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Denkwürdigkeiten
Emanuel Swedenborg
Denkwürdigkeiten
Gehörtes und Gesehenes
*
Einleitung
Die
himmlischen Geheimnisse, die in der Heiligen Schrift oder im Wort des
Herrn aufgedeckt wurden, sind enthalten in der Auslegung, die der
innere Sinn des Wortes ist. Über die Beschaffenheit dieses
Sinnes lese man nach, was von ihm aus der Erfahrung gezeigt worden
ist: Nr. 1767-1777, 1869-1879; und überdies im Zusammenhang Nr.
1-5, 64, 65, 66, 167, 605, 920, 937, 1143, 1224, 1404, 1405, 1408,
1409, 1502, 1540, 1659, 1756, 1783, 1807.
Die
wunderbaren Dinge, die gesehen wurden in der Geisterwelt und im
Himmel der Engel, sind jedem Kapitel vorausgeschickt und angehängt
worden; in diesem ersten Teile:
*1. Von der
Auferweckung des Menschen von den Toten und seinem Eingang in das
ewige Leben: Nr. 168-181.
*2. Von des
Auferweckten Eingang in das ewige Leben: Nr. 182-189.
*3. Fortsetzung
vom Eingang des Menschen ins ewige Leben: Nr. 314-319.
*4. Wie die
Seele des Menschen oder sein Geist dann beschaffen ist: Nr. 320-323.
*5. Einige
Beispiele von Geistern, wie sie bei Leibesleben über die Seele
oder den Geist gedacht haben: Nr. 443-448.
*6. Vom Himmel
und der himmlischen Freude: Nr. 449-459.
*7. Fortsetzung
von dem Himmel und der himmlischen Freude: Nr. 531-546.
*8. Fortsetzung
von dem Himmel und der himmlischen Freude: Nr. 547-553.
*9. Von den
Gesellschaften, die den Himmel bilden: Nr. 684-691.
*10. Von der
Hölle: Nr. 692-700.
*11. Von den
Höllen derer, die in Haß, Rache und Grausamkeit ihr Leben
zugebracht haben: Nr. 814-823.
*12. Von den
Höllen derer, die in Ehebruch und Geilheit ihr Leben zugebracht
haben; dann von den Höllen der Ränkevollen und der
Zauberinnen (Praestigiatricum): Nr. 824-831.
*13. Von den
Höllen der Geizigen, und von dem unsauberen Jerusalem und den
Räubern in der Wüste; dann von den unflätigen Höllen
derer, die in lauter Wollüsten gelebt haben: Nr. 938-946.
*14. Von anderen
Höllen, die von den früheren verschieden sind: Nr. 947-970.
*15. Von den
Abödungen: Nr. 1106-1113.
*16. Von der
Ältesten Kirche.
*17. Von den
Vorsündflutlichen, die untergingen: Nr. 1265-1272.
*18. Von der
Lage des Größten Menschen, dann von dem Ort und der
Entfernung im anderen Leben: Nr. 1273-1278.
*19. Fortsetzung
von der Lage und dem Ort, sowie auch von der Entfernung und Zeit im
anderen Leben: Nr. 1376-1382.
*20. Von der
Wahrnehmung der Geister und Engel und von den Sphären im anderen
Leben: Nr. 1383-1400.
*21. Fortsetzung
von den Wahrnehmungen und von den Sphären im anderen Leben: Nr.
1504-1520.
*22. Vom Lichte,
in dem die Engel leben: Nr. 1521-1534.
*23. Fortsetzung
von dem Licht, in dem die Engel leben; und von ihren Paradiesen und
Wohnungen: Nr. 1619-1633.
*24. Von der
Sprache der Geister und Engel: Nr. 1634- 1650.
*25. Fortsetzung
von der Sprache der Geister und deren Verschiedenheiten: Nr.
1757-1764.
*26. Von der
Heiligen Schrift oder dem Worte, daß es Göttliches in sich
schließe, das den guten Geistern und den Engeln offen zutage
liegt: Nr. 1767-1777.
*27. Fortsetzung
von der Heiligen Schrift oder dem Worte: Nr. 1869-1879.
*28. Einiges von
den Geistern und Engeln im allgemeinen: Nr. 1880-1885.
*168. Von der Auferstehung des Menschen von den
Toten und seinem Eintritt ins ewige Leben.
Da
ich, wie schon bemerkt worden, der Reihe nach angeben darf, wie der
Mensch vom Leben des Leibes eingeht in das Leben der Ewigkeit, so ist
mir, damit man es wisse wie der Mensch auferweckt wird, nicht durch
das Gehör mitgeteilt, sondern durch lebendige Erfahrung gezeigt
worden.
*169. Ich
wurde in einen Zustand der Empfindungslosigkeit in Rücksicht der
leiblichen Sinne, somit beinahe in den Zustand der sterbenden
versetzt, während jedoch das innere Leben samt dem Denken
unversehrt blieb, damit ich das, was mit denen, die gestorben sind
und auferweckt werden, vorgeht, wahrnähme und im Gedächtnis
behielte, mit einem dem Leben angemessenen Atmen, später mit
stillem Atmen.
*170. Es
waren himmlische Engel zugegen, welche die Gegend des Herzen besetzt
hatten, so das ich dem Herzen nach mit ihnen vereinigt zu sein
schien, zuletzt insoweit, daß kaum noch etwas von dem meinigen
mir übriggelassen war, außer dem Denken und dem Wahrnehmen
aus diesem (perceptio inde); und dies etliche Stunden lang.
*171. Ich
wurde so dem Verkehr mit den Geistern in der Geisterwelt entrückt,
welche meinen, ich sei aus dem Leben des Leibes abgeschieden.
*172. Außer
den himmlischen Engeln, welche die Gegend des Herzens besetzt
hielten, saßen auch zwei Engel bei dem Haupte; und ich erfuhr,
daß es einem jeden so geschehe.
*173. Die
Engel, die bei dem Haupte saßen, waren die stillsten, indem sie
ihre Gedanken nur mit dem Angesichte mitteilten, so daß ich
wahrnahm, daß mir gleichsam ein anderes Angesicht beigebracht
wurde, und zwar ein zweifaches, weil es ihrer zwei waren. Wenn die
Engel wahrnehmen, daß ihre Angesichter angenommen werden, so
wissen sie, daß der Mensch gestorben ist.
*174.
Nachdem sie ihre Angesichter erkannt hatten, brachten sie einige
Veränderungen um die Gegend des Mundes bei und teilten so ihre
Gedanken mit; denn durch die Gegend des Mundes zu sprechen ist den
Himmlischen gemein; es wurde mir gegeben, ihre Gedankensprache zu
verstehen.
*175. Ich
empfand einen aromatischen Geruch, wie von einem einbalsamierten
Leichnam; denn wenn himmlische Engel zugegen sind, so wird der
Leichengeruch als ein aromatischer empfunden, und wenn diesen die
bösen Geister empfinden, so können sie sich nicht nahen.
*176.
Inzwischen wurde ich in betreff der Gegend des Herzens ziemlich enge
mit dem Himmlischen vereinigt gehalten, was ich fühlte und auch
durch das Pulsieren empfand.
*177.
Es wurde mir kund gegeben, daß die Gedanken, die der Mensch
im Augenblick des Todes hat, wenn sie fromm und heilig sind, von den
Engeln festgehalten werden. Auch wurde mir kund gegeben, daß
die, welche sterben, meistens ans ewige Leben denken, selten an ihr
Wohlsein und Glück, daher die Engel sie im Gedanken an das ewige
Leben erhalten.
*178.
In diesen Gedanken werden sie ziemlich lange von den himmlischen
Engeln erhalten, ehe sie zurücktreten und den geistigen Engeln
überlassen werden, denen sie sodann zugesellt werden. Inzwischen
wissen sie nichts anderes, als daß sie noch im Leibe leben,
wiewohl nur dunkel.
*179.
Die Lebenssubstanzen werden, sobald die inneren Teile des Körpers
erkalten, vom Menschen ausgeschieden, mögen sie sein wo sie
wollen, selbst wenn sie in tausend labyrinthartigen Windungen
eingeschlossen waren; denn die Wirksamkeit der Barmherzigkeit des
Herrn, die ich früher als eine lebendige und kräftige
Anziehung empfand, ist so stark, daß nichts zum Leben Gehöriges
zurückbleiben kann.
*180.
Die himmlischen Engel, die bei dem Haupte saßen, waren, nachdem
ich gleichsam auferweckt war, noch einige Zeit bei mir und sprachen
nur stille. Ich entnahm aus ihrer Gedankensprache, daß sie alle
Tauschungen und Falschheiten zunichte machten, indem sie dieselben
zwar nicht als Spielereien verlachten, sich aber nichts darum
bekümmerten. Ihre Sprache ist eine Gedankensprache ohne etwas
Tonendes, und in ihr fangen sie auch an, mit den Seelen zu sprechen,
bei denen sie zuerst sind.
*181.
Noch ist der Mensch, der so von den Himmlischen auferweckt ist, in
einem dunklen Leben; wenn die Zeit da ist, daß er den geistigen
Engeln übergeben werden soll, so treten nach einigem Zögern
die himmlischen ab, sobald die geistigen herzugetreten sind; und es
wurde gezeigt, wie diese dahin wirken, daß er in den Genuß
des Lichtes komme.
*182.
Wenn die himmlischen Engel bei dem Auferweckten sind, so verlassen
sie ihn nicht, denn sie lieben einen jeden; ist aber eine Seele von
der Art, daß sie nicht mehr in der Gemeinschaft der Himmlischen
sein kann, so sehnt sie sich von ihnen weg, und wenn dies geschieht,
so kommen geistige Engel, die ihr den Genuß des Lichtes
verschaffen, denn vorher hat sie nichts gesehen, sondern bloß
gedacht.
*183.
Es wurde mir gezeigt, wie diese Engel ans Werk gehen; sie scheinen
gleichsam die Haut des linken Auges gegen die Nasenwand hin
aufzuwickeln, damit das Auge geöffnet und der Genuß des
Lichtes verliehen würde. Der Mensch fühlt nicht anders, als
daß es so geschehe, es ist aber Schein.
*184.
Wenn sie das Häutchen scheinbar aufgewickelt haben, so
erscheint einiges Licht, aber noch dunkel, wie wenn der Mensch beim
ersten Erwachen durch die Augenlider blickt; und er ist in einem
ruhigen Zustand, noch bewacht von den Himmlischen. Alsdann erscheint
etwas Schattiges von einer himmlischen Farbe mit einem Sternchen;
jedoch wurde vernommen, daß dies mit Mannigfaltigkeit geschehe.
*185.
Nachher scheint etwas sanft vom Angesicht ausgewickelt zu werden, und
es wird ihm Bewußtsein (perceptio) beigebracht. Die Engel
sorgen alsdann so sehr als möglich dafür, daß keine
andere Vorstellung von ihm komme, als eine sanftere oder liebevolle,
und es wird ihm zu erkennen gegeben, daß er ein Geist ist.
*186.
Jetzt fängt er sein Leben an; dieses ist zuerst glücklich
und fröhlich, denn es ist ihm, als ob er ins ewige Leben
gekommen sei. Dies wird vorgebildet durch ein weißglänzendes,
schön ins Gelbe spielendes Licht, durch das sein erstes Leben
bezeichnet wird, daß es nämlich ein himmlisches nebst
einem geistigen sei.
*187.
Daß er hernach in die Gesellschaft guter Geister aufgenommen
wurde, ist vorgebildet worden durch einen Jüngling, der auf
einem Pferd sitzt und dieses der Hölle zulenkt, aber das Pferd
kann sich keinen Schritt vorwärts bewegen. Er wird als ein
Jüngling vorgestellt, weil er, sobald er ins ewige Leben kommt,
unter Engeln ist, und es ihm so vorkommt, als ob er in der Blüte
der Jugend wäre.
*188.
Das folgende Leben wurde dadurch vorgestellt, daß er vom Pferde
stieg und zu Fuß ging, weil er das Pferd nicht von der Stelle
bringen kann, und es wird ihm kundgegeben, daß er mit
Kenntnissen des Wahren und Guten ausgerüstet werden soll.
*189.
Nachher erschienen schiefe, allmählich aufwärts führende
Pfade, die bedeuten, daß er durch Kenntnisse des Wahren und
Guten und durch Erkenntnisse seiner selbst nach und nach zum Himmel
geführt werden solle, denn ohne Selbsterkenntnis und Kenntnisse
des Wahren und Guten kann niemand dorthin geführt werden.
*
*314.
Wenn dem Auferweckten oder der Seele der Genuß des Lichtes
verliehen worden ist, so daß er sich umsehen kann, so leisten
ihm die geistigen Engel, von denen früher die Rede war, alle
Dienste, die er in diesem Zustand irgend wünschen mag und
belehren ihn über die Dinge die im anderen Leben sind, doch nur
soweit er sie fassen kann. Wenn er im Glauben war und es wünscht,
zeigen sie ihm auch die Wunder und Herrlichkeiten des Himmels.
*315.
Wenn er dagegen nicht von der Art ist, daß er belehrt werden
will, dann verlangt der Auferweckte oder die Seele aus der
Gesellschaft der Engel weg, was die Engel genau inne werden, denn im
anderen Leben findet eine Mitteilung aller Denkvorstellungen statt,
und wenn er von ihnen weg verlangt, dann verlassen nicht sie ihn,
sondern er trennt sich von ihnen. Die Engel lieben einen jeden, und
sehnen sich nach nichts so sehr wie danach, Dienste zu leisten, zu
unterrichten und in den Himmel mitzunehmen, darin besteht ihr größtes
Vergnügen.
*316.
Wenn die Seele sich also trennt, wird sie von guten Geistern
aufgenommen, und ist sie in deren Gesellschaft, so werden ihr
ebenfalls alle Dienste erwiesen. Wenn aber ihr Leben in der Welt von
der Art war, daß sie nicht in der Gesellschaft der Guten hat
sein können, so verlangt sie auch von ihnen weg, und dies so
lange und so oft, bis sie sich zu solchen gesellt, die mit ihrem
Leben in der Welt ganz Übereinstimmen, bei denen sie gleichsam
ihr Leben findet; und dann führen sie, was zu verwundern ist,
mit ihnen ein ähnliches Leben wie im Leibe.
Wenn
sie aber in dieses Leben zurückgesunken sind, dann entsteht von
da an ein neuer Lebensanfang. Einige werden nach einem größeren,
andere nach einem kleineren Zeitraum von da gegen die Hölle hin
gebracht; die aber, die im Glauben an den Herrn waren, werden von
jenem neuen Lebensanfang an stufenweise zum Himmel geführt.
*317.
Aber einige kommen langsamer, andere schneller zum Himmel, ja ich sah
sogar, daß einige unmittelbar nach dem Tode in den Himmel
erhoben wurden. Bloß zwei Beispiele mögen erwähnt
werden:
*318.
Es kam einer zu mir und sprach mit mir. Aus gewissen Zeichen konnte
man schließen, daß er kürzlich erst aus dem Leben
abgeschieden sei. Zuerst wußte er nicht, wo er war und meinte,
er sei in der Welt, und als ihm zu wissen gegeben wurde, daß er
im anderen Leben sei und nun nichts habe, wie Haus, Güter und
dergleichen, sondern sich in einem anderen Reich befinde, in dem er
alles dessen beraubt sei, was er in der Welt gehabt, geriet er in
Angst und wußte nicht, wohin er sich wenden und wo er wohnen
sollte. Es wurde ihm aber gesagt, der Herr allein sorge für ihn
und für alle. Dann wurde er sich selbst überlassen, damit
er denken möchte wie in der Welt, und er dachte nach (denn die
Gedanken aller können im anderen Leben deutlich wahrgenommen
werden), was er jetzt wohl tun wolle, weil er ohne alles das sei,
wovon er hatte leben können. Als er aber in dieser Angst war,
wurde er unter himmlische Geister versetzt, die aus dem Gebiet des
Herzens waren, diese erwiesen ihm alle Dienste, die er nur irgend
wünschte. Darauf wieder sich selbst überlassen, fing er an
nach der Liebe zu denken, wie er eine so große Huld wieder
vergelten könnte, woraus hervorging, daß er bei
Leibesleben in der tätigen Liebe des Glaubens gestanden hatte
daher er sogleich in den Himmel erhoben wurde.
*319.
Auch einen anderen sah ich von den Engeln unmittelbar in den Himmel
erhoben werden, und daß er vom Herrn angenommen und ihm die
Herrlichkeit des Himmels gezeigt wurde. Außer vielen anderen
Erfahrungen, daß dies mit einigen nach einiger Zeit geschah.
*320. Wie das Leben einer Seele oder eines
Geistes beschaffen ist.
Was
im allgemeinen das Leben der Seelen oder der neuangekommenen Geister
nach dem Tode betrifft, so hat sich durch viele Erfahrungen
herausgestellt, das der Mensch, wenn er ins andere Leben kommt, nicht
weiß, daß er im anderen Leben ist, sondern meint, er sei
noch in der Welt, ja in seinem Leibe; so sehr daß, wenn man ihm
sagt er sei ein Geist, er sich verwundert und staunt. Und dies sowohl
aus dem Grund, weil er ganz ist wie ein Mensch, nach den Sinnen,
Begehrungen und Gedanken, als auch darum, weil er während seines
Lebens in der Welt nicht geglaubt hat, daß es einen Geist gebe,
und einige, daß ein Geist nicht so beschaffen sein könne.
*321.
Das andere ist, daß ein Geist viel schärfere
Sinnesvermögen und viel vorzüglichere Denk- und Redegaben
hat als während er im Leibe lebte, so sehr, daß sie kaum
verglichen werden können; wiewohl dies die Geister nicht wissen,
bevor ihnen vom Herrn eine Reflexion darüber gegeben wird.
*322.
Man hüte sich vor der falschen Meinung, als ob die Geister keine
Sinne (sensitivum) hätten, noch viel schärfer als im Leben
des Leibes, das Gegenteil weiß ich von tausend und tausend
Erfahrungen; und wenn man es infolge der Vorurteile nicht glauben
will, die man von einem Geist hat, so möge man es behalten, wenn
man ins andere Leben kommt, wo die eigene Erfahrung es glaublich
machen wird.
Sie
haben nicht nur den Gesichtssinn, denn sie leben im Licht, und die
Guten und die Engelgeister und Engel in einem so starken Licht, daß
das Mittagslicht in der Welt kaum damit verglichen werden kann. über
das Licht, in dem sie leben und sehen, vermöge der göttlichen
Barmherzigkeit des Herrn, im Folgenden. Sie haben den Gehörsinn,
einen so feinen, daß ihr Gehör im Leibe demselben nicht
gleichgesetzt werden kann. Sie redeten mit mir nun etliche Jahre lang
beinahe unausgesetzt, doch von ihrer Rede ebenfalls, vermöge der
göttlichen Barmherzigkeit des Herrn erst im Folgenden. Sie haben
den Geruchssinn, von dem, vermöge der göttlichen
Barmherzigkeit des Herrn, ebenfalls im Folgenden. Sie haben einen
äußerst feinen Tastsinn, daher die Schmerzen und Qualen in
der Hölle; denn auf den Tastsinn beziehen sich alle
Sinnestätigkeiten (sensationes) zurück, die nur ein
Verschiedenartiges und Mannigfaltiges des Tastsinnes sind. Sie haben
Begierden und Erregungen (affetiones), mit denen diejenigen auch
nicht verglichen werden können, die sie bei Leibesleben hatten,
wovon mehreres, vermöge der göttlichen Barmherzigkeit des
Herrn, im Folgenden. Sie denken viel scharfsinniger und klarer, als
sie bei Leibesleben dachten. In einer einzigen Denkvorstellung
erfassen sie mehr als in tausenden, wenn sie im Leben des Leibes
dachten. Sie redeten unter sich so scharfsinnig, gründlich,
gewandt und klar, daß der Mensch staunen würde, wenn er
nur etwas davon vernähme. Kurz, sie haben gar nichts verloren,
daß sie nicht wären wie Menschen, aber vollkommenere, ohne
Knochen und Fleisch und den Unvollkommenheiten daher.
Sie
erkennen an und werden inne, daß während sie im Leibe
lebten, der Geist es war, der empfand, daß dieser, obwohl er im
Leibe erschien, doch nicht dem Leibe angehörte, daher nach
Ablegung des Leibes viel feinere und vollkommenere Empfindungen
(sensationes) leben. Das Leben besteht in der Empfindung (in sensu),
denn ohne Empfindung gibt es kein Leben, und wie die Empfindung, so
ist da Leben, was einem jeden bekannt sein kann.
*323.
Es folgen am Ende des Kapitels einige Beispiele von denen, die im
Leben des Leibes anders dachten.
*443. Einige Beispiele von Geistern, was sie bei
Leibesleben von dem Geist oder der Seele gedacht haben.
Im
anderen Leben stellt sich deutlich heraus, welche Meinungen man bei
Leibesleben hatte von der Seele, vom Geist und vom Leben nach dem
Tode; denn wenn man in einem Zustand gehalten wird, wie wenn man noch
im Leibe wäre, dann denkt man ebenso, und das Denken teilt sich
so deutlich mit, als wenn man sich offen ausspräche. So wurde
ich an einem, der kurz zuvor verschieden war, gewahr, was er auch
gestand, daß er zwar einen Geist geglaubt hatte, jedoch einen
solchen, der ein dunkles Leben führen werde, und dies aus dem
Grunde, weil, wenn das Leben des Körpers entzogen werde, nur
etwas Dunkles zurückbleibe; denn er setzte das Leben in den
Körper; daher er sich den Geist nur wie ein Gespenst vorstellte
und sich hierin dadurch bestärkte, daß, wie er sah, auch
die Tiere ein Leben haben, beinahe wie die Menschen. Er wunderte sich
nun, daß die Geister und Engel im höchsten Lichte leben,
in höchster Einsicht, Weisheit und Seligkeil, mit einer solchen
Wahrnehmungsfähigkeit, daß es kaum beschrieben werden
kann; also durchaus nicht in einem dunklen, sondern in einem klaren
und höchst bewußten (distinctissima) Leben.
