne ein, ordnet es und drückt allem sein Bild auf.
Der Himmel im Ganzen stellt einen einzigen
Menschen dar
Ein in der Welt noch unbekanntes Geheimnis besteht
darin, daß der Himmel in seinem Gesamtumfang einen einzigen
Menschen darstellt. In den Himmeln ist das freilich eine ganz
bekannte Tatsache. Dies Geheimnis zu erkennen, und zwar in seinen
Besonder- und Einzelheiten, ist eine Hauptaufgabe für die
Einsicht der betreffenden Engel. Es hängt auch vieles davon ab,
was ohne diesen seinen gemeinsamen Grund nicht deutlich und klar in
ihre Vorstellung eingehen würde. Weil sie wissen, daß alle
Himmel mit ihren Gesellschaften einen einzigen Menschen darstellen,
so nennen sie den Himmel auch den "größten" oder
"göttlichen Menschen" – den göttlichen
darum, weil das Göttliche des Herrn den Himmel ausmacht.
Wer keine richtige Vorstellung von den geistigen
und himmlischen Dingen hat, vermag nicht zu begreifen, daß die
himmlischen und geistigen Dinge in die Form und das Bild eines
Menschen zusammengeordnet und verbunden sind. Er denkt dann, die
irdischen und materiellen Dinge, die das Äußerste des
Menschen formen, bildeten diesen, und ohne sie sei der Mensch nicht
Mensch. Allein man sollte wissen, daß der Mensch nicht durch
sein Äußeres Mensch ist, sondern weil er das Wahre
einsehen und das Gute wollen kann; dies ist das Geistige und
Himmlische, das den Menschen ausmacht. Außerdem ist
wohlbekannt, daß jeder Mensch durch die Beschaffenheit seines
Verstandes und Willens bestimmt wird und sein irdischer Leib dazu
gebildet ist, dem Willen und Verstand in der Welt zu dienen und in
der untersten Sphäre der Natur Nutzen zu schaffen, in Harmonie
mit ihnen. Damit ist klar: was den Menschen ausmacht, gehört
seinem Verstand und Willen an, und diese haben auch gleiche Gestalt
wie der Mensch, weil sie in die einzelnsten Teile seines Körpers
einwirken wie das Innere in das Äußere. Von da aus
betrachtet, heißt der Mensch ein innerer bzw. ein geistiger
Mensch. Der Himmel aber ist ein solcher Mensch in größter
und vollkommenster Gestalt.
Die Engel sehen zwar den Himmel nicht als Ganzes
in der Gestalt eines Menschen, denn der ganze Himmel fällt nicht
in den Gesichtskreis irgendeines Engels. Wohl aber erblicken sie
zuweilen entlegene Gesellschaften, die aus vielen Tausenden von
Engeln bestehen, als eine Einheit in solcher Gestalt. Und aus der
Gesellschaft als einem Teil schließen sie auch auf das Ganze,
welches der
Himmel ist. Denn in der vollkommensten Form ist
das Ganze wie die Teile, und die Teile sind wie das Ganze. Daher
sagen die Engel, daß der ganze Himmel vor dem Auge des Herrn
als menschliche Gestalt erscheine, weil das Göttliche aus dem
Innersten und Obersten heraus alles sieht. Weil der Himmel diese Form
hat, wird er auch wie ein Mensch regiert, also als Einheit. Es ist ja
bekannt, daß der Mensch, obwohl er aus einer unzähligen
Mannigfaltigkeit besteht, sowohl im Ganzen wie in jedem Teil –
im Ganzen aus Gliedmaßen, Organen und Eingeweiden, im Teil aus
Bündeln von Fibern, Nerven und Blutgefäßen, also aus
Gliedern innerhalb der Glieder und Teilen innerhalb der Teile –
dennoch als einer handelt. Von ebensolcher Beschaffenheit ist
auch der Himmel unter der Obhut und Leitung des Herrn.
So viele verschiedene Dinge wirken aber deshalb im
Menschen als Einheit zusammen, weil in ihm auch das Geringste noch
etwas zum gemeinsamen Wesen beiträgt und Nutzen stiftet. Das
Ganze nützt seinen Teilen, und die Teile dienen dem Ganzen. Denn
das Ganze besteht aus den Teilen, und die Teile bilden das Ganze.
Deshalb sorgen sie füreinander, respektieren einander und werden
in solcher Form miteinander verbunden, daß alles und jedes sich
auf das Ganze und dessen Wohl bezieht. Daher kommt es denn auch, daß
sie als Einheit zusammenwirken. Von ähnlicher Art sind die
Gesellschaftsbildungen in den Himmeln. Je nach ihren Nutzleistungen
werden sie dort in ähnlicher Form verbunden. Nutzen schaffen
heißt: Anderen um des allgemeinen Besten willen wohl wollen. So
kommt es, daß die Himmlischen als ein Ganzes zusammenwirken,
freilich nicht aus sich, sondern aus dem Herrn; denn auf Ihn blicken
sie als ihren einzigen Urgrund, und auf sein Reich als das Ganze,
für das man sorgen soll. So sind auch die Worte des Herrn zu
verstehen: "Trachtet zuerst nach dem Reiche Gottes und seiner
Gerechtigkeit, und alles (andere) wird Euch hinzugefügt werden"
(Mat 6,33). Seine Gerechtigkeit suchen heißt, sein Gutes
suchen. Wer in der Welt das Beste des Vaterlandes mehr als sein
Eigenes und das Beste des Nächsten wie sein Eigenes liebt, sucht
und liebt im anderen Leben das Reich des Herrn. Denn dort nimmt dies
die Stelle des Vaterlandes ein.
Weil der ganze Himmel einen einzigen Menschen
darstellt und er zugleich der Göttlich-Geistige Mensch in
größter Gestalt und auch im Abbild ist, darum wird der
Himmel ebenso in Glieder und Teile unterschieden wie der Mensch und
werden diese auch ebenso benannt. Die Engel wissen auch, zu welchem
Glied die eine oder andere Gesellschaft gehört. So sagen sie
etwa, diese Gesellschaft befinde sich in einem Teil oder in einer
Gegend des Kopfes, jene in einem Glied oder in der Gegend der Brust,
eine andere wieder in der Gegend der Lenden, und so fort. Im
allgemeinen bildet der oberste oder dritte Himmel das Haupt bis zum
Hals; der mittlere oder zweite Himmel die Brust bis zu den Lenden und
Knien. Der unterste oder erste Himmel bildet die Beine bis zu den
Fußsohlen wie auch die Arme bis zu den Fingern.
Ohne diese vorangestellten Erkenntnisse über
den Himmel als größtem Menschen kann man die weiteren
Ausführungen über den Himmel durchaus nicht verstehen. Auch
kann man sich ohne dieselben keine deutlichen Vorstellungen machen
von der Gestalt des Himmels, von der Verbindung des Herrn mit dem
Himmel, von der Verbindung des Himmels mit dem Menschen, oder auch
vom Einfluß der geistigen Welt in die natürliche. Und ganz
und gar nicht verstehen könnte man die Entsprechungen, von denen
nun im folgenden der Reihe nach gehandelt werden soll.
Jede einzelne Gesellschaft in den Himmeln stellt
einen Menschen dar
Mehrmals durfte ich sehen, daß auch jede
einzelne Gesellschaft des Himmels einen Menschen darstellt und auch
die Gestalt eines Menschen hat. In eine solche Gesellschaft hatten
sich mehrere eingeschlichen, die sich in Engel des Lichts zu
verstellen wußten. Sie waren Heuchler. Als sie von den Engeln
ausgeschieden wurden, erschien mir die ganze Gesellschaft zuerst wie
eine dunkle Masse, dann allmählich in menschlicher Gestalt,
jedoch noch undeutlich, und schließlich in klarem Licht wie ein
Mensch. Alle jene, die zu diesem Menschen gehörten und ihn
bildeten, befanden sich im Guten der betreffenden Gesellschaft. Die
übrigen, die nicht zu diesem Menschen gehörten und ihn
nicht ausmachten, waren die Heuchler. Diese wurden ausgestoßen,
jene blieben.
Folgendes muß man wissen: Obgleich alle, die
zu einer Gesellschaft des Himmels gehören, gelegentlich als
Einheit in Menschengestalt erscheinen, so ist doch keine Gesellschaft
ein gleicher Mensch wie eine andere. Vielmehr unterscheiden sie sich
voneinander wie die Gesichter verschiedener Familien-mitglieder, je
nach den Verschiedenheiten des Guten, in dem sie sind und das sie
ausmacht. In der vollkommensten und schönsten menschlichen
Gestalt erscheinen die Gesellschaften, die sich im innersten oder
obersten Himmel und dort in der Mitte befinden.
Bemerkenswert ist, daß die menschliche
Gestalt einer himmlischen Gesellschaft umso vollkommener ist, je mehr
ihr angehören und harmonisch zusammenwirken. Denn die in
himmlischer Form zusammengefügte Mannigfaltigkeit bildet die
Vollkommenheit. Mannigfaltigkeit aber ist das Ergebnis der Vielheit.
Jede himmlische Gesellschaft nimmt auch von Tag zu Tag an Zahl zu und
wird im selben Maße vollkommener. So wird nicht nur die
betreffende Gesellschaft vervollkommnet, sondern auch der Himmel im
allgemeinen; denn die Gesellschaften bilden ja den Himmel. Da nun der
Himmel durch die zunehmende Fülle vollkommener wird, so ist
offensichtlich, wie sehr jene irren, welche meinen, der Himmel werde
geschlossen, wenn er voll sei. Das Gegenteil ist wahr, er wird
niemals geschlossen werden, einfach weil die immer größer
werdende Fülle ihn vollkommener macht. Der Engel größte
Sehnsucht ist es darum, neue Engelsgäste bei sich zu empfangen.
Jeder Engel hat daher eine vollkommene
menschliche Gestalt
Wie nun der Himmel Mensch ist in größter
Form und jede Gesellschaft des Himmels in kleinerer, so der Engel in
der kleinsten. Denn in der vollkommensten, also in der himmlischen
Form, liegt ein Ebenbild des Ganzen im Teil und des Teiles im Ganzen.
Dem ist aber deshalb so, weil der Himmel eine Gemeinschaft ist, die
alles, was sie hat, mit jedem ihrer Mitglieder teilt, während
umgekehrt jedes Mitglied alles aus dieser Gemeinschaft empfängt,
was es hat. Ein Engel ist ein Himmel in kleinster Gestalt, weil er
ein Empfänger aller himmlischen Dinge ist, wie dies im
entsprechenden Abschnitt gezeigt wurde. In dem Maße, wie der
Mensch den Himmel in sich aufnimmt, ist er ebenfalls ein solcher
Empfänger, ein Himmel und ein Engel.
Doch nun zur Erfahrung! Ich habe tausendmal
gesehen, daß die Engel menschliche Gestalten oder Menschen
sind, habe ich doch als Mensch zu Mensch mit ihnen gesprochen, bald
mit einem einzelnen, bald mit vielen in Gesellschaft. Ich konnte auch
durchaus nichts an ihnen entdecken, was an ihnen hinsichtlich ihrer
Gestalt besonders gewesen wäre. Zuweilen habe ich mich darüber
gewundert; und damit man nicht sagen möge, es sei eine Täuschung
oder ein Fantasiegebilde, durfte ich die Engel im Zustand vollen
Wachens bzw. im Vollgefühl meines Körpers und bei klarem
Bewußtsein sehen. Ich erzählte ihnen auch öfters, daß
sich die Menschen in der Christenheit bezüglich der Engel und
Geister in so tiefer Unwissenheit befänden, daß sie sie
für Geistwesen ohne Form und für bloße Ideen hielten,
von denen sie sich keine andere Vorstellung machten als von etwas
Ätherischem, dem Lebenskraft innewohne. Hierauf entgegneten die
Engel, sie wüßten wohl, daß in der Welt viele diesen
Glauben teilten und daß er vor allem bei den Gelehrten
verbreitet sei, aber auch – und darüber wunderten sie sich
– bei den Geistlichen. Sie sahen die Ursache darin, daß
die Gelehrten aus dem Sinnlichen des äußeren Menschen über
diese Dinge denken, sie daher die Urheber dieser Vorstellung von
Engeln und Geistern seien und sie zuerst ausgebrütet hätten.
Wer aber aus einem solchen Denken und nicht aus innerer Erleuchtung
und aus jener Ahnung, die einem jeden eingepflanzt ist, urteilt, muß
notwendigerweise auf solche Fiktionen verfallen, weil das Sinnliche
des äußeren Menschen nichts anderes erfaßt als
Natürliches, folglich nichts von der geistigen Welt. Von ihnen
als den Urhebern ging diese falsche Engel-Vorstellung auf andere
über, die sich keine eigenen Gedanken machten. Weiter erklärten
die Engel, daß Menschen einfältigen Herzens und Glaubens
nicht in solchen Vorstellungen von den Engeln befangen seien. Sie
hätten ihren aus dem Himmel eingepflanzten Ahnungen nicht durch
falsche Gelehrsamkeit geschadet und sich auch nichts Gestaltloses
vorstellen können. Daher werden auch die Engel in den Kirchen
von Bildhauern und Malern immer als Menschen dargestellt.
Nach all meiner Erfahrung kann ich sagen und
versichern, daß die Engel in jeder Hinsicht Menschen sind,
Gesicht, Augen, Ohren, Brust, Arme, Hände und Füße
haben, sich gegenseitig sehen, hören, miteinander reden –
mit einem Wort: daß ihnen gar nichts fehlt, was zum Menschen
gehört, außer daß sie nicht mit einem materiellen
Leib überkleidet sind. Ich habe sie in ihrem Licht beobachtet,
welches das hellste Tageslicht in der Welt um viele Grade übertrifft,
und in diesem Licht waren all ihre Gesichtszüge bestimmter und
deutlicher zu sehen als die Gesichter der Menschen auf Erden. Es
wurde mir auch erlaubt, einen Engel des innersten Himmels zu sehen.
Sein Antlitz war noch schöner und glänzender als das der
Engel der unteren Himmel. Ich betrachtete ihn genau, und er hatte
eine menschliche Gestalt in aller Vollkommenheit.
Man muß jedoch wissen, daß der Mensch
die Engel nicht mit den Augen seines Körpers, sondern nur mit
den Augen seines Geistes sehen kann, weil dieser in der geistigen
Welt ist, alles zum Körper Gehörige dagegen in der
natürlichen Welt. Gleiches sieht Gleiches, weil es Gleichem
entstammt. Der Mensch kann diese Dinge sehen, wenn er dem Auge des
Körpers entrückt und ihm das Gesicht seines Geistes
geöffnet wird. Dies geschieht auch augenblicklich, wenn es dem
Herrn gefällt. Der Mensch meint dann nur, daß er sie mit
den Augen seines Körpers erblicke. Auf diese Weise wurden die
Engel von Abraham, Lot, Manoach und den Propheten gesehen, ebenso
auch der Herr nach der Auferstehung von den Jüngern. In gleicher
Weise habe auch ich die Engel gesehen. Weil die Propheten auf diese
Weise sahen, nannte man sie Seher oder Männer, denen die Augen
geöffnet sind, wie 1. Sam. 9,9 und 4. Mose 24,3. Sie so sehen zu
machen, hieß "die Augen öffnen", wie dies dem
Gehilfen Elischas geschah, von dem man liest:
"Elischa betete und sprach: Jehovah, öffne
doch seine Augen, daß er sehe! Und als Jehovah die Augen seines
Gehilfen öffnete, da sah er, und siehe, der Berg war voller
feuriger Rosse und Wagen rings um Elischa her" (2. Kön
6,17).
Einige gute Geister bedauerten von Herzen, daß
in der Kirche eine derartige Unwissenheit hinsichtlich des Zustandes
der Himmel und inbezug auf Geister und Engel herrsche. Unwillig
darüber sagten sie, ich solle doch auf alle nur mögliche
Art und Weise berichten, daß sie nicht gestaltlose Geistwesen
oder Luftgebilde seien, sondern Menschen in voller Gestalt, die
ebenso sehen, hören und empfinden wie die Menschen in der Welt.
Das Göttlich-Menschliche des Herrn bewirkt,
daß der Himmel im Ganzen wie im Einzelnen einen Menschen
Darstellt
Im Göttlich-Menschlichen des Herrn liegt die
Ursache dafür, daß der Himmel im Ganzen wie in seinen
einzelnen Teilen einen Menschen darstellt. Dies ergibt sich als Folge
aus all dem, was in den vorhergehenden Abschnitten gesagt und gezeigt
wurde. Aufgrund vielfältiger Erfahrung bin ich sicher, daß
dem so ist. Alle Engel erkennen das Göttliche einzig und allein
in menschlicher Gestalt, und – was wunderbar ist – die
Engel in den oberen Himmeln können sich das Göttliche
überhaupt nicht anders denken. Sie werden in diese
Denknotwendigkeit durch das einfließende Göttliche selbst
eingeführt, ebenso durch die Form des Himmels, in die sich ihre
Gedanken rings umher verbreiten. Dies ist mir nicht nur von den
Engeln gesagt, sondern auch selbst zu erkennen gegeben worden, als
ich in die inwendige Sphäre des Himmels erhoben wurde. Hieraus
wird klar, daß die Engel, je weiser sie sind, dies umso
deutlicher erkennen. So kommt es auch, daß ihnen der Herr
erscheint. Denn der Herr erscheint denen in göttlicher
Engelsgestalt, das heißt im Menschlichen, die einem schaubaren
Göttlichen huldigen, weil sie sein Göttliches zu schauen
vermögen. Den anderen erscheint er nicht.
Weil die Engel ein schaubares Göttliches in
menschlicher Gestalt anerkennen, darum pflegen sie zu sagen, der Herr
allein sei Mensch, und sie seien nur Menschen aus Ihm. Jeder sei
daher gerade nur so weit Mensch, als er den Herrn in sich aufnimmt.
Darunter verstehen sie die Aufnahme des Guten und Wahren von Ihm,
denn diesen wohnt der Herr inne.
Weil der Himmel aufgrund des Göttlich-Menschlichen
des Herrn im Ganzen wie in seinen Teilen einen einzigen Menschen
darstellt, sagen die Engel, sie seien im Herrn, und einige auch, sie
seien in seinem Leib, womit sie das Bleiben im Guten seiner Liebe
meinen, wie auch der Herr selbst lehrt, wenn er sagt:
"Bleibet in mir, und ich in euch. Gleich wie
die Rebe keine Frucht bringen kann von ihr selber, sie bleibe denn am
Weinstock, so auch ihr nicht, ihr bleibet denn in mir … denn
ohne mich könnt ihr nichts tun … bleibet in meiner Liebe!
Wenn ihr meine Gebote haltet, so werdet ihr in meiner Liebe bleiben"
(Joh 15,4-10).
Weil nun ein solcher Begriff vom Göttlichen
im Himmel herrscht, so ist es auch jedem Menschen, der etwas von dem
Einfluß in den Himmel in sich empfängt, eingepflanzt, sich
Gott unter menschlicher Gestalt vorzustellen. Die Einfältigen
sehen Ihn in Gedanken als alten Mann im hellen Glanz des Lichts. Aber
jene, die den Einfluß aus dem Himmel durch ihren eigenen
Intellekt oder durch ein böses Leben unterdrücken, haben
diese Vorstellung bei sich ausgelöscht. Sie wollen entweder
einen unschaubaren Gott oder, wenn sie den Einfluß des Himmels
durch ein böses Leben verwirkt haben, überhaupt keinen
Gott. Die einen wie die anderen wissen gar nicht, daß es eine
solche eingepflanzte Vorstellung gibt, weil sie bei ihnen selbst
nicht mehr besteht. Dabei ist es das himmlische Göttliche
selbst, das zuerst aus dem Himmel beim Menschen einfließt, weil
der Mensch zum Himmel geboren ist. Ohne Vorstellung des Göttlichen
kommt niemand in den Himmel.
Wer daher keine Vorstellung vom Himmel, das heißt
vom Göttlichen hat, aus dem der Himmel besteht, kann nicht
einmal bis zu dessen erster Schwelle erhoben werden. Sobald er nur in
die Nähe kommt, empfindet er einen Widerstand und starken
Gegendruck. Der Grund liegt darin, daß die innerlicheren
Bereiche in ihm, die den Himmel aufnehmen sollen, nicht in der Form
des Himmels und folglich verschlossen sind, ja sich umso fester
verschließen, je näher er dem Himmel kommt.
Der sinnliche Mensch kann über das Göttliche
nur aus der Sicht der Welt und der weltlichen Dinge heraus denken,
sich also den göttlichen und geistigen Menschen nur körperlich
und natürlich vorstellen. Somit folgert er: Wäre Gott
Mensch, müßte er so groß sein wie das Weltall, und
würde er Himmel und Erde regieren, so müßte es in der
Weise irdischer Könige durch viele Beamte geschehen. Entgegnet
man ihm, daß es im Himmel keine räumliche Ausdehnung gibt,
wie in der Welt, kann er es nicht fassen. Denn wer nur aus der Natur
und deren Licht denkt, vermag ganz offensichtlich nur in räumlichen
Vorstellungen zu denken. Es ist aber eine große Täuschung,
sich den Himmel so vorzustellen. Das Ausgedehnte gleicht dort nicht
dem Räumlichen der Welt. In der Welt ist es begrenzt und läßt
sich messen, im Himmel unbegrenzt und unermeßlich. Überdies
weiß jeder, wie weit sich die Sehkraft des Auges erstreckt,
nämlich bis zur Sonne und zu den Sternen, die doch unermeßlich
weit entfernt sind. Wer tiefer denkt, weiß auch, daß das
innere Sehen – das des Denkens – darüber hinaus geht
und es daher von einer noch innerlicheren Schau übertroffen
wird. Um wieviel mehr also noch vom göttlichen Sehen, welches
das allerinnerste und höchste ist?! Da nun die Gedanken einer
solchen Ausdehnung fähig sind, so werden auch alle himmlischen
Angelegenheiten einem jeden seiner Bewohner mitgeteilt, folglich
alles, was zum Göttlichen gehört, das den Himmel bildet und
ihn erfüllt.
Die Himmlischen wunderten sich, daß sich
Menschen für intelligent halten, die sich unter Gott ein
unschaubares, unter keiner Gestalt faßbares Wesen vorstellen
und Andersdenkende für beschränkt, ja einfältig
erklären, obgleich doch das Gegenteil zutrifft. Sie meinen,
jene, die sich deshalb für intelligent halten, sollten sich
lieber prüfen, ob sie nicht anstelle Gottes bloß die Natur
sehen. Manche von ihnen erblicken die vor Augen liegende, andere die
unsichtbare Natur, und es fragt sich, ob ihre Blindheit nicht so weit
geht, daß sie überhaupt nicht wissen, was Gott, ein Engel,
ein Geist, was ihre nach dem Tode fortlebende Seele, das Leben des
Himmels beim Menschen und anderes mehr ist. Das alles gehört zur
Einsicht, und die von ihnen als einfältig Bezeichneten wissen es
alles auf ihre Weise. Daher heißen sie bei den Engeln
intelligent und für den Himmel geeignet, jene aber im Gegenteil
beschränkt.
Die Entsprechung aller Teile des Himmels mit
allen Teilen des Menschen
Es ist heutzutage aus verschiedenen Ursachen
unbekannt, was Entsprechung ist. Der wichtigste Grund liegt darin,
daß der Mensch infolge seiner Selbst- und Weltliebe sich vom
Himmel entfernt hat. Denn wer sich und die Welt über alles
liebt, trachtet nur nach weltlichen Dingen, weil diese den äußeren
Sinnen schmeicheln und die Genußsucht befriedigen, nicht aber
nach geistigen Dingen, die die inneren Sinne ansprechen und das Gemüt
erfreuen. Diese weist man zurück und sagt, sie stünden zu
hoch, um als Denkobjekte in Frage zu kommen. Anders verhielten sich
die Alten. Ihnen galt die Wissenschaft der Entsprechungen als
vornehmste aller Wissenschaften. Durch sie gelangten sie auch zu
Einsicht und Weisheit und hatten Gemeinschaft mit dem Himmel; denn
die Wissenschaft der Entsprechungen ist eine Engelwissenschaft. Die
Urmenschen, welche himmlische Menschen waren, dachten wie die Engel
aus der Entsprechung selbst. Darum redeten sie auch mit den Engeln
und erschien ihnen des öfteren der Herr und belehrte sie.
Heutzutage aber ist diese Wissenschaft so gänzlich verloren
gegangen, daß man nicht einmal mehr weiß, was
Entsprechung überhaupt ist.
Dies muß nun zuerst gesagt werden: Die ganze
natürliche Welt entspricht der geistigen, und zwar nicht nur im
allgemeinen, sondern auch im einzelnen. Deshalb heißt alles,
was in der natürlichen Welt aus der geistigen heraus entsteht,
Entsprechendes. Man muß wissen, daß die natürliche
Welt aus der geistigen entsteht und besteht, ganz wie die Wirkung aus
ihrer Wirkursache. Zur natürlichen Welt gehört alles
räumlich Ausgedehnte, das unter der Sonne ist und von ihr Wärme
und Licht empfängt. Die geistige Welt aber ist der Himmel, und
zu ihr gehört alles in den Himmeln.
Weil der Mensch ebenso ein Himmel wie eine Welt in
kleinster Gestalt ist, darum findet sich bei ihm sowohl die geistige
als auch die natürliche Welt: die innerlicheren Bereiche, die zu
seinem Gemüt gehören und sich auf Verstand und Wille
beziehen, bilden seine geistige Welt, die äußerlichen
aber, die seinem Körper angehören und sich auf dessen Sinne
und Handlungen beziehen, stellen seine natürliche Welt dar. Als
Entsprechendes wird daher alles bezeichnet, was in seiner natürlichen
Welt, also in seinem Körper und dessen Sinnen und Handlungen,
aus seiner geistigen Welt, also aus seinem Gemüt und dessen
Verstand und Willen heraus entsteht.
Das Wesen der Entsprechung kann man beim Menschen
an seinem Angesicht erkennen. In einem Gesicht, das nicht gelernt
hat, sich zu verstellen, zeigen sich alle Gemütsbewegungen in
natürlicher Form wie in einem Abdruck. So wird dem Menschen
seine geistige Welt sichtbar in seiner natürlichen; daher heißt
auch das Antlitz der "Spiegel der Seele". Ebenso drücken
sich die Überlegungen des Verstandes in der Rede und die
Regungen des Willens in den Bewegungen des Körpers aus. Was
immer also im Körper vorgeht, sei es im Gesicht, sei es in der
Rede, sei es in den Gebärden, heißt Entsprechendes.
Hieraus ist auch ersichtlich, was der innere und
was der äußere Mensch ist; denn der innere wird der
geistige Mensch genannt und der äußere der natürliche.
Ferner erkennt man daraus, daß der eine vom anderen so
verschieden ist, wie der Himmel von der Welt, und daß alles,
was im äußeren und natürlichen Menschen geschieht und
entsteht, vom inneren oder geistigen Menschen ausgeht und zur Wirkung
gebracht wird.
Es wurde gezeigt, daß die
Engelgesellschaften, aus denen der Himmel besteht, geordnet sind wie
die Gliedmaßen, Organe und inneren Teile im Menschen.
Infolgedessen befinden sich einige im Haupt, einige in der Brust,
andere in den Armen oder in deren einzelnen Teilen. Die
Gesellschaften nun, die sich in einem gewissen Gliede des
Großmenschen befinden, entsprechen dem gleichen Glied im
Menschen, so z.B. die im Haupt befindlichen dem Haupt des Menschen,
die in der Brust befindlichen der Brust des Menschen, usw. Der Mensch
besteht überhaupt nur infolge dieser Entsprechung, hat er doch
nirgend anders her als aus dem Himmel sein Bestehen.
Wie oben gezeigt wurde, ist der Himmel in zwei
Reiche unterteilt, von denen das eine das himmlische, das andere das
geistige Reich heißt. Herz und Lunge bilden auch zwei Reiche im
Menschen: Das Herz regiert in ihm durch die Arterien und Venen, die
Lunge durch die Nerven- und motorischen Fibern, beide in jeder
Kraftanstrengung und Bewegung vereint. In der geistigen Welt eines
jeden Menschen, also in seinem geistigen Menschen, gibt es ebenfalls
zwei Bereiche, den des Willens und den des Verstandes. Ersterer
regiert durch die Neigungen zum Guten, letzterer durch die Neigungen
zum Wahren. Diese Bereiche entsprechen auch denen des Herzens und der
Lunge im Körper. Ebenso ist es im Himmel. Das himmlische Reich
beruht auf dem Willens-Prinzip. In ihm herrscht das Gute der Liebe.
Das geistige Reich beruht auf dem Verstandes-Prinzip. In ihm herrscht
das Wahre. Sie entsprechen den Funktionen des Herzens und der Lunge
im Menschen. Diese Entsprechung ist der Grund, weshalb das Herz im
Wort den Willen und auch das Gute der Liebe bezeichnet, das Atemholen
der Lunge aber den Verstand und das Wahre des Glaubens. Daher werden
auch dem Herzen Neigungen zugeschrieben, obgleich sie weder in ihm
sind noch aus ihm hervorgehen.
Das Entsprechungs-Verhältnis der beiden
Reiche des Himmels zum Herzen und zur Lunge ist das allgemeine
Entsprechungs-Verhältnis des Himmels zum Menschen. Weniger
allgemein aber ist das zu seinen einzelnen Gliedmaßen, Organen
und inneren Teilen, dessen Wesen wir nun auch beschreiben wollen. Die
Engel im Großmenschen oder Himmel, die sich im Haupt befinden,
sind in besonderer Weise vor anderen in allem Guten: Sie sind in der
Liebe, im Frieden, in der Unschuld, Weisheit, Einsicht und daraus in
Freude und Seligkeit. Sie fließen ins Haupt und in all das ein,
was beim Menschen zum Haupt gehört, dem sie entsprechen. Die
Engel im himmlischen Großmenschen, die sich in der Brust
befinden, leben im Guten der Nächstenliebe und des Glaubens und
fließen in die Brust des Menschen ein, der sie entsprechen.
Jene Engel, die zu den Lenden und Zeugungsorganen des größten
oder himmlischen Menschen gehören, sind in der ehelichen Liebe,
die Engel, die zu den Füßen gehören, also zum
untersten Guten des Himmels, sind im Geistig-Natürlichen; die in
den Armen und Händen in der Macht des Wahren aus dem Guten. Die
Engel in der Region der Augen befinden sich im Verstand, die in den
Ohren im Aufmerken und Gehorsam, und die in der Nase in der
Wahrnehmung; die Engel in der Region des Mundes und der Zunge in der
Redegabe, welche auf Verstand und Wahrnehmung beruht. In den Nieren
sind die Engel, die im sichtenden, ausscheidenden und
zurechtweisenden Wahren sind, in der Leber, im Pankreas und in der
Milz jene, die den mannigfachen Säuberungen des Guten und Wahren
obliegen – anders wieder bei den übrigen. Sie alle fließen
in die ähnlichen Teile des Menschen ein und entsprechen ihnen.
Der Einfluß des Himmels geht in die Funktionen und
Nutzwirkungen der Glieder ein, und die Nutzwirkungen, weil sie aus
der geistigen Welt stammen, nehmen durch Dinge, welche in der
natürlichen Welt sind, Form an, durch die sie sich zur Wirkung
bringen. Daher rührt die Entsprechung.
Deshalb wird im Wort durch diese Gliedmaßen,
Organe und inneren Teile ähnliches bezeichnet. Denn im Wort hat
alles seine Bedeutung gemäß den Entsprechungen. So
bezeichnet das Haupt die Einsicht und Weisheit, die Brust die
Nächstenliebe, die Lenden die eheliche Liebe, die Arme und Hände
die Macht des Wahren, die Füße das Natürliche, die
Augen den Verstand, die Nase die Wahrnehmung, die Ohren den Gehorsam,
die Nieren die Reinigung des Wahren, usw. So kommt es auch zu
bestimmten Redewendungen. Von einem einsichtsvollen und weisen
Menschen etwa sagt man: Das ist ein Kopf; einen geliebten Freund
nennt man gern seinen Busenfreund. Jemandem, der sich durch seine
Wahrnehmung auszeichnet, sagt man nach, er habe eine feine Nase; ein
besonders Einsichtiger, sagt man, habe ein scharfes Auge. Von einem
Mächtigen heißt es, sein Arm reiche weit, und von einem,
der etwas aus Liebe will, meint man, er wolle es von Herzen. Diese
und viele andere Redewendun-gen des Menschen haben ihren Ursprung in
der Entsprechung, stammen sie doch, ohne daß der Mensch es
weiß, aus der geistigen Welt.
Doch obwohl nun alle zum Körper des Menschen
gehörenden Teile allen Teilen des Himmels entsprechen, ist der
Mensch nicht seiner äußeren, sondern seiner inneren Form
nach ein Ebenbild des Himmels. Denn die innerlichen Bereiche des
Menschen nehmen den Himmel auf, seine äußerlichen die
Welt. In dem Maße also, wie diese innerlichen Bereiche des
Menschen den Himmel aufnehmen, ist er im Hinblick auf sie ein Himmel
in kleinster Gestalt, nach dem Bilde des Großmenschen.
Tatsächlich erscheint auch der Geist des Menschen nach dem Tode
in der Gestalt, wie sie in seinem Körper verborgen war, der ihn
während seines irdischen Lebens bekleidet hatte.
Die Entsprechung erstreckt sich aber noch über
den Menschen hinaus, gibt es doch auch eine Entsprechung der Himmel
untereinander. Dem dritten oder innersten Himmel entspricht der
zweite oder mittlere, dem zweiten oder mittleren der erste oder
unterste Himmel, und dieser wiederum entspricht den körperlichen
Formen im Menschen, also seinen Gliedmaßen, Organen und inneren
Teilen. So ist es das Leibliche, in das der Himmel zuletzt ausmündet
und auf dem er als auf seiner Grundlage ruht.
Man muß jedoch vor allem wissen, daß
jede Entsprechung mit dem Himmel eine solche mit dem
Göttlich-Menschlichen des Herrn ist, denn von ihm stammt der
Himmel, und Er ist der Himmel, wie dies in den vorhergehenden
Abschnitten gezeigt wurde. Flösse nicht das Göttlich-Menschliche
in alle Teile des Himmels und gemäß den Entsprechungen in
alle Teile der Welt ein, so gäbe es weder Engel noch Menschen.
Hieraus ergibt sich wiederum, weshalb der Herr Mensch geworden ist
und sein Göttliches mit Menschlichem vom Ersten bis zum Letzten
bekleidet hat. Es geschah nämlich, weil das
Göttlich-Menschliche, aus dem sich der Himmel vor der Ankunft
des Herrn bildete, nicht länger genügte, um alles zu
erhalten, hatte doch der Mensch, der die Unterlage des Himmels ist,
die Ordnung erschüttert und zerstört.
Die Engel sind sehr erstaunt, wenn sie hören,
daß es Menschen gibt, die alles der Natur und nichts dem
Göttlichen zuschreiben und glauben, daß ihr Leib, der eine
Ansammlung so vieler bewundernswerter Einzelheiten des Himmels
darstellt, aus der Natur hervorgegangen sei, ja sogar das Vernünftige
des Menschen von daher stamme. Und dies, obwohl doch die Menschen,
wenn sie ihren Geist nur einigermaßen erheben wollten, durchaus
sehen könnten, daß all dies nicht der Natur, sondern dem
Göttlichen entstammt, und daß die Natur nur erschaffen
wurde, um das Geistige zu bekleiden und in entsprechender Weise im
Letzten der Ordnung darzustellen. Die Engel vergleichen solche
Menschen mit Nachteulen, die in der Finsternis und nicht im Licht
sehen.
Es besteht eine Entsprechung des Himmels zu allen
Dingen der Erde
Der Ordnung halber ist nun noch zu zeigen, daß
alle Dinge der Erde, ja überhaupt alle Einzelheiten der Erde
Entsprechungen sind.
Alle irdischen Dinge werden in drei Gattungen oder
Reiche eingeteilt, nämlich Tier-, Pflanzen- und Mineralreich.
Was lebt, gehört zum Tierreich und ist eine Entsprechung ersten
Grades; was nur wächst, gehört zum Pflanzenreich und ist
eine Entsprechung zweiten Grades, und was weder lebt noch wächst,
gehört zum Mineralreich und ist eine Entsprechung dritten
Grades. Entsprechungen im Tierreich sind die verschiedenen Lebewesen,
sowohl diejenigen, die sich auf der Erde oder im Wasser fortbewegen,
als auch jene, die in der Luft fliegen. Die Entsprechungen im
Pflanzenreich bestehen aus allem, was in Gärten, Wäldern,
Äckern und Feldern wächst und blüht. Die
Entsprechungen im Mineralreich bestehen aus allen edlen und unedlen
Metallen, allen kostbaren und gewöhnlichen Steinen, allen
verschiedenen Erdarten und Gewässern. Entsprechungen sind ferner
die Dinge, die menschlicher Fleiß aus dem Genannten zum
Gebrauch bereitet: Alle Arten von Speisen, Kleidungsstücken,
Häusern, Gebäuden und vieles andere mehr.
Auch was über der Erde ist, etwa Sonne, Mond
und Sterne, dann was zur Atmosphäre gehört, wie Wolken,
Nebel, Regen, Blitz und Donner, ist etwas Entsprechendes. Dasselbe
gilt von allem, was mit der Sonne zusammenhängt, ihrem Schein
und ihrer Abwesenheit, Licht und Schatten, Wärme und Kälte,
sowie für alles, was davon abhängt, also Jahres- und
Tageszeiten.
Mit einem Wort: Alles, was in der Natur entsteht,
vom kleinsten bis zum größten, ist eine Entsprechung. Der
Grund ist aber, daß die natürliche Welt aus der geistigen
heraus entsteht und besteht und beide aus dem Göttlichen. Nichts
kann bestehen durch sich selbst, sondern nur durch ein ihm
Vorhergehendes, also durch ein Erstes. Würde es von diesem
getrennt, so ginge es völlig zugrunde und verschwände.
Alle Dinge in der Welt entstehen aus dem
Göttlichen und werden in der Natur in solche Formen gekleidet,
durch die sie in der Welt sein, Nutzen schaffen und so entsprechen
können. Dies zeigt sich deutlich an den einzelnen Erscheinungen
sowohl im Tier- als auch im Pflanzenreich. In beiden Reichen gibt es
Dinge, an denen jeder, sofern er vom Inwendigen her denkt, erkennen
kann, daß sie aus dem Himmel stammen. Zur Illustration einige
wenige Beispiele: Allgemein bekannt ist, welch ein Wissen jedem Tier
gleichsam angeboren ist. So wissen die Bienen den Honig aus den
Blumen zu sammeln, aus dem Wachs Zellen zu bauen, in denen sie ihren
Honig speichern können, um so sich und ihr Volk mit Nahrung,
auch für den kommenden Winter, zu versorgen. Ihre Königin
legt Eier, die übrigen pflegen und hüten sie, damit ein
neues Geschlecht daraus entstehen kann. Sie leben unter einer
gewissen Regierungsform, die sie aus ihrem eingeborenen Wissen heraus
alle kennen. Sie erhalten die nützlichen Bienen, die anderen
treiben sie aus und berauben sie ihrer Flügel – ganz zu
schweigen von anderen erstaunlichen Fähigkeiten, die ihnen des
Nutzzwecks wegen vom Himmel eingepflanzt werden. Und was geht nicht
alles bei den Raupen vor, die doch im Tierreich die verachtetsten
aller Kreaturen sind!? Sie wissen, wie sie sich mit dem Saft aus dem
für sie tauglichen Blattwerk zu ernähren haben, sie umgeben
sich, sobald ihre Zeit gekommen ist, mit einer Hülle, in der sie
wie in einer Gebärmutter liegen und so für die
Nachkommenschaft ihrer Gattung sorgen. Wer nur ein wenig vernünftig
und weise denkt, könnte der wohl je etwas anderes behaupten, als
daß all diese Dinge aus einer geistigen Welt stammen müssen,
da doch die natürliche nur dazu dient, das von daher Stammende
mit einem Leib zu bekleiden bzw. etwas seiner Ursache nach Geistiges
als Wirkung darzustellen!? Daß nun alle diese Tiere in die
genannten Instinkte hineingeboren werden, nicht aber der Mensch, der
doch mehr ist als sie, beruht darauf, daß die Tiere im
Unterschied zum Menschen in ihre Lebensordnung eingebettet sind. Weil
ihnen der Bereich der Vernunft fehlt, konnten sie nicht zerstören,
was in ihnen von der geistigen Welt her angelegt ist. Anders der
Mensch, der aus der geistigen Welt denkt und – begünstigt
durch seine Vernunftfähigkeit – ein Leben gegen die
Ordnung führt, um so jenen Einfluß aus der geistigen Welt
bei sich zu verkehren. Darum ist es nicht anders möglich, als
daß er in völlige Unwissenheit hineingeboren wird und
hernach durch göttliche Mittel in die Ordnung des Himmels
zurückgeführt werden muß.
Die Entsprechungen des Pflanzenreiches sind aus
zahlreichen Beispielen ersichtlich, lassen sich aber nur schwer mit
wenigen Worten beschreiben. Ganze Bücher wären dazu
erforderlich, und doch ließen sich die tieferen Geheimnisse,
die ihren Nutzzwecken näher liegen, wissenschaftlich überhaupt
nicht ergründen. Weil auch dieser Bereich aus der geistigen Welt
oder dem Himmel stammt, der, wie oben gezeigt wurde, menschliche
Gestalt hat, so haben auch die Einzelheiten dieses Reiches eine
gewisse Beziehung zu Dingen, die sich beim Menschen finden, wie auch
einigen Gelehrten bekannt ist. Auch alle Einzelheiten dieses Reiches
sind Entsprechungen, wie mir durch viele Erfahrungen klar wurde. Denn
wenn ich mich in Gärten aufhielt und dort die Bäume,
Früchte, Blumen und Hülsenfrüchte betrachtete,
bemerkte ich häufig im Himmel die Entsprechungen, redete darüber
mit Engeln, bei denen sie waren, und wurde so über ihren
Ursprung und ihre Beschaffenheit unterrichtet.
Tiere entsprechen im allgemeinen den Neigungen,
die zahmen und nützlichen den guten, die wilden und unnützen
den bösen Neigungen. Insbesondere entsprechen Rinder und Stiere
den Neigungen des natürlichen Gemüts, Schafe und Lämmer
den Neigungen des geistigen Willens, geflügelte Tiere, je nach
ihrer Art, den Verstandesbereichen beider Gemüter. So kommt es,
daß verschiedene Tiere, wie Rinder, Stiere, Widder, Schafe,
Ziegen, Böcke, männliche und weibliche Lämmer, sowie
auch Tauben und Turteltauben in der vorbildenden israelitischen
Kirche zu Schlacht- und Brandopfern benutzt wurden, entsprachen sie
doch den geistigen Dingen, die im Himmel den Entsprechungen gemäß
verstanden wurden. Daher hat auch jedes Tier ein angeborenes Wissen
gemäß dem Trieb seines Lebens. Seinem natürlichen
Menschen nach ist der Mensch den Tieren ähnlich, und wird
deshalb auch im allgemeinen Sprachgebrauch häufig mit ihnen
verglichen. So nennt man z. B. den Sanftmütigen ein Schaf oder
Lamm, den Wilden einen Bären oder Wolf, den Schlauen einen Fuchs
oder eine Schlange usw.
Ein ähnliches Entsprechungsverhältnis
besteht auch zu den Objekten des Pflanzenreichs: So entspricht ein
Garten im allgemeinen dem Himmel hinsichtlich der Einsicht und
Weisheit, weshalb auch der Himmel ein "Garten Gottes" oder
ein "Paradies" genannt wird und man auch vom "himmlischen
Paradies" spricht. Die Bäume entsprechen je nach ihren
Arten den Wahrnehmungen und Erkenntnissen des Guten und Wahren, die
zu Einsicht und Weisheit führen. Darum hielten die Alten, die in
der Kenntnis der Entsprechungen waren, ihren Gottesdienst in Hainen
ab. Und deshalb werden auch so oft im Wort Bäume genannt und
Himmel, Kirche und Mensch mit Weinstock, Ölbaum, Zeder und
anderen Bäumen verglichen, das Gute aber, das sie tun, mit den
Früchten. Auch die aus ihnen gewonnene Nahrung, besonders die
aus den Feldfrüchten bereitete, entspricht den Neigungen zum
Guten und Wahren, und zwar deshalb, weil sie das geistige Leben
ebenso nähren, wie irdische Nahrungsmittel das natürliche.
So entspricht das Brot im allgemeinen der Neigung zu allem Guten,
weil es mehr als jede andere Nahrung das Leben erhält, und durch
das Brot die Nahrung schlechthin bezeichnet wird. Dieser Entsprechung
wegen nennt sich auch der Herr selbst das Brot des Lebens. Aus dem
selben Grunde waren auch in der israelitischen Kirche Brote in
gottesdienstlichem Gebrauch, wurden doch die sogenannten "Schaubrote"
auf dem Tisch der Stiftshütte ausgelegt. Überdies wurde der
ganze durch Schlacht- und Brandopfer vermittelte Gottesdienst "Brot"
genannt. Dieser Entsprechung wegen ist auch das Heiligste des
christlichen Gottesdienstes das Abendmahl, bei dem Brot und Wein
gereicht werden.
Wie wird nun die Verbindung des Himmels mit der
Welt durch Entsprechungen bewirkt? Das Reich des Herrn ist ein Reich
von Absichten, d.h. Nutzwirkungen. Darum ist das Weltall vom
Göttlichen so eingerichtet worden, daß sich die
Nutzwirkungen allenthalben in Formen einkleiden können, durch
die sie in ihrer Verwirklichung dargestellt werden, zuerst im Himmel
und dann in der Welt, also stufenweise und allmählich bis herab
zum Letzten der Natur. Daraus geht hervor, daß die Entsprechung
der natürlichen mit den geistigen Dingen oder der Welt mit dem
Himmel durch Nutzwirkungen bewirkt wird und diese das Verbindende
sind. Ferner geht daraus hervor, daß die zur Einkleidung der
Nutzwirkungen dienenden Formen insoweit Entsprechungen und Mittel der
Verbindungen sind, als sie wirklich Formen der Nutzwirkungen
darstellen. Im dreifachen Reich der Natur ist alles, was darin der
Ordnung gemäß ist, irgendeine Form der Nutzwirkung.
Beim Menschen aber, soweit er nach der göttlichen
Ordnung, also in der Liebe zum Herrn und in der Nächstenliebe
lebt, sind auch seine Handlungen Formen der Nutzwirkung,
Entsprechungen, durch die er mit dem Himmel verbunden wird. Den Herrn
und den Nächsten lieben, heißt im allgemeinen Nutzen
schaffen. Weiter muß man wissen, daß es der Mensch ist,
durch den die natürliche Welt mit der geistigen verbunden wird,
oder daß er das Mittel ihrer Verbindung ist. Denn in ihm ist
sowohl die natürliche als auch die geistige Welt. In dem Maße,
in dem der Mensch geistig ist, ist er daher auch ein Mittel der
Verbindung, aber inwieweit er nicht geistig, sondern bloß
natürlich ist, kann er das nicht sein. Aber auch ohne eine
derartige Vermittlung des Menschen besteht ein göttlicher
Einfluß in die Welt sowie in die irdische Umgebung des
Menschen, jedoch nicht in seine Vernunft.
Wie alles, was der göttlichen Ordnung gemäß
ist, dem Himmel entspricht, so alles, was der göttlichen Ordnung
zuwiderläuft, der Hölle. Was dem Himmel entspricht, bezieht
sich samt und sonders auf das Gute und Wahre, was der Hölle
entspricht, auf das Böse und Falsche.
Oben wurde gezeigt, daß die geistige Welt,
der Himmel, mit der natürlichen durch Entsprechungen verbunden
ist. Die Entsprechungen ermöglichen also dem Menschen eine
Gemeinschaft mit dem Himmel, denn die Engel des Himmels denken nicht
wie der Mensch aus dem Natürlichen. Hat daher der Mensch eine
Kenntnis der Entsprechungen, so kann er hinsichtlich der Gedanken
seines Gemüts mit den Engeln des Himmels zusammensein und so
seinem inneren oder geistigen Menschen nach mit ihnen verbunden
werden. Das Wort ist in lauter Entsprechungen geschrieben worden,
damit es eine Verbindung des Himmels mit dem Menschen gebe; denn alle
Einzelheiten im Wort sind Entsprechungen.
Aus dem Himmel bin ich über folgendes
unterrichtet worden: Die Angehörigen der Ältesten Kirche
auf unserer Erde, welche himmlische Menschen waren, dachten aus den
Entsprechungen selbst. Alle natürlichen Dinge, die ihren Augen
erschienen, regten sie zu solchem Denken an. Daher konnten sie den
Engeln zugesellt werden und auch mit ihnen sprechen. So waren Himmel
und Erde miteinander verbunden. Aus diesem Grund wurde jene Zeit auch
das Goldene Weltalter genannt, von dem es bei den alten
Schriftstellern heißt, damals hätten die Himmlischen mit
den Menschen zusammengewohnt und mit ihnen verkehrt wie Freunde mit
Freunden. Hernach aber seien andere Zeiten gekommen. Da dachte man
nicht mehr aus den Entsprechungen selbst, sondern nur noch aus deren
Kenntnis. Aber selbst damals habe noch eine Verbindung des Himmels
mit den Menschen bestanden, wenngleich nicht mehr eine so innige.
Ihre Zeit wird das Silberne Weltalter genannt. Auf sie seien Menschen
gefolgt, die zwar die Entsprechungen noch kannten, aber nicht einmal
mehr aus deren Kenntnis heraus dachten, weil sie sich nicht mehr wie
die früheren im geistigen, sondern nurmehr im natürlichen
Guten befanden. Ihre Zeit wurde das Kupferne Weltalter genannt.
Zuletzt sei dann der Mensch immer äußerlicher und
schließlich ganz und gar materiell geworden. Damit aber habe
sich die Kenntnis der Entsprechungen und mit ihr auch die Kenntnis
des Himmels und vieler den Himmel betreffender Dinge gänzlich
verloren. Die Benennung jener Weltalter nach dem Gold, Silber und
Kupfer rührte ebenfalls von den Entsprechungen her.
Die Sonne im Himmel
Im Himmel ist die irdische Sonne nicht sichtbar,
ebensowenig irgend etwas, das aus ihr stammt, denn dies ist samt und
sonders natürlich. Die Natur fängt ja bei dieser Sonne an,
und was durch sie hervorgebracht wird, ist natürlich. Das
Geistige aber, in dem der Himmel ist, steht über der Natur und
ist völlig vom Natürlichen unterschieden. Beide haben keine
Gemeinschaft miteinander außer durch Entsprechungen. Den
Unterschied zwischen ihnen ersieht man aus dem oben Gesagten.
Dennoch gibt es im Himmel eine Sonne, sowie Licht
und Wärme samt allem, was in der Welt vorkommt, ja noch
Unzähliges mehr, freilich nicht aus gleichem Ursprung. Denn im
Himmel sind die Dinge geistig, in der Welt natürlich. Die Sonne
des Himmels aber ist der Herr, genauer gesagt: der Herr ist in ihr.
Das Licht im Himmel ist das göttliche Wahre, die Wärme das
göttliche Gute. Beide gehen vom Herrn als der Sonne aus. Aus
dieser Quelle stammt alles, was in den Himmeln entsteht und
erscheint. Der Herr erscheint im Himmel als Sonne, weil er die
göttliche Liebe ist, aus der alles Geistige und – mit
Hilfe der natürlichen Sonne – alles Natürliche
entsteht. Diese Liebe ist es, welche als Sonne leuchtet.
Mir ist nicht nur von den Engeln gesagt, sondern
auch einige Male zu sehen gegeben worden, daß der Herr im
Himmel tatsächlich als Sonne erscheint, aber eigentlich nicht im
Himmel, sondern hoch über den Himmeln, doch nicht über dem
Haupt oder im Zenith, sondern vor dem Angesicht der Engel, in
mittlerer Höhe. Der Herr erscheint den Engeln vor den Augen,
weil das dem Gemüt angehörende Inwendige durch die Augen
sieht, aus dem Guten der Liebe das rechte und aus dem Guten des
Glaubens das linke Auge. Denn alles, was beim Engel wie auch beim
Menschen auf der rechten Seite ist, entspricht dem Guten, aus dem das
Wahre hervorgeht, und was zur linken gehört, dem Wahren, das aus
dem Guten stammt. Das Gute des Glaubens ist in seinem Wesen Wahres
aus Gutem.
Aus diesem Grund wird im Wort der Herr in allem,
was die Liebe betrifft, mit der Sonne, hinsichtlich des Glaubens aber
mit dem Monde verglichen. Ebenso wird die aus dem Herrn stammende
Liebe zum Herrn durch die Sonne und der aus dem Herrn stammende
Glaube zum Herrn durch den Mond bezeichnet, so an folgenden Stellen:
Jes 13,10; 30,26; Ez 32,7f.; Joel 2,10; 3,4; 4,15; Offb 6, 12f.; Mat
24,20.
Daß der Herr im Himmel als Sonne erscheint,
zeigt sich auch bei seiner Verklärung vor Petrus, Jakobus und
Johannes, wo es heißt, "daß sein Angesicht leuchtete
wie die Sonne" (Mat 17,20). So erschien der Herr den Jüngern,
als sie dem Körper entrückt und im Licht des Himmels waren.
Aus diesem Grunde wandten auch die Alten, bei denen sich eine
vorbildende Kirche befand, beim Gottesdienst ihr Antlitz der Sonne im
Osten zu, und aus demselben Grunde richtete man die Tempel auch nach
Osten aus.
Größe und Art der göttlichen Liebe
ersieht man auch aus dem Vergleich mit der irdischen Sonne, die von
ihr – wenn man es zu glauben vermag – in ihrer
überschwenglichen Glut noch weit übertroffen wird. Deshalb
fließt der Herr als Sonne auch nicht unmittelbar in die Himmel
ein, sondern vermindert auf dem Wege die Glut seiner Liebe
stufenweise. Diese Herabminderungen erscheinen als Strahlengürtel
rings um die Sonne. Zudem werden die Engel mit einer ihnen
angemessenen dünnen Wolke umhüllt, damit die Strahlung sie
nicht schädigt. Die Entfernung der Himmel vom Herrn richtet sich
daher nach ihrer Aufnahmefähigkeit. Die oberen Himmel sind der
Sonne des Herrn näher, stehen sie doch im Guten der Liebe, die
unteren Himmel hingegen sind entfernter von ihm, weil sie sich nur im
Guten des Glaubens befinden. Die Höllischen aber, die keinerlei
Gutes besitzen, sind sehr weit entfernt, und zwar je nach dem Grade
ihres Gegensatzes zum Guten.
Wenn aber der Herr – was häufig
geschieht – im Himmel erscheint, so zeigt er sich in
Engelsgestalt – von den Engeln nur unterschieden durch das
Göttliche, das aus seinem Antlitz hervorstrahlt. Denn er ist
dort nicht gegenwärtig in Person – als Person ist der Herr
vielmehr stets von der Sonne umgeben – , sondern durch den
Anblick. Auch mir ist so der Herr außerhalb der Sonne in
Engelsgestalt erschienen, ein wenig unterhalb der Sonne, jedoch in
der Höhe, und mit leuchtendem Antlitz; ein andermal erschien er
mir inmitten der Engel wie ein flammender Glanz.
Weil der Herr infolge seiner göttlichen Liebe
im Himmel als Sonne erscheint, darum wenden sich auch alle Bewohner
des Himmels unausgesetzt ihm zu – die des himmlischen Reiches
ihm als der Sonne, die des geistigen Reiches ihm als dem Mond. Im
anderen Leben blicken alle auf das, was ihr Inneres beherrscht, also
auf ihre Liebe, und dies prägt das Angesicht des Engels wie des
Geistes. In der geistigen Welt gibt es keine feststehenden
Weltgegenden, wie in der natürlichen Welt, ihre Lage wird
vielmehr durch das Angesicht bestimmt. Auch der Mensch gibt sich
hinsichtlich seines Geistes die gleiche Richtung. Vom Herrn wendet
sich ab, wer in der Eigen- und Weltliebe ist, dem Herrn wendet sich
zu, wer in der Liebe zu ihm und zum Nächsten ist. Der Mensch
weiß dies jedoch nicht, weil er in der natürlichen Welt
lebt, wo sich die Weltgegenden nach Aufgang und Niedergang der Sonne
richten.
Weil der Herr die Sonne des Himmels ist und alles,
was von ihm stammt, auf ihn blickt, so ist der Herr auch der
gemeinsame Mittelpunkt, von dem alle Richtungen und Bestimmungen
abhängen. Darum ist auch alles in seiner Gegenwart und unter
seiner Aufsicht, selbst das, was sich unterhalb befindet, also Himmel
wie Erde.
Licht und Wärme im Himmel
Wer bloß von der Natur her denkt, kann nicht
begreifen, daß es in den Himmeln Licht gibt. Dabei ist dieses
Licht so stark, daß es das Mittagslicht in der Welt um viele
Grade übertrifft. Ich habe es oft gesehen, auch zur Zeit des
Abends und der Nacht. Anfangs wunderte ich mich, als ich die Engel
sagen hörte, im Vergleich mit dem Licht des Himmels sei das
Licht der Welt kaum mehr als ein Schatten. Nun aber, da ich es selbst
gesehen habe, kann ich es bezeugen. Sein weißer Schimmer und
Glanz ist derart, daß man es nicht beschreiben kann. Alles, was
ich im Himmel sah, erschien mir in diesem Licht, folglich klarer und
deutlicher als die irdischen Dinge.
Das Licht des Himmels ist geistig, da es aus dem
Herrn als der Sonne stammt und diese Sonne, wie im vorigen Kapitel
gezeigt wurde, die göttliche Liebe ist. Was vom Herrn als der
Sonne ausgeht, heißt in den Himmeln das göttliche Wahre,
ist aber seinem Wesen nach das mit dem göttlichen Wahren
vereinte Gute. Daraus haben die Engel Licht und Wärme: Aus dem
göttlichen Wahren das Licht und aus dem göttlichen Guten
die Wärme.
Weil die Engel geistig und nicht natürlich
sind, ist für sie das Göttlich-Wahre das Licht. Die
geistigen Wesen sehen im Licht ihrer Sonne, wie die natürlichen
in dem der ihrigen. Das göttliche Wahre aber ist die Quelle des
Verstandes der Engel, und dieser ihr inneres Sehen, das in ihr
äußeres Sehen einfließt und es damit hervorbringt.
Was daher im Himmel vom Herrn her als der Sonne gesehen wird,
erscheint im Licht. Aufgrund dieses Ursprungs ist das himmlische
Licht verschiedenartig – je nach der Aufnahme des
Göttlich-Wahren vom Herrn oder (was auf dasselbe hinausläuft)
je nach der Einsicht und Weisheit der Engel. Daher ist das Licht im
himmlischen Reich anders als im geistigen, und wieder anders in jeder
Gesellschaft. Im himmlischen Reich erscheint es flammend, weil die
Engel in ihm das Licht des Herrn als der Sonne aufnehmen, im
geistigen Reich dagegen glänzend weiß, weil dessen Engel
das Licht vom Herrn als dem Mond aufnehmen. Auch ist das Licht der
einen Gesellschaft nicht völlig gleich dem einer anderen, und
auch in den einzelnen Gesellschaften gibt es wieder Unterschiede: die
in der Mitte Befindlichen empfangen stärkeres Licht, die in den
Umkreisen schwächeres. Mit einem Wort: In eben dem Grade, in dem
die Engel Aufnahmegefäße für das göttliche
Wahre, das heißt in der Einsicht und Weisheit vom Herrn sind,
haben sie Licht. Infolgedessen werden die Engel des Himmels auch
Engel des Lichts genannt.
Weil der Herr in den Himmeln das Göttlich-Wahre
und damit das Licht ist, heißt er auch im Wort "das
Licht", ebenso wie alles Wahre, das von ihm stammt. So u.a. an
folgenden Stellen: Joh 8,12; 9,5; 12,35f. +46; 3,9; 1,9; Mat 4,16;
17,2; Jes 9,1; 42,6; 49,6; Offb 21,23 f.; Psalm 43,3; 104,1f.
Das Licht in den Himmeln ist, wie gesagt, geistig,
und es ist das göttliche Wahre. Das kann man auch daraus
schließen, daß der Mensch ebenfalls ein geistiges Licht
und daraus Erleuchtung hat, soweit er sich in der Einsicht und
Weisheit aus dem göttlichen Wahren befindet. Das geistige Licht
des Menschen ist das Licht seines Verstandes. Dessen Objekte sind
Wahrheiten, die er in diesem Licht zergliedert und ordnet, in das
Verhältnis von Grund und Folge zueinander setzt, und aus denen
er der Reihe nach Schlüsse zieht. Der natürliche Mensch
weiß nicht, daß es ein wirkliches Licht gibt, in dem der
Verstand dergleichen Dinge sieht, weil er es weder mit den Augen
wahrnimmt noch sich in seinem Denken vorstellen kann. Und dennoch
wissen viele darum und unterscheiden es auch vom natürlichen
Licht. Wer aber seinen Blick nur auf die Welt heftet und alles der
Natur zuschreibt, denkt natürlich; geistig denkt, wer sein Auge
auf den Himmel richtet und alles dem Göttlichen zuschreibt. Es
ist mir oft zu erfahren und auch zu sehen gegeben worden, daß
das Licht, welches das Gemüt erleuchtet, ein wirkliches Licht
(lux) ist, völlig verschieden von dem natürlichen Licht
(lumen naturale). Ich wurde innerlich stufenweise in jenes Licht
erhoben, und je wie das geschah, wurde mein Verstand erleuchtet, bis
ich schließlich erkannte, was ich früher nicht erkannt
hatte, und am Ende sogar Dinge, die ich mit Gedanken aus dem
natürlichen Licht nicht einmal hätte erreichen können,
während sie doch im himmlischen Licht klar und deutlich sichtbar
wurden. Weil dem Verstande Licht zuzuschreiben ist, sagt man von ihm
dasselbe wie vom Auge, nämlich daß er sehe und erleuchtet
sei, wenn er erkennt, verdunkelt und umschattet, wenn er nicht
erkennt, und was dergleichen Ausdrücke mehr sind.
Weil das Licht des Himmels das göttliche
Wahre ist, so ist es zugleich auch die göttliche Weisheit und
Einsicht. Darum wird unter der Erhebung ins Licht des Himmels
dasselbe verstanden wie unter der Erhebung in die Weisheit und
Einsicht und unter der Erleuchtung. Bei den Engeln erreicht deshalb
das Licht genau denselben Grad wie ihre Einsicht und Weisheit. Weil
die göttliche Weisheit das Licht des Himmels ist, so werden
darin auch alle ihrer Wesensart nach erkannt. Eines jeden Inneres
liegt dort auf seinem Angesicht offen zutage, nicht das geringste
bleibt verborgen. Die innerlicheren Engel wünschen auch, daß
alles bei ihnen offenbar sei, wollen sie doch nichts als das Gute. In
derselben Weise erscheint auch der Mensch hinsichtlich seines
Geistes, wenn ihn die Engel betrachten. Ist er gut, so erscheint er
ihnen je nach seinem Guten als ein schöner Mensch, ist er böse,
je nach seinem Bösen als mißgestaltet und häßlich.
Weil dem so ist, darum leuchten auch alle
Wahrheiten, wo immer sie erscheinen mögen, ob innerhalb oder
außerhalb eines Engels, ob innerhalb oder außerhalb der
Himmel. Freilich leuchten die Wahrheiten außerhalb nicht in
derselben Weise wie die Wahrheiten innerhalb der Himmel. Vielmehr
zeigen sie ein frostiges Licht ohne Wärme, das seinem Wesen nach
nicht wie die Wahrheiten innerhalb der Himmel vom Guten herrührt.
Aus diesem Grunde verschwindet jenes kalte Licht auch beim Einfall
des himmlischen Lichtes und wird sogar, wenn ihm Böses zugrunde
liegt, in Finsternis verkehrt. Ich habe dies mehrmals gesehen, ebenso
wie viele andere bemerkenswerte Erscheinungen leuchtender Wahrheiten,
die ich übergehen will.
Stattdessen noch etwas von der Wärme des
Himmels: Sie ist ihrem Wesen nach Liebe und geht aus vom Herrn als
der Sonne. Damit ist klar, daß die Wärme des Himmels
ebenso geistig ist wie das Licht des Himmels, weil sie beide
desselben Ursprungs sind. Das göttliche Wahre und das göttliche
Gute ist jedoch so vereinigt, daß sie nicht zwei, sondern eins
bilden. Gleichwohl sind sie bei den Engeln getrennt, denn manche von
ihnen nehmen mehr das göttliche Gute auf, andere wiederum mehr
das göttliche Wahre. Erstere gehören dem himmlischen,
letztere dem geistigen Reich des Herrn an. Am vollkommensten aber
sind die Engel, die beides im selben Grade aufnehmen.
Wie das Licht, so ist auch die Wärme des
Himmels überall verschieden. Sie ist anders im himmlischen als
im geistigen Reich, und auch in einer jeden Gesellschaft ist sie
nicht bloß nach ihrem Grad, sondern auch nach ihrer Qualität
verschieden. Im himmlischen Reich des Herrn ist sie stärker und
reiner, weil dort die Engel mehr das göttliche Gute aufnehmen;
im geistigen Reich ist sie weniger stark und rein, weil hier die
Engel mehr das göttliche Wahre aufnehmen; und auch in jeder
einzelnen Gesellschaft des Himmels ist sie je nach der Aufnahme
verschieden. Auch in den Höllen gibt es eine Art Wärme,
doch ist sie unrein. Die Wärme im Himmel wird durch das heilige
und himmlische Feuer, die Wärme der Hölle durch das
unheilige und höllische Feuer bezeichnet. Unter beiden Feuern
wird Liebe verstanden, unter dem himmlischen die Liebe zum Herrn und
zum Nächsten, sowie jede Neigung, die zu diesen Arten der Liebe
gehört, unter dem höllischen Feuer die Eigen- und
Weltliebe, sowie jede Begierde, die zu diesen beiden Arten der Liebe
gehört. Weil die Liebe eine Wärme geistigen Ursprungs ist,
bringt sie eine Empfindung von Wärme mit sich; denn der Mensch
gerät in Feuer und wird warm je nach ihrem Grad und ihrer
Beschaffenheit. Ihre Hitze aber zeigt sich, wenn sie bekämpft
wird. Daher stammen auch die üblichen Redewendungen: Entzündet
oder warm werden, entbrennen, aufwallen und ins Feuer kommen, wenn
von Erregungen durch positive Liebe gesprochen wird, aber auch wenn
es sich um Begierden der negativen Liebe handelt.
Die vom Herrn als der Sonne ausgehende Liebe wird
aber im Himmel deshalb als Wärme empfunden, weil das Innere der
Engel aus dem vom Herrn stammenden göttlichen Guten heraus in
der Liebe ist und ihr Äußeres von daher Wärme
empfängt. Aus diesem Grunde entsprechen einander Wärme und
Liebe im Himmel so sehr, daß dort – gemäß dem,
was soeben ausgeführt wurde – ein jeder in dem Grade Wärme
fühlt, wie er Liebe hat.
Die Engel haben wie der Mensch Verstand und
Willen. Ihr Verstandes-Leben ist eine Wirkung des himmlischen
Lichtes, weil dieses Licht das göttliche Wahre und daher die
göttliche Weisheit ist, ihr Willens-Leben aber ist eine Wirkung
der himmlischen Wärme, weil diese das göttliche Gute und
daher die göttliche Liebe ist. Dies wird noch deutlicher an
Wärme und Licht der Welt, denen Wärme und Licht des Himmels
entsprechen. Denn wenn die Wärme der Welt mit dem Licht
verbunden ist, wie im Frühling und Sommer, lebt durch sie auf
Erden alles und erblüht.
Bei Johannes heißt es: "Im Anfang war
das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort. Alles ist
durch dasselbe geworden, und ohne dasselbe ist nichts geworden, das
da geworden ist. In ihm war das Leben, und das Leben war das Licht
der Menschen. Es war in der Welt, und die Welt ist durch dasselbe
geworden … Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und
wir sahen seine Herrlichkeit" (1,1-14).
Unter dem Wort wird hier offenkundig der Herr
verstanden, heißt es doch, das Wort sei Fleisch geworden. Was
aber im besonderen unter dem Wort verstanden wird, ist noch unbekannt
und soll darum gesagt werden: Das Wort ist hier das göttliche
Wahre, das im Herrn und vom Herrn ist. Deshalb heißt es auch
das Licht. Wie aber wurde durch das göttliche Wahre alles
gemacht und erschaffen? Alle Macht des Himmels eignet dem göttlichen
Wahren, ohne dasselbe gibt es überhaupt keine Macht. Alle Engel
werden wegen des Göttlich-Wahren Mächte genannt, weil sie
insoweit Macht haben, als sie Empfänger oder Aufnahme-gefäße
desselben sind. Durch das Göttlich-Wahre haben sie Macht über
die Höllen und über alle, die sich ihnen widersetzen.
Tausend höllische Feinde weichen vor einem einzigen Strahl
himmlischen Lichtes. Wer da meint, die Wahrheit sei ein bloßer
Gedanke oder eine Angelegenheit von Worten ohne eigentliche Macht,
außer der, andere Menschen zum Gehorsam zu bewegen, der kann
freilich nicht glauben, daß dem göttlichen Wahren eine so
große Macht eignet. Aber wurden nicht durch das göttliche
Wahre Himmel und Erde erschaffen? Zwei Vergleiche mögen die
Macht des göttlichen Wahren verdeutlichen:
Erstens, was immer der Mensch tut, das tut er aus
dem Verstand und Willen – aus dem Willen durch das Gute und aus
dem Verstand durch das Wahre. Aus ihnen setzt der Mensch den ganzen
Körper in Bewegung, und Tausenderlei im Körper eilt auf
ihren bloßen Wink und ihr Gebot sogleich herbei. Damit ist
klar, daß der ganze Körper im Dienste des Guten und Wahren
steht, folglich aus Gutem und Wahrem gebildet ist.
Zweitens, alles, was auf Erden wächst, wie
Bäume, Saaten, Blumen, Gräser, Früchte und Samen,
entsteht durch nichts anders als durch die Wärme und das Licht
der Sonne. Daraus geht klar hervor, welche Schöpferkraft in
ihnen liegt, wieviel größer aber auch die Kraft sein muß,
die dem göttlichen Licht und der göttlichen Wärme
innewohnt.
Aus all dem dürfte klar zu verstehen sein,
wie durch das Wort "alles gemacht worden ist", und daß
auch "die Welt durch dasselbe geworden ist", nämlich
durch das göttliche Wahre vom Herrn. Aus demselben Grunde wird
auch im Buch der Schöpfung zuerst vom Licht und dann erst von
dem gesprochen, was aus dem Licht entstand (1. Mose 1,3f).
Daher kommt es auch, daß alles Da-Sein im
Weltall, sowohl im Himmel als auch in der Welt, sich auf das Gute und
Wahre sowie auf deren Verbindung bezieht.
Die vier Hauptrichtungen im Himmel
Im Himmel gibt es, wie in der Welt, vier
Hauptrichtungen: Osten, Süden, Westen und Norden, und sie werden
in beiden Welten durch die Sonne bestimmt, im Himmel durch die des
Himmels, also durch den Herrn, in der Welt durch die irdische Sonne.
Zwischen ihnen beiden bestehen jedoch mannigfache Unterschiede.
Der erste Unterschied ist der, daß man auf
Erden als Süden bezeichnet, wo die Sonne ihren höchsten
Stand über der Erde erreicht, Norden, wo sie am
entgegengesetzten Punkt unter der Erde steht. Osten ist die
Himmelsrichtung, wo die Sonne zur Zeit der Tag- und Nachtgleichen
aufgeht, und Westen, wo sie zu eben jenen Zeiten untergeht. Anders im
Himmel: Dort ist Osten, wo der Herr als Sonne erscheint. Dem
gegenüber liegt der Westen, zur Rechten der Süden und zur
Linken der Norden, und dies bleibt so, wohin auch die Engel ihr
Angesicht und ihren Körper wenden mögen. So sind im Himmel
alle Richtungen durch den Osten bestimmt. Die Stelle, wo der Herr als
Sonne erscheint, Osten, heißt "Aufgang" (oriens).
Deshalb wird auch der Herr im Wort der "Aufgang" genannt.
Der zweite Unterschied besteht darin, daß
die Engel immer den Osten vor Augen haben. Das ist in der Welt schwer
zu verstehen, weil sich der Mensch nach jeder Himmelsrichtung wenden
kann. Darum soll es erklärt werden.
Die Engel haben aber den Osten bei jeder Wendung
ihres Gesichts und Körpers vor Augen. Das läßt sich
in der Welt noch jeweils weniger begreifen, weil der Mensch immer
gerade die Himmelsrichtung vor Augen hat, der er sich gerade
zuwendet. Darum soll auch dies erklärt werden.
Die Engel wenden und drehen Gesicht und Körper
ebenso wie die Menschen nach allen Seiten, dennoch steht ihnen stets
der Osten vor Augen. Allein ihre Wendungen haben eine andere Ursache
als die Menschen. Sie erscheint zwar gleich, ist es aber in
Wirklichkeit nicht, weil ihr Ursprung in der herrschenden Liebe
liegt. Aus ihr entspringen alle Richtungs-Bestimmungen bei Engeln und
Geistern, denn ihr Inneres ist, wie wir soeben hörten, wirklich
ihrem gemeinsamen Mittelpunkt zugewendet, im Himmel also dem Herrn
als der Sonne. Weil nun ihr Inneres unausgesetzt auf ihre Liebe
blickt und ihr Angesicht sich als dessen äußere Form aus
dem Inneren bildet, deshalb steht ihnen auch ihre herrschende Liebe
immer vor Augen. In den Himmeln aber ist es der Herr als Sonne, denn
von ihm stammt ihre Liebe. Und weil der Herr selbst in seiner Liebe
bei den Engeln zugegen ist, so liegt in ihm die Ursache dafür,
daß sie auf ihn blicken, wohin sie sich auch wenden mögen.
Mir ist dies durch häufige Erfahrung zu wissen und auch selbst
wahrzunehmen gegeben worden. Diese Tatsache wurde auch des öfteren
von den Engeln bezeugt. Weil der Herr beständig vor dem
Angesicht der Engel steht, sagt man auch auf Erden, man solle Gott
vor Augen haben und auf ihn blicken, und daß jene ihn schauen,
die an ihn glauben und ihn lieben. Diese Redeweise stammt aus der
geistigen Welt, wie so manches in der menschlichen Rede.
Diese Hinwendung zum Herrn gehört zu den
wunderbaren Erscheinungen des Himmels, kann es doch geschehen, daß
sich dort viele am gleichen Ort befinden, Gesicht und Körper
aber nach verschiedenen Richtungen bewegen und doch allesamt den
Herrn vor sich sehen, zur Rechten den Süden, zur Linken den
Norden und hinter sich den Westen!
Der Herr aber sieht die Engel auf andere Weise als
sie ihn. Die Engel erblicken den Herrn durch die Augen, er aber sieht
sie in der Stirn. Der Grund dafür liegt darin, daß die
Stirn der Liebe entspricht und der Herr durch die Liebe in ihren
Willen einfließt und bewirkt, daß man ihn durch den
Verstand, dem die Augen entsprechen, erkennt.
Die Hauptgegenden der Himmel des himmlischen
Reiches des Herrn unterscheiden sich von denen der Himmel seines
geistigen Reiches, weil der Herr den Himmeln seines himmlischen
Reiches als Sonne erscheint, denen seines geistigen Reiches aber als
Mond, und weil Osten da ist, wo der Herr erscheint. Der Abstand
zwischen Sonne und Mond im Himmel beträgt 30 Grad. Und doch
werden die Hauptrichtungen des Himmels dadurch nicht beeinträchtigt,
weil die geistigen Engel nicht zu den himmlischen hinauf, noch diese
zu jenen hinabsteigen können. Hieraus geht klar hervor, welcher
Art die Gegenwart des Herrn in den Himmeln ist. Er ist nämlich
überall und über einem jeden zugegen im Guten und Wahren,
die von ihm ausgehen – er ist also, wie oben gesagt wurde, in
dem Seinigen bei den Engeln. Das Innewerden der Gegenwart des Herrn
erfolgt in ihrem Inneren, aus dem heraus die Augen sehen. Daher
erblicken sie ihn außerhalb von sich selbst, und zwar
unausgesetzt. Hieraus läßt sich entnehmen, wie man zu
verstehen hat, daß der Herr in ihnen ist und sie im Herrn, nach
seinen Worten: "Bleibet in mir und ich in euch" (Joh
15,4); "Wer mein Fleisch isset und trinket mein Blut, der bleibt
in mir, und ich in ihm" (6,56).
Das Fleisch des Herrn bedeutet das göttliche
Gute und das Blut das göttliche Wahre. Alle in den Himmeln
wohnen geschieden nach den Hauptrichtungen. Im Osten und Westen
wohnen alle, die im Guten der Liebe sind – im Osten jene, die
ein klares, im Westen die anderen, die ein dunkleres Innewerden
desselben haben. Im Süden und Norden wohnen Engel, die der
Weisheit aus dem Guten der Liebe ergeben sind – im Süden
jene, bei denen das Licht der Weisheit hell, im Norden die anderen,
bei denen es nur dunkel scheint.
In gleicher Ordnung leben die Engel auch
untereinander in jeder himmlischen Gesellschaft. Im Osten finden sich
jene, die in einem höheren, im Westen die anderen, die in einem
geringeren Grade der Liebe und Nächstenliebe sind. Im Süden
sind die Wohnungen derer, denen das Licht der Weisheit und Einsicht
stärker, im Norden die Wohnungen derer, denen dieses Licht
schwächer leuchtet. Sie wohnen aber deshalb so geschieden, weil
jede Gesellschaft einen Himmel in kleinerer Gestalt darstellt.
Dieselbe Ordnung herrscht auch bei ihren Versammlungen. Die Form des
Himmels bewirkt bei ihnen diese Ordnung, so daß jeder seinen
Platz kennt. Der Herr sorgt auch dafür, daß sich in jeder
Gesellschaft einige von jeder Gattung befinden, und zwar darum, damit
sich der Himmel hinsichtlich seiner allgemeinen Form überall
gleicht.
Umgekehrt ist es bei den Bewohnern der Hölle.
Sie blicken nicht auf den Herrn als Sonne oder Mond, sondern wenden
sich von ihm ab. Die sogenannten bösen Engel (genii) blicken auf
jenen finsteren Körper, der dort die Stelle der irdischen Sonne
einnimmt, und die sogenannten Geister auf jene Finsternis, die dort
anstelle des irdischen Mondes tritt. Die Hauptgegenden in der Hölle
sind daher denen des Himmels entgegengesetzt.
Gerät ein böser Geist unter die Guten,
so werden gewöhnlich die Richtungen derart verwirrt, daß
die guten Geister kaum wissen, wo nun ihr Ort ist. Ich habe das
mehrfach erlebt und dann auch von den Geistern vernommen, wie sehr
sie darüber klagten.
Zuweilen erscheinen die bösen Geister so, als
ob sie den Hauptrichtungen des Himmels zugekehrt wären, und dann
haben sie auch Einsicht und Verständnis für das Wahre,
jedoch keine Neigung zum Guten. Sobald sie daher zu ihrer eigenen
Ausrichtung zurückfinden, sind sie wieder ohne Einsicht und
Verständnis und erklären die Wahrheiten, die sie zuvor
gehört und verstanden hatten, für falsch, und wollen auch,
daß das Falsche wahr sei.
Zustandsveränderungen bei den Engeln im
Himmel
Unter den Zustandsveränderungen der Engel
sind die Veränderungen ihrer Liebe und ihres Glaubens, also der
Weisheit und Einsicht und somit Veränderungen ihrer
Lebenszustände zu verstehen. Weil nun das Leben der Engel ein
Leben der Liebe und des Glaubens und daher der Weisheit und Einsicht
ist, so beziehen sich ihre Zustände darauf, sind also Zustände
der Liebe und des Glaubens oder auch Zustände der Weisheit und
Einsicht.
Die Engel sind nicht beständig im gleichen
Zustand der Liebe und daher auch nicht im gleichen Zustand der
Weisheit, denn alle Weisheit stammt bei ihnen aus der Art ihrer
Liebe. Manchmal ist ihre Liebe groß, manchmal weniger; ihr
Zustand nimmt stufenweise ab vom höchsten bis zum niedrigsten
Grad. Erreicht ihre Liebe den höchsten Grad, so sind sie in
ihres Lebens Licht und Wärme oder in ihrer Klarheit und Lust. Im
niedrigsten Grad aber sind sie im Schatten und Frost oder in ihrer
Dunkelheit und Unlust. Vom untersten Stand kehren sie wieder zum
ersten zurück, und so fort. Diese Zustände folgen einander
in mannigfaltiger Weise, etwa wie die Wechsel von Licht und Schatten,
Wärme und Kälte, oder wie von Morgen, Mittag, Abend und
Nacht an jedem irdischen Tag, mit steter Verschiedenheit innerhalb
des Jahres. Sie stehen auch im Entsprechungsverhältnis
zueinander. Man muß aber wissen, daß es bei den
Himmlischen keine Entsprechung zwischen der Nacht und ihren
Lebenszuständen gibt, sondern nur eine zur Morgendämmerung.
Eine Entsprechung zur Nacht gibt es nur bei den Höllischen.
Aufgrund dieser Entsprechungen bezeichnen Tag und Jahr im Wort die
Lebenszustände.
Mit dem Zustand des Inneren der Engel, also ihrer
Liebe und Weisheit, verändern sich auch die Erscheinungen der
bei ihnen befindlichen mannigfaltigen äußeren Dinge. Diese
erhalten ein Aussehen, das dem ihres Inneren entspricht. Darüber
mehr in den folgenden Abschnitten über die Vorbildungen und
Erscheinungen im Himmel.
Jeder Engel erfährt und durchläuft, wie
gesagt, solche Zustandsveränderungen, ebenso aber auch jede
Gesellschaft im ganzen, in ihr aber doch der eine immer wieder anders
als der andere, weil sie in Liebe und Weisheit voneinander
verschieden sind. Denn jene, die sich in der Mitte befinden, sind in
einem vollkommeneren Zustand als die um sie herum bis an die Grenzen
Wohnenden. Daher kommt es, daß die einen in Klarheit und Lust,
die anderen in Dunkelheit und Unlust sein können, und dies
gleichzeitig innerhalb ein und derselben Gesellschaft. Die
Unterschiede in ihren Zustandsveränderungen im allgemeinen
verhalten sich wie die Zustandswechsel der Tage in der einen oder
anderen Zone auf Erden. Denn während hier die einen den Morgen
erleben, ist es für die anderen Abend, und während die
einen unter der Kälte leiden, ist es für die anderen warm,
und umgekehrt.
Ich bin aus dem Himmel über die Gründe
dieser Zustandsveränderungen unterrichtet worden. Die Engel
nannten die folgenden:
1.) Die Freude am Leben und am Himmel, die ihnen
aus der vom Herrn stammenden Liebe und Weisheit erwächst, würde
nach und nach ihren Wert verlieren, wenn sie ununterbrochen darin
erhalten würden. Man denke nur, wie es denen ergeht, die
pausenlos in Lustbarkeiten und Vergnügungen schwelgen.
2.) Ebenso wie die Menschen haben sie ein Eigenes,
das in der Liebe zu sich selbst besteht, und alle im Himmel werden
durch den Herrn von ihrem Eigenen abgehalten. In dem Maße, wie
dies geschieht, sind sie in Liebe und Weisheit, in dem Maße
aber, wie es nicht geschieht, in der Liebe zu sich selbst. Weil nun
ein jeder sein Eigenes liebt und dadurch angezogen wird, so treten
bei ihnen Zustandsveränderungen und fortgesetzte Wandlungen ein.
3.) Auf diese Weise werden sie vervollkommnet,
weil sie sich daran gewöhnen, in der Liebe zum Herrn gehalten
und von der Selbstliebe abgehalten zu werden, und weil auch durch den
Wechsel von Lust und Unlust das Innewerden und Gefühl für
das Gute feiner wird.
Es wurde mir gezeigt, wie der Herr als Sonne den
Engeln im himmlischen Reich in ihrem ersten, zweiten und dritten
Zustand erscheint. Erst sah ich ihn als Sonne rötlich und
strahlend in solchem Glanz, daß es sich nicht beschreiben läßt.
Man sagte mir, so erscheine der Herr den Engeln in ihrem ersten
Zustand. Nachher sah man einen großen dunklen Gürtel rings
um die Sonne, der das zuerst so glänzende rötliche und
schimmernde Licht dämpfte. Es hieß, so erscheine ihnen die
Sonne im zweiten Zustand. Schließlich erkannte man, wie sich
der Gürtel noch mehr verdunkelte und die Sonne weniger rötlich
erscheinen ließ, und zwar stufenweise, bis sie zuletzt weiß
schimmernd wurde. So, sagte man, erscheine ihnen die Sonne im dritten
Zustand. Dieses weiß Schimmernde sah man dann nach links gegen
den Mond des Himmels vorrücken und sich seinem Licht vermählen,
worauf der Mond über die Maßen hell erglänzte. Es
wurde mir erklärt, daß dies der vierte Zustand für
die Angehörigen des himmlischen, hingegen der erste für die
des geistigen Reiches sei, und daß sich so die
Zustandsveränderungen in beiden Reichen ablösten. Dies
geschehe jedoch nicht im Ganzen, sondern in einer Gesellschaft nach
der anderen. Auch sei dieser Wandel nicht zu regelmäßigen
Zeiten, sondern ereigne sich später oder früher, ohne daß
sie es vorher wüßten. Weiter sagten sie, die Sonne
verändere sich in Wirklichkeit nicht, noch rücke sie von
ihrem Platz, vielmehr scheine dem nur so, je nach dem allmählichen
Fortschreiten der Zustände bei ihnen.
Sind die Engel im letzten der aufeinanderfolgenden
Zustände, so beginnen sie traurig zu werden. Ich sprach mit
ihnen, als sie in diesem Zustand waren und sah ihre Traurigkeit. Sie
sagten jedoch, sie hofften, in Kürze wieder in den vorigen
Zustand, und so gewissermaßen wieder in den Himmel zu gelangen.
Denn der Himmel besteht für sie darin, von ihrem Eigenen
abgehalten zu werden.
Die Zeit im Himmel
Obwohl im Himmel, ebenso wie in der Welt, alles
wechselt und sich entwickelt, so haben doch die Engel keinen Begriff
noch irgendeine Vorstellung von Zeit und Raum, so wenig, daß
sie nicht einmal wissen, was darunter zu verstehen ist – und
obgleich bei ihnen ebenso wie in der Welt – ohne irgendeinen
Unterschied – alles allmählich fortschreitet. Denn im
Himmel gibt es keine Jahre und Tage, sondern stattdessen
Zustandsveränderungen.
In der Welt gibt es Zeiten, weil hier die Sonne
dem Anschein nach von einem Breiten-Grad zum anderen vorrückt
und so die Jahreszeiten hervorruft, und weil sie scheinbar um die
Erde läuft und so die Tageszeiten entstehen läßt –
all dies in feststehendem Wechsel. Anders die Sonne des Himmels! Sie
bringt nicht Jahre und Tage hervor, sondern Zustandsveränderungen,
doch – wie dies im vorhergehenden Abschnitt gezeigt wurde –
auch diese nicht in regelmäßigem Wechsel. Daher kommt es,
daß die Engel keinerlei Vorstellung von Zeit haben können,
sondern stattdessen nur von Zuständen.
Wenn die Engel von seiten des Menschen etwas von
der Zeit hören – denn dem Menschen sind stets Engel vom
Herrn beigegeben – so stellen sie sich stattdessen Zustände
und Zustands-Bestimmungen vor. So wird die natürliche
Vorstellung des Menschen bei den Engeln in eine geistige
transponiert. Aus diesem Grunde bezeichnen im Wort Zeiten Zustände.
Wenn der Mensch an dergleichen Dinge denkt, so
geschieht es aus der Vorstellung von Zeit, der Engel aber denkt daran
aus dem Zustand. Frühling und Morgen verwandeln sich daher in
die Vorstellung des Zustandes der Liebe und Weisheit, wie sie bei
Engeln in ihrem ersten Zustand beschaffen sind, Sommer und Mittag
werden zur Vorstellung von Liebe und Weisheit, die in ihrem zweiten
Zustand herrscht, Herbst und Abend zu dem, was sie in ihrem dritten
Zustand empfinden. Nacht und Winter aber verwandeln sich in die
Vorstellung des Zustandes, der in der Hölle herrscht. Daher
werden auch durch diese Zeiten im Worte Gottes ähnliche Zustände
bezeichnet.
Weil die Engel den Begriff der Zeit nicht kennen,
haben sie auch eine andere Idee von der Ewigkeit als die irdischen
Menschen. Für die Engel ist Ewigkeit ein endloser Zustand, nicht
aber eine endlose Zeit. Als ich einst über die Ewigkeit
nachdachte, konnte ich mit Hilfe des Zeitbegriffs wohl erkennen, was
"in Ewigkeit" bedeutet, nämlich das Endlose,
nicht aber, was "von Ewigkeit" heißt, folglich
auch nicht, was Gott vor der Schöpfung von Ewigkeit her getan
hatte. Als mich darob ein Bangen befiel, wurde ich in die Sphäre
des Himmels erhoben und damit in die Anschauung der Engel von der
Ewigkeit. Da wurde mir die Erleuchtung zuteil, daß man über
die Ewigkeit nicht aus der Zeit heraus denken darf, sondern nur vom
Zustand her, und daß man dann verstehen kann, was das "von
Ewigkeit" bedeutet – und so geschah mir auch.
Die Engel reden mit dem Menschen mit Hilfe
geistiger Ideen, die samt und sonders von den Zuständen und
deren vielfältigen Wandlungen innerhalb und außerhalb der
Engel entlehnt sind. Aber dennoch werden ihre geistigen
Vorstellungen, sobald sie bei den Menschen einfließen,
augenblicklich und ganz von selbst in die natürlichen, dem
Menschen eigentümlichen umgewandelt, die denen der Engel völlig
entsprechen. Diese Umwandlung wird aber weder den Engeln noch den
Menschen bewußt. Solcher Art ist auch jeder Einfluß des
Himmels beim Menschen. Engel wurden einst näher bis in meine
natürlichen Gedanken eingelassen, in denen vieles aus Zeit und
Raum enthalten war. Weil sie aber nichts davon verstanden, so traten
sie rasch zurück, und nachher hörte ich sie miteinander
reden und sagen, sie seien in der Finsternis gewesen. Durch Erfahrung
durfte ich auch erkennen, welches Unverständnis bezüglich
der Zeit bei jenen Engeln herrscht. Aus dem Himmel war jemand
zugegen, dessen Art es erlaubte, daß er auch in die natürlichen
Vorstellungen eingelassen werden konnte, wie sie dem Menschen
eigentümlich sind. Mit ihm sprach ich daher später wie ein
Mensch mit dem anderen. Anfangs wußte er nicht, um was es sich
handle, wenn ich zeitliche Begriffe gebrauchte. Ich mußte ihn
deshalb vollständig darüber belehren. Während dieser
Unterredung erklärte ich ihm auch, man wisse in der Welt, daß
es im Himmel keine Zeit gebe, jedenfalls sprächen die Menschen
so, als wüßten sie es. Sie pflegten beispielsweise von
Sterbenden zu sagen, daß sie nun das Zeitliche verließen,
nämlich die Welt. Ich sagte auch, einige Menschen wüßten
wohl, daß die Zeiten ursprünglich Zustände seien,
weil sich diese ganz nach den Zuständen ihrer Neigungen
verhalten, so daß sie denen kurz erscheinen, die Freude und
Lust empfinden, lang aber jenen, die Unlust und Traurigkeit erfahren,
und wechselnd denen, die einen Zustand von Hoffnung und Erwartung
durchlaufen.
Der natürliche Mensch kann zu der Meinung
gelangen, ohne Vorstellung von Zeit und Raum und von materiellen
Dingen sei kein Denken möglich, weil sich darauf all seine
Gedanken stützen. Er sollte jedoch bedenken, daß die
Gedanken geradeso endlich und eingeengt sind, wie ihnen etwas von der
Zeit, vom Raum und von der Materie anhaftet, und in dem Maße
nicht, wie sie sich davon befreien. Denn insoweit wird das Gemüt
über die materiellen und weltlichen Dinge hinausgehoben. Dies
ist auch der Grund für die Weisheit der Engel.
Die Vorbildungen und Erscheinungen im Himmel
Der nur aus dem natürlichen Licht denkende
Mensch kann nicht begreifen, daß im Himmel etwas sein soll, das
den Dingen in der Welt gleicht, und zwar darum nicht, weil er sich
aus seinem natürlichen Licht heraus in der Vorstellung bestärkt,
die Engel seien lediglich denkende Wesen und als solche nur eine Art
ätherischer Gebilde. In Wirklichkeit aber haben die Engel alle
Sinne, die der Mensch auch hat, nur noch viel schärfere. Auch
ist das Licht, in dem sie sehen, viel heller als das, in dem der
Mensch sieht.
Welcher Art die Gegenstände sind, die den
Engeln in den Himmeln erscheinen, läßt sich nicht mit
wenigen Worten beschreiben. Sie gleichen großenteils den Dingen
auf Erden, nur ist ihre Form vollkommener und ihre Menge größer.
Dem kann man entnehmen, daß es in den
Himmeln wirklich gibt, was von den Propheten gesehen wurde, z.B. von
Ezechiel, der den neuen Tempel und die neue Erde beschreibt, die er
im Geist sah (Kap. 40-48); oder auch von Daniel (Kap. 7-12), von
Johannes in der Apokalypse, und von anderen, von denen wir in den
geschichtlichen und prophetischen Büchern des Wortes lesen. Sie
alle sahen solche Dinge, wenn ihnen der Himmel geöffnet war, und
es heißt, der Himmel werde geöffnet, wenn das innere
Sehen, das des Geistes im Menschen, aufgetan wird. Denn die Dinge in
den Himmeln können nicht mit den körperlichen, sondern nur
mit den geistigen Augen gesehen werden. Diese aber werden dem
Menschen geöffnet, sobald es dem Herrn gefällt. Dabei wird
der Mensch vom natürlichen ins geistige Licht erhoben. In diesem
Licht habe auch ich die himmlischen Dinge erblickt.
Obwohl nun aber die in den Himmeln erscheinenden
Gegenstände denen auf Erden großenteils ähnlich
sehen, so sind sie es doch ihrem Wesen nach nicht. Sie entspringen
nämlich aus der himmlischen, die auf Erden aus der irdischen
Sonne; erstere heißen geistig, letztere natürlich.
Wann immer mir der Umgang mit den Engeln gestattet
wurde, konnte ich die bei ihnen befindlichen Gegenstände ebenso
sehen, wie die irdischen, und zwar derart handgreiflich, daß
ich meinte, ich sei an einem Königshof in der Welt. Auch sprach
ich mit ihnen wie ein Mensch mit dem anderen.
Weil alle Dinge, die dem Inneren entsprechen,
dieses auch vorbilden, werden sie Vorbildungen (representativa)
genannt, und weil sie sich je nach dem Zustand des Inneren der Engel
verändern, heißen sie Erscheinungen (apparentiae). Dabei
ist es aber doch so, daß die Gegenstände, die sie in den
Himmeln mit ihren Sinnen wahrnehmen, ebenso lebhaft erscheinen, wie
den Menschen die irdischen Gegenstände, ja noch viel deutlicher
und bestimmter. Erscheinungen dieser Art in den Himmeln heißen
reale Erscheinungen, weil sie wirklich existieren, doch gibt es auch
nichtreale Erscheinungen, das heißt solche, die zwar
erscheinen, aber keinem Inneren entsprechen. Darüber im
Folgenden.
Um deutlicher zu machen, welche Qualität die
Dinge haben, die den Engeln je nach den Entsprechungen erscheinen,
möchte ich hier nur ein Beispiel anführen. Den Einsichtigen
erscheinen Gärten und Paradiese mit Bäumen und Blumen aller
Art. Die Bäume sind in der schönsten Ordnung gepflanzt und
bilden Gruppen, zu denen Bogengänge führen, um die herum
Spazierwege angelegt sind – alles in unbeschreiblicher Pracht.
Die Einsichtigen ergehen sich auch darin, pflücken Blumen und
winden Kränze, mit denen sie die Kinder schmücken. Hier
gibt es auch Bäume und Blumen, wie man sie in der Welt nirgends
findet, und die dort auch nie vorkommen könnten. Die Bäume
tragen Früchte, je nach dem Guten der Liebe, dem die
Einsichtigen ergeben sind. Diese aber sehen dergleichen Dinge, weil
Garten und Paradies wie auch fruchtbare Bäume und Blumen ihrer
Einsicht und Weisheit entsprechen.
Die Gewänder der Engel
Da die Engel Menschen sind und wie Menschen der
Erde untereinander leben, so haben sie auch Kleider, Wohnungen und
ähnliches, nur mit dem Unterschied, daß bei ihnen alles
vollkommener ist. Denn wie die Weisheit der Engel die der Menschen in
solchem Grade übertrifft, daß sie "unaussprechlich"
genannt wird, so entspricht auch alles, was die Engel wahrnehmen und
ihnen erscheint, ihrer Weisheit.
Die Kleider der Engel sind ebenso wie das übrige
Entsprechungen, und weil sie entsprechen, so existieren sie auch
wirklich. Ihre Kleider entsprechen aber der Einsicht. Deshalb
erscheinen in den Himmeln alle bekleidet je nach ihrer Einsicht, und
weil manche den anderen an Einsicht überlegen sind, so sind sie
auch schöner gekleidet. Bei den Einsichtsvollsten funkeln die
Kleider in feurigem Glanz, bei manchen erstrahlen sie im Glanze des
Lichtes. Die weniger Einsichtsvollen tragen blendend weiße oder
auch matt weiße Kleider, die noch weniger Einsichtigen bunte
Kleider. Die Engel des innersten Himmels aber sind unbekleidet, weil
sie in der Unschuld sind und die Unschuld der Nacktheit entspricht.
Weil die Kleider der Engel ihrer Einsicht
entsprechen, so entsprechen sie auch dem Wahren, stammt doch alle
Einsicht aus dem Göttlich-Wahren. Deshalb läuft es auf
dasselbe hinaus, ob man nun sagt, die Engel seien je nach ihrer
Einsicht oder nach (ihrem Anteil an) dem Göttlich-Wahren
gekleidet.
Weil die Engel im Himmel bekleidet sind, darum
erscheinen sie auch so, wenn sie sich in der Welt zeigen, etwa den
Propheten oder auch denen, die sie beim Grabe des Herrn erblickten
(Luk 24,4; Matth 28,3; Mark 16,5; Joh 20,11f; Offb 4,4; 19,11-13).
Und weil die Einsicht dem Göttlich-Wahren entstammt, darum waren
"die Gewänder des Herrn, als er verwandelt wurde, strahlend
und glänzend weiß, wie das Licht" (Mat 17,2 und
Parallelen). Das Licht ist das vom Herrn ausgehende göttliche
Wahre. Deshalb bezeichnen die Kleider die Wahrheiten und die daraus
bewirkte Einsicht, wie Offb 3,4f und 16,15; Jes 52,1; Ez 10,13 und an
vielen anderen Stellen. Wer aber nicht in den Wahrheiten ist, von dem
heißt es, er sei nicht mit einem hochzeitlichen Kleid angetan,
so bei Matthäus:
"Nachdem der König eingetreten, sah er
einen Menschen, der nicht mit einem hochzeitlichen Kleid angetan war,
und sagte zu ihm: »Freund, wie bist du hier hereingekommen, da
du kein hochzeitliches Kleid anhast?« … Darum wurde er
in die äußerste Finsternis hinausgestoßen."
(22,12f)
Unter dem Hochzeitshaus ist zunächst der
Himmel, dann aber auch die Kirche zu verstehen, die aus der
Verbindung des Herrn mit den Menschen durch das Göttlich-Wahre
entsteht. Deshalb heißt der Herr im Wort "Bräutigam"
und "Mann" und der Himmel mit der Kirche "Braut"
und "Weib".
Die Kleider der Engel sind aber nicht bloße
Erscheinungen, sondern sind wirkliche Kleider. Dies zeigt sich daran,
daß sie von ihnen nicht nur gesehen, sondern bei der Berührung
auch gefühlt werden, sowie daran, daß sie mehrere Gewänder
haben, die sie bei Bedarf anziehen und bei Nichtbedarf aufbewahren.
Ich habe tausendmal gesehen, wie die Engel ihre Kleider wechselten.
Auf meine Frage, woher sie ihre Kleider hätten, antworteten sie:
»Vom Herrn«, und sie würden damit beschenkt, ja
zuweilen ohne ihr Wissen bekleidet. Sie erklärten auch, ihre
Kleidung wandle sich je nach ihren Zustands-Veränderungen, und
zwar trügen sie in ihrem ersten und zweiten Zustand schimmernde
und weiß glänzende Gewänder, im dritten und vierten
etwas dunklere. Dies ebenfalls auf Grund der Entsprechung, weil bei
ihnen Zustands-Veränderungen hinsichtlich der Einsicht und
Weisheit stattfänden.
Wohnungen und Heimstätten der Engel
Weil es im Himmel Gesellschaften gibt und die
Engel wie Menschen leben, haben sie auch Wohnungen, und zwar je nach
ihren Lebenszuständen verschiedene – prächtige jene,
die sich in einem würdigeren, minder prächtige jene, die
sich in einem niedrigeren Zustand befinden. Über die himmlischen
Wohnungen habe ich oft mit Engeln gesprochen, wobei ich ihnen sagte,
heutzutage würde kaum jemand glauben, daß sie Wohnungen
und Heimstätten hätten. Einige Menschen könnten darum
nicht daran glauben, weil sie sie nicht sehen, andere weil sie nicht
wissen, daß die Engel Menschen sind, wieder andere, weil sie
meinen, der Engelhimmel sei derselbe Himmel, den sie mit den Augen
über sich erblicken. Die Engel antworteten, sie wüßten
wohl, daß heutzutage eine solche Unwissenheit in der Welt
herrsche, und zwar – worüber sie sich vor allem wunderten
– besonders innerhalb der Kirche, und in dieser wiederum mehr
bei den Gebildeten als bei den sogenannten einfachen Leuten. Ferner
sagten sie, aus dem Wort könnte man wissen, daß die Engel
Menschen sind, weil sie als solche gesehen wurden; dasselbe gälte
auch vom Herrn, der all sein Menschliches mit sich genommen habe. Und
deshalb sollte man auch wissen, daß sie Wohnungen und
Heimstätten haben und nicht, wie einige in ihrer Unwissenheit
törichterweise meinen, in der Luft umherflattern oder etwas
Windartiges sind, auch wenn sie Geister genannt würden. Sie
sagten auch, die Menschen könnten dies wohl verstehen, wenn sie
nur den beschränkten Kreis ihrer vorgefaßten Meinung von
den Engeln und Geistern überschreiten wollten. Dies geschehe
aber, sobald sie nicht immer nur die Vorfrage aufwerfen und zum
zentralen Gegenstand ihres Denkens machen würden, ob es so sei,
wie dies vor allem bei den Gelehrten üblich sei, die sich für
den Himmel und den Einfall himmlischen Lichtes durch ihren
Intellektualismus verschlossen hätten. Ebenso steht es mit dem
Glauben an das Leben des Menschen nach dem Tode.
Es ist jedoch besser, Belege aus der Erfahrung
anzuführen: So oft ich mit den Engeln von Angesicht zu Angesicht
sprach, war ich auch bei ihnen in ihren Wohnungen. Diese aber sind
ganz ähnlich wie unsere Häuser, nur schöner. Wo sie
beisammen leben, stoßen ihre Wohnungen aneinander und bilden
Städte mit Straßen, Gassen und Plätzen, ganz wie die
Städte auf Erden. Es wurde mir auch gestattet, sie zu
durchqueren und mich überall umzusehen und gelegentlich die
Häuser zu besichtigen. Dies geschah bei völligem Wachen,
wenn mir die innere Schau aufgeschlossen wurde.
Ich habe unbeschreiblich herrliche Paläste im
Himmel gesehen. Oben glänzten sie wie von reinem Gold, unten wie
von Edelsteinen – immer ein Palast schimmernder als der andere.
Dasselbe gilt auch für ihr Inneres: Die Gemächer waren mit
Ornamenten verziert, zu deren Beschreibung uns Worte wie Kenntnisse
fehlen. Die Werke der himmlischen Architektur sind von einer Art, daß
man sagen möchte, hier sei diese Kunst auf ihrem Höhepunkt,
und das ist auch kein Wunder, stammt sie doch aus dem Himmel. Die
Engel bemerkten dazu, diese und unzählige andere, noch
vollkommenere Dinge, würden ihnen vom Herrn vor Augen gestellt,
doch erfreuten sie mehr noch ihre Gemüter als ihre Augen, und
zwar deshalb, weil sie in allen Einzelheiten die Entsprechungen und
mit Hilfe der Entsprechungen das Göttliche sehen.
Was die Entsprechungen betrifft, so bin ich auch
darüber belehrt worden, daß nicht nur die Paläste und
Häuser, sondern selbst die kleinsten Einzelheiten innerhalb und
außerhalb derselben dem Innern entsprechen, das vom Herrn her
bei ihren Bewohnern ist. So entspricht das Haus selbst im allgemeinen
ihrem Guten, die Einzelheiten darin den verschiedenen Facetten ihres
Guten. Die Dinge außerhalb der Häuser entsprechen den aus
dem Guten abgeleiteten Wahrheiten, wie auch den Wahrnehmungen und
Erkenntnissen. Und da alle diese Dinge dem Guten und Wahren
entsprechen, das vom Herrn her bei den Engeln ist, so entsprechen sie
auch ihrer Liebe und folglich ihrer Weisheit und Einsicht.
Daraus erklärt sich auch, weshalb der Herr
sich selbst den Tempel nannte, der zu Jerusalem war (Joh 2,19.21),
und warum das neue Jerusalem aus lauterem Golde zu bestehen schien,
seine Tore aus Perlen und die Fundamente aus kostbaren Steinen (Offb
21) – darum nämlich, weil der Tempel das
Göttlich-Menschliche des Herrn vorbildete, das neue Jerusalem
die später zu gründende Kirche, die zwölf Tore die
Wahrheiten, die zum Guten führen, und die Fundamente die
Wahrheiten, auf welche die Kirche gegründet ist.
Die Engel, aus denen das himmlische Reich des
Herrn besteht, wohnen zumeist an erhöhten Orten, die wie von der
Erde aufragende Berge erscheinen. Die Engel des geistigen Reiches des
Herrn wohnen an weniger erhöhten Orten, die wie Hügel
wirken. Die Engel in den untersten Zonen des Himmels aber bewohnen
Orte, die wie auf Felsen stehen. Auch diese Dinge beruhen auf der
Entsprechung; denn das Innere entspricht dem Höheren und das
Äußere dem Niedrigen.
Es gibt auch Engel, die nicht in Gesellschaft,
sondern abgesondert leben, Haus für Haus. Weil sie die besten
unter den Engeln sind, bewohnen sie das Zentrum des Himmels.
Die Häuser der Engel werden nicht wie
irdische Häuser errichtet, sondern ihnen vom Herrn aus Gnaden,
entsprechend ihrer Aufnahme des Guten und Wahren, geschenkt. Sie
verändern sich auch ein wenig nach den Zustandsveränderungen
des Innern ihrer Bewohner. Alles, was die Engel besitzen, verdanken
sie dem Herrn, und alles, was sie irgend benötigen, wird ihnen
geschenkt.
Der Raum im Himmel
Obgleich im Himmel ebenso wie in der Welt alles an
einem Ort und in einem Raum erscheint, haben doch die Engel weder
Begriff noch Vorstellung von Ort und Raum.
Alle Fortbewegungen in der geistigen Welt
geschehen durch Zustandsveränderungen des Inneren. Auf diese
Weise bin auch ich vom Herrn in die Himmel und zu den Erdkörpern
im Weltall geführt worden. Es geschah im Geist, während
mein Körper an seinem Ort verblieb.
Weil die Fortbewegungen in der geistigen Welt auf
diese Weise vor sich gehen, ist klar, daß jene einander nahe
sind, die sich in einem ähnlichen, einander fern, die sich in
einem unähnlichen Zustand befinden. So sind also die Räume
im Himmel nichts anderes als äußere Zustände, die den
inneren entsprechen. Nur aus dieser Ursache sind die Himmel von
einander geschieden, wie auch die Gesellschaften in jedem Himmel und
alle Einzelnen innerhalb einer Gesellschaft.
Aus dem gleichen Grunde wird in der geistigen Welt
einer dem andern gegenwärtig, sobald er nur ein sehnliches
Verlangen nach dessen Gegenwart hat. Er sieht ihn nämlich in
Gedanken und versetzt sich in seinen Zustand. Umgekehrt aber wird
einer vom andern entfernt, soweit er ihm unsympathisch ist.
Auch wenn jemand von einem Ort zum anderen geht,
sei es in seiner Stadt, in den Höfen und Gärten oder zu
anderen außerhalb seiner Gesellschaft, dann gelangt er
schneller dahin, wenn er sich danach sehnt, langsamer, wenn er sich
nicht danach sehnt. Der Weg wird je nach seinem Verlangen verlängert
oder verkürzt, auch wenn es derselbe ist. Das habe ich öfters
gesehen und mich darüber gewundert.
Dies kann beleuchtet werden an den Gedanken des
Menschen, die ja (im Grunde) auch keinen Raum kennen. Stellt sich
doch dem Menschen als gegenwärtig dar, worauf er seine Gedanken
mit konzentrierter Aufmerksamkeit richtet! Noch viel mehr gilt dies
für die Engel, weil Sehen und Denken bei ihnen eine Einheit
bilden und das Denken eins ist mit der Neigung, und weil Nahes und
Entferntes je nach den Zuständen ihres Inneren erscheint und
sich auch verändert, wie oben gezeigt wurde.
Aus diesem Grunde werden im Wort durch Orte und
Räume sowie durch alles, was etwas vom Räumlichen an sich
hat, Dinge bezeichnet, die sich auf Zustände beziehen, wie z.B.
durch Abstände, Nähe und Ferne, Wege, Reisen, Wanderungen,
Meilensteine, Stadien, durch Felder, Äcker, Gärten, Gassen,
durch Bewegungen, Maße verschiedener Art, durch Länge,
Breite, Höhe, Tiefe und unzählige andere Dinge. Denn das
meiste, was zum menschlich-irdischen Gedankengut gehört, hat
etwas von Raum und Zeit an sich. Im Himmel aber, wo man nicht aus dem
Räumlichen denkt, versteht man unter der Länge den Zustand
des Guten, unter der Breite den des Wahren und unter der Höhe
den Unterschied zwischen denselben je nach den Graden. Darum also
wird dergleichen im Wort durch Länge und Breite bezeichnet, wie
z.B. bei Ezechiel in Kapitel 40-48, wo durch die Maße nach
Länge, Breite und Höhe der neue Tempel und die neue Erde
beschrieben werden, mit ihren Vorhöfen, Gemächern, Toren,
Türen, Fenstern und ihrer Umgebung. Alle diese Dinge bezeichnen
die neue Kirche und das Gute und Wahre in ihr. Wozu sonst alle jene
Maße? In ähnlicher Weise wird auch das neue Jerusalem in
der Offenbarung beschrieben.
Hieraus kann man ersehen, daß im Himmel,
obwohl dort Räume sind wie in der Welt, dennoch nichts nach den
Räumen, sondern nur nach den Zuständen eingeschätzt
wird. Somit werden die Räume dort nicht wie in der Welt
gemessen, sondern können nur gesehen werden aus und nach dem
Zustand des Inneren der Engel.
Die erste und entscheidende Ursache ist, daß
der Herr bei jedem gegenwärtig ist entsprechend dem Maß
seiner Liebe und seines Glaubens, und daß alles je nach seiner
Gegenwart als nah oder fern erscheint. Denn die Gegenwart des Herrn
bestimmt alles in den Himmeln. Durch sie auch haben die Engel
Weisheit, denn durch sie findet eine Ausbreitung der Gedanken statt
und erfolgt ein Austausch von allem, was in den Himmeln ist. Mit
einem Wort: Durch sie haben sie die Fähigkeit, geistig zu denken
und nicht wie die Menschen natürlich.
Die Form des Himmels bestimmt dort die
Zusammengesellung und Kommunikation
Die Beschaffenheit der Form des Himmels zu kennen,
ist wichtig, weil ihr gemäß nicht nur alle zusammengesellt
werden, sondern auch jeder gegenseitige Austausch erfolgt und somit
alle Ausbreitung der Gedanken und Neigungen, folglich alle Weisheit
und Einsicht der Engel. Inwiefern daher jemand in der Form des
Himmels, also eine Gestalt des Himmels ist, insofern ist er auch
weise. Ob man übrigens sagt, in der Form des Himmels oder in der
Ordnung des Himmels, ist gleichgültig, weil die Form eines jeden
Dinges aus seiner Ordnung stammt und ihr gemäß ist.
Zuerst soll nun gesagt werden, was es heißt,
in der Form des Himmels zu sein. Der Mensch ist nach dem Bilde des
Himmels und nach dem der Welt geschaffen – sein Inneres nach
dem Bilde des Himmels, sein Äußeres nach dem der Welt. Der
Mensch hat aber durch das Böse seines Willens und das von daher
abgeleitete Falsche seines Denkens das Bild des Himmels, also dessen
Form, bei sich zerstört und stattdessen das Bild und die Form
der Hölle eingeführt. Darum ist sein Inneres schon von
Geburt an verschlossen. Und dies ist der Grund, weshalb der Mensch,
anders als die Tiere aller Art, in völlige Unwissenheit geboren
wird. Um Bild oder Form des Himmels in sich wiederherzustellen, muß
er über das, was zur Ordnung gehört, belehrt werden. Denn,
wie oben gesagt wurde, die Form verhält sich gemäß
der Ordnung. Nun enthält das Wort alle Gesetze der göttlichen
Ordnung, sind doch die in ihm gegebenen Vorschriften göttliche
Ordnungsgesetze. Inwiefern sie also der Mensch kennt und nach ihnen
lebt, insoweit wird sein Inneres aufgeschlossen und darin die Ordnung
oder die Form des Himmels neu gebildet. Damit ist klar, was es heißt,
in der Form des Himmels zu sein, nämlich nach dem zu leben, was
im Wort steht.
Inwiefern jemand in der Form des Himmels ist,
insofern befindet er sich im Himmel, ja ist er ein Himmel in
kleinster Gestalt, folglich auch in Einsicht und Weisheit. Nach dem,
was weiter oben ausgeführt wurde, verbreitet sich jeder Gedanke
seines Verstandes und jede Regung seines Willens allenthalben in den
Himmel, dessen Form gemäß, und teilt sich in wunderbarer
Weise den anderen Gesellschaften mit, ebenso wie auch diese sich ihm
mitteilen. Dem Menschen wird dies nicht bewußt, weil er nichts
von dem geistigen Licht weiß, das den Verstand erleuchtet,
obwohl er doch ohne dieses Licht gar nichts denken könnte. Ein
gewisser Geist, der auch geglaubt hatte, er denke aus sich selbst,
also ohne irgend eine Ausdehnung außerhalb seiner selbst und
folglich ohne Verbindung mit den Gesellschaften außerhalb
seiner selbst, sollte nun erfahren, daß dies falsch ist. Zu
diesem Zweck wurde ihm die Gemeinschaft mit den nächsten
Gesellschaften entzogen, was zur Folge hatte, daß er nicht nur
allen Denkens beraubt wurde, sondern entseelt zu Boden fiel, aber mit
den Armen zappelte wie ein neugeborenes Kind. Nach einer Weile wurde
die Verbindung wiederhergestellt, und im selben Maße, wie das
geschah, kehrte er in den Zustand seines Denkens zurück.
Man muß jedoch wissen, daß Einsicht
und Weisheit bei jedermann je nach der Kommunikation verschieden
sind.
Im Himmel sind alle nach ihren geistigen
Verwandtschaften – Verwandtschaften des Guten und Wahren in
ihrer Ordnung – zusammengesellt. Das ist so im ganzen Himmel,
in jeder Gesellschaft und in jedem Haus. Daher kennen sich die Engel,
die in einem ähnlichen Guten und Wahren sind, wie die irdischen
Verwandten, gerade als ob sie einander von Kindheit gekannt hätten.
In ähnlicher Weise sind bei jedem einzelnen Engel das Gute und
die Wahrheiten, aus denen sich Weisheit und Einsicht bilden,
zusammengesellt. Sie erkennen einander ebenso an, und je wie sie sich
anerkennen, verbinden sie sich auch. Aus diesem Grunde erkennen jene,
bei denen die Wahrheiten und das Gute nach der Form des Himmels
verbunden sind, die Dinge in ihrer Ordnung und Reihenfolge und haben
ein weites Blickfeld für die Zusammenhänge.
So geartet ist die Form in jedem Himmel, nach der
sich die Gemeinschaft der Engel und die Ausbreitung ihrer Gedanken
und Neigungen, nach der sich also ihre Einsicht und Weisheit
vollzieht. Aber die Kommunikation des einen Himmels mit dem anderen
ist unterschiedlicher Art. Die Gemeinschaft zwischen den Himmeln ist,
streng genommen, nicht so sehr eine Gemeinschaft als vielmehr ein
Einfluß, wie sich aus ihrer Lage zueinander zeigt. Der dritte
oder innerste Himmel ist oben, der zweite oder mittlere unten und der
erste oder letzte liegt noch tiefer unten. Auch alle Gesellschaften
in jedem einzelnen Himmel sind in ähnlicher Weise angeordnet.
Der Herr allein verbindet mithilfe des Einflusses
den einen Himmel mit dem anderen oder die eine Gesellschaft des einen
Himmels mit einer solchen des anderen, und zwar in unmittelbarer und
in mittelbarer Weise – unmittelbar von Ihm selbst und mittelbar
durch die oberen Himmel der Ordnung nach in die unteren. Weil die
Verbindung der Himmel untereinander allein durch einen Einfluß
vom Herrn besteht, darum wird auch die größte Vorsicht
verwendet, daß kein Engel eines oberen Himmels herabblicke in
eine Gesellschaft eines unteren Himmels und dort mit jemandem
spreche. Sobald dies geschähe, würde nämlich der
betreffende Engel seiner Einsicht und Weisheit beraubt.
Einen Einfluß der unteren Himmel in die
oberen gibt es nicht, weil dies gegen die Ordnung wäre, sondern
nur einen solchen aus den oberen in die unteren Himmel. Auch
übertrifft die Weisheit der Engel eines oberen Himmels die der
Engel eines unteren Himmels wie eine Myriade zu eins. Darin liegt
auch der Grund, weshalb die Engel eines unteren Himmels nicht mit
denen eines oberen Himmels reden können, ja diese nicht einmal
sehen, wenn sie hinaufblicken, sondern ihnen deren Himmel wie eine
Nebelwolke über dem Haupt erscheint. Die Engel des oberen
Himmels dagegen können die des unteren Himmels sehen, dürfen
sich aber nicht mit ihnen in ein Gespräch einlassen, es sei denn
unter Einbuße ihrer Weisheit. Gedanken, Gefühle und Reden
der Engel des innersten Himmels werden im mittleren Himmel nicht
wahrgenommen, weil sie ihn so weit übersteigen. Wenn es jedoch
dem Herrn gefällt, so erscheint von dort etwas Flammenähnliches
in den unteren Himmeln, während Gedanken, Gefühle und Reden
des mittleren Himmels im letzten Himmel als eine Art Licht und
zuweilen auch als eine glänzend weiße und bunte Wolke
erscheinen. An dieser Wolke, ihrem Auf- und Niedersteigen, sowie an
ihrer Gestalt wird auch einigermaßen erkannt, was dort
gesprochen wird.
Was die Form des Himmels im besonderen anlangt und
wie sie verläuft und fließt, ist auch den Engeln
unbegreiflich. Einiges davon kann der Vorstellungskraft nahe gebracht
werden durch die Form aller Teile im menschlichen Körper, wenn
sie von jemandem untersucht und erforscht werden, der scharfsinnig
und weise ist. Denn oben wurde gezeigt, daß der ganze Himmel
einen Menschen darstellt, und daß alles im Menschen dem Himmel
entspricht. Wie unbegreiflich und doch unauflöslich diese Form
ist, zeigt sich im allgemeinen schon an den Nervenfasern, die alle
Teile des Körpers zusammenhalten. Wer diese Dinge und die vielen
in ihnen enthaltenen Wunder mit weisem Auge prüft, wird ganz und
gar in Erstaunen versinken, und doch ist, was das Auge sieht, nur ein
Teil. Was es nicht sieht, ist noch wunderbarer, weil es der inneren
Natur angehört. Wie genau diese Form der himmlischen entspricht,
zeigt sich an dem ihr gemäßen Wirken aller Verstandes- und
Willensfunktionen in ihr. Denn alles, was der Mensch will, tritt
dieser Form gemäß von selbst in Aktion, und was immer er
denkt, durchläuft die Nervenfasern von ihren ersten Anfängen
bis zu den Endpunkten, das heißt den Sinnen. Und weil sie die
Form des Denkens und Wollens ist, so ist sie auch die Form der
Einsicht und Weisheit. Diese ist es, die der Form des Himmels
entspricht. Aus ihr kann man schließen, daß von
ebensolcher Art auch die Form ist, nach der sich jede Neigung und
jeder Gedanke der Engel ausbreitet, und daß die Engel insofern
Einsicht und Weisheit haben, als sie in dieser Form sind. Diese Dinge
dürften zeigen, daß die himmlische Form von einer
Beschaffenheit ist, daß sie nicht einmal nach ihren
allgemeinsten Grundsätzen je erschöpft werden könnte,
also – wie oben festgestellt wurde – selbst für die
Engel unbegreiflich bleibt.
Die Regierungen im Himmel
Aus der Tatsache, daß der Himmel in
Gesellschaften unterteilt ist, wobei die größeren aus
einigen Hunderttausenden von Engeln bestehen und sich alle Mitglieder
einer Gesellschaft zwar in gleichartigem Guten befinden, jedoch nicht
in gleichartiger Weisheit, ergibt sich die Notwendigkeit von
Regierungen. Denn Ordnung muß sein, und damit sie nicht
verletzt werde, darüber gewacht werden. Die Regierungsformen in
den Himmeln sind jedoch unterschiedlicher Art. In den Gesellschaften,
die das himmlische Reich des Herrn bilden, sind sie anders als in
denen, die zum geistigen Reich gehören. Ferner unterscheiden sie
sich nach dem Dienst, den eine jede Gesellschaft leistet. In den
Himmeln gibt es jedoch keine andere Regierungsform als die der
wechselseitigen Liebe.
Im himmlischen Reich des Herrn wird die Regierung
als Gerechtigkeit bezeichnet, weil alle in diesem Reich im Guten der
Liebe zum Herrn sind, die aus dem Herrn stammt, und weil alles, was
aus diesem Guten heraus geschieht, gerecht heißt. Die Regierung
in diesem Himmel liegt allein beim Herrn. Er führt die Engel und
belehrt sie über alles, was zum Leben gehört. Die
Wahrheiten sind ihren Herzen eingeschrieben. Ein jeder kennt,
vernimmt und sieht sie, weshalb dort Rechtsfragen niemals erörtert
werden, sondern lediglich Fragen der Gerechtigkeit, die zum Leben
gehören. Weniger weise Engel befragen darüber die weiseren,
und diese wiederum den Herrn, und sie erhalten auch Antwort. Ihr
Himmel, ihre innigste Freude, besteht darin, gerecht zu leben aus dem
Herrn.
Im geistigen Reich des Herrn gibt es vielerlei
Regierungsformen, in jeder Gesellschaft wieder eine andere. Die
Unterschiede ergeben sich aus dem Dienst, den sie verrichten. Diese
Dienstleistungen entsprechen den Funktionen aller Teile im Menschen,
und diese sind bekanntlich von vielfältigster Art. Alle
Regierungsformen stimmen jedoch darin überein, daß ihr
Endzweck das öffentliche Wohl ist, auf welchem das Wohl jedes
einzelnen beruht. Dem ist so, weil alle im Himmel unter der Obhut des
Herrn stehen, der sie samt und sonders liebt und es aus göttlicher
Liebe so einrichtet, daß die einzelnen ihr Gutes aus dem
allgemeinen Besten empfangen. Auch erhält ein jeder Gutes in dem
Maß, wie er das gemeinsame Gute liebt, denn insoweit liebt er
alle anderen. Weil aber dies die Liebe des Herrn ist, so wird er auch
insoweit vom Herrn geliebt und geschieht ihm Gutes.
Hieraus ist ersichtlich, welcher Art die
Vorgesetzten im Himmel sind, nämlich daß sie sich vor
anderen durch Liebe und Weisheit auszeichnen, daß sie mithin
aus Liebe allen wohl wollen und dies in ihrer Weisheit auch zu
bewirken wissen. Derartige Vorgesetzte herrschen und befehlen nicht,
sondern verwalten und dienen. Anderen aus Liebe zum Guten wohl
wollen, heißt dienen. Dafür sorgen, daß es auch
geschieht, heißt verwalten. Solche Vorgesetzten erheben sich
auch nicht über andere, weil sie die erste Stelle dem Wohl der
Gesellschaft und dem Nächsten einräumen, ihrem eigenen aber
die zweite. Gleichwohl genießen sie Ehre und Herrlichkeit,
wohnen in der Mitte ihrer Gesellschaft, an einem höheren Platz
als die übrigen und in prächtigeren Palästen. Sie
nehmen diese Herrlichkeit und Ehre auch an, aber nicht um
ihretwillen, sondern um des Gehorsams willen, wissen doch dort alle,
daß ihnen diese Ehre und Herrlichkeit vom Herrn zuteil wird und
man ihnen darum gehorchen soll. Dies wird auch unter den Worten des
Herrn an die Jünger verstanden:
"Wer unter euch groß werden will, der
sei euer Diener, und wer unter euch der erste sein will, der sei euer
Knecht; gleich wie des Menschen Sohn nicht gekommen ist, sich dienen
zu lassen, sondern zu dienen" (Mat 20,27f).
Eine ähnliche Regierung in kleinster Form
besteht bei ihnen auch in jedem einzelnen Haus. Nutzen zu schaffen
ist die Lebenslust aller Bewohner, Herren wie Diener. Darin zeigt
sich wiederum, daß das Reich des Herrn ein Reich der
Nutzwirkungen ist.
Vom Gottesdienst im Himmel
Der Gottesdienst in den Himmeln ähnelt
äußerlich dem irdischen Gottesdienst, ist jedoch innerlich
völlig verschieden. Man kennt dort ebenso Lehren, Predigten und
Tempel. Die Lehren stimmen im wesentlichen überein, enthalten
freilich in den oberen Himmeln tiefere Weisheiten als in den unteren.
Die Predigten sind den Lehren gemäß. Ebenso wie es im
Himmel Häuser und Paläste gibt, so auch Tempel, in denen
gepredigt wird. All dies findet sich auch in den Himmeln, weil die
Engel fortwährend in der Liebe und Weisheit vervollkommnet
werden, haben sie doch Verstand und Willen wie die Menschen, und
Verstand kann – ebenso wie der Wille – immerfort
vervollkommnet werden, der Verstand durch die Wahrheit, der Wille
durch das Gute.
In den Himmeln besteht aber der eigentliche
Gottesdienst nicht im Besuch von Kirchen und im Anhören von
Predigten, sondern im Leben der Liebe, der Nächstenliebe und des
Glaubens gemäß den Lehren. Die Predigten in den Kirchen
sind lediglich Mittel, um in den Belangen des Lebens unterwiesen zu
werden. Ich sprach hierüber mit den Engeln und sagte ihnen, in
der Welt meine man, der Gottesdienst bestehe bloß darin, daß
man die Kirche besuche, die Predigten anhöre, drei oder vier Mal
im Jahr zum Heiligen Abendmahl gehe und die übrigen
gottesdienstlichen Handlungen nach den Anweisungen der Kirchenordnung
verrichte, ferner dem Gebet obliege und sich dabei andächtig
benehme. Die Engel erwiderten, all dies seien Äußerlichkeiten,
die man zwar tun solle, die aber nichts fruchteten, wenn nicht das
Innere dabei sei, aus dem sie hervorgehen sollen. Dieses Innere aber
bestehe im Leben nach den Geboten, welche die Lehre lehrt.
Um mir eine Vorstellung von ihren Versammlungen in
den Tempeln zu geben, wurde mir mehrmals erlaubt, einzutreten und die
Predigten mitanzuhören. Der Prediger steht im Osten auf einer
Kanzel, ihm gegenüber sitzen jene, die mehr als die übrigen
im Licht der Weisheit stehen, rechts und links von ihnen jene, die
weniger Licht haben. Man sitzt im Halbkreis, so daß alle dem
Prediger vor Augen sind. Die Predigten sind von solcher Weisheit, daß
ihnen nichts in der Welt gleichgesetzt werden kann. Im geistigen
Reich erscheinen die Tempel wie von Stein, im himmlischen wie von
Holz, entspricht doch der Stein dem Wahren, das Holz aber dem Guten.
Mit einem der Prediger sprach ich auch über
die Heiligkeit seiner Zuhörer. Er sagte, jeder habe Frömmigkeit,
Andacht und Heiligkeit nach der Beschaffenheit seines Inneren; denn
in der Liebe und im Glauben liege das Heilige selbst, weil das
Göttliche des Herrn, und er könne sich nicht vorstellen,
was eine äußere Heiligkeit ohne jene innere sein solle.
Alle Prediger stammen aus dem geistigen Reich des
Herrn, weil man dort in den Wahrheiten aus dem Guten ist und jede
Predigt aus den Wahrheiten hervorgeht. Aus dem himmlischen Reich
kommt keiner von ihnen, weil man dort im Guten der Liebe ist und
daraus die Wahrheiten schaut und innewird, nicht aber davon spricht.
Aber obgleich die Engel des himmlischen Reiches die Wahrheiten
innewerden und schauen, so werden doch auch dort Predigten gehalten,
denn dadurch werden sie in den ihnen schon bekannten Wahrheiten
erleuchtet und durch vieles, was ihnen noch unbekannt ist,
vervollkommnet.
Alle Prediger sind vom Herrn eingesetzt und haben
von ihm die Predigtgabe. Anderen ist es nicht erlaubt, in den Tempeln
zu lehren. Sie heißen Prediger, nicht aber Priester, weil das
Priestertum des Himmels das himmlische Reich ist.
Die Lehre des innersten Himmels ist
weisheitsvoller als die des mittleren, und diese wiederum
einsichtsvoller als die Lehre des letzten Himmels, sind doch die
Lehren der Fassungskraft der Engel eines jeden Himmels angepaßt.
Das Wesentliche aller Lehren aber besteht darin, das
Göttlich-Menschliche des Herrn anzuerkennen.
Die Macht der Engel des Himmels
Wer nichts von der geistigen Welt und ihrem
Einfluß in die natürliche weiß, kann nicht
verstehen, daß die Engel Macht haben. Er meint, das könne
nicht sein, weil die Engel geistiger Natur und von derart reiner und
feiner Art seien, daß sie nicht einmal mit den Augen zu sehen
seien. Wer aber tiefer in die Ursachen der Dinge eindringt, denkt
anders. Er ist sich klar, daß alle Macht, die ein Mensch hat,
aus seinem Verstand und Willen stammt, ohne die er kein Teilchen
seines Körpers bewegen könnte. Verstand und Wille sind sein
geistiger Mensch, der den Körper nach seinem Wink in Bewegung
setzt. Denn was der geistige Mensch denkt, das redet Mund und Zunge,
und was er will, das tut der Körper. Wille und Verstand des
Menschen werden vom Herrn durch Engel und Geister regiert, und weil
Wille und Verstand, so auch alle Teile des Körpers, die von
jenen abhängen. Ja, wenn man es glauben will, der Mensch kann
nicht einen Schritt tun ohne den Einfluß des Himmels. Dies
wurde mir durch vielfache Erfahrung deutlich. Es wurde den Engeln
gestattet, meine Schritte, meine Handlungen, meine Zunge und Sprache
nach ihrem Willen zu lenken, und zwar durch einen Einfluß in
mein Wollen und Denken. So machte ich die Erfahrung, daß ich
aus mir selbst nichts vermag. Nachher sagten die Engel, jeder Mensch
werde so regiert und könne dies auch aus der Lehre der Kirche
und aus dem Wort wissen. Er bete ja, Gott möge seine Engel
senden, daß sie ihn führen, seine Schritte lenken, ihn
lehren und ihm eingeben, was er denken und reden soll usw.
In der geistigen Welt aber ist die Macht der Engel
so groß, daß es den Glauben überfordern hieße,
wollte ich alles vorbringen, was ich davon gesehen habe. Widersetzt
sich dort etwas, was entfernt werden soll, weil es gegen die
göttliche Ordnung ist, so wird es von ihnen durch die bloße
Kraft ihres Willens und ihren Blick niedergeworfen und zerstört.
So sah ich, wie Berge, die von Bösen besetzt waren, umgestürzt
und aufgehoben wurden. Dabei zerbarsten sie zuweilen von einem Ende
zum anderen, wie es bei Erdbeben geschieht. Ferner sah ich, wie
mehrere hunderttausend böse Geister von den Engeln zerstreut und
in die Hölle geworfen wurden. Nichts vermag die Menge wider die
Engel, nichts alle Künste, Schläue und Empörung. Sie
sehen alles und schlagen es augenblicklich nieder. Weiteres darüber
lese man in dem Bericht über das zerstörte Babylon. Aus dem
Worte Gottes geht hervor, daß die Engel die gleiche Macht auch
in der natürlichen Welt haben, sobald sie ihnen gestattet wird.
So heißt es beispielsweise, daß sie ganze Heere der
vollständigen Vernichtung übergaben und die Pest
herbeiführten (vgl. 2. Sam 24,15-17). Weil die Engel eine solche
Macht haben, werden sie auch "Mächte" genannt (z.B. Ps
103,20).
Man muß jedoch wissen, daß die Engel
ihre Macht ausschließlich vom Herrn empfangen und auch das nur
insofern sie dies anerkennen.
Dem vom Herrn ausgehenden göttlichen Wahren
eignet alle Macht in den Himmeln, ist doch der Herr im Himmel das
Göttlich-Wahre, vereint mit dem göttlichen Guten, und die
Engel sind Mächte, soweit sie Aufnahmegefäße
desselben sind, weil dann der Herr bei ihnen ist. Niemand ist jedoch
in dem vollkommen gleichen Guten und Wahren wie ein anderer, herrscht
doch überall im Himmel wie in der Welt eine große
Mannigfaltigkeit. Darum ist auch kein Engel im Besitz der gleichen
Macht wie irgendein anderer. Die größte Macht haben jene,
die im Großmenschen bzw. im Himmel die Arme darstellen, weil
sie mehr als alle anderen in den Wahrheiten sind und in ihre
Wahrheiten das Gute aus dem ganzen Himmel einfließt. So äußert
ja auch der ganze Körper seine Kräfte durch die Arme. Im
Wort bezeichnen deshalb Arme und Hände die Macht.
Welche immense Macht die Engel durch die
Wahrheiten aus dem Guten haben, zeigt sich auch darin, daß ein
böser Geist allein durch den Blick eines Engels in Ohnmacht
fällt und nicht mehr als Mensch erscheint – und zwar
solange, bis der Engel seine Augen wieder von ihm abwendet.
Weil den Wahrheiten aus dem Guten alle Macht
zukommt, darum ist das Falsche aus dem Bösen machtlos. Da in der
Hölle alle in irgendeinem Falschen aus dem Bösen sind, sind
sie machtlos gegen das Wahre und Gute.
Die Sprache der Engel
Die Engel sprechen miteinander ganz wie die
Menschen in der Welt, und zwar auch über die verschiedensten
Dinge, mit dem einzigen Unterschied, daß sie einsichtsvoller,
weil aus tieferem Nachdenken heraus, miteinander reden.
Die Sprache der Engel besteht ebenso aus Lauten
wie die menschliche, sie wird auch laut gesprochen und laut gehört.
Denn die Engel besitzen ebenso Mund, Zunge und Ohren, und es umgibt
sie eine Atmosphäre, in der sich die Laute ihrer Sprache
artikulieren. Es handelt sich jedoch um eine geistige Atmosphäre,
den Engeln als geistigen Wesen angepaßt. In dieser Atmosphäre
atmen sie auch und benutzen den Atem zur Aussprache der Wörter,
geradeso wie die Menschen in ihrer Atmosphäre.
Im ganzen Himmel haben alle nur eine Sprache und
verstehen einander, aus welcher Gesellschaft sie auch immer stammen,
einer benachbarten oder einer entfernten. Die Sprache wird nicht
erlernt, ist vielmehr einem jeden eingepflanzt. Sie fließt
unmittelbar aus der Neigung und ihrem Denken hervor. Der Ton
entspricht der Neigung, die Lautgliederungen, also die Wörter,
entsprechen den Denkvorstellungen, die der Neigung entspringen. Weil
die Sprache diesen entspricht, ist sie ebenfalls geistig, ist tönende
Neigung und artikuliertes Denken. Wer darauf achtet, kann erkennen,
daß jeder Gedanke aus einer Neigung hervorgeht, die ihrerseits
einer Liebe angehört, und daß die Denkvorstellungen nur
verschiedene Formen darstellen, in die sich die allgemeine Neigung
aufgefächert hat. Jeder einzelne Gedanke und jede Idee wird
nämlich durch eine Neigung beseelt und belebt. Die weiseren
Engel nehmen dies wahr und können schon an seiner Redeweise den
Zustand des anderen vollständig erkennen. Das wurde mir durch
zahlreiche Erfahrungen zu wissen gegeben. So hörte ich, wie
Engel das Leben eines anderen aufdeckten, kaum daß sie ihn
reden gehört hatten. Sie sagten auch, daß sie den ganzen
Lebensinhalt eines anderen schon aus wenigen seiner Denkvorstellungen
erkennen könnten, weil diese ihnen seine herrschende Liebe
aufzeigten, die der Ordnung nach alles in sich birgt. Beim
"Lebensbuch" des Menschen handele es sich um nichts
anderes.
Mit Ausnahme verschiedener Ausdrücke, deren
Klang ein bestimmtes Gefühl zum Ausdruck bringt, hat die Sprache
der Engel nichts mit den menschlichen Sprachen gemein. Und auch diese
Ähnlichkeit besteht nicht in den Wörtern selbst, sondern in
ihrer Betonung. Darüber einiges im Folgenden. Der Mangel an
Gemeinsamkeit zwischen der Sprache der Engel und den menschlichen
Sprachen zeigt sich darin, daß es den Engeln unmöglich
ist, auch nur ein einziges Wort einer menschlichen Sprache
auszusprechen. Ein diesbezüglicher Versuch scheiterte. Sie
können nämlich nur aussprechen, was vollkommen mit ihrer
Neigung übereinstimmt. Man sagte mir, die erste Sprache der
Menschen unserer Erde habe mit ihrem Leben übereingestimmt, weil
sie ihnen aus dem Himmel gegeben wurde, und auch bei der hebräischen
Sprache sei das in mancher Hinsicht noch der Fall.
Wie schön und angenehm die Sprache der Engel
ist, läßt sich aus der Tatsache schließen, daß
sie der Neigung ihrer Liebe entspricht. Tatsächlich berührt
sie nicht allein das Ohr, sondern ebenso auch die innerlicheren
Gemütsbereiche der Hörer. Ich beobachtete, wie einst ein
Engel mit einem hartherzigen Geist redete. Dieser wurde schließlich
zu Tränen gerührt und erklärte, er habe einfach nicht
widerstehen können, weil es die Sprache der Liebe selbst gewesen
sei. Früher habe er nie geweint.
Die Rede der Engel ist auch deshalb voller
Weisheit, weil sie ihrem inneren Denken entspricht. Dieses aber ist
Weisheit, ebenso wie ihr inneres Gefühl Liebe. In der Sprache
verbinden sich diese beiden. Auch enthalten ihre Denkvorstellungen
Begriffe, die der Mensch nicht verstehen, geschweige denn aussprechen
kann. Aus diesem Grunde heißen die im Himmel gehörten und
gesehenen Dinge "unaussprechlich", "etwas, das nie ein
Ohr gehört noch ein Auge gesehen hat", (Jes 64,4; 2. Ko
12,4). Ich durfte aufgrund eigener Erfahrung erkennen, daß dem
so ist. Zuweilen wurde ich in den Zustand der Engel versetzt, und in
diesem Zustand sprach ich mit ihnen und konnte auch alles verstehen.
Aber wenn ich in meinen früheren Zustand zurückversetzt
wurde und damit auch in das dem Menschen eigentümliche
natürliche Denken, konnte ich das Gehörte nicht wieder
zurückrufen, bestand es doch aus Tausenden von Dingen, die den
Vorstellungen des natürlichen Denkens nicht angemessen waren.
Sie konnten nicht anders ausgedrückt werden als durch
Veränderungen des himmlischen Lichts, also keineswegs durch
menschliche Worte. Die Denkbilder, die den Worten der Engel zugrunde
liegen, sind auch tatsächlich Modifikationen himmlischen Lichts,
und die Gefühle, die die Betonung der Wörter leiten,
verschiedene Formen himmlischer Wärme.
Die Sprache der Engel entspringt unmittelbar ihrem
Gefühl, denn die Denkbilder sind die verschiedenen Formen, in
die sich das gemeinsame Gefühl gliedert. So können die
Engel in einer Minute ausdrücken, wozu der Mensch in einer
halben Stunde nicht imstande wäre, d.h. sie können durch
wenige Wörter darstellen, was auf vielen Seiten geschrieben
steht. Auch dies wurde mir durch vielfache Erfahrung bezeugt.