*444.
Ich sprach mit einem, der, solange er in der Welt lebte, glaubte, der
Geist sei nicht ausgedehnt; infolge welchen Prinzips er auch kein
Wort zulassen wollte, das eine Ausdehnung in sich schlösse.
Ich
fragte, was er nun von sich denke, da er eine Seele oder ein Geist
sei und doch Gesicht, Gehör, Geruch, einen feinen Tastsinn,
ferner Begierden und ein Denken habe, und alles dies so, daß er
sich ganz wie im Körper lebend vorkomme. Er wurde nun in der
Vorstellung festgehalten, in der er war, als er so dachte in der
Welt; da sagte er denn, daß der Geist ein Denken sei. Aber es
wurde mir verliehen zu antworten, wie wenn er in der Welt gelebt
hatte, ob er nicht wisse, daß das körperliche Sehen nicht
existieren kann ohne ein Gesichtsorgan oder Auge, wie denn nun das
innere Sehen oder das Denken? Ob nicht auch ihm eine organische
Substanz zukommen müsse, von der es ausgehe? Dann erkannte er
an, daß er im Lehen des Leibes an jener Einbildung gelitten
habe, daß er meinte, der Geist sei bloß ein Denken ohne
alles Organische oder Ausgedehnte.
Es
wurde weiter bemerkt, wenn die Seele oder der Geist nur ein Denken
wäre, so hätte der Mensch nicht eines so großen
Gehirns bedurft, während doch das ganze Gehirn ein Organ innerer
Sinne sei. Wenn es dies nicht wäre, so könnte die
Hirnschale hohl sein und das Denken immer noch in derselben den Geist
treiben (spiritum agere). Aus diesem allein, und dann auch aus dem
Wirken der Seele auf die Muskeln bis dahin, daß so große
Bewegungen entstehen, hätte er abnehmen können, daß
der Geist organisch oder eine organische Substanz ist. Infolgedessen
gestand er seinen Irrtum ein, und wunderte sich, daß er so
albern habe sein können.
*445.
Ferner wurde gesagt, daß die Gelehrten nichts anderes glauben,
als daß die Seele, die nach dem Tode leben soll, oder der
Geist, ein abstraktes Denken sei. Das geht deutlich daraus hervor,
daß sie das Wort Ausdehnung und Worte, die sich auf
Ausgedehntes beziehen, darum nicht zulassen wollen, weil das Denken,
abgesehen von einem Subjekt, nicht ausgedehnt ist, sondern das
Subjekt des Denkens und die Objekte des Denkens ausgedehnt sind und
die Menschen die Objekte, die nicht ausgedehnt sind, verendlichen und
sie zu Ausgedehntem machen, damit sie dieselben fassen, woraus
deutlich erhellt, daß die Gelehrten unter der Seele oder dem
Geist nichts anderes begreifen als ein bloßes Denken, und
somit, daß sie gar nicht anders glauben können, als daß
sie verschwinden werden, wenn sie sterben.
*446.
Ich sprach mit Geistern über die Meinung der Menschen, die
heutzutage leben, daß sie an keinen Geist glauben, weil sie ihn
nicht mit Augen sehen und nicht durch die Wissenschaften begreifen,
und daß sie somit nicht bloß leugnen, daß der Geist
ausgedehnt, sondern auch, daß er eine Substanz sei, weil sie
darüber streiten, was Substanz ist. Und weil sie leugnen, daß
er ausgedehnt ist, und über die Substanz streiten so leugnen sie
auch, daß der Geist an einem Ort ist und folglich auch, daß
er im menschlichen Leib ist; da doch der Einfältigste wissen
kann, daß seine Seele oder sein Geist in seinem Leib ist. Als
ich dies sagte, wunderten sich die Geister, die zu den Einfältigeren
gehörten, daß die Menschen heutzutage so töricht
sind; und als sie die Worte hörten, über die Streit ist,
z.B. Teile außerhalb der Teile und dergleichen, so nannten sie
solches Ungereimtheiten, Spielereien und Possen, mit denen die
Gemüter sich nicht befassen sollten, weil sie den Weg zur
Einsicht verschlössen.
*447.
Ein erst kürzlich ins andere Leben eingetretener Geist, der mit
mir redete, fragte, als er hörte, daß ich vom Geiste
sprach: Was ist ein Geist? Er meinte nämlich, er sei noch ein
Mensch. Ich sagte ihm, ein Geist sei in jedem Menschen, und der
Mensch sei in Ansehung seines Lebens ein Geist, und der Körper
diene ihm nur zum Leben auf der Erde, und Bein und Fleisch oder der
Körper sei gar nicht das, was gelebt und gedacht habe. Als er
noch Anstand nahm, fragte ich, ob er irgendeinmal von der Seele etwas
gehört habe, er sagte: Was ist die Seele? Ich weiß nicht,
was die Seele ist. Dann wurde mir gegeben, ihm zu sagen, daß er
nun eine Seele oder ein Geist sei, was er daraus wissen könne,
daß er über meinem Haupte sei und nicht auf der Erde
stehe, ob er denn dies nicht wahrnehmen könne. Da floh er
erschrocken weg und schrie: Ich bin ein Geist, ich bin ein Geist.
Ein
gewisser Jude meinte, er lebe noch ganz im Leibe, insoweit, daß
er kaum eines anderen belehrt werden konnte, und als ihm gezeigt
worden war, daß er ein Geist sei, so fuhr er doch immer fort zu
sagen, er sei ein Mensch, weil er sehe und höre. Von der Art
sind die, welche in der Welt fleischlich waren.
Es
hatte noch sehr vieles angeführt werden können, es ist
jedoch bloß dies beigebracht worden zur Bestätigung, daß
es der Geist im Menschen ist, der empfindet, nicht der Körper.
*448.
Ich habe mit vielen, die während ihres Leibeslebens mir bekannt
waren, geredet, und zwar lange, Monate und Jahre hindurch, mit so
deutlicher (jedoch innerer) Stimme, wie mit Freunden in der Welt.
Zwischen hinein kamen auch einige Gespräche mit ihnen vor, über
den Zustand des Menschen nach dem Tode, sie wunderten sich sehr, daß
niemand bei Leibesleben weiß oder glaubt, daß er also
leben wird nach dem Leben des Leibes, da es doch eine Fortsetzung des
Lebens ist, und zwar in der Art, daß er aus einem dunklen Leben
in ein klares übergeht; und die im Glauben an den Herrn waren,
in immer größere Klarheit. Sie wollten, ich solle ihren
Freunden sagen, daß sie leben und solle denselben auch
schreiben, welches ihre Zustände seien, wie ich denn auch ihnen
mehreres von dem Zustand ihrer Freunde erzählte. Allein ich
sagte, wenn ich sagen oder schreiben würde, so würden sie
es nicht glauben, sie würden es Phantasien nennen und darüber
spotten und Zeichen oder Wunder fordern, ehe sie glauben. Ich wurde
mich so ihrer Verhöhnung aussetzen. Und daß dies wahr ist,
werden wohl auch wenige glauben, denn sie leugnen im Herzen, daß
es Geister gibt; und die es nicht leugnen, wollen doch nichts davon
hören, daß jemand mit Geistern sprechen könne. Ein
solcher Glaube in Ansehung der Geister war in den alten Zeiten nie,
sondern heutzutage, wo sie durch hirnverrücktes Vernünfteln
(cerebroso ratiocinio) erforschen wollen, was die Geister sind, die
sie alles Sinnes berauben durch Definitionen und Voraussetzungen, und
zwar je gelehrter sie sein wollen, desto mehr.
*449. Vom Himmel und der himmlischen Freude.
Was
der Himmel und die himmlische Freude ist, weiß noch niemand.
Die, welche über jenen und über diese gedacht haben, haben
sich eine so allgemeine und so grobe Vorstellung davon gebildet, daß
es kaum eine ist. Von den Geistern, die unmittelbar aus der Welt ins
andere Leben ankommen, konnte ich sehr gut erfahren, was für
einen Begriff vom Himmel und von der himmlischen Freude sie sich
gebildet hatten; denn, sich selbst überlassen, denken sie
ebenso, wie wenn sie noch in der Welt waren, nur einige Beispiele
darf ich anführen.
*450.
Einige, die in der Welt sogar vor anderen im Wort erleuchtet zu sein
schienen, hatten sich eine so falsche Vorstellung vom Himmel gemacht,
daß sie meinten, sie seien im Himmel, wenn sie in der Höhe
seien und konnten von da aus das, was unten ist, regieren, somit in
eigener Herrlichkeit und in Auszeichnung vor anderen sein. Diese nun,
da sie in solcher Einbildung standen, wurden, damit sie ihren Irrtum
einsehen möchten, in die Höhe erhoben, und es wurde ihnen
gestattet, von da aus etwas unten zu regieren. Aber sie wurden mit
Beschämung gewahr, daß dies ein Himmel in der Einbildung
sei und daß der Himmel nicht in der Höhe bestehe, sondern
überall sei, wo jemand ist, der in der Liebe und Liebtätigkeil
steht, oder in dem das Reich des Herrn ist, nicht aber, wo man über
andere hervorragen will; denn größer sein wollen als
andere ist nicht Himmel, sondern ist Hölle.
*451.
Einer, der bei Leibesleben mächtig war vor anderen, behielt auch
im anderen Leben bei, daß er herrschen wollte. Dem wurde aber
gesagt, daß er in einem anderen Reich sei, das ewig ist, und
daß sein Herrschen auf der Erde gestorben sei, und daß
nun niemand nach anderem geschätzt werde, als nach dem Guten und
Wahren und nach der Barmherzigkeit des Herrn, in der er steht.
Ferner, daß es mit diesem Reich sich verhalte wie auf Erden, wo
keiner ob anderem geschätzt wird als wegen des Vermögens
und wegen der Gunst bei dem Fürsten. Das Vermögen sei hier
das Gute und das Wahre, und die Gunst bei dem Fürsten sei die
Barmherzigkeit des Herrn; wolle er anders herrschen, so sei er ein
Rebell, denn er sei in eines anderen Reich. Als er dies hörte
schämte er sich.
*452.
Ich sprach mit Geistern, die meinten, der Himmel und die himmlische
Freude bestünden darin, daß sie die Größten
seien; allein es wurde ihnen gesagt: im Himmel ist der Größte,
wer der Kleinste ist, denn wer der Kleinste sein will, hat die größte
Seligkeit; und weil die größte Seligkeit hat, wer der
Kleinste ist, so folgt hieraus, daß er der Größte
ist. Was ist der Größte sein anderes, als der Seligste
sein? Danach streben die Mächtigen durch ihre Macht und die
Reichen durch ihren Reichtum. Und weiter wurde gesagt, daß der
Himmel nicht darin bestehe, daß man begehrt der Kleinste zu
sein, um der Größte zu sein, denn alsdann strebt und
begehrt man der Größte zu sein, sondern das ist der
Himmel, daß man von Herzen anderen wohler will als sich und
anderen dienen um ihrer Seligkeit willen, aus keiner selbstischen
Absicht, sondern aus Liebe.
*453.
Einige haben eine so grobe Vorstellung vom Himmel, daß sie
meinen, er sei bloß eine Einlassung; ja er sei ein Zimmer, in
das man durch eine Türe, die aufgetan werde, eingelassen und von
denen, die daselbst Türhüter sind, eingeführt werde.
*454.
Einige meinten, er bestehe in einem müßigen Leben, bei dem
sie von anderen bedient werden; allein es wurde ihnen gesagt, daß
keine Seligkeit je darin bestehe, daß man Ruhe und davon
Seligkeit habe, denn so würde jeder die Seligkeit der anderen um
seiner selbst willen haben wollen, und wenn jeder, so hatte sie
keiner. Ein solches Leben wäre nicht ein tätiges, sondern
ein müßiges, in dem sie erstarren würden, während
ihnen doch bekannt sein könnte, daß es ohne ein tätiges
Leben kein Lebensglück gibt. Das Engelsleben besteht im
Nutzenschaffen und in dem Guten der Liebtätigkeit; denn sie
empfinden nichts Seligeres, als die aus der Welt ankommenden Geister
zu unterweisen und zu belehren, den Menschen zu dienen und die bösen
Geister bei ihnen zu regieren, daß sie nicht über die
Schranken hinausgehen und jenen Gutes einzuflößen; dann
die Toten zum Leben der Ewigkeit aufzuwecken, und nachher, wenn sie
können - wofern nämlich die Seelen so geartet sind - sie in
den Himmel einzuführen. In dergleichen empfinden sie mehr
Seligkeit als je beschrieben werden konnte; so sind sie Ebenbilder
des Herrn; so lieben sie den Nächsten mehr als sich, und darum
ist es ein Himmel. Im Nutzenschaffen also und aus dem Nutzenschaffen
und gemäß dem Nutzenschaffen, d.h. gemäß dem
Guten der Liebe und der Liebtätigkeit ist die Engelsseligkeit.
Denen
aber, welche die Vorstellung hatten, die himmlische Freude bestehe
darin, daß man müßig sei und in Muße ewige
Freude einatme, wurde, nachdem ihnen obiges gesagt war, zu ihrer
Beschämung auch noch zu empfinden gegeben, was das für ein
Leben ist, und sie fanden, daß es ein höchst trauriges ist
und daß sie, da so alle Freude verlorengeht, nach kurzer Zeit
Widerwillen und Ekel vor demselben hatten.
*455.
Einer unter den im Wort am besten Unterrichteten hatte, als er in der
Welt lebte, die Vorstellung von der himmlischen Freude, daß sie
in dem Lichte der Herrlichkeit bestehe, gleich dem Lichte, wenn die
Sonnenstrahlen golden erscheinen, somit ebenfalls in einem müßigen
Leben. Damit er nun einsehe, daß er im Falschen sei, wurde ihm
ein solches Licht gegeben, und er empfand inmitten des Lichtes eine
solche Wonne, wie wenn er, was er auch sagte, im Himmel wäre.
Aber er konnte es nicht lange darin aushalten, denn nach und nach
wurde er desselben überdrüssig und die Freude wurde zu
Nichts.
*456.
Die am meisten Gebildeten sagten, die himmlische Freude bestehe in
einem Leben ohne Leistung des Guten der Liebtätigkeit, bloß
im Loben und Preisen des Herrn, und das sei das tätige Leben.
Aber es wurde gesagt, den Herrn loben und preisen sei nicht ein
solches tätiges Leben, sondern eine Wirkung dieses Lebens, denn
der Herr bedürfe keiner Lohpreisungen, sondern wolle, daß
man Gutes der Liebtätigkeit leiste, und diesem gemäß
empfange man vom Herrn Seligkeit. Allein jene Gebildetsten konnten
sich in diesem Guten der Liebtätigkeit doch keine Freude,
sondern nur Knechtschaft denken. Daß es aber die höchste
Freiheit und mit unaussprechlicher Seligkeit verbunden sei, das
bezeugen die Engel.
*457.
Fast alle, die aus der Welt ins andere Leben kommen, meinen, die
Hölle sei für jeden die gleiche und der Himmel sei für
jeden der gleiche, während doch in beiden überall
unabsehbare Verschiedenheiten und Mannigfaltigkeiten bestehen und nie
einer eine ganz gleiche Hölle noch je einer einen ganz gleichen
Himmel hat wie der andere, wie es denn auch nirgends einen Menschen,
Geist und Engel gibt, der einem anderen ganz gleich wäre. Als
ich nur dachte, daß es zwei ganz ähnliche oder gleiche
gebe, entsetzten sich die in der Geisterwelt und im Engelshimmel und
sagten, daß alle Einheit sich bilde aus der Übereinstimmung
vieler; und daß die Einheit so beschaffen sei wie die
Übereinstimmung, und daß nie eine Einheit schlechthin
bestehen könne, sondern nur eine harmonische Einheit. So bildet
jede Gesellschaft in den Himmeln eine Einheit und auch alle
Gesellschaften zusammengenommen, d.h. der gesamte Himmel, eine
Einheit; und dies vom Herrn allein durch die Liebe. Ein Engel zählte
nur die allerallgemeinsten Gattungen der Freuden der Geister oder des
ersten Himmels auf, und es waren ungefähr gegen 478. Hieraus
konnte geschlossen werden, wie viel unzählige, weniger
allgemeine Gattungen und wie viel unzählbare Arten von einer
jeden Gattung es gibt; und sind so viele hier, wie unabsehbar viele
Gattungen von Seligkeiten müssen im Himmel der engelischen
Geister und noch mehr im Himmel der Engel sein!
*458.
Böse Geister meinten einige Male, es gebe einen anderen Himmel
als den des Herrn. Es wurde ihnen auch erlaubt, allenthalben wo sie
nur immer könnten, zu suchen; allein sie fanden gleichwohl zu
ihrer Beschämung nirgends einen anderen Himmel, denn es rennen
die bösen Geister in Unsinn dahin, sowohl aus Haß gegen
den Herrn als aus höllischem Schmerz und machen sich solche
Phantasien.
*459.
Der Himmel gibt es drei: der erste ist, wo die guten Geister, der
zweite, wo die engelischen Geister, der dritte, wo die Engel sind. Es
werden sowohl die Geister als auch die engelischen Geister und die
Engel unterschieden in himmlische und in geistige. Himmlische sind
die, welche durch die Liebe Glauben empfangen haben vom Herrn, wie
die von der Ältesten Kirche, von der gehandelt worden ist;
geistige sind die, welche durch Erkenntnisse des Glaubens vom Herrn
Liebtätigkeit empfangen haben und, nachdem sie selbige
empfangen, aus ihr handeln (ex qua accepla agunt).
* * *
*537.
Ein gewisser Geist machte sich an meine linke Seite und fragte, ob
ich wüßte, wie er in den Himmel kommen könnte. Ihm
dürfte ich antworten, die Einlassung in den Himmel sei allein
Sache des Herrn, der allein wisse, wie einer beschaffen ist.
Von
dieser Art sind sehr viele, die aus der Welt kommen, daß sie
nichts anderes suchen als in den Himmel zu kommen, während sie
gar nicht wissen, was der Himmel und was die himmlische Freude ist,
daß nämlich der Himmel gegenseitige Liebe ist, und die
himmlische Freude die Freude aus derselben; daher diejenigen, die es
nicht wissen, zuerst belehrt werden, was der Himmel und was die
himmlische Freude ist, auch durch lebendige Erfahrung; z.B. ein aus
der Welt ebenfalls neu angekommener Geist, der gleicherweise den
Himmel begehrte. Damit er inne werde, wie der Himmel beschaffen ist,
wurde sein Inwendiges aufgeschlossen, damit er etwas von der
himmlischen Freude empfinden möchte; nachdem er sie aber
empfunden, fing er an zu jammern und sich zu krümmen und flehte,
man möchte ihn befreien, indem er sagte, er könne vor
Beklemmung nicht leben. Sein Inwendiges wurde daher gegen den Himmel
zu verschlossen und er so wieder hergestellt.
Hieraus
kann man abnehmen, von welcher Gewissenspein und von welcher Angst
diejenigen gequält werden, die nur ein klein wenig zugelassen
werden, obgleich sie nicht dazu fähig sind.
*538.
Einige trachteten ebenfalls in den Himmel hinein, nicht wissend, was
der Himmel ist. Denen wurde gesagt, wenn sie nicht im Glauben der
Liebe seien, so sei es ebenso gefährlich, in den Himmel zu
kommen wie in eine Flamme; sie begehrten aber gleichwohl hinein. Als
sie zur ersten Vorhalle oder in die untere Sphäre der
engelischen Geister kamen, wurden sie so betroffen, daß sie
sich jählings rückwärts herabstürzten. Hierdurch
wurden sie belehrt, wie große Gefahr es sei, dem Himmel auch
nur sich zu nähern, bevor man vom Herrn vorbereitet ist, die
Glaubensgefühle (fidei affectiones) aufzunehmen.
*539.
Einer, der sich bei Leibesleben nichts aus Ehebrüchen gemacht
hatte, wurde auch, weil er es begehrte, zur ersten Schwelle des
Himmels zugelassen. Als er dahin kam, fing er an beängstigt zu
werden und einen leichenhaften Gestank von sich zu fühlen, bis
er es nicht mehr aushielt. Es kam ihm vor, als wäre er des
Todes, wenn er noch weiter käme. Er wurde daher von da in das
untere Land hinabgestürzt und er grimmte darüber, daß
er an der ersten Schwelle des Himmels schon in solche Qualen kam,
weil in eine den Ehebrüchen entgegengesetzte Sphäre; er ist
unter den Unseligen.
*540.
Beinahe allen, die ins andere Leben kommen, ist unbekannt, was
himmlische Wonne und Seligkeit ist, weil sie nicht wissen, was und
wie beschaffen die innerliche Freude ist. Sie machen sich bloß
nach den leiblichen und weltlichen Fröhlichkeiten und Freuden
einen Begriff von ihr. Was sie daher nicht wissen, das hallen sie für
nichts, während doch leibliche und weltliche Freuden im
Vergleich damit nichtig und unrein sind. Darum werden die
Gutgearteten, die nicht wissen, was himmlische Freude ist, damit sie
es wissen und erkennen, zuerst in paradiesische Orte gebracht, die
alle Vorstellung der Einbildungskraft übertreffen, wovon,
vermöge der göttlichen Barmherzigkeit des Herrn, im
Folgenden; da meinen sie dann, sie seien ins himmlische Paradies
gekommen. Sie werden jedoch belehrt, daß das nicht die wahrhaft
himmlische Seligkeit sei, deshalb dürfen sie die inwendigeren
Zustände der Freude erfahren, die sich bis zu ihrem Innersten
erfühlen lassen. Hernach werden sie in den Zustand des Friedens
versetzt, bis in ihr Innerstes hinein, und bekennen dann, daß
nichts davon irgend auszusprechen noch auszudenken sei; endlich in
den Zustand der Unschuld, ebenfalls bis zu ihrer innersten
Empfindung. Dadurch wird ihnen zu erfahren gegeben, was das wahrhaft
geistige und himmlische Gute ist.