Die Engel des himmlischen Reiches des Herrn reden
ebenso wie die des geistigen Reiches, doch kommt es bei ihnen aus
einem innerlicheren Denken. Da die himmlischen Engel im Guten der
Liebe zum Herrn sind, reden sie aus Weisheit, während die
geistigen Engel, dem Guten der Nächstenliebe ergeben, das seinem
Wesen nach Wahres ist, aus Einsicht sprechen. Aus dem Guten nämlich
entspringt Weisheit und aus dem Wahren Einsicht. Die Sprache der
himmlischen Engel ist daher wie ein sanft dahinfließender
Strom, weich und gleichsam stetig fortlaufend, während die
Sprache der geistigen Engel gewissermaßen vibriert und die
einzelnen Elemente getrennt hervortreten läßt. In der
Sprache der himmlischen Engel ertönen zudem oft die Vokale U
und O, bei den geistigen Engeln hingegen die Vokale E
und I, denn die Vokale bilden den Ton, und im Ton liegt das
Gefühl. Weil die Vokale nicht zur Sprache gehören, sondern
dazu dienen, ihre Wörter durch den Ton zu mannigfachen Gefühlen
zu erheben, je nach eines jeden Zustand, werden in der hebräischen
Sprache die Vokale nicht ausgedrückt und auch verschiedenartig
ausgesprochen. Die Engel erkennen daran die Beschaffenheit des
Menschen hinsichtlich seiner Neigung und Liebe. Die Rede der
himmlischen Engel entbehrt auch der harten Konsonanten und fällt
selten von einem Konsonanten in den anderen. Aus den Wörtern im
hebräischen Text des göttlichen Wortes kann man auch
einigermaßen erkennen, ob sie zur himmlischen oder zur
geistigen Klasse gehören, d.h. ob sie Gutes oder Wahres in sich
schließen. Die ersteren haben viel vom U und O,
aber auch einiges vom A in sich, die letzteren hauptsächlich
vom E und I. Weil sich die Gefühle vor allem durch
Töne äußern, darum bevorzugt auch die Rede des
Menschen, wenn es sich um Großes, etwa um den Himmel und um
Gott handelt, jene Wörter, die U und O enthalten.
Auch die Töne der Musik erheben sich dazu, wenn Ähnliches
ausgedrückt wird, nicht jedoch, wenn es sich um weniger große
Ideen handelt. Die Tonkunst vermag auf diese Weise die
verschiedensten Arten von Gefühlen auszudrücken.
Die Sprache der Engel ist von unbeschreiblicher
Harmonie, weil sich die ihr zugrundeliegenden Gedanken und Gefühle
der Form des Himmels folgend ergießen und ausbreiten. Die Form
des Himmels aber ist es, die alles harmonisch miteinander verbindet
und durch die alle Mitteilung geschieht.
Eine ähnliche Sprache wie die in der
geistigen Welt herrschende ist auch jedem Menschen eingepflanzt,
freilich in den inneren Regionen seines Verstandes. Da diese Sprache
aber beim Menschen nicht wie bei den Engeln in die dem Gefühl
analogen Worte fällt, so ist er sich dieser Tatsache nicht
bewußt. Hierauf beruht es, daß der Mensch beim Eintritt
ins andere Leben die Sprache mit den Geistern und Engeln teilt und
sich ohne Belehrung ausdrücken kann.
Nun haben zwar alle im Himmel dieselbe Sprache,
aber es gibt dennoch Unterschiede. Sie beruhen darauf, daß die
Weisen innerlicher reden und über eine größere Fülle
von Gefühlsvarianten und Denkbildern verfügen, während
die weniger Weisen äußerlicher und ohne jene Fülle
sprechen.
Wie die Engel mit den Menschen Reden
Die Engel, die mit dem Menschen reden, tun es
nicht in ihrer eigenen Sprache, sondern in der des Menschen, oder
auch in anderen Sprachen, die der Mensch versteht. Die Verbindung der
Engel mit dem Menschen, dem sie sich zuwenden, bewirkt, daß
sich beide in ähnlichen Gedankengängen bewegen. Da nun das
Denken des Menschen mit seinem Gedächtnis zusammenhängt und
dieses der Ursprung seines Sprechens ist, haben beide dieselbe
Sprache. Zudem tritt der Engel oder Geist, sobald er zum Menschen
kommt und durch Zuwendung mit ihm verbunden wird, in dessen ganzes
Gedächtnis ein, so sehr, daß er sich kaum bewußt
wird, daß er nicht aus sich weiß, was der Mensch weiß.
Das gilt auch für dessen Sprachen. Ich unterhielt mich darüber
mit den Engeln und sagte, sie meinten vielleicht, sie redeten mit mir
in meiner Muttersprache, weil es so den Anschein habe. In
Wirklichkeit aber redeten nicht sie, sondern ich. Dies könne man
auch daran erkennen, daß Engel nicht ein einziges Wort einer
menschlichen Sprache auszusprechen vermöchten. Zudem sei die
Sprache der Menschen natürlich, während die ihrige geistig
sei und die Geistigen nichts in natürlicher Weise auszudrücken
vermöchten. Hierauf erwiderten sie, sie wüßten wohl,
daß ihre Verbindung mit dem Menschen, mit dem sie reden, durch
dessen geistiges Denken stattfinde, aber weil dieses in seine
natürlichen Gedanken einfließe und diese wiederum mit
seinem Gedächtnis zusammenhingen, so erscheine ihnen die Sprache
des Menschen als ihre eigene, ebenso wie sein ganzes Wissen. Dies
geschehe aber deshalb, weil es dem Herrn gefallen habe, eine solche
Verbindung und gleichsam Einpfropfung des Himmels beim Menschen
stattfinden zu lassen. Heutzutage seien aber die Menschen in einem
anderen Zustand, so daß eine solche Verbindung nicht mehr mit
Engeln, sondern nur mehr mit Geistern bestehe, die dem Himmel nicht
angehören. Mit den Geistern sprach ich ebenfalls hierüber,
aber sie wollten nicht glauben, daß es der Mensch ist, der da
redet, meinten vielmehr, sie selbst seien es, die im Menschen
sprächen; und ferner, nicht der Mensch wisse, was er weiß,
sondern sie, folglich stamme alles menschliche Wissen von ihnen. Ich
versuchte vergeblich, ihnen durch viele Argumente zu beweisen, daß
dem nicht so sei.
Ein weiterer Grund, weshalb Engel und Geister sich
derart eng mit dem Menschen verbinden, daß sie schließlich
überzeugt sind, alles, was dem Menschen angehört, stamme
von ihnen, ist der, daß beim Menschen eine so enge Verbindung
der geistigen mit der natürlichen Welt besteht, daß sie
gleichsam eines sind. Weil sich aber der Mensch vom Himmel getrennt
hat, ist vom Herrn vorgesehen worden, daß sich bei jedem
Menschen Engel und Geister aufhalten, durch die der Mensch vom Herrn
regiert wird; daher besteht eine so enge Verbindung. Anders wäre
es, hätte sich der Mensch nicht losgetrennt, denn dann wäre
er vom Herrn durch den allgemeinen Einfluß aus dem Himmel zu
regieren, ohne die ihm beigegebenen Geister und Engel.
Die Rede eines Engels oder Geistes mit dem
Menschen wird ebenso laut vernommen, wie die zwischen zwei Menschen,
freilich nicht von denen, die dabeistehen, sondern nur von ihm
selbst. Der Grund liegt darin, daß die Rede des Engels oder
Geistes zuerst in das Denken des Menschen einfließt und auf dem
inneren Wege in sein Gehör gelangt, dieses von innen her
bewegend. Die menschliche Sprache dagegen erreicht über die Luft
und so auf äußerem Weg sein Gehör, es von außen
her in Schwingung versetzend. Daraus geht hervor, daß die Rede
des Engels und Geistes mit dem Menschen im Menschen gehört wird
und, da sie ebenfalls die Gehörorgane bewegt, ebenso deutlich.
Wie die Rede des Engels und des Geistes von innen her bis ins Ohr
hinabdringt, wurde mir daran deutlich, daß sie auch in die
Zunge einfließt, die dadurch in eine leichte Vibration gerät,
ohne jedoch die Bewegung hervorzubringen, in die der Mensch selbst
sie durch den Ton seiner Wörtersprache versetzt.
Es wird jedoch heutzutage selten gestattet, mit
Geistern zu reden, weil es gefährlich ist, denn dann wissen die
Geister, daß sie bei einem Menschen sind, was sonst nicht der
Fall ist. Die bösen Geister aber sind so beschaffen, daß
sie einen tödlichen Haß auf den Menschen haben und nichts
sehnlicher wünschen, als ihn an Leib und Seele zu verderben.
Dies geschieht auch wirklich bei denen, die viel ihren Fantasien
nachhängen und sich den für den natürlichen Menschen
angemessenen Freuden entzogen haben. Auch manche von denen, die ein
einsames Leben führen, hören zuweilen Geister mit sich
reden, freilich ohne daß dies Gefahren mit sich brächte.
Der Herr entfernt diese Geister jedoch von Zeit zu Zeit, damit sie
nicht wissen, daß sie bei einem Menschen sind. Den meisten
Geistern ist nämlich nicht bewußt, daß es noch eine
andere Welt gibt als die, in der sie sich aufhalten, also auch nicht,
daß es noch anderswo Menschen gibt. Deshalb ist es auch dem
Menschen nicht erlaubt, seinerseits wieder mit ihnen zu reden, denn
täte er das, so würden sie sich dessen bewußt werden.
Menschen, die viel über religiöse Dinge nachdenken und
darüber in solchem Maße grübeln, daß sie sie
gleichsam inwendig in sich sehen, beginnen auch, Geister mit sich
reden zu hören. Denn religiöse Ideen, welcher Art sie auch
sein mögen, dringen, wenn ihnen der Mensch von sich aus
nachgrübelt und sich nicht zwischenhinein mit im Leben
nützlichen Dingen beschäftigt, ins Innere ein, setzen sich
hier fest und nehmen den ganzen Geist des Menschen gefangen. Sie
dringen in die geistige Welt ein und bringen dort die Geister in
Bewegung. Allein solche Menschen sind Schwärmer und Fanatiker;
sie meinen, jeder Geist, den sie hören, sei der heilige Geist,
während es sich doch nur um fanatische Geister handelt. Menschen
dieser Art betrachten das Falsche als wahr und reden es sich selbst
und anderen, auf die sie Einfluß haben, ein. Die fanatischen
Geister unterscheiden sich von anderen dadurch, daß sie
glauben, sie seien der Heilige Geist, und was sie sagen sei göttlich.
Solange der Mensch ihnen göttliche Verehrung erweist, fügen
sie ihm keinen Schaden zu. Mit ihnen habe ich mehrmals gesprochen,
wobei sie alle Schändlichkeiten enthüllten, die sie ihren
Verehrern eingeflößt hatten.
Mit den Engeln des Himmels zu reden, wird jedoch
nur denen gestattet, die in den Wahrheiten aus dem Guten sind, und
vor allem denen, deren Inneres durch die göttlichen Wahrheiten
bis zum Herrn hin geöffnet ist, denn in diese fließt der
Herr bei den Menschen ein und zugleich mit dem Herrn auch der Himmel.
Der Einfluß des Herrn selbst ergießt
sich in die Stirne des Menschen und von da aus in sein ganzes
Antlitz, entspricht doch die Stirn des Menschen der Liebe und das
Antlitz seinem ganzen Inneren. Der Einfluß der geistigen Engel
beim Menschen erfolgt von allen Richtungen her in sein Haupt, vom
Vorderhaupt und den Schläfen bis hin zu allen anderen Teilen,
unter denen das Großhirn liegt, weil diese Gegend des Hauptes
der Einsicht entspricht. Der Einfluß der himmlischen Engel aber
erfolgt in jenen Teil des Hauptes, unter dem das Kleinhirn liegt,
also in das Hinterhaupt, von den Ohren rund herum bis zum Nacken,
entspricht doch diese Region der Weisheit. Alles, was die Engel mit
dem Menschen reden, dringt auf dem genannten Wege in sein Denken ein.
Daran ließ sich meinerseits auch feststellen, von welcher Art
die Engel waren, die jeweils mit mir sprachen.
Wer mit den Engeln des Himmels redet, sieht auch,
was im Himmel ist, weil er aus dem Licht des Himmels sieht, in dem
sich ihr Inneres befindet. Aber auch die Engel sehen durch sie, was
auf Erden ist, denn bei ihnen ist der Himmel mit der Welt und diese
mit dem Himmel verbunden.
Ich bin unterrichtet worden, auf welche Weise der
Herr mit den Propheten gesprochen hat. Dies geschah nicht wie bei den
Alten durch einen Einfluß in ihr Inneres, sondern durch
Geister, die zu ihnen gesandt wurden und die der Herr mit seinem
Anblick erfüllte und dadurch mit den Worten inspirierte, die sie
den Propheten diktierten. Es handelte sich also nicht um ein
Einfließen, sondern um ein Diktat. Und da die Worte [obgleich
dem Zustand der Propheten angepaßt] unmittelbar aus dem Herrn
hervorgingen, sind sie im einzelnen mit dem Göttlichen erfüllt
und enthalten in sich einen inneren Sinn, derart, daß die Engel
des Himmels die Worte dem himmlischen und geistigen Sinne nach, die
Menschen aber dem natürlichen Sinn nach auffassen. Auf diese
Weise hat der Herr den Himmel und die Welt durch das Wort miteinander
verbunden.
Wenn sich Engel und Geister dem Menschen zuwenden,
halten sie, wie gesagt, die Sprache des Menschen für ihre eigene
und wissen nicht, daß sie selbst eine andere haben. Sobald sie
sich aber vom Menschen abwenden, befinden sie sich wieder in ihrer
eigenen Sprache und wissen nichts mehr von der Sprache des Menschen.
Bemerkenswert ist auch, daß mehrere Geister gleichzeitig mit
dem Menschen reden können, und der Mensch mit ihnen. Die Geister
senden nämlich einen Abgesandten zu dem Menschen, mit dem sie
reden wollen. Dieser wendet sich dem Menschen zu, während die
anderen ihre Gedanken auf ihn konzentrieren, die er dann vorträgt.
Kein Engel oder Geist soll aus seinem eigenen
Gedächtnis heraus mit dem Menschen reden, sondern nur aus dem
des Menschen. Spräche ein Geist aus seinem eigenen Gedächtnis
heraus mit einem Menschen, so könnte dieser nur meinen, was er
dann denkt, seien seine eigenen Gedanken, während sie doch dem
Geist angehören. Es gliche der Rückerinnerung an etwas, das
der Mensch doch niemals gehört oder gesehen hat. Diese Tatsache
durfte ich aufgrund eigener Erfahrung erkennen. Daher bildeten sich
einige der Alten die Meinung, daß sie nach Ablauf einiger
tausend Jahre wieder in ihr früheres Leben und alle ihre Taten
zurückversetzt werden würden, ja bereits zurückgekehrt
seien. Sie schlossen dies daraus, daß ihnen zuweilen etwas wie
eine Rückerinnerung an Dinge aufstieß, die sie doch [in
ihrem jetzigen Leben] niemals gesehen oder gehört haben konnten.
Dies war aber geschehen, weil Geister aus ihrem eigenen Gedächtnis
heraus in die Vorstellungen ihres Denkens eingeflossen waren.
Es gibt auch natürliche oder materielle
Geister, die sich, wenn sie zu einem Menschen kommen, nicht wie
andere Geister mit seinem Denken verbinden, sondern in seinen Körper
eindringen und alle seine Sinne in Besitz nehmen. Sie reden dann
durch seinen Mund und handeln durch seine Glieder. Dabei ist ihnen
nur bewußt, daß alles dem Menschen Gehörige ihnen
gehöre. Dies sind die Geister, die beim Menschen Besessenheit
hervorrufen. Sie sind jedoch vom Herrn in die Hölle geworfen und
dadurch gänzlich entfernt worden. Deshalb gibt es gegenwärtig
[d.h. 1758] keine derartigen Besessenheiten mehr.
Himmlische Schriften
Da die Engel eine Wörtersprache haben, so
kennen sie auch die Schrift, durch die sie ebenso ihre Empfindungen
und Gedanken ausdrücken können. Es wurden mir mehrmals
beschriebene Blätter zugestellt, ganz so wie beschriebene oder
bedruckte Blätter in der Welt, und ich konnte sie auch ebenso
lesen. Doch durfte ich ihnen nicht mehr als einen oder zwei Gedanken
entnehmen, weil es der göttlichen Ordnung widerspräche,
durch Schriften aus dem Himmel unterrichtet zu werden.
Es ist vom Herrn um des Wortes willen vorgesehen,
daß es im Himmel Schriften gibt. Denn das Wort ist seinem Wesen
nach das göttliche Wahre, aus dem für Menschen wie Engel
alle himmlische Weisheit entspringt, ist es doch vom Herrn diktiert
worden. Was aber vom Herrn diktiert wird, durchläuft der Ordnung
nach alle Himmel und gelangt am Ende schließlich zum Menschen.
Daher ist es sowohl der Weisheit der Engel als der Einsicht der
Menschen angepaßt, und darum haben auch die Engel das Wort und
lesen es, wie die Menschen auf Erden. Es handelt sich um dasselbe
Wort, nur findet sich im Himmel nicht sein natürlicher, sondern
nur sein innerer Sinn. Worin dieser Sinn besteht, ersieht man aus der
kleinen Schrift "Vom Weißen Pferd in der Offenbarung."
Einst wurde mir aus dem Himmel auch ein kleines
Blatt zugesandt, auf dem nur wenige Worte in hebräischer Schrift
standen. Es hieß, jeder Buchstabe berge Geheimnisse der
Weisheit in sich, und zwar in seinen Beugungen und Krümmungen,
und daher auch in den entsprechenden Lauten. Mir wurde daraus klar,
was durch die Worte des Herrn bezeichnet wird: "Wahrlich, ich
sage euch, bis daß Himmel und Erde vergehen, soll kein Jota
noch Strichlein vom Gesetz vergehen" (Mat 5,18).
Es wurde mir gesagt, daß auch die
Angehörigen der Ältesten Kirche auf dieser Erde, ehe die
Buchstaben erfunden wurden, eine solche Schrift hatten, und daß
diese in die Buchstaben der hebräischen Sprache übergegangen
sei, die in den alten Zeiten alle gekrümmt gewesen seien und
nicht in Linien auslaufend, wie jetzt. Daher kommt es, daß im
Wort göttliche Dinge und himmlische Geheimnisse selbst in den
Jota, Strichlein und Häkchen liegen.
Diese Schrift, die aus Buchstaben von himmlischen
Formen entsteht, ist im innersten Himmel im Gebrauch, dessen Engel
alle anderen an Weisheit übertreffen. Durch diese Buchstaben
werden Gefühle ausgedrückt, aus denen Gedanken hervorgehen
und der Ordnung nach aufeinander folgen, je nach dem Gegenstand, von
dem die Rede ist. So schließen diese Schriften Geheimnisse in
sich, die durch das Denken nicht erfaßt werden können. Es
ist mir erlaubt worden, diese Schriften zu sehen. In den unteren
Himmeln finden sich dagegen keine derartigen Schriften. Dort gleichen
die Schriften den irdischen. Sie bestehen auch aus ähnlichen
Buchstaben. Dennoch sind sie den Menschen unverständlich, weil
sie in der Engelsprache geschrieben sind. Auch diese Schrift enthält
in wenigen Wörtern mehr, als der Mensch auf etlichen Blättern
ausdrücken kann. Diese Schriften habe ich ebenfalls gesehen.
Merkwürdig ist, daß die himmlischen
Schriften ganz von selbst den Gedanken der Engel entströmen, und
zwar mit solcher Leichtigkeit, daß man meinen könnte, der
Gedanke bilde sich von selbst heraus. Auch zögert die Hand nie
bei der Wahl eines Wortes, weil die Wörter – ob sie sie
nun aussprechen oder schreiben – genau den Vorstellungen ihres
Denkens entsprechen. Alle Entsprechung ist aber etwas Natürliches,
das sich wie von selbst einstellt. Es gibt in den Himmeln auch
Schriften ohne Hilfe der Hand, allein aufgrund der Entsprechung der
Gedanken. Diese Schriften sind jedoch nichts Bleibendes.
Ich habe auch himmlische Schriften gesehen, die
aus lauter Zahlen bestanden, niedergeschrieben in einer bestimmten
Ordnung und Reihenfolge, ganz wie bei den aus Buchstaben und Wörtern
bestehenden Schriften in der Welt. Ich wurde unterrichtet, daß
diese Schrift aus dem innersten Himmel stamme und sich bei den Engeln
des unteren Himmels in Zahlen darstelle, sobald ein Gedanke von dort
zu ihnen herabdringe. Diese Zahlenschrift, so wurde ich informiert,
enthalte gleichfalls Geheimnisse, von denen einige nicht mit den
Gedanken erfaßt oder mit Worten ausgedrückt werden können.
Alle Zahlen nämlich stehen in Entsprechung und haben ihre
Bedeutung der Entsprechung gemäß, ebenso wie die Wörter,
mit dem Unterschied jedoch, daß Zahlen das Allgemeine und
Wörter das Besondere in sich schließen. Weil nun ein
Allgemeines unzählig viel Besonderes in sich schließt, so
enthält die Zahlenschrift mehr Geheimnisse als die
Buchstabenschrift. Dadurch wurde mir klar, daß Zahlen im Wort
ebenso Dinge bezeichnen wie Wörter. In den "Himmlischen
Geheimnissen" wo über die Zahlen gehandelt worden ist, kann
man nachlesen über die Bedeutung der einfachen Zahlen (2, 3, 4,
5, 6, 7, 8, 9, 10, 12) und der zusammengesetzten (20, 30, 50, 70,
100, 144, 1000, 10’000, 12’000) wie auch anderer. In
jener himmlischen Schrift wird immer eine Zahl vorangestellt, von der
die folgenden wie von ihrem Träger der Reihe nach abhängen.
Diese Zahl ist gleichsam der Anzeiger der Sache, um die es sich
jeweils handelt, und durch sie erhalten die nachfolgenden Zahlen ihre
Beziehung zu der im Besonderen vorliegenden Sache.
Die Weisheit der Engel des Himmels
Das Wesen der Weisheit der Engel läßt
sich nur schwer begreifen, weil sie Menschenweisheit so weit
übersteigt, daß sie sich damit nicht vergleichen läßt.
Es ergibt sich daraus, daß die Engel im Lichte des Himmels
leben, das seinem Wesen nach das göttliche Wahre oder die
göttliche Weisheit ist. Dieses Licht erleuchtet gleichzeitig ihr
inneres Sehen. Die Engel können geradezu Weisheiten genannt
werden, weil sich alle ihre Gedanken und Gefühle der Form des
Himmels gemäß ergießen. Diese aber ist die Form der
göttlichen Weisheit. Ferner ist ihr Inneres, das die Weisheit
aufnimmt, nach dieser Form zusammengesetzt. Daher sind die Engel von
einer überragenden Weisheit. Das läßt sich auch der
Tatsache entnehmen, daß ihre Sprache die Sprache der Weisheit
ist, entspricht sie doch unmittelbar und von selbst dem Denken und
dieses wieder dem Gefühl, so daß ihre Sprache das Denken
aus dem Gefühl in der äußeren Gestalt ist. Daher
kommt es auch, daß nichts sie vom göttlichen Einfluß
abzuziehen vermag und auch nichts Äußeres aus anderen
Gedanken sich in ihre Rede mischt, wie das bei den Menschen der Fall
ist. Zu dieser Weisheit der Engel trägt auch bei, daß
alles, was sie durch ihre Augen und Sinne sehen und empfinden, mit
ihrer Weisheit übereinstimmt, handelt es sich doch dabei samt
und sonders um Entsprechungen, also um Gegenstände, welche
vorbildende Formen von Dingen der Weisheit sind. Zudem werden die
Gedanken der Engel nicht, wie die der Menschen, durch Vorstellungen
aus Raum und Zeit verendlicht und beengt. Sie werden auch nicht zu
Irdischem und Materiellem herabgezogen oder durch irgendwelche Sorgen
um die Lebensnotwendigkeiten unterbrochen. Folglich werden sie auch
nicht durch derartige Dinge von den Freuden der Weisheit abgelenkt,
wie dies bei den Gedanken der Menschen in der Welt geschieht.
Die Engel können deshalb so große
Weisheit aufnehmen, weil ihr Inneres aufgeschlossen ist. Die Weisheit
wächst aber, wie alle Vollkommenheit, dem Inneren zu, also je
nach dessen Öffnung. Bei jedem Engel finden sich entsprechend
den drei Himmeln drei Lebens-Grade. Jene, bei denen der erste Grad
aufgeschlossen ist, sind im ersten oder äußersten Himmel.
Im zweiten oder mittleren Himmel sind die, bei denen der zweite Grad
aufgeschlossen wurde, und im dritten oder innersten Himmel jene,
deren dritter Grad geöffnet ist. Diesen Graden gemäß
verhält sich die Weisheit der Engel. Daher übersteigt die
Weisheit der Engel des innersten Himmels unermeßlich die der
Engel des mittleren Himmels und deren Weisheit wiederum die der Engel
des äußersten Himmels. Diese Unterschiede rühren
daher, daß das Besondere auf einer höheren Stufe steht als
das Allgemeine. Das Allgemeine aber enthält das Besondere. Dies
verhält sich zum Allgemeinen wie tausend oder zehntausend zu
eins – ebenso die Weisheit des oberen Himmels zu der des
unteren. Die Weisheit dieses unteren Himmels übersteigt jedoch
in gleicher Weise die Weisheit des Menschen, denn der Mensch befindet
sich im Körperlichen und dem dazugehörigen Sinnlichen,
folglich im alleruntersten Grad. Hieraus geht hervor, wie es mit der
Weisheit derer steht, die aus Sinnlichem heraus denken und daher
sinnliche Menschen genannt werden, nämlich daß sie in
Wirklichkeit gar keine Weisheit, sondern nur ein Wissen haben. Anders
ist es bei denen, deren Gedanken sich über das Sinnliche
erheben, und vor allem bei denen, deren innerlichere Bereiche bis ins
Licht des Himmels aufgeschlossen sind.
Wie groß die Weisheit der Engel ist, läßt
sich auch daraus ersehen, daß in den Himmeln eine Kommunikation
aller Dinge besteht: Einsicht und Weisheit des einen teilen sich dem
anderen mit. Der Himmel ist eine Gemeinschaft aller Güter, weil
die himmlische Liebe mit anderen zu teilen wünscht. Aus diesem
Grunde empfindet auch niemand im Himmel sein Gutes als solches, wenn
es nicht zugleich auch im anderen ist. Daraus resultiert die
himmlische Glückseligkeit. Die Himmel leiten dies vom Herrn ab,
dessen göttliche Liebe so beschaffen ist. Ich durfte diese
Kommunikation selbst beobachten, wurden doch zuweilen einige einfache
Geister in den Himmel erhoben, wo sie sogleich in die Weisheit der
Engel eintraten und nun verstanden, was ihnen früher
unverständlich gewesen war.
Die Weisheit der Engel läßt sich nicht
mit Worten beschreiben, sondern nur durch einige allgemeine
Beobachtungen beleuchten. Wie schon gesagt wurde, können sie mit
einem einzigen Wort ausdrücken, wozu dem Menschen tausend nicht
ausreichen. Darum heißt auch, was im Himmel gehört wird,
"unaussprechlich" (2. Kor 12,4). In gleicher Weise können
die Engel mit wenigen Worten den Inhalt eines ganzen Buches bis in
die Einzelheiten hinein wiedergeben und dabei in jedes Wort etwas
hineinlegen, das zu tieferer Weisheit erhebt. Dies zeigt die
Beschaffenheit der Engelsweisheit. Sie verhält sich zur
menschlichen Weisheit wie zehntausend zu eins, vergleichsweise wie
das aus unzähligen Faktoren zusammengesetzte Kräftespiel
des Körpers zu den Handlungen, die dadurch hervorrufen werden,
und die allein dem Menschen zu Bewußtsein kommen, oder wie das
Tausenderlei eines Gegenstandes, den man durch ein vollkommenes
Mikroskop betrachtet hat, zu dem einfachen Ding vor dem bloßen
Auge. Ich will die Sache noch durch ein weiteres Beispiel beleuchten:
Ein Engel beschrieb aus seiner Weisheit die
Wiedergeburt und brachte von den damit zusammenhängenden
Geheimnissen Hunderte nach ihrer Ordnung vor, wobei er jedes
Geheimnis mit Vorstellungen anfüllte, in denen noch tiefere
Geheimnisse lagen, und dies von Anfang bis Ende. Er setzte nämlich
auseinander, wie der geistige Mensch von neuem empfangen, gleichsam
im Mutterleib getragen und geboren wird, aufwächst und
allmählich vervollkomm-net wird. Er sagte, er hätte die
Zahl der Geheimnisse bis zu einigen Tausend vermehren können,
und diejenigen, die er angeführt habe, beträfen bloß
die Wiedergeburt des äußeren Menschen. Es gäbe aber
noch unzählige weitere, die die Wiedergeburt des inneren
betreffen.
Hier noch einiges über die Weisheit der Engel
des dritten oder innersten Himmels und wie sehr sie die Weisheit des
ersten oder äußersten Himmels übertrifft. Sie ist
unfaßlich, auch für die, die im äußersten
Himmel sind. Weil ihr Inneres bis zum dritten Grade aufgeschlossen
ist, so sind ihnen die göttlichen Wahrheiten gleichsam
eingeschrieben. Diese Bereiche sind ja mehr als die des zweiten oder
ersten Grades in der Form des Himmels, und diese stammt aus dem
göttlichen Wahren, somit aus der göttlichen Weisheit.
Deshalb sind jenen Engeln die göttlichen Wahrheiten wie
eingeschrieben, ja angeboren. Sobald sie sie nur vernehmen, schauen
sie sie gleichsam innerlich in sich. Darum vernünfteln diese
Engel auch nie über die göttlichen Wahrheiten, geschweige
denn, daß sie darüber streiten. Sie wissen auch nicht, was
mit dem Begriff des "Glaubens" gemeint ist, sagen sie doch:
"Was heißt glauben? Ich fühle und sehe ja, daß
es so ist!"
Den Engeln des ersten oder äußersten
Himmels dagegen sind die göttlichen Wahrheiten nicht derart
innerlich eingeschrieben, weil bei ihnen nur der erste Lebensgrad
aufgeschlossen ist. Sie gebrauchen deshalb inbezug auf diese
Wahrheiten ihre Vernunft. Wer aber seine Vernunft gebraucht, blickt
kaum über den Gegenstand der Sache hinaus, über den er
nachdenkt. Tut er es doch, so höchstens, um die Sache mit
einigen Argumenten zu begründen. Ist das geschehen, dann
behauptet er, der Rest sei Glaubenssache. Ich sprach hierüber
mit den Engeln. Sie sagten, zwischen der Weisheit der Engel des
dritten und des ersten Himmels bestehe ein Unterschied wie zwischen
Licht und Dunkelheit. Ferner verglichen sie die Weisheit der Engel
des dritten Himmels mit einem prächtigen Palast, reich mit allem
Komfort versehen, allseits von Gärten und prachtvollen Dingen
umgeben. Weil nun jene Engel in den Wahrheiten der Weisheit sind, so
können sie in den Palast eintreten und alles anschauen, sich
auch in den Gärten nach allen Seiten hin ergehen und an allem
erfreuen. Jene aber, die nur über die Wahrheiten vernünfteln,
können das nicht, und noch weniger die, welche darüber
streiten. Sie sehen die Wahrheiten nicht im Lichte des Wahren,
sondern schöpfen sie entweder aus der Meinung anderer Menschen
oder aus dem Buchstabensinn des Wortes, den sie innerlich nicht
verstehen. Sie sagen daher, man müsse daran glauben oder den
Glauben haben und wollen gar nicht, daß das innerlichere Sehen
nachher darin eindringe. Von diesen sagten die Engel, sie könnten
nicht einmal bis zur ersten Schwelle des Weisheitspalastes gelangen,
geschweige denn in ihn eintreten und sich in seinen Gärten
ergehen, blieben sie doch schon beim ersten Schritt stehen. Anders
verhalte es sich mit denen, die in den Wahrheiten selbst sind. Diese
drängen, geleitet von den geschauten Wahrheiten, ohne Schranken
überall hin bis ins Weite vor, weil jede Wahrheit eine
unendliche Ausdehnung hat und mit zahllosen anderen in Verbindung
steht. Weiter erklärten sie, die Weisheit der Engel des
innersten Himmels bestehe vor allem darin, daß sie in den
einzelnen Gegenständen Göttliches und Himmlisches
erblickten und Wunderbares im Zusammenspiel verschiedener Dinge, denn
alles, was vor ihren Augen erscheint, steht in Entsprechung. Die
Engel des dritten Himmels legen die göttlichen Wahrheiten nicht
in ihrem Gedächtnis ab und machen also auch nicht irgendein
Wissen daraus, sondern sobald sie dieselben hören, nehmen sie
sie in sich auf und wenden sie auf’s Leben an. Deshalb haften
bei ihnen diese Wahrheiten, wie wenn sie ihnen eingeschrieben wären.
Anders ist es bei den Engeln des äußersten Himmels. Diese
speichern die göttlichen Wahrheiten zuerst im Gedächtnis,
um sie von dort nach und nach wieder hervorzuholen und so ihren
Verstand zu vervollkommnen. Daher befinden sie sich vergleichsweise
im Dunkeln. Bemerkenswert ist, daß die Engel des dritten
Himmels vervollkommnet werden durch das Gehör und nicht durch
die Augen. Was sie in der Predigt hören, geht bei ihnen nicht
ins Gedächtnis, sondern unmittelbar in das Innewerden und in den
Willen ein und wird so zu einer Sache das Lebens. Was sie aber mit
ihren Augen sehen, nehmen sie ins Gedächtnis auf und treten
darüber auch in Erörterungen ein. Dies zeigt, daß bei
ihnen der Weg zur Weisheit über das Gehör führt. Auch
das ist so aufgrund der Entsprechung, da das Ohr dem Gehorsam
entspricht, der Gehorsam aber eine Angelegenheit des Lebens ist.
Demgegenüber entspricht das Auge der Einsicht, und dies bezieht
sich auf die Lehre. Der Zustand dieser Engel wird hin und wieder auch
im Wort beschrieben, etwa beim Propheten Jeremia (31,33f):
"Ich werde mein Gesetz in ihr Gemüt
legen und auf ihr Herz es schreiben, und es soll nicht mehr einer
seinen Genossen lehren, noch jemand seinen Bruder, indem er spricht:
»Erkennet den Herrn!« Denn sie alle sollen mich erkennen,
vom kleinsten bis zum größten derselben".
Zu den bereits angeführten Ursachen, weshalb
die Engel so große Weisheit zu erlangen vermögen, kommt
noch hinzu – und dies ist im Himmel die Hauptursache –,
daß sie ohne Eigenliebe sind. Denn nur in dem Maße, wie
jemand ohne Eigenliebe ist, kann er in göttlichen Dingen weise
sein. Diese Liebe verschließt nämlich die innerlicheren
Bereiche gegen den Herrn und den Himmel, öffnet die äußeren
Bereiche und kehrt diese sich selbst zu.
Die Engel werden zwar fortwährend in der
Weisheit vervollkommnet, und doch erreicht diese in alle Ewigkeit nie
den Grad, daß irgendein Vergleich zwischen ihr und der
göttlichen Weisheit des Herrn möglich würde. Diese ist
nämlich unendlich und jene endlich. Zwischen dem Unendlichen und
dem Endlichen aber gibt es keinen Vergleich.
Weil der Himmel bei einem jeden je nach seiner
Weisheit einfließt, sehnen sich dort alle nach Weisheit und
streben ihr nach, ähnlich wie ein Hungriger nach Speise
verlangt. Wissenschaft, Einsicht und Weisheit sind auch geistige
Nahrung. Natürliche und geistige Nahrung entsprechen einander
gegenseitig.
Der Zustand der Unschuld bei den Engeln im Himmel
In der Welt wissen wenige, was Unschuld wirklich
ist, am wenigsten die Bösen. Die Unschuld liegt zwar vor Augen,
sie spricht aus dem Angesicht, aus der Rede und den Gebärden,
namentlich bei Kindern, und dennoch weiß man nicht, worin sie
eigentlich besteht, und noch weniger, daß sich in ihr der
Himmel beim Menschen auswirkt. Diese Kenntnis zu verbreiten, will ich
der Ordnung nach vorgehen und zuerst von der Unschuld der Kindheit
sprechen, dann von der Unschuld der Weisheit und schließlich
vom Zustand des Himmels hinsichtlich der Unschuld.
Die Unschuld der Kindheit oder der Kinder ist
unecht, da sie nur der äußeren, nicht aber der inneren
Form nach besteht. Gleichwohl kann man aus ihr lernen, was Unschuld
ist, leuchtet sie doch aus dem Antlitz der Kinder, aus einigen ihrer
Gebärden und aus ihrer ersten Sprache hervor. Sie rührt uns
darum, weil die Kinder noch kein inneres Denken haben, da sie ja noch
nicht wissen, was gut und böse, wahr und falsch ist, woraus eben
das Denken hervorgeht. Daher besitzen sie noch keine Klugheit aus dem
Eigenen, keinen Vorsatz und keine Überlegung, beabsichtigen
folglich auch nichts Böses. Sie schreiben sich selbst nichts zu,
sondern verdanken alles ihren Eltern. Doch wie gesagt, diese Unschuld
ist rein äußerlich, weil ihr Gemüt noch unausgebildet
ist. Aus dem Himmel hörte ich, daß die Kinder in
besonderem Maße unter der Obhut des Herrn stünden und
einem Einfluß aus dem innersten Himmel ausgesetzt seien, wo die
Unschuld herrscht. Der Einfluß aber gehe durch ihr Inneres
hindurch, das er beim Hindurchfließen durch die Unschuld
anrege. Daher erscheine die Unschuld auf ihrem Antlitz und in ihren
Gebärden und rühre ihre Eltern aufs innigste. Dies aber sei
der Ursprung der sogenannten Eltern- und Kindesliebe.
Die Unschuld der Weisheit hingegen ist, weil
innerlicher Art, echt. Sie ist im Gemüt, folglich im Willen
selbst verankert, und daraus dann auch im Verstand. Deshalb sagt man
im Himmel, die Unschuld wohne in der Weisheit, und soviel Weisheit
ein Engel habe, soviel Unschuld besitze er auch. Dies bestätigten
die Engel: Wer sich in der Unschuld befindet, eignet sich selbst
nichts Gutes zu, sondern allein dem Herrn, dem er dafür dankt.
Von Ihm, nicht von sich selbst will er auch geführt werden.
Menschen dieser Art lieben alles Gute und freuen sich an allem
Wahren, weil sie wissen und empfinden, daß das Gute lieben und
es daher auch wollen und tun, den Herrn lieben heißt, und daß
die Liebe des Wahren gleichbedeutend ist mit der Liebe zum Nächsten.
Ferner sind sie mit dem zufrieden, was sie haben, es sei wenig oder
viel, weil sie wissen, daß sie soviel empfangen, wie ihnen
zuträglich ist. Nicht sie wissen, was ihnen gut tut, sondern
allein der Herr, dessen Vorsehung bei allem das Ewige berücksichtigt.
Darum machen sie sich auch keine Gedanken über die Zukunft, die
sie als "Sorge für den morgigen Tag" bezeichnen.
Diese, so meinen sie, entspringe dem Kummer über Verlust oder
Mangel an Dingen, die für die Bedürfnisse des Lebens nicht
wirklich nötig seien. Gegenüber ihren Gefährten
handeln sie niemals aus böser Absicht, sondern stets aus Güte,
Gerechtigkeit und Aufrichtigkeit. Da ihnen nichts lieber ist als der
Gedanke, vom Herrn geführt zu werden, so sind sie weit von ihrem
Eigenen entfernt und kann der Herr bei ihnen einfließen. So
kommt es, daß sie nichts von allem, was sie von Ihm hören
– sei es aus dem Wort oder aus der Predigt – im
Gedächtnis niederlegen, sondern alles sogleich befolgen, das
heißt wollen und tun. Der Wille ist ihr eigenstes Gedächtnis.
Äußerlich erscheinen sie meist einfältig, aber
innerlich sind sie weise und klug. Sie sind es, von denen der Herr
spricht, wenn er sagt: "Seid klug wie die Schlangen und ohne
Falsch wie die Tauben." (Matth. 10,16)
Da die Unschuld alles Gute nicht sich selbst,
sondern dem Herrn zuschreibt und es liebt, vom Herrn geführt zu
werden, vermag sie dadurch alles Gute und Wahre aufzunehmen, aus
denen alle Weisheit stammt. Darum wurde der Mensch so geschaffen, daß
er schon als Kind in der Unschuld, wenn auch in einer äußeren
ist, später aber als Greis zur inneren Unschuld gelangt. Deshalb
nimmt denn auch der Mensch, wenn er alt wird, inbezug auf seinen
Körper ab und wird von neuem wie ein Kind, aber ein weises,
somit ein Engel. Denn ein weises Kind ist im höchsten Sinne ein
Engel. Darum werden im Wort durch "Kinder" die Unschuldigen
bezeichnet und durch "Greise" die Weisen, in denen Unschuld
wohnt.
Ähnliches geschieht bei einem jeden, der
wiedergeboren wird. Die Wiedergeburt ist ein Neugeborenwerden des
geistigen Menschen. Dieser wird zuerst in die Unschuld der Kindheit
eingeführt, die darin besteht, daß er nichts Wahres weiß
und nichts Gutes vermag aus sich selbst, sondern allein aus dem Herrn
und daß er deshalb nach diesem allein verlangt und trachtet,
weil es wahr und weil es gut ist. Mit fortschreitendem Alter wird ihm
auch Gutes und Wahres vom Herrn gegeben. Zuerst wird er in die
Kenntnis darüber eingeführt, dann von der Kenntnis zur
Einsicht und zuletzt von der Einsicht zur Weisheit – wobei ihn
immer die Unschuld begleitet.
Unschuld ist also, sich vom Herrn führen zu
lassen und nicht sich selbst zu führen. Darum sind im Himmel
alle in der Unschuld, lassen sie sich doch gern vom Herrn führen.
Sie wissen nämlich, daß sich selbst führen bedeutet,
vom Eigenen geführt zu werden, und dieses besteht aus
Selbstliebe. Wer aber nur sich selbst liebt, läßt sich von
keinem anderen lenken. Inwieweit sich daher ein Engel in der Unschuld
befindet, insoweit ist er auch im Himmel, das heißt im
Göttlich-Guten und -Wahren, in dem der Himmel besteht.
Über die Unschuld habe ich viel mit den
Engeln gesprochen und bin belehrt worden, daß sie das Wesen
alles Guten darstellt. Das Gute ist daher nur insoweit gut und
folglich die Weisheit nur soweit weise, als ihnen Unschuld innewohnt.
Dasselbe gilt für die Liebe, die Nächstenliebe und den
Glauben. Daher gelangt nur in den Himmel, wer in der Unschuld ist.
Dies meint der Herr, wenn er sagt:
"Lasset die Kindlein zu mir kommen und wehret
ihnen nicht, denn solcher ist das Reich der Himmel. Wahrlich, ich
sage euch, wer das Reich der Himmel nicht aufnimmt wie ein Kind, der
wird nicht darin eingehen." (Mat 19,14)
Die kleinen Kinder bezeichnen hier, wie auch an
anderen Stellen im Wort, die Unschuldigen. Der Zustand der Unschuld
wird vom Herrn auch bei Matth. 6,25-34 beschrieben, jedoch in lauter
Entsprechungen. Ich bin auch unterrichtet worden, daß das Wahre
mit dem Guten und das Gute mit dem Wahren durch nichts anderes
verbunden werden kann als durch die Unschuld. Daher kann niemand ein
Engel des Himmels sein, in dem nicht die Unschuld wohnt, d.h. ehe in
ihm nicht Wahres mit Gutem verbunden ist. Daher wird auch die
Verbindung des Wahren und Guten als himmlische Ehe bezeichnet, und
diese ist der Himmel. Ich bin ferner unterrichtet worden, daß
wahrhaft eheliche Liebe ihren Ursprung in der Unschuld hat, nämlich
in der Verbindung des Guten und Wahren, in der die Gemüter
beider, des Mannes wie der Frau, sich befinden. Diese Verbindung
stellt sich beim Niedersteigen in der Gestalt der ehelichen Liebe
dar, denn die Gatten lieben einander so, wie sich ihre Gemüter
lieben. In der ehelichen Liebe ist daher etwas Spielerisches, wie in
der Kindheit und Unschuld.
Weil in der Unschuld das eigentliche Wesen des
Guten bei den Engeln des Himmels besteht, so ist klar, daß das
vom Herrn ausgehende Gute die Unschuld selbst ist, denn dieses Gute
fließt bei den Engeln ein, regt ihr Innerstes an und macht es
zur Aufnahme alles himmlisch Guten empfänglich und geschickt.
Weil alle Unschuld vom Herrn stammt, wird er auch im Wort das "Lamm"
genannt. Das Lamm bezeichnet nämlich die Unschuld. Als Innerstes
in allem Guten des Himmels rührt auch die Unschuld so sehr ans
Gemüt. Wer sie erfährt – und dies geschieht bei der
Annäherung eines Engels des innersten Himmels –, scheint
seiner selbst nicht mehr mächtig und wird von einer solchen
Wonne überströmt und gleichsam fortgerissen, daß im
Vergleich damit alle Lust der Welt als nichtig erscheint. Dies sage
ich aus eigener Erfahrung.
Wer sich im Guten der Unschuld befindet, wird auch
durch die Unschuld angerührt, und zwar so weit er selbst in
diesem Guten ist. Die anderen aber bleiben von ihr unberührt,
weshalb in der Hölle alle ganz und gar gegen die Unschuld sind.
Sie wissen nicht einmal, was Unschuld ist, ja brennen vor Begierde,
jemandem in dem Maß Schaden zuzufügen, wie er in der
Unschuld ist. Daher ist ihnen auch der Anblick von Kindern
unerträglich und erzeugt die grausame Begierde, ihnen zu
schaden.
Der Zustand des Friedens im Himmel
Wer den himmlischen Frieden nicht selbst erlebt
hat, kann ihn nicht begreifen. Solange er im Körper lebt, kann
der Mensch diesen Frieden nicht in sich aufnehmen und begreifen, weil
seine Erkenntnis noch dem Natürlichen verhaftet ist. Wer ihn
begreifen will, muß so beschaffen sein, daß sein Denken
erhoben und er – vom Körper weggeführt und in den
Geist versetzt – bei den Engeln sein kann. Da ich nun auf diese
Weise diesen Frieden verspürt habe, kann ich ihn auch
beschreiben, freilich nicht so, wie er an sich ist – denn
menschliche Worte reichen dazu nicht aus –, sondern nur durch
den Vergleich mit der Seelenruhe derer, von denen es heißt, sie
seien in Gott vergnügt.
Es gibt zwei innerste himmlische Zustände,
Unschuld und Frieden. Sie sind deshalb die innersten, weil sie
unmittelbar aus dem Herrn entspringen. Aus der Unschuld stammt alles
Gute des Himmels und aus dem Frieden alles Angenehme des Guten. Jedem
Guten eignet sein Angenehmes. Beides gehört der Liebe an, denn
was man liebt, nennt man gut und empfindet man auch als angenehm.
Zuerst soll der Ursprung des Friedens aufgezeigt
werden: Der göttliche Friede ist im Herrn und entsteht aus der
Vereinigung des Göttlichen selbst und des Göttlich-Menschlichen
in Ihm. Das Göttliche des Friedens im Himmel aber stammt vom
Herrn und entsteht aus seiner Verbindung mit den Engeln des Himmels,
insbesondere aber aus der Verbindung des Guten und Wahren bei einem
jeden Engel. Damit ist klar, daß aus dem Frieden alle
Himmelsfreude stammt.
Weil dies die Quellen des Friedens sind, heißt
der Herr der "Fürst des Friedens" und sagt auch,
Friede gehe von ihm aus und sei in Ihm. Darum wird auch von
"Friedensengeln" gesprochen und der Himmel als Wohnung des
Friedens bezeichnet, etwa Jes 9,5f; Joh 16,33; 4. Mose 6,26; Jes
33,7f; 52,7; 54,10; 59,8; Jer 16,4; 25,37; 29,11; Hag 2,9; Sach 8,12;
Psalm 37,37 und an vielen weiteren Stellen. Aus eben diesem Grunde
begrüßte man sich auch im Altertum mit den bis heute
gebräuchlichen Worten: "Friede sei mit euch !" Zur
Erinnerung an diese Dinge wurde der Sabbat eingesetzt und nach der
Ruhe bzw. dem Frieden benannt. Der Sabbat aber war die heiligste
Vorbildung der Kirche, weshalb sich auch der Herr selbst (Mat l2, 8;
Mark. 2, 27 f.; Luk 6, 5) den "Herrn des Sabbats" nannte.
Weil der himmlische Friede das Göttliche ist,
welches das Gute bei den Engeln vom Innersten her mit Seligkeit
überströmt, so kommt er ihnen nur durch die Freudigkeit des
Herzens deutlich zu Bewußtsein. Wenn sie im Guten ihres Lebens
sind, wird er ihnen bewußt durch die Wonne, mit der sie das mit
ihrem Guten übereinstimmende Wahre hören und durch die
Heiterkeit des Gemüts, wenn sie deren Verbindung empfinden. Von
da aus strömt der himmlische Friede in alle Handlungen und
Gedanken ihres Lebens ein und zeigt sich hier, auch in der äußeren
Erscheinung, als Freude. Dieser Friede ist aber in seiner Art und
seinem Umfang in den Himmeln verschieden, und zwar je nach der
Unschuld ihrer Bewohner; denn Unschuld und Friede halten gleichen
Schritt. Daß Unschuld und Friede ebenso Hand in Hand gehen, wie
das Gute und sein Angenehmes, kann man an den kleinen Kindern
erkennen, sind sie doch, weil in der Unschuld, so auch im Frieden.
Darum ist bei ihnen auch alles spielerisch. Doch ist der Friede der
Kinder äußerlicher Art; der innerliche Friede findet sich,
wie die innerliche Unschuld, nur in der Weisheit, und so auch in der
Verbindung des Guten und Wahren, aus der die Weisheit entsteht. Auch
bei den Menschen, die infolge der bei ihnen vollzogenen Verbindung
des Guten und Wahren weise sind und sich daher in Gott zufrieden
fühlen, gibt es einen himmlischen oder engelhaften Frieden.
Dieser liegt freilich, solange sie in der Welt leben, in ihrem
Inneren verborgen, wird aber enthüllt, sobald sie den Körper
verlassen und in den Himmel eingehen, weil dann ihr Inneres
aufgeschlossen wird.
Sind die Engel im Zustand der Liebe, sind sie
daher auch im Zustand des Friedens, weil dann bei ihnen das Gute mit
dem Wahren verbunden wird. Das gleiche gilt auch für den
Menschen, welcher wiedergeboren wird. Kommt bei ihm die Verbindung
des Guten und Wahren zustande, was besonders nach den Versuchungen
der Fall ist, so gelangt er in den Zustand des Angenehmen aus dem
himmlischen Frieden.
Ich habe mich auch mit den Engeln über den
Frieden unterhalten, wobei ich sagte, in der Welt spreche man vom
Frieden, wenn die Kriege und Feindseligkeiten zwischen den Staaten
oder die Feindschaften und Uneinigkeiten zwischen den Menschen
aufhörten. Man glaube auch, innerer Friede sei jene Seelenruhe,
welche eintritt, wenn die Sorgen entfielen, und vor allem bestehe er
im Gefühl von Ruhe und Lust, die sich nach einem Erfolg
einstellen. Die Engel erwiderten jedoch, diese Seelenruhe, Ruhe und
Lustgefühle durch die Enthebung von Sorgen und durch Erfolg in
den eigenen Geschäften schienen zwar etwas mit dem Frieden zu
tun haben, aber sicher nur bei den Menschen, die im himmlischen Guten
sind, weil der Friede nur in diesem Guten überhaupt möglich
sei. Der Friede aus dem Herrn fließe in ihr Innerstes ein,
steige von dort herab und ergieße sich in ihre unteren
Seelenbereiche, wo er Gemütsruhe, Seelenfrieden und damit Freude
hervorbringe. Bei den Bösen aber gebe es keinen Frieden. Wenn es
ihnen nach Wunsch laufe, so schienen sie zwar in Ruhe, Stille und
Lust zu sein, doch handle es sich dabei um etwas Äußerliches,
da inwendig in ihnen weiterhin Feindschaft, Haß, Rachsucht,
Grausamkeit und andere böse Begierden glömmen, die auch ihr
Gemüt überströmten, sobald sie nur jemand erblickten,
der ihnen nicht gewogen sei, und die zum Ausbruch kämen, wenn
Furcht sie nicht zügelte. Ihre Lust liege in unsinniger
Leidenschaft, die Lust derer hingegen, die im Guten sind, in der
Weisheit. Der Unterschied sei derselbe wie zwischen Hölle und
Himmel.
Die Verbindung des Himmels mit dem menschlichen
Geschlecht
Es ist in der Kirche wohl bekannt, daß alles
Gute von Gott und nicht vom Menschen stammt und sich daher niemand
irgendetwas Gutes selbst zuschreiben darf. Bekannt ist auch, daß
das Böse vom Teufel stammt. Diejenigen, die sich in
Übereinstimmung mit der Lehre der Kirche ausdrücken,
pflegen daher von Menschen, die gut handeln oder auch fromm reden und
predigen, zu sagen, sie seien von Gott geführt. Das Gegenteil
behaupten sie von denen, die böse handeln und gottlos reden.
Dies wäre gar nicht möglich, wenn der Mensch keine
Verbindung mit Himmel und Hölle hätte und diese Verbindung
nicht mit seinem Willen und mit seinem Verstand bestünde; denn
aus Wille und Verstand handelt der Körper und redet der Mund.
Welche Bewandtnis es mit dieser Verbindung hat, soll nun gesagt
werden.
Bei jedem Menschen sind gute und böse Geister
zugegen. Durch die guten hat er Verbindung mit dem Himmel und durch
die bösen mit der Hölle. Diese Geister befinden sich in der
Geisterwelt, welche die Mitte zwischen Himmel und Hölle einnimmt
(vgl. weiter unten). Kommen sie zu einem Menschen, so treten sie in
alle Einzelheiten seines Gedächtnisses und von da aus in sein
ganzes Denken ein, die bösen Geister in das, was in seinem
Gedächtnis und Denken böse ist, die guten hingegen in das,
was darin gut ist. Es ist ihnen ganz und gar nicht bewußt, daß
sie beim Menschen sind, vielmehr halten sie, wenn sie bei ihm sind,
dessen ganzes Gedächtnis und Denken für ihr eigenes und
sehen auch den Menschen nicht, weil die Dinge unserer Sonnenwelt
ihrem Auge unsichtbar sind. Der Herr trifft auch alle Anstalten,
damit sie nicht wissen, daß sie sich beim Menschen aufhalten,
denn wüßten sie es, so sprächen sie mit ihm, und die
bösen unter ihnen würden den Menschen verderben, und zwar
nicht nur seine Seele, das heißt seinen Glauben und seine
Liebe, sondern sogar seinen Körper. Anders, wenn sie nicht mit
dem Menschen reden, denn dann ist ihnen auch nicht bewußt, daß
das, was sie denken und untereinander besprechen, von ihm stammt.
Auch unter sich reden sie nämlich aus dem Menschen, glauben
jedoch, es handle sich dabei um ihr Eigenes, und ein jeder hält
dies bekanntlich lieb und wert. So werden die Geister dazu gebracht,
den Menschen zu lieben und zu schätzen, wenngleich es ihnen gar
nicht bewußt ist. Diese Verbindung der Geister mit dem Menschen
habe ich aufgrund langjähriger unausgesetzter Erfahrungen so
deutlich erkennen können, daß es für mich nichts
Gewisseres gibt.
Dem Menschen sind aber auch böse Geister
beigesellt, die mit der Hölle in Gemeinschaft stehen, weil er in
Böses aller Art hineingeboren wird und daher sein erstes Leben
nur daraus besteht. Wären ihm keine Geister beigesellt, die ihm
gleichen, der Mensch könnte gar nicht leben und auch nicht von
seinem Bösen abgewendet und gebessert werden. Er wird deshalb
einerseits durch böse Geister in seinem eigenen Leben erhalten,
andererseits aber durch gute Geister davon abgehalten. Auf diese
Weise befindet er sich im Gleichgewicht, und so in Freiheit. Auf
diese Weise kann er vom Bösen abgehalten und zum Guten gelenkt
und ihm auch Gutes eingepflanzt werden. Ohne Freiheit wäre das
vollkommen unmöglich, und Freiheit kann für den Menschen
nur bewirkt werden, wenn Geister aus der Hölle auf der einen und
Geister aus dem Himmel auf der anderen Seite wirken, wobei der Mensch
selbst in der Mitte steht.
Infolgedessen ist der Mensch, indem er mit
Geistern verbunden ist, auch mit dem Himmel oder mit der Hölle
verbunden, und zwar durch die Gesellschaft, zu der er seiner Neigung
oder Liebe nach gehört.
Die dem Menschen beigegebenen Geister gleichen
hinsichtlich Neigung oder Liebe ihm selbst, doch werden ihm die guten
vom Herrn zugeteilt, während er die bösen selbst
herbeizieht. Die Geister beim Menschen wechseln aber je nach den
Veränderungen seiner Neigungen. Daher hat er in der Kindheit, im
Knaben-, Jünglings-, Mannes- und Greisenalter jeweils andere
Geister bei sich. Aber diese Art von Beigesellung wird durch den
Herrn nur bei denen bewirkt, die gebessert oder wiedergeboren werden
können. Bei denen, die nicht gebessert oder wiedergeboren werden
können, liegt die Sache anders: Auch ihnen sind zwar gute
Geister beigegeben, um sie so weit als möglich vom Bösen
abzuhalten, ihre unmittelbare Verbindung besteht aber mit bösen
Geistern, die Gemeinschaft mit der Hölle haben. Der Mensch wird
durch sie noch angefeuert – sofern er nicht durch gute Geister
vom Bösen abgehalten werden kann –, und im gleichen Maße,
wie er von einer bösen Neigung beherrscht wird, hängen sie
sich an ihn und weichen nicht. Auf diese Weise ist der böse
Mensch mit der Hölle verbunden und der gute mit dem Himmel.
Der Mensch wird deshalb vom Herrn durch Geister
geleitet, weil er sich nicht in der Ordnung des Himmels befindet. Er
muß daher in die Ordnung zurückgeführt werden, und
dies kann nur mittelbar durch Geister geschehen. Ganz anders wäre
es, würde der Mensch ins Gute hineingeboren, das der Ordnung des
Himmels gemäß ist. Dann würde er vom Herrn nicht
durch Geister, sondern mittels der Ordnung selbst regiert, somit
durch den allgemeinen Einfluß. Dieser Einfluß lenkt beim
Menschen alles, was aus seinem Denken und Wollen ins Tun übergeht,
somit sein Reden und Handeln, da dieses wie jedes sich der
natürlichen Ordnung gemäß vollzieht. Mit ihnen haben
daher die dem Menschen beigegebenen Geister nichts gemein. Auch die
Tiere werden durch den allgemeinen Einfluß aus der geistigen
Welt regiert, weil sie sich in ihrer Lebensordnung befinden, die sie
auch nicht verkehren und zerstören konnten, da sie keine
Vernunft besitzen.
Was die Verbindung des Himmels mit dem
menschlichen Geschlecht angeht, muß man noch folgendes wissen:
Der Herr selbst fließt bei einem jeden Menschen gemäß
der Ordnung des Himmels ein, und zwar sowohl in sein Innerstes als
auch in sein Äußerstes, um ihn für die Aufnahme des
Himmels empfänglich zu machen. Er regiert das Äußerste
des Menschen aus dessen Innerstem, zugleich aber auch das Innerste
aus seinem Äußersten heraus. Auf diese Weise erhält
er alles und jedes beim Menschen in Zusammenhang. Dies wird der
unmittelbare Einfluß des Herrn genannt, während der durch
Geister ausgeübte als mittelbarer Einfluß bezeichnet wird
und durch den ersteren besteht. Der unmittelbare Einfluß geht
aus dem Göttlich-Menschlichen des Herrn hervor und ergießt
sich in den Willen und von da aus in den Verstand des Menschen, somit
in das Gute und von da aus in das Wahre des Menschen oder, was auf
dasselbe hinausläuft, in seine Liebe und von da aus in seinen
Glauben.
Die Geister beim Menschen, ob mit Himmel oder
Hölle verbunden, fließen niemals aus ihrem eigenen
Gedächtnis und dem daraus resultierenden Denken beim Menschen
ein. Und dennoch fließt durch sie aus dem Himmel eine Neigung
ein, die der Liebe zum Guten und Wahren angehört, aus der Hölle
aber eine Neigung, die der Liebe zum Bösen und Falschen
entspringt. Soweit daher die Neigung des Menschen mit der bei ihm
einfließenden übereinstimmt, wird sie von ihm in sein
Denken aufgenommen, denn das innerlichere Denken des Menschen
vollzieht sich gemäß seiner Neigung oder Liebe. Stimmt sie
aber nicht überein, wird sie auch nicht aufgenommen. Damit ist
klar, daß dem Menschen die Wahl, weil die Freiheit bleibt. Er
kann mit seinem Denken das Gute aufnehmen und das Böse
verwerfen; denn aus dem Wort weiß der Mensch, was gut und was
böse ist. Es wird ihm auch nur angeeignet, was er mit dem Denken
aus Neigung aufnimmt, das andere nicht.
Ich durfte auch erkennen, wie beim Menschen die
Angst, der Kummer und jene innere Traurigkeit, Schwermut genannt,
entsteht. Es gibt Geister, die noch nicht fest mit der Hölle
verbunden sind, weil sie sich noch in ihrem ersten Zustand befinden,
von dem weiter unten die Rede sein wird. Sie lieben Unverdautes und
Bösartiges, wie die in Zersetzung übergehenden Speisen im
Magen. Weil diese ihnen angenehm sind, halten sie sich beim Menschen
dort auf, wo sie dergleichen finden und unterhalten sich dort aus
ihren bösen Neigungen heraus. Die Stimmung ihrer Rede aber
fließt von daher beim Menschen ein, und wenn sie ihm zuwider
ist, verursacht sie dem Menschen Traurigkeit und melancholische
Beängstigung, sagt sie ihm aber zu, so wird er fröhlich und
heiter. Aufgrund vieler Erfahrungen durfte ich wissen und erproben,
daß hier tatsächlich die Ursache für die Beängstigung
des Gemüts liegt. Ich habe diese Geister gesehen, auch gehört,
die von ihnen verursachten Beängstigungen empfunden und mit
ihnen gesprochen. Wurden sie hinweggejagt, hörte die Bangigkeit
auf, kehrten sie zurück, so war sie wieder da. Auch empfand ich
Zunahme und Abnahme von Bangigkeit, je nach ihrer Annäherung und
Entfernung.
Die Verbindung des Himmels mit dem Menschen
gleicht nicht der zwischen zwei Menschen, sie ist vielmehr eine
Verbindung mit dem Inwendigen, dem Bereich des menschlichen Gemüts,
das heißt seinem geistigen oder inneren Menschen. Die
Verbindung mit seinem natürlichen oder äußeren
Menschen aber erfolgt durch die Entsprechungen.
Ich habe mit den Engeln über die Verbindung
des Himmels mit dem menschlichen Geschlecht gesprochen und dabei
folgendes gesagt: Die Angehörigen der Kirche erklärten
zwar, alles Gute stamme von Gott, und Engel hielten sich beim
Menschen auf; wenige Menschen glaubten jedoch daran, daß die
Engel tatsächlich mit dem Menschen verbunden sind, und noch
wenigere, daß sie in seinem Denken und in seiner Neigung
wohnen. Darauf entgegneten die Engel, sie wüßten wohl, daß
ein solcher Glaube und eine im Gegensatz dazu stehende Art zu reden
in der Welt bestünde, und zwar, wie sie verwundert feststellten,
besonders in der Kirche, die doch das Wort habe. Dieses belehre sie
ja eigentlich über den Himmel und seine Verbindung mit dem
Menschen, die von der Art sei, daß der Mensch ohne beigesellte
Geister nicht das geringste denken könne, und daß sein
geistiges Leben davon abhänge. Die Unwissenheit auf diesem
Gebiet, so sagten die Engel, beruhe darauf, daß der Mensch
glaube, er lebe aus sich, ohne Zusammenhang mit dem Ursprung des
Lebens. Er wisse nicht, daß dieser Zusammenhang durch die
Himmel vermittelt wird, obwohl er doch bei Auflösung dieses
Zusammenhangs tot umfiele. Glaubte der Mensch so, wie es sich
wirklich verhält, nämlich daß alles Gute vom Herrn
und alles Böse aus der Hölle stammt, so würde er das
Gute, das sich bei ihm findet, nicht für sein eigenes Verdienst
halten. Dann würde ihm auch das Böse nicht zugerechnet
werden, denn bei allem Guten, das er denkt und tut, würde er bei
einer solchen Einstellung auf den Herrn blicken und alles
einfließende Böse in die Hölle, aus der es stammt,
zurückweisen. Weil aber der Mensch nicht an einen Einfluß
aus dem Himmel und aus der Hölle glaubt und daher meint, was er
denke und wolle, das sei samt und sonders in ihm und folglich auch
aus ihm, darum eignet er sich das Böse an und verunreinigt das
einfließende Gute mit dem Gedanken des Verdienstes.
Die Verbindung des Himmels mit dem Menschen durch
das Wort
Wer aus einer innerlicheren Vernunft heraus denkt,
kann erkennen, daß alle Dinge durch Verbindungsglieder
untereinander und mit dem Ursprung zusammenhängen und alles, was
nicht im Zusammenhang steht, vergeht. Er weiß ferner, daß
der Zusammenhang der Dinge mit den vorhergehenden der gleiche ist,
wie der zwischen Wirkung und wirkender Ursache. Wird diese von ihrer
Wirkung abgezogen, so löst sich die Wirkung auf und vergeht. Das
Wesen dieses Zusammenhanges eines jeden Dinges mit dem ihm
vorhergehenden, also mit dem ersten, aus dem alles stammt, läßt
sich nur im allgemeinen beschreiben. Es besteht ein Zusammenhang der
natürlichen mit der geistigen Welt und infolgedessen eine
Entsprechung aller Dinge der natürlichen Welt mit allen Dingen
der geistigen Welt. Ferner läßt sich sagen, daß
eine Verbindung aller Teile des Menschen mit allen Teilen des Himmels
besteht.
Der Mensch ist so geschaffen, daß er in
Verbindung und Zusammenhang mit dem Herrn steht, mit den Engeln des
Himmels aber nur Gemeinschaft hat, weil er von der Schöpfung her
dem Engel hinsichtlich der innerlicheren Bereiche seines Gemüts
ähnlich ist, hat er doch einen Willen ähnlich dem des
Engels und auch einen ähnlichen Verstand. Wenn also von einer
Verbindung des Menschen mit dem Himmel die Rede ist, so wird darunter
seine Verbindung mit dem Herrn und seine Gemeinschaft mit den Engeln
verstanden, denn der Himmel ist nicht durch das Eigene der Engel zum
Himmel geworden, sondern durch das Göttliche des Herrn. Der
Mensch hat aber obendrein auch noch etwas, das die Engel nicht haben,
lebt er doch nicht nur seinem Inneren nach in der geistigen Welt,
sondern zugleich auch seinem Äußeren nach in der
natürlichen. Sein der natürlichen Welt angehörendes
Äußeres umfaßt alles, was zum Gebiet seines
natürlichen oder äußeren Gedächtnisses gehört
und sich von daher in seinem Denken und in seiner Einbildungskraft
findet. Dies alles bildet das Letzte, in das der göttliche
Einfluß des Herrn ausläuft, denn dieser bleibt niemals in
der Mitte stehen, sondern dringt bis zu seinem Letzten vor. Aus allem
geht hervor, daß im Menschen das Letzte der göttlichen
Ordnung liegt, und daß er, weil das Letzte, so auch die Stütze
und Grundlage darstellt. Weil der göttliche Einfluß des
Herrn nicht in der Mitte stehenbleibt, darum ist die Verbindung und
der Zusammenhang des Himmels mit dem menschlichen Geschlecht so
beschaffen, daß das eine durch das andere besteht. Das
menschliche Geschlecht gliche ohne den Himmel einer Kette ohne Haken,
der Himmel aber ohne das menschliche Geschlecht einem Hause ohne
Grundlage.
Der Mensch hat jedoch, von Eigen- und Weltliebe
getrieben, diese Verbindung mit dem Himmel zerrissen und sein Inneres
vom Himmel ab der Welt und sich selbst zugekehrt. Er hat sich somit
unten weggezogen und diente seither nicht mehr dem Himmel als Stütze
und Grundlage. Darum hat der Herr ein Mittel vorgesehen, das dem
Himmel die Stelle der Stütze und Grundlage ersetzen und auch zur
Verbindung des Himmels mit dem Menschen dienen konnte. (Vgl.
"Himmlische Geheimnisse im Worte Gottes", "Vom Weißen
Pferd in der Offenbarung" und Anhang zu dem Werk "Vom Neuen
Jerusalem und seiner himmlischen Lehre".) Dieses Mittel ist das
Wort.
Aus dem Himmel bin ich unterrichtet worden, daß
die Urmenschen über eine unmittelbare Offenbarung verfügten,
weil ihr Inneres dem Himmel zugewandt war und infolgedessen damals
eine Verbindung des Herrn mit dem menschlichen Geschlecht bestand. In
den folgenden Zeiten aber gab es keine solche unmittelbare
Offenbarung mehr, sondern nur noch eine mittelbare durch
Entsprechungen. Der ganze Gottesdienst bestand damals aus
Entsprechungen, weshalb die Kirchen dieser Zeit vorbildende Kirchen
genannt werden. Denn damals wußte man noch, was Entsprechung
und was Vorbildung ist, und daß alles auf Erden den geistigen
Dingen im Himmel und in der Kirche entspricht bzw. – was
dasselbe ist – diese Dinge vorbildet. Daher dienten ihnen die
natürlichen Dinge, welche das Äußere ihres
Gottesdienstes bildeten, als Mittel, geistig – also gemeinsam
mit den Engeln – zu denken. Nachdem aber die Wissenschaft der
Entsprechungen und Vorbildungen in Vergessenheit geraten war, wurde
das Wort geschrieben, in dem alle einzelnen Wörter und
Wortbedeutungen Entsprechungen darstellen und so einen geistigen oder
inneren Sinn enthalten, in dem die Engel sind. Liest daher ein Mensch
das Wort, das er zwar nur nach seinem buchstäblichen oder
äußeren Sinn begreift, so verstehen es doch die Engel nach
dem inneren oder geistigen Sinn. So erscheinen ihre Gedanken zwar
verschieden, sind aber dennoch eins, weil sie einander entsprechen.