*541.
Einige, die nicht wußten, was himmlische Freude ist, wurden
unversehens in den Himmel erhoben. Sie wurden in jenen Zustand
versetzt, daß sie alsdann erhoben werden konnten, sie wurden
nämlich eingeschlafen in betreff des Leiblichen und der
Einbildungen. Von da hörte ich einen zu mir sagen, jetzt erst
empfinde er, wie große Freude im Himmel ist, und er sei gar
sehr betrogen gewesen, daß er eine andere Vorstellung gehabt,
und nunmehr fühle er das Innerste von sich, unbeschreiblich
Größeres als je im höchsten Grad eines Vergnügens
bei Leibesleben, und er nannte das unrein, woran man sich (hier)
ergötzt.
*542.
Welche in den Himmel entrückt werden, um zu wissen, wie er
beschaffen sei, denen werden entweder das Leibliche und die
Einbildungen eingeschlafen, denn mit dem Leiblichen und den
Einbildungen, die man aus der Welt mitbringt, kann niemand in den
Himmel eingehen; oder sie werden mit einer Sphäre von Geistern
umgeben, durch die auf wunderbare Weise das gemildert wird, was
unrein ist, und was eine Nichtübereinstimmung verursacht,
einigen wird das Innere aufgeschlossen; so und anders, je nach ihrem
Leben und den von daher erhaltenen Richtungen (secundum eorum vitas
et inde tractas indoles).
*543.
Einige verlangten zu wissen, was himmlische Freude ist, darum wurde
ihnen vergönnt, das Innerste von sich zu empfinden bis zu dem
Grad, daß sie es nicht mehr aushalten konnten. Aber gleichwohl
war es nicht die Freude der Engel, kaum war es wie die kleinste der
Engel, wie mir durch Mitteilung ihrer Freude wahrzunehmen gegeben
wurde. Sie war so gering, daß sie gleichsam etwas kühl
war, und doch nannten sie selbige überaus himmlisch, weil ihre
innerste.
Hieraus
erhellte nicht allein, daß es Grade gibt, sondern auch, daß
das Innerste des einen sich kaum dem Äußersten oder
Mittleren des anderen nähert. Dann auch, daß wenn jemand
sein Innerstes empfängt, er in seiner himmlischen Freude ist,
und daß er ein noch Innerlicheres nicht aushält und es ihm
schmerzbringend wird.
*544.
Einige wurden in den Himmel der Unschuld des ersten Himmels
eingelassen, und indem sie von da aus mit mir redeten, bekannten sie,
daß es ein Zustand von solcher Freude und Fröhlichkeit
sei, daß man sich gar keine Vorstellung davon machen könne.
Es war aber dies bloß im ersten Himmel, denn es sind drei
Himmel, und in einem jeden ist ein Stand der Unschuld mit seinen
unzähligen Mannigfaltigkeiten.
*545.
Damit ich aber wissen konnte, was und wie beschaffen der Himmel und
die himmlische Freude ist, wurde mir oft und lange vom Herrn gegeben,
die Wonnen der himmlischen Freuden zu empfinden; daher ich es, weil
aus lebendiger Erfahrung, zwar wissen, aber durchaus nicht
beschreiben kann.
Damit
man aber nur eine Vorstellung davon haben möge, so ist sie das
Gefühl (Affectio) von unzähligen Wonnen und Freuden, die
etwas gleichzeitig Allgemeines darstellen. In diesem Allgemeinen oder
in diesem allgemeinen Gefühl sind Harmonien von unzähligen
Gefühlen, die nicht klar geschieden zur Empfindung gelangen,
sondern nur dunkel, weil die Empfindung eine ganz allgemeine ist.
Gleichwohl jedoch durfte ich inne werden, daß sich Unzähliges
darin findet, so geordnet, daß es durchaus nicht beschrieben
werden kann. Jenes Unzählige fließt, wie es ist, aus der
Ordnung des Himmels. Eine solche Ordnung ist in den einzelnen und
kleinsten Teilen des Gefühls, die nur als eine ganz allgemeine
Einheit sich darstellen und empfunden werden, je nach der
Empfänglichkeit dessen, in dem sie sich äußern. Mit
einem Worte, unsäglich vieles in der geordnetsten Form ist in
einem jeden Allgemeinen, und nichts ist, das nicht lebt und das
Innerste anregt, denn die himmlischen Freuden gehen vom Innersten
aus.
Es
wurde auch empfunden, daß die Freude und Wonne wie aus dem
Herzen kommt, indem sie sich überaus sanft verbreitet durch alle
innersten Fibern, und von diesen in die zusammengesetzten Fibern, mit
einem so innigen Gefühl von Wonne, daß die Fiber gleichsam
nichts ist als Freude und Lust, und jede Empfindung und jedes Gefühl
aus ihr in gleicher Weise lebend aus Seligkeit. Die Freude der
Vergnügungen des Körpers verhält sich zu jenen Freuden
wie ein dichter und stechender Klumpen zu einem reinen und sanftesten
Lüftchen.
*546.
Damit ich wüßte, wie es sich mit denen verhält, die
in den Himmel verlangen, aber nicht von der Art sind, daß sie
dort sein konnten, erschien mir, als ich in einem himmlischen Verein
war, ein Engel als ein Kind, um das Haupt ein Kränzchen von
glänzend blauen Blumen und die Brust umwunden mit Sträußen
von anderen Farben. Hieraus durfte ich erkennen, daß er in
einem Verein war, in dem die Liebtätigkeit waltet.
Dann
wurden in denselben Verein einige gutgeartete Geister zugelassen, die
sogleich, wie sie eintraten, viel verständiger wurden und
redeten wie die engelischen Geister. Hernach wurden eingelassen, die
aus sich selbst kindlich sein wollten, und deren Zustand mir
vorgebildet wurde durch ein Kind, das Milch aus dem Munde von sich
gab; ebenso verhalten sich solche.
Darauf
wurden zugelassen, die aus sich selbst verständig zu sein
meinten; ihr Zustand stellte sich dar durch ihre Gesichter, die
spitzig, doch nicht unschön (acutae, satis pulchrae) aussahen,
sie erschienen mit einem spitzigen Hut, aus dem ein Stachel
hervorragte; aber sie sahen nicht aus wie menschliche fleischerne
Gesichter, sondern wie Bildsäulen ohne Leben. Von dieser Art ist
der Zustand derer, die meinen, aus sich selbst geistig zu sein, oder
aus sich selbst Glauben haben zu können.
Andere
zugelassene Geister, die nicht daselbst verweilen konnten, wurden
bestürzt und beängstigt und flohen von da weg.
*547.
Die Seelen alle, die ins andere Leben kommen, wissen nicht, was der
Himmel und was die himmlische Freude ist. Die meisten meinen, es sei
eine Freude, in die sie eingelassen werden können, wie sie auch
immer gelebt haben, auch die, welche den Nächsten gehaßt
und das Leben in Ehebrüchen hingebracht haben, gar nicht
wissend, daß der Himmel die gegenseitige und keusche Liebe ist
und die himmlische Freude die aus dieser hervorgehende Seligkeit.
*548.
Mit Geistern, die aus der Welt neu ankamen, sprach ich einige Male
über den Zustand des ewigen Lebens. Es müsse nämlich
ihnen daran liegen zu wissen, wer der Herr des Reiches, was für
eine Regierung und die Regierungsform ist; gerade wie denen, die in
der Welt in ein anderes Reich kommen, denen nichts wichtiger ist als
zu wissen, wer und von welcher Art der König, was für eine
Regierung und noch mehreres, was in jenem Reich ist. Wieviel mehr in
diesem Reich, in dem sie in Ewigkeit leben sollen? Und es wurde
gesagt, der Herr allein regiere nicht bloß den Himmel, sondern
auch das Weltall, denn wer das eine regiert, muß auch das
andere regieren, ferner, das Reich, in dem sie jetzt seien, sei das
des Herrn, und dieses Reiches Gesetze seien ewige Wahrheiten, die
sich alle auf das eine Gesetz gründen, daß man den Herrn
lieben soll über alles und den Nächsten wie sich selbst; ja
jetzt noch mehr. Wenn sie den Engeln gleich werden wollen, so müssen
sie den Nächsten mehr lieben als sich selbst.
Als
sie das hörten, konnten sie nichts antworten, weil sie bei
Leibesleben wohl so etwas gehört, aber nicht geglaubt hatten.
Sie verwunderten sich, daß eine solche Liebe im Himmel und das
es möglich sei, daß jeder den Nächsten mehr liebe als
sich selbst, da sie doch gehört haben, man soll den Nächsten
lieben wie sich selbst. Aber sie wurden belehrt, daß alles Gute
im anderen Leben ins Endlose fortwachse und das Leben im Leibe von
der Art sei, daß man nicht weiter kommen könne als den
Nächsten wie sich selbst zu lieben, weil man noch im
Körperlichen sei. Hingegen wenn dies entfernt ist, dann werde
die Liebe reiner und zuletzt eine engelische, welche ist den Nächsten
mehr lieben, als sich selbst.
Daß
eine solche Liebe möglich ist, kann man ersehen an der ehelichen
Liebe einiger, die lieber sterben wollten als dem Gatten ein Leid
geschehen lassen; an der Liebe der Eltern gegen die Kinder, indem
eine Mutter lieber Hunger leidet, als daß sie ihr Kind darben
sieht; auch bei den Vögeln und anderen Tieren, wie auch an der
aufrichtigen Freundschaft, indem man für Freunde sich in
Gefahren begibt; sogar an der höflichen und erheuchelten
Freundschaft, die den Schein der aufrichtigen annehmen will, indem
man denen, denen man wohl will, das Bessere anbietet und dergleichen
im Munde führt, obwohl nicht im Herzen. Endlich ersieht man es
an der Natur der Liebe, deren Art es ist, daß sie sich eine
Freude daraus macht, anderen zu dienen, nicht um ihrer selbst,
sondern um des anderen willen.
Allein
dies konnten die nicht begreifen, die sich selbst mehr als andere
liebten und die bei Leibesleben gewinnsüchtig gewesen waren; am
allerwenigsten die Geizigen.
*549.
Von solcher Art ist der engelische Zustand, daß jeder seine
Wonne und Seligkeit dem anderen mitteilt; denn es gibt im anderen
Leben eine völlig durchgreifende (exquisitissima) Mitteilung und
Empfindung aller Gefühle und Gedanken, daher jeder seine Freude
allen mitteilt, und alle einem jeden, so daß ein jeder
gleichsam der Mittelpunkt aller ist; dies ist die himmlische Form.
Daher, je mehr es sind, die das Reich des Herrn ausmachen, desto
größer die Seligkeil, denn nach dem Verhältnis der
Mehrzahl nimmt sie zu. Daher kommt es, daß die himmlische
Seligkeit unaussprechlich ist.
Eine
solche Mitteilung aller an die einzelnen und der einzelnen an alle
findet statt, wo einer den anderen mehr liebt als sich selbst. Wenn
dagegen einer sich selbst mehr wohl will als einem anderen, dann
herrscht die Selbstliebe, die nichts von sich einem anderen mitteilt
als die Vorstellung von sich selbst, die ganz schmutzig ist und, wenn
man sie empfindet, sogleich ausgeschieden und verworfen wird.
*550.
Gleichwie im menschlichen Leibe alles und jedes zusammenwirkt zu den
allgemeinen und besonderen Nutzzwecken aller, so ebenfalls im Reich
des Herrn, das wie ein (1) Mensch ist und auch genannt wird der
Größte Mensch. Dort trägt in dieser Weise jeder näher
und entfernter und auf vielfache Weisen das Seinige bei zu den
Seligkeiten eines jeden, und zwar nach einer vom Herrn allein
eingeführten und fortwährend befestigten Ordnung.
*551.
Daher, daß sich der gesamte Himmel auf den Herrn bezieht, und
alle und jede einzig auf Ihn im ganzen und im allereinzelnsten, kommt
die Ordnung, daher die Einheit, die gegenseitige Liebe und daher die
Seligkeit; denn so bezwecken die einzelnen das Heil und die Seligkeit
aller, und alle die der einzelnen.
*552.
Daß alle Freude und Seligkeit im Himmel vom Herrn allein kommt,
ist mir durch mehrere Erfahrungen gezeigt worden, von denen ich die
folgende an dieser Stelle berichten darf:
Ich
sah, daß einige engelische Geister mit dem größten
Eifer einen Leuchter mit seinen Lampen und Blumen auf das Zierlichste
zur Ehre des Herrn bildeten. Ich durfte eine oder zwei Stunden lang
sehen, wieviel Muhe sie sich gaben, daß alles und jedes schön
und vorbildlich werde, in der Meinung, sie taten es von sich selbst.
Aber ich durfte deutlich wahrnehmen, daß sie gar nichts von
selbst erfinden konnten. Endlich nach einigen Stunden sagten sie, sie
hatten einen sehr schönen vorbildlichen Leuchter zur Ehre des
Herrn gebildet und waren innigst darüber erfreut. Allein ich
sagte, daß sie überhaupt nichts aus sich selbst erfunden
und gebildet hatten, sondern der Herr allein für sie. Zuerst
wollten sie es kaum glauben, weil sie aber engelische Geister waren,
wurden sie erleuchtet und bekannten, daß dem so sei.
Ebenso
verhält es sich mit den übrigen Vorbildungen und allem und
jedem einzelnen eines Gefühls und eines Gedankens, und also mit
den himmlischen Freuden und Seligkeiten, daß auch das
Allerkleinste bei ihnen vom Herrn allein ist.
*553.
Die, welche in gegenseitiger Liebe sind, nähern sich im Himmel
fortwährend dem Lenz (Frühling) ihrer Jugend, und je
mehrere tausend Jahre sie leben, zu einem desto lieblicheren und
seligeren Lenz, und dies in Ewigkeit mit fortwährendem Zuwachs,
je nach den Fortschritten und Graden der gegenseitigen Liebe, der
Liebtätigkeit und des Glaubens.
Solche
aus dem weiblichen Geschlecht, die ältlich und an Altersschwäche
gestorben sind und im Glauben an den Herrn, in der Liebtätigkeit
gegen den Nächsten und in glücklicher ehelicher Liebe mit
dem Manne gelebt haben, kommen nach einer Folge von Jahren mehr und
mehr in die Blüte des Jugend- und des Jungmädchenalters und
in eine Schönheit, die alle je durch Anschauung zu erlangende
Vorstellung von Schönheit übertrifft; denn die Güte
und Liebtätigkeit ist es, die gestaltet und ein Ebenbild von
sich darstellt und macht, daß das Liebliche und Schöne der
tätigen Liebe aus den einzelnsten Teilen des Angesichts
hervorstrahlt, so daß sie eigentliche Gestalten der
Liebtätigkeit sind. Einige bekamen sie zu sehen und erstaunten.
Die
Gestalt der Liebtätigkeit, von der man im anderen Leben eine
lebendige Anschauung hat, bringt es so mit sich, daß die
Liebtätigkeit selbst es ist, die abbildet und abgebildet wird,
und zwar so, daß der ganze Engel, hauptsächlich das
Angesicht gleichsam Liebe ist, die deutlich sowohl zur Erscheinung
kommt als auch empfunden wird. Diese Gestalt ist, wenn sie geschaut
wird, unaussprechliche Schönheit, die mit Liebe das eigentliche
innerste Leben des Gemüts anregt. Durch die Schönheit
dieser Gestalt werden im Bilde dargestellt die Wahrheiten des
Glaubens, die daraus auch zum Innewerden kommen.
Die,
welche im Glauben an den Herrn gelebt haben, d.h. im Glauben der
tätigen Liebe, werden zu solchen Gestalten oder zu solchen
Schönheiten im anderen Leben; alle Engel sind solche Gestalten,
mit unzähliger Mannigfaltigkeit; aus ihnen besteht der Himmel.
*684. Von der Gesellschaften, die den Himmel
ausmachen.
Es
sind drei Himmel: der erste, wo die guten Geister, der zweite, wo die
engelischen Geister, der dritte, wo die Engel sind; und einer ist
innerlicher und reiner als der andere; somit unter sich ganz
geschieden. Sowohl der erste Himmel wie der zweite und der dritte,
ist geschieden in unzählige Gesellschaften, und jede
Gesellschaft besteht aus vielen, die durch Harmonie und Einmütigkeit
gleichsam eine Person bilden; und alle Gesellschaften zusammen
gleichsam einen Menschen.
Die
Gesellschaften sind unter sich geschieden je nach den Unterschieden
der gegenseitigen Liebe und des Glaubens an den Herrn; diese
Unterschiede sind so unzählig, daß nicht einmal die
allgemeinsten Gattungen aufgezählt werden können. Auch gibt
es nicht das geringste eines Unterschieds, das nicht genauestens
darauf angelegt wäre, daß es einmütigst mitwirke zur
allgemeinen Einheit, und die allgemeine Einheit zur Einmütigkeit
der einzelnen, und von daher zu der allen aus den einzelnen und den
einzelnen aus allen entspringenden Seligkeit. Daher denn ein jeder
Engel und eine jede Gesellschaft ein Bild des gesamten Himmels und
gleichsam ein kleiner Himmel ist.
*685.
Wunderbare Zusammengesellungen sind im anderen Leben. Sie verhalten
sich vergleichsweise wie die Verwandtschaften auf Erden, daß
man nämlich sich anerkennt als Eltern, als Kinder, als Bruder,
als Blutsverwandte, als Verschwägerte; solchen Unterschieden
gemäß ist die Liebe. Die Unterschiede sind endlos, die
sich mitteilenden Wahrnehmungen so fein, daß sie nicht
geschildert werden können.
Gar
keine Rücksicht wird genommen auf Eltern, Kinder, Verwandte und
Verschwägerte auf der Erde, auch nicht auf irgendeine Person,
wer sie auch war, somit nicht auf Würden, nicht auf Reichtümer
und dergleichen, sondern allein auf die Unterschiede der
gegenseitigen Liebe und des Glaubens, zu deren Aufnahme man das
Vermögen empfing vom Herrn, als man in der Welt lebte.
*686. Es
ist des Herrn Barmherzigkeit, das ist die Liebe gegen den gesamten
Himmel und gesamte Menschengeschlecht, somit allein der Herr, der
alles und jegliches zu Gesellschaften bestimmt. Diese Barmherzigkeit
ist es, welche die Eheliche Liebe und daraus die Liebe der Eltern
gegen die Kinder erzeugt, welche die Grund- und Hauptliebearten sind,
aus denen in endloser Mannigfaltigkeit alle übrigen Arten der
Liebe, die in höchster Geschiedenheit in Gesellschaften geordnet
sind.
*687.
Weil der Himmel so beschaffen ist, so kann kein Engel oder Geist je
ein Leben haben, er sei denn in einer Gesellschaft und so in der
Harmonie vieler. Eine Gesellschaft ist nichts anderes als eine
Harmonie mehrerer, denn es gibt überall kein Leben von jemand,
das getrennt wäre von dem Leben anderer. Ja es kann durchaus
kein Engel oder Geist oder Verein einiges Leben haben, d.h. vom Guten
angeregt werden, d.h. wollen, oder vom Wahren angeregt werden, d.h.
denken, er habe denn eine Verbindung durch mehrere seiner
Gesellschaft mit dem Himmel und mit der Geisterwelt. Ebensowenig kann
das Menschengeschlecht oder ein einzelner Mensch, wer und wie
beschaffen er auch sei, irgend leben, d.h. vom Guten angeregt werden,
d.i. wollen, vom Wahren angeregt werden, d.i. denken, er sei denn in
gleicher Weise verbunden mit dem Himmel durch die Engel bei ihm und
mit der Geisterwelt, ja mit der Hölle durch die Geister bei ihm.
Denn jeder ist, wenn er im Leibe lebt, in einer gewissen Gesellschaft
von Geistern und Engeln, obwohl er dies gar nicht weiß, und
wenn er nicht durch die Gesellschaft, in der er ist, verbunden ist
mit dem Himmel und mit der Geisterwelt, so kann er auch nicht eine
Minute leben.
Es
verhält sich dies wie bei dem menschlichen Leibe: welcher Teil
desselben nicht mit den übrigen verbunden ist durch Fibern und
Gefäße, und so durch die Verhältnisse der Funktionen,
der ist kein Teil des Leibes, sondern wird sogleich ausgeschieden und
als leblos weggeworfen.
Die
Gesellschaften selbst, in denen und mit denen die Menschen bei
Leibesleben gewesen sind, wurden ihnen gezeigt, als sie ins andere
Leben kamen; wenn sie in dieselbe Gesellschaft nach dem Leben des
Leibes kommen, so kommen sie in ihr eigentlichstes Leben, das sie im
Leibe hatten, und von diesem Leben aus fangen sie ein neues an, und
so gehen sie gemäß ihrem Leben, das sie im Leibe führten,
entweder hinab zur Hölle, oder werden erhoben zum Himmel.
*688.
Weil eine solche Verbindung aller mit allen besteht, so findet eine
gleiche auch bei dem allereinzelnsten einer Regung und bei dem
allereinzelnsten eines Gedankens statt.
*689.
Infolge hiervon besteht ein Gleichgewicht aller und jeder in Ansehung
der himmlischen, geistigen und natürlichen Dinge, so daß
keiner denken, fühlen und handeln kann als aus mehreren, und
gleichwohl meint jeder, er tue es ganz frei aus sich.