Auf diese Weise wird der Himmel mit dem Menschen
durch das Wort verbunden, wie folgendes Beispiel zeigt. In der
Offenbarung des Johannes wird das neue Jerusalem beschrieben:
"Ich sah einen neuen Himmel und eine neue
Erde, und der frühere Himmel und die frühere Erde waren
vergangen, und ich sah die heilige Stadt Jerusalem von Gott aus dem
Himmel herabsteigen. Die Stadt war viereckig, ihre Länge so groß
wie ihre Breite; der Engel maß die Stadt mit dem Rohr zu 12’000
Stadien. Ihre Länge, Breite und Höhe sind gleich. Und er
maß ihre Mauer, 144 Ellen, das Maß eines Menschen, das
ist eines Engels. Der Bau der Mauer war von Jaspis, die Stadt selbst
aber aus reinem Gold, ähnlich dem reinen Glas, und die Grundlage
der Mauer war geschmückt mit jedem kostbaren Stein. Die 12 Tore
waren 12 Perlen, und die Straße der Stadt reines Gold, wie
durchsichtiges Glas". (Offb 21,1f; 16-21)
Wer dies liest, versteht davon nur den
buchstäblichen Sinn, also daß der sichtbare Himmel
zugleich mit der Erde vergehen und ein neuer Himmel entstehen und die
heilige Stadt Jerusalem auf die neue Erde herabkommen werde, in allen
ihren Maßen der Beschreibung gemäß. Die Engel aber,
die beim Menschen sind, verstehen es ganz anders: Für sie ist
alles geistig, was für den Menschen natürlich ist. So
verstehen sie unter dem "neuen Himmel und der neuen Erde"
eine neue Kirche, unter der "von Gott aus dem Himmel
herabsteigenden Stadt" die vom Herrn geoffenbarte himmlische
Lehre. Die "Länge, Breite und Höhe" der Stadt,
die einander gleichen und je 12’000 Stadien [= 2’200 km!]
betragen, stehen ihnen für alles Gute und Wahre dieser Lehre in
der Zusammenfassung, und die "Mauer" für die sie
beschützenden Wahrheiten; das "Maß der Mauer, 144
Ellen – das Maß eines Menschen, das ist eines Engels"
für alle diese schützenden Wahrheiten in ihrer
Zusammenfassung und Beschaffenheit. Die "12 Perlentore"
sind für die Engel die einführenden Wahrheiten – die
Perlen bezeichnen denn auch (überall im Wort) solche Wahrheiten
–, die "Grundlagen der Mauer", die aus Edelsteinen
bestehen, bedeuten die Erkenntnisse, auf welche sich diese Lehre
gründet. Das "Gold, das dem reinen Glase gleicht", und
aus dem die Stadt und deren Straßen bestehen, ist für sie
das Gute der Liebe, aus dem die Lehren mit ihren Wahrheiten
durchscheinen. Mit anderen Worten: Die natürlichen Vorstellungen
des Menschen gehen bei den Engeln in die entsprechenden geistigen
Ideen über, ohne daß sie etwas vom Buchstabensinn des
Wortes wüßten. Wenn die Engel in der genannten Weise
geistig denken und der Mensch natürlich, so sind sie miteinander
verbunden, beinahe wie Seele und Leib. In der Tat ist auch der innere
Sinn des Wortes dessen Seele und der Buchstabensinn dessen Leib. Dies
ist die durchgehende Beschaffenheit des Wortes. Damit ist offenbar,
daß das Wort als Mittel zur Verbindung des Himmels mit dem
Menschen dient und sein Buchstabensinn als Stütze und Grundlage.
Durch das Wort besteht auch eine Verbindung des
Himmels mit den Menschen außerhalb der Kirche, die das Wort
nicht haben; denn die Kirche des Herrn ist allumfassend und bei
allen, die das Göttliche anerkennen und in tätiger Liebe
leben. Sie werden auch nach ihrem Hinscheiden von Engeln unterrichtet
und nehmen die göttlichen Wahrheiten an. Die Kirche aber, in der
das Wort und durch das Wort der Herr bekannt ist, gleicht dem Herzen
und der Lunge eines jeden Menschen. Bekanntlich beziehen alle
Eingeweide und Glieder des Körpers ihr Leben über
verschiedene Ableitungen von Herz und Lunge; desgleichen auch der
Teil des Menschengeschlechts, der außerhalb der Kirche des
Wortes lebt und die Glieder jenes Großmenschen bildet. Die
Verbindung des Himmels durch das Wort mit den Außenstehenden
läßt sich auch mit dem Licht vergleichen, das sich von der
Mitte aus nach allen Seiten verbreitet. Das göttliche Licht ist
im Wort, und in ihm ist der Herr mit dem Himmel gegenwärtig.
Infolge dieser Gegenwart sind auch die Außenstehenden im Licht.
Anders wäre es, gäbe es kein Wort. All das wird noch
deutlicher, wenn man bedenkt, was oben inbezug auf die Form des
Himmels gesagt wurde, und wie die Zusammengesellungen und
Mitteilungen im Himmel vor sich gehen.
Ohne ein solches "Wort" wäre der
Mensch dieser Erde vom Himmel getrennt worden. Denn dieser Mensch ist
heutzutage so beschaffen, daß er keine unmittelbare Offenbarung
empfangen und dadurch in den göttlichen Wahrheiten unterrichtet
werden kann, wie dies bei den Bewohnern anderer Erdkörper der
Fall ist, über die in einem besonderen kleinen Werk gehandelt
wurde. Mehr als diese nämlich ist er im Weltlichen befangen,
also im Äußeren, das Innere aber nimmt die Offenbarung
auf.
Ich habe mehrmals mit Engeln über das Wort
gesprochen und gesagt, daß manche es wegen seines einfachen
Stils verachteten und man überhaupt nichts von seinem inneren
Sinn wüßte. Daher könne auch niemand glauben, daß
in ihm eine so große Weisheit verborgen liege. Dazu meinten die
Engel, der Stil des Wortes erscheine zwar im Buchstabensinn als
schlicht, dennoch aber gäbe es nichts, was ihm an
Vortrefflichkeit gleich komme. Denn göttliche Weisheit liege
nicht allein in jedem Gedanken verborgen, sondern auch in jedem
einzelnen Wort. Die Engel sagten ferner, ohne ein solches Wort hätten
die Menschen unseres Erdkörpers keinerlei himmlisches Licht und
somit auch keine Verbindung mit dem Himmel, denn diese komme nur
soweit zustande, wie der Mensch himmlisches Licht hat. In eben dem
Maße werde ihm auch eine Offenbarung des Göttlich-Wahren
aus dem Wort zuteil. Und schließlich sagten die Engel, wenn der
Mensch um diesen Sinn wüßte und beim Lesen des Wortes aus
einer gewissen Kenntnis dieses Sinnes darüber nachdächte,
würde er auf die tiefere Weisheit stoßen und noch inniger
mit dem Himmel verbunden werden, weil er auf diese Weise zu ähnlichen
Vorstellungen wie die Engel gelangte.
Himmel und Hölle sind aus dem menschlichen
Geschlecht
In der Christenheit ist völlig unbekannt, daß
Himmel und Hölle aus dem menschlichen Geschlecht hervorgegangen
sind. Vielmehr glaubt man allgemein, die Engel seien als solche
erschaffen worden und daher stamme der Himmel. Der Teufel oder Satan
aber sei ursprünglich ein Engel des Lichts gewesen, dann aber,
weil er sich empört habe, mit seiner Rotte hinabgestoßen
worden, und so sei die Hölle entstanden. Die Engel wundern sich
sehr über diesen Glauben der Christenheit, noch mehr aber
wundern sie sich darüber, daß man so gar nichts vom Himmel
weiß, obwohl dies doch ein Hauptpunkt der Lehre der Kirche ist.
Darum freuten sie sich von Herzen, daß es nun dem Herrn
gefallen hat, vieles über den Himmel wie auch über die
Hölle zu offenbaren und dadurch die herrschende Unwissenheit und
Finsternis soweit als möglich zu zerstreuen. Diese wächst
von Tag zu Tag, weil die Kirche an ihr Ende gelangt ist. Die Engel
möchten daher, daß ich aus ihrem Munde verkünde, daß
es im ganzen Himmel nicht einen einzigen Engel gibt, der von Anbeginn
an als solcher erschaffen, noch in der Hölle irgendeinen Teufel,
der einst als Engel des Lichts erschaffen und dann hinabgestoßen
worden wäre. Vielmehr seien im Himmel wie in der Hölle alle
aus dem menschlichen Geschlecht hervorgegangen. Wer in der Welt in
himmlischer Liebe und im Glauben gelebt habe, befindet sich im
Himmel, in der Hölle, wer in höllischer Liebe und
höllischem Glauben befangen war. Die Hölle in ihrem
Gesamtumfang ist das, was Teufel und Satan genannt wird. Die
rückwärtige Hölle, deren Bewohner böse Engel
(mali genii) genannt werden, ist der Teufel, die vordere Hölle,
deren Bewohner böse Geister genannt werden, der Satan. Die Engel
sagten, in der Christenheit habe sich deshalb ein solcher Glaube über
die Bewohner des Himmels und der Hölle verbreitet, weil einige
Stellen im Wort nur nach dem buchstäblichen Sinn verstanden und
nicht durch die echte Lehre aus dem Wort beleuchtet und erklärt
worden seien.
Der Glaube der Kirche beruht auch auf der Meinung,
daß der Mensch nicht eher in den Himmel oder in die Hölle
komme als zur Zeit des letzten Gerichts. Unter diesem versteht man,
daß dann alles Sichtbare vergehen, etwas ganz Neues entstehen
und die Seele in ihren Körper zurückkehren werde. Erst
aufgrund dieser Verbindung werde der Mensch wieder als Mensch leben.
Um aber den Menschen zu überzeugen, daß dem nicht so ist,
wurde mir der Umgang mit den Engeln gestattet und durfte ich auch –
und zwar zuweilen pausenlos vom frühen Morgen bis zum Abend –
mit denen reden, die nun schon viele Jahre lang in der Hölle
sind. So konnte ich mich über Himmel und Hölle informieren,
damit der Mensch der Kirche nicht länger in seinem irrigen
Glauben hinsichtlich der Letzten Dinge verharre. Denn dieser Glaube
enthält Finsternis, weil er ein Glaube an etwas Falsches ist,
und er bewirkt bei denen, die aus ihrem eigenen Verstand heraus
darüber nachdenken, zuerst Zweifel und schließlich
Leugnung. Sie sagen sich: Wie kann ein so großer Himmel mit so
vielen Gestirnen, mit Sonne und Mond, zerstört und ins Nichts
aufgelöst werden? Wie können die Sterne vom Himmel auf die
Erde fallen, wo sie doch größer sind als die Erde? Und wie
können die Körper, von Würmern aufgefressen und durch
Fäulnis zerstört, in alle Winde zerstreut, wieder mit ihrer
Seele vereinigt werden? Und wo ist inzwischen die Seele; wie ist sie
überhaupt beschaffen, wenn sie der Sinne entbehrt, über die
sie im Körper verfügte – und was dergleichen
Behauptungen mehr sind, die infolge ihrer Unbegreiflichkeit nicht
geglaubt werden können. Sie zerstören bei vielen den
Glauben an ein Fortleben der Seele nach dem Tode, an Himmel und Hölle
und damit auch an alles übrige, was zum Glauben der Kirche
gehört. Wie groß die Zerstörung tatsächlich ist,
zeigen folgende oft zu hörenden Bemerkungen: "Wer ist aus
dem Himmel zurückgekommen und hat uns bestätigt, daß
es ihn gibt? Was soll die Hölle sein, und gibt es sie überhaupt?
Was soll es heißen, daß der Mensch dort mit ewigem Feuer
gequält werde? Was ist der Tag des Gerichts? Hat man ihn nicht
schon jahrhundertelang vergeblich erwartet?" Damit nun die
vielen, die so denken und aufgrund ihres weltlichen Wissens Gebildete
und Gelehrte heißen, nicht länger die Menschen schlichten
Glaubens und Herzens irre machen und verführen und damit eine
höllische Finsternis verbreiten über Gott, den Himmel, das
ewige Leben und alles übrige, was damit zusammenhängt, hat
der Herr das Inwendige meines Geistes aufgeschlossen und mir gegeben,
mit all denen, die ich je bei Leibes Leben gekannt hatte, nach ihrem
Tode zu reden. Mit einigen sprach ich auch zwei Tage nach ihrem
Hinschied und erzählte ihnen, daß man soeben Anstalten zu
ihrer Einsargung und Bestattung treffe, worauf sie erwiderten, man
tue wohl daran, das hinwegzuschaffen, was ihnen zu den Verrichtungen
in der Welt gedient hätte. Sie baten mich zu sagen, daß
sie nicht tot seien, sondern jetzt ebenso als Menschen lebten wie
zuvor; sie seien nur von einer Welt in die andere hinübergegangen
und wüßten nicht, daß sie dabei irgendetwas verloren
hätten, da sie wie zuvor über einen Leib und alle Sinne
verfügten. Auch hätten sie Verstand und Willen und ganz
ähnliche Gedanken und Neigungen, Empfindungen und Wünsche
wie in der Welt. Viele von denen, die erst kürzlich verstorben
waren, empfanden neue Freude, als sie sahen, daß sie wie zuvor
als Menschen lebten und sich in einem ähnlichen Zustand
befanden. Sie sagten, sie hätten das nicht erwartet und
wunderten sich sehr, daß sie darüber auf Erden in einer
derartigen Unwissenheit und Blindheit gewesen waren. Die Ursache
davon erkannten sie erst jetzt, nämlich daß das Äußere
sie so eingenommen und ausgefüllt hatte, daß sie nicht ins
Licht des Himmels hatten erhoben werden können, um die Lehren
der Kirche von einem höheren (undogmatischen) Standpunkt aus
betrachten zu können.
Sehr viele unter den Gebildeten der Christenheit
sind erstaunt, wenn sie sich nach ihrem Tode wie in der Welt in einem
Leib, in Kleidern und in Häusern erblicken. Und wenn sie daran
erinnert werden, was sie sich für Gedanken über das Leben
nach dem Tode, über die Seele, die Geister und Himmel und Hölle
gemacht hatten, so schämen sie sich und bekennen, daß sie
töricht gedacht hätten. Die einfältig Glaubenden
dagegen sind viel weiser als sie.
Ein Beweis für die Tatsache, daß der
Himmel aus dem menschlichen Geschlecht hervorgeht, liegt auch darin,
daß die Gemüter von Engeln und Menschen ähnlich sind.
Beide sind fähig zu verstehen, wahrzunehmen und zu wollen, beide
sind zur Aufnahme des Himmels geschaffen, denn das menschliche Gemüt
kann dieselbe Weisheit aufnehmen wie ein Engel. Nur in der Welt
erreicht es nicht die gleiche Weisheit, weil es in einem irdischen
Körper steckt. Das ändert sich, sobald das menschliche
Gemüt von den körperlichen Banden befreit ist. Dann denkt
es nicht mehr natürlich, sondern geistig, das heißt es
denkt Dinge, die für den natürlichen Menschen unbegreiflich
und unaussprechlich sind, ist folglich weise wie der Engel. Damit
dürfte klar sein, daß das Innere des Menschen, das heißt
sein Geist, dem Wesen nach ein Engel ist. Nach der Ablösung vom
irdischen Körper hat er ebenso eine menschliche Gestalt wie die
Engel.
Wer über die göttliche Ordnung
unterrichtet ist, kann erkennen, daß der Mensch dazu geschaffen
ist, ein Engel zu werden, weil in ihm das Letzte der Ordnung liegt.
In diesem Letzten kann, was zur Weisheit des Himmels und der Engel
gehört, in eine Form gebracht, vervollständigt und vermehrt
werden. Die göttliche Ordnung bleibt niemals in der Mitte stehen
und bildet dort etwas ohne das Letzte, denn da ist sie nicht in ihrer
Fülle und Vollkommenheit. Vielmehr dringt sie bis zum Letzten
durch. In diesem Letzten erst nimmt sie Form an, erneuert sich auch
durch die hier zusammentreffenden Mittel und bringt durch Zeugungen
Neues hervor. Deshalb ist hier die Pflanzschule des Himmels.
Der Herr ist freilich nicht nur mit seinem Geist,
sondern auch mit seinem Körper auferstanden, weil er in der Welt
all sein Menschliches verherrlicht, das heißt göttlich
gemacht hat. Die Seele nämlich, die er vom Vater hatte, war aus
sich heraus das Göttliche selbst, und der Leib wurde zum
Ebenbild der Seele, das heißt des Vaters, folglich ebenfalls
göttlich. Aus diesem Grunde ist er im Unterschied zu jedem
Menschen mit Leib und Seele auferstanden. Dies offenbarte er auch den
Jüngern, die einen Geist zu sehen meinten, als sie ihn
erblickten:
"Sehet meine Hände und meine Füße,
daß ich selbst es bin; betastet mich und sehet, ein Geist hat
nicht Fleisch und Bein, wie ihr sehet, daß ich habe".
(Luk. 24,36-39)
Die Heiden oder die Völker außerhalb
der Kirche im Himmel
Die allgemeine Meinung geht dahin, daß die
außerhalb der Kirche Geborenen, die Nicht-Christen oder Heiden,
die Seligkeit schon deshalb nicht erlangen könnten, weil sie das
Wort nicht haben, somit nichts vom Herrn wissen, ohne den es kein
Heil gebe. Aber auch sie werden gerettet, wie man schon deshalb
wissen könnte, weil die Barmherzigkeit des Herrn allumfassend
ist, das heißt sich auf alle Menschen erstreckt. Wer nur aus
einer einigermaßen erleuchteten Vernunft heraus denkt, kann
erkennen, daß kein Mensch für die Hölle geboren wird;
denn der Herr ist die Liebe selbst, und seine Liebe besteht darin,
alle erretten zu wollen. Daher hat er auch Vorsorge getroffen, daß
alle Menschen eine Religion haben und durch sie Anerkennung des
Göttlichen und ein inneres Leben. In Übereinstimmung mit
der Religion leben, heißt nämlich innerlich leben, da der
Mensch dann seinen Blick auf das Göttliche richtet.
Der Himmel ist im Menschen, und in den Himmel
kommt, wer den Himmel in sich trägt, wer das Göttliche
anerkennt und sich von ihm führen läßt. Wenn dies im
Gemüt des Menschen haftet, wird er vom Herrn geführt. Es
ist ja bekannt, daß die Heiden ebenso ein sittliches Leben
führen wie die Christen, ja viele von ihnen wohl ein besseres.
Ein sittliches Leben führt man entweder um Gottes oder um der
Welt willen. Lebt man es um des Göttlichen willen, so ist es ein
geistiges Leben. Beide Arten erscheinen in der äußeren
Form gleich, sind aber innerlich völlig verschieden. Die eine
macht den Menschen selig, die andere nicht. Wer dem Nächsten
nichts Böses zufügt, weil es der Religion, folglich dem
Göttlichen widerspricht, der steht aus geistigem Beweggrund vom
Tun des Bösen ab. Wer hingegen dem anderen nur deshalb nichts
Böses tut, weil er sich vor dem Gesetz, dem Verlust des guten
Rufes, der Ehre oder des Gewinns fürchtet, das heißt aus
Rücksicht auf sich selbst und die Welt, der unterläßt
die böse Tat lediglich aus einem natürlichen Beweggrund.
Ein solcher Mensch wird von sich selbst geführt. Sein Leben ist
bloß natürlich, das des ersteren geistig. Ein Mensch,
dessen sittliches Leben geistiger Art ist, hat den Himmel in sich,
nicht so ein Mensch, dessen sittliches Leben bloß natürlicher
Art ist. Aus alledem kann man erkennen, welche Menschen den Himmel in
sich aufnehmen und welche nicht. Wer um des Göttlichen willen in
der Neigung zum Guten ist, liebt das göttliche Wahre, denn Gutes
und Wahres lieben sich gegenseitig und wollen miteinander verbunden
werden. Deshalb nehmen die Heiden die echten Wahrheiten im anderen
Leben aus Liebe an, wenngleich sie sie in der Welt nicht kannten.
Ich bin auf vielfältige Weise belehrt worden,
daß Heiden, die einen gesitteten Lebenswandel geführt und
ihrer Religion gemäß in Gehorsam und Unterordnung, sowie
in gegenseitiger Liebe gelebt und daher etwas von einem Gewissen
empfangen hatten, im anderen Leben willkommen sind und von den Engeln
mit besonderer Sorgfalt über das Gute und die Glaubenswahrheiten
unterrichtet werden. Sie benehmen sich dabei bescheiden, verständig
und weise. Sie hatten sich keine falschen, im Gegensatz zu den
Glaubenswahrheiten stehenden Grundsätze gebildet, die erst zu
entfernen wären. Noch weniger hatten sie Anstoß an der
Göttlichkeit des Herrn genommen, wie so viele Christen, die ihn
für einen gewöhnlichen Menschen halten. Sobald die Heiden
hören, daß Gott Mensch geworden ist und sich auf diese
Weise in der Welt geoffenbart hat, erkennen sie es umgehend an und
beten zum Herrn, indem sie sprechen: Gott hat sich allerdings
geoffenbart, da er ja der Gott des Himmels und der Erde ist und die
Menschheit ihm gehört. Es ist zwar eine göttliche Wahrheit,
daß es ohne den Herrn kein Heil gibt, doch ist dies so zu
verstehen, daß es kein Heil gibt außer vom Herrn.
Es gibt unter den Heiden ebenso wie unter den
Christen Weise und Einfältige. Um ihre Wesensart zu erkennen,
durfte ich mich mit einigen von ihnen in ein vertrautes Gespräch
einlassen. So war einmal einer bei mir, von dem ich mit gutem Grund
annehmen durfte, daß es sich um Cicero handelte. Ich brachte
das Gespräch auf die Weisheit, Einsicht und Ordnung, auf das
Wort und zuletzt auf den Herrn. Über die Weisheit sagte er, daß
sich von nichts anderem Weisheit aussagen lasse als von der des
Lebens; über die Einsicht, daß sie aus jener stamme, über
die Ordnung, daß sie vom höchsten Gott herrühre und
daß ein Leben nach dieser Ordnung weise und verständig zu
nennen sei. Was das Wort anlangt, so empfand er sehr große
Freude, als ich ihm einiges aus den prophetischen Büchern
vorlas, vor allem darüber, daß die einzelnen Namen und
Wörter innere Dinge bezeichneten. Er wunderte sich sehr, daß
die Gebildeten heutzutage keine Freude an solchen Studien haben. Ich
nahm deutlich wahr, daß die inneren Bereiche seines Denkens
oder Gemüts aufgeschlossen waren. Schließlich erklärte
er, er könne nicht länger bei diesem Gegenstand verweilen,
weil er dabei Heiligeres empfinde, als er zu ertragen vermöge.
Ich durfte auch mit anderen Geistern reden, die in
den alten Zeiten gelebt und zu den weiseren gehört hatten, und
als ich ihnen etwas aus dem Wort vorlas, freuten auch sie sich
darüber aufs höchste. Ich empfand ihre Freude und Wonne,
die hauptsächlich daher rührte, daß alles, was sie
aus dem Wort hörten, bis in die Einzelheiten hinein Vorbildungen
und Bezeichnungen himmlischer und geistiger Dinge darstellte. Sie
sagten, zur Zeit ihres irdischen Lebens wäre die Art ihres
Denkens und Redens wie auch ihres Schreibens ebenso gewesen, und
darin habe ihr Studium der Weisheit bestanden.
Die heute auf Erden lebenden Heiden sind aber
nicht in gleicher Art weise, sondern meist einfältigen Herzens.
Dennoch nehmen im anderen Leben jene von ihnen die Weisheit auf, die
in gegenseitiger Liebe gelebt haben. Als ich das 17. und 18. Kapitel
des Buches der Richter las, in dem von Micha berichtet wird, dem die
Söhne Dans sein Götzenbild, die Teraphim und den Leviten
wegnahmen, war ein Geist zugegen, der als Heide in seinem irdischen
Leben ein Götzenbild angebetet hatte. Er hörte aufmerksam
zu, was dem Micha widerfahren war und wie er um sein Bild jammerte.
Es ergriff ihn derart, daß er vor innerem Schmerz kaum wußte,
was er denken sollte. Das Gefühl seines Schmerzes teilte sich
mit, und zugleich empfand man auch die Unschuld in seinen einzelnen
Gefühlen. Auch Geister aus den Christen waren zugegen,
beobachteten dies und wunderten sich, daß ein Götzendiener
von einem so tiefen Gefühl des Mitleids und der Unschuld
ergriffen werden konnte. Nachher sprachen gute Geister mit ihm und
sagten, ein Götzenbild dürfe nicht angebetet werden, und
dies könne er selbst einsehen, da er ja ein Mensch sei. Er müsse
sich vielmehr Gott ohne ein Götzenbild als den Schöpfer und
Regenten des ganzen Himmels und der ganzen Erde denken, und daß
der Herr dieser Gott sei. Ich durfte, als ihm dies gesagt wurde, die
große Inbrunst wahrnehmen, mit der er anbetete, und die sich
mir mitteilte. Sie war viel heiliger als bei den Christen. Damit
dürfte feststehen, daß die Heiden leichter in den Himmel
kommen als die heutigen Christen (vgl. Lukas 13,29f)
In dem Zustand nämlich, in dem jener Geist
sich befand, konnte er in alle Wahrheiten des Glaubens eingeführt
werden und sie mit innigem Gefühl ergreifen. Bei ihm fand sich
die Barmherzigkeit, die der Liebe eigen ist, und seine Unwissenheit
war mit Unschuld gepaart. Sind aber diese vorhanden, so wird alles,
was zum Glauben gehört, wie von selbst, und zwar mit Freuden
aufgenommen. Er wurde auch nachher unter die Engel versetzt.
Eines Morgens ließ sich aus einiger
Entfernung ein Chor vernehmen. Aufgrund seiner Vorbildungen durfte
ich erkennen, daß es sich um Chinesen handelte. Sie stellten
nämlich das Bild eines wolligen Bockes dar, sodann einen
Hirsekuchen, einen Löffel aus Ebenholz und schließlich das
Bild einer schwimmenden Stadt. Sie wünschten, näher an mich
heranzukommen, und als sie bei mir waren, erklärten sie, sie
wollten mit mir allein sein, um mir ihre Gedanken zu eröffnen.
Es wurde ihnen jedoch bedeutet, einige der Anwesenden empfänden
Unwillen darüber, daß sie allein zu sein wünschten,
obwohl sie doch Gäste seien. Als sie diesen Unwillen wahrnahmen,
begannen sie darüber nachzudenken, ob sie sich etwa ihren
Nächsten gegenüber versündigt und sich etwas, das
anderen gehörte, angeeignet hätten. Da sich die Gedanken im
anderen Leben allesamt mitteilen, durfte ich ihre Gemütsbewegung
wahrnehmen. Sie beruhte auf der Anerkennung, daß sie die
Betreffenden möglicherweise beleidigt hätten, auf der Scham
darüber und zugleich auf anderen gutherzigen Gefühlen.
Daraus ließ sich erkennen, daß sie Nächstenliebe
hatten. Gleich darauf war ich mit ihnen im Gespräch. Als ich
Christus nannte, zeigte sich bei ihnen ein gewisses Widerstreben, das
sie von der Welt her mitgebracht hatten, weil sie wußten, daß
die Christen der Nächstenliebe ermangeln und einen schlimmeren
Lebenswandel führen als sie selbst. Als ich ihn aber einfach den
"Herrn" nannte, zeigten sie sich innerlich bewegt. Nachher
wurden sie von den Engeln unterrichtet, daß die christliche
Lehre mehr als jede andere in der Welt Liebe und Nächstenliebe
vorschreibe, aber nur wenige entsprechend lebten. Sobald sie das
einsehen, nehmen sie die Glaubenslehren auf und beten den Herrn an,
doch zögern sie mehr als andere.
Ich habe mit einigen Mitgliedern der Alten Kirche
gesprochen. (Unter der Alten Kirche ist die Kirche zu verstehen, die
nach der Sintflut bestand und sich damals über Assyrien,
Mesopotamien, Syrien, Äthiopien, Arabien, Libyen, Ägypten,
Philistäa bis nach Tyrus und Sidon und das Land Kanaan diesseits
und jenseits des Jordans erstreckte.) Die Menschen dieser Kirche
wußten damals vom Herrn, daß er kommen werde und waren in
das Gute des Glaubens eingeweiht, fielen aber gleichwohl ab und
wurden zu Götzendienern. Diese Geister waren vorn gegen links an
einem finsteren Ort und in einem kläglichen Zustand. Ihre Rede
tönte wie ein monotones Pfeifen, fast ohne Spur eines
vernünftigen Denkens. Sie sagten, sie befänden sich dort
schon viele Jahrhunderte und würden nur gelegentlich
herausgenommen, um anderen geringfügige Dienste zu leisten. Sie
gaben mir Anlaß, an die vielen Christen zu denken, die zwar
nicht äußerlich, wohl aber innerlich Götzendiener
sind, da sie Verehrer ihrer selbst und der Welt sind und den Herrn im
Herzen leugnen. Welches Los mag sie im anderen Leben erwarten!
Die Kinder im Himmel
Manche glauben, nur Kinder, die innerhalb der
christlichen Kirche geboren wurden, kämen in den Himmel, weil
diese getauft seien und durch die Taufe in den Glauben der Kirche
eingeweiht. Sie wissen nicht, daß niemand durch die Taufe den
Himmel oder den Glauben erlangt. Denn die Taufe dient nur zum Zeichen
und zur Erinnerung daran, daß der Mensch wiedergeboren werden
soll. Man wisse also, daß jedes Kind, wo auch immer es geboren
sein mag, ob innerhalb oder außerhalb der Kirche, ob von
frommen oder gottlosen Eltern, sobald es stirbt, vom Herrn
aufgenommen und im Himmel erzogen wird. Dort unterrichtet man es der
göttlichen Ordnung gemäß und leitet es in Neigungen
des Guten und durch diese in Erkenntnisse des Wahren ein, um es dann,
wenn es an Einsicht und Weisheit zunimmt, in den Himmel einzuführen,
wo es zum Engel wird. Wer nachdenkt, könnte wissen, daß
niemand für die Hölle, sondern jeder für den Himmel
geboren wird, der Mensch daher selbst die Schuld trägt, wenn er
in die Hölle kommt, Kinder aber noch in keine Schuld fallen
können. Wenn Kinder sterben, sind sie im anderen Leben zunächst
Kinder wie zuvor, haben das gleiche kindliche Gemüt, die gleiche
Unschuld in der Unwissenheit und die gleiche Zartheit in allem. Sie
befinden sich erst in dem Ausgangszustand, von dem aus sie Engel
werden können, denn die Kinder sind nicht Engel, sondern werden
Engel. Jeder nämlich, der diese Welt verläßt, betritt
die andere in einem seinem bisherigen ähnlichen Zustand, das
Kind also als Kind. Nachher jedoch ändert sich bei einem jeden
der Zustand. Die Kinder haben freilich den übrigen voraus, daß
sie im Zustand der Unschuld sind und das Böse bei ihnen noch
nicht durch das wirkliche Leben eingewurzelt ist. Die Unschuld
besitzt aber die Eigenschaft, daß ihr alles eingepflanzt werden
kann, was zum Himmel gehört.
Der Zustand der Kinder im anderen Leben übertrifft
den der irdischen Kinder, weil sie nicht mit einem irdischen, sondern
mit einem engelgleichen Leib bekleidet sind. Der irdische Körper
ist an sich schwerfällig, er empfängt die ersten
Empfindungen und Bewegungen nicht von innen oder von der geistigen
Welt her, sondern von außen, von der natürlichen Welt.
Daher müssen die irdischen Kinder zuerst gehen, sich ausdrücken
und reden lernen, ja sogar die Sinne, wie Gesicht und Gehör,
müssen bei ihnen zuerst durch Übung geschult werden. Ganz
anders ist es bei den Kindern im anderen Leben: Als Geistwesen
handeln sie sogleich in Übereinstimmung mit ihrem Inneren. Ohne
Vorübung können sie gehen, reden, wenn auch zuerst nur aus
allgemeinen Neigungen, die noch nicht in Denkvorstellungen
unterschieden sind. Bald werden sie jedoch auch dazu angeleitet, und
zwar weil ihr Äußeres gleichartig mit dem Inneren ist. Die
Engelsprache geht aus den durch Denkvorstellungen variierten
Neigungen hervor und so wird sie den aus der Neigung stammenden
Gedanken ganz angeglichen.
Die Kinder werden unmittelbar nach ihrem Tode
auferweckt, in den Himmel erhoben und weiblichen Engeln übergeben,
die in ihrem irdischen Leben zärtlich die Kinder und zugleich
auch Gott geliebt hatten. Bei jeder Engelfrau sind so viele Kinder,
wie sie in ihrer geistigen Mutterliebe begehrt. Dieser Himmel
erscheint vorn in der Gegend der Stirn, gerade in der Linie oder
Richtung, in der die Engel den Herrn schauen, weil alle Kinder unter
der unmittelbaren Obhut des Herrn stehen. Bei ihnen fließt auch
der Himmel der Unschuld, der dritte Himmel, ein.
Alle Kinder im größten Menschen, im
Himmel, befinden sich in der Gegend der Augen – beim linken
Auge die Kinder mit geistiger, beim rechten die Kinder mit
himmlischer Anlage.
Unter Anleitung ihrer Erzieherin lernen sie
sprechen, wobei es sich zunächst nur um Laute der Neigung
handelt, die in dem Maße bestimmter werden, als sich
Denkvorstellungen damit verbinden. Die Denkvorstellungen aus den
Neigungen bilden nämlich die ganze Engelsprache. In ihre
Neigungen, die alle der Unschuld entstammen, werden zuerst die Dinge
eingeflößt, die vor ihren Augen erscheinen und ihnen
Freude machen. Da sie geistigen Ursprungs sind, fließt zugleich
mit ihnen auch Himmlisches ein, durch das ihr Inneres aufgeschlossen
wird. Auf diese Weise werden sie von Tag zu Tag vervollkommnet. Haben
sie dieses erste Alter überschritten, werden sie in einen
anderen Himmel versetzt, in dem sie von Lehrern unterrichtet werden.
Die Kinder werden vor allem durch Vorbildungen
unterrichtet, die ihrer Gemütsart angemessen sind. Wie schön
und wie reich diese von innen her mit Weisheit erfüllt sind,
vermag niemand zu glauben. Auf diese Weise wird ihnen stufenweise der
Verstand eingeflößt, der seine Seele vom Guten hat.
Auch das Wesen des zarten Verstandes wurde mir
gezeigt. Als ich das Gebet des Herrn betete und sie dann aus ihrer
Verständigkeit heraus in die Vorstellungen meines Denkens
einflossen, empfand ich das als so zart und weich, daß es mir
aus lauter Neigung zu bestehen schien. Zugleich beobachtete ich
dabei, daß der Bereich ihres Verstandes bis hin zum Herrn
aufgeschlossen war, denn was von ihm kam, strömte gleichsam
durch sie hindurch. Tatsächlich fließt auch der Herr
hauptsächlich vom Innersten her in die Vorstellungen der Kinder
ein, denn nichts verschließt diese, wie bei den Erwachsenen.
Keine falschen Grundsätze schließen sie gegenüber dem
Verständnis des Wahren ab, kein Böses gegenüber der
Aufnahme des Guten und der Weisheit. Dem Herrn ist jede einzelne
Anlage bei ihnen bekannt, daher werden sie jeder einzelnen ihrer
Neigungen entsprechend zur Aufnahme der Wahrheiten des Guten und des
Guten aus dem Wahren geführt.
Es ist mir auch in der im anderen Leben üblichen
Kommunikationsweise gezeigt worden, welche Vorstellungen die Kinder
haben, wenn sie irgendwas sehen. Sie reagieren so, als ob alles bis
ins letzte hinein lebendig sei, und daher ist auch jede Vorstellung
in ihrem Denken voller Leben. Es wurde mir klar, daß auch die
irdischen Kinder bei ihren Spielen ganz ähnliche Gedanken hegen,
fragen sie doch noch nicht, wie die Erwachsenen, ob etwas beseelt
oder unbeseelt sei.
Die Unschuld ist das Aufnahmegefäß für
alles Himmlische, die Unschuld der Kinder stellt somit die Grundlage
aller Neigungen des Guten und Wahren dar. Schon daraus könnte
bekannt sein, was oben über die Unschuld der Engel im Himmel
offenbart wurde, nämlich daß sie darin besteht, daß
man vom Herrn und nicht von sich selbst geführt werden will, daß
der Mensch folglich in dem Maße Unschuld besitzt, als er von
seinem Eigenen entfernt ist. Bei der Unschuld der Kinder handelt es
sich jedoch nicht um die echte Unschuld, weil sie noch ohne Weisheit
ist. Sie werden daher von ihrer anfänglichen äußerlichen
Unschuld zur Unschuld der Weisheit geleitet. Diese ist das Endziel
ihrer ganzen Unterweisung und Entwicklung. Hernach wurde mir auch die
echte Unschuld bildhaft dargestellt, und zwar durch ein
wunderschönes, lebensvolles nacktes Kind. Die wahrhaft
Unschuldigen nämlich, die im innersten Himmel und somit dem
Herrn am nächsten sind, erscheinen vor den Augen der anderen
Engel als nackte Kinder, wird doch die Unschuld durch eine Nacktheit
vorgebildet, über die man, wie es vom ersten Menschen und seinem
Weibe im Paradies heißt (1. Mose 2,25), nicht errötet.
Darin liegt auch der Grund, daß die Kindheit im Wort die
Unschuld bezeichnet.
Ich habe mit Engeln darüber gesprochen, ob
die Kinder ohne Böses seien, da sie es nicht, wie die
Erwachsenen verwirklicht haben. Es wurde mir jedoch gesagt, sie
befänden sich ebenso im Bösen, ja auch sie seien an sich
nichts als Böses, würden aber, wie alle Engel, durch den
Herrn vom Bösen abgehalten und im Guten erhalten – so
sehr, daß es ihnen schiene, als ob sie aus sich selbst im Guten
wären. Die im Himmel herangewachsenen Kinder werden daher auch,
damit sie nicht dem Wahn verfallen, ihr Gutes stamme von ihnen selbst
und nicht vom Herrn, gelegentlich in ihr erblich empfangenes Böses
zurückgesetzt und solange darin belassen, bis sie wissen,
anerkennen und glauben, daß sich die Sache wirklich so verhält.
Ein gewisser Geist, als Kind gestorben, aber im Himmel
herangewachsen, hatte sich auch jene Meinung gebildet. Es handelte
sich um den Sohn eines Königs. Er wurde daher in das ihm
angeborene Leben des Bösen zurückversetzt, und dann empfand
ich aufgrund der Sphäre seines Lebens, daß er den Hang
hatte, anderen zu befehlen und den Ehebruch für nichtig zu
achten. Das waren die ihm von seinen Eltern vererbten Übel. Als
er aber diese seine Natur erkannt hatte, wurde er wieder unter die
Engel aufgenommen, zu denen er vorher gehört hatte. Im anderen
Leben erleidet niemand Strafe für sein anererbtes Böses, da
es ihm nicht angehört.
Es geschah mehrfach, daß eine Schar von
Kindern noch ganz kindlichen Wesens in Chören bei mir zusammen
waren. Sie ließen sich als etwas Zartes, Ungeordnetes
vernehmen, das noch nicht, wie es später bei mehr
Herangewachsenen der Fall ist, als Einheit zusammenwirkte. Die
Geister, die bei mir waren, konnten sich zu meiner Verwunderung nicht
enthalten, ihnen Anleitung zu geben, wie sie sprechen sollten; dieser
Hang ist den Geistern angeboren. Ebenso oft konnte ich aber auch
bemerken, daß die Kinder widerstrebten und nicht so sprechen
wollten. Solches Sichweigern und Widerstreben, verbunden mit einer
Art von Unwillen, habe ich öfter wahrgenommen. Und wenn ihnen
Erlaubnis gegeben wurde, sich zu äußern, so sagten sie
bloß, daß dem nicht so sei. Ich wurde belehrt, daß
die Kinder auf diese Art versucht würden, damit sie sich daran
gewöhnen und lernen, nicht allein dem Falschen und Bösen zu
widerstehen, sondern auch nicht nach eines anderen Sinn zu denken, zu
reden und zu handeln, sich also von niemand leiten zu lassen außer
vom Herrn.
Aus dem Gesagten läßt sich das Wesen
der Kindererziehung im Himmel ersehen, nämlich daß sie
durch die Erkenntnis des Wahren und durch die Weisheit des Guten ins
Leben der Engel eingeführt werden, das heißt in die Liebe
zum Herrn und in die gegenseitige Liebe, denen Unschuld innewohnt.
Wie entgegengesetzt ist doch vielfach die Erziehung der Kinder auf
Erden! Die Engel sagten, die Eltern löschten oftmals sogar schon
im ersten Alter alle gegenseitige Liebe und Unschuld aus, die die
Kinder vom Herrn her besitzen, und führten sie in Haß und
Rachsucht ein, schlössen also ihre Kinder mit Fleiß vom
Himmel aus, wo nichts als gegenseitige Liebe herrscht. Die Eltern,
die ihren Kindern Gutes wünschen, mögen sich also davor
hüten.
Der Unterschied zwischen denen, die als Kinder,
und denen, die als Erwachsene sterben, soll auch noch angedeutet
werden. Letztere haben eine Grundlage, die sie von der irdischen und
materiellen Welt her bekommen und mitnehmen. Diese Grundlage ist ihr
Gedächtnis mitsamt seiner natürlichen körperlichen
Neigung. Sie bleibt unverändert, und obwohl sie dann ruht, dient
sie dennoch dem Denken nach dem Tode als eine letzte Grundlage, in
die das Denken einfließt. Daraus ergibt sich, daß der
Mensch nach dem Tode so beschaffen ist, wie diese Grundlage und so
wie seine Vernunft mit dem darin Enthaltenen in Entsprechung steht.
Engel, die als Kinder gestorben und im Himmel erzogen worden sind,
besitzen aber eine andere, nämlich eine geistig-natürliche
Grundlage, haben sie doch nichts von der materiellen Welt und vom
irdischen Körper an sich. Daher können sie gar nicht in so
groben Neigungen und daraus stammenden Gedanken sein, weil sie alles
aus dem Himmel empfangen haben. Zudem wissen sie nicht, daß sie
in der Welt geboren wurden, sondern nur von ihrer geistigen Geburt,
die durch Erkenntnisse des Guten und Wahren und durch Einsicht und
Weisheit geschieht, durch die der Mensch Mensch ist. Und weil diese
vom Herrn stammen, glauben sie, daß sie dem Herrn selbst
angehören und lieben diesen Gedanken. Dennoch kann der Zustand
der Menschen, die auf Erden heranwachsen, ebenso vollkommen werden
wie der Zustand der Kinder in den Himmeln, sofern sie nur die
körperlichen und irdischen Triebe, die ihrer Eigen- und
Weltliebe angehören, entfernen und an deren Stelle geistige
Neigungen in sich aufnehmen.
Weise und Einfältige im Himmel
Man meint, die Weisen würden im Himmel
Herrlichkeit und Vorrang vor den Einfältigen haben, weil es bei
Daniel heißt: "Die Einsichtsvollen werden leuchten wie der
Glanz des Himmels, und die, welche viele zur Gerechtigkeit führen,
wie die Sterne immer und ewiglich" (12,3). Wenige wissen aber,
was unter den Einsichtsvollen und unter denen, die zur Gerechtigkeit
führen, zu verstehen ist. Man glaubt gewöhnlich, es handle
sich dabei um die sogenannten Gebildeten und Gelehrten, vor allem um
Theologen, die sich durch Lehre und Predigt vor anderen hervorgetan
oder gar viele zum Glauben bekehrt hätten – solche
Menschen hält man in der Welt für besonders einsichtsvoll.
Sie sind aber keineswegs identisch mit den Einsichtsvollen im Himmel,
von denen die angeführten Worte handeln – es sei denn,
ihre Einsicht sei tatsächlich himmlischer Art.
Himmlische Einsicht ist eine tiefergehende
Einsicht. Sie entspringt der Liebe zur Wahrheit. Wer aber von der
Wahrheit selbst angeregt und erfreut wird, der wird vom Licht des
Himmels, also vom Göttlich-Wahren, d.h. letztlich vom Herrn
angeregt und erfreut. Dies Licht dringt nur ins Innere des Gemüts
ein, das zu seiner Aufnahme geschaffen wurde; und so wie es
eindringt, regt es an und erfreut. Alles nämlich, was vom Himmel
her einfließt und aufgenommen wird, birgt Angenehmes und
Liebliches in sich. Alle, die diese Neigung oder – was auf
dasselbe hinausläuft – diese Liebe besitzen, sind in
himmlischer Einsicht und leuchten im Himmel wie vom Glanz des
Himmelsgewölbes; denn wie oben gezeigt wurde, leuchtet das
Göttlich Wahre, wo immer es sich im Himmel zeigt. Das
Himmelsgewölbe aber bedeutet aufgrund der Entsprechung jene
Verstandesfähigkeit bei Engeln und Menschen, die Licht vom
Himmel in sich hat. Menschen, deren Wahrheitsliebe auf weltlichen
oder himmlischen Ruhm bedacht ist, können im Himmel nicht
leuchten, da sie ja nur durch das Weltlicht erfreut und angeregt
werden. Dies aber ist ohne das himmlische Licht lauter Finsternis.
Für sie sind die Wahrheiten nur Mittel zum Zweck.
Unter denen, die viele zur Gerechtigkeit führen,
sind die Weisen zu verstehen. Im Himmel heißen diejenigen
weise, die sich im Guten befinden. Im Guten aber sind dort die Engel,
welche die göttlichen Wahrheiten sogleich ins Leben umsetzen.
Wenn nämlich das göttliche Wahre zu einer Sache des Lebens
wird, so wird es zum Guten, da zur Sache des Willens und der Liebe.
So ist die Weisheit eine Angelegenheit des Lebens. Die anderen
dagegen werden nur als Einsichtige bezeichnet, weil sie die
göttlichen Wahrheiten nicht so leicht aufs Leben anwenden,
sondern zuerst im Gedächtnis niederlegen, um sie später
wieder daraus hervorzuholen und dem Leben zu übergeben. Die
Angehörigen des himmlischen Reiches des Herrn heißen
Gerechte, weil sie sich selbst keine, dem Herrn aber alle
Gerechtigkeit zuschreiben. Im Himmel ist die Gerechtigkeit des Herrn
das Gute, das vom Herrn herrührt. Deshalb werden diese hier
unter denen verstanden, die viele zur Gerechtigkeit führen
werden. Auf sie beziehen sich auch die Worte des Herrn (Matth.
13,43): "Die Gerechten werden leuchten wie die Sonne im Reiche
meines Vaters".
Im Himmel sind alle willkommen, die sich in der
Welt Einsicht und Weisheit erworben haben. Jeder von ihnen wird zum
Engel entsprechend der Art und Größe seiner Einsicht und
Weisheit. Alles nämlich, was sich der Mensch in der Welt
erwirbt, bleibt, und er nimmt es nach dem Tode mit sich. Es wird auch
vermehrt und zur Fülle gebracht, jedoch nur soweit der Grad
seiner Neigung und seines Verlangens nach dem Wahren und Guten
reicht, nicht darüber hinaus. Wer wenig Neigung und Verlangen
hatte, nimmt wenig auf, immerhin soviel, wie er innerhalb jenes
Grades aufnehmen kann. Wer hingegen große Neigung und großes
Verlangen danach hatte, nimmt viel auf, denn der eigentliche Grad der
Neigung und des Verlangens ist wie ein Maß, das bis zur Neige
angefüllt wird. Mehr erhält also, wer ein großes,
weniger, wer ein kleines Maß besitzt. Dies meinen die Worte des
Herrn (Mat 13,12 und Luk 6,38): "Denn wer da hat, dem wird
gegeben, daß er die Fülle habe." "Ein
vollgedrückt, gerüttelt und überfließend Maß
wird man in euren Schoß
geben".
In den Himmel werden alle aufgenommen, die das
Wahre und Gute um des Wahren und Guten willen geliebt hatten. Die
viel geliebt hatten, werden Weise, die wenig geliebt hatten,
Einfältige genannt. Im Himmel leben die Weisen in einem starken,
die Einfältigen in einem schwächeren Licht, jeder nach dem
Grad seiner Liebe zum Guten und Wahren. Das Wahre und Gute um seiner
selbst willen lieben heißt, es wollen und tun, denn nur wer
liebt, führt, was er will, auch wirklich aus. Die ersten sind es
auch, die den Herrn lieben und vom Herrn geliebt werden, weil Gutes
und Wahres vom Herrn stammen und darum auch der Herr darin ist. An
sich betrachtet ist der Mensch nichts anderes als sein Gutes und
Wahres. Damit ist klar, daß der Mensch soweit vom Herrn geliebt
wird, wie sein Wille vom Guten und sein Verstand vom Wahren gebildet
wird.
In der Welt glaubt man, daß alle, die viel
wissen, betreffe es nun die Lehren der Kirche, das Wort Gottes oder
die Wissenschaften, die Wahrheiten tiefer und schärfer als
andere erkennen könnten, also mehr Einsicht und Weisheit
besäßen. Die Betreffenden selbst hegen auch die gleiche
Meinung von sich selbst. Im Folgenden soll nun aber gezeigt werden,
wie sich die wahre, die unechte und die falsche Einsicht und Weisheit
unterscheiden: Wahre Einsicht und Weisheit besteht darin, daß
man erkennt und innewird, was wahr und gut und von daher auch, was
falsch und böse ist, und daß man es aus Intuition und
Innewerden gut voneinander unterscheidet. Bei jedem Menschen sind
innere und äußere Dinge. Erstere gehören zum inneren
oder geistigen Menschen, letztere zum äußeren oder
natürlichen Menschen. Gemäß der Form dieser inneren
Dinge und ihrer Übereinstimmung mit dem Äußeren sieht
und empfindet der Mensch. Alles Innere des Menschen kann nur im
Himmel gebildet werden, das Äußere aber formt sich in der
Welt. Ist das Innere im Himmel gebildet, dann fließt das
Himmlische ins Äußere ein und formt es zu seiner
Entsprechung, das heißt dazu, daß es mit ihm einheitlich
zusammenwirken kann. Ist dies geschehen, sieht und empfindet der
Mensch aus dem Inneren heraus. Das einzige Mittel, dieses Innere
auszubilden, besteht darin, daß der Mensch seinen Blick auf das
Göttliche und den Himmel richtet, und dies geschieht, wenn er
daran glaubt und es für die Quelle alles Wahren und Guten,
mithin aller Einsicht und Weisheit hält. Ferner zeigt sich sein
Glaube ans Göttliche, wenn er sich von ihm führen lassen
will. Nur auf diese Weise wird das Innere des Menschen
aufgeschlossen. Ein Mensch, der in solchem Glauben ein
dementsprechendes Leben führt, hat auch die Fähigkeit und
Kraft, einsichtsvoll und weise zu werden. Dazu muß er aber noch
vieles lernen, und nicht nur Dinge, die den Himmel, sondern auch
Dinge, die die Welt angehen – erstere aus dem Wort und durch
die Kirche, letztere durch die Wissenschaft. Je besser der Mensch
diese Dinge lernt und aufs Leben anwendet, desto einsichtsvoller und
weiser wird er, desto mehr vervollkommnet sich sein inneres Sehen,
das Sehen seines Verstandes, sowie seine innere Neigung, die Neigung
seines Willens. Bei den Einfachen dieser Gruppe ist das Innere zwar
geöffnet, doch nicht so kultiviert durch geistige, sittliche,
bürgerliche und natürliche Wahrheiten. Sie empfinden zwar
die Wahrheiten, sobald sie sie hören, aber sie sehen sie nicht
in sich selbst. Bei den Weisen dieser Gruppe hingegen ist das Innere
nicht nur aufgeschlossen, sondern auch ausgebildet, so daß sie
die Wahrheiten zugleich empfinden und in sich selbst erblicken. Damit
dürfte klar sein, worin wahre Einsicht und Weisheit besteht.
Die unechte Einsicht und Weisheit beruht darauf,
daß man nicht von Innen heraus sieht und empfindet, was wahr
und gut, folglich auch, was falsch und böse ist, sondern bloß
glaubt, wahr und gut bzw. falsch und böse sei, was von anderen
dafür ausgegeben wird, und es dann begründet. Wer somit die
Wahrheiten nicht aus der Wahrheit selbst, sondern mit den Augen eines
anderen Menschen sieht, kann ebenso das Falsche wie das Wahre
aufgreifen und glauben und es auch bis zu einem Punkt begründen,
daß es als Wahrheit erscheint. Alles nämlich, was
begründet wird, nimmt den Schein der Wahrheit an, und es gibt
nichts, was man nicht begründen könnte. Das Innere solcher
Menschen ist nicht aufgeschlossen, es sei denn von unten her, ihr
Äußeres aber so weit, wie sie sich (in ihrer Haltung)
bestärkt haben. Das Licht, aus dem sie sehen, ist daher nicht
das Himmels-, sondern das Weltlicht, das Licht der Natur, in dem
Irrtümer ebenso leuchten wie Wahrheiten. Ja, durch die
Begründung können sie sogar Glanz gewinnen, doch nicht vom
himmlischen Licht. Je mehr die Angehörigen dieser Gruppe sich in
ihren Meinungen bestärkt haben, desto mehr verlieren sie an
Einsicht und Weisheit. Damit dürfte klar sein, was unechte
Einsicht und Weisheit ist. Zu dieser Gruppe gehören jedoch nicht
jene, die als Knaben für wahr hielten, was sie von ihren Lehrern
gehört hatten, als Jünglinge aber, sobald sie von einem
eigenen Standpunkt aus dachten, nicht daran hängen blieben,
sondern ein Verlangen nach den Wahrheiten hatten und aus diesem
Verlangen heraus danach suchten und, sobald sie sie gefunden hatten,
innerlich davon angeregt wurden.
Falsch ist alle Einsicht und Weisheit, der die
Anerkennung des Göttlichen fehlt. Wer das Göttliche nicht
anerkennt, sondern stattdessen die Natur, denkt allein vom
Körperlich-Sinnlichen her und ist, so sehr er auch in der Welt
als gebildet und gelehrt gelten mag, rein sinnlich. Seine Bildung
erhebt sich nicht über das, was in der Welt vor den Augen
erscheint. Dies hält sein Gedächtnis fest und betrachtet es
fast ausschließlich unter materiellen Gesichtspunkten, obwohl
es sich dabei um dieselben Wissenschaften handelt, die den wahrhaft
Verständigen zur Ausbildung ihrer Vernunft dienen. Auch
Geistliche, die das Göttliche leugnen, erheben ihre Gedanken
nicht über das Sinnliche. Sie betrachten den Inhalt des
Göttlichen Wortes wie andere die Wissenschaft, machen ihn auch
nicht zum Gegenstand ihres Nachdenkens oder der Betrachtung aus einer
erleuchteten Vernunft, weil ihr Inneres verschlossen ist und damit
zugleich auch das dem Inneren am nächsten liegende Äußere.
All dies ist bei ihnen verschlossen, weil sie dem Himmel den Rücken
zukehren. Deshalb können sie nichts Wahres und Gutes erkennen.
Diese sinnlichen Menschen vermögen jedoch sehr gut zu
vernünfteln, oft sogar gewandter und schärfer als andere
Menschen, aber es geschieht aufgrund von Sinnestäuschungen, die
sie durch ihr Wissen begründet haben. Dieser Fähigkeit
wegen halten sie sich selbst auch für weiser als andere. Was
ihren Erörterungen die Wärme des Gefühls verleiht, ist
das Feuer der Eigen- und Weltliebe. Von ihnen, die sich in falscher
Einsicht und Weisheit befinden, spricht der Herr bei Matthäus:
"Denn mit sehenden Augen sehen sie nicht und
mit hörenden Ohren hören sie nicht, und sie verstehen es
nicht". (13,13-15)
Und an anderer Stelle sagt er:
"Ich preise Dich, Vater,... daß Du dies
vor den Weisen und Klugen verborgen und den Unmündigen
geoffenbart hast". (11,25f)
Es wurde mir gestattet, mit vielen Gebildeten nach
ihrem Austritt aus der Welt zu sprechen. Einige hatten einen großen
Ruf genossen und waren durch ihre Schriften in der literarischen Welt
berühmt. Andere wiederum waren zwar weniger berühmt,
besaßen aber doch eine tiefe Weisheit. Jene, die im Herzen das
Göttliche leugneten, so sehr sie es auch mit dem Munde bekannt
hatten, waren so dumm geworden, daß sie kaum imstande waren,
auch nur eine Wahrheit des bürgerlichen Lebens, geschweige denn
etwas Geistiges zu begreifen. Man spürte und sah auch, daß
das Innere ihres Gemüts so völlig verschlossen war, daß
es ganz schwarz erschien (dergleichen Dinge stellen sich in der
geistigen Welt sichtbar dar). Sie konnten nicht das geringste
Himmelslicht ertragen, folglich auch keinen Einfluß aus dem
Himmel aufnehmen. Diese Schwärze des Inneren erschien intensiver
und ausgedehnter bei denen, die sich auf Grund ihrer
wissenschaftlichen Bildung gegen das Göttliche bestärkt
hatten. Solche Menschen nehmen im anderen Leben mit Lust alles
Falsche an und saugen es auf, wie ein Schwamm das Wasser, während
sie alles Wahre zurückstoßen, wie eine elastische
knöcherne Substanz das zurückstößt, mit dem sie
zusammenprallt. Man sagt auch, daß ihr Inneres verknöchert
sei, weil sie sich gegen das Göttliche und für die Natur
bestärkt haben, und in der Tat erscheint das Haupt solcher
Menschen zum Zeichen, daß sie kein Innewerden mehr besitzen,
bis herab zur Nase hart wie von Ebenholz. Alle weltliche Bildung
verwandelt sich in dieser Weise, wenn sie nicht durch Anerkennung des
Göttlichen himmlisches Licht in sich aufgenommen hat.
Der Mensch nimmt zwar sein ganzes natürliches
Gedächtnis mit sich hinüber, doch das darin Enthaltene
kommt ihm nicht mehr in den Sinn und vor Augen, wie seinerzeit in der
Welt. Er kann nichts daraus schöpfen und ins geistige Licht
stellen, weil es diesem nicht angehört. Nur die Vernunft- und
Verstandeswahrheiten, die sich der Mensch während seines Lebens
im Körper mithilfe der Wissenschaften erworben hatte, passen zum
Lichte der geistigen Welt. So weit der Geist des Menschen durch
Kenntnisse und Wissenschaften in der Welt vernünftig geworden
ist, soweit bleibt er es auch nach der Trennung vom Körper.
Menschen dieser Art hatten alles zum Nutzen des
Lebens angewendet, zugleich das Göttliche anerkannt, das Wort
Gottes geliebt und ein geistig-sittliches Leben geführt. Ihnen
dienten die Wissenschaften als Mittel, um weise zu werden und alles
zu stärken, was mit dem Glauben zusammenhängt. Ich habe das
Innere ihres Gemüts wahrgenommen, ja sogar angeschaut: Es war
durchlässig für ein Licht von glänzend weißer,
flammend roter und himmelblauer Farbe, vergleichbar durchsichtigen
Diamanten, Rubinen und Saphiren, und zwar je nach dem Grade ihrer
Bestärkung für das Göttliche und die göttlichen
Wahrheiten durch die Wissenschaften. Die Aufnahme-Ebene jenes Lichts,
auf der sich etwas wie ein Farbenspiel zeigt, ist der innere
Gemütsbereich. Die verschiedenen Begründungen der
göttlichen Wahrheiten durch natürliche Ansichten aus dem
Bereich der Wissenschaften bringen diese Farbenwechsel hervor. Das
innere Gemüt des Menschen blickt nämlich in den Bereich des
natürlichen Gedächtnisses hinein und hebt, was es dort an
Bestätigungen findet, durch das Feuer der himmlischen Liebe
gleichsam zur Höhe empor und läutert es zu geistigen Ideen.
Solange der Mensch im Körper lebt, weiß er von alledem
nichts, denn obwohl er in diesem Zustand sowohl geistig als auch
natürlich denkt, wird er sich doch nur dessen bewußt, was
er natürlich, nicht was er geistig gedacht hatte. Kommt er dann
aber in die geistige Welt, hat er umgekehrt kein Bewußtsein
mehr von dem, was er in der Welt natürlich, sondern nur noch von
dem, was er geistig gedacht hatte – so sehr verändert sich
der Zustand. All dies zeigt, daß der Mensch durch Kenntnisse
und Wissenschaften geistig wird und sie ihm als Mittel dienen, weise
zu werden, freilich nur wenn er das Göttliche im Glauben und
Leben anerkannt hat. Die Einfältigen bestehen in der geistigen
Welt aus denen, die zwar das Göttliche anerkannt, das Wort
Gottes geliebt und ein geistig-sittliches Leben geführt, die
inneren Bereiche ihres Gemüts jedoch nicht weiter durch
Kenntnisse und Wissenschaften ausgebildet hatten. Das menschliche
Gemüt ist nämlich wie ein Erdreich, dessen Beschaffenheit
davon abhängt, wie es angebaut wird.
Die Reichen und Armen im Himmel
Über die Aufnahme in den Himmel bestehen
verschiedene Ansichten. Während einige annehmen, daß nur
die Armen, nicht aber die Reichen aufgenommen würden, glauben
andere, sowohl Reiche als Arme würden eingelassen. Wieder andere
meinen, die Reichen müßten zuerst ihren Gütern
entsagen und den Armen gleich werden. Dabei begründet jeder
seine Meinung durch das Wort. Doch wer zwischen Armen und Reichen
bezüglich ihrer Aufnahme in den Himmel unterscheidet, versteht
das Wort gar nicht. Es ist nämlich in seinem Schoße
geistig und im Buchstaben natürlich. Wer es daher nur nach
seinem buchstäblichen, nicht aber nach seinem geistigen Sinn
versteht, der irrt sich in vieler Hinsicht, insbesondere hinsichtlich
der Reichen und Armen, also wenn er meint, den Reichen falle es
ebenso schwer, in den Himmel zu gelangen, wie einem Kamel, durch ein
Nadelöhr hindurchzukommen, den Armen aber falle es leicht, weil
sie arm seien, heiße es doch: "Selig sind die Armen, denn
das Himmelreich ist ihr." (Mat 5,3)
Wer aber etwas vom geistigen Sinn des Wortes weiß,
denkt darüber anders. Er weiß, daß der Himmel allen
offen steht, die ein Leben des Glaubens und der Liebe leben, seien
sie nun reich oder arm. Im Folgenden soll nun gezeigt werden, wer in
Wirklichkeit unter den Reichen und unter den Armen im Wort zu
verstehen ist. Aufgrund vieler Gespräche und meines
Zusammenlebens mit den Engeln durfte ich zur Gewißheit
gelangen, daß sich im Himmel Reiche wie Arme finden. Manche von
den Reichen besitzen sogar größere Herrlichkeit und
Glückseligkeit als die Armen.
Gleich zu Beginn darf bemerkt werden, daß
der Mensch Reichtümer erwerben und Vermögen ansammeln kann,
soviel er Gelegenheit dazu hat – vorausgesetzt, es geschieht
nicht mit List oder Betrug. Er darf gut essen und trinken, wenn er
nur nicht sein Leben darein setzt, darf seinem Stande gemäß
prächtig wohnen und geselligen Umgang pflegen, wie andere auch,
Unterhaltungslokale aufsuchen und über weltliche Dinge sprechen.
Er hat es nicht nötig, stets andächtig, mit
niedergeschlagenen Augen, Seufzen und hängendem Kopf
einherzugehen, sondern darf fröhlich und wohlgemut sein. Er muß
auch nicht sein Eigentum den Armen verschenken, wenn ihn nicht
Neigung dazu treibt. Mit einem Wort: Er kann äußerlich
ganz wie ein Weltmensch leben, da diese Dinge den Menschen nicht im
geringsten daran hindern, in den Himmel zu kommen, vorausgesetzt, daß
er innerlich geziemend an Gott denkt und gegen den Nächsten
aufrichtig und gerecht handelt. Der Mensch ist nämlich so
beschaffen wie seine Neigung und sein Denken bzw. seine Liebe und
sein Glaube. All sein äußeres Tun bezieht sein Leben von
daher, denn Handeln ist Wollen und Reden ist Denken. Wenn es daher im
Wort heißt, der Mensch werde nach seinen Taten gerichtet, und
es solle ihm nach seinen Werken vergolten werden, so ist darunter zu
verstehen, daß nach seinem Denken und seiner Gesinnung gefragt
wird, denn die Taten sind ganz so wie das Denken und die Neigung.
Damit ist klar, daß das Äußere des Menschen nichts
zur Sache tut, sondern nur sein Inneres, der Ursprung des Äußeren.
Es ist also nicht so schwer, den Weg des Himmels
zu betreten, wie viele meinen. Die einzige Schwierigkeit besteht
darin, der Selbstsucht und Weltliebe zu widerstehen und sie so zu
zügeln, daß sie nicht vorherrschen. Denn sie sind der
Ursprung alles Bösen. Die Worte des Herrn zeigen, daß es
nicht so schwer ist, den Weg des Himmels zu gehen, wie man glaubt:
"Lernet von mir, denn ich bin sanftmütig
und von Herzen demütig, so werdet ihr Ruhe finden für eure
Seelen, denn mein Joch ist sanft und meine Last ist leicht".
(Mat 11,29f.)
Sanft ist das Joch des Herrn und leicht ist seine
Last, denn je wie der Mensch dem seiner Eigen- und Weltliebe
entspringenden Bösen widerstrebt, wird er vom Herrn und nicht
von sich selbst geführt. Der Herr widersteht dann dem Bösen
beim Menschen und entfernt es.
Ich sprach mit einigen nach ihrem Tode, die
während ihres irdischen Lebens der Welt entsagt und sich einem
einsamen Leben ergeben hatten. Sie meinten durch Abwendung ihrer
Gedanken von weltlichen Dingen fromme Betrachtungen pflegen zu
können, um auf diese Weise den Weg des Himmels zu betreten.
Solche Menschen sind jedoch im anderen Leben von trauriger Gemütsart:
sie verachten andere, die nicht sind wie sie und zeigen sich
ungehalten darüber, daß ihnen kein glücklicheres Los
zuteil wird als den anderen. Sie glauben nämlich, daß sie
es verdient hätten. Dabei kümmern sie sich nicht um andere
und beteiligen sich nicht an den Werken der Nächstenliebe, durch
die allein eine Verbindung mit dem Himmel zustandekommt. Aber gerade
sie verlangen mehr als andere nach dem Himmel. Wenn sie aber zu den
Engeln erhoben werden, gehen Beängstigungen von ihnen aus,
welche die Seligkeit der Engel stören. Deshalb werden sie
abgesondert und begeben sich dann in öde Gegenden, um dort ein
ähnliches Leben zu führen wie in der Welt. Der Mensch kann
nämlich nur durch die Welt für den Himmel gebildet werden,
denn in der Welt enden die letzten Wirkungen, welche die Neigung
eines jeden abrunden müssen. Damit ist klar, daß nur ein
Leben tätiger Liebe zum Himmel führt, keineswegs aber ein
sogenanntes frommes Leben ohne tätige Liebe. Taten der
Nächstenliebe sind eben nur möglich, je wie der Mensch an
den Geschäften dieser Welt Teil hat, nicht aber, wenn er sich
davon zurückzieht. (360)
Das Los vieler Reicher im Himmel ist, daß
sie mehr als andere im Wohlstand leben. Einige von ihnen wohnen in
Palästen, die im Inneren von Gold und Silber glänzen und
haben Überfluß an allem. Aber sie hängen ihr Herz
nicht an diese Dinge, sondern an die dadurch möglich werdenden
Nutzwirkungen. Diese sehen sie in aller Klarheit und wie im Licht,
das Gold und Silber aber im Vergleich dazu wie in der Dunkelheit oder
im Schatten. Gute Nutzwirkungen sind: Sich und die Seinen mit den
Lebensnotwendigkeiten versehen, Reichtum erstreben zum Wohl des
Vaterlandes und des einzelnen Nächsten, dem ein Reicher in
vieler Hinsicht mehr wohltun kann als ein Armer. Er kann dann auf
diese Weise auch sein Gemüt vor Untätigkeit bewahren.
Untätigkeit ist verderblich, weil in einem solchen Leben der
Mensch aus dem ihm eingepflanzten Bösen heraus böse denkt.
Alle diese Nutzwirkungen sind gut, soweit sie das Göttliche in
sich tragen, das heißt soweit der Mensch dabei auf das
Göttliche und den Himmel blickt und sein Gutes darein setzt, im
Reichtum aber nur das Mittel zu diesem Guten sieht.
Den Reichen aber, die nicht an das Göttliche
geglaubt und die alles aus ihrem Gemüt verbannt haben, was zum
Himmel und zur Kirche gehört, wird das entgegengesetzte Los
zuteil. Sie finden sich in der Hölle wieder, in Schmutz, Elend
und Dürftigkeit. Darein verwandelt sich nämlich ein
Reichtum, der als Endzweck geliebt wird.
Einem jeden Menschen bleibt nach dem Tode seine
Grundneigung oder herrschende Liebe. Sie wird in Ewigkeit nicht
ausgerottet, weil der Geist des Menschen ganz so ist, wie diese seine
Liebe und – was ein Geheimnis ist – weil der Leib jedes
Geistes oder Engels die äußere Form seiner Liebe
darstellt. Sie entspricht ganz und gar der inneren Gestalt, nämlich
der seiner Gesinnung und seines Gemüts. So kommt es, daß
die Art der Geister aus ihrem Angesicht, ihren Gebärden und
ihrer Rede zu ersehen ist. Auch der Geist des irdischen Menschen
ließe sich erkennen, hätte er es nicht gelernt, mit
Gesicht, Gebärden und Worten etwas vorzutäuschen, was gar
nicht sein eigen ist. Daraus ist ersichtlich, daß der Mensch in
Ewigkeit so bleibt, wie seine Grundneigung oder vorherrschende Liebe
ist.
Die Armen kommen nicht ihrer Armut, sondern ihres
Lebens wegen in den Himmel; denn einem jeden, er sei reich oder arm,
folgt sein Leben nach. Es gibt keine besondere Barmherzigkeit, die
dem einen mehr gewährt als dem anderen. Aufgenommen wird, wer
einen guten, zurückgewiesen, wer einen schlechten Lebenswandel
geführt hat. Zudem wird der Mensch durch Armut ebenso verführt
und vom Himmel abgewendet, wie durch Reichtum. Unter den Armen gibt
es sehr viele, die mit ihrem Schicksal unzufrieden, voller
Begehrlichkeit sind und Reichtum für einen Segen halten.
Erlangen sie ihn nicht, werden sie zornig, denken schlecht von der
göttlichen Vorsehung und beneiden andere um ihre Güter.
Außerdem betrügen sie ebenso wie die anderen, wenn sich
die Gelegenheit dazu bietet, und leben auch genau wie sie in
schmutzigen Wollüsten. Anders freilich die Armen, die nicht mit
ihrem Geschick hadern, sorgsam und fleißig in ihrem Geschäft
sind, Arbeit über Müßiggang stellen, gewissenhaft und
treu handeln und dabei zugleich ein christliches Leben führen.
Damit dürfte feststehen, daß die
Reichen ebenso in den Himmel kommen wie die Armen, die einen so
leicht wie die anderen. Die Meinung, Arme hätten es leichter als
die Reichen, beruht auf einem mangelhaften Verständnis der
Stellen, in denen das Wort Gottes von den Reichen und Armen spricht.