Ebenso
gibt es überall nichts, das nicht im Gleichgewicht erhalten wird
von seinem Gegensatz und den Mittelgliedern des Gegensatzes, so daß
ein jeder durch sich und mehrere zugleich im vollkommensten
Gleichgewicht lebt. Daher auch niemandem Böses widerfahren kann,
ohne daß es sogleich ins Gleichgewicht gesetzt wird; und wenn
ein Übergewicht des Bösen stattfindet, dann wird das Böse,
oder der Böse nach dem Gesetze des Gleichgewichts gezüchtigt,
wie von ihm selbst, aber überall nur für den Zweck, daß
daraus Gutes hervorgehe.
In
solcher Form und dem daraus hervorgehenden Gleichgewicht besteht die
himmlische Ordnung, die vom Herrn allein gebildet, betätig und
erhalten wird in Ewigkeit.
*690.
Außerdem ist zu wissen, daß durchaus nie eine
Gesellschaft der anderen ganz und vollkommen ähnlich ist, auch
keiner in der Gesellschaft einem anderen, sondern es besteht eine
zusammenstimmende und harmonische Verschiedenheit aller, und diese
Verschiedenheiten sind vom Herrn so geordnet, daß sie zu einem
Zweck hinstreben, was durch die Liebe und den Glauben an Ihn
geschieht, daher die Einheit.
Folglich
gibt es nie einen ganz und vollkommen gleichen Himmel und eine
gleiche himmlische Freude für einen wie für den anderen,
sondern wie sich die Verschiedenheiten der Liebe und des Glaubens
verhalten, so auch der Himmel und die Freude in ihnen.
*691.
Dies im allgemeinen von den Gesellschaften aus vielfältiger und
langer Erfahrung, wovon, vermöge der göttlichen
Barmherzigkeit des Herrn, im Folgenden mehr im einzelnen.
*692. Von der Hölle.
Der
Mensch hat, wie vom Himmel, so auch von der Hölle nur eine ganz
allgemeine Vorstellung, die so dunkel ist, daß sie beinahe
keine ist - eine Vorstellung, wie sie etwa diejenigen von der Erde
haben können, die nicht aus ihren Waldhütten hinausgekommen
sind und nichts wissen von den Kaiser- oder Königreichen,
geschweige von den Regierungsformen, und noch weniger von den
Gesellschaften und den Lebensweisen der Gesellschaften; bevor sie
dies wissen, können sie nur eine ganz allgemeine Vorstellung von
der Erde haben, so geartet, daß sie fast keine ist. So denn
auch vom Himmel und der Hölle; während doch in beiden
überall Unzähliges ist und unendlich viel mehr als auf
einem Weltkörper. Wie Unzähliges daselbst ist, kann allein
daraus erhellen, daß gleich wie nie einer den gleichen Himmel
wie der andere hat, so auch nie einer die gleiche Hölle; und daß
alle Seelen, die nur immer von der ersten Schöpfung an in der
Welt gewesen sind, dahin kommen und versammelt werden.
*693.
Wie die Liebe zum Herrn und gegen den Nächsten und die Freude
und Seligkeit aus derselben den Himmel ausmacht, so macht der Haß
gegen den Herrn und gegen den Nächsten und die Strafe und Qual
von daher die Hölle aus. Vom Haß gibt es unzählige
Gattungen und noch unzähligere Arten, und ebenso viele Höllen
gibt es auch.
*694.
Wie der Himmel vom Herrn durch gegenseitige Liebe gleichsam einen
Menschen und eine Seele ausmacht, und so nur den einen Zweck hat,
alle in Ewigkeit zu erhalten und zu beseligen, so dagegen macht die
Hölle vom Eigenen durch die Selbst- und Weltliebe, das ist durch
den Haß, einen Teufel und eine Gesinnung aus, und verfolgt nur
einen Zweck, welcher ist: alle in Ewigkeit zu verderben und zu
verdammen. Ihr Streben ist als solches tausend- und abertausendmal
von mir empfunden worden. Wurde daher nicht der Herr in jedem
Augenblick, auch dem allerkleinsten, alle erhalten, so gingen sie
verloren.
*695.
Es wird aber in die Höllen eine solche Form und eine solche
Ordnung vom Herrn gebracht, daß alle gefesselt und gebunden
gehalten werden von ihren Begierden und Einbildungen, in denen ihr
eigentliches Leben besteht, welches Leben, weil es das des Todes ist,
sich in schreckliche Qualen verwandelt. Diese Qualen sind so groß,
daß sie nicht geschildert werden können, denn die höchste
Lust ihres Lebens besteht darin, daß einer den anderen strafen,
martern und quälen kann, sogar durch in der Welt ganz unbekannte
Künste, mit denen sie scharfe Empfindungen (exquisitos sensus)
beibringen können, ganz wie wenn sie im Körper waren; dann
auch gräßliche und schauderhafte Einbildungen, nebst
Schrecken und Grausen und mehreres dergleichen. Die teuflische Rotte
empfindet darin so großes Vergnügen, daß, wenn sie
die Schmerzen und Qualen ins Unendliche vermehren und verstärken
könnten, sie nicht einmal dann ruhen, sondern vielmehr noch ins
Endlose fort entbrennen würden. Aber der Herr wendet ihre
Bestrebungen ab und lindert die Qualen.
*696.
Ein solches Gleichgewicht besteht bei allem und jedem im anderen
Leben, daß das Böse sich selbst straft, so daß im
Bösen auch die Strafe des Bösen ist; ebenso im Falschen,
das auf den zurückfällt, der im Falschen ist. Daher bringt
ein jeder selbst die Strafe und Qual über sich und rennt dann in
die teuflische Rotte hinein, welche dergleichen verübt.
Der
Herr verweist nie jemand in die Hölle, sondern will alle aus der
Hölle herausführen. Noch weniger führt Er in die Qual,
sondern weil der böse Geist selbst hineinrennt, wendet der Herr
alle Strafe und Qual zum Guten und zu einigem Nutzen. Es kann
überhaupt keine Strafe geben, es sei denn, beim Herrn bestünde
der Zweck eines Nutzens- denn das Reich des Herrn ist das Reich der
Zwecke und Nutzwirkungen. Aber die Nutzwirkungen, welche die
Höllischen leisten können, sind sehr gering; wenn sie in
denselben sind, so sind sie nicht so sehr in der Qual, werden aber,
sobald der Nutzen aufhört, in die Hölle zurückgeschickt.
*697.
Bei jedem Menschen sind wenigstens zwei böse Geister und zwei
Engel. Der Mensch hat durch die bösen Geister Gemeinschaft mit
der Hölle und durch die Engel mit dem Himmel. Ohne die
Gemeinschaft nach beiden Seiten hin könnte der Mensch gar keine
Minute leben; also ist ein jeder Mensch in einer Gesellschaft von
Höllischen, was er gar nicht weiß. Aber ihre Qualen werden
ihm nicht mitgeteilt, weil er in der Vorbereitung zum ewigen Leben
ist. Jene Gesellschaft, in der er war, wird ihm im anderen Leben
zuweilen gezeigt, denn er kommt wieder zu ihr und so in das Leben,
das er in der Welt hatte, und infolge hiervon strebt er entweder zur
Hölle oder wird er zum Himmel erhoben. Also ist der Mensch, der
nicht im Guten der Liebtätigkeit lebt und sich nicht vom Herrn
leiten läßt, einer von den Höllischen und wird nach
dem Tode auch ein Teufel.
*698.
Außer den Höllen gibt es auch Abödungen, von denen im
Worte gehandelt wird. Denn der Mensch nimmt von den wirklichen Sünden
her unzählig Böses und Falsches ins andere Leben mit sich,
häuft es an und verknüpft es; die rechtschaffen gelebt
haben, gleichfalls. Ehe nun diese in den Himmel erhoben werden
können, muß ihr Böses und Falsches zerstreut werden;
diese Zerstreuung (dissipatio) wird Abödung (vastatio) genannt.
Der Abödungen gibt es mehrere Gattungen, und die Zeiten der
Abödung sind größer und kleiner, einige werden
innerhalb ganz kurzer Zeit in den Himmel entrückt, einige
sogleich nach dem Tode.
*699.
Damit ich die Qual derer, die in der Hölle, namentlich die
Abödung derer, die auf der unteren Erde sind, sehen möchte,
bin ich mehrmals dahin hinabgelassen worden (hinabgelassen werden in
die Hölle heißt nicht, von einem Ort an den anderen
versetzt werden, sondern ist ein Hineinlassen in eine höllische
Gesellschaft, während der Mensch an demselben Orte bleibt). Aber
bloß diese Erfahrung darf ich berichten:
Ich
wurde deutlich gewahr, daß mich gleichsam eine Säule
umgab; diese Säule wurde fühlbar verstärkt, und es
wurde mir eingegeben, daß dies die eherne Mauer sei, von der im
Worte vorkommt, und die aus engelischen Geistern gebildet war, damit
ich sicher zu den Unseligen hinabgelassen werden konnte. Als ich
daselbst war, hörte ich jämmerliche Wehklagen, und zwar
diese: ach Gott, ach Gott, erbarme Dich unser, erbarme Dich unser,
und das dauerte lange. Es wurde auch gestattet, mit jenen Unseligen
zu reden, und zwar ziemlich viel. Hauptsächlich beklagten sie
sich über die bösen Geister, daß sie nach nichts
anderem begehren und für nichts glühten, als sie zu quälen.
Sie waren in Verzweiflung, weil sie glaubten, die Qual werde ewig
währen, aber ich dürfte sie trösten.
*700.
Weil es so viele Höllen gibt, so soll, damit sie der Ordnung
nach besprochen werden, im Folgenden gehandelt werden:
Von den Höllen derer, die das Leben in Haß,
Rachehandlungen und Grausamkeit hingebracht haben.
Von den Höllen derer, die in Ehebrüchen und
Unzüchtigkeiten waren, dann von den Höllen der
Ränkespieler und der Zauberinnen.
Von den Höllen der Geizigen; und dabei von dem unsauberen
Jerusalem, und den Räubern in der Wüste; dann von den
kotigen Höllen derjenigen, die in lauter Wollüsten gelebt
haben.
Hernach von anderen Höllen, die von jenen unterschieden sind.
Endlich von denen, die in der Abödung sind.
Dieses
sehe man in den Vorbemerkungen und am Schluß der folgenden
Kapitel.
*814. Von den Höllen derer, die in Hass,
Rachehandlungen und Grausamkeit das Leben hingebracht haben.
Solche,
die einen tödlichen Haß haben und daher Rache schnauben
und nur auf den Tod des anderen ausgehen und nicht eher ruhen, werden
in der tiefsten, leichenhaften Hölle gehalten, wo ein gar übler
Gestank wie von Leichen ist; und wunderbar ist es, daß solche
sich dort an diesem Gestank so sehr ergötzen, daß sie ihn
den lieblichsten Gerüchen vorziehen. Von dieser Art ist ihre
wüste Natur und infolgedessen ihre Phantasie; aus dieser Hölle
dünstet wirklich ein solcher Gestank aus. Wenn diese Hölle
geöffnet wird, was selten geschieht und nur ein klein wenig, so
wallt daraus ein so großer Gestank hervor, daß die in der
Nähe befindlichen Geister nicht da verweilen können. Einige
Genien oder vielmehr Furien, die von dort herausgelassen wurden, auf
daß ich wissen möchte, wie sie beschaffen sind, steckten
die Sphäre mit einem so giftigen und verpestenden Gestank an,
daß die Geister, die um mich her waren, nicht bleiben konnten,
und zugleich hatte er die Wirkung auf meinen Magen, daß ich
mich erbrechen mußte.
Sie
offenbarten sich durch ein Kind von nicht unschönem Gesicht, mit
einem verborgenen Dolch, das sie zu mir schickten, und das ein Gefäß
in der Hand trug, wodurch mir zu wissen gegeben wurde, daß sie
die Absicht hatten, mich entweder mit einem Dolch oder mit Gift,
unter dem Schein der Unschuld zu morden. Sie selbst hingegen hatten
einen nackten, ganz schwarzen Leib. Aber bald wurden sie in ihre
leichenhafte Hölle zurückgeworfen. Da wurde mir zu sehen
gegeben, wie sie hinabstürzten. Sie gingen nach der Linken hin,
auf der Fläche der linken Schläfe, und zwar auf eine große
Entfernung ohne niederzusteigen, hernach aber stürzten sie
hinab, zuerst in ein Feuer, das erschien, sodann in einen feurigen
Rauch wie von einem Ofen, bald unter jenem Ofen nach vorne zu, wo
mehrere sehr finstere Höhlen sind, die hinabfuhren. Auf dem Wege
hegten und beabsichtigten sie fortwährend Böses, und zwar
hauptsächlich gegen Unschuldige ohne Ursache. Als sie durch das
Feuer fielen, jammerten sie sehr.
Damit
sie erkannt werden, woher und wie beschaffen sie sind, haben sie,
wenn sie herausgelassen werden, einen gewissen Kreis, an welchem wie
eherne Stacheln geheftet sind, die sie mit den Händen drücken
und drehen, und dies ist das Zeichen, daß sie von dieser Art
und gebunden sind.
*815.
Die, welche ein solches Vergnügen am Haß und daher an
Rachehandlungen haben, daß sie sich nicht bloß damit
begnügen, den Leib, sondern auch begehren, die Seele zu
verderben, die doch der Herr erlöst hat, werden hinabgelassen
durch eine sehr finstere Öffnung gegen die untersten Orte der
Erde zu, tief, je nach dem Grade des Hasses und daher der Rache, und
es wird ihnen alsdann großer Schrecken und Schauder eingejagt,
und sie werden zugleich in der Rachsucht gehalten, und je mehr diese
zunimmt, desto tiefer werden sie hinabgelassen. Nachher werden sie an
einen Ort unter der Gehenna (Hölle) gebracht, wo gräuliche,
große, dickbäuchige Schlangen erscheinen, und zwar so nach
dem Leben gestaltet, wie wenn sie völlig dergleichen wären.
Von diesen werden sie mit Bissen gequält, die sie auch ebenso
scharf empfinden. Dergleichen wird von den Geistern empfindlich
gefühlt, es entspricht ihrem Leben, wie das Leibliche bei denen,
die im Leibe sind und unterdessen leben sie da in wüsten
Phantasien, ganze Jahrhunderte lang, bis sie nicht mehr wissen, daß
sie Menschen gewesen sind. Anders kann ihr Leben, das sie sich durch
solchen Haß und Rachsucht angeeignet hatten, nicht getilgt
werden.
*816.
Weil es unzählige Gattungen und noch unzähligere Arten des
Hasses und der Rache gibt, und die eine Gattung nicht die gleiche
Hölle wie die andere hat, und es somit unmöglich ist, jede
einzelne der Ordnung nach aufzuzählen, darum darf ich berichten,
was gesehen worden ist:
Es
kam einer zu mir, der wie ein Edler aussah (sie erschienen mir wie am
hellen Tage, ja noch heller, aber vor dem inneren Gesicht, weil mir,
vermöge der göttlichen Barmherzigkeit des Herrn, gegeben
worden ist, mit Geistern umzugehen), der gab mir gleich bei seiner
Ankunft verstellterweise durch Winke zu verstehen, daß er mir
vieles mitzuteilen habe und fragte mich, ob ich ein Christ sei, ich
antwortete ihm, ich sei einer. Er sagte, er sei ebenfalls einer und
wünschte, mit mir allein zu sein, da er mir etwas erzählen
möchte, das andere nicht hören durften. Ich antwortete
aber, im anderen Leben könne man nicht allein sein, wie die
Menschen auf Erden es zu sein glauben, und es seien mehrere Geister
zugegen. Er trat jedoch naher herzu, und machte sich an das
Hinterhaupt gegen den Rücken zu. Nun merkte ich, daß er
ein Meuchelmörder war und als er daselbst war, fühlte ich
wie einen Stich durch das Herz, und bald auch im Gehirn, von
welcherlei Stich ein Mensch leicht sterben würde; weil ich aber
vom Herrn beschützt war, fürchtete ich nichts. Welches
Kunstgriffs er sich bediente, weiß ich nicht. Er glaubte, ich
sei tot und sagte zu anderen, er sei eben von einem Menschen
gekommen, den er so getötet habe, und zwar durch etwas Tödliches
von hinten her. Er sagte, er verstehe die Kunst (es so einzurichten),
daß der Mensch es nicht merke, ehe er tot niederfalle, und daß
man nicht anders von ihm glaube, als er sei unschuldig. Hierdurch
wurde zu wissen gegeben, daß er kürzlich aus dem Leben
abgeschieden sei, wo er eine solche Freveltat begangen hatte.
Die
Bestrafung solcher ist schauderhaft. Nachdem sie Jahrhunderte lang
höllische Qualen ausgestanden, bekommen sie endlich ein
scheußliches und äußerst mißgestaltetes
Gesicht, so daß es kein Gesicht mehr ist, sondern wie
blaßgelbes Werg (stuppeum luridum); so ziehen sie dann alles
Menschliche aus, und es hat dann jeder, der sie sieht, ein Grauen vor
ihnen, daher sie wie wilde Tiere an finsteren Orten umherschweifen.
*817.
Es kam einer aus einer höllischen Kammer, die zur linken Seite
ist, zu mir her und sprach mit mir. Es wurde mir wahrzunehmen
gegeben, daß er zu den Frevlern gehöre. Was er in der Welt
begangen hatte, wurde in folgender Weise entdeckt:
Er
wurde in die Unterwelt (inferiorem terram) nach vorne hin etwas links
ziemlich tief hinabgelassen und fing dort an, eine Grube auszuwerfen,
wie die Totengräber; daraus entstand der Verdacht, daß er
bei Leibesleben einen Mord begangen habe. Dann erschien eine mit
schwarzen Tüchern umhängte Totenbahre, und bald stand einer
von der Bahre auf und kam zu mir und erzahlte treuherzig, er sei
gestorben und meine, er sei von jenem vergiftet worden. Er habe dies
auch um die Todesstunde gedacht, ohne jedoch zu wissen, ob ein
Verdacht vorhanden sei. Als der Verruchte Geist dies hörte,
gestand er, daß er solches begangen habe. Auf das Geständnis
folgte die Bestrafung: Zweimal wurde er in die schwarze Grube, die er
aufgegraben hatte, hineingeworfen, und wurde schwarz wie die Mumien
der Ägypter, sowohl im Angesicht als am Leib, und so wurde er in
die Höhe gehoben und vor Geistern und Engeln herumgeführt,
und es wurde ausgerufen, welch ein Teufel. Auch wurde er kalt gemacht
und gehörte so zu den kalten Höllischen, und wurde in die
Hölle versetzt.
*818.
Unter den Hinterbacken ist eine schauderhafte Hölle, wo die
daselbst Befindlichen sich mit Messern zu erstechen scheinen, indem
sie mit Messern auf die Brust anderer zielen, wie Furien, aber das
Messer wird ihnen immer im Augenblick des Stoßes genommen. Es
sind solche, die andere so sehr gehaßt hatten, daß sie
dieselben grausam zu töten trachteten und daher eine so
entsetzliche Natur annahmen. Es wurde mir diese Hölle geöffnet,
aber nur ein wenig, wegen ihrer entsetzlichen Grausamkeiten, damit
ich sehen möchte, wie der tödliche Haß beschaffen
ist.
*819.
Zur Linken, gleichlaufend mit den unteren Teilen des Körpers,
ist ein See, der ziemlich groß und länger als breit ist.
Um sein vorderes Ufer her erscheinen denen, die daselbst sind,
Ungetüme von Schlangen, wie sie in Sümpfen sind, mit
verpestendem Dunst. Am linken Ufer, weiter weg von da erscheinen
solche, die Menschenfleisch, ja sich selbst einander essen, indem sie
sich mit den Zähnen an anderer Schultern hängen. Zur Linken
noch weiter weg erscheinen große Fische, Walfisch-Ungetüme,
die den Menschen verschlingen und ausspeien. Am entferntesten, d.h.
auf dem entgegengesetzten Ufer, erscheinen die häßlichsten
Gesichter, besonders alte Weiber, so mißgestaltet, daß
sie nicht geschildert werden können. Sie laufen wie wahnsinnig
hin und her. Am rechten Ufer sind die, welche mit grausamen
Instrumenten einander umzubringen trachten. Die Instrumente sind
verschieden je nach den Abscheulichkeiten des Herzens. Inmitten des
Sees ist es überall schwarz, wie Versumpftes.
Einige
Male sah ich, welche zu diesem See geführt werden und
verwunderte mich darüber. Ich wurde aber von einigen, die von
daher kamen, belehrt, diese sagten, daß es solche seien, die
inneren Haß gegen den Nächsten gehegt haben, und daß
der Haß, sooft Gelegenheit gegeben war, ausgebrochen sei, worin
sie dann ihre größte Lust empfunden hätten. Und es
habe ihnen nichts größere Freude gemacht, als den
Nebenmenschen vor die Gerichte zu ziehen und zu machen, daß
über ihn Strafen verhängt wurden, und wenn die Anordnungen
des Gesetzes es nicht verhindert hätten, ihn umzubringen.
In
dergleichen verwandeln sich der Haß und die Grausamkeiten der
Menschen nach dem Leben des Leibes. Ihre ihnen daraus entstehenden
Phantasien sind, wie wenn sie lebten.
*820.
Solche, die Straßenraub und solche, die Seeräuberei bei
Leibesleben getrieben haben, lieben vor allen anderen Flüssigkeiten
stinkenden und stark riechenden Harn. Es kommt ihnen auch vor, als ob
sie in dergleichen wohnten, sodann auch in übel riechenden
Pfützen. Ein Räuber näherte sich mir und knirschte mit
den Zähnen; der Ton des Zähneknirschens wurde, was zu
verwundern ist, so deutlich gehört, wie wenn es von einem
Menschen wäre, obwohl sie keine Zähne haben. Er bekannte,
daß er viel lieber in garstiger Jauche leben wolle, als in den
klarsten Wassern, und daß der Harngestank es sei, an dem er
sich ergötze. In Mistjauchen-Behältern, sagte er, wolle er
lieber als sonstwo verweilen, und dort seine Wohnung haben.