Unter den "Reichen" werden im geistigen Sinne alle
verstanden, bei denen Überfluß an Kenntnissen des Guten
und Wahren herrscht, also die Angehörigen der Kirche, in der das
Wort bekannt ist. Die "Armen" hingegen bezeichnen die,
denen jene Kenntnisse fehlen, die aber gleichwohl danach verlangen,
also die Menschen außerhalb der Kirche, wo das Wort nicht
bekannt ist. Unter dem "Reichen", der sich in Purpur und
Byssus kleidete und in die Hölle geworfen wurde (Luk 16,19-31),
ist das jüdische Volk zu verstehen. Es heißt reich, weil
es Überfluß an Kenntnissen des Guten und Wahren durch das
Wort besaß. Unter dem "Armen" hingegen, der vor der
Tür des Reichen lag, sich von den Brosamen sättigen wollte,
die von dessen Tisch fielen, und der von Engeln in den Himmel
emporgetragen wurde, werden die Heiden verstanden. Sie besitzen keine
Kenntnisse des Guten und Wahren, haben aber ein Verlangen danach. Es
soll auch erklärt werden, wer jener "Reiche" sein
soll, von dem der Herr sagte: "Es ist leichter, daß ein
Kamel durch ein Nadelöhr gehe, als daß ein Reicher ins
Reich Gottes komme". (Mat 19,24)
Dieser "Reiche" bezeichnet die Reichen
in beiderlei Sinn, im natürlichen wie im geistigen: Die Reichen
im natürlichen Sinne, die ihr Herz an ihren materiellen Überfluß
hängen, und die Reichen im geistigen Sinne, deren Überfluß
an Kenntnissen und Wissen – denn darin bestehen die geistigen
Reichtümer – sie dazu verführt, sich aus eigener
Einsicht der Dinge im Himmel und in der Kirche zu bemächtigen.
Weil das gegen die göttliche Ordnung verstößt, heißt
es, daß ein Kamel eher durch ein Nadelöhr gehe. In jenem
Sinn bezeichnet nämlich das "Kamel", das Erkennen und
Wissen im allgemeinen, das "Nadelöhr" aber das
geistige Wahre.
Die Ehen im Himmel
Weil der Himmel aus dem menschlichen Geschlecht
stammt und daher die Engel beiderlei Geschlechts sind, und weil von
der Schöpfung her die Frau für den Mann und der Mann für
die Frau bestimmt ist, also einer dem anderen angehören soll,
und weil schließlich beiden diese Liebe eingeboren ist, so
folgt, daß es Ehen in den Himmeln ebenso wie auf Erden gibt.
Aber die himmlischen Ehen unterscheiden sich sehr von den irdischen.
Die Ehe in den Himmeln besteht in der Verbindung
zweier zu einem Gemüt. Das Gemüt besteht aus zwei
Bereichen, von denen der eine als Verstand, der andere als Wille
bezeichnet wird. Wirken diese beiden als eines zusammen, werden sie
als ein Gemüt bezeichnet. Im Himmel vertritt der Ehemann den
Bereich des Gemüts, der als Verstand, die Gattin den Bereich,
der als Wille bezeichnet wird. Wenn nun diese Verbindung aus dem
Gebiet des Inneren in das des Körpers herabdringt, so wird sie
als Liebe wahrgenommen und empfunden. Dies ist die eheliche Liebe.
Daher werden im Himmel zwei Ehegatten nicht zwei, sondern ein Engel
genannt.
Diese Verbindung zwischen dem Ehemann und der
Gattin im Gemüt beruht auf der Schöpfung selbst. Der Mann
wird nämlich geboren, um verständig zu sein, also vom
Verstand her, die Frau aber, um wohlwollend (voluntaria) zu sein und
so aus dem Willen zu denken. Dies ist sowohl aus ihrer Neigung oder
angeborenen Art wie aus ihrer Gestalt ersichtlich: Aus der
angeborenen Art deshalb, weil der Mann aus Vernunft handelt, die Frau
aber aus Neigung; an der Gestalt, insofern der Mann ein strengeres
und weniger schönes Gesicht, eine rauhere Sprache und einen
derberen Körper hat, die Frau dagegen ein zarteres und schöneres
Antlitz, eine sanftere Sprache und einen weicheren Körper. Daher
kommt es, daß im Wort durch den "Jüngling" und
den "Mann" im geistigen Sinne das Verständnis des
Wahren, durch die "Jungfrau" und das "Weib"
hingegen die Neigung zum Guten bezeichnet wird. Aus dem gleichen
Grund wird die Kirche als die Neigung zum Guten und Wahren "Weib"
oder auch "Jungfrau" genannt und werden ferner alle die
"Jungfrauen" geheißen, die in der Neigung zum Guten
sind, wie Offb 14,4.
Ein jeder, Mann wie Frau, erfreut sich des
Verstandes und des Willens, beim Manne jedoch dominiert der Verstand
und bei der Frau der Wille, und danach richtet sich ihr Menschsein
(et homo est secundum id quod praedominatur). Bei den Ehen im Himmel
gibt es jedoch keinerlei Vorherrschaft, denn der Wille der Frau ist
zugleich der des Mannes, und der Verstand des Mannes zugleich der der
Frau, weil ja ein jedes gern so will und denkt wie das andere, und so
wollen und denken sie in Gegen- und Wechselseitigkeit. Darauf beruht
ihre Verbindung zu einem Wesen, dringt doch der Wille des Weibes in
den Verstand des Mannes ein, der Verstand des Mannes aber in den
Willen des Weibes, und dies vor allem, wenn sie einander ins Antlitz
schauen.
Von Engeln wurde mir gesagt, daß zwei
Ehegatten im selben Maße, wie sie sich einer solchen Verbindung
erfreuen, eheliche Liebe und zugleich Einsicht, Weisheit und
Seligkeit genießen. Dem ist so, weil das göttliche Wahre
und das göttliche Gute, aus denen alle Einsicht, Weisheit und
Glückseligkeit stammt, zuerst in die eheliche Liebe einfließen.
Die eheliche Liebe ist somit die eigentliche Grundlage des göttlichen
Einflusses, weil sie zugleich eine Ehe des Wahren und Guten ist.
Anders ausgedrückt: die Beschaffenheit des Engels hängt ab
von der Verbindung der Liebe und des Glaubens bzw. des Glaubens und
der Liebe in ihm.
Das vom Herrn ausgehende Göttliche fließt
aber deshalb zuerst in die eheliche Liebe ein, weil sie aus der
Verbindung des Guten und Wahren stammt. Die Verbindung des Guten und
Wahren hat ihren Ursprung in Gottes Liebe zu allen Geschöpfen im
Himmel wie auf Erden. Aus der göttlichen Liebe geht das
göttliche Gute hervor, das von Engeln und Menschen in Gestalt
göttlicher Wahrheiten aufgenommen wird. Das einzige Gefäß
des Guten aber ist das Wahre. Daher vermag niemand etwas vom Herrn
und vom Himmel zu empfangen, der nicht in deren Wahrheiten ist. In
dem Umfang, in dem die Wahrheiten beim Menschen mit dem Guten
verbunden sind, ist er daher mit dem Herrn und dem Himmel verbunden.
Eben deshalb heißt die Verbindung des Guten und Wahren in den
Himmeln eine himmlische Ehe und wird der Himmel im Wort mit einer Ehe
verglichen und auch so genannt. Vom Herrn aber heißt es, er sei
der Bräutigam und Gatte, und vom Himmel und von der Kirche, sie
seien die Braut oder auch das Weib.
Das Gute und Wahre bilden, wenn sie beim Engel und
Menschen verbunden sind, nicht mehr zwei, sondern eins, weil dann das
Gute zum Wahren und das Wahre zum Guten gehört. Daher werden
zwei Ehegatten im Himmel nicht zwei, sondern ein Engel genannt. Dies
ist auch unter den Worten des Herrn zu verstehen:
"Habt ihr nicht gelesen, daß sie der
Schöpfer am Anfang als Mann und Weib schuf und sprach: »Darum
wird ein Mensch Vater und Mutter verlassen und seinem Weibe anhangen;
und die zwei werden ein Fleisch sein«? So sind sie nun nicht
mehr zwei, sondern ein Fleisch. Was nun Gott verbunden hat, das soll
der Mensch nicht scheiden." (Mat 19,4-6 und Parallelen)
Hier wird die himmlische Ehe beschrieben, in der
die Engel leben, und zugleich die Ehe des Guten und Wahren. Die
Worte, "was Gott verbunden hat, das soll der Mensch nicht
scheiden", sind so zu verstehen, daß das Gute nicht vom
Wahren getrennt werden soll.
Ich hörte einst einen Engel die wahre
eheliche Liebe und ihre himmlischen Freuden folgendermaßen
beschreiben: Sie sei das Göttliche des Herrn in den Himmeln,
also das göttliche Gute und Wahre, die in zwei Engeln derart
vereint seien, daß sie nicht mehr zwei, sondern eins bildeten.
Daher rühre auch, daß alles im Himmel der ehelichen Liebe
eingeschrieben ist und zugleich damit so viele Seligkeiten und
Freuden, daß sie jede Zahl übersteigen. Er drückte
die Zahl durch eine Bezeichnung aus, die Myriaden von Myriaden in
sich schloß. Der Engel wunderte sich, daß der Mensch der
Kirche nichts von alledem weiß, obwohl doch die Kirche der
Himmel des Herrn auf Erden und die Ehe des Guten und Wahren sein
soll. Er staune, sagte der Engel, wenn er bedenke, daß
innerhalb der Kirche mehr Ehebrüche begangen und sogar
gerechtfertigt würden als außerhalb von ihr. Denn das
Vergnügen des Ehebruchs bestehe im geistigen Sinne – also
in der geistigen Welt – in nichts anderem, als in dem
Angenehmen der Liebe eines mit Bösem verbundenen Falschen und
sei ein höllisches Vergnügen.
Jeder Mensch weiß, daß zwei Ehegatten,
die sich lieben, innerlich eins sind, und daß das Wesentliche
der Ehe in der Vereinigung der Seelen oder Gemüter besteht. Das
Gemüt aber bildet sich einzig und allein aus Wahrem und Gutem.
Daher ist die Vereinigung der Seelen ebenso beschaffen, wie das Wahre
und Gute, aus denen sie gebildet sind. Folglich ist die Vereinigung
jener Seelen am vollkommensten, die aus echtem Wahren und Guten
gebildet sind. Man muß wissen, daß nichts sich mehr
gegenseitig liebt, als das Wahre und Gute; von dieser Liebe stammt
daher die wahrhaft eheliche Liebe ab. Es lieben sich freilich auch
das Falsche und das Böse, aber ihre Liebe verwandelt sich in der
Folge in eine Hölle.
Man kann daraus auch ableiten, daß die
eheliche Liebe im gleichen Maße echt ist, wie die Wahrheiten,
die mit dem Guten verbunden sind. Und weil alles Gute, das mit den
Wahrheiten verbunden wird, vom Herrn stammt, so folgt, daß
wahre eheliche Liebe nur haben kann, wer den Herrn und sein
Göttliches anerkennt.
Damit ist klar, daß alle, die sich im
Falschen befinden, keine eheliche Liebe besitzen, ganz zu schweigen
von denen, die im Falschen aus Bösem sind. Das Innere, das
Gebiet des Gemüts, ist bei ihnen verschlossen. Es wurde mir
gewährt, die Art ihrer infernalischen Ehen zu sehen. Sie
sprechen zwar miteinander und vereinigen sich auch aus Lust, aber
innerlich brennen sie von unbeschreiblichem, ja tödlichen Haß
aufeinander.
Eheliche Liebe kann nicht zwischen zwei Menschen
grundverschiedener Religion bestehen, weil das Wahre des einen nicht
mit dem Guten des anderen übereinstimmt. Der Ursprung ihrer
Liebe ist ungeistig. Wenn sie zusammenleben und sich vertragen, so
allein aus natürlichen Gründen. Deshalb werden Ehen im
Himmel unter Angehörigen derselben Gesellschaft geschlossen,
weil sie in ähnlichem Guten und Wahren sind, und nicht mit
Angehörigen anderer Gesellschaften. Dasselbe wurde bei den
Israeliten dadurch dargestellt, daß Ehen innerhalb der Stämme,
insbesondere innerhalb der Sippen geschlossen wurden, und nicht
außerhalb derselben.
Die wahre eheliche Liebe ist auch nicht möglich
zwischen einem Manne und mehreren Frauen (oder umgekehrt); denn der
geistige Ursprung wird dadurch zerstört, der ja darauf beruht,
daß aus zwei Gemütern eines gebildet wird, also die
innerliche Verbindung, die des Guten und Wahren, aus der das
eigentliche Wesen dieser Liebe stammt. Die Ehe mit mehr als einer
Gattin gleicht einem auf mehrere Willen verteilten Verstand oder
einem Menschen, der nicht einer, sondern mehreren Kirchen anhängt.
Sein Glaube würde derart zerrissen werden, daß er
schließlich zu nichts würde. Die Engel sagen, mehrere
Frauen zu heiraten sei ganz und gar gegen die göttliche Ordnung,
und sie wüßten mehrere Gründe dagegen anzuführen.
Sie sagten ferner, daß der Mensch dies nur schwer begreife,
weil sich nur wenige in der wahren ehelichen Liebe befinden und jene,
die nicht darin stehen, überhaupt nichts wissen von der inneren
Freude, die jene Liebe in sich birgt, sondern nur von der
ausschweifenden Lust, welche nach kurzem Beischlaf in Unlust
umschlage. Die Freuden der wahrhaft ehelichen Liebe dagegen sind
nicht nur beständig bis ins hohe irdische Alter, sondern wandeln
sich auch nach dem Tode zu himmlischen Freuden, wobei sie mit einer
innerlichen Freude erfüllt werden, die sich in Ewigkeit
vervollkommnet.
Die Sucht des einen Ehegatten, über den
anderen zu herrschen, hebt die eheliche Liebe und ihre himmlische
Freude völlig auf. Die Herrschsucht in der Ehe wirkt aber darum
zerstörend, weil der Herrschende will, daß sein Wille
allein beim anderen gelte, umgekehrt aber der des Partners nicht bei
ihm. Folglich besteht keine Gegenseitigkeit und damit auch keine
Gemeinsamkeit (communicatio … cum altero).
Wenn einer dasselbe will oder liebt wie der
andere, sind beide frei. Wo aber Freiheit ist, da ist auch Liebe.
Herrschsucht hingegen tötet die Freiheit. Der Beherrschte ist
ein Sklave, wie übrigens auch der Herrschende selbst, weil er
der Sklave seiner Herrschsucht ist. Doch das ist dem völlig
unbegreiflich, der die Freiheit der himmlischen Liebe nicht kennt.
Das Innere der Menschen aber, in deren Ehe die Herrschsucht regiert,
prallt in gegenseitigem Kampf aufeinander, mag auch das Äußere
um der Ruhe willen noch so sehr gezügelt und beschwichtigt
werden. Der Zusammenprall und Kampf ihres Inneren zeigt sich nach
ihrem Tod, wo sie meist zusammenkommen und dann einander wie Feinde
bekämpfen und sich gegenseitig zerfleischen.
Bei manchen findet sich etwas, das den Schein der
ehelichen Liebe annimmt, und zwar aus mehreren Ursachen.
Beispielsweise um zu Hause bedient zu werden, um in Sicherheit, in
Ruhe oder Gemächlichkeit leben zu können, um in Tagen der
Krankheit und im Alter Pflege zu haben, oder aus Sorge für die
geliebten Kinder. Einige tun sich Zwang an, sei es aus Furcht vor dem
Gatten, dem Verlust des guten Rufs oder üblen Folgen, andere
bringt die Sinnlichkeit dazu. Es bestehen auch Unterschiede zwischen
der ehelichen Liebe der Ehegatten: der eine kann mehr, der andere
wenig oder nichts davon haben. Dieser Unterschied macht, daß
den einen der Himmel, den anderen die Hölle erwarten kann.
Die echte eheliche Liebe findet sich im innersten
Himmel, weil dort die Engel in der Ehe des Guten und Wahren wie auch
in der Unschuld sind. Die Engel der unteren Himmel sind zwar
ebenfalls in der ehelichen Liebe, doch nur nach dem Maß ihrer
Unschuld. Die eheliche Liebe ist nämlich an und für sich
ein Zustand der Unschuld, weshalb sich zwischen Ehegatten, die
einander wahrhaft ehelich lieben, himmlische Wonnen zeigen. Ihr Gemüt
hat Freude an allem, da der Himmel mit seiner Freude bis in die
Einzelheiten ihres Lebens einfließt. Im Himmel wird deshalb die
eheliche Liebe durch die schönsten Dinge vorgebildet. Mit einem
Wort: In ihr stellt sich der Himmel dar, weil dieser bei den Engeln
die Verbindung des Guten und Wahren ist, welche die eheliche Liebe
hervorbringt.
Die irdischen Ehen unterscheiden sich von den
himmlischen nicht zuletzt darin, daß sie der Zeugung der
Nachkommenschaft dienen, was bei den Ehen im Himmel nicht der Fall
ist. In ihnen tritt die Fortpflanzung des Guten und Wahren an die
Stelle der Zeugung von Nachkommenschaft. Aus diesem Grund bezeichnen
auch die im Wort erwähnten Geburten und Zeugungen geistige
Geburten und Zeugungen, also solche des Guten und Wahren. Mutter und
Vater stellen das mit dem Guten verbundene Wahre – das Zeugende
–, die Söhne und Töchter aber jene Wahrheiten und
Arten des Guten dar, welche daraus hervorgehen, die Schwiegersöhne
und -töchter wiederum deren Verbindungen, usw. Damit ist klar,
daß die himmlischen Ehen anders sind als die irdischen. Von
hier aus läßt sich auch erkennen, wie die Worte des Herrn
über das Heiraten der Auferstandenen (Luk 20,35f) zu deuten
sind.
Überall im Himmel werden die einander
Ähnlichen zusammengesellt, die Verschiedenen aber voneinander
getrennt. Nicht sie selbst, der Herr führt sie zusammen, und
ebenso die Gatten, deren Gemüter in eins verbunden werden
können. Sie lieben einander daher schon beim ersten Anblick aufs
innigste, betrachten sich als Gatten und wollen eine Ehe eingehen. So
ist denn der Herr allein der Stifter aller Ehen im Himmel.
Weil nun die irdischen Ehen die Pflanzschulen des
menschlichen Geschlechts wie auch der Engel des Himmels sind –
denn der Himmel stammt, wie oben gezeigt wurde, aus dem menschlichen
Geschlecht –, und weil die Ehen ihren geistigen Ursprung in der
Ehe des Guten und Wahren haben, das Göttliche des Herrn aber vor
allem in diese Liebe einfließt, so sind sie in den Augen der
Engel des Himmels im höchsten Maße heilig. Ehebruch
betrachten sie als gottlos, weil sie das Gegenteil der ehelichen
Liebe darstellen. Daher wenden sie sich sogleich ab, wenn von
Ehebruch auch nur gesprochen wird. Hierin liegt auch die Ursache,
weshalb dem Menschen, wenn er mit Lust Ehebruch begeht, der Himmel
verschlossen wird. Dann erkennt er das Göttliche und den Glauben
der Kirche nicht mehr an.
Es erschienen mir gewisse Geister, die mich
aufgrund ihrer im irdischen Leben gewonnenen Erfahrung mit besonderer
Gewandtheit angriffen, und zwar mittels eines ganz sanften, gleichsam
wellenförmigen Einfließens, wie es von gutgesinnten
Geistern zu kommen pflegt. Ich nahm jedoch wahr, daß Arglist
dahinter steckte, und daß sie mich fangen und hintergehen
wollen. Schließlich sprach ich einen von ihnen an, von dem mir
gesagt worden war, er sei in der Welt ein Heerführer gewesen.
Und weil ich wahrnahm, daß seinen Vorstellungen etwas
Unzüchtiges anhaftete, sprach ich mit ihm über die Ehe, und
zwar in der geistigen, mit Vorbildungen durchsetzten Sprache, durch
welche sich der beabsichtigte Sinn vollständig ausdrücken
läßt und in einem Augenblick mehrere Gedanken zugleich
vermittelt werden. Er sagte, bei Leibesleben habe er Ehebrüche
für nichts erachtet. Ich durfte ihm antworten, daß
Ehebruch etwas Verruchtes sei. Er könne das schon daraus
entnehmen, daß ja die Ehen die Pflanzschulen des menschlichen
Geschlechts und somit auch des himmlischen Reiches seien und darum in
keiner Weise verletzt, sondern im Gegenteil heilig gehalten werden
müssen. Da er sich im anderen Leben und im Zustand des
Bewußtseins befinde, müsse er wissen, daß die
eheliche Liebe vom Herrn durch den Himmel herabsteigt und diese Liebe
der Ursprung der gegenseitigen Liebe – der Basis des Himmels –
ist, ebenso daß Ehebrecher, sobald sie sich den himmlischen
Gesellschaften nähern, ihren eigenen Gestank riechen und sich
darum in die Hölle hinabstürzen. Mindestens aber hätte
er wissen können, daß die Verletzung der Ehe den
göttlichen wie auch den bürgerlichen Gesetzen aller Staaten
zuwider ist und deshalb auch dem echten Licht der Vernunft
widerspricht. Er erwiderte, diese Dinge habe er während seines
Erdenlebens nicht bedacht. Nun wolle er vernünftig überlegen,
ob es sich tatsächlich so verhalte. Es wurde ihm jedoch gesagt,
die Wahrheit lasse keine Vernünfteleien zu, da diese zugunsten
des Vergnügens, mithin des Bösen und Falschen sprächen.
Er müsse vielmehr zuerst über das, was man ihm gesagt habe,
nachdenken, weil es die Wahrheit sei, sowie auch über den in der
Welt bekannten Grundsatz: Was du nicht willst, das man dir tu, das
füg’ auch keinem andern zu. Hätte ihm jemand seine
Gattin, die er ja wohl wie jedermann anfänglich geliebt habe,
auf solche Weise weggestohlen, so hätte er den Ehebruch
sicherlich auch verabscheut und sich als kluger Kopf sogleich und
mehr als andere in dieser Meinung bestärkt, ja den Ehebruch zur
Hölle gewünscht.
Es wurde mir gezeigt, in welcher Weise sich die
Freuden der ehelichen Liebe bis zum Himmel hin steigern, das
Vergnügen des Ehebruchs aber bis zur Hölle. Die Steigerung
der Freuden ehelicher Liebe dem Himmel zu vollzog sich in immer
größere Seligkeiten und Wonnen, bis sie zahllos und
unaussprechlich waren. Dies alles geschah in der höchsten
Freiheit, denn alle Freiheit stammt aus der Liebe, die höchste
Freiheit somit aus der ehelichen Liebe, welche die himmlische Liebe
selbst ist. Demgegenüber hat der Ehebruch die Tendenz, sich bis
zur Hölle hin zu steigern, und zwar stufenweise bis zur
untersten, wo nur noch Schrecken und Schauder herrschen. Ein solches
Los erwartet Ehebrecher nach ihrem irdischen Leben. Unter den
Ehebrechern sind jene zu verstehen, denen der Ehebruch Lust und die
Ehe Unlust bereitet.
Die Tätigkeit der Engel im Himmel
Die Tätigkeiten in den Himmeln lassen sich
weder aufzählen noch im einzelnen beschreiben, sondern nur ganz
allgemein andeuten, sind sie doch unzählig und je nach den
Aufgaben der einzelnen Gesellschaften verschieden. Jede Gesellschaft
hat nämlich ihre besondere Aufgabe; denn wie die Gesellschaften
je nach ihrem Guten unterschieden werden, so auch nach ihrer
Nutzwirkung. Das Gute bei allen im Himmel ist nämlich ein Gutes
der Tat, das heißt der Nutzwirkung. Jedermann schafft dort
irgendeinen Nutzen, denn das Reich des Herrn ist ein Reich der
Nutzwirkungen.
In den Himmeln gibt es ebenso wie auf Erden viele
verschiedene Verwaltungen, bestehen doch kirchliche, bürgerliche
und häusliche Angelegenheiten. Damit ist klar, daß es
innerhalb einer jeden himmlischen Gesellschaft mancherlei Tätigkeiten
und Verwaltungen gibt.
Alles in den Himmeln ist nach der göttlichen
Ordnung eingerichtet, die seitens der Engel gehütet wird. Die
Weiseren verwalten den Bereich des Gemeinwohls, die weniger Weisen
die Angelegenheiten, die das Wohl eines engeren Kreises berühren,
und so immer weiter hinab. Diese Bereiche sind einander ganz so
untergeordnet, wie in der göttlichen Ordnung die Nutzwirkungen.
Daher ist mit jeder Tätigkeit auch eine bestimmte Würde
verbunden, je nach der Würde der Nutzwirkung. Gleichwohl
schreibt der betreffende Engel die Würde nicht sich, sondern
gänzlich seiner Nutzwirkung zu. Und weil die Nutzwirkung das
Gute ist, das er leistet, alles Gute aber vom Herrn stammt, so gibt
er in allem Ihm die Ehre.
Hieraus kann man auf die himmlische Rangordnung
schließen. In dem Maße nämlich, wie jemand die
Nutzwirkung liebt, achtet und ehrt, liebt, achtet und ehrt er auch
die damit verbundene Person. Daraus folgt auch, daß die Person
in dem Maße geliebt, geachtet und geehrt wird, wie sie die
Nutzwirkung nicht sich selbst, sondern dem Herrn zuschreibt. Geistige
Liebe, Achtung und Ehre ist nichts anderes als Liebe, Achtung und
Ehre, die einer Person aufgrund ihrer Nutzwirkung zukommt, nicht aber
umgekehrt. Weise ist, wer die Nutzwirkung liebt, also das Beste des
Mitbürgers, der Gesellschaft, des Vaterlandes und der Kirche.
Eben darin besteht auch die Liebe zum Herrn, weil von Ihm alles Gute,
alle Nutzwirkung stammt.
Alle himmlischen Gesellschaften werden nach ihren
Nutzwirkungen unterschieden, weil sie, wie oben gezeigt wurde, nach
ihrem Guten unterschieden sind, das ein Gutes der Tat oder tätige
Liebe, also Nutzwirkung ist. Es gibt Gesellschaften, deren Tätigkeit
in der Pflege kleiner Kinder besteht; andere nehmen sich der
Heranwachsenden an, unterrichten und erziehen sie. Wieder andere
arbeiten in dieser Weise mit gutartigen Knaben und Mädchen.
Andere Gesellschaften befassen sich damit, die einfältig Guten
aus der Christenheit zu lehren und auf den Weg zum Himmel zu leiten,
und es gibt Gesellschaften, die in gleicher Weise die vielen
heidnischen Völker unterrichten. Wieder andere Gesellschaften
beschützen die Geister-Neulinge – diejenigen, die frisch
von der Erde her kommen – vor den Anfechtungen böser
Geister. Ferner gibt es Gesellschaften, die denen beistehen, die sich
in der "unteren Erde" befinden, und andere, die den
Bewohnern der Höllen helfen und sie im Zaum halten, damit sie
einander nicht über die vorgezeichneten Grenzen hinaus peinigen.
Schließlich gibt es Gesellschaften, die denen beistehen, welche
von den Toten auferweckt werden. Überhaupt werden Engel aus
jeder Gesellschaft zu den Menschen gesandt, um sie zu behüten
und von bösen Neigungen und daher rührenden Gedanken
abzulenken und ihnen stattdessen gute Neigungen einzuflößen,
soviel sie nur in Freiheit aufnehmen mögen. Durch diese guten
Neigungen leiten sie dann auch die Taten oder Werke der Menschen,
indem sie die bösen Absichten so weit als möglich
entfernen. Die Engel beim Menschen wohnen gleichsam in seinen
Neigungen und sind umso näher bei ihm, als er sich im Guten aus
den Wahrheiten befindet, umso entfernter jedoch, als sein Leben davon
entfernt ist. Doch alle diese Tätigkeiten werden (in
Wirklichkeit) vom Herrn durch die Engel verrichtet, weil die Engel
nicht aus sich, sondern aus dem Herrn handeln.
Die erwähnten Tätigkeiten der Engel
betreffen jedoch nur die gemeinsamen Aufgaben. Darüber hinaus
hat jeder Engel auch seine besondere Aufgabe. Jede gemeinsame
Nutzwirkung setzt sich aus unzähligen einzelnen Nutzwirkungen
zusammen, die man als vermittelnde, helfende und dienende bezeichnen
kann. Sie alle sind nach der göttlichen Ordnung einander bei-
und untergeordnet, und zusammen bilden und vollenden sie den
allgemeinen Nutzen, das allgemeine Wohl.
Kirchliche Ämter werden im Himmel von jenen
bekleidet, die auf Erden das Wort Gottes geliebt und im Verlangen
nach der Wahrheit, nicht um der Ehre oder des Gewinnes willen darin
geforscht hatten. Sie versehen auch das Predigtamt. Diejenigen, die
in der Welt das Vaterland und dessen allgemeines Wohl mehr als das
eigene geliebt und Gerechtigkeit und Recht um dieser selbst willen
geübt hatten, verwalten die bürgerlichen Ämter. In dem
Maße, wie sie, vom Verlangen der Liebe getrieben, die Gesetze
der Gerechtigkeit erforscht und dadurch Einsicht erlangt hatten, sind
sie auch befähigt, Ämter im Himmel zu versehen. Sie üben
sie in der Stellung oder auf der Stufe aus, die ihrer Einsicht
angemessen ist und daher auch gleichen Schritt hält mit der
Liebe zum Nutzen für das allgemeine Wohl. Überdies gibt es
im Himmel so viele Ämter und Verwaltungen und auch so viele
Beschäftigungen, daß sie gar nicht aufgezählt werden
können. Im Vergleich damit sind es in der Welt nur wenige. Aber
alle Engel haben Freude an ihrer Beschäftigung und Arbeit, weil
sie von der Liebe zur Nutzwirkung erfüllt sind und nicht von
Selbst- oder Gewinnsucht getrieben werden. Auch wird ihnen alles
Lebensnotwendige umsonst gegeben.
Im Himmel findet ein jeder seine Beschäftigung
aufgrund der Entsprechung. Diese aber besteht nicht mit der
Beschäftigung als solcher, sondern mit ihrem Nutzen. Wer im
Himmel eine Tätigkeit oder Beschäftigung gefunden hat, die
seiner Brauchbarkeit entspricht, ist im selben Lebenszustand, in dem
er auch in der Welt gewesen war. Geistiges und Natürliches
wirken nämlich vermöge der Entsprechungen als Einheit, nur
mit dem Unterschied, daß er sich jetzt in einer innerlicheren
Freude, weil im geistigen Leben befindet, das innerlicher und daher
empfänglicher für die himmlische Seligkeit ist.
Die himmlische Freude und Glückseligkeit
Heutzutage weiß kaum jemand, worin
eigentlich der Himmel und die himmlische Freude besteht. Von den
Geistern, die aus der Welt ins andere Leben kommen, konnte ich am
besten erfahren, welche Vorstellung sie vom Himmel und von der
himmlischen Freude hatten. Denn wenn sie sich selbst überlassen
sind, denken sie gerade so, als lebten sie noch in der Welt. Man weiß
aber deshalb nicht, worin die himmlische Freude besteht, weil alle
nur aufgrund der Freuden des natürlichen Menschen darüber
nachdachten und urteilten und gar nicht wußten, was der innere
oder geistige Mensch ist, folglich auch nicht, worauf dessen Lust und
Seligkeit beruht. Selbst wenn es ihnen von den Engeln, die sich in
der geistigen oder inneren Lust befanden, gesagt worden wäre,
sie hätten es doch nicht begreifen können, weil es in keine
ihnen bekannte Vorstellung, also in keine ihrer Erkenntnisse gefallen
wäre und daher zu den Dingen gehört hätte, die der
natürliche Mensch zu verwerfen pflegt. Gleichwohl könnte
jeder wissen, daß er, wenn er den äußeren oder
natürlichen Menschen verläßt, in den inneren oder
geistigen Zustand eintritt. Schon aus dieser Überlegung kann
jeder schließen, daß ihm im anderen Leben dasselbe
angenehm sein wird, was ihm schon hier im Geist angenehm ist, und daß
deshalb die Körperfreuden oder fleischlichen Lüste nicht
himmlischer Natur sein können. Auch verbleibt dem Menschen, wenn
er nach dem Tode seinen Körper verläßt, sein
geistiger Besitz, weil er dann als ein Geistmensch lebt.
Alles Angenehme entspringt einer bestimmten Liebe;
denn was der Mensch liebt, empfindet er als angenehm. Bei niemandem
findet sich eine andere Quelle der Lust. Daraus folgt, daß wie
die Liebe, so die Lust ist. Alle körperlichen oder fleischlichen
Lustempfindungen entstammen der Eigen- und Weltliebe. Dasselbe gilt
für die Begierden und deren Wollust. Alles aber, was der Seele
oder dem Geist angenehm ist, entspringt der Liebe zum Herrn und zum
Nächsten, und von daher stammen auch die Neigungen zum Guten und
Wahren, wie die Zustände innerer Freudigkeit. Diese beiden
Liebesarten fließen auf einem inneren Weg vom Herrn und aus dem
Himmel ein und regen das Innere an. Im Unterschied dazu fließen
die beiden anderen Liebesarten mit ihren Lustempfindungen auf dem
äußeren Weg oder aus dem Fleisch und aus der Welt ein und
regen das Äußere an. In dem Maße nun, wie jene
zweifache Liebe des Himmels aufgenommen wird und den Menschen anregt,
wird sein Inneres aufgeschlossen. Umgekehrt aber wird das Äußere
geöffnet, und zwar in dem Maße, wie der Mensch die beiden
weltlichen Liebesarten aufnimmt und von ihnen angeregt wird. Im
selben Maße, wie diese oder jene Liebe einfließt und
aufgenommen wird, fließen damit zugleich auch ihre Freuden ein,
die himmlischen ins Innere, die weltlichen ins Äußere.
Der Himmel ist dermaßen mit Freuden
angefüllt, daß er aus reinster Seligkeit besteht, bildet
doch das aus der göttlichen Liebe des Herrn hervorgehende
göttliche Gute bei jedem, der sich dort befindet, den Himmel im
allgemeinen wie im besonderen. Die göttliche Liebe besteht eben
darin, daß sie das vollkommene Heil und eine im Innersten
empfundene Seligkeit für alle will. Darum macht es keinen
Unterschied, ob man vom Himmel oder von der himmlischen Freude
spricht.
Die Unermeßlichkeit der Freude des Himmels
wird schon durch die Tatsache belegt, daß es dort allen Freude
macht, einander die eigenen Freuden und Seligkeiten mitzuteilen. Und
da dies für alle Himmelsbewohner gilt, so ist offenbar, wie
unermeßlich die Freude im Himmel sein muß. Oben wurde
gezeigt, daß in den Himmeln eine Kommunikation zwischen allen
mit jedem einzelnen und zwischen jedem einzelnen mit allen besteht.
Diese gegenseitige Kommunikation beruht auf den beiden himmlischen
Liebesarten, der Liebe zum Herrn und der Liebe zum Nächsten, die
ihre Freude mitteilen möchten. Anders verhält es sich mit
der Eigen- und Weltliebe. Erstere entzieht und entreißt den
anderen alle Freude, um sie auf sich selbst überzuleiten, will
sie doch sich allein wohl. Und Letztere trachtet nach dem, was dem
Nächsten gehört. Sind sie je mitteilsam, so um ihrer
selbst, nicht um anderer willen. Sie sind daher in Wirklichkeit nicht
kommunikativ, sondern zerstörerisch, es sei denn, daß die
Freuden der anderen für sie selbst nützlich sind. Ich
durfte oft die Erfahrung machen, daß die Eigen- und Weltliebe,
sobald sie zur Herrschaft gelangen, diese Beschaffenheit zeigen. So
oft sich mir Geister nahten, die als Menschen in der Welt in diesen
Liebesarten gelebt hatten, wich alle Freude von mir. Man sagte mir,
wenn sich diese Geister nur in Richtung auf eine himmlische
Gesellschaft zubewegten, vermindere sich deren Freude mit dem Grad
ihrer Annäherung, während umgekehrt jene bösen Geister
erstaunlicherweise gerade dann Lust empfänden. Daraus konnte ich
entnehmen, in welchem Zustand der Geist eines irdischen, körperlichen
Menschen ist, gleicht er doch dem nach der Trennung vom Körper.
Die aus der Welt ins andere Leben eingehenden
Geister wünschen nichts sehnlicher als in den Himmel zu kommen.
Fast alle trachten danach, in der Meinung, es komme nur darauf an, in
den Himmel eingelassen und aufgenommen zu werden. Doch die der Eigen-
und Weltliebe Verfallenen empfinden schon beim Betreten der ersten
Schwelle dieses Himmels eine solche Beängstigung und innere
Qual, daß sie in sich mehr die Hölle als den Himmel
empfinden. Sie stürzen sich daher Hals über Kopf hinab und
kommen nicht eher zur Ruhe, als bis sie in den Höllen zu
Ihresgleichen gelangt sind. Des öfteren geschah es auch, daß
derartige Geister erfahren wollten, worin die himmlische Freude
bestehe. Wenn sie hörten, sie wohne im Inneren der Engel,
verlangten sie, daß man ihnen dieselbe zu empfinden gebe, was
denn auch geschah. Denn alles, wonach ein Geist verlangt, der noch
nicht im Himmel oder in der Hölle ist, wird ihm, wenn irgend
dienlich, gewährt. Sobald aber die Verbindung hergestellt war,
empfanden sie eine solche Qual, daß sie vor lauter Schmerz
nicht wußten, wie sie den Leib zusammendrücken sollten.
Man sah, wie sie den Kopf bis zu den Füßen
hinunterbeugten, sich zur Erde warfen und sich wie Schlangen
kreisförmig zusammenkrümmten – all das vor inwendiger
Qual. So sah die Wirkung der himmlischen Freude bei denen aus, die
den Freuden der Eigen und Weltliebe ergeben waren. Die Ursache liegt
in dem absoluten Gegensatz dieser Liebesarten zu den himmlischen,
denn wenn ein Gegensatz auf den anderen trifft, ist ein solcher
Schmerz die Folge.
Ergibt sich der Mensch der Eigen- und Weltliebe,
so empfindet er, solange er im Körper lebt, den damit
zusammenhängenden Lustreiz. Anders dagegen, wenn er sich der
Liebe zu Gott und dem Nächsten ergibt. Solange er noch im Körper
lebt, empfindet er das dieser Liebe entspringende Angenehme samt den
damit zusammenhängenden guten Regungen nicht so deutlich,
sondern nur als eine Art von Beseligung, beinahe unmerklich, weil in
seinem Inneren verborgen, durch das leibliche Äußere
verhüllt und durch irdische Sorgen abgeschwächt. Nach dem
Tode aber verändern sich diese Zustände völlig: Was
der Eigen- und Weltliebe angenehm war, verursacht dann Schmerz und
Schrecken, weil es zu dem umgewandelt wird, was man das höllische
Feuer nennt. Die verborgene Freude und beinahe unmerkliche Seligkeit
von Menschen aber, die sich in der Welt der Liebe zu Gott und dem
Nächsten ergeben hatten, verwandelt sich nach dem Tode zur
himmlischen Freude, die nun auf jede Weise fühlbar und
empfindbar wird.
Alle Himmelsfreuden sind mit Nutzwirkungen
verbunden und darin enthalten, sind doch Nutzwirkungen die guten
Früchte der Liebe und Nächstenliebe, deren sich die Engel
erfreuen. Deshalb sind die Freuden eines Geistwesens die seiner
Nutzwirkungen, und ihre Intensität die gleiche wie seine Neigung
zur Nutzwirkung. Dieser Zusammenhang läßt sich durch den
Vergleich mit den fünf Körpersinnen des Menschen
verdeutlichen. Jedem dieser Sinne sind nämlich je nach seiner
Nutzwirkung bestimmte Freuden zugeordnet – Gesicht, Gehör,
Geruch, Geschmack und Tastgefühl besitzen die ihnen eigenen
Freuden. Die eheliche Freude, eine reinere und auserlesenere Freude
des Tastsinns, überragt die genannten allesamt durch ihre
Nutzwirkung, nämlich die Fortpflanzung des menschlichen
Geschlechts, und somit auch der Engel des Himmels. Diese Freuden
wohnen den genannten Sinnesorganen aufgrund eines Einflusses aus dem
Himmel inne, wo jede Freude einer Nutzwirkung angehört und ihr
gemäß ist.
Einige Geister waren in der Welt der Meinung
gewesen, die himmlische Seligkeit bestehe in einem Leben des
Müßiggangs. Ihnen wurde ein solches Leben zu erfahren
gegeben. Und in der Tat fühlten sie, daß es ein höchst
trauriges Leben wäre und sie, weil auf diese Weise alle Freude
erlahmt, nach kurzer Zeit anwidern würde.
Einige Geister, die sich für besser
unterrichtet hielten als andere, erklärten, sie hätten auf
Erden geglaubt, die himmlische Freude bestehe allein im Lobpreis
Gottes, und eben darin bestehe die Tätigkeit im anderen Leben.
Ihnen wurde erwidert, Gott zu lobpreisen sei keineswegs ein tätiges
Leben, und Gott habe auch kein Bedürfnis nach solchem Lobpreis.
Er wolle vielmehr, daß man Nutzen schaffe, d.h. das Gute der
Nächstenliebe bewirke. Sie vermochten damit freilich keinerlei
Vorstellung himmlischer Freuden, sondern nur der Knechtschaft zu
verbinden. Die Engel aber bezeugten, daß in jeder
(uneigennützigen) Tätigkeit höchste Freiheit liege,
weil sie aus innerem Streben entspringe und mit unaussprechlicher
Wonne verbunden sei.
Fast alle, die ins andere Leben eintreten, nehmen
an, Hölle und Himmel fielen für jedermann gleich aus. In
Wirklichkeit bestehen in beiden unendliche Mannigfaltigkeiten und
Verschiedenheiten; auch sieht nirgends die Hölle oder der Himmel
für den einen völlig gleich aus wie für den anderen.
Es gibt ja auch nirgends einen Menschen, Geist oder Engel, der dem
anderen vollkommen gliche, und wäre es auch nur in den
Gesichtszügen. Als mir auch nur der Gedanke kam, zwei könnten
einander vollkommen ähnlich oder gleich sein, entsetzten sich
die Engel und sagten, jedes "Eine" werde durch die
harmonische Übereinstimmung Vieler gebildet, und die
Beschaffenheit dieses Einen richte sich nach der Art der
Übereinstimmung. Auf diese Weise bilde auch jede himmlische
Gesellschaft eine Einheit, und dasselbe gelte für alle
Gesellschaften des Himmels. In gleicher Weise zeigten die
Nutzwirkungen in den Himmeln jede Mannigfaltigkeit und
Verschiedenheit, und nirgends gliche die Nutzwirkung des einen
vollkommen der eines anderen. Dasselbe gilt auch für die damit
zusammenhängenden Freuden.
Mehrfach habe ich mit Geistern, die erst kurz
zuvor aus der Welt angekommen waren, darüber gesprochen, wie das
ewige Leben aussieht; insbesondere auch darüber, wie wichtig es
sei zu wissen, wer der Herr dieses Reiches sei und in welcher Art und
Form die Regierung vor sich geht. Ebenso wichtig sei es für
Menschen, die auf Erden in ein anderes Land reisen, zu wissen, wer
dort der Herrscher ist und wie er, seine Regierung und viele
Angelegenheiten in seinem Reich funktionieren. Wieviel mehr gilt dies
für jenes Reich, wo sie in Ewigkeit leben sollen! Daher sollten
sie wissen, daß es der Herr ist, der im Himmel und auch im
Weltall herrscht, denn wer das eine regiert, regiert auch das andere.
Mithin sei das Reich, in dem sie sich jetzt befänden, des Herrn,
und die Gesetze dieses Reiches seien die ewigen Wahrheiten, die sich
samt und sonders auf das eine Gesetz gründen, nämlich:
Liebe den Herrn über alles und den Nächsten wie dich selbst
– ja, mehr noch, wenn man wie die Engel sein wolle, müsse
man den Nächsten sogar mehr lieben als sich selber. Sie
wunderten sich über das Bestehen einer solchen Liebe im Himmel
und daß es möglich sei, den Nächsten mehr zu lieben
als sich selbst, wurden aber belehrt, daß im anderen Leben
alles Gute unermeßlich zunimmt und es an der Art des irdischen
Lebens liege, wenn man nicht weiter fortschreiten könne als bis
zur Liebe des Nächsten, eben weil man noch im Körperlichen
befangen sei. Nach dessen Entfernung aber werde die Liebe immer
reiner und schließlich engelhaft, das heißt, man liebe
dann den Nächsten mehr als sich selbst. Die Möglichkeiten
einer solchen Liebe, erklärte man ihnen, hätten sie auf
Erden an der ehelichen Liebe einiger Menschen erkennen können,
die lieber selbst sterben als dem Gatten ein Leid geschehen lassen
wollten, an der Elternliebe, welche die Mutter veranlasse, lieber
selber Hunger zu leiden, als ihr Kind hungern zu sehen, an der
aufrichtigen Freundschaft, bei der man sich für die Freunde in
Gefahr begibt. Das war jedoch denen unbegreiflich, die sich selbst
mehr als andere liebten und im Erdenleben bloß nach Gewinn
getrachtet hatten, am allerwenigsten den Geizigen.
Die eigentliche himmlische Freude kann in ihrem
Wesen nicht beschrieben werden, weil sie zum Innersten des Lebens der
Engel gehört. Es ist, als ob ihr Inneres völlig
aufgeschlossen und geöffnet wäre, um Freude und Seligkeit
in sich aufzunehmen, die sich bis in die einzelnen Fasern und somit
durch das Ganze verbreiten. Die damit zusammenhängenden
Empfindungen und Gefühle sind ganz unbeschreiblich, denn was im
Innersten beginnt, das fließt in das vom Innersten abgeleitete
Einzelne ein und erweitert sich, indem es nach außen mehr und
mehr zunimmt. Geister, die zu wissen wünschten, was himmlische
Freude sei, durften das mehrmals erfahren.
Als es andere Geister ebenfalls zu wissen
begehrten, ließ man sie die himmlische Freude bis zu dem Grade
empfinden, daß sie es nicht mehr aushalten konnten. Und doch
war es noch keineswegs die Freude der Engel, sondern nur ein
Allergeringstes davon, so unbedeutend, daß es fast kalt zu
nennen war. Sie aber bezeichneten es als höchst himmlisch, weil
es ihre innerste Freude darstellte. Daraus ergab sich: Nicht allein
Grade der himmlischen Freude gibt es, sondern das Innerste des einen
erreicht kaum das Äußerste oder Mittlere eines anderen.
Ferner: Jemand ist in seiner (ihm angemessenen) himmlischen Freude,
wenn er seine innerste Freude empfängt; eine noch innerlichere
wäre ihm unerträglich und schmerzhaft.
Einige Geister – sie waren nicht böse –
gerieten in eine Ruhe, die wie Schlaf schien, und wurden in diesem
Zustand, soweit ihr Inneres es zuließ, in den Himmel versetzt.
Ich sah sie während einer halben Stunde in dieser Ruhe verharren
und dann in ihren vorigen Zustand zurückfallen. Sie behielten
die Erinnerung an das Gesehene und sagten, sie seien unter den Engeln
des Himmels gewesen und hätten dort erstaunliche Dinge gesehen
und vernommen. Die Engel hätten aber ihre Freude nicht an den
Dingen selbst gehabt, sondern an dem, was sie vorbildeten, nämlich
unaussprechliche göttliche Dinge von unendlicher Weisheit. Auch
hätten sie unzählige Dinge gesehen, die durch menschliche
Worte nicht zum zehntausendsten Teil ausgedrückt werden noch mit
irgendwelchen Vorstellungen zu fassen seien, denen etwas Materielles
anhafte.
Die meisten haben bloß einen Begriff von den
körperlichen und weltlichen Genüssen und Freuden. Deshalb
werden die Rechtschaffenen unter ihnen zuerst in paradiesische
Gefilde gebracht, die jede Vorstellung ihrer Einbildungskraft
übertreffen, damit sie wissen und erfahren, was himmlische
Freude ist. Sie meinen dann, sie seien ins himmlische Paradies
gelangt, werden aber belehrt, daß das noch nicht die himmlische
Seligkeit sei. Ihnen wird nun gestattet, die innerlicheren Zustände
der Freude bis an die Grenze dessen, was ihnen überhaupt
wahrnehmbar ist, zu empfinden. Anschließend werden sie –
wiederum bis zu ihrem Innersten – in einen Zustand des Friedens
versetzt, wo sie dann bekennen, daß nichts davon jemals
ausgedrückt oder auch nur in Gedanken erreicht werden könne.
Abschließend versetzt man sie in den Zustand der Unschuld,
ebenfalls bis zu ihrer innersten Empfindung. Auf diese Weise wird
ihnen begreiflich gemacht, was das wahrhaft geistige und himmlische
Gute ist.
Um Wesen und Beschaffenheit des Himmels und der
himmlischen Freude erkennen zu können, wurde mir vom Herrn
verliehen, oft und lange die Wonnen der himmlischen Freuden zu
empfinden, so daß ich sie aus lebendiger Erfahrung wohl kennen,
freilich durchaus nicht beschreiben kann. Doch konnte ich beobachten,
daß immer dann, wenn ich alle meine Freude auf einen anderen
übertragen wollte, eine innigere und vollkommenere Freude in
mich einströmte, und zwar im selben Maße, wie ich sie
übertragen wollte. Ich ward inne, daß dies vom Herrn
herrührte.
Die Himmlischen schreiten fortwährend in den
Frühling des Lebens voran. Je mehr Jahrtausende sie leben, desto
wonnevoller und seliger wird dieser Frühling. Dies setzt sich in
Ewigkeit fort, wobei die Zunahme den Fortschritten und Graden der
Liebe, der Nächstenliebe und des Glaubens entspricht. Mit einem
Wort: Alt werden heißt im Himmel jung werden. Diejenigen, die
in der Liebe zum Herrn und in der Liebe zum Nächsten gelebt
haben, werden im anderen Leben zu Gestalten der Schönheit, und
zwar in unzähliger Mannigfaltigkeit. Aus ihnen besteht der
Himmel.
Die Unermeßlichkeit des Himmels
Die unermeßliche Größe des
Himmels des Herrn geht schon aus manchem hervor, was bisher dargelegt
wurde, vor allem daraus, daß der Himmel aus dem menschlichen
Geschlecht hervorgegangen ist, und zwar aus allen, die von der ersten
Entstehung dieser Welt an im Guten gelebt haben. Wer eine Berechnung
darüber anstellt, wird finden, daß jeden Tag viele
Tausende wegsterben, innerhalb eines Jahres also viele Millionen, und
das von den ersten Zeiten an. Alle gelangen nach ihrem Abscheiden in
die geistige Welt, und dies geht beständig so weiter. Wieviele
von ihnen aber Engel des Himmels geworden sind und noch werden, läßt
sich nicht sagen. Ich hörte nur, daß es in den alten
Zeiten sehr viele waren, weil die Menschen damals innerlicher und
geistiger dachten und daher in himmlischer Neigung lebten. In den
darauffolgenden Zeiten waren es dann nicht mehr so viele, weil der
Mensch allmählich äußerlicher wurde und materieller
zu denken begann.
Auf die Unermeßlichkeit des Himmels kann man
jedoch auch daraus schließen, daß alle Kinder, sie seien
innerhalb oder außerhalb der Kirche geboren, vom Herrn
angenommen und zu Engeln werden. Ihre Zahl beträgt aber den
vierten oder fünften Teil der irdischen Menschheit.
Man kann auf diese Unermeßlichkeit ferner
daraus schließen, daß alle Planeten, die wir mit den
Augen in unserem Sonnensystem erblicken können, Erden sind, und
daß es außer ihnen noch unzählig viele andere im
Weltall gibt, alle voller Bewohner1. Ich habe hierüber
einige Male mit Geistern unseres Erdkörpers gesprochen und
geäußert, daß ein intelligenter Mensch aus
zahlreichen Tatsachen entnehmen könne, daß es viele Erden
und auf ihnen Menschen gibt. Aufgrund der Vernunft kann er den Schluß
ziehen, daß so große Massen wie die Planeten, von denen
einige größer sind als die Erde, nicht nur als leere
Klumpen bloß dazu geschaffen sein können, sich um die
Sonne zu wälzen und mit ihrem schwachen Schimmer einem einzigen
Erdkörper zu leuchten, ihr Nutzen vielmehr ein höherer sein
müsse.
1) Swedenborgs Bild von der
raum-zeitlichen Welt war, den Erkenntnissen des 18. Jahrhunderts
entsprechend, noch relativ bescheiden. Er rechnete mit rund einer
Million Erdkörpern. Angesichts der Unendlichkeit Gottes und
seiner Liebe zu den Menschen mußte ihm diese Zahl gering
erscheinen. Daher konnte er sich nur vorstellen, daß sie samt
und sonders bewohnt seien, damit die Zahl der menschlichen Wesen vor
Gott und seiner unendlichen Liebe wenigstens etwas und nicht ein
völliges Nichts seien, wie die Bewohner einer einzigen Erde.
Als ich mit den Engeln über diese Dinge
sprach, versicherten sie mir, sie hätten die gleiche Vorstellung
von der geringen Zahl des menschlichen Geschlechts gegenüber der
Unendlichkeit des Schöpfers. Sie dächten jedoch nicht in
Kategorien des Raumes, sondern der Zustände, und nach ihrer
Vorstellung wären Erdkörper von so vielen Myriaden, wie man
sie sich nur irgend vorstellen könne, dennoch vor dem Herrn wie
ein Nichts.
Über die "Erdkörper im Weltall und
ihre Bewohner", sowie die von ihnen stammenden Geister und Engel
lese man in dem Werk gleichen Titels nach. Sein Inhalt ist mir zu dem
Zweck geoffenbart worden, damit man wissen möge, daß der
Himmel des Herrn unermeßlich groß und ganz und gar aus
dem menschlichen Geschlecht hervorgegangen ist, ferner, daß
unser Herr überall als Gott des Himmels und der Erde anerkannt
wird.
Schließlich läßt sich die
Unermeßlichkeit des Himmels auch daraus ersehen, daß er
in seinem Gesamtumfang einen einzigen größten Menschen
darstellt und auch allen Einzelheiten beim individuellen Menschen
entspricht. Diese Entsprechung kann niemals vollständig
dargestellt werden, weil sie sich nicht nur auf die einzelnen
Glieder, Organe und Eingeweide des Körpers im allgemeinen
erstreckt, sondern auch auf jedes kleinste Teilchen Heute rechnen wir
mit ganz anderen Größenordnungen und nehmen an, daß
menschliches Leben im All zwar sehr viel dünner gesät,
dabei aber doch kaum weniger zahlreich ist, als Swedenborg annahm.
innerhalb derselben, ja sogar auf die einzelnen Gefäße und
Fasern, bis hin zu den organischen Substanzen, die von innen her den
Einfluß aus dem Himmel aufnehmen und Quelle aller inneren
Tätigkeiten des Menschen sind, die dem Wirken seiner Seele
dienen. Alles nämlich, was mehr im Inneren des Menschen lebendig
ist, besteht in Form von Substanzen, denn ohne diese als Trägern
(des inneren Lebens) hätte es kein Dasein. All dies hat eine
Entsprechung mit dem Himmel. Der Grund, weshalb die Entfaltung dieser
Entsprechung niemals zu Ende gelangen kann, liegt darin, daß
der Himmel umso vollkommener wird, je mehr Engel-Vereinigungen
entstehen, die einem einzigen Glied entsprechen. In den Himmeln
wächst nämlich jede Vollkommenheit mit der Größe
der Zahl, weil dort alle dasselbe Endziel haben und alle einmütig
dahin streben. Dieses Endziel ist das allgemeine Wohl.
*
2. Teil — Die Geisterwelt
Der Zustand des Menschen unmittelbar nach dem
Tod. Was ist die Geisterwelt?
Die Geisterwelt ist weder der Himmel noch die
Hölle, vielmehr ein Mittelort oder besser: ein Zwischenzustand
zwischen beiden. Dahin gelangt der Mensch nach dem Tode zuerst, um
dann nach vollbrachter Zeit, je nach seinem Leben in der Welt,
entweder in den Himmel erhoben oder in die Hölle geworfen zu
werden.
Mir wurde offenbar, daß sie ein
Zwischenzustand ist, weil der Mensch, solange er sich dort aufhält,
weder im Himmel noch in der Hölle ist. Der Zustand des Himmels
beim Menschen ist die Verbindung des Guten und Wahren, der Zustand
der Hölle dagegen die Verbindung des Bösen und Falschen in
ihm. Wird bei einem Geistmenschen sein Gutes und Wahres verbunden, so
gelangt er in den Himmel. Anders wenn beim Geistmenschen Böses
und Falsches verbunden wird, dann kommt er in die Hölle. Diese
Verbindung aber vollzieht sich in der Geisterwelt.
Dem Menschen eignet Verstand und Wille; aufgrund
seines Verstandes kann er denken und daher auch begreifen, was wahr
und was gut ist. Er denkt es jedoch nicht aus dem Willen, außer
er will und tut es auch. Sobald er es will und aus dem Wollen heraus
tut, gründet es sowohl im Verstand wie im Willen, das heißt
im Menschen selbst, denn weder der Verstand noch der Wille allein
macht den Menschen aus, sondern nur beide zusammen. Was daher in
beiden gründet, das ist im Menschen und zu einem Teil von ihm
geworden. Was hingegen nur dem Verstand angehört, ist zwar beim
Menschen, aber nicht in ihm, bleibt also eine Angelegenheit des
Gedächtnisses und der Kenntnisse, an die er denken, über
die er reden und Betrachtungen anstellen und für die er auch
Gefühle und Gebärden heucheln kann.
Die Fähigkeit des Menschen, aus dem Verstande
und nicht zugleich aus dem Willen zu denken, ist vorgesehen worden,
damit er umgebildet werden kann. Denn dies geschieht durch das Wahre,
das Sache des Verstandes ist. Der Mensch wird nämlich, was
seinen Willen angeht, in alles Böse hineingeboren und will daher
niemandem wohl als sich selbst. Zur Besserung und Umbildung dieses
Wollens ist dem Menschen die Fähigkeit gegeben, das Wahre
einzusehen und so die Neigungen zum Bösen, die seinem Willen
entstammen, zu zähmen. Dies ist der Grund, weshalb der Mensch
mit Hilfe des Verstandes denken, aussprechen und tun kann, was wahr
ist, auch wenn es solange nicht aus dem Willen geschieht, bevor er zu
einem Menschen geworden ist, der es aus sich, das heißt von
Herzen will und tut. Erst dann sind die Gedanken, die seinem Verstand
entspringen, Angehör seines Glaubens, und die seinem Willen
entstammen, Angehör seiner Liebe.
Der Mensch hat also den Himmel in sich, soweit das
Wahre seines Verstandes sich mit dem Guten seines Willens verbindet,
das heißt soweit er die Wahrheiten will und tut. Denn oben
wurde gesagt, in der Verbindung des Guten und Wahren bestehe der
Himmel. Umgekehrt hat der Mensch die Hölle in sich, soweit sich
das Falsche im Verstand mit dem Bösen im Willen verbindet. Im
Zwischenzustand ist der Mensch jedoch nur solange, wie beides noch
unverbunden ist. In diesem Zustand lebt heutzutage fast jeder Mensch.
Man kennt nämlich viele Wahrheiten und denkt sie auch aufgrund
seines Wissens und Verstandes, bringt aber nur wenig, zuweilen auch
gar nichts zur Anwendung, oder aber man handelt aus Liebe zum Bösen
und dem damit zusammenhängenden Glauben an Falsches wider
besseres Wissen. Damit dem Menschen nun entweder der Himmel oder die
Hölle zuteil werde, wird er nach dem Tode zuerst in die
Geisterwelt versetzt. Dort vollzieht sich die Verbindung des Guten
und Wahren bei denen, die in den Himmel erhoben und die Verbindung
des Bösen und Falschen bei den anderen, die in die Hölle
geworfen werden sollen. Weder im Himmel noch in der Hölle darf
jemand ein geteiltes Gemüt haben, d.h. etwas anderes erkennen
als wollen. Was der Mensch will, das soll er auch erkennen, und was
er erkennt, das soll er auch wollen. Darum wird in der Geisterwelt
bei den Guten das Falsche entfernt und ihnen das mit ihrem Guten
übereinstimmende und dazu passende Wahre geschenkt. Bei den
Bösen hingegen wird das bei ihnen befindliche Wahre
hinweggeschafft und ihnen das mit ihrem Bösen übereinstimmende
und zusammenpassende Falsche zugeteilt.
In der Geisterwelt befinden sich ungeheuer viele
Geister, weil dort für alle der erste Sammelplatz ist, alle dort
geprüft und vorbereitet werden. Die Zeit des Aufenthaltes ist
nicht festgesetzt. Einige werden, kaum daß sie dort
eingetroffen sind, entweder in den Himmel erhoben oder in die Hölle
hinabgeworfen; einige verweilen nur etliche Wochen, andere viele
Jahre, jedoch nicht über 30. Die Unterschiede der
Aufenthaltsdauer ergeben sich aus der Entsprechung oder
Nichtentsprechung des Inneren und Äußeren beim Menschen.
Nach ihrem Tode werden die Menschen, sobald sie in
die Geisterwelt kommen, vom Herrn aufs genaueste unterschieden. Die
Bösen werden umgehend an die höllische Gesellschaft
gebunden, zu der sie ihrer herrschenden Liebe nach bereits in der
Welt gehört hatten. Die Guten aber werden sogleich mit der
himmlischen Gesellschaft verbunden, zu der sie hinsichtlich der
Liebe, der Nächstenliebe und des Glaubens auch schon auf Erden
gehört hatten. Trotz dieser Unterscheidung kommen sie doch in
der Geisterwelt zusammen, und wenn sie es wünschen, können
sich dort alle sprechen, die bei Leibesleben miteinander befreundet
und bekannt waren, namentlich die Ehefrauen und Ehemänner, wie
auch Brüder und Schwestern. Wenn sie aber aufgrund ihres Lebens
in der Welt verschiedener Gesinnung waren, trennen sie sich nach
kurzer Zeit wieder voneinander. Wer aus der Geisterwelt in den Himmel
gelangt, sieht nachher die in die Hölle Kommenden nicht wieder,
und sie erkennen einander auch nicht. Die Ähnlichkeit verbindet,
die Unähnlichkeit trennt.
Unterhalb der Geisterwelt befinden sich die
Höllen, oberhalb die Himmel. Alle Höllen sind gegen die
Geisterwelt hin abgesperrt. Zugänglich sind sie nur durch Löcher
und Spalten oder durch breitere Klüfte, die jedoch bewacht
werden, daß niemand ohne Erlaubnis herauskommen kann. Auch der
Himmel ist auf allen Seiten "eingezäunt", und der
Zugang zu irgendeiner himmlischen Gesellschaft wird ebenfalls
bewacht. Diese Aus- und Eingänge heißen im Wort Höllen-
oder Himmelspforten bzw. -tore.
Die Geisterwelt gleicht einem Tal zwischen Bergen
und Felsen. Da und dort fällt es ab und steigt dann wieder an.
Die Tore und Pforten zu den himmlischen Gesellschaften werden nur
denen sichtbar, die für den Himmel gerüstet sind, die
anderen finden sie nicht. Auch die Tore und Eingänge zu den
Höllen sind nur für diejenigen sichtbar, die hineingehen
sollen und denen sie dann geöffnet werden. Wenn das geschieht,
erblickt man finstere, wie mit Ruß überzogene Höhlen,
die sich schräg abwärts in die Tiefe ziehen, wo sich wieder
mehrere Eingänge finden. Diesen Höhlen entsteigen ekelhafte
Gerüche, vor denen die guten Geister aus Abscheu fliehen. Den
bösen Geistern dagegen behagen sie, sie fühlen sich von
ihnen angezogen. Ich hörte jemanden wie von innerer Pein laut
aufschreien, als ihn ein Hauch des Himmels berührte, während
er rundum vergnügt blieb, als ihn höllischer Dunst traf.
Auch bei jedem einzelnen Menschen gibt es zwei
Pforten. Die eine ist offen zur Hölle und für alles von
daher kommende Böse und Falsche, die andere zum Himmel mit
seinem Guten und Wahren. Die höllische Pforte steht bei allen
offen, die im Bösen und hieraus im Falschen leben. Nur durch
einen Spalt fließt bei ihnen von oben her gerade noch soviel
Himmelslicht ein, daß sie denken, Schlüsse ziehen und
reden können. Es gibt in der Tat zwei Wege, die zum vernünftigen
Gemüt des Menschen führen, einen oberen oder inneren, durch
den vom Herrn her Gutes und Wahres einfließt, und einen unteren
oder äußeren, durch den von der Hölle her Böses
und Falsches eindringt. Das vernünftige Gemüt selbst ist in
der Mitte. Der Mensch ist daher soweit vernünftig, wie
himmlisches Licht bei ihm einfließt. Soweit er sich diesem
verschließt, ist er unvernünftig, wenn er sich auch selber
für vernünftig hält. Diese Bezüge wurden erwähnt,
um zu zeigen , worin die Entsprechung des Menschen mit Himmel und
Hölle besteht. Solange sich sein vernünftiges Gemüt
bildet, entspricht es der Geisterwelt; was über ihm ist, dem
Himmel, was unterhalb, der Hölle.
Jeder Mensch ist seinem Inneren nach ein Geist
Wer gründlich darüber nachdenkt, kann
wissen, daß nicht der Körper denkt, sondern die Seele, da
sie geistig ist. Die Seele des Menschen, über deren
Unsterblichkeit viele geschrieben haben, ist sein Geist. Dieser ist
in der Tat unsterblich, und zwar mit allem, was zu ihm gehört.
Er ist es auch, der im Körper denkt, eben weil er geistig ist
und das Geistige in sich aufnimmt und geistig lebt, das heißt
denkt und will. Daher gehört alles geistige Leben, das im Körper
erscheint, dem Geist, und auch nicht im mindesten dem Körper an.
Wie bereits gesagt: Der Körper ist stofflich, und das dem Körper
eigentümliche Stoffliche ist dem Geist nur hinzugefügt und
fast etwas wie eine Nebensache, wenn auch unerläßlich für
den Geist des Menschen in der natürlichen Welt, in der alles
stofflich und an sich leblos ist, damit er hier leben und Nutzen
schaffen kann. Da nun das Stoffliche nicht lebt, sondern nur das
Geistige, können wir es als eine feststehende Tatsache
betrachten, daß alles, was beim Menschen lebt, seinem Geist
angehört und der Körper diesem nur dient – ganz wie
ein Werkzeug der lebendig wirkenden Kraft. Zwar sagt man von einem
Werkzeug, daß es wirke, bewege oder stoße, doch
anzunehmen, daß es wirklich das Werkzeug sei und nicht vielmehr
der Mensch, der durch dasselbe wirkt, ist eine Täuschung. Wenn
nun alles, was im Körper lebt und aus dem Leben wirkt und fühlt,
einzig dem Geist und nicht dem Körper angehört, so muß
folglich der Geist der Mensch selbst oder – was auf dasselbe
hinausläuft – der Mensch an sich betrachtet ein Geist
sein. Und dieser muß auch die gleiche Form aufweisen. Da es nun
vom Haupt bis zur Fußsohle nichts im Menschen gibt, das nicht
lebt und empfindet, so muß der Mensch folglich im Tode, wenn
der Körper von seinem Geist abgetrennt wird, dennoch Mensch
bleiben und leben. Aus dem Himmel habe ich vernommen, daß
manche der Gestorbenen, die auf der Totenbahre liegen und noch nicht
auferweckt sind, in ihrem erkalteten Körper fortdenken und das
Bewußtsein haben, als lebten sie noch, freilich mit dem
Unterschied, daß sie kein einziges stoffliches Teilchen bewegen
können, das zu ihrem Körper gehört.1
1) Man denke an die Berichte
derer, die aus klinischem Tod reanimiert wurden! (Vgl. die Bücher
von R. Moody, Kübler-Ross u.a.)
Der Mensch kann weder denken noch wollen, außer
es sei eine substantielle Unterlage vorhanden, aus der und in der es
geschieht. Was angeblich existieren soll ohne eine substantielle
Unterlage, ist ein Nichts. Das geht schon aus der bekannten Tatsache
hervor, daß der Mensch ohne ein Organ als Unterlage seines
Gesichtssinnes nichts sehen, und ohne ein Organ als Basis seines
Gehörsinnes nichts hören kann. Dasselbe gilt für das
Denken, das innere Sehen, sowie für das Innewerden
(apperceptio), das innere Hören. Bestünden diese nicht in
und aus Substanzen als ihren organischen Formen und Unterlagen, sie
würden nicht existieren. Aufgrund dieser Überlegungen kann
festgehalten werden, daß der Geist des Menschen in gleicher
Weise eine Gestalt hat, und zwar die menschliche, und daß er
ebenso über Sinnesorgane und Sinne verfügt wie zu der Zeit,
als er noch im materiellen Körper lebte.
Diese Überlegungen sollten jeden vernünftigen
Menschen davon überzeugen, daß der Mensch an und für
sich ein Geist ist und das Körperliche, das ihm hinzugefügt
wurde, um seine Funktionen in der natürlichen und stofflichen
Welt zu versehen, nicht den Menschen, sondern nur ein Werkzeug seines
Geistes darstellt. Doch haben Erfahrungsbelege mehr Beweiskraft, weil
von vielen die Vernunftgründe nicht erfaßt und von denen
in Zweifel gezogen werden können, die sich aufs Gegenteil
versteift haben, weil sie ihre Folgerungen aus Sinnestäuschungen
zu ziehen pflegen. Sie denken meist, die Tiere lebten und empfänden
ja auf gleiche Weise und hätten demnach ebenso ein Geistiges wie
der Mensch, und doch werde behauptet, es sterbe mit dem Körper.
Aber das Geistige der Tiere ist anders als das der Menschen. Der
Mensch besitzt nämlich im Unterschied zu den Tieren ein
Innerstes, in welches das Göttliche einfließt, es zu sich
erhebt und so mit sich verbindet. Daher hat der Mensch den Tieren
voraus, daß er sich über Gott und die göttlichen
Dinge, das heißt Belange des Himmels und der Kirche, Gedanken
machen und Gott lieben und so mit Ihm verbunden werden kann. Was aber
(in dieser Weise) mit dem Göttlichen verbunden werden kann, das
vermag unmöglich ins Nichts zu zerfallen.
Ich darf noch hinzufügen, daß jeder
Mensch, auch während er noch im Körper lebt, soweit es
seinen Geist betrifft, sich in der Gesellschaft von Geistern
befindet, obwohl ihm dies unbewußt bleibt. Durch diese Geister
gehört der Gute einer Gesellschaft von Engeln an, der Böse
aber einer höllischen Gesellschaft, und jeder kommt nach dem
Tode in eben diese seine Gesellschaft.
Zur Verdeutlichung der Tatsache, daß der
Mensch hinsichtlich seiner innerlicheren Regionen ein Geist ist, will
ich aus Erfahrung berichten, wie es zugeht, wenn der Mensch aus dem
Körper herausgeführt und dann vom Geist an einen anderen
Ort versetzt wird.
Was das erste betrifft, nämlich das
Herausgeführtwerden aus dem Körper, so verhält
es sich damit folgendermaßen: Der Mensch wird in einen Zustand
zwischen Schlafen und Wachen versetzt. Alle seine Sinne sind aber so
klar, wie bei höchster körperlicher Wachheit. In diesem
Zustand habe ich auch Geister und Engel ganz leibhaftig gesehen und
gehört, ja merkwürdigerweise sogar berührt, obwohl
damals fast nichts vom Körper mit dabei war. Von diesem Zustand
heißt es, man werde aus dem Körper herausgeführt und
wisse nicht, ob man im Körper oder außerhalb des Körpers
sei. In diesen Zustand wurde ich nur drei oder viermal versetzt,
lediglich um zu erfahren, wie es sich damit verhält, und
zugleich auch um zu wissen, daß die Geister und Engel alle
Sinne besitzen, ebenso wie auch der Mensch als Geist, wenn er dem
Körper entrückt ist.
Was das zweite betrifft, nämlich das
Entrücktwerden vom Geist an einen anderen Ort, so will
ich lediglich folgende Erfahrung anführen: Während ich
durch die Straßen einer Stadt und die angrenzenden Felder
spazieren ging und dabei gleichzeitig mit Geistern sprach, war ich
mir lediglich bewußt, daß ich ebenso wie zu anderen
Zeiten wache und sehe. So ging ich, ohne mich zu verirren und war
doch dabei in einer Vision, die mir Wälder, Flüsse,
Schlösser, Häuser, Menschen und anderes mehr zeigte.
Nachdem ich nun so stundenlang gewandert war, kehrte ich mit einemmal
wieder in den körperlichen Gesichtssinn zurück und
erkannte, daß ich inzwischen am anderen Orte angelangt war. Ich
war darüber sehr erstaunt und merkte nun erst, daß ich
mich in dem Zustand befunden hatte, von dem es heißt, man sei
"vom Geist an einen anderen Ort entrückt worden".
Solange dieser Zustand andauert, denkt man nämlich nicht an den
Weg, und wäre er mehrere Meilen weit; auch empfindet man
keinerlei Ermüdung und wird, ohne sich zu verirren, auf Wegen,
die man selbst nicht kennt, an den vorgesetzten Ort geführt.
Diese beiden Zustände des Menschen sind
außergewöhnlicher Art. Sie wurden mir nur gezeigt, damit
ich wüßte, wie es sich mit ihnen verhält, denn in der
Kirche sind sie bekannt. Allein, mit Geistern zu reden und bei ihnen
zu sein, als ob man zu ihnen gehörte, ist mir auch bei vollem
Wachen des Körpers gewährt worden, und dies nun schon seit
vielen Jahren.
Wenn es heißt, der Mensch sei hinsichtlich
seines Inneren ein Geist, so ist darunter zu verstehen: was sein
Denken und Wollen ausmacht, denn diese sind das Innere, das den
Menschen zum Menschen macht.
Die Auferweckung des Menschen von den Toten und
sein Eintritt ins ewige Leben
Wenn der Körper seine Funktionen in der
natürlichen Welt nicht länger erfüllen kann, sagt man,
der Mensch sterbe. Das geschieht, wenn Lunge und Herz ihre Tätigkeit
einstellen. Dennoch stirbt der Mensch nicht, sondern wird nur von dem
Körperlichen getrennt, das ihm in der Welt gedient hatte. Der
Mensch selbst lebt. Ich sagte, der Mensch selbst, denn der Mensch ist
nicht Mensch durch seinen Körper, sondern durch seinen Geist.
Hieraus geht hervor, daß der Mensch im Tode nur von der einen
Welt in die andere hinübergeht. Aus diesem Grunde bedeutet der
"Tod" im inneren Sinn des Wortes die Auferstehung und das
Fortleben.
Der Geist steht in der allerengsten Gemeinschaft
mit Atem und Herzschlag. Sobald diese Bewegungen im Körper
aufhören, tritt sogleich die Trennung ein. Atmung und Pulsschlag
bilden die eigentlichen Bande, nach deren Zerreißung der Geist
sich selbst überlassen ist und der Körper, weil er dann
ohne das Leben seines Geistes ist, erkaltet und verwest.
Nach der Lostrennung bleibt der Geist noch eine
Weile im Körper, jedoch nicht länger als bis zum völligen
Stillstand des Herzens, der je nach dem Zustand der Krankheit, an
welcher der Mensch stirbt, unterschiedlich eintritt. Die Ursache,
weshalb der Geist des Menschen nicht vor dem Stillstand des Herzens
vom Körper getrennt wird, beruht darauf, daß das Herz der
aus der Liebe stammenden Neigung entspricht, die das eigentliche
Leben des Menschen darstellt. Jeder bezieht nämlich seine
Lebenswärme aus der Liebe. Solange daher diese Verbindung
besteht, besteht auch diese Entsprechung und fließt von daher
geistiges Leben im Körper.
Auf welche Weise die Auferweckung vor sich geht,
ist mir nicht allein gesagt, sondern auch durch lebendige Erfahrung
gezeigt worden. Die Erfahrung geschah am eigenen Leibe (ipsa
experientia mecum facta est), damit ich ganz genau wüßte,
wie es sich damit verhält.
Ich wurde hinsichtlich der körperlichen Sinne
in einen Zustand der Empfindungslosigkeit gebracht, mithin beinahe in
den Zustand der Sterbenden. Dabei blieb jedoch das innerlichere Leben
samt dem Denken unversehrt, da ich ja wahrnehmen und im Gedächtnis
behalten sollte, was geschah. Ich nahm wahr, daß die
Körperatmung beinahe aufgehört hatte, während die
innerlichere Atmung – die des Geistes, verbunden mit einer
schwachen und leisen des Körpers – verblieb. Zuerst wurde
nun hinsichtlich des Herzschlags eine Gemeinschaft mit dem
himmlischen Reich bewirkt, weil dieses Reich dem Herzen des Menschen
entspricht. Ich sah auch Engel von daher, einige weiter weg, zwei
nahe beim Haupt, wo sie sich niederließen. Dies führte zu
einer Entfernung aller eigenen Gemütsregungen, obgleich Denken
und Wahrnehmung erhalten blieben. In diesem Zustand verharrte ich
einige Stunden. Dann entfernten sich die Geister, die um mich gewesen
waren. Sie meinten, ich sei nun gestorben. Auch ließ sich ein
aromatischer Geruch wahrnehmen, wie von einem einbalsamierten
Leichnam. Denn Leichenartiges wird in der Gegenwart himmlischer Engel
als etwas Aromatisches empfunden, und wenn die Geister dies riechen,
können sie nicht nahen. Dadurch werden auch die bösen
Geister bei der ersten Einführung des Menschen ins ewige Leben
von dessen Geist ferngehalten. Die Engel bei meinem Haupt verhielten
sich still, nur ihre Gedanken suchten sie mit den meinigen zu
vereinigen. Werden ihre Gedanken aufgenommen, so wissen sie, daß
nun der Geist des Menschen aus dem Körper herausgeführt
werden kann. Die Mitteilung ihrer Gedanken geschah dadurch, daß
sie mir ins Gesicht schauten; denn so geschieht in der Tat die
Mitteilung von Gedanken im Himmel. Nun nahm ich wahr, daß die
Engel zuerst mein Denken daraufhin untersuchten, ob es dem von
Sterbenden gliche, welche gewöhnlich ans ewige Leben denken. Sie
wollten meine Seele bei diesem Gedanken festhalten. Insbesondere
durfte ich wahrnehmen und auch empfinden, daß da etwas wie ein
Ziehen oder Herausreißen der innerlicheren Teile meines Gemüts,
also meines Geistes, aus dem Körper stattfand. Es wurde mir
gesagt, dies geschehe vom Herrn und sei die Auferstehung.
Die himmlischen Engel beim Auferweckten verlassen
ihn nicht, da sie jeden Menschen lieben. Ist sein Geist aber so
geartet, daß er sie nicht länger ertragen kann, so sehnt
er sich von ihnen hinweg. Danach treten Engel aus dem geistigen Reich
des Herrn herzu und versetzen ihn in den Genuß des Lichtes.
Zuvor hatte er nämlich nichts gesehen, sondern nur gedacht. Auch
das wurde mir gezeigt. Es hatte den Anschein, als ob jene Engel am
linken Auge eine Hülle zur Scheidewand der Nase hin
aufwickelten, um auf diese Weise das Sehen zu ermöglichen. Der
Geist nimmt es zwar so wahr, doch ist es nur ein Schein. Ist dies
geschehen, dringt etwas Helligkeit ein, jedoch noch schwach, etwa wie
wenn der Mensch beim Erwachen durch die Augenlider blickt. Dieses
Helldunkel schien mir von himmlischer Farbe zu sein, doch mir wurde
gesagt, daß es variiere. Hierauf fühlte ich, wie von
meinem Gesicht etwas sanft abgewickelt wurde; sobald es geschehen
war, wurde dadurch geistiges Denken veranlaßt. Auch diese
Ablösung vom Gesicht ist nur ein Schein, nämlich die
Vorbildung davon, daß der Mensch vom natürlichen zum
geistigen Denken gelangt. Die Engel suchen dann mit größter
Sorgfalt zu verhindern, daß von dem Auferweckten eine andere
Vorstellung ausgeht, als eine, die den Eindruck von Liebe vermittelt
(sapit ex amore). Dann erklären sie dem Menschen, daß er
nun ein Geist sei. Nachdem ihm der Genuß des Lichtes geschenkt
worden ist, erweisen die geistigen Engel dem neuen Geist alle
Dienste, die er in diesem Zustand nur irgend wünschen kann und
unterrichten ihn auch über alles, was er im anderen Leben
vorfinden wird, freilich nur soweit er es fassen kann. Befindet er
sich in einem Zustand, daß er gar nicht unterrichtet werden
will, so sehnt er sich auch aus der Gesellschaft dieser Engel hinweg.
Der Geist aber, nachdem er sich auf diese Weise entfremdet hat, wird
nun von guten Geistern aufgenommen, und in ihrer Gemeinschaft werden
ihm ebenfalls alle Dienste geleistet. Hat er aber ein Leben von der
Art geführt, die ein Zusammenleben mit den Guten nicht erlaubt,
so sehnt er sich auch von diesen hinweg. Dieser Vorgang wiederholt
sich so lange und so oft, bis er sich solchen Geistern beigesellt,
die vollständig mit seinem in der Welt geführten Leben
übereinstimmen und bei denen er sein Leben findet. Dann führt
er erstaunlicherweise das gleiche Leben wie in der Welt.
Doch dieser Beginn des Lebens eines Menschen nach
dem Tode dauert nicht länger als einige Tage. Ich sprach mit
einigen am dritten Tag nach ihrem Tode, zu einer Zeit, wo das oben
Geschilderte vollendet war. Drei von ihnen kannte ich von der Welt
her. Ihnen erzählte ich, daß man soeben Anstalten zu ihrem
Begräbnis treffe, um ihren Körper zu bestatten. Ich hatte
aber gesagt: "daß sie begraben würden". Als sie
das hörten, waren sie einigermaßen erstaunt. Sie
erklärten, sie seien ja lebendig, und man beerdige nur, was
ihnen in der Welt gedient habe. Nachher drückten sie ihre
Verwunderung darüber aus, daß sie während ihres
Lebens im Körper nicht an ein Leben nach dem Tode geglaubt
hatten, besonders auch darüber, daß das beinahe die
allgemeine Anschauung in der Kirche sei. Alle, die in der Welt nicht
an ein Fortleben der Seele nach dem Tode des Körpers geglaubt
hatten, sind sehr beschämt, wenn sie merken, daß sie
dennoch leben. Doch wer sich darauf versteift hatte, wird mit
Seinesgleichen zusammengesellt und von den Gläubigen getrennt.
Der Mensch hat nach dem Tode eine vollkommene
menschliche Gestalt
Die Geistgestalt des Menschen ist, wie gesagt, die
menschliche. Der Mensch ist Mensch aufgrund seines Geistes, nicht
weil er einen Körper hat. Dieser wird dem Geist gemäß
dessen Gestalt beigefügt, nicht umgekehrt. Deshalb vermag auch
der Geist des Menschen auf die einzelnen, ja die allereinzelnsten
Teilchen des Körpers einzuwirken. Das geht so weit, daß
ein Teil, der nicht vom Geist in Bewegung gesetzt wird, bzw. in dem
der Geist nicht das Bewegende ist, auch nicht lebt. Diese Tatsache
ist schon allein daran zu erkennen, daß Gedanke und Wille den
ganzen Körper in allen seinen Teilen aktivieren, und daß
es nichts gibt, was nicht auf ihren Wink sogleich herbeieilte. Der
Geist aber, er sei nun von seinem Körper getrennt oder noch mit
demselben verbunden, erscheint dem irdischen Menschen nur deshalb
nicht in menschlicher Gestalt, weil das körperliche Auge, soweit
es in die Welt blickt, aus Materie besteht, das Materielle aber nur
Materielles wahrnehmen kann. Erst wenn das materielle Auge verhüllt
und seines Zusammenwirkens mit dem geistigen Auge beraubt wird,
werden daher die Geister in ihrer eigenen Gestalt sichtbar, welche
die menschliche ist. Das gilt nicht nur für die Geister, die
sich in der geistigen Welt befinden, sondern auch für den Geist,
der sich in einem anderen, noch in seinem Körper befindlichen
Menschen aufhält.
Die Gestalt des Geistes ist deshalb die
menschliche, weil der Mensch, was seinen Geist betrifft, in die Form
des Himmels erschaffen worden ist. Denn alles, was zum Himmel und
seiner Ordnung gehört, ist in der Seele des Menschen
zusammengetragen worden. Daher hat der Mensch die Fähigkeit,
Einsicht und Weisheit in sich aufzunehmen. Man kann ebenso gut auch
sagen, er hat die Fähigkeit, den Himmel in sich aufzunehmen.
Der vernünftige Mensch kann die eben
angeführten Tatsachen verstehen, weil er sie aus dem
Zusammenhang der Ursachen und aus dem Wahren in seiner Ordnung zu
sehen vermag. Der unvernünftige Mensch aber versteht sie nicht,
und zwar hauptsächlich weil er sie nicht verstehen will,
widersprechen sie doch seinen falschen Grundsätzen, die für
ihn wahr sind. Wer aus diesem Grunde nicht verstehen will, hat den
Weg des Himmels zum Bereich seiner Vernunft verschlossen. Dieser Weg
kann jedoch stets wieder geöffnet werden, wenn nur sein Wille
dem nicht widersteht. Ich hörte auch, wie einige höllische
Geister erklärten, sie wüßten und fühlten, daß
ihr Tun böse und ihr Denken falsch sei, doch könnten sie
dem Angenehmen ihrer Liebe, also ihrem Willen, nicht widerstehen. Von
diesem würden aber ihre Gedanken bestimmt, so daß sie das
Böse als etwas Gutes und das Falsche als etwas Wahres
betrachteten. Das zeigte deutlich, daß Geister, die aus bösem
Hang im Falschen sind, durchaus Einsicht und Vernunft besitzen
konnten, es aber nicht wollten. Lieben und Wollen ist dasselbe, denn
was der Mensch will, das liebt er, und was er liebt, das will er.
Eben weil die Menschen einsehen können, was wahr ist, wenn sie
nur wollen, wurde mir gestattet, das Kirche und Himmel betreffende
Wahre auch durch Vernunftgründe zu bestätigen. Die Absicht
dabei ist, das Falsche, das bei vielen Menschen den Bereich der
Vernunft verschlossen hat, durch vernünftige Überlegungen
zu zerstreuen und so vielleicht ihr Auge so weit als möglich
aufzuschließen. Wer in der Wahrheit steht, darf die geistigen
Wahrheiten durch Vernünftiges begründen.
Die tägliche Erfahrung vieler Jahre hat mich
gelehrt, daß der Geist des Menschen nach der Trennung vom
Körper Mensch ist, und zwar in derselben Gestalt. Ich habe sie
tausendmal gesehen, gehört und mit ihnen gesprochen – auch
darüber, daß die Menschen in der Welt nicht glauben, daß
sie so beschaffen sind und daß alle, die es glauben, von den
Gebildeten für einfältig gehalten werden. Die Geister waren
herzlich betrübt darüber, daß solche Unwissenheit auf
Erden immer weiter besteht, und vor allem auch innerhalb der Kirche.
Darum sind auch fast alle, die von der Welt her ankommen, sehr
erstaunt darüber, daß sie leben und genau wie zuvor
Menschen sind, also sehen und reden und ihr Körper einen
Tastsinn besitzt. Wenn sie aber einmal aufgehört haben, sich
über sich selbst zu wundern, so beginnen sie darüber zu
staunen, daß die Kirche nichts von diesem Zustand der Menschen
nach dem Tode weiß. Weil sie sich aber darüber wunderten,
fragten sie sich, weshalb dem Menschen ein so wesentlicher
Glaubensartikel der Kirche nicht durch Visionen geoffenbart worden
ist. Es wurde ihnen aus dem Himmel bedeutet, nichts wäre dem
Herrn leichter gewesen als das, aber es hätte jene Menschen, die
sich aufs Gegenteil, also auf das Falsche, versteifen, doch nicht
überzeugt, selbst wenn sie es gesehen hätten. Ferner sei es
gefährlich, den Anhängern des Falschen etwas durch Visionen
beweisen zu wollen, weil sie daraufhin zwar zuerst einmal zum Glauben
gebracht würden, bald aber wieder leugnen und so jene Wahrheit
selbst entweihen würden. Die Entweiher des Wahren werden in die
unterste und härteste aller Höllen hinabgestoßen.
Diese Gefahr wird durch die Worte des Herrn bezeichnet:
"Er hat ihre Augen verblendet und ihr Herz
verstockt, damit sie mit den Augen nicht sehen noch mit dem Herzen
verstehen und sich bekehren, und ich sie heilte". (Joh 12,40)
Wenn der Geist des Menschen kurz nach seiner
Auferweckung zuerst die Geisterwelt betritt, sind Antlitz und Ton
seiner Rede noch ähnlich wie in der Welt. In diesem Zustand
herrscht sein Äußeres vor, weil das Innere noch nicht
aufgedeckt ist. Dies ist der erste Zustand des Menschen nach dem
Tode. Später verändert sich aber sein Angesicht und wird
völlig anders, weil es sich seiner herrschenden Neigung oder
Liebe angleicht, der sein Geist im Körper gedient hatte. Denn
das geistige Antlitz eines Menschen unterscheidet sich sehr von
seinem leiblichen. Letzteres stammt von den Eltern, das geistige
Angesicht aber aus seiner Neigung, deren Bild es ist. Zu diesem
gelangt der Geist nach dem Leben im Körper, wenn das Äußere
entfernt und das Innere enthüllt wird. Dies ist dann der zweite
Zustand des Menschen. Eine weitere Ursache für die Veränderung
besteht darin, daß niemand im anderen Leben Gefühle
heucheln darf, die er nicht hat. Folglich darf auch niemand
Gesichtszüge annehmen, die seiner Liebe entgegengesetzt sind.
Alle ohne Ausnahme werden in einen Zustand versetzt, daß sie
reden wie sie denken und in Mienen und Gebärden zeigen, was sie
wirklich wollen; so kommt es, daß ihr Angesicht zur Form und
zum Ebenbild ihrer Neigungen wird. Darin liegt auch der Grund, daß
alle, die einander in der Welt gekannt hatten, sich auch in der
Geisterwelt wiedererkennen, jedoch nicht mehr im Himmel und in der
Hölle, wie oben festgestellt wurde.
Die Gesichter der Heuchler verändern sich
später als die der anderen, weil sie eine Haltung eingeübt
haben, die es ihnen erlaubt, die Vorgänge in ihrem Inneren so
zurechtzubiegen, daß sie gute Neigungen vortäuschen. Lange
Zeit sehen sie daher nicht unschön aus. Da sie aber nach und
nach der erheuchelten Miene beraubt werden, sind sie hernach
häßlicher als andere.
Man sollte wissen, daß die menschliche
Gestalt eines Geistes nach dem Tode umso schöner ist, je
innerlicher er die göttlichen Wahrheiten geliebt und danach
gelebt hatte. Bei jedem werden nämlich die inneren Bereiche
aufgeschlossen und gebildet je nach seiner Liebe zu den göttlichen
Wahrheiten und seinem dementsprechenden Leben. Je innerlicher daher
die Neigung, desto mehr hat sie Anteil an der Form des Himmels und
desto schöner ist infolgedessen das Antlitz. Die Engel des
innersten Himmels sind deshalb die schönsten, sind sie doch
Formen der himmlischen Liebe. Wer aber die göttlichen Wahrheiten
nur in einer mehr äußerlichen Art geliebt und danach
gelebt hatte, ist weniger schön. Mit einem Wort: die Schönheit
nimmt nach innen zu und nach außen ab, und wie die
Vollkommenheit, so wächst und schwindet auch sie. Ich habe Engel
des dritten Himmels gesehen, deren Antlitz so schön war, daß
kein Maler mit aller Kunst seinen Farben je eine solche Leuchtkraft
verleihen könnte, um auch nur den tausendsten Teil von dem
wiederzugeben, was als Licht und Leben auf ihrem Antlitz erscheint.
Dagegen lassen sich die Gesichter der Engel des untersten Himmels bis
zu einem gewissen Grade darstellen.
Der Mensch hat nach dem Tod alle Sinne,
Gedächtnis, denken und Neigung, wie zuvor; er läßt
nur seinen Körper zurück
Wenn der Mensch im Tode aus der natürlichen
in die geistige Welt hinüberwechselt, so nimmt er alles mit, was
ihn als Menschen ausmacht, ausgenommen seinen irdischen Leib. Das ist
mir aufgrund vielfacher Erfahrung zur Gewißheit geworden. Wenn
der Mensch in die geistige Welt oder das Leben nach dem Tode
eintritt, so lebt er dort ebenso in einem Leib wie in der Welt.
Scheinbar besteht gar kein Unterschied, jedenfalls fühlt und
empfindet er ihn nicht. Doch ist sein Leib dann geistig, also vom
Irdischen geschieden oder gereinigt; und wenn das Geistige Geistiges
berührt und anschaut, so ist das ebenso, wie wenn das Natürliche
Natürliches berührt und anschaut. Wenn daher der Mensch ein
Geist geworden ist, ist ihm (zunächst) nur bewußt, daß
er noch in demselben Körper lebt, den er in der Welt hatte. Er
weiß also (von sich aus) gar nicht, daß er gestorben ist,
und er besitzt auch alle äußeren und inneren Sinne, die er
in der Welt hatte. Er sieht wie zuvor, er hört und spricht wie
zuvor, er riecht und schmeckt, und wenn er berührt wird, fühlt
er es auch – ganz wie zuvor. Ebenso begehrt er, verlangt,
wünscht, denkt, überlegt, fühlt sich angeregt, liebt
und will – ganz wie zuvor. Wer Freude an wissenschaftlicher
Betätigung hatte, liest und schreibt wie zuvor – mit einem
Wort: wenn der Mensch von einem Leben ins andere hinüberwechselt,
ist es, als ob er von einem Raum in den anderen schritte. Er nimmt
auch alles mit, was er als Mensch in sich besitzt, der Tod betrifft
also lediglich seinen irdischen Körper. Er nimmt auch sein
natürliches Gedächtnis mit und behält alles, was er in
der Welt gehört, gesehen, gelesen, gelernt und gedacht hat, von
der ersten Kindheit an bis zum Ende seines Lebens. Weil aber die
natürlichen Vorstellungen, die sein Gedächtnis bewahrt, in
der geistigen Welt nicht hervorgerufen werden können, ruhen sie
– ähnlich wie das auch beim Menschen der Fall ist, wenn er
über etwas nicht nachdenkt. Gefällt es aber dem Herrn, so
werden sie dennoch ans Licht gebracht. Der sinnliche Mensch vermag
absolut nicht zu glauben, daß der Mensch nach dem Tode in einem
solchen Zustand lebt, weil er es nicht begreift. Der sinnliche Mensch
kann nämlich selbst über geistige Dinge nur natürlich
denken.
Und dennoch: Der Unterschied zwischen dem Leben,
das die Menschen in der geistigen Welt und das sie in der natürlichen
Welt führen, ist groß. Er betrifft sowohl die äußeren
als auch die inneren Sinne und deren Eindrücke. Im Himmel sehen
und hören sie viel schärfer und denken auch weiser als in
ihrem irdischen Leben. Sie sehen ja nun alles im himmlischen Licht,
welches das irdische um viele Grade übertrifft; auch hören
sie nun durch die geistige Atmosphäre, die ebenfalls viel
intensiver ist als die irdische. Es besteht ein ähnlicher
Unterschied wie zwischen einem klaren Himmel und dichtem Nebel in der
Welt. Das Himmelslicht als das göttliche Wahre bewirkt in der
Tat, daß der Gesichtssinn der Engel die allerfeinsten Dinge
bemerkt und unterscheidet. Dazu kommt, daß ihr äußeres
Sehen dem inneren, ihrem Verstand, entspricht. Denn bei den Engeln
fließt eins ins andere ein, weshalb sie einheitlich
zusammenwirken. Daher die große Schärfe ihres
Sehvermögens. Ebenso entspricht bei ihnen das Gehör ihrem
Innewerden (perceptioni), das sowohl dem Verstande wie dem Willen
angehört. Daher nehmen sie im Tonfall und in den Worten eines
Redners die kleinsten Einzelheiten seiner Neigung und seines Denkens
wahr – im Tonfall die Einzelheiten der Neigung, in den Worten
die des Denkens. Die übrigen Sinne bei ihnen sind freilich nicht
so scharf ausgeprägt. Wären sie das, sie würden ihnen
das Licht und die Freude an der Weisheit entziehen und stattdessen
die Freude an den mit den verschiedenartigen körperlichen
Begierden verbundenen Vergnügungen einflößen. Diese
aber verdunkeln und schwächen den Verstand soweit, wie sie
überwiegen, was auch bei den irdischen Menschen der Fall ist,
die im Hinblick auf das geistige Wahre umso stumpfsinniger und dümmer
sind, je mehr sie sich dem Geschmack und den Reizen des Körpers
hingeben.
Mir ist aber auch an vielen Beispielen gezeigt
worden, daß der Mensch sein ganzes Gedächtnis aus der Welt
mitbringt (secum habeat). Ich habe diesbezüglich viel
Denkwürdiges gesehen und gehört, wovon ich einiges
berichten will. Da waren zum Beispiel Leute, die ihre in der Welt
begangenen Schandtaten und Verbrechen leugneten. Damit man sie nicht
für schuldlos halte, wurde alles enthüllt und aus ihrem
eigenen Gedächtnis von ihrem ersten Lebensalter an bis zum
letzten der Reihe nach aufgezählt. Es handelte sich
hauptsächlich um Ehebrüche und Verbrechen der Unzucht.
Andere hatten ihre Mitmenschen mithilfe arglistiger Kunstgriffe
betrogen, wieder andere hatten sie bestohlen. Ihre Finten und
Gaunereien wurden der Reihe nach aufgezählt, darunter viele, von
denen außer ihnen selbst kaum jemand in der Welt gewußt
hatte. Sie erkannten auch alles an, weil es – zugleich mit
einem jeden Gedanken, jeder Absicht, Lust und Befürchtung,
zwischen denen damals ihr Gemüt hin und hergeschwankt hatte –
wie ins Licht gestellt erschien. Andere hatten Geschenke angenommen
und aus dem Richterberuf eine Erwerbsquelle gemacht. Auch sie wurden
aufgrund ihres eigenen Gedächtnisses überführt, aus
dem vom Beginn ihrer Amtsführung an bis zuletzt alles aufgezählt
wurde: die einzelnen Bestechungen nach Art und Umfang, dazu die Zeit,
ihr Gemütszustand und ihre Absicht – alles zugleich wurde
ihnen wieder in Erinnerung gerufen und sichtbar vorgestellt. Die
Fälle gingen in die Hunderte. Bei einigen wurden
erstaunlicherweise selbst ihre Tagebücher, in denen sie
dergleichen Dinge notiert hatten, aufgeschlagen und ihnen Seite für
Seite vorgelesen. Diese Enthüllungen dauerten zuweilen
stundenlang. Jemand hatte noch kurz vor dem Tode seinen Nachbarn
heimlich mit Gift getötet. Das wurde auf folgende Weise
enthüllt: Es schien, als ob unter seinen Füßen eine
Grube gegraben würde, aus der wie aus einem Grab ein Mann
hervorkam, der ihn anschrie: "Was hast Du mir angetan?!"
Und nun wurde alles offenbar, wie nämlich der Giftmischer
freundlich mit ihm geredet und ihm einen Becher gereicht, ferner was
er vorher gedacht hatte und was nachher geschah. Als das alles
aufgedeckt war, wurde er zur Hölle verurteilt. Mit einem Wort:
jedem bösen Geist werden all seine bösen, ruchlosen Taten,
Räubereien, Kunstgriffe und Betrügereien handgreiflich
vorgeführt. Aufgrund dieser Beispiele dürfte klar sein, daß
der Mensch sein ganzes Gedächtnis mit hinüber nimmt, und
daß in der Welt nichts so gut verborgen ist, daß es nicht
nach dem Tode offenbar würde, und zwar gemäß den
Worten des Herrn in aller Öffentlichkeit:
"Nichts ist verborgen, was nicht aufgedeckt,
und nichts heimlich, was man nicht wissen werde. Darum, was ihr im
Finstern gesprochen habt, das wird man im Licht hören, und was
ihr ins Ohr gesagt habt, wird auf den Dächern ausgerufen
werden." (Luk 12,2f.)
Wenn dem Menschen seine Taten nach dem Tode
aufgedeckt werden, so betrachten die Engel, denen die Untersuchung
obliegt, genau sein Gesicht. Ihre Untersuchung ergreift dann den
ganzen Leib, beginnt bei den Fingern der einen, dann der anderen Hand
und erstreckt sich von da aus über den ganzen Körper. Da
ich mich wunderte, was das solle, wurde es mir erklärt: Ebenso
wie die Einzelheiten des Denkens und Wollens im Gehirn verankert sind
– denn im Gehirn liegen die Anfänge – so sind sie
auch dem ganzen Leib eingeprägt, weil sich nämlich von
ihren Anfängen aus alle Einzelheiten des Denkens und Wollens
durch diesen ausbreiten und in ihm als Letztem endigen. Was daher dem
Gedächtnis aus dem Wollen und dem daraus hervorgehenden Denken
eingeprägt ist, das ist nicht allein dem Gehirn, sondern auch
dem ganzen Menschen eingeprägt und existiert dort in einer
Ordnung, die der Anordnung der Körperteile entspricht. Daraus
wurde mir klar, daß der Mensch im Ganzen so ist wie sein Wollen
und das daraus hervorgehende Denken, bis zu dem Punkt, daß der
böse Mensch identisch ist mit seinem Bösen, und der gute
mit seinem Guten. Damit ist auch klar, was man unter dem "Lebensbuch"
des Menschen zu verstehen hat; daß nämlich alle
Einzelheiten der Taten wie der Gedanken dem ganzen Menschen
eingeprägt sind, so daß es scheint, als würden sie
aus einem Buche vorgelesen, wenn sie aus dem Gedächtnis
abgerufen werden und wie im Bilde sichtbar werden, sobald der
betreffende Geist im Himmelslicht betrachtet wird. Die Einzelheiten,
die der Mensch gedacht, gewollt, geredet, getan, ja selbst die er
gehört und gesehen hat, sind seinem inneren oder geistigen
Gedächtnis eingeschrieben. Was einmal darin ist, kann niemals
ausgelöscht werden, weil es, wie oben gezeigt wurde, zugleich
dem Geist selbst wie auch den Gliedern seines Leibes eingeprägt
ist. Der Geist ist demnach ein Abbild seiner Gedanken und Handlungen
seines Willens. Ich bin mir bewußt, daß diese Dinge als
unsinnig erscheinen und daher kaum geglaubt werden. Dennoch sind sie
wahr. Es nehme also niemand an, daß irgendetwas von dem, was er
bei sich gedacht und im Verborgenen getan hat, nach dem Tode
verborgen bleibe, vielmehr glaube der Mensch, daß alles und
jedes sich dann wie am hellichten Tage zeigen werde.
Doch das äußere oder natürliche
Gedächtnis dient, soweit sein Inhalt etwas vom Materiellen sowie
von Zeit und Raum und allem anderen an sich hat, was der Natur
eignet, dem Geist nicht zum gleichen Zweck wie in der Welt. Als
Mensch in der Welt hatte er ja aus dem äußeren Sinnlichen,
nicht aber zugleich aus dem inneren oder verstandesmäßigen
Sinnlichen, folglich natürlich und nicht geistig gedacht. Als
Geist aber denkt er nicht mehr natürlich, sondern geistig. Und
geistig denken heißt, verstandes- oder vernunftmäßig
denken. Die Folge davon ist, daß das äußere oder
natürliche Gedächtnis, was die materiellen Dinge betrifft,
ruht und von seinem Inhalt nur das gebraucht wird, was der Mensch
dadurch in der Welt in sich aufgenommen und seiner Vernunft
einverleibt hatte.
Darum ist der Mensch nach dem Tode in dem Maße
vernünftig, wie er durch Sprachen und Wissenschaften in der Welt
seine Vernunft gebildet hat, keineswegs aber soweit er Sprachen und
Wissenschaften beherrscht hat. Ich habe mit vielen gesprochen, die in
der Welt als gebildet galten, weil sie die alten
Sprachen – Hebräisch, Griechisch und
Lateinisch – beherrschten. Da sie aber ihre Vernunft nicht
durch den Inhalt dieser Sprachen ausgebildet hatten, so erschienen
einige von ihnen ebenso einfältig wie andere, die keine Kenntnis
dieser Sprachen besaßen; einige wirkten geradezu dumm, obwohl
sich bei ihnen der Dünkel erhalten hatte, weiser zu sein als
andere. Auch sprach ich mit einigen, die in der Welt geglaubt hatten,
die Weisheit des Menschen hänge von seinem guten Gedächtnis
ab. Sie hatten auch tatsächlich ihr Gedächtnis mit vielem
vollgestopft und sprachen fast nur daraus, also letztlich nicht aus
sich selbst, sondern aus anderen. Tatsächlich können
Menschen dieser Art von sich selbst aus nicht erkennen, wie etwas
wirklich ist und können folglich auch nichts von dem, was sie
von anderen hören, vernünftig beurteilen.
Die Vernunft des Menschen gleicht einem Garten
oder Blumenbeet oder auch einem Acker. Das Gedächtnis ist das
Erdreich, die wissenschaftlichen Wahrheiten und Erkenntnisse sind die
Samen. Licht und Wärme des Himmels bringen sie zum Wachsen. Ohne
sie gibt es kein Keimen. Dies zeigt sich auch, wenn das Himmelslicht
der göttlichen Wahrheit und die himmlische Wärme der
göttlichen Liebe nicht zugelassen werden – ohne sie gibt
es keine Vernunft. Die Engel klagen sehr darüber, daß die
meisten Gebildeten alles auf die Natur zurückführen und
sich die innerlicheren Bereiche ihres Gemüts dadurch so
verschlossen haben, daß sie nichts Wahres mehr aus dem Licht
des Wahren – dem Himmelslicht – sehen können. Im
anderen Leben werden sie deshalb der Fähigkeit zum vernünftigen
Denken beraubt, um sie daran zu hindern, durch diese Fähigkeit
unter den einfältig Guten Falsches zu verbreiten und sie zu
verführen. Sie selbst aber werden in Einöden verbannt.
Die Beschaffenheit der Gedächtnisse stellt
sich im anderen Leben zuweilen sichtbar in Gestalten dar, wie sie nur
dort zur Erscheinung kommen (es kommt aber dort mancherlei zur
Erscheinung, was sonst bei den Menschen nur als Idee auftritt). Das
mehr äußerliche Gedächtnis erscheint dort wie eine
dicke Haut, das innerlichere hingegen als Marksubstanz, wie wir sie
im menschlichen Gehirn finden. Aus diesen Bildern läßt
sich auf ihre Beschaffenheit schließen.
Menschen, die in der Liebe zum Herrn stehen und
sich liebevoll um den Nächsten kümmern, haben schon im
irdischen Leben Engelseinsicht und -weisheit in und um sich, jedoch
verborgen im Innersten ihres inwendigen Gedächtnisses.
In kurzen Worten soll auch gesagt werden, wie die
Vernunftfähigkeit ausgebildet werden kann: die echte
Vernunftfähigkeit besteht aus Wahrem und nicht aus Falschem. Was
aus Falschem besteht, ist nicht vernünftig. Es gibt aber
dreifache Wahrheiten: bürgerliche, sittliche und geistige. Die
bürgerlichen beziehen sich auf alles, was mit dem Rechtswesen
und der Regierung oder, allgemein gesagt, mit der entsprechenden
Gerechtigkeit und Billigkeit zusammenhängt. Die sittlichen
Wahrheiten betreffen das persönliche Leben des Einzelnen in
seiner Beziehung zur Gesellschaft und Gemeinschaft und hängen,
allgemein gesprochen, mit Redlichkeit und Aufrichtigkeit und
besonders mit jeder Art von Tugend zusammen. Die geistigen Wahrheiten
hingegen beziehen sich auf den Himmel und die Kirche, also allgemein
auf das Gute, das zur Liebe, und das Wahre, das zum Glauben gehört.
Es gibt drei Grade des Lebens in jedem Menschen. Seine
Vernunftfähigkeit wird bis zum ersten Grad erschlossen durch das
bürgerliche Wahre, bis zum zweiten durch das sittliche und bis
zum dritten durch das geistig Wahre. Man muß jedoch wissen, daß
die Vernunftfähigkeit nicht dadurch gebildet und erschlossen
wird, daß der Mensch die verschiedenen Arten des Wahren kennt,
sondern nur wenn er nach ihnen lebt. "Nach ihnen leben"
heißt, sie aufgrund geistiger Neigung lieben, und das bedeutet
wiederum, Recht und Billigkeit darum lieben, weil sie gerecht und
billig sind, auch Redlichkeit und Aufrichtigkeit um ihrer selbst
willen, sowie das Gute und Wahre, weil es gut und wahr ist. Wer
hingegen zwar nach ihnen lebt, sie aber nur aus fleischlicher Neigung
liebt, der liebt sie um seiner selbst, seines Rufes, seiner Ehre oder
um seines Vorteils willen. Ein solcher Mensch wird nicht vernünftig,
weil er dann in Wirklichkeit nicht sie, sondern sich selbst liebt und
die Wahrheiten ihm wie Knechte ihrem Herrn dienen. Wenn aber die
Wahrheiten zu dienstbaren Werkzeugen der Eigenliebe gemacht werden,
so dringen sie nicht in den Menschen ein und schließen keinen
einzigen Grad seines Lebens bei ihm auf, nicht einmal den ersten. Als
Kenntnisse natürlicher Art ruhen sie lediglich im Gedächtnis,
wo sie sich mit der Eigenliebe verbinden, deren Natur fleischlich
ist.
Geister und Engel besitzen ebenso wie die Menschen
ein Gedächtnis. Was immer sie hören, sehen, denken, wollen
und tun, verbleibt ihnen, auch bildet sich dadurch ihre
Vernunftfähigkeit immer weiter aus, und zwar in Ewigkeit.
Hierauf beruht, daß Geister und Engel ebenso wie Menschen durch
Erkenntnisse des Wahren und Guten in ihrer Einsicht und Weisheit
vervollkommnet werden. Ich sah auch Geister, die durch schlichte Güte
(ex simplici bono) über ein wenig Wahrheit verfügten, mit
Erkenntnissen und dadurch mit Einsicht ausgestattet und hierauf in
den Himmel erhoben wurden. Man muß jedoch wissen, daß
diese Ausstattung nur bis zu jenem Grad der Neigung zum Guten und
Wahren geht, in dem sie in der Welt standen, nicht darüber
hinaus. In der Tat behält jeder Geist und Engel seine Neigung in
dem Umfang und in der Weise, wie sie in der Welt war. Hernach wird
sie angereichert und so vervollkommnet, was sich in Ewigkeit
fortsetzt. Alles kann nämlich in Ewigkeit immer weiter
angereichert werden, weil jedes Ding unendlich variiert, also durch
Variationen bereichert und so vervielfältigt und fruchtbar
gemacht werden kann. Nichts Gutes hat je ein Ende, entstammt es doch
dem Unendlichen.
Der Mensch ist nach seinem Tode so, wie sein
Leben in der Welt war
Das ist jedem Christen aus dem Worte Gottes
bekannt, wird doch darin an vielen Stellen gesagt, daß der
Mensch nach seinen Taten und Werken gerichtet und belohnt werde.
Zudem kann jedermann, dessen Denken auf der Grundlage jenes Guten
beruht, das wirklich gut und wahr ist, klar sein, daß in den
Himmel kommt, wer ein gutes Leben führt, in die Hölle aber,
wer böse lebt. Doch wer dem Bösen verhaftet ist, will nicht
glauben, daß sein nachtodlicher Zustand dem Leben entspricht,
das er in der Welt geführt hatte. Er denkt vielmehr – und
zwar vor allem wenn er krank wird – jedermann komme, wenn
schon, dann aus purer Barmherzigkeit in den Himmel, unabhängig
von seinem Leben. Es hänge vielmehr vom Glauben ab, der nichts
mit dem Leben zu tun habe.
Von den vielen Stellen im Wort, in denen gesagt
wird, daß der Mensch nach seinen Taten und Werken gerichtet und
belohnt werde, möchte ich hier einige anführen:
"Des Menschen Sohn wird kommen in der
Herrlichkeit seines Vaters mit seinen Engeln und dann einem jeden
vergelten nach seinen Werken". (Mat 16,27) "Selig sind die
Toten, die im Herrn sterben … Ja, spricht der Geist, sie
sollen ruhen von ihren Arbeiten; … ihre Werke aber folgen
ihnen nach". (Offb 14,l3) "Ich werde einem jeglichen unter
euch nach seinen Werken geben" (Offb 2,23). Man vgl. auch Offb
20,12; 22,12; Mat 7,24ff; 7, 21-23; Luk 13,26f; Jer 25,14; 32,19; Hos
4,9; Sach 1,6.
Wo der Herr das letzte Gericht voraussagt, spricht
er bloß von den Werken und daß diejenigen ins ewige Leben
eingehen würden, die gute Werke getan haben, in die Verdammnis
hingegen, die keine Werke getan haben (Mat 25,32-46). Ebenso lautet
es an vielen anderen Stellen, die von der Erlösung und von der
Verdammnis des Menschen handeln. Es ist offenkundig, daß Werke
und Taten das äußere Leben des Menschen bezeichnen, daß
sich aber in ihnen die Beschaffenheit seines inneren Lebens
ausdrückt.
Jedermann weiß ja, daß jede Tat und
jedes Werk dem Wollen und Denken des Menschen entspringt. Das
bedeutet, daß Tat und Werk genauso beschaffen sind wie das
Wollen und Denken, die sie hervorgebracht haben. Waren Gedanken und
Wille gut, so sind es auch die Taten, waren sie böse, gilt
dasselbe für die Taten und Werke, wenn sie auch in ihrer äußeren
Form vollkommen gleich erscheinen mögen. Tausend Menschen können
das gleiche tun, das heißt uns vor die gleichen Handlungen
stellen – so gleich, daß sie äußerlich kaum
unterschieden werden können – und doch ist jede Handlung
an sich verschieden, weil unterschiedlichem Wollen entsprungen.
Menschen, die wirklich Liebe zur Aufrichtigkeit und Gerechtigkeit
hegen, unterscheiden sich äußerlich scheinbar nicht in
ihren Taten von den anderen. Einige von ihnen handeln aus dem Wahren
des Glaubens oder aus Gehorsam gegenüber den Geboten im Worte
Gottes, manche aus dem Guten des Glaubens oder aus ihrem Gewissen,
weil das zur Religion gehört, andere aus dem Guten der
Nächstenliebe, weil man für seinen Nächsten sorgen
soll. Bei einigen entspringen ihre Taten der Liebe zum Herrn, weil
man das Gute um des Guten willen tun soll. Diese Menschen handeln
folglich auch ehrlich und gerecht um der Ehrlichkeit und
Gerechtigkeit willen, die sie lieben, weil sie vom Herrn stammen und
daher an sich eigentlich göttlich sind. Die Taten oder Werke
dieser Menschen sind innerlich gut.
Wissen muß man jedoch, daß der Mensch
vom Willen bestimmt wird. Vom Denken gilt dies nur in dem Maße,
wie es dem Willen entspringt. Taten oder Werke entspringen beiden.
Man kann ebenso gut sagen, daß die Liebe den Menschen ausmacht,
während das vom Glauben nur in dem Maße gilt, als dieser
seinen Ursprung in der Liebe hat, und daß Taten oder Werke aus
beiden hervorgehen. Damit steht fest, daß ein von der Liebe
getrennter Glaube überhaupt kein Glaube, sondern nur totes
Wissen ist.
Ferner muß man wissen, daß in seinen
Taten oder Werken der ganze Mensch erscheint. Sein Wollen und Denken
bzw. Liebe und Glaube, die sein Inneres bilden, sind nicht vollendet,
ehe sie sich in Taten oder Werken ausdrücken. Diese stellen sein
Äußeres dar. Jeder kann auch wissen, daß wollen,
aber trotz bestehender Möglichkeit nicht handeln dasselbe ist
wie nicht wollen, und daß lieben und das Gute, obgleich man
könnte, nicht ausführen darauf hinausläuft, daß
man gar nicht liebt. Denn der bloße Gedanke, daß man
wolle und liebe, verschwindet und vergeht, weil es ein vom Dasein
getrenntes Denken ist. Die Liebe, die Absicht, ist die eigentliche
Seele der Tat oder des Werkes. Diese Seele bildet ihren Leib in den
aufrichtigen und gerechten Handlungen des Menschen. Der geistige
Leib, der Leib des Menschengeistes, hat nur darin seinen Ursprung,
das heißt er wird lediglich aus dem gebildet, was der Mensch
aus Liebe oder freiem Willen auch ausführt. Mit einem Wort:
alles, was den Menschen und seinen Geist bildet, liegt in seinen
Taten oder Werken.
Damit dürfte feststehen, welches Leben den
Menschen nach dem Tode erwartet. Es besteht in seiner Liebe und dem
daraus entspringenden Glauben, nicht nur der Möglichkeit nach,
sondern auch in der Verwirklichung. So sind es also die Taten oder
Werke, weil diese alles in sich enthalten, was zur Liebe oder zum
Glauben des Menschen gehört.
Die herrschende Liebe erwartet den Menschen nach
dem Tode und wird in Ewigkeit niemals verändert. Zwar hat jeder
eine ganze Anzahl von Neigungen (amores), doch beziehen sich alle auf
seine herrschende Liebe und bilden zusammen mit ihr eine Einheit.
Einige dieser Neigungen sind innerlicher, andere äußerlicher;
einige sind unmittelbarer, andere mittelbarer mit der herrschenden
Liebe verbunden, stehen ihr näher oder ferner und dienen ihr in
verschiedener Weise. Alle zusammen bilden gleichsam ein Reich. In der
Tat sind sie beim Menschen in dieser Weise geordnet, obwohl der
Mensch davon keine Ahnung hat. Im anderen Leben wird ihm jedoch etwas
davon offenbar, weil dort die Verbreitung des Denkens und der Neigung
von ihrer Ordnung abhängt: die Verbreitung in himmlische
Gesellschaften, wenn seine herrschende Liebe aus himmlischen
Liebesarten, in höllische Gesellschaften dagegen, wenn sie aus
höllischen Neigungen besteht.
Was bisher ausgeführt worden ist, spricht
jedoch nur das Denken des vernünftigen Menschen an. Um es auch
den Sinnen faßbar zu machen, will ich Erfahrungen anführen,
durch die diese Ausführungen verdeutlicht und bestätigt
werden.
Erstens: Der Mensch ist nach dem Tode seine Liebe
bzw. sein Wille. Dies ist mir durch häufige Erfahrung zur
Gewißheit geworden. Der ganze Himmel ist je nach den
Unterschieden des Guten der Liebe in Gesellschaften eingeteilt. Jeder
Geist, der in den Himmel erhoben und zu einem Engel wird, wird der
Gesellschaft zugeführt, in der seine Liebe herrscht. Wenn er
dort ist, fühlt er sich wie daheim. Ein Engel nimmt das deutlich
wahr und gesellt sich hier zu den ihm Ähnlichen. Geht er von da
fort und kommt anderswohin, widerstrebt es ihm fortwährend, und
er sehnt sich, zu den ihm Ähnlichen, mithin zu seiner
herrschenden Liebe zurückzukehren. Auf diese Weise entstehen die
Gesellschaften im Himmel. Ähnliches gilt für die Hölle,
wo sich die Geister ebenfalls aufgrund ihrer den himmlischen
entgegengesetzten Liebesarten vereinen.
Auch daraus können wir entnehmen, daß
der Mensch nach dem Tode aus seiner Liebe besteht, weil dann alles
entfernt und ihm gleichsam genommen wird, was nicht mit seiner
herrschenden Liebe übereinstimmt. Wenn jemand gut ist, so wird
alles von ihm abgerückt, was nicht damit übereinstimmt, und
so wird er ganz und gar in seine Liebe versetzt. Dasselbe geschieht
dem, der böse ist, nur mit dem Unterschied, daß ihm die
Wahrheiten genommen werden, dem Guten hingegen das Falsche –
bis zu dem Punkt, daß schließlich jeder nur noch aus
seiner Liebe besteht. Man kann alle Geister führen, wohin man
will, solange man sie nur bei ihrer herrschenden Liebe packt; sie
können nicht widerstehen, selbst wenn sie sich bewußt
sind, was ihnen geschieht, und wie sehr sie auch auf Widerstand
sinnen. Ihre Liebe ist wie ein Band oder Seil, das sie gleichsam
umschlingt und an dem sie gezogen werden können, ohne daß
sie sich loszumachen vermögen. Schon den Menschen in der Welt
widerfährt ja ähnliches. Jede Gemeinschaft im anderen Leben
zeigt deutlich, daß der Geist des Menschen aus seiner
herrschenden Liebe besteht. Soweit nämlich jemand in
Übereinstimmung mit der Liebe eines anderen Geistes handelt und
spricht, erscheint der Betreffende ganz wie er ist, mit vollem,
heiteren und lebendigen Gesicht. Sobald dagegen jemand im Widerspruch
zur Liebe eines anderen handelt und spricht, beginnt sich dessen
Gesicht zu verändern. Es wird finster und schließlich
unsichtbar, so als ob der Betreffende nie zugegen gewesen wäre.
Ich habe mich oft darüber gewundert. Auch daraus wurde mir klar,
daß der Geist seine herrschende Liebe ist, weil er alles an
sich zieht und sich aneignet, was mit seiner Liebe übereinstimmt,
alles andere aber zurückweist. Es wurde mir mehrmals zu
beobachten erlaubt, wie etliche einfältig gute Geister die bösen
über das Wahre und Gute unterrichten wollten, diese aber das
Weite suchten und, sobald sie zu Ihresgleichen kamen, das mit ihrer
Liebe übereinstimmende Falsche voller Begier ergriffen. Ich
durfte auch mit ansehen, wie gute Geister über die Wahrheiten
miteinander sprachen. Die anwesenden Guten hörten mit großem
Interesse zu, die Bösen aber, die ebenfalls zugegen waren,
achteten gar nicht darauf, gerade als ob sie nichts hörten. In
der Geisterwelt erscheinen Wege, von denen einige zum Himmel, andere
zur Hölle führen, jeder zu einer ganz bestimmten
Gesellschaft. Die guten Geister wählen nur die Wege, die zum
Himmel und zu der Gesellschaft führen, in der das Gute ihrer
Liebe herrscht. Die bösen Geister hingegen suchen nur solche
Wege, die zur Hölle und darin zu der Gesellschaft führen,
in der das Böse ihrer eigenen Liebe herrscht. Andere Wege sehen
sie entweder nicht, oder wollen sie doch nicht beschreiten.
Zweitens: Der Mensch bleibt nach den Tode in
Ewigkeit so, wie er hinsichtlich seines Willens oder seiner
herrschenden Liebe beschaffen ist. Auch das wurde mir durch viele
Erfahrungen bestätigt. Ich durfte mit einigen Menschen reden,
die vor 2000 Jahren gelebt hatten, und deren Leben aus den
Beschreibungen der Geschichtsquellen bekannt ist. Es zeigte sich, daß
sie sich gleich geblieben waren und noch ganz so sind, wie sie
beschrieben wurden. Hinsichtlich der Liebe, die ihr Leben
hervorbrachte und der es entsprach, bestand keinerlei Unterschied,
nur hatte sich das, was ihrer Liebe angenehm gewesen war, jetzt in
Entsprechendes verwandelt. Engel erklärten, das Leben der
herrschenden Liebe werde in Ewigkeit bei niemandem verändert,
weil jeder identisch ist mit seiner Liebe und jede Veränderung
bedeuten würde, den betreffenden Geist seines Lebens zu berauben
oder ihn zu vernichten. Sie nannten auch die Ursache, nämlich
daß der Mensch nach dem Tode nicht mehr auf dieselbe Weise wie
in der Welt durch Belehrung umgebildet werden könne, weil dann
die letzte Grundlage fehlt, die aus natürlichen Erkenntnissen
und Neigungen besteht. Sie ist gleichsam eingeschläfert und kann
nicht wieder erweckt werden, weil sie nicht geistig ist. Die
innerlicheren Bereiche des Gemüts oder der Gesinnung ruhen aber
auf dieser Grundlage, ähnlich wie ein Haus auf seinem Fundament.
Daher bleibt der Mensch in Ewigkeit so, wie das Leben seiner Liebe in
der Welt gewesen war. Die Engel wundern sich sehr darüber, daß
der Mensch nicht weiß, daß jeder so beschaffen ist wie
seine herrschende Liebe. Ebenfalls erstaunt sie der weit verbreitete
Glaube, man könne aufgrund unmittelbarer Barmherzigkeit und
bloßen Glaubens erlöst werden, ohne Rücksicht auf das
Leben, das man geführt habe. Und schließlich war ihnen das
Fehlen der Erkenntnis verwunderlich, daß die göttliche
Barmherzigkeit eine mittelbare ist und darin besteht, daß man
vom Herrn geführt wird, in der Welt ebenso wie hernach in der
Ewigkeit, und daß diejenigen durch die Barmherzigkeit geführt
werden, die nicht ins Böse verstrickt sind. Viele Menschen
wissen auch nicht, daß der Glaube eine Neigung zum Wahren ist,
die aus der himmlischen, vom Herrn stammenden Neigung hervorgeht.
Drittens: In den Himmel kommt, wer von himmlischer
und geistiger Liebe beseelt ist, in die Hölle, wer von
fleischlicher und weltlicher Liebe beherrscht ist. Dies bestätigte
sich mir an all denen, die ich in den Himmel erhoben bzw. in die
Hölle geworfen sah. Die himmlische Liebe besteht in der Liebe
dessen, was gut, aufrichtig und gerecht ist, und im Tun desselben aus
Liebe. Wer die genannten Dinge um ihrer selbst willen liebt und sie
im Leben tut oder übt, liebt damit auch den Herrn über
alles, von dem ja diese Dinge stammen, und zugleich liebt er auch den
Nächsten, denn das Gute ist der Nächste, den man lieben
soll. Fleischliche Liebe hingegen besteht darin, daß man Güte,
Aufrichtigkeit und Gerechtigkeit nicht um ihret-, sondern um seiner
selbst willen liebt, d.h. um sich dadurch einen guten Ruf,
Auszeichnungen und Vorteile zu verschaffen. Da nun die Art der Liebe
das Leben eines jeden Menschen in dieser Weise bestimmt, werden alle,
sobald sie nach dem Tode in die Geisterwelt gelangen, auf ihre
Beschaffenheit hin geprüft und mit denen in Verbindung gebracht,
die von gleicher Liebe beseelt sind, d.h. mit Himmel oder Hölle.
Sobald sie den ersten und zweiten Zustand durchlaufen haben, werden
sie endgültig getrennt. Sie sehen und erkennen einander dann
nicht mehr. Jeder wird nämlich nun zu seiner Liebe – nicht
nur was sein inwendiges Gemüt betrifft, sondern auch äußerlich,
das heißt nach Gesicht, Körper und Sprache. Jeder wird so
zum Abbild seiner Liebe: Schwerfällig, dunkel, schwarz und
mißgestaltet jene, die Ausbilder ihrer fleischlichen Liebe
sind, lebhaft, strahlend, weiß und schön hingegen alle,
die himmlische Liebe darstellen. Auch hinsichtlich ihrer Gesinnungen
und Gedanken unterscheiden sie sich völlig voneinander. Die
Verkörperungen himmlischer Liebe sind zugleich auch einsichtig
und weise, die der fleischlichen Liebe dumm und wie vor den Kopf
geschlagen. Die der fleischlichen Liebe Verfallenen können in
der Wärme des Himmels, d.h. in der himmlischen Liebe, gar nicht
leben, sondern nur in der Wärme der Hölle, die eine Liebe
zur Grausamkeit gegenüber all denen ist, die ihnen nicht geneigt
sind. Geringschätzung anderer, Feindschaften, Haßausbrüche,
Rache bereiten dieser Liebe Vergnügen, und wenn die Geister sich
ihnen ergeben, empfinden sie das als ihr Leben und wissen überhaupt
nicht, was es bedeutet, anderen Gutes zu tun aus dem Guten selbst und
um des Guten willen, vielmehr nur, was es heißt, Gutes aus
böser Absicht und um des Bösen willen zu tun. Wer der
fleischlichen Liebe verfallen ist, kann im Himmel auch nicht atmen.
Wird ein solcher böser Geist dahin gebracht, schnappt er nach
Luft, wie jemand, der mit dem Tode ringt. Umgekehrt atmen die von
himmlischer Liebe Erfüllten umso freier und leben umso mehr aus
dem Vollen des Lebens, je innerlicher sie im Himmel sind.
Viertens: Der Mensch behält seinen Glauben
nicht, wenn dessen Ursprung nicht die himmlische Liebe ist. Ich kann
bezeugen, daß sich bei denen, die der fleischlichen und
weltlichen Liebe verfallen sind, die himmlische und geistige jedoch
mißachten, gar kein Glaube findet. Bei ihnen kann auch kein
Glaube sein, sondern stattdessen nur Wissen oder Überredung, daß
etwas wahr sei, weil es ihrer Liebe dient. Mehrere, die den Glauben
zu haben meinten, wurden zu wirklichen Gläubigen gebracht und
mußten nun, nachdem sie mit ihnen verkehren konnten, erkennen,
daß sie selber gar keinen Glauben besaßen. Sie bekannten
nachher auch, daß das bloße Für-wahr-halten
(credere) eines Wahren oder des Wortes Gottes nicht Glaube (fides)
bedeute; glauben heiße vielmehr, das Wahre aus himmlischer
Liebe lieben und aus innerer Neigung wollen und tun. Es wurde mir
auch gezeigt, daß ihre Überredung, die sie fälschlich
als Glauben bezeichneten, dem winterlichen Lichte glich, bei dem
infolge der mangelnden Wärme alles auf Erden gefriert, im Eis
erstarrt und unter Schnee begraben wird. Das Licht ihres
Überredungsglaubens wird denn auch, sobald die Strahlen
himmlischen Lichtes darauf fallen, nicht allein sogleich ausgelöscht,
sondern sogar in dichte Finsternis verwandelt, in der sich niemand
erkennt. Gleichzeitig verfinstert sich dann ihr Inneres derart, daß
sie überhaupt nichts mehr verstehen und schließlich
aufgrund des Falschen wahnsinnig werden. Ihnen wird daher alles
Wahre, das sie aus dem Wort und aus der Lehre der Kirche gewußt
und an das sie zu glauben vorgegeben hatten, entzogen. Stattdessen
werden sie mit allem Falschen vertraut gemacht, das zum Bösen
ihres Lebens paßt. Tatsächlich werden sie alle in ihre
Grundneigungen und zu gleicher Zeit in das damit übereinstimmende
Falsche versetzt, und weil das Wahre dem Falschen ihres Bösen
widerspricht, verabscheuen sie es und stoßen es von sich.
Aufgrund all meiner Himmel und Hölle betreffenden Erfahrungen
kann ich bezeugen, daß Menschen, die nach der herrschenden
Lehre den Glauben allein bekannt hatten, in ihrem Leben jedoch dem
Bösen ergeben waren, sich in der Hölle befinden. Ich habe
gesehen, wie sie zu vielen Tausenden hinabgestürzt wurden,
worüber in dem Buch "Vom Jüngsten Gericht und vom
zerstörten Babylon" berichtet wurde.
Fünftens: Die tätige Liebe ist es,
welche bleibt, folglich ist sie das Leben des Menschen. Das geht
ebenso aus den angeführten Erfahrungsbelegen hervor wie auch aus
dem, was oben über die Taten und Werke dargelegt wurde. Die
tätige Liebe ist das Werk und die Tat.
Bei jedem Menschen verwandeln sich nach dem Tode
die Freuden des Lebens in ihre Entsprechungen
Im vorhergehenden Abschnitt wurde gezeigt, daß
die herrschende Neigung oder Liebe bei jedem Menschen in Ewigkeit
fortdauert. Hier soll nun gezeigt werden, daß sich die Freuden
seiner Neigung oder Liebe in etwas Geistiges, dem Natürlichen
Entsprechendes umwandeln. Dies darum, weil der Mensch, solange er in
der natürlichen Welt lebt, einen irdischen Leib besitzt, dann
aber, wenn er diesen Leib verläßt und in die geistige Welt
kommt, einen geistigen Leib anzieht.
Als Freude empfindet der Mensch nur, was er liebt,
folglich am meisten das, was er über alles liebt. Die Freuden
sind von großer Vielfalt. Allgemein gesprochen, gibt es ihrer
ebensoviele wie Arten der herrschenden Liebe, ebensoviele also wie es
Menschen, Geister und Engel gibt. Denn bei keinem gleicht die
herrschende Liebe vollkommen der irgendeines anderen. Im einzelnen
sind die Freuden eines jeden ebenfalls von unendlicher
Mannigfaltigkeit, und es findet sich bei niemandem auch nur eine
einzige Freude, die mit einer anderen völlig identisch wäre.
Nicht eine gleicht der anderen, und dennoch beziehen sich die Freuden
bei einem jeden insbesondere auf die eine herrschende Liebe bei ihm.
In der Tat setzen sie diese Liebe zusammen und sind so eins mit ihr.
Auf ähnliche Weise gehen auch alle Freuden insgesamt auf eine
einzige, universell herrschende Liebe zurück – im Himmel
auf die Liebe zum Herrn, in der Hölle auf die Liebe zu sich
selbst.
Nur aufgrund der Wissenschaft von den
Entsprechungen kann man erkennen, in welche Art von geistigen Freuden
die natürlichen Freuden eines jeden Menschen nach dem Tode
umgewandelt werden. Wer sich daher in dieser Wissenschaft auskennt,
kann sich auch eine Vorstellung von seinem eigenen Zustand nach dem
Tod machen, vorausgesetzt, er erkennt die Beschaffenheit seiner
herrschenden Liebe. Das ist freilich denen unmöglich, die in der
Eigenliebe befangen sind. Sie lieben nur sich selbst und heißen
ihr Böses gut. Gleichzeitig bezeichnen sie das Falsche, das sie
begünstigt und mit dessen Hilfe sie ihr Böses begründen,
als wahr. Sie könnten es freilich, wenn sie nur hören
wollten, von anderen erfahren. Diese sehen nämlich, falls sie
weise sind, was jene selbst nicht zu sehen vermögen. Sie lehnen
nämlich jede Belehrung weiserer Menschen ab. Anders diejenigen,
die der himmlischen Liebe ergeben sind. Sie nehmen Belehrungen an und
erkennen das Böse, in das sie hineingeboren wurden. In der Tat
vermag jeder aufgrund des Wahren aus dem Guten das Böse und
dessen Falsches zu erkennen, umgekehrt kann aber niemand vom Bösen
her das Gute und Wahre sehen. Denn das dem Bösen entspringende
Falsche ist Finsternis, und ihm entspricht auch die Finsternis.
Deshalb gleichen alle, die dem aus Bösem entsprungenen Falschen
anhangen, den Blinden. Doch das dem Guten entspringende Wahre ist
Licht und entspricht auch dem Licht. Menschen, die ihm anhangen, sind
Sehende mit offenen Augen und wissen die Dinge des Lichts von denen
zu unterscheiden, die im Schatten liegen. Das alles wurde erwähnt,
damit sich ein jeder prüfe und anhand seiner Freuden seine Liebe
erkenne und daraus – soweit seine Erkenntnis der Entsprechungen
reicht – den Zustand seines Lebens nach dem Tode erfahre.
Weil aber die Wissenschaft von den Entsprechungen
noch nicht (wieder) allgemein verbreitet ist, so will ich sie durch
einige Beispiele aus meiner Erfahrung ein wenig beleuchten. Alle
Menschen, die vom Bösen beherrscht sind und sich gegen die
Wahrheiten der Kirche im Falschen begründen, besonders auch
solche, die das Wort Gottes verworfen haben, fliehen das Licht des
Himmels und stürzen sich in unterirdische Höhlen, um sich
darin zu verbergen. Sie tun es, weil sie das Falsche geliebt und das
Wahre gehaßt hatten, denn solche unterirdischen Höhlen und
Felsenklüfte entsprechen dem Falschen der Finsternis, ebenso wie
das Licht dem Wahren entspricht. Sich darin aufzuhalten, bereitet
ihnen Behagen, Unlust dagegen, auf dem freien Felde zu sein. Ebenso
verhalten sich jene, denen es Freude gemacht hatte, heimlich anderen
nachzustellen und Ränke im Verborgenen zu schmieden. Auch sie
halten sich in unterirdischen Höhlen auf und verkriechen sich in
Gewölbe, die so dunkel sind, daß nicht einmal einer den
anderen erkennt. In den Winkeln raunen sie einander ins Ohr. In
solche Zustände verwandelt sich, was die Freude ihrer Liebe war.
Menschen, die sich nur deshalb auf die Wissenschaften geworfen
hatten, um als Gelehrte berühmt zu werden, ihre Vernunft aber
nicht dadurch ausgebildet hatten, lieben sandige Plätze. Diese
ziehen sie Feld und Garten vor, weil das Sandige solchen Studien
entspricht. Menschen, welche göttliche Wahrheiten ihren eigenen
Neigungen angepaßt und damit verfälscht hatten, lieben
harnartige Dinge, weil diese den Freuden einer solchen Liebe
entsprechen. Andere, die von schmutzigem Geiz besessen waren, wohnen
in Kellern und lieben den Schmutz der Schweine, ebenso den üblen
Geruch, wie er aus unverdautem Mageninhalt aufsteigt. Bei anderen
verhält es sich wieder anders.
Umgekehrt verwandeln sich die Lebensfreuden der
Menschen, die in der Welt in himmlischer Liebe gelebt hatten, in
etwas Entsprechendes in den Himmeln, das aus der Sonne des Himmels
und ihrem Licht entspringt. Dies Licht bringt Dinge zur Erscheinung,
die Göttliches in sich bergen. Sie regen gleichzeitig die
innerlicheren Gemüts-Bereiche der Engel wie die äußerlicheren,
ihrer Leiblichkeit zugehörigen Bereiche an. Weil nun das
göttliche Licht, also das vom Herrn ausgehende göttliche
Wahre, in ihre durch die himmlische Liebe aufgeschlossenen Gemüter
einfließt, bringt es im Äußeren Formen zur
Erscheinung, die den Freuden ihrer Liebe entsprechen. Da ich einmal
damit begonnen habe, diese Ausführungen durch Beispiele aus der
Erfahrung zu beleuchten, will ich nun auch etwas über die
himmlischen Freuden herausheben, in welche die natürlichen
Freuden bei denen verwandelt werden, die auf Erden in himmlischer
Liebe leben. Alle Menschen, die das Göttlich-Wahre und das Wort
aus einer inneren Neigung oder aus einer Neigung zur Wahrheit selbst
geliebt haben, wohnen im anderen Leben auf Anhöhen, die wie
Berge erscheinen. Dort sind sie fortwährend im himmlischen
Licht. Sie wissen gar nicht, was Finsternis – etwa die irdische
Nacht – ist und leben auch in einem frühlinghaften Klima.
Ihren Blicken stellen sich gleichsam Äcker, Erntefelder und
Weinberge dar. In ihren Häusern blitzt alles wie von
Edelsteinen; die Fenster, durch die sie hinausblicken, sind wie von
reinem Kristall. Soweit über ihre visuellen Freuden. Die Engel,
welche die aus dem Wort geschöpften Lehren der Kirche sofort ins
Leben umgesetzt hatten, befinden sich im innersten Himmel und dort
besonders in den Freuden der Weisheit. Sie erblicken in den einzelnen
Dingen Göttliches, das heißt sie sehen zwar die
Gegenstände, doch das diesen entsprechende Göttliche fließt
sogleich in ihre Gemüter ein, sie mit einer Seligkeit erfüllend,
die alle ihre Empfindungen anregt. So kommt es, daß vor ihren
Augen alles gleichsam lacht, spielt und lebt. Bei denen, die die
Wissenschaften geliebt und dadurch ihre Vernunft ausgebildet, sich
Einsicht erworben und zugleich das Göttliche anerkannt hatten,
wird ihr Vergnügen an den Wissenschaften und ihre Lust am
Vernunftgemäßen im anderen Leben in geistige Freuden
verwandelt, nämlich in die an den Erkenntnissen des Guten und
Wahren. Sie wohnen in Gärten, die aufs schönste in
Blumenanlagen und Rasenplätze unterteilt sind, umgeben von
Baumgruppen mit Bogengängen und Alleen. Die Bäume und
Blumen variieren von einem Tag zum anderen. Der Anblick des Ganzen
bereitet ihren Gemütern eine Freude, die durch die Variationen
im einzelnen fortwährend erneuert wird. Menschen, die alles auf
das Göttliche zurückführten und die Natur als etwas an
sich Totes betrachteten, das nur dem Geistigen dient, und die sich in
dieser Ansicht bestärkt hatten, sind in himmlischem Licht.
Alles, was ihren Augen erscheint, wird von diesem Licht her
transparent, und in dieser Durchsichtigkeit erblicken sie unzählige
Wechselspiele des Lichts, die ihr inneres Auge gleichsam unmittelbar
einsaugt; daran haben sie ihre innere Freude. Die Gegenstände in
ihren Häusern sind wie von Diamant und zeigen ein ähnliches
Spiel des Lichts. Man sagte mir, die Wände ihrer Häuser
seien wie aus Kristall, also ebenfalls durchsichtig, und daß
darin gleichsam fließende Bilder erschienen, die –
ebenfalls in beständigem Wechsel – Himmlisches
vorbildeten. Das geschieht, weil solche Durchsichtigkeit dem vom
Herrn erleuchteten Verstand entspricht, nachdem der Schatten, den der
Glaube und die Liebe zu den bloß natürlichen Dingen wirft,
hinwegfällt. Menschen, die nie etwas heimlich taten, sondern
alle Gedanken offen aussprachen, soweit es das bürgerliche Leben
zuließ, haben im Himmel, weil sie aufrichtig und gerecht aus
dem Göttlichen dachten, ein leuchtendes Gesicht. In diesem Licht
erscheinen die einzelnen Gefühle und Gedanken darauf wie im
Bilde, und auch ihre Reden und Handlungen sind gleichsam Abbildungen
ihrer Neigungen. Sie werden daher mehr als andere geliebt. Reden sie,
so trübt sich ihr Gesicht zunächst ein wenig, doch wenn sie
fertig sind, erscheint alles Gesprochene gleichzeitig deutlich
sichtbar auf ihrem Antlitz. Menschen, die den Ehebruch für etwas
Schändliches gehalten und in keuscher ehelicher Liebe gelebt
hatten, fügen sich ganz besonders gut in Ordnung und Form des
Himmels ein und stehen darum in vollkommener Schönheit und
fortwährender jugendlicher Blüte. Die Wonnen ihrer Liebe
sind unaussprechlich und wachsen in Ewigkeit, strömen in sie
doch alle Wonnen und Freuden des Himmels ein. Ihre äußeren
Freuden sind mit menschlichen Worten überhaupt nicht zu
beschreiben. – Doch dies ist nur ein kleiner Teil von den
Entsprechungen der Freuden der Engel, die der himmlischen Liebe
ergeben sind.