*821.
Es gibt solche, die äußerlich ein ehrliches Gesicht haben
und ein ehrenhaftes Leben führen, so daß niemand etwas
anderes vermuten kann, als daß sie ehrbar seien. Da sie auf
alle Weise sich bestreben, so zu erscheinen, in der Absicht, sich zu
Ehrenstellen aufzuschwingen, und ohne ihrem guten Namen zu schaden,
Gewinn zu machen, darum gehen sie auch nicht offen zu Werke, sondern
berauben durch andere Menschen mit listigen Kunstgriffen andere ihrer
Güter, sich nichts darum bekümmernd, wenn auch die
Familien, die sie berauben, Hungers sterben mußten, was sie
auch, wenn es nicht vor der Welt offenbar würde, wirklich selbst
tun würden ohne Gewissen; sie sind jedoch so, wie wenn sie es
wirklich getan hätten. Sie sind heimliche Räuber, und die
Art ihres Hasses ist mit Hochmut, Gewinnsucht, Unbarmherzigkeit und
Betrug verbunden.
Solche
wollen im anderen Leben unsträflich sein, indem sie sagen, sie
hatten nichts Böses getan, weil es nicht aufgedeckt worden, und
um sich schuldlos zu erweisen, ziehen sie die Kleider aus, stellen
sich nackt hin, indem sie so ihre Unschuld bezeugen. Wenn sie geprüft
werden, so wird an jedem Wort und an jeder Denkvorstellung ihre ganze
Beschaffenheit wahrgenommen, was sie nicht wissen.
Solche
trachten im anderen Leben danach, ihre Genossen, auf die sie auch nur
immer stoßen mögen, gewissenlos zu morden; und sie haben
ein Beil bei sich und einen Hammer in der Hand und scheinen einen
anderen Geist bei sich zu haben, dem sie rücklings einen Streich
versetzen, jedoch nicht bis zum Blutvergießen, weil sie sich
vor dem Tode fürchten. Auch können sie diese Werkzeuge
nicht aus der Hand werfen (was sie jedoch mit größter Mühe
versuchen, um nicht als solche zu erscheinen), damit ihr roher Sinn
vor den Geistern und Engeln zur Erscheinung komme. Sie sind in
mittlerem Abstand unter den Füßen gegen vorne zu.
*822.
Es gibt eine Art des Hasses gegen den Nächsten, bei der sie ihre
Freude daran haben, Unrecht zu tun und jeden zu reizen, und je mehr
sie ihm Schaden zufügen können, desto mehr machen sie sich
daraus ein Vergnügen. Dergleichen gibt es vom untersten Pöbel
sehr viele, auch gibt es bei ihnen Gleichgesinnte, die nicht zum
Pöbel gehören, sondern äußerlich gesitteter
sind, infolge des höflichen Betragens, zu dem sie erzogen sind,
und wegen der Strafen des Gesetzes. Solche erscheinen nach dem Tode
am oberen Teil des Leibes nackt, mit fliegenden Haaren; sie stürzen
einer auf den anderen los, mit den Händen des andern Schultern
fassend, und reizen sie so. Sie springen dem anderen auf den Kopf,
kommen nach kurzen Rückgängen wieder und schlagen mit
Fäusten heftig zu. Die, welche gesitteter waren, und von denen
oben die Rede war, machen es ebenso, aber sie grüßen sich
vorher und schleichen hinten herum, und versetzen ihnen so eins mit
der Faust; wenn sie sie aber im Gesicht sehen, grüßen sie,
und gehen wieder hinten herum, und schlagen mit der Faust drein. So
bewahren sie den Schein; sie erscheinen links in mittlerer Höhe
in einiger Entfernung.
*823.
Alles, was der Mensch getan hat bei Leibesleben, kommt im anderen
Leben nach und nach wieder, sogar alles, was er gedacht hat. Wenn
Feindschaften, Haß und Betrug wiederkehren, so stellen sich
auch die Personen, gegen die man Haß gehegt und heimliche
Umtriebe gemacht hat, gegenwärtig dar, und zwar augenblicklich;
so verhält es sich im anderen Leben, von welcher Gegenwart,
vermöge der göttlichen Barmherzigkeit des Herrn, im
Folgenden. Und die Gedanken, die er gegen sie gehabt hat, liegen
offen zutage, denn es findet ein Innewerden der Gedanken statt,
weshalb dort die kläglichen Zustände, der verborgene Haß
offen ausbrechen. Bei denen, die böse sind, kommen ihre
Übeltaten und Gedanken auf diese Weise alle lebendig wieder. Bei
denen aber, die gut sind, nicht so, sondern alle ihre Zustände
des Guten ihre Freundschaft und Liebe mit höchster Wonne und
Seligkeit.
*824. Von den Höllen derer, die ihr Leben in
Ehebrüchen und Unzüchtigkeiten hingebracht haben; dann von
den Höllen der Hinterlistigen (dolosorum) und der Zauberinnen
(praestigiatricium).
Unter
der Ferse des linken Fußes ist die Hölle, wo diejenigen
sind, die ihre Freude an Grausamkeit und zugleich an Ehebrüchen
hatten und daran die höchste Lust ihres Lebens empfanden. Zu
verwundern ist, daß die, welche bei Leibesleben grausam waren,
auch vor anderen Ehebrecher waren. Die von solcher Art waren,
befinden sich in dieser Hölle. Hier verüben sie
Grausamkeiten in unsäglichen Weisen: Sie machen sich mittels
ihrer Phantasien Gefäße, wie zum Zerstampfen (quasi
trituratoria), wie man sie für das Kraut (olera) hat, und
Werkzeuge zum zerdreschen (instrumenta trituratoria), mit denen sie
so zermalmen und quälen, die sie können; dann auch eine Art
breiter Beile, wie sie die Henker haben, sowie auch Bohrer, mit denen
einer den anderen grausam mißhandelt, außer anderem
Gräßlichen.
Dort
befinden sich einige von den Juden, die in dieser grausamen Weise
einst mit den Heiden verfuhren; und heutzutage wächst diese
Hölle hauptsächlich von denen an, die zu der sogenannten
Christenheit gehören und die ganze Lust ihres Lebens in
Ehebrüche gesetzt hatten und meistens auch grausam sind.
Zuweilen verwandelt sich ihre Lust in den Gestank von Menschenkot,
der, wenn diese Hölle geöffnet wird, dick hervorqualmt. Er
wurde in der Geisterwelt empfunden, und da bin ich davon fast in
Ohnmacht gefallen. Dieser Kotgeruch nimmt abwechselnd die Hölle
ein, und hört abwechselnd wieder auf, es ist ihre Lust an
Ehebrüchen, die sich in einen solchen argen Geruch verwandelt.
Im
Verlauf der Zeit, wenn sie ihre Periode (aetatem) in dergleichen
zugebracht haben, werden sie allein gelassen und sitzen in der Qual
und werden wie scheußliche Totengerippe, leben aber gleichwohl.
*825.
In der Fläche der Fußsohlen vorne, in ziemlicher Weite,
ist die Hölle, die Gehenna genannt wird, wo sich unzüchtige
Weiber befinden, die ihre ganze Lust in Ehebrüche gesetzt und
die Ehebrüche nicht bloß für erlaubt, sondern auch
für ehrbar gehalten und Arglose und Unschuldige unter mancherlei
Schein der Ehrbarkeit zu solchen verlockt haben. Es scheint daselbst
wie etwas Feuriges, dergleichen bei einer großen Feuerbrunst in
der Luft aufzuleuchten pflegt. Auch ist eine Hitze dabei, was mir
durch die von da in mein Angesicht ausströmende Wärme zu
empfinden gegeben wurde, und ein Gestank ungefähr wie von
verbrannten Knochen und Haaren, der von da ausdünstet. Diese
Hölle verwandelt sich zuweilen in gräßliche
Schlangen, die sie beißen; sie wünschen sich dann den Tod,
können aber nicht sterben.
Einige
von da Losgelassene kamen zu mir und sagten, daß daselbst eine
große Hitze sei, und daß, wenn ihnen gestattet wird,
einer Gesellschaft guter Geister sich zu nähern, diese Hitze
sich in schneidende Kälte verwandle, und dann walle bei ihnen
die Hitze und die Kälte von einem Äußersten zum
anderen, wodurch sie ebenfalls jämmerlich gequält werden.
Aber gleichwohl haben sie ihre Zwischenzeiten (interstitia),
innerhalb derer sie in der Brunst ihrer feurigen Wollust sind; aber,
wie gesagt, ihre Zustände wechseln.
*826.
Es waren einige von beiderlei Geschlecht aus der sogenannten
Christenheit, die im Leben ihres Leibes die Ehebrüche nicht bloß
für erlaubt, sondern auch für heilig gehalten, und so
Gemeinschaftsehen (communia conjugia), wie sie dieselben gottloser
Weise nannten, unter dem Schein der Heiligkeit gehabt hatten. Ich
sah, daß sie in die Gehenna geschickt wurden. Als sie aber
dorthin kamen, ging eine Veränderung vor: das Feurige der
Gehenna, das eher ins Rötliche fällt, wurde infolge ihrer
Ankunft mehr weißglühend, und man bemerkte, daß sie
nicht zusammenstimmen konnten; weshalb denn diese ruchlose Rotte von
da ausgeschieden und in eine Gegend nach hinten versetzt wurde, und
zwar wie man sagte, in eine andere Welt, wo sie in Sumpfe versenkt
werden sollten, und von da in eine neue Gehenna, die für sie
sei. Man hörte in der Gehenna etwas Zischendes, das nicht
beschrieben werden kann, aber das Zischen oder Sumsen der Gehenna war
gröber, als das von diesen, welche die Heiligkeit durch
Ehebrüche geschändet hatten.
*827.
Die, welche mittels der ehelichen Liebe und der Liebe zu den Kindern
Schlingen legen, indem sie sich so benehmen, daß der Ehemann
keinen Verdacht hegt, daß die Gäste nicht keusch, arglos
und Freunde seien und unter solchem und manchem anderen Schein um so
sicherer Ehebruch treiben, sind in der Hölle unter den
Hinterbacken, im garstigsten Auswurf und werden abgeödet, bis
sie wie Knochen werden, weil sie zu den Hinterlistigen gehören.
Solche wissen nicht einmal, was Gewissen ist.
Ich
sprach mit ihnen, und sie wunderten sich, daß jemand ein
Gewissen habe, und daß man sage, Ehebrüche seien gegen das
Gewissen. Man sagte ihnen, daß es solchen gewissenlosen
Ehebrechern ebenso unmöglich sei, in den Himmel zu kommen, wie
es einem Fisch ist, in die Luft oder einem Vogel in den Äther zu
kommen, weil sie, wenn sie sich nur nähern, wie ein Ersticken
empfinden und dergleichen Lust sich in greulichen Gestank verwandelt.
Ferner sagte man ihnen, daß es nicht anders geschehen könne,
als daß sie in die Hölle verstoßen werden und am
Ende wie knöchern werden, mit wenig Leben, weil sie ein solches
Leben sich angeeignet haben, bei dessen Verlust so wenig wahrhaft
menschliches Leben übrigbleibe.
*828.
Die welche nichts brünstiger begehren, als Jungfrauen zu
entehren und denen die Jungfrauschaften und der Raub der
Jungfrauschaften zur höchsten Lust gereichen, ohne alle Absicht
auf Ehe und auf Kinder, und die, wenn sie der Jungfrauschaft Blüte
geraubt, sie nachher im Stich lassen, ihrer überdrüssig
werden und sie dem Schimpf preisgeben. Weil sie ein solches Leben
geführt haben, das gegen die natürliche, die geistige und
die himmlische Ordnung, und nicht allein gegen die eheliche Liebe,
die im Himmel höchst heilig gehalten wird, sondern auch gegen
die Unschuld ist, die sie verletzen und morden indem sie unschuldige
Mädchen, denen die eheliche Liebe hatte eingeflößt
werden können, ins buhlerische Leben einführen - es ist ja
bekannt, daß es die erste Blüte der Liebe ist, welche die
Jungfrauen in eine keusche, eheliche Liebe einführt und die
Seelen der Gatten verbindet und weil die Heiligkeit des Himmels sich
gründet auf die eheliche Liebe und auf die Unschuld, sie aber
innerlich solche Mörder sind, so haben sie im anderen Leben die
schwerste Strafe auszustehen. Es kommt ihnen vor, als ob sie auf
einem wütenden Pferde säßen, das sie in die Höhe
wirft, so daß sie gleichsam mit Lebensgefahr vom Pferd
abgeworfen werden. Ein solcher Schrecken wird ihnen eingejagt.
Hierauf scheint es ihnen, als befänden sie sich unter dem Bauch
des wütenden Pferdes und bald, als schlüpften sie durch den
hinteren Teil des Pferdes in dessen Bauch; und plötzlich ist es
ihnen, als ob sie in dem Bauch einer garstigen Buhldirne wären,
welche Dirne sich in einen großen Drachen verwandelt, und hier
bleiben sie eingehüllt in der Qual. Diese Strafe kehrt oftmals
wieder, innerhalb Jahrhunderten und Jahrtausenden, bis sie von
Schauder vor solchen Begierden erfüllt werden. Von ihren
Sprößlingen wurde mir gesagt, daß sie schlimmer
seien, als andere Kinder, weil sie so etwas vom Vater her erblich an
sich haben, daher auch selten Kinder aus der Begattung von solchen
geboren werden, und die, welche geboren werden, nicht lange am Leben
bleiben.
*829.
Die, welche bei Leibesleben unzüchtig denken und alles, was
andere reden, ins Unzüchtige verkehren, auch das Heilige, und
zwar auch noch als Erwachsene und als Greise, da doch keine
natürliche Lüsternheit mehr dazu anreizt, lassen auch im
anderen Leben nicht ab, so zu denken und zu reden. Und weil dort ihre
Gedanken sich mitteilen, und zuweilen bei anderen Geistern zu
unzüchtigen Darstellungen werden, woraus dann Ärgernisse
entstehen, so ist ihre Strafe, daß sie vor den Geistern, die
sie verletzt hatten, waagrecht hingeworfen und wie eine Rolle von der
Linken zur Rechten schnell herumgewälzt werden, hernach schief
in anderer Lage, und so wieder in einer anderen, nackt vor allen,
oder halbnackt, je nach der Beschaffenheit ihrer Geilheit, und
zugleich wird ihnen Scham eingejagt. Dann werden sie mit Kopf und
Füßen überzwerch wie eine Achse umgedreht; es wird
ihnen ein Widerstreben beigebracht und zugleich Schmerz; denn es
wirken zwei Kräfte, eine rundum und die andere rückwärts;
so geschieht es denn mit schmerzhafter Verziehung. Wenn dies vorüber
ist, so wird ihnen Gelegenheit gegeben, sich dem Anblick der Geister
zu entziehen, und ihnen Scham eingeflößt. Es gibt aber
gleichwohl solche, die sie versuchen, ob sie noch auf dergleichen
bestehen. Solange sie aber im Zustand der Scham und des Schmerzes
sind, hüten sie sich davor. So sind sie für sich verborgen,
obwohl sie wissen, wo sie sind. Diese Strafe erschien vorwärts
in einiger Entfernung.
Es
gibt auch Buben, Jünglinge und junge Männer, die nach der
Torheit ihres Alters und ihrem geilen Trieb die abscheulichen
Grundsätze angenommen haben, daß die Frauen, besonders die
jungen und schönen, nicht für den Mann da sein dürfen,
sondern für sie und ihresgleichen; während der Mann nur der
Hausvater und Erzieher der Kinder bleibe. Diese werden im anderen
Leben auch erkannt am bübischen Ton der Rede. Sie befinden sich
daselbst hinter dem Rücken in einiger Höhe. Diejenigen
unter ihnen, die sich in ihren Grundsätzen und in einem
denselben gemäßen wirklichen Leben verhärtet haben,
werden im anderen Lehen jämmerlich gestraft, indem sie hin und
her verrenkt oder verdreht werden (per colluxationes el reluxationes,
seu contorsiones et retorsiones), und zwar von Geistern, die ihnen
durch Kunst die Einbildung von einem Körper, und zugleich ein
körperliches Schmerzgefühl beibringen können. Durch
dieses Hin- und Herreißen (reverberationes) und die zugleich
beigebrachten Gegenstrebungen, werden sie so zerfleischt, daß
es ihnen unter unmenschlichen Schmerzen vorkommt, als seien sie
gleichsam in kleine Stücke zerrissen. Und dies so oft, bis sie
von Schauder vor solchen Lebensgrundsätzen durchschüttert
ablassen, so zu denken.
*830.
Diejenigen, die mit scharfsinniger Hinterlist (acuto dolo) die
Menschen betrügen, indem sie ein freundliches Gesicht und Rede
zeigen, inwendig aber giftige Ränke schmieden, und so die
Menschen einnehmen, in der Absicht, sie zu verderben, deren Hölle
ist noch grauenhafter als die Hölle der Mörder. Es kommt
ihnen vor, als lebten sie unter Schlangen; und je verderblicher ihre
Tücken waren, desto gräßlichere und giftigere und
desto mehr Schlangen erscheinen, die sie umgeben und quälen. Sie
wissen nicht anders, als daß es Schlangen seien, sie fühlten
die gleichen Schmerzen und die gleichen Qualen, was wohl wenige
glauben werden, es ist aber dennoch wahr. Sie sind diejenigen, die
mit Vorbedacht Ränke schmieden, und darin die Lust ihres Lebens
empfinden.
Der
Heimtückischen (dolosorum) Strafen sind verschieden, je nach der
Natur der Hinterlist (doli) eines jeden. Im allgemeinen werden sie in
den Gesellschaften nicht geduldet, sondern ausgeschlossen; denn
alles, was ein Geist denkt, wissen und durchschauen die Nachbarn
sogleich, somit ob Hinterlist und welcherlei Hinterlist da ist. Daher
sie, aus den Gesellschaften verstoßen, endlich einsam dasitzen
und dann mit breitem Gesicht erscheinen, so breit, wie vier oder Fünf
Gesichter anderer zusammengenommen, mit breitem, fleischfarbigem Hut.
So sitzen sie wie Bilder des Todes in der Qual.
Es
gibt andere, die von Natur tückisch (dolosi) sind, somit nicht
mit Vorbedacht, und nicht heimlicher Weise unter anderer Miene: diese
werden gleich erkannt, und ihr Denken wird deutlich wahrgenommen.
Auch brüsten sie sich damit, wie wenn sie als listig erscheinen
wollten. Diese haben keine solche Hölle. Doch mehr von den
Ränkevollen, vermöge der göttlichen Barmherzigkeit des
Herrn, im Folgenden.
*831.
Es gibt Frauen, die ihren Neigungen gefrönt und bloß sich
und der Welt gelebt und das ganze Leben und alle Lebensfreude in den
äußeren Anstand gesetzt hatten und daher auch in der
bürgerlichen Gesellschaft mehr als andere geschätzt waren;
infolgedessen haben sie von ihrem wirklichen Leben und dem
angeeigneten Wesen her die Fertigkeit erlangt, durch ihre anständigen
Manieren in die Begierden und Freuden anderer sich unter dem Schein
der Ehrbarkeit einzuschleichen, aber mit der Absicht zu herrschen.
Daher denn ihr Leben ein heuchlerisches und ränkevolles wurde.
Sie hatten gleich anderen die Kirchen besucht, aber in keiner anderen
Absicht, als um ehrbar und fromm zu erscheinen. Im übrigen waren
sie ohne Gewissen, zu Schandtaten und Ehebrüchen äußerst
geneigt, wenn sie nur verheimlicht werden konnten. Solche denken im
anderen Lehen ebenso. Was Gewissen ist, wissen sie nicht, sie
verlachen diejenigen, die das Gewissen nennen. Sie schleichen sich in
jede Art von Neigungen anderer ein, indem sie Ehrbarkeit,
Frömmigkeit, Barmherzigkeit, Unschuld erheucheln, die für
sie die Mittel zu täuschen sind, und sooft ihnen die äußeren
Fesseln genommen werden, rennen sie in die größten und
schändlichsten Verbrechen.
Diese
sind es, die im anderen Leben Magierinnen (magae) oder Zauberinnen
(praestigiatrices) werden, von denen es einige gibt, die man Sirenen
nennt; und dort ergreifen sie Künste, die in der Weit unbekannt
sind: sie sind wie Schwämme, die abscheuliche Kunstgriffe
einsaugen, und mit solchem Geschick, daß sie dieselben mit
Gewandtheit ausüben können. Die in der Weit unbekannten
Künste, die sie dort erlernen, sind: daß sie wie anderswo
reden können, so daß man eine Stimme wie von guten
Geistern, an einem anderen Ort hört; daß sie zu gleicher
Zeit gleichsam bei mehreren sein können, indem sie so andere
bereden, sie seien gleichsam überall gegenwärtig; daß
sie reden wie mehrere zugleich, und an mehreren Orten zugleich; daß
sie das, was von guten Geistern und auch von engelischen Geistern
einfließt, abwenden und alsbald auf verschiedene Weise zu ihren
Gunsten verkehren können; daß sie die Gestalt
(similitudinem) eines anderen annehmen können durch
Vorstellungen, die sie auffangen und ausprägen; daß sie
jedem eine Neigung zu ihnen einflößen, indem sie sich in
den eigentlichen Zustand der Neigung des anderen einschleichen, sich
plötzlich dem Anblick entziehen und unsichtbar werden. Sie
können vor den Geistern eine weißglänzende Flamme ums
Haupt darstellen, und zwar vor mehreren, was ein engelisches Zeichen
ist; Unschuld heucheln auf verschiedene Arten, auch indem sie Kinder
vorstellen, die sie küssen. Sie geben auch anderen, gegen die
sie einen Haß haben, ein, sie sollen sie umbringen, weil sie
wissen, daß sie doch nicht sterben können; nachher klagen
sie dann diese als Mörder an, und breiten es aus. Sie regten aus
meinem Gedächtnis alles auf, was ich Böses gedacht und
getan hatte, und zwar in sehr geschickter Weise. Als ich im Schlaf
war, redeten sie ganz wie aus mir mit anderen, so daß die
Geister beredet wurden, und zwar Falsches und Unflätiges; und so
mehreres dergleichen.