Der erste Zustand des Menschen nach dem Tode
Der Mensch durchläuft nach dem Tode drei
Zustände, ehe er entweder in den Himmel oder in die Hölle
kommt. Im ersten Zustand ist er noch in seinem Äußerlichen,
im zweiten Zustand tritt sein Inneres hervor, der dritte Zustand aber
besteht in der Vorbereitung. Der Mensch durchläuft diese
Zustände in der Geisterwelt. Es gibt jedoch einige, die eine
Ausnahme davon machen und unmittelbar nach dem Tode entweder in den
Himmel erhoben oder in die Hölle geworfen werden. Sogleich in
den Himmel erhoben werden die Wiedergeborenen, die bereits in der
Welt auf den Himmel vorbereitet waren. Wiedergeboren und vorbereitet,
wie sie sind, müssen sie nur noch die natürlichen
Unreinigkeiten zugleich mit dem Körper abwerfen und werden dann
von Engeln sogleich in den Himmel geführt. Ich habe gesehen, wie
sie in der Stunde nach ihrem Tode dahin erhoben werden. Umgekehrt
aber werden Menschen, die innerlich bösartig und äußerlich
scheinbar gut waren, also ihre Bosheit durch Hinterlist voll gemacht
und sich des Guten aus trügerischer Absicht bedient hatten,
unverzüglich in die Hölle geworfen. Ich habe das bei
einigen Menschen dieser Art mit angesehen. Es gibt aber von den einen
wie den anderen wenige, verglichen mit denen, die in der Geisterwelt
behalten und hier nach der göttlichen Ordnung auf Himmel oder
Hölle vorbereitet werden.
Was nun den ersten Zustand betrifft, in dem der
Mensch noch in seinem Äußeren ist, so tritt er unmittelbar
nach dem Tode ein. Jeder Mensch hat in seinem Geist äußerlichere
und innerlichere Bereiche. Mithilfe der äußerlichen paßt
er seinen irdischen Körper, vor allem Gesicht, Redeweise und
Gebärden, den Erfordernissen des Umgangs mit anderen Menschen
an. Die inneren Bereiche aber gehören zu seinem eigenen Willen
und dem daraus entspringenden Denken. Sie stellen sich im Gesicht, in
Redeweise und Gebärden selten offen dar. Von Kindheit an gewöhnt
sich der Mensch daran, Freundschaft, Wohlwollen und Aufrichtigkeit
zur Schau zu tragen und die eigentlichen Absichten seines Willens zu
verbergen. Daher führt er äußerlich gewohnheitsmäßig
ein sittlich und bürgerlich gutes Leben, gleichgültig wie
er innerlich beschaffen sein mag. Diese Gewohnheit hat zur Folge, daß
der Mensch sein Inneres kaum kennt und auch gar nicht darauf achtet.
Der erste Zustand des Menschen nach dem Tod ähnelt
seinem Zustand in der Welt, weil er sich dann in ähnlicher Weise
im Äußeren befindet. Fast unverändert sind sein
Gesicht, seine Ausdrucks- und Denkweise, folglich auch sein
sittliches und bürgerliches Leben. Wenn er nicht darauf achtet,
was ihm jetzt begegnet und was ihm die Engel bei seiner Auferweckung
darüber sagen, daß er jetzt ein Geist sei, dann nimmt er
an, er lebe noch in der Welt. So setzt sich das eine Leben ins andere
fort, und der Tod ist bloß ein Übergang.
Weil der Geist des Menschen unmittelbar nach dem
Abscheiden aus dem irdischen Leben diese Beschaffenheit hat, werden
alle, sobald sie hinübergehen, von ihren Freunden, Verwandten
und mehr oder weniger nahen Bekannten wiedererkannt. Sie reden dann
auch miteinander und tun sich – je nach ihren
freundschaftlichen Verbindungen in der Welt – zusammen. Ich
hörte oft, wie aus der Welt Eintreffende sich darüber
freuten, ihre Freunde wiederzusehen, und wie diese ihre Freude
teilten. Es ist die Regel, daß Ehegatten wieder zusammenkommen
und einander mit großer Freude begrüßen. Sie bleiben
auch für längere oder kürzere Zeit beieinander, je
nachdem wie groß die Freude ihres Zusammenlebens in der Welt
war. Wenn aber, was sie miteinander verbunden hatte, nicht die
wahrhaft eheliche Liebe war, die eine Verbindung der Gemüter aus
himmlischer Liebe ist, so trennen sie sich nach einer gewissen Zeit
des Zusammenlebens. Gleichwohl trennen sie sich nicht eher, als bis
sie in den zweiten Zustand eintreten.
Weil nun das Leben der neuangekommenen Geister
ihrem Leben in der natürlichen Welt nicht unähnlich ist,
und weil sie – abgesehen von dem, was sie aus dem
Buchstabensinn des Wortes und den Predigten darüber gelernt
hatten – nichts vom Zustand ihres Lebens nach dem Tode wissen,
sie sich aber doch darüber wundern, daß sie ganz wie in
der Welt einen Leib und alle Sinne besitzen, daß sie auch
ähnliche Gegenstände erblicken, so möchten sie
schließlich wissen, wie Himmel und Hölle beschaffen sind,
und wo sie zu finden sind. Ihre Freunde belehren sie daher über
den Zustand des ewigen Lebens und führen sie auch umher, so daß
sie verschiedenartige Orte und Gesellschaften kennenlernen. Einigen
werden auch Städte, Gärten und Parkanlagen gezeigt,
meistens die prächtigsten, weil an ihnen das Äußere,
in dem sich die Ankömmlinge noch befinden, besondere Freude hat.
Von Zeit zu Zeit werden sie dann auch in die Gedanken zurückversetzt,
die sie sich im irdischen Leben über den Zustand ihrer Seele
nach dem Tode und über Himmel und Hölle gemacht hatten.
Dies geschieht so lange, bis sie unwillig darüber werden, daß
sie in diesen Angelegenheiten so vollkommen unwissend waren und auch
die Kirche nichts davon weiß. Fast alle möchten natürlich
erfahren, ob sie in den Himmel kommen würden. Die meisten
glauben auch, daß es geschehen werde, weil sie in der Welt
sittlich und bürgerlich einwandfrei gelebt hatten. Sie bedenken
nicht, daß Böse wie Gute äußerlich ein ganz
ähnliches Leben führen, in ähnlicher Weise anderen
Gutes tun, die Kirche besuchen, die Predigt hören und beten. Sie
wissen nicht, daß es nicht auf die äußeren
Handlungen und auf den äußeren Gottesdienst ankommt,
sondern auf das Innere, das das Äußere beseelt. Wenn man
sie entsprechend belehrt, so begreifen sie nicht, daß es aufs
Denken und Wollen mehr ankommt, als aufs Reden und Handeln. Die
meisten Menschen, die heutzutage aus der Christenheit ins andere
Leben eintreten, sind so geartet.
Sie werden jedoch von guten Geistern auf ihre
Wesensart hin geprüft, und zwar in verschiedener Weise, weil in
diesem ersten Zustand die Bösen ebenso wie die Guten Wahres
reden und Gutes tun. Denn da sie als Staatsbürger unter dem
Gesetz gelebt hatten, waren sie der äußeren Form nach
ebenso sittlich und gut und hatten sich den Ruf erworben, aufrichtig
und gerecht zu sein. Die bösen Geister werden aber gegenüber
den guten vor allem daran erkannt, daß sie begierig auf alles
achten, was über äußerliche Dinge, wenig dagegen auf
das, was über die inneren Dinge – über die Wahrheiten
und das Gute der Kirche und des Himmels – gelehrt wird. Sie
hören sich das zwar an, doch nicht mit Aufmerksamkeit und
Freude.
Alle aus der Welt ankommenden Geister stehen zwar
in Verbindung mit einer bestimmten Gesellschaft im Himmel oder in der
Hölle, aber das gilt nur für ihr Inneres. Dies jedoch ist
niemandem zugänglich, solange die Betreffenden in ihrem Äußeren
sind. Das Äußere verdeckt und verbirgt nämlich das
Innere, besonders bei denen, deren Böses von einer innerlicheren
Art ist. Wenn sie aber später in den zweiten Zustand kommen,
tritt es offen zutage, weil dann ihr Inneres aufgeschlossen und ihr
Äußeres eingeschläfert wird.
Dieser erste Zustand nach dem Tode dauert bei
einigen Menschen mehrere Tage, bei anderen mehrere Monate und wieder
bei anderen ein Jahr lang. Die Unterschiede beruhen darauf, wie weit
Inneres und Äußeres bei ihnen übereinstimmen oder
nicht. Sie müssen nämlich bei jedem eine Einheit bilden und
einander entsprechen. In der geistigen Welt darf niemand anders
denken und wollen, als er redet und handelt. Jeder muß dort das
Abbild seiner Neigung oder Liebe sein.
Der zweite Zustand des Menschen nach dem Tode
Der zweite Zustand des Menschen nach dem Tode wird
als Zustand seines Inneren bezeichnet, wird er doch dann in die
inneren, seinem Gemüt bzw. seinem Wollen und Denken zugehörigen
Bereiche versetzt, während die mehr äußeren, die in
seinem ersten Zustand vorherrschten, eingeschläfert werden. Wer
auf das Leben des Menschen, seine Redeweise und Handlungen achtet,
kann erkennen, daß sich bei jedem Inneres und Äußeres
findet. Wer im bürgerlichen Leben steht, beurteilt zwar andere
danach, was er entweder durch Gerücht oder persönlichen
Umgang von ihnen gehört und erfahren hat, aber wenn er mit ihnen
redet, läßt er es sie nicht merken. Obgleich sie schlecht
sein mögen, benimmt er sich ihnen gegenüber doch höflich.
Diese Verhaltensweise ist besonders von Schwindlern und Schmeichlern
bekannt, die ganz anders reden und handeln, als sie denken und
wollen. Es gibt also ein doppeltes Denken, ein äußerliches
und ein innerliches. Die Genannten reden aus dem Äußeren
heraus, wobei sie innerlich ganz anders denken. Und doch ist der
Mensch von der Schöpfung her so angelegt, daß sein inneres
Denken aufgrund der Entsprechung in Einklang wirken soll mit dem
äußeren. Bei Menschen, die im Guten sind, ist das auch
tatsächlich der Fall; sie denken und reden nur Gutes. Anders bei
den Bösen; ihr inneres Denken wirkt nicht im Einklang mit dem
äußeren, sie denken Böses und reden Gutes. Bei ihnen
ist also die Ordnung umgekehrt, das Gute ist außerhalb und das
Böse innerhalb. So herrscht bei ihnen das Böse über
das Gute und unterwirft es sich wie einen Knecht, damit es ihm als
Mittel zur Erreichung seines eigentlichen Zweckes diene. So ist ihr
Gutes offensichtlich nicht gut, sondern vom Bösen infiziert.
Anders liegen die Dinge bei denen, die dem Guten ergeben sind. Bei
ihnen ist die Ordnung nicht verkehrt, vielmehr fließt das Gute
aus ihrem inneren Denken in das äußere und so in Rede und
Handlungen ein. Das ist die Ordnung, in die der Mensch
hineingeschaffen wurde. Wenn vom Denken gesprochen wird, so ist
zugleich auch der Wille gemeint, stammt doch das Denken aus dem
Willen, da niemand ohne den Willen zu denken vermag.
Nachdem der erste Zustand – der des Äußeren
– durchlaufen ist, wird der Geistmensch in den Zustand seines
Inneren bzw. seines inneren Wollens und des daraus hervorgehenden
Denkens versetzt: ein Zustand, in dem er auch in der Welt war, wenn
er, sich selbst überlassen, frei und ungebunden dachte. In
diesen Zustand schlüpft er, ihm selbst unbewußt, ebenso
wie in der Welt, wenn er das dem Sprechen unmittelbar vorhergehende
Denken abschaltet und sich den innerlicheren Gedanken überläßt.
Der Geistmensch ruht dann in diesem Zustand in sich selbst und in
seinem eigentlichen Leben; denn frei denken aus eigener Neigung ist
das eigentliche Leben des Menschen und ist er selbst.
Sein Denken ist dann eins mit seinem Wollen, und
zwar so sehr, daß er kaum zu denken, sondern nur zu wollen
scheint. Beinahe ebenso verhält es sich, wenn er spricht, nur
mit dem Unterschied, daß er dabei eine gewisse Furcht hat, die
Gedanken seines Willens könnten nackt zum Vorschein kommen.
Diese Furcht war aufgrund der bürgerlichen Verhältnisse auf
Erden zu einem Teil seines Willens geworden.
Alle Menschen werden nach dem Tode in diesen
Zustand versetzt. Der vorige Zustand bildet sich im Geist des
Menschen heraus, wenn er in Gesellschaft lebt, ist aber nicht der ihm
eigene. Aus verschiedenen Überlegungen ergibt sich, daß
dieser Zustand, in den der Mensch zuerst nach dem Tode gelangt und in
dem bei ihm noch das Äußere dominiert, nicht sein
eigentliches Wesen bildet. Es ergibt sich beispielsweise daraus, daß
die Geister aus ihrer Neigung heraus nicht nur denken, sondern auch
reden. In ähnlicher Weise dachte auch der Mensch in der Welt,
wenn er in sich versunken war. Damit ist klar, daß der innere
Zustand, in den der Geist versetzt wird, sein eigentliches Wesen ist,
ihm also schon eignete, als er noch in der Welt lebte.
Sobald der Geist in diesen Zustand gelangt, liegt
offen zutage, was für ein Mensch er innerlich auf Erden war. Wer
in der Welt innerlich dem Guten ergeben war, handelt dann vernünftig
und weise, ja noch weiser als in der Welt, weil er jetzt vom Körper
und damit zugleich auch von den irdischen Dingen entbunden ist, die
etwas wie eine Verdunkelung bewirkt hatten. Wer jedoch in der Welt
dem Bösen ergeben war, handelt dann unvernünftig, ja noch
unvernünftiger als in der Welt, weil er jetzt frei und
uneingeschränkt ist.
Alle Menschen, die ihr Leben in der Welt dem Guten
gewidmet und nach ihrem Gewissen gehandelt haben, empfinden, wenn sie
in den Zustand ihres Inneren versetzt werden, ein Gefühl, als ob
sie vom Schlaf erwachten oder aus dem Schatten ins Licht träten.
Sie denken auch aus dem himmlischen Licht, folglich aus tieferer
Neigung. Auch fließt der Himmel mit einer inneren Seligkeit und
Lust in ihre Gedanken und Neigungen ein, von der sie früher
nichts ahnen konnten. Nun erkennen sie den Herrn an und verehren ihn
in Freiheit, denn die Freiheit ist mit der tieferen Neigung
verbunden. Zugleich treten sie von aller äußeren
Heiligkeit zurück und gelangen zu einer inneren Heiligkeit,
welche die Grundlage des eigentlichen Gottesdienstes bildet. Völlig
entgegengesetzt ist der Zustand der Geister, deren irdisches Leben
böse war, und die in ihrer Gewissenlosigkeit das Göttliche
geleugnet hatten. Denn aufgrund ihrer bösen Begierden gehen sie
plötzlich zu allen möglichen Schandtaten über, zur
Geringschätzung anderer, zu Verhöhnungen und Lästerungen,
zu Haßausbrüchen, Racheakten und zum Ränkeschmieden.
Einige von ihnen treiben das mit solcher Arglist und Bosheit, daß
man kaum glauben kann, dergleichen sei im Inneren eines Menschen
verborgen gewesen. Tatsächlich befinden sie sich nun in einem
Zustand, in dem sie sich frei fühlen, die Gedanken ihres Willens
in die Tat umzusetzen, weil die äußeren Hemmnisse
entfallen, die sie in der Welt gezügelt hatten. Mit einem Wort:
sie sind der Vernunft beraubt, weil die Fähigkeit dazu in der
Welt nicht ihrem Inneren, sondern nur ihrem Äußeren
innewohnte. Sich selbst erscheinen sie freilich immer noch weiser als
andere.
In diesem zweiten Zustand erscheinen die Geister
ganz so, wie sie innerlich auf Erden waren. Um sie den Engeln und
guten Geistern so vorzuführen, wie sie wirklich sind, werden sie
in verschiedene Zustände ihres Bösen versetzt. Auf diese
Weise wird ihr Verborgenes geöffnet und aufgedeckt, nach den
Worten des Herrn im Evangelium des Lukas: "Nichts ist zugedeckt,
das nicht enthüllt, und nichts verborgen, das nicht erkannt
werden wird." (Luk 12,2; Mat 12,36)
Wie sich die Bösen in diesem Zustand
verhalten, läßt sich nicht in Kürze beschreiben, denn
jedermanns Wahnsinn hängt ab von seinen eigenen Begierden; diese
aber sind unterschiedlichster Art. Ich will deshalb nur einzelne
Fälle anführen, von denen man auf die übrigen
schließen kann: Menschen, deren Freude der Ruhm ihrer eigenen
Ehre war, sind im zweiten Zustand dümmer als die übrigen.
Soweit nämlich jemand nur sich selbst liebt, entfernt er sich
auch vom Himmel und damit von der Weisheit. Menschen aber, deren
Selbstsucht mit Schlauheit einherging und die sich durch List hohes
Ansehen verschafft hatten, gesellen sich zu den allerschlimmsten und
erlernen von ihnen magische Künste, die auf einem Mißbrauch
der Göttlichen Ordnung beruhen und von ihnen zur Herausforderung
und Beunruhigung aller benutzt werden, die ihnen den Respekt
verweigern. Schließlich denken sie daran, in den Himmel
aufzusteigen, um ihn zu zerstören oder um darin als Götter
angebetet zu werden. So weit treibt sie ihr Wahnsinn. Die ehemaligen
Katholiken unter ihnen sind noch wahnsinniger als die übrigen.
Sie tragen sich sogar mit dem Gedanken, sie hätten Gewalt über
Himmel und Hölle und könnten nach Belieben Sünden
vergeben; sie maßen sich alles Göttliche an und nennen
sich Christus. Man kann von hier aus auf das Wesen der Menschen
schließen, bei denen die inneren Gemütsbereiche für
den Himmel verschlossen sind. Jeder kann selbst beurteilen, wie er
sich entwickeln würde, wenn er ein solcher Mensch wäre und
ohne alle äußeren Bande handeln könnte, also ohne
Furcht vor dem Gesetz oder Gefahr für sein Leben. Und doch wird
ihr Wahnsinn vom Herrn jederzeit in Schranken gehalten, damit er
nicht die nützlichen Grenzen übersteigt; denn immerhin
erfüllt doch jeder von ihnen noch einen Nutzen. Die guten
Geister erkennen an ihrem Beispiel, was das Böse und wie es
beschaffen ist, und was der Mensch ist, wenn er nicht vom Herrn
geführt wird. Ein weiterer Nutzen besteht darin, daß durch
sie die Bösen ähnlichen Wesens gesammelt und von den Guten
getrennt werden. Auch ist es nützlich, daß den Bösen
das Wahre und Gute, das sie äußerlich vorgetäuscht
hatten, entzogen wird und sie nun in das Böse ihres Lebens und
in das damit zusammenhängende Falsche versetzt und so für
die Hölle vorbereitet werden.
Es kommt nämlich niemand in die Hölle,
ehe er in seinem Bösen und in dem damit zusammenhängenden
Falschen ist, weil niemand ein geteiltes Gemüt haben, das heißt
anders denken und reden darf als er will. Die Ursache dafür
liegt darin, daß der Wille, nicht aber das Denken der Mensch
selbst ist, das Denken nur soweit es etwas vom Willen an sich hat.
Der Wille aber ist die eigentliche Natur oder Anlage des Menschen. In
seinen Willen zurückversetzt zu werden bedeutet daher soviel,
als in seine Natur oder Anlage oder auch in sein Leben zurückversetzt
zu werden.
In diesem zweiten Zustand werden die bösen
Geister, weil sie sich in alle Arten des Bösen stürzen,
häufig und schwer gestraft. Es gibt in der Geisterwelt die
verschiedensten Strafen, und es gilt kein Ansehen der Person. Jedes
Böse bringt seine Strafe mit sich, beide sind untrennbar
miteinander verquickt. Wer daher dem Bösen erliegt, verfällt
auch der entsprechenden Strafe. Und doch wird dort niemand für
das Böse bestraft, das er in der Welt getan hatte, sondern nur
für das Böse, das er gegenwärtig tut. Aber jeder kehrt
nach dem Tode wieder zu seinem Leben und damit auch zu seinem Bösen
zurück. Bestraft werden sie aber, weil in diesem Zustand Furcht
vor Strafe das einzige Mittel ist, um das Böse zu zähmen.
Weder Ermahnung noch Belehrung oder Furcht vor dem Gesetz oder dem
Verlust des guten Rufes vermag mehr zu zügeln – der Mensch
handelt jetzt aus seinem Wesen heraus, das nicht anders in Schranken
gehalten oder gebrochen werden kann. Die guten Geister dagegen werden
niemals gestraft, obgleich auch sie in der Welt Böses getan
haben. Es wurde mir auch zu wissen gegeben, daß ihr Böses
von anderer Art oder Natur war, und daß es deshalb nicht
zurückkehrt. Sie haben nämlich nicht absichtlich gegen das
Wahre gehandelt, sondern nur aus einem von den Eltern ererbten bösen
Herzen, zu dessen Neigungen sie sich aus blinder Lust fortreißen
ließen.
Jeder kommt zu der Gesellschaft, zu der sein Geist
bereits in der Welt gehört hatte. Er wird nach und nach dort
hingeführt, und schließlich tritt er ihr bei. Gelangt ein
böser Geist in den Zustand seines Inneren, wird er stufenweise
seiner Gesellschaft zugewendet, und schließlich stürzt er
sich von selbst in die Hölle, wo die ihm Ähnlichen sind.
Dieser Höllensturz zeigt sich dem Auge so, als ob jemand
kopfüber hinabfiele. Aber es sieht nur so aus, weil die
Lebensordnung des Betreffenden, der das Höllische geliebt und
das Himmlische verworfen hatte, auf dem Kopf steht.
Für die, die in den Himmel kommen, ist der
dritte zustand eine Unterweisung
Der dritte Zustand des Menschen bzw. seines
Geistes nach dem Tode ist der der Unterweisung. Er gilt jedoch nicht
für die, die in die Hölle kommen; denn diese lassen sich
nicht unterrichten. Bei ihnen ist daher der zweite Zustand zugleich
auch der dritte, in dem sie sich ganz und gar ihrer höllischen
Gesellschaft zuwenden. Die guten Geister hingegen werden vom zweiten
Zustand noch zu einem dritten geführt, in dem sie durch
Unterricht für den Himmel vorbereitet werden. Jeder Geist kann
lediglich durch Kenntnisse des Guten und Wahren, mithin durch
Unterweisung für den Himmel vorbereitet werden; denn niemand
kann ohne Unterricht wissen, worin das geistig Gute und Wahre und
dessen Gegensatz, das Böse und Falsche, besteht. In der Welt
kann man wissen, wie das Gute und Wahre auf der bürgerlichen und
moralischen Ebene, die sogenannte Gerechtigkeit und Aufrichtigkeit,
beschaffen ist, gibt es hier doch bürgerliche Gesetze, die dies
lehren. Auch lernt der Mensch in der Gemeinschaft, nach sittlichen
Gesetzen zu leben, die sich alle auf das beziehen, was redlich und
gerecht ist. Was aber auf der geistigen Ebene gut und wahr ist, lernt
man nicht auf Erden, sondern im Himmel. Der Mensch kann nicht geistig
denken, solange er diese Dinge weder kennt noch anerkennt, und ohne
Nachdenken darüber kann er sie auch nicht wollen; denn was der
Mensch nicht weiß, darüber kann er auch nicht denken, und
was er nicht denkt, kann er nicht wollen. Will er die genannten
Dinge, so fließt der Himmel, das heißt der Herr durch den
Himmel in das Leben des betreffenden Menschen ein. Er fließt
zunächst in den Willen, dann durch den Willen ins Denken und
schließlich durch beide ins Leben ein, und daher kommt dem
Menschen all sein Leben. Damit ist klar, daß man das geistig
Gute und Wahre nicht aus der Welt, sondern aus dem Himmel lernt und
jeder nur durch entsprechenden Unterricht auf den Himmel vorbereitet
werden kann. Der Herr lehrt auch den Menschen in eben dem Maße,
in dem er in sein Leben einfließt; denn insoweit entzündet
er im Willen die Liebe zu wissen, was wahr ist, und erleuchtet er das
Denken, daß er das Wahre erkennt. Im selben Maße werden
auch die innerlicheren Bereiche des Menschen aufgeschlossen und ihm
der Himmel eingepflanzt, ja mehr noch, im selben Maße vermag
das Göttliche und Himmlische in alles einzuströmen, was in
seinem sittlichen Leben aufrichtig und in seinem bürgerlichen
Leben gerecht war. So werden diese Bereiche geistig, da der Mensch
dann aus dem Göttlichen, das heißt um des Göttlichen
willen handelt.
Der Unterricht wird durch Engel mehrerer
Gesellschaften erteilt, vor allem durch die Bewohner der nördlichen
und südlichen Gegend, die auf Grund ihrer Kenntnis des Guten und
Wahren Einsicht und Weisheit haben. Die Unterrichtsorte liegen gegen
Norden und sind sehr verschieden geordnet und abgeteilt, je nach den
Gattungen und Arten des himmlischen Guten, so daß dort alle
ohne Ausnahme je nach ihrer Anlage und Empfänglichkeit Belehrung
empfangen können. Hierher bringt der Herr die guten Geister,
wenn sie ihren zweiten Zustand in der Geisterwelt vollendet haben und
unterrichtet werden sollen. Freilich gilt das nicht für alle,
denn wer in der Welt unterrichtet wurde, ist bereits vom Herrn für
den Himmel vorbereitet worden. Solche Geister werden auf einem
anderen Weg in den Himmel erhoben.
Die Teilnehmer an der Unterweisung wohnen getrennt
von einander. Jeder einzelne nämlich steht innerlich in
Verbindung mit der himmlischen Gesellschaft, zu der er schließlich
gelangen soll. Da nun diese Gesellschaften nach der Form des Himmels
angeordnet sind, so gilt dasselbe für die Unterrichtsorte. Vom
Himmel aus betrachtet zeigen sie sich daher wie ein Himmel in
kleinerer Gestalt. In die Länge dehnen sie sich von Ost nach
West, in die Breite von Süd nach Nord, doch scheint die Breite
geringer als die Länge zu sein. Die Anordnung ist im allgemeinen
folgende: Vorn befindet sich der Bereich derer, die schon als Kinder
gestorben und bis zur ersten Jugendzeit im Himmel erzogen worden
waren. Nachdem sie die Kindheit bei Erzieherinnen zugebracht hatten,
wurden sie vom Herrn hierher geführt, um unterrichtet zu werden.
Dahinter erstreckt sich der Bereich derer, die als Erwachsene
gestorben waren und in der Welt die Neigung zum Wahren aus dem Guten
des Lebens entwickelt hatten. Hinter ihnen wiederum liegt der Bereich
der Mohammedaner, die in der Welt ein sittliches Leben geführt
und ein einziges Göttliches anerkannt, den Herrn aber für
den Propheten selbst gehalten hatten. Sobald sie sich von Mohammed
abwenden, weil er ihnen gar nicht helfen kann, kommen sie zum Herrn.
Ihn beten sie nun an, erkennen sein Göttliches an und werden in
der christlichen Religion unterrichtet. Unter ihnen wiederum, mehr
gegen Norden, erstreckt sich der Bereich, wo die vielen verschiedenen
Heiden unterrichtet werden, die in der Welt ein mit ihrer Religion
übereinstimmendes gutes Leben geführt hatten. Sie haben
sich auf diese Weise ein Gewissen gebildet und nach Recht und
Gerechtigkeit gehandelt, nicht so sehr um den Gesetzen ihrer
Regierung, sondern um den Gesetzen der Religion zu folgen; denn diese
glaubten sie unverbrüchlich halten zu müssen. Sie alle
werden durch den Unterricht leicht zur Anerkennung des Herrn
gebracht, weil ihrem Herzen eingeprägt ist, daß Gott nicht
unsichtbar, sondern unter menschlicher Gestalt sichtbar ist. Sie sind
zahlreicher als die übrigen. Die besten unter ihnen stammen aus
Afrika.
Doch nicht alle werden in derselben Weise oder
durch dieselben himmlischen Gesellschaften unterwiesen. Wer von
Kindheit an im Himmel erzogen wurde, wird von Engeln der
innerlicheren Himmel belehrt, weil er sich nichts Falsches aus
falschen religiösen Lehren angeeignet und auch sein geistiges
Leben nicht durch den Bodensatz des Strebens nach Ansehen und
Reichtum verunreinigt hat. Geister, die als Erwachsene gestorben
sind, empfangen Unterweisung zumeist von Engeln der äußersten
Himmel, weil diese Engel besser zu ihnen passen als die Engel
innerlicherer Himmel, deren Weisheit sie noch nicht fassen können.
Den Unterricht der Mohammedaner erteilen Engel, die früher
selber dieser Religion angehört hatten und zur christlichen
bekehrt worden waren. Ebenso werden die Heiden von ehemals
heidnischen Engeln belehrt.
Die Christen werden aufgrund der himmlischen Lehre
unterwiesen, die völlig mit dem inneren Sinn des Wortes
übereinstimmt. Die übrigen, wie Mohammedaner und Heiden,
werden auf der Basis von Lehren unterrichtet, die ihrem
Fassungsvermögen angemessen sind.
Der himmlische Unterricht unterscheidet sich vom
irdischen darin, daß die Kenntnisse nicht dem Gedächtnis,
sondern dem Leben übergeben werden. Das Gedächtnis der
Geister liegt in ihrem Leben. In der Tat nehmen sie nichts auf, als
was mit ihrem Leben übereinstimmt, und eignen es sich an. Die
Geister sind nämlich Neigungen und daher in einer menschlichen
Gestalt, die ihren Neigungen ähnelt. Weil dies ihr Wesen ist,
wird ihnen unausgesetzt die Neigung zum Wahren um der Nutzanwendung
im Leben willen eingeflößt. Der Herr sorgt dafür, daß
jeder die mit seiner Anlage übereinstimmenden Nutzwirkungen
liebt. Diese Liebe wird noch durch die Hoffnung vermehrt, ein Engel
zu werden. Nun beziehen sich alle Nutzwirkungen des Himmels auf den
allgemeinen Nutzen, der auf das Reich des Herrn abzielt, das dort ihr
Vaterland ist. Je näher und umfassender die besonderen und die
einzelnen Nutzwirkungen dem allgemeinen Nutzen kommen, desto höher
sind sie eingestuft. Darum sind alle die unzähligen besonderen
und einzelnen Nutzwirkungen gut und himmlisch. Aus diesem Grunde ist
in einem jeden die Neigung zum Wahren mit der Neigung zu nützlichem
Tun so verbunden, daß sie einheitlich zusammenwirken. Dadurch
wird das Wahre den Nutzwirkungen eingepflanzt, so daß die
Engelgeister gewissermaßen Nutzwahrheiten (usus vera) erlernen.
Auf diese Weise werden sie unterrichtet und für den Himmel
vorbereitet. Die Neigung zu dem mit der Nutzwirkung übereinstimmenden
Wahren wird durch verschiedene Methoden eingeflößt, wovon
die meisten in der Welt unbekannt sind. Besonders geschieht es durch
Vorbildungen der Nutzwirkungen, die in der geistigen Welt auf
tausendfache Weise dargestellt werden und mit derartigen Freuden und
Wonnen verbunden sind, daß sie den Geist gänzlich erfassen
und ihn vom Innersten bis zum Äußersten durchdringen. Auf
diese Weise wird der Geist gleichsam zu seiner Nutzwirkung und
gelangt daher, sobald er in seine Gesellschaft kommt, in die er durch
den Unterricht eingeführt wird, in sein eigentliches Leben, weil
in seine Nutzwirkung. Aufgrund dieser Vorgänge läßt
sich sagen, daß niemand durch Kenntnisse, das heißt durch
äußerlich Wahres, in den Himmel kommt, sondern allein
durch sein Leben, ein Leben der Nutzwirkungen, eingeübt durch
Kenntnisse.
Nachdem die Geister an den genannten
Unterrichtsorten für den Himmel vorbereitet worden sind –
und das geschieht in kurzer Zeit, weil sie geistige Vorstellungen
besitzen, die vielerlei zugleich umfassen –, empfangen sie
Engelgewänder, die meist glänzend weiß wie feine
Leinwand aussehen. Nun werden sie auf den Weg gebracht, der aufwärts
zum Himmel führt. Dort angelangt, werden sie zunächst
Wächter-Engeln übergeben, dann von anderen Engeln
übernommen und in Gesellschaften mit allen ihren Seligkeiten
eingeführt.
Es gibt acht solcher Wege, zwei von jedem Ort der
Unterweisung her, wovon jeweils der eine ostwärts, der andere
westwärts emporsteigt. Die neuen Engel für das himmlische
Reich des Herrn werden auf dem östlichen Wege eingeführt,
die für das geistige Reich Bestimmten auf dem westlichen. Die
vier Wege zum himmlischen Reich prangen im Schmuck von Ölbäumen
und mancherlei Fruchtbäumen, die Wege zum geistigen Reich des
Herrn verlaufen zwischen Weinstöcken und Lorbeerbäumen.
Ursache sind die Entsprechungen, denn Weinstock und Lorbeerbaum
entsprechen der Neigung zum Wahren und deren Nutzwirkungen, Ölbaum
und Fruchtbäume der Neigung zum Guten und deren Nutzwirkungen.
Niemand gelangt durch unmittelbare Barmherzigkeit
in den Himmel
Menschen, die nicht im Bild sind über den
Himmel und wie man dahin gelangt oder auch über das himmlische
Leben beim Menschen, sind der Meinung, die Aufnahme in den Himmel
erfolge durch bloße Barmherzigkeit. Diese Barmherzigkeit werde
den Gläubigen und jenen erwiesen, für die der Herr Fürbitte
(beim Vater) einlege. Es handle sich also um eine Aufnahme aus reiner
Barmherzigkeit, und folglich könnten ausnahmslos alle Menschen
aufgrund göttlichen Wohlgefallens gerettet werden – einige
meinen sogar, dies gelte auch für alle Bewohner der Hölle.
Wer so etwas glaubt, zeigt damit, daß er nichts vom Menschen
versteht. Der Mensch ist nämlich ganz und gar so beschaffen wie
sein Leben, sein Leben aber wie seine Liebe.
Zuerst sei gesagt, was die göttliche
Barmherzigkeit in Wirklichkeit ist: Sie ist reines Erbarmen für
das ganze menschliche Geschlecht, mit dem Ziel, es zu erretten. Sie
wirkt auch unausgesetzt bei jedem einzelnen Menschen und wendet sich
von keinem je ab, doch kann der Herr das Leben des Himmels nur
einflößen, wenn der Mensch vom Bösen absteht. Das
Böse ist das eigentliche Hindernis. In dem Maße also, wie
der Mensch vom Bösen absteht, führt ihn der Herr aus reiner
Barmherzigkeit durch seine göttlichen Mittel. Das geschieht von
Kindheit an bis ans Ende seines Lebens in der Welt und danach in
Ewigkeit. Dies ist die göttliche Barmherzigkeit, die hier
gemeint ist. Damit ist offenbar, daß sie zwar eine reine, aber
nicht eine unmittelbare Barmherzigkeit ist, die darin bestünde,
alle Menschen aus Willkür zu retten, wie immer sie auch gelebt
haben mögen.
Der Herr handelt niemals gegen die Ordnung, ist er
doch die Ordnung selbst. Das von ihm ausgehende göttliche Wahre
bildet die Ordnung, und die göttlichen Wahrheiten sind ihre
Gesetzmäßigkeiten. In Übereinstimmung mit diesen
Gesetzen führt der Herr den Menschen. Ihn aus unmittelbarer
Barmherzigkeit zu retten, wäre wider die göttliche Ordnung
und damit wider das Göttliche. Die göttliche Ordnung ist
der Himmel beim Menschen. Durch ein entgegengesetztes Leben hatte er
die Ordnung, also die göttlichen Wahrheiten, bei sich verkehrt.
Aus reiner Barmherzigkeit wird der Mensch nur durch eben diese
Ordnungsgesetze wieder in die Ordnung zurückgeführt, und je
wie dies geschieht, nimmt er den Himmel in sich auf. Wer aber den
Himmel in sich aufnimmt, kommt auch in den Himmel. Damit liegt
wiederum am Tag, daß die göttliche Barmherzigkeit des
Herrn reine, aber nicht unmittelbare Barmherzigkeit ist.
Hätten die Menschen aus unmittelbarer
Barmherzigkeit gerettet werden können, so wären sie alle
gerettet worden, auch jene, die in der Hölle sind. Ja, es gäbe
nicht einmal eine Hölle. Die Behauptung, Gott könne alle
unmittelbar selig machen, tue es aber nicht, kehrt sich daher gegen
sein Göttliches. Man weiß aber aus dem Wort, daß der
Herr für alle Menschen das Heil und für niemanden die
Verdammnis will.
Ich sprach gelegentlich mit Engeln darüber
und erzählte ihnen, daß in der Welt die meisten Menschen,
die böse leben, anderen gegenüber in Gesprächen über
den Himmel und das ewige Leben immer nur sagten, in den Himmel werde
man allein aufgrund bloßer Barmherzigkeit eingelassen. Die
Engel erwiderten, sie wüßten wohl, daß diese Lehre
die notwendige Folge aus dem angenommenen Grundsatz vom bloßen
Glauben sei. Da nun dieses Dogma infolge seiner Unwahrheit keinerlei
Licht aus dem Himmel aufnehmen könne, und es die Krone aller
übrigen Falschheiten darstelle, so sei es die Quelle jener
Unwissenheit, die in der Kirche heutzutage herrscht: die Unkenntnis
über den Herrn, den Himmel, das Leben nach dem Tod, die
himmlische Freude, das Wesen der Liebe und Nächstenliebe und
ganz allgemein die Unwissenheit über das Gute und dessen
Verbindung mit dem Wahren. Folglich herrsche auch über das Leben
des Menschen, dessen Ursprung und Beschaffenheit Unklarheit. Die
Engel bedauern es sehr, daß jene Menschen nicht wissen, daß
der bloße Glaube bei niemandem möglich ist, weil er ohne
seine Quelle, die Liebe, ein bloßes Wissen bleibt und bei
einigen sogar nur eine Selbsttäuschung ist, die sich fälschlich
als Glaube gebärdet. Diese Selbsttäuschung verbindet sich
nicht mit dem eigentlichen Leben des Menschen, sondern bleibt
außerhalb von ihm, da sie sich, wenn sie nicht mit der Liebe
zusammenhängt, vom Menschen abtrennt. Die Engel verrieten, daß
sie noch niemand gesehen hätten, der trotz eines bösen
Lebens aus unmittelbarer Barmherzigkeit in den Himmel aufgenommen
worden wäre, gleichgültig, mit wieviel Zuversicht oder
Vertrauen (das man ja vor allem unter dem Glauben versteht) er in der
Welt auch geredet habe. Auf die Frage, ob Abraham, Isaak, Jakob,
David und die Apostel aus unmittelbarer Barmherzigkeit in den Himmel
aufgenommen worden seien, antworteten sie: keiner von ihnen, sondern
alle ihrem Leben in der Welt entsprechend. Die Engel sagten auch, sie
wüßten, wo sich die Genannten aufhielten und daß sie
kein höheres Ansehen genössen als andere.
Ich selbst kann aufgrund vielfacher Erfahrung
bezeugen, daß es unmöglich ist, Menschen, die auf Erden
ein dem Himmel widersprechendes Leben geführt haben, das Leben
des Himmels einzuflößen. Tatsächlich gab es da einige
Geister, die gemeint hatten, nach dem Tode würden sie die
göttlichen Wahrheiten, sobald sie dieselben von den Engeln
hörten, mit Leichtigkeit annehmen und glauben, daraufhin ihr
Leben ändern und daher in den Himmel aufgenommen werden können.
Der Versuch wurde mit sehr vielen gemacht. Er durfte jedoch nur mit
den Geistern durchgeführt werden, die sich in einem
entsprechenden Glauben befunden hatten, und denen dieser Versuch
erlaubt wurde, damit sie begriffen, daß nach dem Tode keine
Buße mehr möglich ist. Einige der Versuchs-Personen
begriffen die Wahrheiten und schienen sie auch anzunehmen, doch im
selben Augenblick, in dem sie sich ihrer Liebe zuwandten, lehnten sie
diese Wahrheiten wieder ab, ja sprachen sich sogar gegen sie aus.
Einige Versuchs-Personen verwarfen die Wahrheiten auf der Stelle und
wollten sie gar nicht erst hören; andere verlangten, daß
man ihnen das Wesen ihrer Liebe, das sie sich in der Welt angeeignet
hatten, nehme und stattdessen das Leben der Engel bzw. das Leben des
Himmels eingieße – was auch zugelassen wurde. Doch sobald
ihnen das Leben ihrer Liebe genommen war, lagen sie da wie tot und
waren ihrer selbst nicht mehr mächtig. Aufgrund dieser und
anderer Experimente wurden die arglos Guten belehrt, daß nach
dem Tode bei keinem Menschen das Leben in grundlegender Weise mehr
verändert werden und ein böses Leben in ein gutes oder ein
höllisches in ein engelhaftes umgewandelt werden kann. Und das
deshalb, weil jeder Geist von Kopf bis Fuß so ist wie seine
Liebe, folglich wie sein Leben – dieses in sein Gegenteil zu
verkehren würde bedeuten, den Geist gänzlich zu vernichten.
Die Engel gestehen, daß es leichter wäre, ein Käuzchen
in eine Taube oder einen Uhu in einen Paradiesvogel zu verwandeln,
als einen höllischen Geist in einen Engel des Himmels. Wir
können also feststellen, daß niemand aus unmittelbarer
Barmherzigkeit in den Himmel aufgenommen werden kann.
Es ist nicht schwer so zu leben, daß man in
den Himmel kommt
Einige Menschen glauben, es sei sehr schwer, so zu
leben, daß man in den Himmel kommt, also, wie man sagt, ein
geistliches Leben zu führen. Das glauben sie deshalb, weil sie
gehört haben, der Mensch müsse der Welt entsagen und sich
dem fleischlichen Verlangen widersetzen, um ein geistiges Wesen zu
entwickeln. Unter einem solchen Leben stellen sie sich aber nur vor,
daß man die weltlichen Dinge, besonders Reichtum und Ansehen,
ablehnen müsse, um sich dafür beständig frommen
Betrachtungen über Gott, das Seelenheil und das ewige Leben
hinzugeben und sein Leben mit Beten, Lesen des Wortes und frommer
Bücher zu verbringen. Aufgrund vielfacher Erfahrungen und aus
Gesprächen mit Engeln durfte ich jedoch wissen, daß sich
die Sache ganz anders verhält, ja daß alle, die so der
Welt entsagen und in der genannten Weise ein "geistliches Leben"
führen, sich ein trauriges Los verschaffen, das für die
himmlische Freude gänzlich unempfänglich ist, da ja einen
jeden sein Leben erwartet. Um das Leben des Himmels in sich
aufzunehmen, muß der Mensch ganz im Gegenteil in der Welt
leben, um dort seinen Pflichten und Geschäften zu obliegen. Nur
wenn er so ein sittlich und bürgerlich gutes Leben führt,
nimmt er das Geistige in sich auf und wird für den Himmel
vorbereitet.
Betrachten wir das Leben des Menschen vom
Standpunkt der Vernunft aus, zeigt sich, daß es von dreifacher
Art ist und sich in ein geistiges, ein sittliches und ein
bürgerliches unterteilen läßt. Nun gibt es Menschen,
die zwar ein bürgerliches, aber doch kein sittliches und
geistiges Leben führen. Andere wiederum leben zwar sittlich,
aber doch nicht geistig, und schließlich gibt es solche, die
sowohl ein bürgerliches als auch ein sittliches und geistiges
Leben führen. Nur sie leben das Leben des Himmels, die anderen
führen ein weltliches, vom Leben des Himmels getrenntes Leben.
Schon jetzt können wir also feststellen, daß das geistige
Leben nicht vom natürlichen oder weltlichen Leben getrennt,
sondern damit verbunden ist, ähnlich wie die Seele mit ihrem
Leib. Wollte man sie trennen, so gliche das dem Wohnen in einem Hause
ohne Fundament. Das sittliche und bürgerliche Dasein ist nämlich
der tätige Teil des geistigen Lebens, besteht letzteres doch im
guten Wollen, das sittliche und bürgerliche aber im guten
Handeln. Trennt man sie voneinander, so beschränkt sich das
geistige Leben nur noch auf Denken und Reden, während der Wille,
weil ihm der Boden entzogen ist, zurücktritt – und doch
ist er das eigentlich Geistige des Menschen.
Aus dem nun Folgenden wird man entnehmen können,
daß es nicht so schwer ist, in den Himmel zu kommen, wie man
gewöhnlich meint. Denn wer könnte nicht ein bürgerlich
und sittlich gutes Leben führen? Der Böse wie der Gute
führt auch ein solches Leben, denn wer möchte nicht
aufrichtig und gerecht heißen? Daher praktizieren die meisten
Menschen äußerlich Aufrichtigkeit und Gerechtigkeit, so
daß es scheint, als wären sie auch im Herzen aufrichtig
und gerecht. Der geistige Mensch muß notwendigerweise ebenso
leben, und er kann es ebenso leicht wie der natürliche. Der
einzige Unterschied besteht darin, daß er nicht nur deshalb
aufrichtig und gerecht handelt, weil es den bürgerlichen und
moralischen, sondern weil es den göttlichen Gesetzen gemäß
ist. Denn da er beim Handeln ans Göttliche denkt, stellt er die
Gemeinschaft mit den Engeln des Himmels her, und wird, soweit er dies
tut, mit ihnen verbunden. Auf diese Weise aber wird sein innerer
Mensch aufgeschlossen und wird er vom Herrn adoptiert und ohne sein
Wissen geführt. Was er nun in seinem sittlichen und bürgerlichen
Leben an Aufrichtigkeit und Gerechtigkeit verwirklicht, geschieht aus
geistigem Ursprung. Der äußeren Form nach unterscheidet
sich seine Gerechtigkeit und Aufrichtigkeit nicht von jener der
natürlichen Menschen, ja selbst der bösen und höllischen.
Der inneren Form nach sind sie jedoch völlig anders, denn die
Bösen handeln nur um ihrer selbst und der Welt willen gerecht
und aufrichtig.
Die Gesetze des geistigen, des bürgerlichen
und des sittlichen Lebens werden auch in den Zehn Geboten des
Dekalogs überliefert. Der äußeren Form nach lebt der
bloß natürliche Mensch weitgehend nach denselben Geboten
wie der geistige. Er tötet nicht, begeht keinen Ehebruch,
stiehlt nicht, legt kein falsches Zeugnis ab, bringt den Partner
nicht um seine Güter. Aber das alles tut er nur um seiner
selbst, um der Welt und um des Scheines willen und ist so ganz und
gar vom Himmel abgeschnitten.
Die im Menschen herrschende Liebe ist es, die
seine Absicht bestimmt und seinem inneren Sehen oder Denken Richtung
auf seine Ziele gibt. Das bedeutet, anders ausgedrückt: zielt
die Absicht des Menschen auf den Himmel, so richtet sich sein Denken
dahin und mit dem Denken sein ganzes Gemüt, das dementsprechend
im Himmel ist. Von da aus betrachtet er nachher die weltlichen Dinge
wie etwas, das unter ihm liegt, vergleichsweise wie man vom Dach
eines Hauses herabblickt. Aus diesem Grund vermag ein Mensch, dessen
innerlichere Gemütsbereiche aufgeschlossen sind, das Böse
und Falsche bei sich zu erkennen, liegt es doch unterhalb seines
geistigen Gemüts. Umgekehrt kann ein Mensch, dessen innerlichere
Bereiche nicht aufgeschlossen sind, sein Böses und Falsches
nicht sehen, weil er selbst mitten darin und nicht darüber
steht. Hieraus läßt sich folgern, aus welcher Quelle der
Mensch Weisheit, aus welcher Torheit schöpft, ebenso, wie er
nach dem Tode beschaffen sein wird, wo man es ihm überläßt,
seinen innerlicheren Antrieben gemäß zu wollen und zu
denken, zu handeln und zu reden.
Wir sehen jetzt, daß es nicht so schwer ist,
ein himmlisches Leben zu führen, wie man gewöhnlich glaubt.
Denn wenn dem Menschen etwas begegnet, von dem er weiß, daß
es unredlich und ungerecht ist, sich aber seine Sinnesart dahin
neigt, so muß er nur daran denken, daß er es nicht tun
dürfe, weil es den göttlichen Geboten zuwiderliefe. Gewöhnt
er sich an diese Denkweise und schafft er sich durch Übung eine
entsprechende Gewohnheit, so wird er allmählich mit dem Himmel
verbunden. Je wie dies geschieht, werden seine oberen Gemütsbereiche
aufgeschlossen, und dann sieht er, was unredlich und ungerecht ist,
und so kann es auch ausgetrieben werden. In diesen Zustand kann der
Mensch aufgrund seiner Freiheit eintreten, denn wer wäre nicht
frei für solche Überlegungen? Ist damit aber einmal ein
Anfang gemacht, so wirkt der Herr alles Gute beim Menschen und sorgt
dafür, daß er nicht allein das Böse sieht, sondern
auch nicht mehr will und schließlich sogar verabscheut. Dies
meint der Herr mit den Worten: "Mein Joch ist sanft und meine
Last ist leicht". (Matth.11,30.)
Man muß sich jedoch darüber klar sein,
je öfter der Mensch willentlich Böses tut, desto schwerer
kann er solche Überlegungen anstellen und dem Bösen
Widerstand leisten; denn im selben Maß gewöhnt er sich
daran, bis er es schließlich überhaupt nicht mehr merkt.
Schließlich liebt er es, entschuldigt es, weil mit dieser Liebe
Lustreize verbunden sind, rechtfertigt es durch alle möglichen
Trugschlüsse und hält es für erlaubt und gut. Dies
geschieht bei Menschen, die sich bereits in der Jugend zügellos
ins Böse stürzen und dabei im Herzen die göttlichen
Dinge verwerfen.
Mir wurde einst ein Weg vorgebildet, der zum
Himmel wie auch zur Hölle führte. Es war ein breiter Weg,
der sich nach links bzw. nach Norden zog. Viele Geister erschienen
und beschritten ihn; doch in der Ferne, wo dieser Weg endete,
erblickte man einen ziemlich großen Stein. Von ihm aus teilte
er sich in zwei Wege, in einen nach links und einen anderen in die
entgegengesetzte Richtung nach rechts. Der linke Weg war schmal,
führte durch den Westen nach Süden und so schließlich
ins Licht des Himmels. Der rechte Weg war breit und geräumig und
lief schräg abwärts zur Hölle. Zuerst schienen alle
denselben Weg zu gehen, bis sie den großen Stein am Scheideweg
erreichten. Dort trennten sie sich, die Guten wandten sich nach links
und folgten dem schmalen Weg, der zum Himmel führte; die Bösen
aber sahen den Stein am Scheideweg nicht, stolperten über ihn,
verletzten sich und liefen, wenn sie sich wieder erhoben hatten, auf
dem breiten Weg nach rechts, der zur Hölle führte. Nachher
wurde mir die Bedeutung von alledem erklärt: Der erste Weg,
breit und von vielen begangen, Guten wie Bösen, die wie Freunde
miteinander plauderten, weil kein Unterschied zwischen ihnen zu
erkennen war, bildete alle vor, die von außen gesehen ein
gleich redliches und gerechtes Leben geführt und sich
augenscheinlich nicht unterschieden hatten. Der Stein am Scheideweg,
der Eckstein, über den die Bösen stolperten, und von dem
aus sie dann auf dem zur Hölle führenden Wege weiterliefen,
bildete das göttliche Wahre vor, das alle leugnen, die zur Hölle
blicken. Im höchsten Sinne stellt dieser Stein das
Göttlich-Menschliche vor. Die Menschen aber, die das
Göttlich-Wahre und zugleich das Göttliche des Herrn
anerkannten, wurden auf den Pfad geleitet, der zum Himmel führt.
Daraus sieht man wiederum, daß die Bösen äußerlich
genau dasselbe Leben führen wie die Guten, bzw. daß sie
denselben Weg gehen, die einen so leicht wie die anderen. Und doch
werden dabei diejenigen, die das Göttliche von Herzen
anerkennen, und innerhalb der Kirche besonders diejenigen, die das
Göttliche des Herrn anerkennen, zum Himmel geführt, die
anderen aber zur Hölle. Damit ist auch klar, was man unter den
folgenden Worten des Herrn zu verstehen hat:
"Gehet ein durch die enge Pforte. Denn die
Pforte ist weit und der Weg ist breit, der zur Verdammnis führt,
und ihrer sind viele, die darauf wandeln. Und die Pforte ist eng, und
der Weg ist schmal, der zum Leben führt, und wenige sind, die
ihn finden". (Mat 7,13f)
Der zum Leben führende Weg heißt nicht
deshalb schmal, weil er beschwerlich wäre, sondern weil ihn nur
wenige finden, wie die angeführten Worte sagen.
Es wurde mir erlaubt, mit einigen Menschen im
anderen Leben zu sprechen, die sich von den weltlichen Geschäften
zurückgezogen hatten, um fromm und heilig zu leben, sowie auch
mit einigen, die sich auf verschiedene Weise kasteit hatten, weil sie
glaubten, dies hieße der Welt entsagen und die fleischlichen
Begierden zähmen. Doch da sich die meisten von ihnen ein
trauriges Leben schufen und nicht am Leben der Nächstenliebe
teilnahmen – ein Leben, das nur in der Welt erlernt werden kann
–, können sie nicht mit den Engeln zusammengesellt werden.
Das Leben der Engel ist nämlich in ihrer Seligkeit fröhlich,
immer bereit, Gutes zu tun, also Nächstenliebe zu üben.
Dazu kommt, daß Menschen, die ein weltabgewandtes Leben geführt
haben, unablässig nach dem Himmel verlangen und sich die
himmlische Freude, von der sie ganz und gar nichts verstehen, als
ihren wohlverdienten Lohn vorstellen. Werden sie unter die Engel und
in deren Freude versetzt, dann wundern sie sich sehr. Denn deren
Freude weiß von keinem Verdienst und besteht dafür in
Beschäftigung und tätigem Dienst untereinander, sowie in
der Seligkeit, die dem Guten entspringt, das ihrer Tätigkeit
zugrundeliegt. Weil diese Menschen für solche Freuden nicht
empfänglich sind, wenden sie sich ab und gesellen sich mit denen
zusammen, die in der Welt ein ähnliches Leben geführt
hatten wie sie selbst. Was daher die anderen betrifft, die äußerlich
heilig gelebt, ständig in die Kirchen gegangen, dort gebetet,
ihre Seele kasteit, dabei aber doch unablässig daran gedacht
hatten, daß sie mehr Achtung und Ehre verdienten als andere und
nach dem Tode als Heilige gelten würden, so befinden sie sich im
anderen Leben keineswegs im Himmel, weil sie ja all diese Dinge für
sich selbst getan hatten. Und da sie die göttlichen Wahrheiten
durch ihre Selbstliebe besudelt haben, sind manche von ihnen derart
wahnsinnig, daß sie sich für Götter halten. Aus
diesem Grunde sind sie unter ihresgleichen in der Hölle. Diese
Dinge wurden angeführt, um zu zeigen, daß nicht ein von
der Welt zurückgezogenes Leben, sondern ein Leben mitten in der
Welt zum Himmel führt. Dieses besteht aber darin, in jedem
Beruf, in jedem Geschäft und bei jedem Werk aufrichtig und
gerecht zu handeln, und zwar von innen heraus, das heißt aus
himmlischem Ursprung.
* * *
3. Teil –
Die Hölle
Der Herr Regiert die Höllen
Im Kapitel über den Himmel ist gezeigt
worden, daß der Herr der Gott des Himmels ist. Da das
Verhältnis des Himmels zur Hölle (und ebenso der Hölle
zum Himmel) dem zweier Gegensätze gleicht, die wechselseitig
einander entgegenwirken, aus Wirkung und Gegenwirkung also ein
Gleichgewicht entstehen lassen, in dem alles seinen Bestand findet,
so muß, wer den Himmel regiert, auch die Hölle regieren,
damit alles Bestehende im Gleichgewicht ist und nicht zugrundegeht.
Hier soll nun zuerst etwas über das
Gleichgewicht gesagt werden. Wenn zwei Wesen gegeneinander wirken und
jedes im selben Maß zurückschlägt und widersteht, wie
das andere kämpft und angreift, so kommt bekanntlich keines von
beiden zum Ziel, weil ihre Kräfte sich gegenseitig aufheben.
Jedes von ihnen kann dann von einem Dritten nach Belieben bewegt
werden, denn da beide ihre Kraft gegen den selben Widerstand
verzehren, kommt die Kraft des Dritten ebenso leicht zur Wirkung, als
wenn gar kein Widerstand vorhanden wäre. Ein solches
Gleichgewicht besteht zwischen Himmel und Hölle. Es handelt sich
dabei um ein geistiges Gleichgewicht, nämlich des Falschen gegen
das Wahre und des Bösen gegen das Gute. Die Hölle strömt
aus dem Bösen fortwährend Falsches aus, umgekehrt der
Himmel aus dem Guten fortwährend Wahres. Dieses geistige
Gleichgewicht bewirkt, daß der Mensch in der Freiheit des
Denkens und Wollens steht, entweder das Böse und das daraus
resultierende Falsche aus der Hölle zuzulassen und in sich
aufzunehmen, oder aber das Gute und das daraus hervorgehende Wahre
aus dem Himmel. Der Herr hält jeden Menschen in diesem
Gleichgewicht, weil er beide, Himmel wie Hölle, regiert.
Es ergab sich, daß ich einigemale die
höllische Sphäre jenes Falschen empfinden konnte, das dem
Bösen entspringt. Sie war wie ein unaufhörliches Streben,
alles Gute und Wahre zu zerstören, verbunden mit Zorn und
blinder Wut darüber, daß sie es nicht vermochte. In ihr
überwog ein Streben, das Göttliche des Herrn zu vernichten
und zu zerstören, weil Er die Quelle alles Guten und Wahren ist.
Ich durfte aber auch die vom Himmel ausströmende Sphäre des
Guten empfinden, das aus dem Wahren hervorgeht. Sie hemmte die
höllische Gier, so daß ein Gleichgewicht entstand.
Alle Macht in der geistigen Welt eignet dem aus
dem Guten hervorgehenden Wahren; das aus dem Bösen entspringende
Falsche hat keinerlei Macht. Die Ursache, weshalb alle Macht dem
Wahren aus dem Guten zukommt, liegt im Göttlichen selbst, das
allein alle Macht besitzt. Das aus dem Bösen hervorgehende
Falsche kann darum keinerlei Macht haben. Alle Macht liegt beim
Himmel und keine bei der Hölle. Im Himmel verfügt jeder
über die aus dem Guten hervorgehenden Wahrheiten, während
in der Hölle jedermann im Falschen des Bösen ist.
Darin besteht nun das Gleichgewicht zwischen
Himmel und Hölle. In der Geisterwelt ist man in diesem
Gleichgewicht, denn sie bildet die Mitte zwischen Himmel und Hölle.
Von dort aus werden auch alle Menschen in der Welt in einem ähnlichen
Gleichgewicht gehalten, werden sie doch durch Geister aus der
Geisterwelt regiert. Ein solches Gleichgewicht kann es nur geben,
weil der Herr sowohl Himmel wie Hölle regiert und beiden Maß
und Ziel setzt. Wäre es anders, das aus dem Bösen
hervorgehende Falsche würde das Übergewicht erlangen und
die einfachen Guten im Untersten des Himmels, die sich leichter als
die eigentlichen Engel verderben lassen, anstecken. Auf diese Weise
würde das Gleichgewicht und damit auch die Freiheit bei den
Menschen zugrundegehen.
Die Hölle ist in ebensoviele Gesellschaften
eingeteilt, wie der Himmel, denn um des Gleichgewichts willen steht
jeder himmlischen Gesellschaft eine höllische gegenüber.
Jedem Guten ist also ein Böses entgegengesetzt, jedem Wahren ein
Falsches, wie man schon daraus erkennen kann, daß es nichts
ohne Beziehung zu seinem Gegenteil gibt. Aus dem Gegensatz begreift
man die Beschaffenheit eines Dings und auf welcher Stufe es steht.
Alle Wahrnehmung und Empfindung beruht auf Polarität. Daher
sorgt der Herr beständig dafür, daß jede Gesellschaft
des Himmels in einer Gesellschaft der Hölle ihren Gegenpol
findet und zwischen ihnen ein Gleichgewicht besteht.
Weil die Hölle in ebenso viele Gesellschaften
eingeteilt ist wie der Himmel, darum gibt es auch genauso viele
Höllen wie himmlische Gesellschaften. Da es nun im allgemeinen
drei Himmel gibt, so auch drei Höllen, nämlich eine
unterste als Gegenpol des innersten oder dritten Himmels, eine
mittlere als Gegenstück zum mittleren oder zweiten Himmel, sowie
eine obere als Gegenüber zum äußersten oder ersten
Himmel.
Wie regiert nun der Herr die Höllen? Aufs
Ganze gesehen durch den allgemeinen Zustrom des Göttlich-Guten
und -Wahren aus den Himmeln, der die aus den Höllen
hervorbrechende allgemeine Begierde einschränkt und zähmt,
aber auch durch den besonderen Zustrom aus jedem Himmel und jeder
einzelnen himmlischen Gesellschaft. Genauer gesagt, die Höllen
werden durch Engel regiert, denen es ermöglicht wird, in die
Höllen hineinzusehen und den darin herrschenden Wahnsinn und
Aufruhr im Zaum zu halten. Es geschieht auch zuweilen, daß
Engel dahin abgesandt werden und durch ihre bloße Gegenwart
mäßigend wirken. Im umfassenden Sinn werden alle Bewohner
der Hölle durch ihre Befürchtungen regiert, manche sogar
noch durch die ihnen in der Welt eingepflanzten und von daher
mitgebrachten. Da aber diese Befürchtungen nicht genügen
und auch allmählich nachlassen, werden sie auch durch Furcht vor
Strafen beherrscht, die sie vor allem vom Tun des Bösen
abschrecken. Es gibt dort eine Vielzahl von Strafen, gelindere und
härtere – je nach dem Bösen. Die Bösartigen
werden meist über andere gesetzt, denen sie an Schlauheit und
Geschicklichkeit überlegen sind und die sie durch Strafen und
die damit zusammenhängenden Schrecken in Gehorsam und
Knechtschaft halten. Diese Befehlshaber wagen es jedoch nicht, die
ihnen gesetzten Grenzen zu überschreiten. Man muß wissen,
daß die Furcht vor Strafe das einzige Mittel ist, um
Gewalttätigkeiten und blinde Wut der Höllischen zu zähmen.
Ein anderes Mittel gibt es nicht.
Bis heute glaubt man auf Erden, es gebe einen
bestimmten Teufel, der die Höllen beherrsche; er sei
ursprünglich als Engel des Lichts erschaffen, habe sich dann
gegen Gott empört und sei deshalb mit seiner Rotte in die Hölle
hinabgestoßen worden. Dieser Glaube beruht darauf, daß im
Wort sowohl vom Teufel und Satan als auch vom Lichtbringer (Luzifer)
gesprochen wird und man das Wort an diesen Stellen rein buchstäblich
versteht. In Wirklichkeit hat man unter dem Teufel und Satan die
Hölle zu verstehen, wobei der Teufel die rückwärtige
Hölle bezeichnet, wo sich die Allerschlimmsten befinden, böse
Engel (genii) genannt. Der Satan bezeichnet die weiter vorn liegende
Hölle, wo sich die weniger Bösartigen aufhalten, böse
Geister genannt. Unter Luzifer aber sind diejenigen zu verstehen, die
aus "Babylon" stammen, das heißt Geister, die ihre
Herrschaftsbereiche bis in den Himmel auszudehnen trachten. Die
Tatsache, daß kein besonderer Teufel existiert, dem die Höllen
unterworfen wären, ergibt sich auch aus der Herkunft der
Höllenbewohner, die ebenso wie die Bewohner des Himmels allesamt
dem menschlichen Geschlecht entstammen.
Der Herr wirft niemanden in die Hölle,
sondern der Geist sich selbst
Manche sind der Meinung, daß Gott sein
Angesicht vom Menschen abwende, ihn von sich stoße, in die
Hölle werfe und wegen seines Bösen zürne. Manche gehen
noch weiter und meinen, Gott strafe den Menschen und erweise ihm
Böses. In dieser Ansicht bestärken sie sich durch den
Buchstabensinn des Wortes, in dem ähnliches gesagt wird. Sie
wissen nicht, daß der geistige Sinn des Wortes, der den
buchstäblichen erklärt, von ganz anderer Beschaffenheit
ist. Aus ihm stammt daher die reine Lehre der Kirche, die etwas ganz
anderes lehrt, nämlich daß Gott sein Antlitz nie vom
Menschen abwendet oder ihn von sich stößt, daß er
niemand in die Hölle wirft und niemand zürnt. Das kann auch
jeder erkennen, dessen Gemüt erleuchtet wird, wenn er das Wort
liest, schon allein daraus, daß ja Gott das Gute, die Liebe,
die Barmherzigkeit selbst ist. Wer daher beim Lesen des Wortes aus
einem erleuchteten Gemüt heraus nachdenkt, erkennt klar, daß
sich Gott niemals vom Menschen abwendet, sondern aus Güte, Liebe
und Barmherzigkeit an ihm handelt. Er kann also auch erkennen, daß
der Buchstabensinn des Wortes an den fraglichen Stellen einen
geistigen Sinn in sich birgt, der zur Erklärung dessen dient,
was darin dem Fassungsvermögen des Menschen und seinen ersten
und noch ganz allgemeinen Vorstellungen angepaßt worden ist.
Menschen im Zustand der Erleuchtung sehen ferner,
daß Gutes und Böses, wie Himmel und Hölle, Gegensätze
sind, und daß alles Gute dem Himmel, alles Böse der Hölle
entstammt. Sie erkennen, daß der Herr mit dem Guten bei jedem
Menschen einfließt, beim bösen ebenso wie beim guten,
freilich mit dem Unterschied, daß Er den bösen fortwährend
vom Bösen abhält, während Er den guten fortwährend
zum Guten hinführt. Der Grund für diesen Unterschied liegt
beim Menschen, weil er der Empfangende ist.
Wir können daher feststellen, daß der
Mensch das Böse von der Hölle und das Gute vom Herrn her
tut. Weil aber der Mensch glaubt, er tue alles, was er tut, aus sich,
darum hängt ihm das vollbrachte Böse an, als ob es sein
eigen wäre; und darum ist der Mensch der Urheber seines Bösen
und bringt sich auch selbst in die Hölle, nicht der Herr ihn.
Es soll auch gesagt werden, wie das vor sich geht.
Wenn der Mensch ins andere Leben eintritt, wird er zuerst von Engeln
empfangen, die alles für ihn tun und mit ihm auch über den
Herrn, den Himmel und das Leben der Engel reden und ihn im Wahren und
Guten unterweisen. Ist aber der Mensch, der jetzt ein Geist ist, so
geartet, daß er von diesen Dingen zwar in der Welt gehört,
sie aber im Herzen geleugnet oder gar verachtet hatte, so trachtet er
von den Engeln loszukommen. Sobald sie das merken, verlassen sie ihn.
Er aber gesellt sich, nachdem er noch einige Zeit mit anderen
zusammen war, schließlich zu denen, die in derselben Art des
Bösen sind, wie er. Damit ist klar, daß der Herr durch die
Engel, wie auch durch einen Einfluß aus dem Himmel jeden Geist
an sich zieht, daß aber Geister, die dem Bösen verfallen
sind, ganz und gar widerstreben und sich gleichsam vom Herrn
losreißen und wie mit Stricken von ihrem Bösen, also von
der Hölle, angezogen werden. Und weil sie diesem Zug aus ihrer
Liebe zum Bösen heraus auch folgen wollen, so steht fest, daß
sie sich freiwillig in die Hölle stürzen. In der Welt kann
man das infolge der Vorstellung, die man sich von der Hölle
gemacht hat, nicht glauben.
Der Herr kann aus seinem göttlichen Wesen
heraus, das die Güte, Liebe und Barmherzigkeit selbst ist, nicht
mit jedem Menschen auf gleiche Weise verfahren. Das ist deshalb
unmöglich, weil das Böse mit seinem Falschen hindernd im
Wege steht und Gottes Einfluß nicht nur lähmt, sondern
geradezu zurückstößt. Das Böse mit seinem
Falschen gleicht schwarzen Wolken, die sich zwischen die Sonne und
das Auge des Menschen schieben und die Helligkeit und Heiterkeit des
Lichtes hinwegnehmen, obschon die Sonne unausgesetzt die Wolken zu
zerstreuen trachtet. Befindet sich jemand in einem dem Bösen
entspringenden Falschen, so umgibt ihn eine solche Wolke, schwarz und
dicht, je nach dem Grad des Bösen. Dieser Vergleich zeigt, daß
die Gegenwart des Herrn unaufhörlich bei jedem vorhanden ist,
aber verschieden aufgenommen wird.
Die bösen Geister in der Geisterwelt werden
streng bestraft, um vom Tun des Bösen abgeschreckt zu werden;
auch dies scheint vom Herrn zu kommen. In Wirklichkeit aber liegt der
Ursprung der Strafe nie im Herrn, sondern im Bösen selbst, das
untrennbar mit seiner Strafe verbunden ist. In der Tat begehrt und
liebt der höllische Mob nichts mehr, als Böses zu tun, vor
allem Strafen zu verhängen und zu quälen, und es gelingt
ihm auch bei jedem, der nicht vom Herrn beschützt wird. Sobald
daher irgendetwas Böses aus bösem Herzen getan wird, das
den Schutz des Herrn aufhebt, stürzen sich die bösen
Geister auf den Missetäter und strafen ihn. Dies läßt
sich auch einigermaßen am Bösen in der Welt
veranschaulichen. Der einzige Unterschied besteht darin, daß
sich das Böse in der Welt verheimlichen läßt, nicht
aber im anderen Leben. Damit steht fest, daß der Herr niemandem
etwas Böses zufügt.
Alle Höllenbewohner sind aufgrund ihrer
Eigen- und Weltliebe im Bösen und daraus entspringenden Falschen
Alle Höllenbewohner sind dem Bösen samt
dem daraus hervorgehenden Falschen verfallen. Es gibt dort niemanden,
der, dem Bösen verfallen, zugleich im Wahren wäre. In der
Welt kennen die meisten Bösen die geistigen Wahrheiten, das
heißt die Wahrheiten der Kirche, haben sie sie doch von
Kindheit an und später auch aus der Predigt und Lektüre des
Wortes gelernt, um in ihrem Sinne reden zu können. Einigen von
ihnen war es so gelungen, anderen vorzutäuschen, sie seien
aufrichtige Christen, weil sie es verstanden, mit erheuchelter
Neigung aus der Perspektive der Wahrheit zu reden. Auch handelten sie
redlich, als ob es aus einem vergeistigten Glauben geschähe.
Doch alle, die bei sich das genaue Gegenteil gedacht und sich nur der
bürgerlichen Gesetze wegen und aus Besorgnis um ihren guten Ruf,
ihre Stellung und ihre Vorteile versagt hatten, das Böse zu tun,
das sie in Gedanken hegten, sind im Herzen böse, und nur dem
Körper, nicht dem Geist nach dem Wahren und Guten zugetan. Wird
ihnen daher im anderen Leben das Äußere genommen und das
ihrem Geist angehörende Innere aufgedeckt, so verfallen sie ganz
und gar dem Bösen und Falschen und besitzen keinerlei Wahres und
Gutes mehr. Dann liegt offen zutage, daß das Wahre und Gute nur
als ein Wissen in ihrem Gedächtnis lag, das sie beim Reden
hervorholten, um den Eindruck zu erwecken, als ob bei ihnen alles
Gute geistiger Liebe und geistigem Glauben entspringe. Werden diese
Menschen in ihr Inneres, folglich in ihr Böses versetzt, so
können sie nur noch Falsches reden, weil es unmöglich ist,
aus dem Bösen heraus Wahres auszusprechen. Jeder böse Geist
wird, ehe er in die Hölle geworfen wird, in diesen Zustand
versetzt.
Wenn der Mensch nach dem Tode diese Stufe erlangt
hat, ist er nicht mehr ein Menschen-Geist, wie er es in seinem ersten
Zustand war, sondern wirklich ein Geist. Ein echter Geist ist er
nämlich, sobald er Gesicht und Leib hat, die seiner Gesinnung
entsprechen. In diesem Zustand ist aber der Geist nach vollbrachtem
ersten und zweiten Zustand, von denen oben die Rede war. Er wird nun
auf den ersten Blick als der erkannt, der er tatsächlich ist,
nicht nur an seinem Gesicht, sondern auch an seinem ganzen Leib, an
Sprache und Gebärden. Und weil er nun in sich ist, kann er an
keinem anderen Ort verweilen als dort, wo die ihm Ähnlichen
sind. Nur bei ihnen findet er sein eigenes Leben und atmet aus freier
Brust. Man muß wissen, daß die Kommunikation mit anderen
in der geistigen Welt von der Zuwendung des Angesichts abhängt,
und daß jeder ständig diejenigen vor Augen hat, die mit
ihm die gleiche Liebe teilen, und zwar bei jeder Wendung des Leibes.
Darauf beruht es, daß sich alle höllischen Geister vom
Herrn abwenden und stattdessen jenen dunstigen und verfinsterten
Körpern zukehren, die dort anstelle der irdischen Sonne und des
irdischen Mondes stehen, während sich alle Engel des Himmels dem
Herrn als der Sonne und dem Mond des Himmels zuwenden. Damit steht
fest, daß sich alle Höllenbewohner dem Bösen und
seinem Falschen ergeben und sich auch den entsprechenden Arten der
Liebe zugewandt haben.
Alle Höllengeister erscheinen also im Licht
des Himmels als Abbilder ihres Bösen. So läßt sich
die Beschaffenheit der Geister schon bei ihrem Anblick erkennen.
Allgemein gesprochen, drückt sich in ihrer Gestalt die
Verachtung anderer und die Drohung gegenüber allen aus, die
ihnen nicht huldigen. Sie sind Gestalten des Hasses verschiedenster
Art und vielfältiger Rachgier; Wut und Grausamkeit entsteigen
ihrem Inneren. Doch sobald andere sie loben, verehren und anbeten,
zieht sich ihr Gesicht zu einem Ausdruck des Behagens befriedigter
Lust zusammen. Im allgemeinen sind ihre Gesichter grausig und leblos
wie von Leichen. Bei einigen glühen sie rötlich wie ein
Feuerbrand, manche Gesichter sind durch Blattern, Beulen und
Geschwüre entstellt. Bei vielen ist überhaupt kein Gesicht,
sondern stattdessen etwas Struppiges oder Knöchernes zu
erkennen. Bei anderen springt nur die Zahnpartie ins Auge. Auch ihre
Leiber sehen scheußlich aus, und ihre Sprache erweckt den
Eindruck, als werde sie aus Zorn, Haß oder Rachgier
hervorgestoßen, redet doch jeder aus seinem Falschen und in
einem Tonfall, der seinem Bösen entspringt. Mit einem Wort: Sie
sind samt und sonders Abbilder ihrer Höllen. Die Gesamtgestalt
der Hölle wurde mir nicht zu sehen gegeben. Mir wurde aber
gesagt, wie der Himmel in seinem Gesamtumfang einen einzigen Menschen
darstelle, so die Hölle einen einzigen Teufel; sie könne
daher auch wirklich im Bilde eines Teufels dargestellt werden. Ich
durfte aber des öfteren sehen, welche Gestalt einzelne Höllen
und die höllischen Gesellschaften haben, denn an den Eingängen,
den sogenannten Höllenpforten, erscheint meistens ein Scheusal,
das ein allgemeines Bild der betreffenden Bewohner vermittelt. Ihre
Wutausbrüche werden bei dieser Gelegenheit durch derart
entsetzliche und gräßliche Dinge vorgestellt, daß
ich darüber nicht berichten möchte. Man wisse aber, daß
sich die höllischen Geister untereinander als Menschen
erblicken. Infolge der Barmherzigkeit des Herrn dürfen sie
einander nicht als ebensolche Scheußlichkeiten erscheinen, wie
den Engeln. Aber sobald nur ein wenig Licht aus dem Himmel
eingelassen wird, zeigt sich, daß dies auf Täuschung
beruht, verwandelt es doch jene menschlichen Gestalten umgehend in
die Ungeheuer, die sie an und für sich sind und die oben
beschrieben wurden. Alles erscheint nämlich im Licht des Himmels
so, wie es an und für sich ist. Darum fliehen sie auch dieses
Licht (lucem) des Himmels und stürzen sich in ihr eigenes Licht
(lumen), das dem Schein glühender Kohlen und gelegentlich auch
brennenden Schwefels gleicht. Doch auch dieser Schein wird zu
schwarzer Finsternis, sobald nur ein Strahl himmlischen Lichts
einfällt. Aus diesem Grund heißt es, in den Höllen
herrsche Dunkel und Finsternis, denn diese bedeuten das Falsche aus
dem Bösen, das in der Hölle herrscht.
Die Betrachtung jener scheußlichen Gestalten
der höllischen Geister zeigt deutlich: Sie stellen –
allgemein gesprochen – Formen der Selbst- und Weltliebe dar,
und das Böse, dessen besondere Ausprägungen sie sind, hat
seinen Ursprung in diesen beiden Abarten der Liebe. Aus dem Himmel
wurde mir auch gesagt, und es bestätigte sich durch viele
Erfahrung, daß diese beiden Arten der Liebe, die Eigen- und
Weltliebe, in den Höllen herrschen, ja die Höllen sind,
wohingegen die Liebe zum Herrn und die Liebe zum Nächsten in den
Himmeln herrschen, ja die Himmel sind. Ferner wurde mir gesagt, daß
die beiden Liebesarten, die höllischer Natur sind, und die
beiden Liebesarten, die im Himmel herrschen, völlige Gegensätze
bilden.
Zuerst verstand ich nicht recht, warum die Eigen-
und Weltliebe so teuflisch sein sollen. In der Welt macht man sich ja
wenig Gedanken über die Eigenliebe, dafür umso mehr über
den Hochmut, der, weil in die Augen springend, allein als Eigenliebe
gilt. Außerdem sieht man in der Welt die Eigenliebe als
Lebensfeuer und notwendigen Antrieb dafür an, daß sich
Menschen um Ämter bewerben und Nutzen schaffen. Man meint, ohne
die Lockungen von Ehre und Ruhm würde der Mensch passiv bleiben.
Eigenliebe ist, sich allein wohlzuwollen und
anderen nur um seiner selbst willen, auch nicht der Kirche, dem
Vaterland oder irgendeiner menschlichen Gesellschaft. Wer in der
Eigenliebe befangen ist, liebt nicht die Kirche, das Vaterland und
die Gesellschaft, irgendeine nützliche Funktion, sondern allein
sich selbst. Angenehm ist ihm nur die Lust der Eigenliebe, und weil
die Lust, die einer Liebe entspringt, das Leben des Menschen bildet,
so besteht sein Leben nur aus Eigenliebe. Ein solches Leben ist an
sich betrachtet nichts als böse. Wer nur sich liebt, liebt
freilich auch die, die ihm nahe stehen, insbesondere seine Kinder und
Verwandten, im weiteren Sinne alle, die eins mit ihm ausmachen und
die er "seine Leute" nennt. In ihnen sieht er gleichsam
sich selbst. Zu denen, die er "seine Leute" nennt, gehören
auch alle, die ihn loben, ehren und verehren.
Durch den Vergleich mit der himmlischen Liebe läßt
sich deutlich erkennen, wie die Eigenliebe beschaffen ist: Die
himmlische Liebe besteht nämlich darin, Nutzwirkung um der
Nutzwirkung, bzw. Gutes um des Guten willen zu lieben, das der Mensch
der Kirche, dem Vaterland, der menschlichen Gesellschaft und dem
Mitbürger erweist; und das heißt in der Tat, Gott und den
Nächsten lieben, da alle Nutzwirkungen und alle guten Dinge von
Gott kommen und zugleich auch der Nächste sind, den man lieben
soll. Wer diese aber nur um seiner selbst willen liebt, liebt sie nur
als seine Diener, weil sie sich ihm selbst als nützlich
erweisen. Daraus folgt: Wer in der Eigenliebe befangen ist, will, daß
Kirche, Vaterland, die menschlichen Gemeinschaften und die Mitbürger
ihm dienen, nicht aber umgekehrt. Er stellt sich über sie und
sie unter sich. In dem Maße, wie sich jemand der Selbstsucht
ergibt, entfernt er sich daher von dem Himmel, weil er sich von der
himmlischen Liebe entfernt.
Und weiter: Im selben Maß, in dem sich
jemand himmlischer Liebe ergibt, wird er vom Herrn geführt. Denn
in dieser Liebe ist der Herr selbst, und sie stammt von Ihm. In dem
Maße jedoch, wie jemand der Eigenliebe verfällt, wird er
von sich selbst und nicht vom Herrn geführt. Daraus folgt:
Soweit der Mensch nur sich selbst liebt, entfernt er sich vom
Göttlichen und damit vom Himmel. Wann immer er bei dem Guten,
das er tut, nur sich selbst im Auge hat, wird er in sein Eigenes,
also in sein anererbtes Böses versetzt. Denn bei solchem Handeln
blickt er vom Guten weg auf sich selbst, nicht umgekehrt, von sich
selbst weg auf das Gute. Im Guten errichtet er dann gewissermaßen
ein Bild seiner selbst und nicht ein Bild des Göttlichen.
Erfahrung hat mich darin bestärkt, daß dem so ist.
Die Eigenliebe ist das Gegenteil der
Nächstenliebe. In einem eigensüchtigen Menschen beginnt die
Liebe zum Nächsten bei ihm selbst, und er erklärt auch, ein
jeder sei sich selbst der Nächste. Von ihm aus als dem
Mittelpunkt erstreckt sich seine Liebe auf alle, die mit ihm
übereinstimmen, und nimmt ab, je weniger das der Fall ist. Wer
nicht zu diesem Kreis gehört, interessiert ihn nicht; wer gegen
ihn und sein Böses auftritt, gilt ihm als Feind, er sei noch so
weise und anständig, aufrichtig und gerecht. Mit einem Wort: Die
Eigenliebe bildet bei dem, der sich ihr verschrieben hat, das Haupt,
die himmlische Liebe aber die Füße, auf die er sich
stellt. Dient ihm die himmlische Liebe nicht, so tritt er sie mit
Füßen. Darum sieht es auch so aus, als ob alle, die in die
Hölle geworfen werden, mit dem Kopf voran hinabgestürzt
würden, während ihre Füße nach oben, dem Himmel
zu, weisen.
Im Wesen der Selbstsucht liegt ferner, daß
sie im selben Maß voranstürmt, wie man ihr die Zügel
schießen läßt, das heißt, ihre äußeren
Fesseln lockert – nämlich die Furcht vor dem Gesetz mit
seinen Strafen, vor dem Verlust des guten Rufs, der Ehre, des
Gewinns, der Stellung und des Lebens – , bis sie schließlich
nicht nur über die ganze Welt, sondern sogar über den
ganzen Himmel, ja über das Göttliche selbst herrschen
möchte. Sie kennt keine Grenze und kein Ende. Bei jedem Menschen
ist das innerlich verborgen, der sich der Eigenliebe ergeben hat,
auch wenn es in der Welt, in der ihn die genannten Zügel hemmen,
nicht offen zutage tritt. Man sieht es aber an den Machthabern und
Königen, die keine solchen Fesseln und Beschränkungen
kennen. Sie stürmen immer weiter, unterwerfen sich, soweit es
ihnen gelingt, ganze Provinzen und Reiche und trachten nach
schrankenloser Macht und Herrlichkeit.
Man stelle sich eine Gesellschaft vor, in der alle
Menschen nur sich selbst lieben und andere nur, sofern sie mit ihnen
übereinstimmen. Dann wird man sehen, daß ihre Liebe sich
nicht von der von Verbrechern unterscheidet: Bei gemeinschaftlichem
Handel umarmen sie einander und nennen sich Freunde. Treiben sie aber
ihre Geschäfte für sich allein und entziehen sich der
Aufsicht der Gemeinschaft, dann geht jeder auf jeden los, und sie
metzeln sich gegenseitig nieder. Bei der Untersuchung ihres Inneren
oder ihrer Gesinnung zeigt sich, daß sie einen tödlichen
Haß aufeinander hegen und im Herzen über alles lachen, was
gerecht und aufrichtig heißt, selbst über das Göttliche.
Dies weisen sie zurück, als sei es ein Nichts. All das wird noch
deutlicher werden, wenn weiter unten die Rede von ihren
Gesellschaften in den Höllen sein wird.
Was die Religion betrifft, so besteht ihr Böses
nicht nur in der Verachtung des Göttlichen und der göttlichen
Dinge, das heißt des Wahren und Guten der Kirche, sondern auch
in einer Erbitterung, mit der sie sich dagegen wenden und die sich
ebenfalls in Haß verwandelt, wenn der Mensch zu einem Geist
wird. Nicht nur findet er es dann unerträglich, etwas von diesen
Dingen zu hören, er entbrennt auch in Haß gegen alle, die
das Göttliche anerkennen und verehren. Dieses Verlangen zeigt
sich auch bei vielen Angehörigen der päpstlichen Religion,
wenn sie im anderen Leben entdecken müssen, daß der Herr
alle Macht hat und sie selbst keine.
Einst erschienen mir in den westlichen Breiten gen
Süden einige Geister und erklärten, sie hätten in der
Welt in hohen Würden gestanden und verdienten daher, über
andere erhoben zu werden und zu gebieten. Engel prüften ihre
innere Beschaffenheit. Dabei zeigte sich jedoch, daß sie bei
ihren weltlichen Obliegenheiten nicht auf die Nutzwirkung, sondern
auf sich selbst geblickt, ihr eigenes Ich also über ihre
Nutzwirkungen gestellt hatten. Weil sie sich aber bewarben und
dringend verlangten, anderen vorgesetzt zu werden, gestattete man
ihnen, an den Beratungen von Engeln teilzunehmen, die mit den
Angelegenheiten eines höheren Wirkungskreises betraut waren.
Dabei stellte es sich heraus, daß sie den Geschäften, um
die es sich handelte, keinerlei Aufmerksamkeit schenkten. Sie konnten
die Dinge nicht innerlich betrachten, sprachen nicht vom Nutzen,
sondern von ihrem Eigenen her und trachteten danach, willkürlich
und um des Beifalls willen zu handeln. Deshalb wurden sie
zurückgewiesen und entlassen, nur um sich andernorts wieder zu
bewerben. Aber überall, wohin sie sich auch wandten, wurden sie
wieder weggeschickt. Nach einiger Zeit sah man sie in äußerster
Not um Almosen betteln.
Es gibt zwei Arten von Herrschaft: Die eine
entspringt der Nächstenliebe, die andere der Eigenliebe. In
ihrem Wesen sind sie einander völlig entgegengesetzt. Wer aus
Nächstenliebe herrscht, will allen Menschen wohl und liebt
nichts mehr als die Nutzwirkung, das heißt anderen zu dienen
(anderen dienen heißt, anderen wohlwollen und nützlich
sein, handle es sich nun um die Kirche, das Vaterland, eine
Gesellschaft oder den einzelnen Mitbürger). Wer dagegen aus
Eigenliebe herrscht, denkt nur an sein eigenes Wohl. Bei den
Nutzwirkungen, die er vollbringt, geht es ihm nur um die eigene Ehre
und Herrlichkeit, den einzigen Nutzen, den er kennt. Bei jedem Geist
besteht die Liebe zum Herrschen auch nach seinem Leben in der Welt
fort. Allen, die aus Nächstenliebe geherrscht haben, wird auch
in den Himmeln eine Herrschaft anvertraut, doch in Wirklichkeit
regieren dann nicht sie, sondern die von ihnen geliebten
Nutzwirkungen, und durch diese herrscht letztlich der Herr. Wer aber
in der Welt aus Eigenliebe geherrscht hat, wird nach dem irdischen
Leben zum verachteten Sklaven der Hölle.
Die Weltliebe dagegen ist der himmlischen Liebe
nicht in so hohem Grade entgegengesetzt, weil nicht soviel Bosheit in
ihr verborgen liegt. Sie besteht darin, das Vermögen anderer auf
jede denkbare Weise an sich bringen zu wollen, sein Herz an Reichtum
zu hängen und sich durch die Welt von der geistigen Liebe, also
von der Nächstenliebe, vom Himmel und vom Göttlichen
abwenden und abbringen zu lassen. Es gibt jedoch viele Variationen
dieser Liebe. Der Zweck, den man mit dem Reichtum verbindet, ist sein
Nutzen, und der Zweck oder der Nutzen bestimmt die Art der Liebe.
Denn jede Liebe ist so beschaffen wie ihr Endzweck, weil ihr alles
übrige nur als Mittel dient.
Höllisches Feuer und Zähneknirschen
Bis jetzt weiß kaum jemand, was es mit jenem
ewigen Feuer und dem Zähneknirschen auf sich hat, von dem das
Wort im Blick auf die Bewohner der Hölle spricht. Wer aber mit
dem geistigen Sinn des Wortes vertraut ist, kann wissen, was damit
gemeint ist. Denn jeder Ausdruck und jede Bedeutung eines Ausdrucks
im Wort birgt einen geistigen Sinn, weil das Wort in seinem Schoße
geistig ist. Im Folgenden soll nun erklärt werden, was das ewige
Feuer und Zähneknirschen ist.
Es gibt zwei Wärme-Quellen: Die Sonne des
Himmels und die Sonne der Welt. Die Wärme aus der Sonne des
Himmels oder aus dem Herrn ist geistig und in ihrem Wesen Liebe.
Dagegen ist die Wärme aus der irdischen Sonne natürlich und
ihrem Wesen nach nicht Liebe, dient aber der geistigen Wärme
oder Liebe als Aufnahmegefäß.
Die geistige Wärme ist die Lebenswärme
des Menschen, weil sie, wie gesagt, in ihrem Wesen Liebe ist. Diese
Wärme wird im Wort unter dem "Feuer" verstanden –
die Liebe zum Herrn und zum Nächsten unter dem himmlischen, die
Eigen- und Weltliebe unter dem höllischen Feuer.
Dieses höllische Feuer entspringt der
gleichen Quelle wie das himmlische Feuer, nämlich der Sonne des
Himmels, bzw. dem Herrn. Höllisch wird dieses Feuer nur durch
seine Aufnehmer, denn alles, was aus der geistigen Welt einfließt,
wird je nach den Formen, in die es einfließt, verändert.
Es verhält sich damit nicht anders, als mit der Wärme und
dem Licht von der irdischen Sonne. Wirkt sie auf Bäume und
Blumen ein, fördert sie deren Wachstum und ruft zugleich
angenehme Düfte hervor. Dieselbe Wärme aber verursacht,
wirkt sie auf Exkremente und Aas ein, Fäulnis, üble Gerüche
und Gestank. Ebenso bringt das Licht der irdischen Sonne in manchen
Gegenständen schöne und liebliche, in anderen unschöne
und unerfreuliche Farben hervor. Dasselbe gilt für die Sonne des
Himmels. Fließt von ihr her Wärme bzw. Liebe in etwas
Gutes ein, so wirkt sie befruchtend. Auf die Bösen übt sie
jedoch die gegenteilige Wirkung aus, da sie durch deren Böses
entweder erstickt oder verkehrt wird. Dasselbe gilt für das
Licht des Himmels: Fließt es in das Wahre des Guten ein, so
erblüht daraus Einsicht und Weisheit, fließt es aber in
Falsches aus dem Bösen ein, wird es in Unsinn und alle möglichen
Wahnvorstellungen verdreht. So kommt es überall auf die Art der
Aufnahme an.
Das höllische Feuer ist also jene Begierde
und Lust, die der Eigen- und Weltliebe als ihren Quellen entspringt.
Wenn der Mensch nach dem Tode ein Geist wird, verwandelt sich diese
Haltung in Erbitterung und Haß. Und weil dieses Böse
unausgesetzt nach Vernichtung und Tod aller trachtet, die ihm als
Feinde gelten und gegen die es von Haß und Rachgier brennt, so
besteht seine Lebenslust im Ziel, zu vernichten und zu töten
und, wenn das nicht möglich ist, zu benachteiligen, zu schaden
und zu wüten. Dies ist es, was im Wort an den Stellen unter dem
"Feuer" verstanden wird, wo vom Bösen und von den
Höllen
die Rede ist. Hier einige Stellen zur Bestätigung:
"Heuchlerisch und böse sind sie alle.
Und jeglicher Mund redet Torheit … Denn die Ungerechtigkeit
brennt wie Feuer, das Dornstrauch und Dorngestrüpp auffrißt
und das Dickicht des Waldes anzündet, das emporwirbelt in Säulen
von Rauch … Und das Volk ist ein Fraß des Feuers
geworden, kein Mann wird seinen Bruder verschonen." (Jes
6,16-18)
"Ich werde Wunderzeichen geben am Himmel und
auf Erden, Blut und Feuer und Rauchsäulen. Die Sonne wird sich
in Finsternis verwandeln." (Joel 3,3) "Aus den Mäulern
der Rosse kamen Feuer, Rauch und Schwefel heraus. Durch diese drei
wurde der dritte Teil der Menschen getötet … " (Offb
9,17)
"Und der vierte Engel goß seine Schale
aus auf die Sonne, und es ward ihm gegeben, die Menschen mit Hitze zu
schlagen durch Feuer. Und die Menschen entbrannten mit großer
Hitze … " (Offb 16,8)
"Der Sohn des Menschen wird seine Engel
senden, und sie werden aus seinem Reich sammeln alle Ärgernisse
und die da Unrecht tun, und werden sie in den Feuerofen werfen."
(Mat 13, 41.50)
(Der König) "wird zu denen auf seiner
Linken sagen: »Weichet von mir, ihr Verfluchten, in das ewige
Feuer, das bereitet ist dem Teufel und seinen Engeln«."
(Mat 25,41)
(Der Reiche in der Unterwelt sprach zu Abraham:)
"Ich leide Pein in dieser Flamme". (Luk 16,24)
An diesen und an vielen anderen Stellen ist unter
dem "Feuer" die Begierde zu verstehen, die ein Teil der
Eigen- und Weltliebe ist, und unter dem "Rauch" des Feuers
das Falsche, das einem Bösen entspringt.
Weil das höllische Feuer die Begierde
bezeichnet, Böses der Eigen- und Weltliebe zu tun, und weil
diese Gier alle Bewohner der Hölle erfüllt, darum erscheint
auch bei der Öffnung der Höllen etwas gleichsam Feuriges,
verbunden mit einem Rauch wie von einer Feuersbrunst. In den Höllen,
in denen die Eigenliebe herrscht, handelt es sich um ein wütendes
Feuer, in den Höllen, in denen die Weltliebe regiert, um etwas
Flammendes. Man wisse jedoch, daß sich die Bewohner der Höllen
nicht in einem wirklichen Feuer befinden, sondern daß es sich
dabei nur um den äußeren Anschein eines Feuers handelt.
Sie empfinden nämlich in ihren Höllen keinerlei Brennen,
sondern lediglich Wärme, ganz wie früher in der Welt. Die
Erscheinung des Feuers ist eine Folge der Entsprechung, da die Liebe
dem Feuer entspricht und in der geistigen Welt alles seiner
Entsprechung gemäß erscheint.
Man wisse aber, daß Feuer oder Wärme
der Hölle im selben Moment in hochgradige Kälte umschlägt,
in dem aus dem Himmel Wärme einfließt. Die Anwesenden
befällt dann ein Schauder gleich einem Fieberfrost, und sie
erleiden innerliche Qualen. Hand in Hand damit entsteht dann dort
auch dichte Finsternis, die eine Verdummung und geistiges Dunkel mit
sich bringt. Doch das geschieht nur selten und auch nur, wenn
Aufstände zu ersticken sind, die ein bestimmtes Maß
überschreiten.
Unter dem höllischen Feuer hat man sich also
jede selbstsüchtige Begierde, etwas Böses zu tun,
vorzustellen, und somit auch die höllische Qual. Die Begierde
jener Liebe sucht nämlich anderen, von denen man sich nicht
geehrt, verehrt und angebetet fühlt, Schaden zuzufügen. Im
selben Maß, wie die Erbitterung darüber und die daraus
erwachsende Rachsucht um sich greifen, wächst auch die Begierde,
gegen die Betreffenden zu wüten. Da nun in einer Gesellschaft,
in der keine äußeren Bande Schranken setzen, diese Art
Begierde in jedem Einzelnen herrscht, so stürzt sich jeder aus
seinem Bösen heraus auf den anderen. Deshalb nährt dort
jeder in seinem Herzen den Haß gegen den anderen und bricht aus
diesem Haß heraus in Grausamkeiten aus, soweit er nur kann.
Diese Grausamkeiten und die damit verbundenen Qualen sind ebenfalls
unter dem höllischen Feuer zu verstehen.
Wie oben gezeigt wurde, stürzt sich der böse
Geist von selbst in die Hölle. Da nun dort eine solche Qual
herrscht, so soll in Kürze gesagt werden, warum er dies tut. Aus
jeder Hölle weht nämlich eine Sphäre jener Begierden
herauf, denen die dort Befindlichen verfallen sind, und die jemand,
der die gleiche Begierde teilt, in freudige Erregung versetzt, sobald
er sie wahrnimmt; denn die Begierde und ihre Lust bilden eine
Einheit. Noch weiß er nicht, daß ihn dort derartige
Qualen erwarten, aber selbst wenn er es weiß, fühlt er
sich doch dahin gezogen, denn in der geistigen Welt kann niemand
seiner Begierde widerstehen. Wenn nun der Geist von selbst, bzw. aus
seiner Freiheit heraus zu seiner Hölle gelangt und in sie
eintritt, wird er zuerst freundlich aufgenommen und meint daher, er
sei zu Freunden gekommen. Dieser Zustand dauert jedoch nur wenige
Stunden. Inzwischen wird er untersucht, um herauszufinden, wie schlau
er ist, welchen Wert er also besitzt. Ist diese Untersuchung beendet,
beginnt man ihn anzugreifen, und zwar in verschiedenster Weise und
immer heftiger. Gleichzeitig führt man den Betreffenden immer
weiter und tiefer in die Hölle hinein, denn im Inneren und in
der Tiefe werden die Geister immer bösartiger. Nach diesen
Angriffen beginnen sie mit Strafen solange gegen ihn zu wüten,
bis er zum Sklaven wird. Weil aber dort stets von neuem
aufrührerische Bewegungen entstehen – jeder will ja der
größte sein und brennt vor Haß gegen den anderen –
so kommt es zu immer neuen Aufständen, und die Szene wechselt
ständig. Auf diese Weise werden dann die zu Sklaven gemachten
Geister "befreit", um irgendeinem neuen Teufel bei der
Unterjochung anderer zu helfen, wobei dann wiederum diejenigen, die
sich nicht unterwerfen und auf den ersten Wink gehorchen, auf die
verschiedenste Weise gepeinigt werden, und so geht es ohne
Unterbrechung fort. Die Qualen der Hölle, die das höllische
Feuer genannt werden, bestehen aus derartigen Folterungen.
Das "Zähneknirschen" hingegen ist
der unaufhörliche Streit und Kampf der Falschheiten
untereinander, also der Geister, die sich dem Falschen ergeben haben.
Außerhalb der genannten Höllen hören sich diese
Zänkereien und Kämpfe wie Zähneknirschen an und
verwandeln sich auch dazu, wenn das Wahre aus dem Himmel einfließt.
In diesen Höllen befinden sich alle, die sich zur Natur bekennen
und das Göttliche leugnen. Diejenigen, die sich in dieser
Haltung bestärkt hatten, leben in den tieferen Regionen der
Hölle. Da diese Geister gar kein Licht aus dem Himmel in sich
aufnehmen und daher in ihrem Inneren auch nichts sehen können,
gehören die meisten von ihnen zu den Fleischlich-Sinnlichen, das
heißt zu denen, die nur glauben, was sie mit eigenen Augen
sehen und mit Händen greifen können. Ihnen bedeuten daher
alle Sinnestäuschungen Wahrheiten, und ihr ganzer Streit beruht
darauf. Darum also werden ihre Zänkereien als Zähneknirschen
gehört. Die Zähne entsprechen sowohl dem Letzten in der
Natur als auch dem Letzten beim Menschen, nämlich dem
Fleischlich-Sinnlichen.
Bosheiten und verruchte Kunstgriffe der
Höllischen Geister
Wer tiefer denkt und etwas von der Wirkungsweise
seiner eigenen Seele versteht, kann die Überlegenheit der
Geister über den Menschen sehen und begreifen. Tatsächlich
vermag ja auch der Mensch in seinem Inneren in einer Minute mehr zu
überdenken, zu entwickeln und zu schließen, als er in
einer halben Stunde aussprechen und niederschreiben könnte. Dies
zeigt bereits, wieviel vollkommener der Mensch ist, wenn er sich im
Geist befindet – und wieviel mehr noch, wenn er ein Geist wird.
Der Geist ist es, welcher denkt, der Körper ist nur der Diener,
durch den die Gedanken mittels der Sprache oder der Schrift zum
Ausdruck gebracht werden. Ein Mensch, der nach seinem Tode zu einem
Engel wird, besitzt daher, verglichen mit seinem Zustand auf Erden,
unaussprechliche Einsicht und Weisheit. Aus dem oben Ausgeführten
ist offensichtlich, daß sein Zustand dann die Gedanken und
Neigungen seines früheren unglaublich übertrifft. Daher
kommt es auch, daß die Gedanken der Engel unaussprechlich und
unausdrückbar sind, mithin nicht in die natürlichen
Gedanken des Menschen eingehen können. Und doch ist es eine
Tatsache, daß jeder Engel als Mensch geboren wurde und als
Mensch gelebt hat, wobei er sich nicht weiser vorkam als ein anderer
Mensch seinesgleichen.
So groß bei den Engeln das Maß von
Weisheit und Einsicht ist, so groß ist auch die Bosheit und
Schlauheit bei den höllischen Geistern. Die Lage ist in der Tat
ähnlich, da der Geist des Menschen nach seiner Befreiung vom
Körper entweder ganz seinem Guten oder ganz seinem Bösen
ergeben ist. Denn wie schon öfter gesagt und gezeigt wurde, wird
jeder Geist, weil er identisch ist mit seiner Liebe, entweder zu
seinem Guten oder zu seinem Bösen. Wie daher der Engelgeist aus
seinem Guten heraus denkt, will, redet und handelt, so der höllische
Geist aus seinem Bösen. Anders war es, solange er im Körper
lebte. Da konnte das Böse seines Geistes nicht hervorbrechen und
seine wahre Natur offenbaren. Es war damals noch eingehüllt und
verdeckt durch äußere Rechtschaffenheit, Aufrichtigkeit,
Gerechtigkeit und Liebe zum Wahren und Guten, die ein solcher Mensch
um der Welt willen im Munde führte und heuchelte. Darunter lag
das Böse derart verborgen und im Dunkeln, daß er kaum
selbst wußte, welch große Bosheit und Schlauheit seinem
Geist innewohnte, und daß er mithin ein derartiger Teufel wäre.
Dies zeigt sich erst nach dem Tode, wenn sein Geist zu sich selbst
und in seine wahre Natur gelangt. Tausenderlei Dinge brechen dann aus
diesem Bösen hervor, darunter auch solche, die man überhaupt
nicht mit Worten beschreiben kann. Aufgrund vieler Erfahrungen durfte
ich wissen, ja sogar empfinden, wie diese Geister beschaffen sind.
Ich kann bezeugen, daß ihre Bosheiten so zahlreich sind, daß
sich von tausend kaum eine schildern läßt, ferner, daß
der Mensch ohne den Schutz des Herrn nie und nimmer der Hölle
entginge. Der Herr kann aber den Menschen nur schützen, sofern
er das Göttliche anerkennt und ein Leben des Glaubens und der
Nächstenliebe führt. Ist das nicht der Fall, so wendet sich
der Mensch vom Herrn ab den höllischen Geistern zu und füllt
seinen Geist mit der gleichen Bosheit. Der Herr lenkt aber dennoch
den Menschen fortwährend vom Bösen ab, das er sich infolge
seines Zusammenseins mit jenen Geistern zulegt und gleichsam anzieht.
Wenn es schon nicht durch innere Bande geschieht, die Bande des
Gewissens, die ein Gottesleugner nicht annimmt, so doch durch äußere,
also Furcht vor dem Gesetz. Ein solcher Mensch kann zwar durch das
Angenehme seiner Liebe oder durch dessen Beeinträchtigung vom
Bösen abgelenkt, nicht aber in das Geistig-Gute eingeführt
werden. Im selben Maße nämlich, wie er darin eingeführt
wird, sinnt er bei sich auf List und Trug, indem er Güte,
Aufrichtigkeit und Gerechtigkeit simuliert und lügt, um auf
diese Weise die anderen zu täuschen. Diese Verschlagenheit kommt
zum Bösen seines Geistes noch hinzu, formt es und bewirkt, daß
es erst so recht zu dem Bösen wird, das es seiner Natur nach
ist.
Die schlimmsten von allen sind die Hinterlistigen.
Hinterlist dringt nämlich besonders tief in Gedanken und
Absichten ein, vergiftet sie und zerstört alles geistige Leben
des Menschen. Die meisten von ihnen befinden sich in den nach hinten
gelegenen Höllen und werden böse Engel (genii) genannt.
Dort finden sie ihr Vergnügen darin, sich unsichtbar zu machen
und gleich Gespenstern um andere herumzugeistern und ihnen im
Verborgenen Böses zuzufügen; sie verspritzen es, wie Ottern
ihr Gift. Sie werden grausamer bestraft als die anderen.
Wie groß die Bosheit der bösen Engel
(genii) ist, wurde mir zu erfahren gegeben. Sie wirken und fließen
nicht in die Gedanken anderer ein, sondern in ihre Neigungen. Diese
beobachten und wittern sie, wie Hunde in den Wäldern das Wild.
Sobald sie irgendwo gute Neigungen bemerken, verkehren sie sie
augenblicklich in böse, indem sie sie auf raffinierte Weise
durch das leiten und lenken, was dem anderen angenehm ist. Das
geschieht so heimlich und mit solch bösartiger Geschicklichkeit,
daß der andere nichts davon ahnt. Sie verhüten sorgfältig,
daß irgendetwas davon in sein Denken eindringt, denn dadurch
würden sie sich verraten. Beim Menschen lassen sie sich unter
dem Hinterhaupt nieder. In der Welt waren sie Menschen, die es
verstanden, sich in die Seelen anderer auf hinterlistige Weise
einzuschmeicheln, indem sie deren Neigungen oder Begierden durch das
lenkten und überrumpelten, was ihnen angenehm war. Doch der Herr
hält diese bösen Engel von jedem Menschen zurück, bei
dem noch einige Hoffnung auf Besserung besteht. Es liegt nämlich
in ihrer Art, nicht allein das Gewissen zu zerstören, sondern
auch das anererbte Böse beim Menschen aufzustacheln, das sonst
im Hintergrund verborgen bliebe. Um zu verhindern, daß der
Mensch da hinein gelangt, sorgt der Herr dafür, daß diese
Höllen völlig verschlossen bleiben. Gelangt nun ein Mensch,
der (innerlich) ein solcher böser Engel war, nach dem Tode ins
andere Leben, wird er ohne Verzug in ihre Hölle geworfen.
Untersucht man die Hinterlist und Schlauheit dieser Wesen, so
erscheinen sie als Vipern.
Welche Bosheit in den höllischen Geistern
steckt, zeigen ihre schändlichen Kunstgriffe. Es gibt deren so
viele, daß man allein mit ihrer Aufzählung ein ganzes Buch
füllen könnte. Diese Ränke sind in der Welt fast samt
und sonders unbekannt; mehrere Gattungen sind zu unterscheiden:
Mißbrauch der Entsprechungen;
Mißbrauch des Letzten der Göttlichen
Ordnung;
Mitteilung und Einfließen von Gedanken
und Neigungen, durch Übertragungen, Nachforschungen, durch
andere Geister außer ihnen und durch Geister, die sie
abordnen;
Wirkungen mittels Phantasien;
Aus-sich-heraustreten und infolgedessen an
anderen Orten gegenwärtig sein als dort, wo der Leib weilt;
Verstellungskünste, Überredungen
und Lügen.
Diese Künste erlangt der Geist des bösen
Menschen, sobald er von seinem Körper abgetrennt ist, von
selbst. Sie liegen in der Natur seines Bösen.
Der Herr läßt die Quälereien in
den Höllen zu, weil das Böse nicht anders in Schranken
gehalten und gebändigt werden kann. Ohne Furcht vor Strafe und
Folter würde sich das Böse in einen Aufruhr nach dem
anderen stürzen, bis das Ganze auseinanderfiele wie ein
irdisches Reich, in dem es kein Gesetz und keine Strafe gibt.
Äußere Erscheinung, Lage und Vielfalt
der Höllen
In der geistigen Welt erscheinen ganz ähnliche
Dinge wie in der natürlichen. Äußerlich besteht kaum
ein Unterschied. Man sieht dort Ebenen und Berge, Hügel und
Felsen, dazwischen Täler, Gewässer und viele andere Dinge,
die es auch auf Erden gibt. Aber alles entspringt dort Geistigem und
erscheint daher nur den Augen der Geister und Engel. Deshalb kann der
Mensch mit seinen Augen nichts von der geistigen Welt wahrnehmen, es
sei denn, es werde ihm gegeben, im Geist zu sein, oder dann nach dem
Tode, wenn er ein Geist wird. Umgekehrt können aber auch die
Engel und Geister nichts von der natürlichen Welt sehen, es sei
denn, daß sie bei einem Menschen sind, dem es gewährt
wird, mit ihnen zu reden. Denn die Augen des Menschen sind zur
Aufnahme des Lichtes der natürlichen Welt eingerichtet, die der
Engel und Geister zur Aufnahme des Lichtes der geistigen Welt, und
doch haben sie auf beiden Seiten dem Anschein nach genau die gleichen
Augen. Der natürliche Mensch kann nicht verstehen, daß die
geistige Welt so beschaffen sein soll. Infolge dieser Ähnlichkeit
der beiden Welten weiß der Mensch nach seinem Tode kaum, daß
er nicht mehr in der Welt ist, in der er geboren wurde und von der er
nun geschieden ist. Aus diesem Grund nennen sie den Tod nur eine
Versetzung aus einer Welt in eine andere, ihr ähnliche.
Auf den Anhöhen der geistigen Welt befinden
sich die Himmel, in den Niederungen die Geisterwelt, unterhalb beider
die Höllen. Den Geistern in der Geisterwelt werden die Himmel
nicht sichtbar, es sei denn, ihr inneres Sehen werde aufgeschlossen.
Von Zeit zu Zeit jedoch erscheinen ihnen die Engel wie Nebelflecken
oder glänzend weiße Wolken. Die guten Geister können
zwar die bösen sehen, wenden sich aber von ihnen ab, und
Geister, die sich abwenden, werden selber unsichtbar. Man erblickt
nur die Eingänge, die sogenannten Pforten, wenn sie für
Ankömmlinge aufgetan werden, die den Bewohnern ähnlich
sind. Von der Geisterwelt aus stehen alle Höllenpforten offen,
von den Himmeln aus keine einzige.
Die Höllen befinden sich überall, unter
Bergen, Hügeln und Felsen, ebenso unter Ebenen und Tälern.
Die Öffnungen oder Pforten sehen, wenn man sie genauer anschaut,
dunkel und finster aus, und auf die darin befindlichen Höllengeister
fällt etwas wie ein Schein von glühenden Kohlen. Ihre Augen
sind zur Aufnahme dieses Scheins ausgebildet, weil sie während
ihres irdischen Lebens hinsichtlich des Falschen, da sie es
begründeten, in einem Schein von Heiligkeit lebten, hinsichtlich
der göttlichen Wahrheiten aber in dichter Finsternis, weil sie
dieselben leugneten. Daher nahm ihr Augenlicht diese Form an; als
Folge davon ist für sie das Licht des Himmels dichte Finsternis,
so daß sie nichts sehen, wenn sie ihre Höhlen verlassen.
Hieraus geht mit aller Deutlichkeit hervor, daß der Mensch
gerade so weit ins Licht des Himmels gelangt, als er das Göttliche
anerkennt und sich innerlich in den Gesetzen des Himmels und der
Kirche bestärkt, ebenso tief aber auch in die Finsternis der
Hölle, wie er das Göttliche leugnet und sich innerlich
gegen die Dinge des Himmels und der Kirche bestärkt.
Ich durfte auch in die Höllen hineinblicken
und ihre innere Beschaffenheit sehen. Einige Höllen erschienen
meinen Augen wie Felsenhöhlen oder -grotten, die nach innen zu
schräg oder steil abwärts in die Tiefe gingen. Manche sahen
aus wie Schlupfwinkel oder Höhlen wilder Tiere in den Wäldern,
andere glichen
ausgesprengten Bergwerks-Stollen und -Gängen
mit tieferliegenden Höhlen. Die meisten Höhlen sind
dreifach unterteilt. Die höher gelegenen Teile in ihnen sehen
finster aus, während die tiefer gelegenen feurig erscheinen,
weil deren Bewohner dem Bösen selbst verfallen sind. Die
Finsternis entspricht ja dem Falschen des Bösen, das Feuer aber
dem Bösen selbst. Die Bewohner der tieferen Höllen haben
mehr von innen heraus aus dem Bösen gehandelt, die der weniger
tiefen mehr aus dem Äußeren, das heißt aus dem
Falschen des Bösen. In manchen Höllen sieht man etwas wie
die Trümmer abgebrannter Häuser und Städte, die von
höllischen Geistern bewohnt werden, die sich dort verbergen. In
den milderen Höllen scheinen elende Hütten hie und da wie
in einer Stadt in Straßen und Gassen zusammenzuhängen. Im
Inneren der Häuser wohnen höllische Geister, unter denen es
unausgesetzt zu Zänkereien, Feindseligkeiten, Schlägereien
und gegenseitigen Zerfleischungen kommt. Auf den Gassen und Straßen
herrscht Raub und Plünderung. Einige Höllen sind voller
Bordelle, garstig anzusehen und angefüllt mit aller Art von
Schmutz und Auswurf. Dort gibt es auch düstere Waldungen, in
denen die höllischen Geister wie wilde Tiere umherstreifen, und
in deren unterirdische Höhlen sie sich flüchten, wenn sie
verfolgt werden. Ferner gibt es dort Wüsten, völlig
unfruchtbar und sandig, hie und da mit rauhen Felsen, die Höhlen
enthalten und gelegentlich auch Hütten tragen. In diese
Wüstenregion werden aus den Höllen die Geister ausgestoßen,
die durch das äußerste Böse hindurchgegangen sind,
besonders diejenigen, die auf Erden schlauer als die übrigen
waren. Dies ist ihr letzter Zustand.
Die Höllen sind ebenso wie die Himmel nach
Gegenden eingeteilt, die in der geistigen Welt nach den
Grundneigungen bestimmt werden. Im Himmel nimmt die Einteilung der
Gegenden ihren Ausgang beim Herrn als der Sonne, im Wort der
"Aufgang" oder "Osten" genannt. Weil nun die
Höllen den Gegensatz zum Himmel bilden, so beginnt bei ihnen die
Einteilung der Richtungen beim Entgegengesetzten, also beim
Niedergang, dem Westen. Die Höllen in der westlichen Gegend sind
aus diesem Grund die allerschlimmsten und schauerlichsten. Hier
befinden sich alle, die in der Welt der Eigenliebe verfallen waren
und folglich Verachtung und Feindschaft gegen jeden hegten, der ihnen
nicht gewogen war. In den entferntesten Höllen befinden sich
jene Anhänger der sogenannten katholischen Religion, die wie
Götter angebetet werden wollten und Haß und Rachsucht
hegten gegen alle, die ihre vermeintliche Gewalt über die Seelen
der Menschen und über den Himmel nicht anerkannten. Gegenüber
diesen Widersetzlichen hegen sie immer noch dieselbe Gesinnung, das
heißt Haß und Rachedurst, wie in der Welt. Ihre höchste
Lust besteht im Toben und Wüten, doch wendet sich das im anderen
Leben wider sie selbst, denn in ihren Höllen, die die westliche
Gegend anfüllen, wütet einer gegen den anderen, wenn er ihm
die göttliche Gewalt abspricht. Die Wildheit der Höllen
nimmt von Norden nach Süden, wie auch allmählich nach Osten
hin ab. Nach Osten zu leben dort alle, die hochmütig waren und
nicht an das Göttliche geglaubt hatten, dabei aber weder einen
derartigen Haß und Rachedurst gehegt noch eine solche
Hinterlist geübt hatten, wie die Bewohner tiefer im Westen.
Heutzutage bestehen in der östlichen Gegend keine Höllen
mehr. Deren Bewohner sind in die westliche Gegend, und zwar dort in
die vorderen Regionen, versetzt worden. In der nördlichen und
südlichen Gegend gibt es hingegen viele Höllen. Ihre
Bewohner waren während ihres Lebens der Weltliebe ergeben und
daher in vielfältigem Bösen, zum Beispiel in Groll,
Feindseligkeit, Diebstahl, Raub, Hinterlist, Geiz, Unbarmherzigkeit.
Die schlimmsten Höllen dieser Art finden sich in der nördlichen
Gegend, die milderen in der südlichen. Ihre Grausamkeit wächst
im Verhältnis zu ihrer Annäherung an den Westen und ihrer
Entfernung vom Süden, sie nimmt ab gegen Osten wie auch gegen
Süden. Hinter den Höllen in der westlichen Gegend
erstrecken sich dunkle Waldungen, in denen bösartige Geister wie
wilde Tiere umherschweifen, desgleichen hinter den Höllen der
nördlichen Gegend, während sich hinter den Höllen der
südlichen Gegend jene Wüsten befinden, von denen soeben
gesprochen wurde. Soviel zur Lage der Höllen.
Was die Vielfalt der Höllen betrifft, so ist
sie nicht geringer als die der Engelgemeinschaften in den Himmeln,
weil jeder himmlischen Gesellschaft als Gegensatz eine höllische
entspricht. Die himmlischen Gesellschaften aber sind unzählig
und unterscheiden sich voneinander nach der Art des Guten der Liebe,
der Nächstenliebe und des Glaubens. Das gleiche gilt auch für
die höllischen Gesellschaften, die sich voneinander nach dem
Bösen unterscheiden, das dem Guten entgegengesetzt ist. Ein
jedes Böse ist, ebenso wie jedes Gute, von unendlicher
Mannigfaltigkeit. Das verstehen diejenigen nicht, die eine allzu
einfache Vorstellung von den verschiedenen Arten des Bösen
haben, z.B. vom Haß, von der Verachtung, der Rachsucht, der
Hinterlist u.a.m. Sie sollten jedoch wissen, daß jede einzelne
dieser Arten wiederum so viele verschiedene Unter- und Abarten in
sich birgt, daß für die Aufzählung ein ganzes Buch
nicht ausreichen würde. Die Höllen sind den Unterschieden
eines jeden Bösen gemäß so genau unterteilt, daß
man sich nichts Genaueres vorstellen könnte. Aus allem ergibt
sich, daß sie unzählig sind, näher oder weiter
voneinander entfernt, je nach den Unterschieden des Bösen im
allgemeinen, im besonderen wie im einzelnen.
Das Gleichgewicht zwischen Himmel und Hölle
Alles muß im Gleichgewicht sein, damit es
existieren kann. Ohne Gleichgewicht gibt es keine Wirkung und
Gegenwirkung (actio et reactio), denn das Gleichgewicht vollzieht
sich zwischen zwei Kräften, von denen die eine wirkt und die
andere zurückwirkt. Die aus einer gleich starken Wirkung und
Gegenwirkung resultierende Ruhe nennt man das Gleichgewicht
(aequilibrium). Ein solches Gleichgewicht findet sich in der
natürlichen Welt in allen Dingen der drei Naturreiche –
Mineral-, Pflanzen- und Tierreich – und ihren Einzelheiten.
Denn ohne ein solches Gleichgewicht in ihnen entstünde und
bestünde nichts. Überall finden wir eine gewisse Aktion auf
der einen und eine Reaktion auf der anderen Seite. Alles, was in
Erscheinung tritt, bzw. alle Wirkung erfolgt im Gleichgewicht, und
zwar dadurch, daß die eine Kraft in Bewegung setzt und die
andere sich in Bewegung setzen läßt, bzw. daß die
eine Kraft aktiv einwirkt und die andere passiv aufnimmt und
angemessen reagiert. In der natürlichen Welt spricht man von
Kraft und Streben, in der geistigen nennt man das, was in Bewegung
setzt, Leben, und was reagiert, Willen. Das Leben ist dort die
lebendige Kraft, und der Wille das lebendige Streben, das
Gleichgewicht selbst heißt Freiheit. So entsteht und besteht
also ein geistiges Gleichgewicht. Bei den guten Menschen beruht es
auf dem Verhältnis zwischen dem wirkenden Guten und dem
reagierenden Bösen, bei den bösen Menschen auf dem
Verhältnis zwischen dem wirkenden Bösen und dem
reagierenden Guten. Der Grund für das geistige Gleichgewicht
zwischen dem Guten und Bösen liegt darin, daß sich alle
Lebensäußerungen des Menschen auf das Gute und Böse
beziehen, und dafür der Wille das Aufnahmegefäß ist.
Es besteht ebenfalls ein Gleichgewicht zwischen dem Wahren und dem
Falschen, doch hängt es vom Gleichgewicht zwischen dem Guten und
Bösen ab. Das Gleichgewicht zwischen dem Wahren und Falschen
läßt sich mit dem Verhältnis von Licht und Schatten
vergleichen, die soweit auf die Organismen des Pflanzenreichs
einwirken, wie mit Licht und Schatten Wärme und Kälte
verbunden sind. Licht und Schatten wirken nicht aus sich, vielmehr
wirkt die Wärme durch sie.
Zwischen Himmel und Hölle besteht ein
beständiges Gleichgewicht. Aus der Hölle steigt wie ein
Dunst fortwährend der Anreiz auf, Böses zu tun, dagegen
läßt der Himmel immerzu den Anreiz aushauchen und
herabsteigen, Gutes zu tun. In diesem Gleichgewicht befindet sich die
Geisterwelt, die Mitte zwischen Himmel und Hölle. Infolge des in
ihr herrschenden Gleichgewichts können dort alle auf ihre
Beschaffenheit hin untersucht werden, da sie hier der gleichen
Freiheit überlassen sind, die sie in der Welt genossen. Die
Qualität der Freiheit eines jeden wird dort von den himmlischen
Engeln aus der Mitteilung der Neigungen und der diesen entspringenden
Gedanken erkannt. Die Engel sehen dies an den Wegen, welche die
Betreffenden einschlagen. Bei den guten Geistern führen diese
Wege zum Himmel, bei den bösen zur Hölle. Solche Wege
durfte ich oft beobachten, um zu sehen, wie frei sich die Geister
darauf je nach ihren Neigungen und ihren daher rührenden
Gedanken bewegen.
Der Grund, weshalb die Hölle fortwährend
Böses ausdünstet und aufsteigen läßt, während
aus dem Himmel beständig Gutes ausgehaucht wird und herabsteigt,
beruht darauf, daß jedes Wesen von einer geistigen Sphäre
umgeben ist. Diese strömt und strahlt aus dem Leben seiner
Neigungen und der daraus resultierenden Gedanken aus. Das Gute aus
dem Himmel stammt samt und sonders vom Herrn, denn die Engel im
Himmel werden alle von ihrem Eigenen abgehalten und im Eigenen des
Herrn gehalten, der das Gute selbst ist. Die höllischen Geister
hingegen sind samt und sonders in ihrem Eigenen; jedes Eigene aber
ist nichts als Böses, folglich eine Hölle. Dies zeigt, daß
das Gleichgewicht, in dem die Engel in den Himmeln und die Geister in
den Höllen gehalten werden, von anderer Art ist als das
Gleichgewicht in der Geisterwelt. Das Gleichgewicht der Engel in den
Himmeln hängt davon ab, inwieweit sie im Guten sein wollen, bzw.
in der Welt im Guten gelebt hatten, folglich auch inwieweit sie das
Böse verabscheut hatten. Bei den Geistern in der Hölle
dagegen wird es davon bestimmt, in welchem Maße sie im Bösen
sein wollen, bzw. in der Welt im Bösen gelebt hatten, folglich
auch inwieweit sie im Herzen und im Geist dem Guten feindlich gesinnt
waren.
Würde der Herr nicht die Himmel wie die
Höllen regieren, so gäbe es keinerlei Gleichgewicht,
folglich auch keinen Himmel und keine Hölle. Ohne die Einwirkung
des Einzig Göttlichen müßten Himmel und Hölle
zugleich mit dem ganzen Menschengeschlecht zugrunde gehen. Kein Engel
und kein Geist könnte dem fortwährend aus der Hölle
heraufwehenden Bösen irgendeinen Widerstand leisten, weil es
alle aus ihrem Eigenen heraus zur Hölle zieht. Daraus geht
hervor, daß es für niemanden ein Heil gäbe, regierte
nicht der Herr allein die Himmel wie die Höllen.
Das Gleichgewicht zwischen den Himmeln und Höllen
fällt und steigt ja nach der Zahl derer, die in den Himmel und
in die Hölle kommen, und es handelt sich dabei täglich um
viele Tausende.
Aus dem, was über Himmel und Höllen
gesagt und gezeigt wurde, läßt sich bis zu einem gewissen
Grade verstehen, auf welche Weise alles in den Himmeln und Höllen
derart geordnet ist, daß deren Bewohner samt und sonders im
Gleichgewicht leben. Alle Gesellschaften des Himmels sind nämlich
aufs genaueste nach dem Guten und dessen Gattungen und Arten geordnet
und unterschieden, ebenso wie alle Gesellschaften der Höllen
nach dem Bösen und dessen Gattungen und Arten. Auch wurde mir
gezeigt, wie unterhalb einer jeden Gesellschaft des Himmels eine
entsprechende Gesellschaft der Hölle als deren Gegensatz
besteht, und daß aus dieser gegensätzlichen Entsprechung
das Gleichgewicht resultiert. Deshalb sorgt der Herr stets dafür,
daß die betreffende höllische Gesellschaft nicht das
Übergewicht bekommt. Sobald sie zu überborden beginnt, wird
sie durch verschiedene Mittel in Schranken gehalten und in das
ausgewogene Gleichgewicht zurückgeführt. Es gibt viele
solcher Mittel, von denen hier nur einige wenige angeführt
werden sollen, nämlich: eine verstärkte Gegenwart des
Herrn, eine engere Gemeinschaft und Verbindung einer oder mehrerer
Gesellschaften untereinander, die Austreibung der überzähligen
höllischen Geister von einer Hölle in eine andere, ein
Umordnen der Höllenbewohner (wozu es verschiedene Methoden
gibt), das Verschließen einiger Höllen, sowie Verdichtung
und Verstärkung ihrer Abdeckung, und ferner ein Hinablassen in
größere Tiefen – von anderen Mitteln abgesehen, von
denen einige mit Vorgängen in den darüber liegenden Himmeln
zu tun haben. Das alles wurde erwähnt, damit der Leser
einigermaßen verstehe, daß es allein der Herr ist, der
dafür sorgt, daß ein Gleichgewicht zwischen Guten und
Bösen erhalten bleibt. Denn auf diesem Gleichgewicht beruht das
Heil aller Wesen in den Himmeln wie auf Erden.
Man muß wissen, daß die Höllen
fortwährend den Himmel angreifen und danach trachten, ihn zu
zerstören. Der Herr dagegen beschützt ihn andauernd, indem
er seine Bewohner vom Bösen ihres Eigenen abhält und in dem
Guten erhält, das von Ihm ausgeht. Des öfteren wurde mir
gestattet, die den Höllen entströmende Sphäre
wahrzunehmen. Sie ist ganz und gar darauf ausgerichtet, das Göttliche
des Herrn und damit den Himmel zu zerstören. Mehrere Male
empfand ich auch das Aufwallen einiger Höllen, als sie
hervorbrechen und zerstören wollten. Umgekehrt aber richtet der
Himmel niemals einen Angriff gegen die Höllen, wohnt doch der
göttlichen Sphäre, die vom Herrn ausgeht, das unausgesetzte
Streben inne, alle zu retten. Weil aber sämtliche Bewohner der
Hölle dem Bösen verfallen und dem Göttlichen feind
sind, so kann das nicht geschehen. Darum werden die Aufstände in
den Höllen nur soweit als möglich gebändigt und die
Grausamkeiten in Schranken gehalten, damit sie nicht über das
zulässige Maß hinaus gegeneinander losschlagen. Dies wird
durch unzählige Mittel der göttlichen Macht bewirkt.
Wie am Anfang gesagt wurde, sind die Himmel in
zwei Reiche abgeteilt, das eigentlich himmlische und das geistige.
Auch die Höllen sind in zwei Reiche gegliedert, von denen das
eine dem himmlischen und das andere dem geistigen Reich
gegenübersteht.
Das Gleichgewicht zwischen Himmel und Hölle
erhält den Menschen in der Freiheit
Das Gleichgewicht zwischen Himmel und Hölle
ist, wie gezeigt wurde, ein Gleichgewicht zwischen dem Guten aus dem
Himmel und dem Bösen aus der Hölle, mithin ein geistiges
Gleichgewicht, dessen Wesen in der Freiheit besteht. Es ist aber
deshalb seinem Wesen nach Freiheit, weil es zwischen dem Guten und
Bösen, bzw. dem Wahren und Falschen, also Geistigem, besteht.
Die Freiheit, um die es sich hier handelt, ist also das Vermögen,
Gutes oder Böses zu wollen, bzw. Falsches oder Wahres zu denken
und das eine dem anderen vorzuziehen. Diese Freiheit wird jedem
Menschen vom Herrn verliehen und nie genommen. Ihrem Ursprung nach
gehört sie allerdings nicht dem Menschen, sondern dem Herrn an,
von dem sie stammt. Dennoch wird sie dem Menschen zugleich mit dem
Leben als etwas geschenkt, das ihm gehört, weil der Mensch ohne
Freiheit weder gebessert noch gerettet werden könnte. Schon
einige vernünftige Überlegungen zeigen ja, daß es in
der Freiheit des Menschen liegt, böse oder gut, aufrichtig oder
unaufrichtig, gerecht oder ungerecht zu denken, ferner daß er
gut, aufrichtig und gerecht zu reden und zu handeln vermag, aber
wegen der geistigen, sittlichen und bürgerlichen Gesetze, die
sein Äußeres hemmen, nicht böse, unaufrichtig und
ungerecht reden und handeln darf. Daraus wird deutlich, daß der
Geist des Menschen in Freiheit ist. Dasselbe gilt aber nicht für
sein Äußeres, dem Reden und Handeln entspringt, es sei
denn, es geschähe im Rahmen der oben erwähnten Gesetze.
Der Mensch kann aber deshalb ohne Freiheit nicht
gebessert werden, weil er in Böses aller Art hineingeboren wird,
das zuerst entfernt werden muß, damit er gerettet werden kann.
Das ist wiederum nur möglich, wenn er es in sich sieht, es
anerkennt, schließlich nicht mehr will und zuletzt sogar
verabscheut. Erst dann wird es wirklich entfernt. Darum muß
also der Mensch sowohl im Guten wie im Bösen sein, denn nur vom
Guten her kann er das Böse erkennen, nicht aber umgekehrt aus
dem Bösen das Gute. Das geistige Gute, das er denken kann, lernt
der Mensch von Kindesbeinen an durch das Wort und die Predigt aus dem
Wort. Das sittliche und bürgerliche Gute aber erlernt er durch
sein Leben in der Welt. Das ist der erste Grund für die
Notwendigkeit der Freiheit. Der zweite Grund beruht darauf, daß
dem Menschen nur angeeignet wird, was er aus einer Neigung seiner
Liebe heraus tut. Er vermag sich zwar auch anderes anzueignen, doch
nur seinem Denkvermögen, nicht seinem Willen. Aber was bei ihm
nicht in den Willen eindringt, wird nicht sein Eigentum. Denn das
Denken nährt sich nur aus dem Gedächtnis, der Wille jedoch
aus dem Leben selbst. Nichts ist wirklich frei, was nicht aus dem
Willen oder – was aufs selbe hinausläuft – aus einer
der Liebe angehörenden Neigung stammt. Alles nämlich, was
der Mensch will oder liebt, tut er freiwillig, darum ist die Freiheit
des Menschen und die Neigung seiner Liebe oder seines Willens ein und
dasselbe. Der Mensch hat also Freiheit, damit er vom Wahren und Guten
erfüllt werden, es lieben und folglich als Eigentum erwerben
kann. Mit einem Wort, was der Mensch nicht in Freiheit aufnimmt,
bleibt ihm nicht, weil es nicht Angelegenheit seiner Liebe oder
seines Willens wird, mithin seinem Geist nicht angehört.
Tatsächlich besteht das Sein des menschlichen Geistes im Lieben
oder Wollen.
Der Geist des Menschen wird, um in der Freiheit zu
sein, in der er gebessert werden kann, mit Himmel und Hölle
verbunden. Durch höllische Geister wird er in seinem Bösen,
durch himmlische Engel in dem Guten vom Herrn, folglich in geistigem
Gleichgewicht, also in Freiheit gehalten.
Man muß jedoch wissen, daß die
Verbindung des Menschen mit Himmel und Hölle durch Geister
vermittelt wird, die sich in der Geisterwelt aufhalten. Böse
Geister verbinden ihn mit der Hölle, gute mit dem Himmel. Weil
sich die Sache so verhält, nimmt die Geisterwelt, in der das
eigentliche Gleichgewicht besteht, die Mitte ein zwischen Himmel und
Hölle. Damit ist nun klar, woher dem Menschen die Freiheit
kommt.
Zum Schluß sei noch erwähnt, daß
dem Menschen auch eine Ahnung von einem Leben nach dem Tode
eingepflanzt ist. Diese aber beruht auf einem Einfluß aus dem
Himmel. So traf ich einst Geister aus dem einfachen Volk, die in der
Welt im Guten des Glaubens gelebt hatten. Sie wurden in den gleichen
Zustand versetzt, in dem sie in der Welt gewesen waren (dies kann mit
jedem geschehen, wenn es der Herr gestattet). Dabei zeigte sich,
welche Vorstellung vom Zustand nach dem Tode sie sich gemacht hatten.
Sie erklärten, in der Welt seien sie einmal von gebildeten
Leuten gefragt worden, wie sie sich ihren Zustand nach dem Tode
dächten, und sie hätten erwidert, sie glaubten, sie würden
als Geister weiterleben. Auf die weitere Frage, was ihrer Meinung
nach ein Geist sei, hätten sie geantwortet, er sei ein Mensch.
Als man sie fragte, woher ihr Wissen stamme, hätten sie
erwidert, sie wüßten es einfach, weil dem so sei. Jene
Gebildeten wären verwundert gewesen, daß einfache Menschen
einen solchen Glauben besaßen, sie selbst aber nicht. Daraus
wurde klar, daß jeder Mensch, der mit dem Himmel in Verbindung
steht, etwas wie eine angeborene Vorstellung von seinem Leben nach
dem Tode hat. Diese hat aber ihren Ursprung allein im Einfluß
vom Herrn durch den Himmel, der dem Menschen durch die ihm
beigesellten Geister aus der Geisterwelt vermittelt wird. Merkwürdig
ist auch, daß nur Menschen diese eingepflanzte Vorstellung
hegen, die die Freiheit ihres Denkens nicht durch irgendwelche
Lehrsätze über die menschliche Seele ausgelöscht
haben, die oft auf verschiedene Weise begründet werden. Denn
entweder laufen diese darauf hinaus, daß die Seele nur eine
Idee oder daß sie ein beseeltes Prinzip sei, das man im Körper
zu suchen habe. Dabei ist sie in Wirklichkeit nichts anderes, als das
Leben des Menschen, während der Geist der Mensch selbst ist. Der
irdische Körper, den er in der Welt mit sich herumträgt,
stellt bloß ein Werkzeug dar, durch das der Geist, also der
Mensch selbst, in einer ihm angemessenen Weise in der natürlichen
Welt wirken kann.
Was in diesem Werk über Himmel, Geisterwelt
und Hölle dargelegt wurde, wird für Leser dunkel bleiben,
die keine Freude an geistigen Wahrheiten haben, für alle aber,
die diese Freude kennen, wird es klar sein. Das gilt besonders für
Menschen, die eine Neigung zum Wahren um des Wahren willen hegen,
d.h. die das Wahre einfach darum lieben, weil es wahr ist. Denn was
man liebt, dringt mit Licht in die Vorstellung des Gemüts ein,
besonders das Wahre, weil alles Wahre Licht ist.
* * *
Ewige Verdammnis?
Ein Nachwort des Herausgebers
Der Gedanke, wer einmal in der Hölle sei,
komme nie wieder heraus, ist dem modernen Menschen beinahe
unerträglich. Ein Gott, der zeitliche Vergehen mit ewiger
Verdammnis bestraft, ist in seinen Augen eher ein Gott der Rache als
der Liebe. Da dies allgemein als christliche Lehre gilt, sucht er
sein Heil zunehmend bei Religionen, die ihm – wenn auch nur
nach wiederholten Erdenleben – die Läuterung selbst von
größter Schuld und schließlich die Vereinigung mit
Gott verheißen. Swedenborg scheint auf den ersten Blick die
Endgültigkeit der Verdammnis zu bestätigen. Selbst wenn er
sagt, Gott werfe niemand in die Hölle, sondern der böse
Mensch wähle aus freien Stücken dieses Geschick, so ist das
nicht unbedingt eine befriedigende Antwort. Dasselbe gilt von seiner
Behauptung, niemand erdulde im anderen Leben eine Strafe oder Qual
wegen des Bösen, das er ererbt oder das er auf Erden getan hat,
sondern nur wegen des Bösen, das er aufgrund seiner herrschenden
Liebe auch weiterhin tut.
Es bleibt die Tatsache der von Swedenborg recht
drastisch geschilderten Qualen, die sich die Höllenbewohner
gegenseitig zufügen und die so wenig in das Bild von einem
gütigen Gott zu passen scheinen. Wie kann der Gott der Liebe so
etwas zulassen? fragt man. Anderseits wüßte aber kein noch
so tiefer Denker zu sagen, wie denn eine Freiheit beschaffen sein
müßte, die sich nur zum Guten gebrauchen ließe, und
wie denn jemand, der sich grundsätzlich für das Böse
entschieden hat, im Himmel überhaupt leben könnte, ohne
sich ständig seiner Freiheit, auch ein entsprechendes Leben zu
führen, beraubt zu sehen.
Das eigentliche Problem ergibt sich aus
Swedenborgs Behauptung, im Laufe des irdischen Lebens kristallisiere
sich in jedem Menschen, sofern er nicht schon als Kind stirbt, eine
"herrschende Liebe" heraus, die sich unter den jenseitigen
Verhältnissen nicht mehr grundlegend verändern läßt.
(Über die Gründe hat sich Swedenborg oben geäußert,
sodaß wir sie nicht zu wiederholen brauchen.) Diese Liebe ist
das Lebenszentrum des Menschen, der Bereich, in dem er sich frei
fühlt; sie ihm zu nehmen und durch eine andere Liebe zu
ersetzen, hieße, ihn seines Lebens oder Persönlichkeitskerns
zu berauben und einen ganz anderen Menschen an seiner Statt zu
erschaffen. Ist diese herrschende Liebe böse, d.h. reine Eigen-
und Weltliebe, ohne einen Schatten von Gottes- und Nächstenliebe,
so führt sie den Betreffenden im Jenseits unausweichlich mit den
ihm Ähnlichen zusammen. Die Folge ist, daß das Böse,
das zu tun die Freude seines Lebens ist, in grauenerregender Weise
auf ihn zurückfällt. Nach und nach bringt ihn das
schließlich dazu, vor seinen eigenen Lüsten
zurückzuschrecken und auf ihre Verwirklichung zu verzichten.
Swedenborg nennt das die "Abödung" (vastatio) des
Bösen. Dieser Verzicht bedeutet freilich nicht, daß nun
seine in der Welt erworbene Liebe zum Bösen in die Liebe zum
Guten verwandelt worden wäre, sondern nur, daß er es
endlich gelernt hat, nach dem Prinzip zu leben: "Was du nicht
willst, das man dir tu, das füg auch keinem anderen zu."
Ein Leben, das darauf aufbaut, ist zwar sicher noch nicht himmlisch,
aber auch nicht mehr im eigentlichen Sinne höllisch.
Die Antwort der Reinkarnationslehre läuft im
Grunde darauf hinaus, daß die höllische Abödung aus
dem Jenseits ins Diesseits verlegt wird – mit all den neuen,
unbeantwortbaren Fragen, die sich daraus ergeben. So oder so: Hier
sind letzte Fragen berührt, die unseren menschlichen Horizont
überschreiten. Sicher ist nur: Wer sich nicht auf Erden den
Geist der versöhnlichen Liebe aneignet, der wird nicht aus dem
selbstbereiteten Gefängnis der höllischen Süchte
herauskommen, "ehe er nicht den letzten Heller bezahlt hat"
(Mat 5,26).
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[VH-LIF / 2009]