Ihre
Natur ist so suggestiv, daß man in ihr nichts Zweifelhaftes
ahnt, daher ihre Vorstellungen nicht, wie die der anderen Geister,
mitgeteilt werden. Auch haben sie gleichsam Schlangenaugen, wie man
sagt, indem sie mit ihrem Gesicht und ihrer Vorstellung überall
gegenwärtig sind. Diese Zauberinnen oder Sirenen werden hart
gestraft. Einige in der Gehenna, andere in einem Hof (curia) unter
Ottern. Andere durch Verziehungen und verschiedene Zusammenstoßungen
mit dem größten Schmerz und Qual. Im Verlauf der Zeit
werden sie ausgeschieden und werden vom Kopf bis zur Ferse wie
Totengerippe.
*938. Vo den Höllen der Geizigen und von dem
unsauberen Jerusalem und den Räubern in der Wüste. Sodann
von den kotigen Höllen derjenigen, die in lauter Vergnügungen
gelebt haben.
Die
Geizigen sind die allerschmutzigsten und denken am allerwenigsten an
ein Leben nach dem Tod, an die Seele und an den inneren Menschen; sie
wissen nicht einmal, was der Himmel ist, weil sie am allerwenigsten
ihre Gedanken erheben, sondern sie ganz eingießen und versenken
ins Leibliche und Irdische. Wenn sie ins andere Leben kommen, wissen
sie daher lange nicht, daß sie Geister sind, sondern meinen sie
seien noch ganz im Leibe. Die Vorstellungen ihres Denkens, die vom
Geiz gleichsam körperlich und irdisch wurden, verwandeln sich in
gräßliche Einbildungen und, was unglaublich, jedoch wahr
ist, es kommt den schmutzig Geizigen vor, als wohnten sie in Kellern,
wo ihre Gelder sind und als würden sie den von Mäusen
angefallen. Wie sehr sie aber auch beunruhigt werden, so gehen sie
doch nicht von da weg, bis sie ermüdet sind. Erst dann winden
sie sich endlich aus diesen Gräbern heraus.
*939.
In was für schmutzige Einbildungen sich die Denkvorstellungen
derer, die schmutzig geizig waren, verwandeln, ergibt sich aus ihrer
Hölle, die tief unter den Füßen liegt. Es qualmt von
da ein Dampf heraus, wie der Dampf von Schweinen, denen in einem Trog
die Haut abgezogen worden; dort sind der Geizigen Wohnsitze. Die
dahin kommen erscheinen zuerst schwarz, und es kommt ihnen vor, als
ob sie hier durch das Abschaben der Haare, wie bei den Schweinen zu
geschehen pflegt, weiß wurden, so erscheinen sie sich auch
alsdann; aber dennoch bleibt, wohin sie auch kommen mögen, ein
Merkmal davon zurück, daß sie solche seien.
Ein
gewisser schwarzer Geist, der noch nicht in seine Hölle gebracht
worden war, weil er noch in der Geisterwelt verweilen sollte, wurde
dort hinabgelassen; derselbe war nicht so geizig gewesen, aber
dennoch hatte er, solange er lebte, boshaft nach anderer Güter
getrachtet. Als er nun daselbst anlangte, flohen die Geizigen von da
weg und sagten, er sei ein Räuber, weil schwarz, und wolle sie
morden; denn die Geizigen fliehen solche, weil sie sehr für ihr
Leben furchten. Als sie endlich erfuhren, er sei kein solcher Räuber,
sagten sie ihm, wenn er weiß werden wolle, so müßten
ihm, wie den Schweinen, die vor dem Blick erschienen, die Haare
abgestreift werden, so wurde er weiß werden. Das wollte er aber
nicht, und wurde nun wieder unter die Geister versetzt.
*940.
In dieser Hölle sind großenteils Juden, die schmutzige
Geizhälse waren, deren Gegenwart, auch wenn sie zu anderen
Geistern kommen, an dem Mäusegestank empfunden wird. Weil von
den Juden die Rede ist, so darf ich berichten, wie jämmerlich
ihr Zustand nach dem Tode ist, nämlich derer, die schmutzige
Geizhälse gewesen waren und aus angeborenem Hochmut andere neben
sich verachtet hatten, weil sie meinten, sie seien allein die
Auserwählten; dann auch von ihren Städten und den Räubern
in der Wüste.
Infolge
der Einbildung, die sie bei Leibesleben gefaßt, und in der sie
sich bestärkt haben, daß sie nach Jerusalem kommen werden,
und damit in das heilige Land, das sie besitzen sollten, indem sie
nicht wissen wollten, daß unter dem neuen Jerusalem verstanden
wird das Reich des Herrn in den Himmeln und auf Erden, erscheint
ihnen, wenn sie ins andere Leben kommen, zur Linken der Gehenna, ein
wenig vorwärts, eine Stadt, in der sie haufenweise ankommen.
Allein diese Stadt ist kotig und stinkend, daher sie das unsaubere
Jerusalem genannt wird. Hier laufen sie hin und her durch die Gassen,
im Schlamm und Kot bis über die Knöcheln, klagend und
heulend. Städte sehen sie mit Augen, auch Gassen, sie haben eine
Vorbildung von dergleichen, wie bei hellem Tage. Ich habe auch einige
Male solche Städte gesehen.
Es
erschien mir ein Finsterling (quidam obscurus), der aus diesem
unsauberen Jerusalem kam. Es wurde etwas wie ein Tor aufgetan, um ihn
her waren Irrsterne, besonders zu seiner Linken. Die Irrsterne um
einen Geist her bedeuten in der Geisterwelt Falschheiten (anders ist
es, wenn es keine Irrsterne sind). Er näherte sich mir und
machte sich an mein linkes Ohr oberhalb, das er gleichsam mit dem
Mund berührte, um mit mir zu reden. Er redete aber nicht mit
lauter Stimme, wie andere, sondern inwendig in sich hinein, immerhin
jedoch so, daß ich es hörte und verstand. Er sagte, er sei
ein jüdischer Rabbiner und sei lange Zeit her in jener kotigen
Stadt gewesen. Er sagte auch, die Gassen daselbst seien nichts als
Schlamm und Kot, ieuten in der Geisterwelt Falschheiten (anders ist
es, wenn es keine Irrsterne sind). Er näherte sich mir und
machte sich an mein linkes Ohr oberhalb, das er gleichsam mit dem
Mund berührte, um mit mir zu reden. Er redete aber nicht mit
lauter Stimme, wie andere, sondern inwendig in sich hinein, immerhin
jedoch so, daß ich es hörte und verstand. Er sagte, er sei
ein jüdischer Rabbiner und sei lange Zeit her in jener kotigen
Stadt gewesen. Er sagte auch, die Gassen daselbst seien nichts als
Schlamm und Kot, ieuten in der Geisterwelt Falschheiten (anders ist
es, wenn es keine Irrsterne sind). Er näherte sich mir und
machte sich an mein linkes Ohr oberhalb, das er gleichsam mit dem
Mund berührte, um mit mir zu reden. Er redete aber nicht mit
lauter Stimme, wie andere, sondern inwendig in sich hinfinde Ihn
überall, und Er höre und kenne alle. Aber da zogen ihn
andere jüdische Geister zurück.
*941. Es
ist auch eine andere Stadt zur Rechten der Gehenna, aber zwischen der
Gehenna und dem Pfuhl, wo, wie es ihnen scheint, die Besseren von den
Juden wohnen, aber diese Stadt verändert sich ihnen je nach
ihren Phantasien. Bald verwandelt sie sich in Dörfer, bald in
einen Sumpf, bald wiederum in eine Stadt. Sie haben daselbst Furcht
vor Räubern, und solange sie in dieser Stadt sind, sind sie
sicher.
Zwischen
beiden Städten ist gleichsam ein dreieckiger finsterer Raum, da
sind die Räuber, die Juden sind, aber die schlimmsten von ihnen,
die alle, auf die sie irgend stoßen, jämmerlich quälen.
Diese Räuber nennen die Juden aus Furcht den Herrn, und die
Wüste, in der sie sind, nennen sie die Erde. Damit sie sicher
vor den Räubern in diese Stadt zur Rechten kommen mögen,
ist an der Grenze im Eck ein guter Geist, der die Kommenden empfängt.
Wenn sie zu ihm kommen, bücken sie sich zur Erde und werden dann
unter seinen Füßen eingelassen, und das ist der Gebrauch
der Einlassung in diese Stadt.
Ein
Geist kam plötzlich zu mir; ich fragte, woher er komme, er
sagte, er fliehe und fürchte sich vor den Räubern, welche
die Leute töten, zermetzeln, verbrennen, braten, und suche nun,
wo er sicher sein könne. Ich fragte, woher er wäre und aus
welchem Land. Er wagte aus Furcht nichts anderes zu antworten, als
daß das Land (terra) des Herrn sei, denn die Wüste nennen
sie das Land, und die Räuber den Herrn. Es kamen hernach Räuber,
die sehr schwarz waren und in einem Baßton redeten wie die
Riesen, und, was zu verwundern ist, wenn sie herkommen, wirklich
einen fühlbaren Schrecken und Schaudereinjagen. Ich fragte, wer
sie waren; sie sagten, sie suchten Beute. Ich fragte, wo sie ihre
Beute hintragen wollten, ob sie nicht wußten, daß sie
Geister seien, und daß sie weder Beute wegnehmen, noch
zusammenscharren können, und daß dergleichen nur
Einbildungen der Bösen seien. Sie antworteten, sie seien in der
Wüste und gingen auf Raub aus und quälten die, auf die sie
stoßen. Sie anerkannten endlich, während sie bei mir
waren, daß sie Geister seien, aber gleichwohl konnten sie nicht
dahin gebracht werden, anders zu glauben, als daß sie im Leibe
lebten.
Es
sind Juden, die so herumschweifen, und im Munde führen toten,
niedermetzeln, verbrennen, braten, und dies gegen alle, selbst wenn
sie Juden oder Freunde sind.
Hieraus
wurde auch offenbar, von welcher Gesinnung sie sind, obwohl sie in
der Welt nicht wagen, so etwas sich merken zu lassen.
*942.
Nicht weit von dem unsauberen Jerusalem ist auch noch eine andere
Stadt, die genannt wird das Gericht der Hölle (Judicium
Gehennae); daselbst sind die, welche aus eigener Gerechtigkeit sich
den Himmel zusprechen und andere verdammen, die nicht nach ihren
Einbildungen leben. Zwischen dieser Stadt und der Hölle
erscheint wie eine Brücke, ziemlich schön, von blasser oder
grauer Farbe, wo ein schwarzer Geist ist, den sie fürchten, und
der sie vom Übergang zurückhält; denn auf der anderen
Seite der Brücke erscheint die Hölle (gehenna).
*943.
Die, welche bei Leibesleben bloß auf Vergnügungen
ausgingen und nur ihren Neigungen frönen und in Pracht und
Herrlichkeil Leben wollten, allein ihnen selbst und der Welt sich
widmend, göttliche Dinge für nichts achtend, ohne Glauben
und Liebtätigkeit, werden nach dem Tode zuerst in ein Leben
eingeführt, das demjenigen, das sie in der Welt hatten, ähnlich
ist. Es ist ein Ort vorne zur Linken, ziemlich tief, wo nichts als
Vergnügungen, Spiele, Tanze, Schmausereien und Unterhaltungen
sind; dahin werden solche versetzt, und dann wissen sie nicht anders,
als daß sie noch in der Welt seien: allein die Szene ändert
sich; nach einiger Zeit werden sie hinabgelassen in die Hölle
(Infernum) unter den Hinterbacken, die ganz kotig ist; denn ein
solches Vergnügen, das bloß körperlich ist,
verwandelt sich im anderen Leben in Kotiges; ich sah sie dort Mist
tragen und jammern.
*944.
Frauen, die von einem niedrigen und gemeinen Stand her reich wurden,
und aus Stolz darauf sich ganz den Vergnügungen und einem
üppigen und müßigen Leben hingegeben hatten, indem
sie, wie Königinnen auf Pfuhlen lagerten, am Spieltisch und zur
Tafel saßen und sich um nichts anderes bekümmerten,
geraten im anderen Leben, wenn sie zusammenkommen, arg aneinander,
zerschlagen und zerreißen sich, und ziehen sich an den Haaren
und werden wie Furien.
*945.
Anders aber diejenigen, die in Vergnügungen oder
Annehmlichkeiten des Lebens geboren und von Kindheit an zu
dergleichen erzogen worden sind, wie die Königinnen und andere
von edler Herkunft, so wie auch die Reichen. Solche sind, obwohl in
Vergnügungen und in Pracht und Glanz aufgewachsen, wofern sie
nur zugleich im Glauben an den Herrn und in Liebtätigkeit gegen
den Nächsten gelebt haben, im anderen Leben unter den Seligen:
denn daß man den Genüssen des Lebens, der Macht und dem
Reichtum entsagen, und so durch Leiden den Himmel verdienen müsse,
ist falsch; aber sowohl die Vergnügungen als auch die Macht und
den Reichtum für nichts achten gegenüber (respectiva ad)
dem Herrn, und das Leben der Welt für nichts gegenüber dem
himmlischen Leben, das ist es, was im Worte gemeint ist.
*946.
Ich redete mit Geistern davon, daß wohl wenige glauben werden,
es gebe so vieles und von solcher Art im anderen Leben, aus dem
Grund, weil der Mensch keinen anderen Begriff hat von seinem Leben
nach dem Tod, als nur einen ganz allgemeinen und dunklen, der keiner
ist, und in dem sie sich bestärkt haben durch das, daß sie
eine Seele oder einen Geist nicht mit Augen sehen konnten, und daß
die Gelehrten, obwohl sic behaupten, es gebe eine Seele oder einen
Geist, dennoch, weil sie an erdichteten Wörtern und Ausdrücken
hängen, die das Verständnis der Dinge vielmehr verdunkeln,
ja auslöschen, und weil sie sich selbst und der Welt, selten
aber dem allgemeinen Besten und dem Himmel leben, noch weniger als
die sinnlichen Menschen glauben.
Die
Geister, mit denen ich geredet, haben sich verwundert, daß der
Mensch von solcher Art ist, da er doch weiß, daß es in
der Natur selbst und in jedem ihrer Reiche soviel Wunderbares und
Mannigfaltiges gibt, das er nicht kennt, wie z.B. im Inwendigen des
menschlichen Ohres, von dem man ein ganzes Buch mit erstaunlichen und
unerhörten Dingen füllen könnte, welchen ein jeder
Glauben schenkte. Dagegen, wenn von der geistigen Welt, aus der doch
alles und jedes, was in den Reichen der Natur ist, entsteht, etwas
gesagt wird, so glaubt es kaum jemand; wie gesagt, infolge der
vorgefaßten und verfestigten Meinung, daß es nicht sei,
weil man es nicht sieht.
*947. Von anderen Höllen, die von den
früheren unterschieden sind.
Denjenigen,
die hinterlistig (dolosi) sind, und alles durch arglistige Ränke
erlangen zu können meinen und sich darin bei Leibesleben
bestärkt hatten, durch den guten Erfolg, den sie damit hatten,
kommt es vor, als wohnten sie in einer Tonne zur Linken, welche die
höllische Tonne (tonna infernalis) heißt. Über
derselben ist eine Decke, und außerhalb auf pyramidenförmigem
Gestell eine Scheibe (orbiculus), die sie für das Weltall
halten, das sie zu beaufsichtigen und zu regieren hatten; ganz so
kommt es ihnen vor. Diejenigen von ihnen, die Unschuldige auf
hinterlistige Art verfolgt halten, sind hier jahrhundertelang. Es
wurde mir gesagt, daß einige schon zwanzig Jahrhunderte hier
zugebracht hatten.
Wenn
sie herausgelassen werden, so haben sie eine solche Phantasie, daß
sie glauben, das Weltall sei eine Scheibe (orbis), um die sie
herumgehen und die sie mit Füßen treten, indem sie sich
für die Götter des Weltalls halten. Einige Male erschienen
sie mir, und ich redete mit ihnen von ihrer Einbildung. Weil sie aber
von solcher Art in der Welt gewesen waren, so konnten sie nicht davon
abgebracht werden.
Ich
wurde auch einige Male inne, mit welch feiner Hinterlist sie die
Gedanken verdrehen und augenblicklich anderswohin ziehen und anderes
unterschieben können, so daß man kaum erkennen könnte,
daß es von ihnen herkam. Und dies in solcher Art, daß es
unglaublich ist. Weil sie so geartet sind, werden sie gar nicht zu
den Menschen gelassen, denn sie flößen auf so geheime und
verborgene Weise Gift ein, daß man es gar nicht merken kann.
*948.
Es ist auch zur Linken eine andere Tonne (so kommt es ihnen nämlich
vor), in dieser sind einige, die bei Leibesleben gemeint hatten, sie
hätten, wenn sie Böses taten, Gutes getan, und umgekehrt,
so daß sie ins Böse das Gute setzten. Diese verweilen dort
eine Zeitlang, und werden dann der Vernunft beraubt, und wenn sie
diese verloren, sind sie wie im Schlaf, und nichts von dem, was sie
alsdann tun, wird ihnen zugerechnet. Aber gleichwohl kommt es ihnen
vor, als seien sie wach. Wird ihnen die Vernunft wieder gegeben, so
kommen sie wieder zu sich und sind wie andere Geister.
*949.
Zur Linken vorwärts ist ein Gewölbe (camera) wo gar kein
Licht, sondern lauter Finsternis ist, daher es das dunkle Gewölbe
(camera obscura) heißt. Hier sind die, welche nach den Gütern
anderer getrachtet und ihren Sinn beständig auf dieselben
gerichtet, und sie auch, ohne sich ein Gewissen daraus zu machen,
weggenommen hatten, so oft sie es unter einem scheinbaren Vorwand
gekonnt hatten. Es sind hier solche, die, solange sie in der Welt
lebten, in ziemlich hohen Würden gestanden und die Ehre der
Klugheit in arglistige Ränke gesetzt hatten. In diesem Gewölbe
beratschlagen sie sich untereinander, gerade wie einst bei
Leibesleben, durch welche betrügerischen Mittel sie andere
hintergehen wollen. Finsternis nennen sie hier eine Lust. Es wurde
mir ihr Bild gezeigt, und ich sah es, wie am hellen Tage, und wie
die, welche hier sind und betrüglich gehandelt haben, am Ende
werden, daß nämlich ihr Gesicht greulicher wird als das
eines Toten, bleifarbig, wie bei den Leichnamen, mit abscheulichen
Falten und Gruben (cum lacunis horrendis); so leben sie in Angstqual
dahin.
*950.
Eine Horde Geister fuhr von der Seite der Hölle (gehenna) her in
die Höhe nach vorne, und an ihrer Sphäre erkannte man (denn
die Beschaffenheit der Geister kann man, sobald sie nahen, schon an
ihrer Sphäre erkennen), daß sie den Herrn gering schätzten
und allen Gottesdienst verachteten. Ihre Rede war wellenförmig.
Einer von ihnen, der ärgerliche Dinge gegen den Herrn
vorbrachte, wurde sogleich hinabgeworfen gegen die eine Seite der
Hölle hin. Sie schwebten vorne über das Haupt hin, in der
Absicht, solche zu treffen, mit denen sie sich verbinden konnten, um
andere zu unterjochen. Sie wurden aber auf dem Weg aufgehalten, und
es wurde ihnen gesagt, sie sollten ablassen, weil dies ihnen übel
bekommen würde. So hielten sie denn inne. Dann sah man sie: sie
waren von Angesicht schwarz, und um das Haupt hatten sie eine weiße
Binde, wodurch bezeichnet wird, daß sie den Gottesdienst, so
wie auch das Wort des Herrn, für etwas Schwarzes ansahen, das
nur dazu diene, das gemeine Volk in den Banden des Gewissens zu
halten. Ihre Wohnung ist in der Nähe der Hölle (gehenna),
wo fliegende, jedoch nicht giftige Drachen sind, daher sie die
Drachenwohnung (Domicilium draconum) heißt. Weil sie aber nicht
hinterlistig sind, so ist ihre Hölle nicht so hart. Solche
schreiben auch sich selbst und ihrer Klugheit alles zu und rühmen
sich; sie fürchten niemand, es wurde ihnen aber gezeigt, daß
schon ein Zischen sie in Schrecken setzen und in Flucht jagen kann.
Als sie ein Zischen hörten, glaubten sie aus Schrecken, die
ganze Hölle komme herauf, sie zu holen, und aus Helden wurden
sie auf einmal wie Weiber.
*951.
Die, welche sich bei Leibesleben für heilig gehalten hatten,
sind in der unteren Erde vor dem linken Fuß; daselbst
erscheinen sie sich zuweilen mit glänzendem Angesicht, was von
den Vorstellungen herkommt, die sie von ihrer Heiligkeit haben. Ihr
Ausgang ist aber, daß sie dort gehalten werden in der größten
Begierde, in den Himmel aufzufahren, den sie in der Höhe
glauben. Ihre Begierde wird immer größer und verwandelt
sich mehr und mehr in Angst, die ungeheuer zunimmt, bis sie endlich
anerkennen, daß sie nicht heilig sind. Wenn sie von da
herausgelassen werden, wird ihnen ihr eigener Geruch, der stinkend
ist, zu empfinden gegeben.
*952.
Es glaubte einer, er habe in der Welt heilig gelebt, damit er von den
Menschen für heilig gehalten werde, und so den Himmel verdiente.
Er sagte, er habe ein frommes Leben geführt, sei dem Gebet
obgelegen, und meinte, es sei genug, wenn jeder nur auf sein eigenes
Wohl bedacht sei und für sich selbst sorge. Er sagte auch, daß
er ein Sünder wäre und leiden wollte, selbst wenn er von
anderen unter die Füße getreten wurde, was er christliche
Geduld nannte, und daß er der Kleinste sein wollte, um der
Größte im Himmel zu werden. Als dieser geprüft wurde,
ob er auch jemanden etwas Gutes oder Werke der Liebtätigkeit
getan habe oder habe tun wollen, sagte er, er wisse nicht worin diese
bestehen, nur daß er heilig gelebt habe. Da er nur sein
Hervorragen über andere zum Zweck hatte, die er somit für
geringer als sich hielt, erschien er zuerst, weil er sich selbst für
heilig gehalten, in menschlicher Gestalt, weiß bis zu den
Lenden, verwandelte sich aber zuerst in Dunkelblau und hernach in
Schwan; und weil er herrschen wollte über andere und sie neben
sich verachtete, wurde er schwärzer als andere.
Von
denen, welche die Größten im Himmel sein wollen, sehe man
Nr. 450, 452.
*953.
Ich wurde durch einige Wohnstätten des ersten Himmels geführt,
und es wurde mir von da, in der Ferne ein ungeheures tobendes Meer
mit großen Wogen, dessen Grenze unabsehbar war, zu schauen
gegeben, und es wurde gesagt, daß solche Phantasien diejenigen
haben, die in der Welt groß haben sein wollen, unbekümmert
darum, ob auf rechtem oder unrechtem Wege, wenn sie sich nur Ruhm
verschaffen könnten. Sie sehen ein solches Meer, mit der Furcht,
darin ertränkt zu werden.
*954.
Die Einbildungen, die man bei Leibeslehen hatte, verwandeln sich im
anderen Leben in andere, die aber gleichwohl ihnen entsprechen. So
z.B. die, welche auf Erden gewalttätig und unbarmherzig waren,
deren Gewalttätigkeit und Unbarmherzigkeit verwandelt sich in
unglaubliche Grausamkeit, und es ist ihnen, als oh sie alle Genossen,
auf die sie irgend stoßen mögen, töteten, und auf
verschiedene Arten peinigten, woran sie so großes Gefallen
finden, daß solches ihre höchste Lust ist.
Die,
welche blutdurstig waren, haben ihre Lust daran, die Geister bis aufs
Blut zu peinigen, denn sie glauben, die Geister seien Menschen, sie
wissen es nicht anders, und wenn sie welches sehen (denn solcherlei
ist ihre Einbildung, daß sie gleichsam Blut sehen), haben sie
sehr große Freude daran. Aus dem Geiz entspringen Einbildungen,
daß es ihnen vorkommt, als würden sie von Mäusen und
dergleichen angefallen, je nach der Art des Geizes.
Die,
welche ihre Lust bloß in Wollüste gesetzt hatten, die sie
für den letzten Zweck, für das höchste Gut und
gleichsam für ihren Himmel hielten, lieben es sehr, in Kloaken
zu weilen, indem sie daselbst ihre höchste Lust empfinden,
einige in urinhaften und stinkenden Pfützen, andere in kotigen,
usf.
*955.
Außerdem gibt es verschiedene Strafen, mit denen im anderen
Leben die Bösen sehr hart heimgesucht werden und in die sie
verfallen, wenn sie wieder in ihre schnöden Begierden
hineinkommen. Durch dieselben bekommen sie Scham, Schrecken und
Schauder vor solcherlei, bis daß sie zuletzt davon ablassen.
Die Strafen sind verschieden, im allgemeinen sind es Strafen der
Zerfleischung (lacerationis), Strafen der Zerreißung
(discerptionis), Strafen unter Verhüllungen (sub velis), usw.
*956.
Die, welche hartnackig auf Rache sinnen und sich für größer
als alle anderen halten, indem sie diese für nichts im Vergleich
mit sich ansehen, haben die Strafe der Zerfleischung, die so
beschaffen ist: sie werden am Leib und im Gesicht verunstaltet, so
daß kaum noch ein menschlicher Überrest erscheint. Das
Gesicht wird wie ein runder breiter Kuchen, die Arme erscheinen wie
Lappen, nach deren Ausbreitung ein solcher in der Höhe wie ein
Rad herumgetrieben wird, immer dem Himmel zu, und es wird vor allen
ausgerufen, daß er so beschaffen sei, bis daß Scham das
Innerste durchdringt. So flehend, wird er zur Abbitte gezwungen und
ihm scharf geboten. Hernach wird er in einen kotigen Pfuhl versetzt,
der in der Nähe des schmutzigen Jerusalems ist, und hier wird er
gewälzt und untergetaucht, daß er wie Kot wird. Und das
geschieht einige Male, bis ihm solche Begierde benommen ist. In
diesem kotigen Pfuhl sind bösartige Frauen aus der Gegend der
Harnblase.
*957.
Welche bei Leibesleben sich zur anderen Natur gemacht haben, anders
zu reden als zu denken, hauptsächlich die unter dem Schein der
Freundschaft nach den Gütern anderer getrachtet haben, die
schweifen umher, und überall, wohin sie kommen, fragen sie, oh
sie bei ihnen sein konnten, indem sie vorgeben, sie seien arm, und
wenn sie aufgenommen werden, trachten sie aus der ihnen zur Natur
gewordenen Begierde nach allem. Wenn ihre Beschaffenheit sich
herausstellt, werden sie gestraft und fortgejagt und zuweilen
erbärmlich zerrissen, auf verschiedene Art, je nach der Natur
der arglistigen Verstellung, die sie sich angeeignet: einige am
ganzen Leib, andere an den Füßen, andere an den Lenden,
andere an der Brust, andere am Kopf, andere bloß in der Gegend
des Mundes. Man bringt sie dazu, daß sie hin und her geworfen
werden und wieder zurückprallen (adiguntur in reciprocas
reverberationes), auf eine Weise, die nicht beschrieben werden kann.
Es sind gewaltsame Zusammenstoßungen und so Verziehungen der
Teile, daß sie glauben, in kleine Teile zerrissen zu sein. Es
wird auch ein Gegenstreben beigebracht, so daß der Schmerz
größer wird.
Solche
Zerreißungsstrafen (discerptionis poenae) gibt es in großer
Mannigfaltigkeit, und sie werden nach Zwischenräumen so oft
wiederholt, bis Furcht und Grauen vor der Täuschung durch
Unwahrheiten eingejagt ist. Jede Bestrafung nimmt etwas hinweg.
Die
Zerreißer (Discerptores) sagten, sie hatten eine solche Lust am
Strafen, daß sie nicht ablassen wollten, selbst wenn es ewig
fort dauern wurde.
*958.
Es gibt Scharen von Geistern, die umherschweifen und von den Geistern
gar sehr gefürchtet werden; sie machen sich an die Rückenseite
unten, und foltern durch schnelle Hin- und Herrenkungen (torquent per
recitrocationes citas), denen niemand Einhalt tun kann, und machen
dabei mit Geräusch eine zusammen- und zurückschränkende
Bewegung nach den oberen Teilen (dirigentes motum constrictorium et
restrictorium versus superiora), in der Form eines nach oben
zugespitzten Kegels. Jeder nun, der in diesen Kegel hinein,
besonders, wer gegen seine Spitze hin versetzt wird, wird jämmerlich
zerrissen in allen Teilchen der Gelenke. Es sind arglistige Gleißner
(simulatores dolosi), die hineinversetzt und so bestraft werden.
*959.
Einst wachte ich nachts vom Schlaf auf, und hörte Geister um
mich her, die mir im Schlaf nachstellen wollten, aber bald
schlummerte ich ein und hatte einen bösen Traum. Als ich jedoch
erwachte, waren zu meiner Verwunderung sogleich Strafgeister da und
straften die Geister erbärmlich, die mir im Schlaf nachgestellt
hatten, indem sie ihnen gleichsam Körper, die auch erschienen,
sowie körperliche Sinne beibrachten und sie so durch gewaltsames
Zusammenstoßen der Teile marterten, vor- und rückwärts
(per violentas collisiones partium cis cl retro... torquebant),
verbunden mit Schmerzen, die durch die Gegenstrebungen verursacht
wurden. Gerne hätten die Strafgeister sie, wäre es möglich
gewesen , umgebracht, daher die äußerst große
Heftigkeit. Es waren meistens Sirenen, von denen Nr. 831 die Rede
war.
Die
Bestrafung dauerte lange und erstreckte sich um mich herum auf
mehrere Scharen; und zu meiner Verwunderung wurden alle
herausgefunden, die mir nachgestellt hatten, obwohl sie sich
verbergen wollten. Weil es Sirenen waren, versuchten sie viele
Künste, um der Strafe zu entwischen, aber sie vermochten es
nicht. Bald wollten sie sich in eine inwendigere Natur
hineinversetzen, bald glauben machen, daß es andere seien, bald
die Strafe auf andere ableiten durch Übertragungen der
Vorstellungen, bald verstellten sie sich (mentitae sunt) in Kinder,
die man quäle, bald in gute Geister, bald in Engel und
dergleichen mehr; aber alles vergeblich.
Daß
sie so hart bestraft wurden, wunderte mich, aber ich wurde inne, daß
so etwas Übermäßiges stattfinde (quod taue sit
enorme), infolge einer Notwendigkeit, weil der Mensch sicher schlafen
müsse, und daß, wenn das nicht geschähe, das
Menschengeschlecht zugrunde ginge, daher aus Notwendigkeit eine so
große Strafe verhängt werde. Ich vernahm, daß das
gleiche auch geschehe bei anderen Menschen, die sie im Schlaf
meuchlings zu überfallen trachten, obwohl der Mensch nicht darum
weiß; denn wem nicht gegeben ist, mit Geistern zu reden, und
mit dem inneren Sinn bei ihnen zu sein, der kann nichts von derart
hören, geschweige sehen, während doch stets ähnliches
bei anderen vorkommt. Der Herr behütet den Menschen gar sehr,
wenn er schlaft.
*960.
Es gibt einige arglistige Geister, die, während sie im Leibe
lebten, insgeheim auf Ränke sannen und einige derselben, die
sich durch arge Kunstgriffe wie in Engel verstellten, um zu täuschen,
diese lernen im anderen Leben, sich in eine feinere Natur
zurückzuziehen, und sich den Augen anderer zu entrücken,
indem sie sich so vor aller Strafe sicher glauben. Aber sie erdulden
nicht nur wie andere die Strafen des Zerreißens, je nach der
Natur und Bosheit ihrer Arglist, sondern sie werden auch
zusammengeklebt (conglutinantur), und je mehr sie, wenn dies
geschieht, sich aufzulösen oder voneinander loszuwinden suchen,
desto enger werden sie gebunden. Die Strafe ist mit einer größeren
Qual verbunden, weil sie ihren heimlicheren Tücken entspricht.
*961.
Einige verwenden aus Gewohnheit, andere aus Verachtung beim
gewöhnlichen Gespräch Redensarten der Heiligen Schrift zu
Ausdrucken des Scherzes oder Spottes, in der Meinung, daß sie
so in zierlicher Weise scherzen oder spotten. Aber solche Gedanken
und Reden verknüpfen sich mit ihren körperlichen und
schmutzigen Vorstellungen und fügen ihnen im anderen Leben
großen Schaden zu; denn sie stellen sich wieder dar zugleich
mit Unheiligem. Solche erdulden ebenfalls die Strafen des Zerreißens,
bis sie sich dergleichen abgewöhnt haben.
*962.
Es gibt auch eine Strafe des Zerreißens für die Gedanken,
so daß die inneren Gedanken streifen mit den äußeren,
was mit einer mehr inwendigen Qual geschieht.
*963.
Unter den Bestrafungen kommt häufig vor der Überwurf einer
Decke (superinjectio veli); damit verhält es sich so, daß
sie infolge der Phantasien, die sie sich eingeprägt, unter einer
weithin ausgebreiteten Decke zu sein glauben. Es ist gleichsam eine
zusammenhängende Wolke, die gemäß ihrer Phantasie
verdichtet wird. Unter derselben laufen sie mehr oder weniger
geschwind hin und her, mit brennender Begierde, daraus
hervorzubrechen, bis sie ermüdet sind. Dies dauert gewöhnlich
eine Stunde lang, mehr oder weniger, und geschieht mit verschiedener
Qual, je nach dem Grad der Begierde, sich herauszuarbeiten. Die Decke
(velum) ist für die, welche, obwohl sie die Wahrheit sehen, sie
doch aus Eigenliebe nicht anerkennen wollen, und sich beständig
darüber ärgern, daß dem so ist. Einige haben unter
der Decke eine solche Angst und Schrecken, daß sie daran
verzweifeln, jemals befreit werden zu können, was mir einer
sagte, der daraus befreit worden ist.
*964.
Es gibt auch eine andere Gattung von Decke, die darin besteht, daß
sie gleichsam in ein Tuch eingewickelt werden, so daß sie sich
gebunden glauben an Händen, Füßen und am Leib, und es
wird ihnen eine heftige Begierde eingeflößt, sich
herauszuwickeln. Weil ein solcher auf einmal (per unam vicem)
eingewickelt worden ist, glaubte er, leicht ausgewickelt werden zu
können, wenn er aber sich auszuwickeln beginnt, geht es in die
Länge fort, indem die Auswicklung immer fortdauert, bis er
verzweifelt.
*965.
Soviel von den Höllen und den Strafen. Die Höllenqualen
sind nicht, wie einige glauben, Gewissensbisse; denn die, welche in
der Hölle sind, hatten kein Gewissen, daher sie auch im Gewissen
nicht gequält werden können. Die, welche ein Gewissen
hatten, sind unter den Seligen.
*966.
Was zu merken ist, niemand erduldet im anderen Leben eine Strafe oder
Qual wegen seines Erbbösen, sondern wegen des wirklichen Bösen,
das er begangen hat.
*967.
Wenn die Bösen gestraft werden, sind immer Engel dabei, welche
die Strafe mäßigen und die Schmerzen der Unglückseligen
lindern, aber wegnehmen können sie dieselbe nicht, weil ein
solches Gleichgewicht von allem im anderen Leben besteht, daß
das Böse sich selbst bestraft; und wenn dieses nicht durch
Abstrafungen weggenommen wurde, müßten solche notwendig
ewig in einer Hölle zurückgehalten werden, da sie sonst die
Vereine der Guten feindselig anfallen und die vom Herrn eingesetzte
Ordnung, auf der das Heil des Weltalls beruht, gewaltsam stören
würden.
*968.
Einige hatten aus der Welt die Vorstellung mitgebracht, daß man
mit dem Teufel nicht reden dürfe, sondern ihn fliehen müsse.
Sie wurden aber belehrt, daß es denen, die der Herr beschirmt,
gar nicht schadet, selbst wenn sie von der ganzen Hölle
äußerlich wie auch innerlich umwogt wurden, was mir aus
vieler und wundervoller Erfahrung zu erkennen gegeben wurde, so daß
mich zuletzt keine Furcht, selbst nicht vor den schlimmsten aus der
Höllenschar abhielt, mit ihnen zu reden; was mir auch gestattet
wurde, damit ich wußte, wie sie beschaffen sind.
Denen,
die sich wunderten, daß ich mit ihnen redete, durfte ich ferner
sagen, daß dies mir nicht nur keinen Schaden bringe, sondern
auch, daß diejenigen Teufel sind im anderen Leben, welche
Menschen gewesen waren und in der Welt ihr Leben in Haß, Rache
und Ehebrüchen hingebracht hatten, und daß einige damals
vor anderen hoch geehrt gewesen waren. Daß sogar einige unter
ihnen seien, die ich bei Leibesleben gekannt hatte; und daß der
Teufel nichts anderes bedeutet, als eine solche Höllenschar. Und
überdies, daß die Menschen, solange sie im Leibe leben,
wenigstens zwei Geister aus der Hölle bei sich haben, neben
diesen aber auch zwei Engel aus dem Himmel. Jene Höllengeister
herrschen bei den Bösen, bei den Guten aber sind sie unterjocht
und müssen dienen. Somit sei falsch, wenn man glaubt, es habe
einen Teufel von Anfang der Schöpfung an gegeben, einen anderen,
außer den Menschen, die so beschaffen waren.
Als
sie das hörten, staunten sie und bekannten, daß sie eine
ganz andere Meinung vom Teufel und von der teuflischen Schar gehabt
hatten.
*969.
In einem so großen Reich, wo alle Menschenseelen von der ersten
Schöpfung her zusammenkommen, und zwar aus diesem Weltkörper
beinahe tausendmal tausend in jeder Woche, und wo alle ihre eigene
Gemütsart und ihre eigene Natur, verschieden von derjenigen der
anderen haben, und eine Mitteilung aller Vorstellungen eines jeden
stattfindet, und gleichwohl das Ganze und Einzelne in Ordnung zu
bringen ist, und zwar fonwährend, kann es nicht anders sein, als
daß unsäglich vieles daselbst existiert, was nie in eines
Menschen Vorstellung gekommen ist. Und weil von der Hölle wie
vom Himmel, kaum jemand eine andere als eine dunkle Gesamtvorstellung
gefaßt hat, so kann dergleichen nicht anders als fremdartig und
wunderbar erscheinen, hauptsächlich aus dem Grund, weil man
meint, die Geister hatten gar kein Gefühl, während sie doch
ein feineres haben als die Menschen. Auch wird ihnen von bösen
Geistern, durch Kunstgriffe, die in der Welt unbekannt sind, ein
Gefühl beigebracht, das beinahe körperlich und noch viel
gröber ist.
*1106. Von den Abödungen.
Es
gibt viele, die während sie in der Welt waren, aus Einfalt und
Unkunde, Falsches in betreff des Glaubens eingesogen und eine Art von
Gewissen nach ihren Glaubensgrundsätzen gehabt und nicht, wie
andere, in Haß, Rache und Ehebrüchen gelebt hatten. Diese
können im anderen Leben, solange sie im Falschen sind, nicht in
himmlische Gesellschaften eingelassen werden, denn so würden sie
dieselben beflecken, daher sie eine Zeitlang auf der unteren Erde
gehalten werden damit sie daselbst die falschen Grundsätze
ablegen. Die Zeiten, während derer sie daselbst bleiben, sind
länger oder kürzer, je nach der Natur des Falschen und dem
Leben, das sie sich aus demselben gebildet, und je nach den
Grundsätzen, in denen sie sich begründet haben. Einige
erleiden daselbst ziemlich Hartes, andere nicht. Dies ist es, was
Abödung heißt, deren im Wort sehr häufig Erwähnung
geschieht.
Ist
die Zeit der Abödung vollbracht, so werden sie in den Himmel
entrückt und als Neulinge belehrt in den Wahrheiten des
Glaubens, und zwar durch die Engel, von denen sie aufgenommen werden.
*1107.
Es gibt einige, die gerne abgeödet werden wollen, um so die
falschen Grundsätze abzulegen, die sie aus der Welt mitgebracht
haben (falsche Grundsätze kann man im anderen Leben immer nur
ablegen nach Verlauf einiger Zeit und durch die vom Herrn
vorgesehenen Mittel), diese werden, solange sie auf der unteren Erde
bleiben, vom Herrn in der Hoffnung auf Befreiung und im Gedanken an
den Endzweck erhalten, daß sie so gebessert und zur Aufnahme
der himmlischen Seligkeit vorbereitet werden.
*1108.
Einige werden in einem Zustand gehalten, der die Mitte hält
zwischen Wachen und Schlafen, diese denken sehr wenig, nur wachen sie
von Zeit zu Zeit gleichsam auf und erinnern sich dessen, was sie bei
Leibesleben gedacht und getan haben und verfallen dann wieder in den
Zustand, der zwischen Wachen und Schlafen die Mitte hält, und so
werden sie abgeödet. Sie sind unter dem linken Fuß ein
wenig vorwärts.
*1109.
Die, welche sich in falschen Grundsätzen ganz bestärkt
haben, werden in völlige Unwissenheit versetzt, und sind dann in
solcher Dunkelheit und Verwirrung, daß es sie, wenn sie nur an
das denken, in dem sie sich bestärkt haben, innerlich schmerzt.
Nach vollbrachter Zeit aber werden sie gleichsam neu geschaffen und
in die Glaubenswahrheiten eingeweiht.
*1110.
Die, welche in gute Werke Gerechtigkeit und Verdienst gesetzt und so
die Kraft der Seligmachung sich selbst zugeschrieben haben, nicht dem
Herrn und Seiner Gerechtigkeit und Verdienst und sich darin mit dem
Denken und Leben bestärkt haben, deren falsche Grundsätze
verwandeln sich im anderen Leben in Einbildungen, daß es ihnen
vorkommt, sie spalteten Holz; es erscheint ihnen auch ganz so. Mit
diesen habe ich geredet: wenn sie in ihrer Arbeit sind, und man fragt
sie, oh sie nicht müde würden, so antworten sie, sie hätten
noch nicht soviel Arbeit getan, um den Himmel verdienen zu können.
Es erscheint, wenn sie Holz spalten, wie etwas vom Herrn unter dem
Holz, wie wenn das Holz das Verdienst wäre. Je mehr vom Herrn im
Holz erscheint, desto länger bleiben sie so; dagegen wenn es
anfängt zu verschwinden, dann geht es dem Ende der Abödung
zu. Endlich werden sie so, daß sie auch in gute Gesellschaften
zugelassen werden können, dennoch aber schwanken sie lange
zwischen dem Wahren und Falschen. Sofern sie ein frommes Leben
geführt haben, trägt der Herr viele Sorge für sie und
schickt von Zeit zu Zeit einen Engel zu ihnen. Diese sind es, die in
der jüdischen Kirche vorgebildet wurden durch die Holzhauer:
Jos. 9/23, 27.
*1111.
Die, welche ein bürgerlich und sittlich gutes Leben geführt,
dagegen aber sich beredet hatten, sie verdienten durch Werke den
Himmel, und geglaubt hatten, es sei genug, wenn sie einen einzigen
Gott, den Schöpfer der Welt anerkennten, deren falsche
Grundsätze verwandeln sich im anderen Leben in solche
Einbildungen, daß es ihnen vorkommt, sie mähten Gras; sie
werden Grasmäher genannt. Sie sind kalt, und suchen durch dieses
Mähen sich warm zu machen. Zuweilen gehen sie umher und fragen
bei denen, die sie finden, ob sie ihnen etwas Wärme geben
möchten: was auch die Geister tun können, aber die Wärme,
die sie empfangen, bewirkt nichts bei ihnen, weil sie eine äußere
ist, während sie eine innere Wärme haben wollen, daher sie
zu ihrem Mähen zurückkehren, um so sich Wärme durch
Arbeit zu erwerben. Ihre Kälte habe ich gefühlt. Sie hoffen
immer, sie würden in den Himmel entrückt werden. Zuweilen
beraten sie sich, wie sie sich selbst durch eigene Kraft möchten
hineinversetzen können. Diese, weil sie gute Werke geleistet
haben, gehören unter diejenigen, die abgeödet werden; und
endlich nach vollbrachter Zeit werden sie in gute Gesellschaften
eingelassen und werden belehrt.
*1112.
Diejenigen aber, die im Guten und Wahren des Glaubens gewesen sind,
und daher ein Gewissen und ein Leben der Liebtätigkeit erlangt
haben, werden sogleich nach dem Tod in den Himmel vom Herrn erhoben.
*1113.
Es gibt Mädchen, die zur Unzucht verführt und so beredet
worden waren, es sei nichts Böses dabei, sonst aber gutmütig
sind. Solche, weil sie noch nicht zu dem Alter gekommen waren, daß
sie es wissen und von einem solchen Leben urteilen konnten, haben
einen sehr strengen Lehrmeister bei sich, der sie züchtigt,
sooft sie mit dem Denken in solch freches Wesen ausschweifen, diesen
fürchten sie sehr; und so werden sie abgeödet.
Dagegen
erwachsene Frauenspersonen, die feile Dirnen gewesen waren, und
andere (von dem weiblichen Geschlecht) verlockt hatten, kommen in
keine Abödung, sondern sind in der Hölle.
*1114. Von der Ältesten Kirche, die Mensch
oder Adam genannt wurde.
Die
Engel und Geister oder die Menschen nach dem Tode können von
denen, die sie in der Welt gekannt und von welchen sie gehört
hatten, alle, die sie irgend wünschen mögen, auffinden, sie
als gegenwärtig sehen und, wenn es der Herr gestattet, mit ihnen
reden. Und zwar sind sie, was zu verwundern ist, augenblicklich da
und ganz gegenwärtig. So dürfen sie nicht nur mit Freunden
reden, die sich meistens finden, sondern auch mit anderen, die sie
schätzten und ehrten.
Vermöge
der göttlichen Barmherzigkeit des Herrn wurde mir gestattet,
nicht bloß mit denen zu reden, die ich gekannt hatte, als sie
im Leibe lebten, sondern auch mit denen, die im Worte vor anderen
berühmt sind; sodann auch mit denen, die von der Ältesten
Kirche waren, welche diejenige war, die Mensch oder Adam genannt
wird, auch mit einigen, die zu den Kirchen nach ihr gehörten, zu
dem Ende, daß ich wissen möchte, daß unter den Namen
in den ersten Kapiteln der Genesis nur Kirchen verstanden wurden,
sodann auch, daß ich wissen möchte, wie die Menschen der
Kirche jener Zeit beschaffen waren. Was mir nun von den Ältesten
Kirchen zu wissen gegeben wurde, ist das, was folgt.
*1115.
Die von der Ältesten Kirche, die Mensch oder Adam genannt wurde
und himmlische Menschen waren, sind ganz hoch über dem Haupt,
und wohnen da beisammen in höchster Seligkeit. Sie sagten, daß
selten andere zu ihnen kommen, nur zuweilen einige anderswoher, und
zwar, wie dieselben angeben, aus dem Weltall. Und daß sie so
hoch über dem Haupte sind, komme nicht davon her, daß sie
hochmutigen Sinnes seien, sondern damit sie die daselbst Befindlichen
leiten möchten.
*1116.
Es wurden mir die Wohnungen derer gezeigt, die zur anderen und
dritten Nachkommenschaft dieser Ältesten Kirche gehörten:
dieselben sind prächtig, weithin in die Länge ausgedehnt,
von schönen bunten, purpurroten und blauen Farben; denn die
Engel haben die prächtigsten Wohnungen, so daß sie gar
nicht beschrieben werden können. Ich habe sie oftmals gesehen,
vor ihren Augen so lebhaft erscheinend, daß es nichts
Lebhafteres geben kann. Woher aber solche Erscheinungen in so
lebendiger Weise stammen, davon, vermöge der göttlichen
Barmherzigkeit des Herrn, im Folgenden.
Sie
leben in der Atmosphäre eines sozusagen schimmernden
Perlenlichtes, und zuweilen in der eines glänzenden
Diamantenlichtes (in aura lucis ut ita dicam, splendentis
margariticae, et quandoque in adamantinae); denn im anderen Leben
gibt es wunderbare Atmosphären (aurae), mit unzähliger
Verschiedenheit. Wer da meint, es könne dort dergleichen und
unendlich viel mehr, als je in eines Menschen Vorstellung kommen
konnte oder kann, nicht gehen, ist sehr im Irrtum. Es sind zwar
Vorbildungen, dergleichen zuweilen den Propheten erschienen sind,
aber dennoch so reell, daß die, welche im anderen Leben sind,
dieselben für reell halten, dagegen aber das, was in der Welt
ist, für nicht reell.
*1117.
Im höchsten Licht leben sie. Das Licht der Welt kann mit dem
Licht, in dem sie leben, kaum verglichen werden. Es wurde mir jenes
Licht gezeigt mittels eines flammigen Lichtes, das gleichsam vor den
Augen herabfiel, und es sagten die von der Ältesten Kirche, sie
hätten ein solches Licht, ja ein noch stärkeres.
*1118.
Es wurde mir durch einen Einfluß, den ich nicht beschreiben
kann, gezeigt, wie ihre Rede beschaffen war, als sie noch in der Welt
lebten. Sie war nicht artikuliert wie die Wörtersprache unserer
Zeit, sondern still (tacita), und geschah nicht durch das äußere,
sondern durch ein inneres Atmen. Es wurde mir auch wahrzunehmen
gegeben, wie ihr inneres Atmen beschaffen war, daß es nämlich
vom Nabel dem Herzen zu, und so durch die Lippen ging, lautlos, und
daß es in des anderen Ohr nicht durch den äußeren
Weg einging, und an etwas schlug, was das Trommelfell des Ohres
genannt wird, sondern durch einen Weg innerhalb des Mundes, und zwar
durch etwas daselbst, was heutzutage die Eustachische Rohre (tuba
Eustachiana) genannt wird. Und es wurde gezeigt, daß sie durch
eine solche Rede die Empfindungen des Gemüts und die
Vorstellungen des Denkens viel vollständiger ausdrücken
konnten, als es durch artikulierte Töne oder laute Worte irgend
geschehen kann, die ebenfalls durch das Atmen bestimmt werden, aber
durch das äußere, denn es gibt nichts in einem Wort, das
nicht bestimmt wird durch die Modifikationen (applicationes) des
Atmens. Bei ihnen aber geschieht das viel vollkommener, weil durch
das innere Atmen; welches, weil innerlich, auch viel vollkommener und
den Denkvorstellungen selbst angemessener und gleichförmiger
ist. Außerdem geschah es auch durch kleine Bewegungen der
Lippen und entsprechende Veränderungen des Angesichts; denn weil
sie himmlische Menschen waren, so leuchtete alles, was sie dachten,
aus ihrem Angesicht und Augen hervor, die sich auf angemessene Weise
veränderten. Nie konnten sie eine andere Miene zeigen als gemäß
dem, was sie dachten. Verstellung und noch mehr Arglist galt ihnen
für einen argen Frevel.
*1119.
Es wurde mir in lebendiger Weise gezeigt, wie das innere Atmen der
Uralten still einfloß in ein äußeres, und so in eine
stille Rede, die von dem anderen vernommen wurde in seinem inwendigen
Menschen. Sie sagten, daß dieses Atmen bei ihnen sich
verschieden gestaltete je nach dem Stand ihrer Liebe und ihres
Glaubens an den Herrn. Es wurde auch der Grund angegeben, daß
es, weil sie Gemeinschaft mit dem Himmel hatten, nicht anders sein
könnte, denn sie atmeten mit den Engeln, in deren Umgang
(consortio) sie waren. Die Engel haben ein Atmen, dem das innere
Atmen entspricht, und es gestaltet sich bei ihnen ebenso verschieden,
denn wenn ihnen etwas aufstößt, das der Liebe und dem
Glauben an den Herrn entgegen ist, so haben sie ein beengtes Atmen,
wenn sie aber in der Seligkeit der Liebe und des Glaubens sind dann
haben sie ein freies und weites Atmen. Jeder Mensch hat etwas
ähnliches, aber gemäß seinen körperlichen und
weltlichen Trieben und gemäß seinen Grundsätzen; wenn
diesen etwas widerstreitet, so haben sie eine Beengung des Atmens,
wenn sie aber begünstigt werden, so haben sie ein freies und
weites Atmen, allein dieses findet beim äußeren Atmen
statt.
Von
dem Atmen der Engel aber soll, vermöge der göttlichen
Barmherzigkeit des Herrn im Folgenden gehandelt werden.
*1120.
Es wurde auch gezeigt, daß das innere Atmen der Menschen der
Ältesten Kirche, das vom Nabel aus gegen die innere Gegend der
Brust zuging, im Laufe der Zeit, d.h. bei den Nachkommen, sich
veränderte, und sich mehr nach der Rückengegend und dem
Unterleib zu, somit mehr nach außen und niederwärts
zurückzog, und daß endlich in der letzten Nachkommenschaft
dieser Kirche, die zunächst vor der Sündflut war, kaum
etwas vom inneren Atmen zurückblieb, und sie, als es endlich aus
der Brust verschwand, von selbst erstickt wurden: daß aber in
einigen alsdann das äußere Atmen anfing, und mit diesem
Atmen der artikulierte Ton oder die Wörtersprache. So verhielten
sich die Atmungen bei den Menschen vor der Sündflut, gemäß
dem Stande ihrer Liebe und ihres Glaubens, und als endlich keine
Liebe und kein Glaube mehr da waren, sondern Beredung des Falschen,
hörte das innere Atmen auf, und mit demselben die unmittelbare
Gemeinschaft mit den Engeln und das Innewerden.
*1121.
Ich bin von den Söhnen der Ältesten Kirche unterrichtet
worden über den Stand ihres Innewerdens, daß sie nämlich
ein Innewerden (pereptionem) hatten von allem, was Sache des Glaubens
ist, beinahe wie die Engel, mit denen sie Gemeinschaft hatten, darum,
weil ihr inwendiger Mensch oder Geist auch mittels des inneren Atmens
verknüpft war mit dem Himmel, und daß die Liebe zum Herrn
und die Liebe zum Nächsten dies so mit sich bringt, denn so wird
der Mensch verbunden mit den Engeln durch ihr eigenstes Leben, das in
solcher Liebe besteht. Sie sagten, daß das Gesetz ihnen
eingeschrieben war, weil sie in der Liebe zum Herrn und in der Liebe
zum Nächsten waren; denn da war mit ihrem Innewerden alles in
Übereinstimmung, was die Gesetze gebieten, und gegen das
Innewerden alles, was die Gesetze verbieten. Und sie zweifelten
nicht, daß alle menschlichen Gesetze, wie die göttlichen,
sich gründen auf die Liebe zum Herrn und die Liebtätigkeit
gegen den Nächsten und sich darauf als auf ihr Grundwesen
beziehen. Weil sie daher das Grundwesentliche in sich vom Herrn her
hatten, so konnten sie nicht anders als auch alles daraus Folgende
wissen. Sie glauben auch, daß alle heutzutage in der Welt
Lebenden, die den Herrn und den Nächsten lieben, auch ein ihnen
eingeschriebenes Gesetz haben und überall auf Erden willkommene
Bürger sind, wie sie es auch im anderen Leben sind.
*1122.
Ferner bin ich belehrt worden, daß die Menschen der Ältesten
Kirche die lieblichsten Träume hatten und außerdem auch
Gesichte, und daß ihnen alsdann zugleich eingegeben wurde, was
sie bedeuteten, daher ihre paradiesischen Vorbildungen und mehreres.
Darum waren ihnen die Gegenstände der äußeren Sinne,
die irdisch und weltlich sind, nichts, und sie empfanden auch keinen
Lustreiz in ihnen, nur in dem, was sie bezeichneten und vorbildeten.
Wenn sie daher irdische Gegenstände sahen, so dachten sie nicht
an sie, sondern an das, was sie bezeichneten und vorbildeten, was
ihnen höchst angenehm war, denn es war solches, was im Himmel
ist, und worin sie den Herrn selbst sehen.
*1123.
Ich sprach mit Angehörigen der dritten Generation der Ältesten
Kirche; die sagten, daß sie zu ihrer Zeit, da sie in der Welt
lebten, den Herrn erwartet hätten, der das ganze
Menschengeschlecht erretten sollte, und daß bei ihnen damals
die gemeine Rede war: der Same des Weibes werde den Kopf der Schlange
zertreten. Sie sagten, daß von jener Zeit an, die größte
Lust ihres Lebens war, Kinder zu zeugen, so daß ihre höchste
Wonne war, die Gattin zu lieben um des Nachwuchses willen; sie
nannten dergleichen die süßesten Wonnen, und die
wonnevollsten Süßigkeiten, indem sie hinzusetzten, daß
das Gefühl (perceptio) dieser Süßigkeiten und Wonnen
von einem Einfluß aus dem Himmel hergekommen sei, weil der Herr
geboren werden sollte.
*1124.
Von der Nachkommenschaft, die vor der Sundflut lebte, nicht von
denen, die umkamen, sondern die etwas besser als sie gewesen waren,
waren einige bei mir und influierten ziemlich gelind und ziemlich
unfühlbar; ich konnte aber wahrnehmen, daß sie innerlich
böse waren und innerlich gegen die Liebe handelten; es dünstete
von ihnen die Sphäre eines Leichengeruches aus, so daß die
mich umgebenden Geister davor flohen. Sie meinten, sie seien so fein,
daß niemand inne werde, was sie dachten. Als ich mit ihnen vom
Herrn redete, oh sie nicht wie ihre Väter Ihn erwartet hatten,
sagten sie, sie hatten sich den Herrn vorgestellt als einen alten,
graubärtigen, heiligen Mann, und daß sie durch Ihn heilig
würden und ebenso bärtig; daher eine solche Ehrerbietung
vor den Bärten bei den Nachkommen entstand. Sie setzten hinzu,
daß sie auch jetzt Ihn anbeten könnten, aber aus sich
selbst. Nun aber kam ein Engel, dessen Kommen sie nicht aushalten
konnten.
*1125.
Ich durfte auch mit denen reden, die von der Kirche waren die Enosch
hieß, und von der 1. Mose 4/26 die Rede ist. Ihr Einfluß
war gelind, ihre Rede bescheiden; sie sagten, daß sie unter
sich in Liebtätigkeit leben und anderen, die zu ihnen kommen,
Freundschaftsdienste leisten. Es zeigte sich aber, daß ihre
Liebtätigkeit die Freundschaftsliebe war: sie leben ruhig,
machen keinem Ungelegenheit, wie gute Bürger.
*1126.
Es erschien mir ein enges Zimmer, und bei offener Türe kam mir
zu Gesicht ein langer Mann, weiß gekleidet, das Weiß war
sehr stark. Ich wunderte mich, wer er wohl wäre; sie sagten, daß
der weiß gekleidete Mann diejenigen bezeichne, die Noach
genannt wurden, oder welche die Allerersten von der Alten Kirche
waren, welche die Kirche nach der Sundflut ist, und daß sie so
vorgebildet werden, weil ihrer wenige waren.
*1127.
Ich durfte mit denjenigen reden, die von der Alten Kirche oder der
Kirche nach der Sundflut waren und Schem genannt wurden. Sie
influierten gelind durch die Gegend des Hauptes in die Brustgegend
dem Herzen zu, aber nicht bis zum Herzen. Aus dem Einfluß kann
man wissen, wie sie beschaffen sind.
*1128.
Es erschien einer wie mit einer Wolke umhüllt, in dessen
Angesicht mehrere Irrsterne waren, die Falschheiten bedeuten, es
wurde gesagt, daß so die Nachkommenschaft der Alten Kirche
beschaffen war als sie anfing zugrunde zu gehen, hauptsächlich
bei denen, die den Opfer- und Bilderdienst einführten.
*1265. Von den Vorsündflutlichen, die
untergingen.
Über
dem Haupt in einiger Höhe waren mehrere, die auf meine Gedanken
einwirkten und sie gleichsam gebunden hielten, so daß ich sehr
im Dunkeln war. Sie setzten mir ziemlich stark zu. Die Geister um
mich her wurden von ihnen ebenfalls wie gebunden, so daß sie
wenig denken konnten, außer was von jenen einfloß, und
dies so sehr, daß sie unwillig wurden. Es wurde gesagt, es
seien diejenigen, die vor der Sündflut lebten, jedoch nicht von
denen, die Nephilim hießen und untergingen, denn sie hatten
keine so starke Beredungskraft.
*1266.
Die Vorsündflutlichen, die untergingen, sind in einer Hölle
unter der Ferse des linken Fußes; es ist ein in dunklen Nebeln
gehüllter Fels, (nimbosa petra) mit dem sie bedeckt sind und der
aus ihren greulichen Phantasien und Beredungen hervorbricht, und
durch den sie von den übrigen Höllen geschieden und von der
Geisterwelt abgehalten werden.
Anhaltend
strengen sie sich an heraufzukommen, aber weiter als zu dem Versuch
können sie es nicht bringen, denn sie sind von der Art, daß
sie, kämen sie in die Geisterwelt mit ihren greulichen
Phantasien und mit dem Hauch und Gift ihrer Beredungen, allen
Geistern, die sie trafen, die guten ausgenommen, das Vermögen zu
denken benehmen würden; und wofern nicht der Herr durch Sein
Kommen ins Fleisch die Geisterwelt von dieser ruchlosen Rotte befreit
hätte, so wäre das Menschengeschlecht zugrunde gegangen,
denn kein Geist hätte beim Menschen sein können, und doch
kann der Mensch keinen Augenblick leben, wenn nicht Geister und Engel
bei ihm sind.
*1267.
Diejenigen von ihnen, die hartnäckig aus jener Hölle
auszubrechen trachten, werden von ihren Genossen grausam behandelt;
denn sie haben einen tödlichen Haß gegen alle, auch gegen
die Kameraden. Ihre größte Lust besteht darin, daß
einer den anderen unter sich bringt und gleichsam niedermetzelt; und
die noch krampfhafter sich anstrengen, ihren Ausbruch durchzusetzen,
die werden noch tiefer unter den umnebelten Felsen gebracht. Denn es
treibt sie eine ihnen eingepflanzte unsinnige Glut, alle zu
verderben. Daher das Streben herauszukommen, denn welche sie treffen,
die wickeln sie in ein Tuch, führen sie als Gefangene fort und
werfen sie in eine Art Meer, wie es ihnen vorkommt, oder gehen auf
andere Weise grausam mit ihnen um.
*1268.
Ich wurde unter dem Schutz einer Wache hingeführt gegen jenen
umnebelten Felsen (hingeführt werden zu solchen, heißt
nicht, von einem Ort an einen anderen geführt werden, sondern es
geschieht durch vermittelnde Geister- und Engelvereine, während
der Mensch an demselben Ort bleibt. Dennoch aber erscheint es als ein
Hinablassen). Als ich nahe an jenem Felsen war, kam mir eine Kälte
entgegen, welche die untere Gegend des Rückens einnahm. Von hier
aus redete ich mit ihnen von ihren Beredungen, und was sie bei
Leibesleben vom Herrn geglaubt hätten; sie antworteten, sie
hätten viel über Gott gedacht, aber sich beredet, einen
Gott gebe es nicht, sondern die Menschen seien Götter. So seien
auch sie Götter gewesen, und darin hätten sie sich durch
Träume bestärkt. Von ihren Phantasien gegen den Herrn wird
unten die Rede sein.
*1269.
Damit ich noch besser wüßte, wie sie beschaffen waren,
wurde vom Herrn zugelassen, daß einige von ihnen in die
Geisterwelt heraufkamen. Ehe dies geschah, erschien ein schöner,
weißgekleideter Knabe, hierauf in einer offenen Türe ein
anderer Knabe in grünem Kleid, bald darauf zwei Mägde mit
etwas Weißem um das Haupt; aber was dies bedeutete, wurde mir
nicht aufgedeckt.
*1270.
Bald wurden einige aus jener Hölle herausgelassen, aber der Herr
traf durch vermittelnde Geister und Engel Vorkehrung, daß sie
mir nicht schaden konnten. Aus jener Tiefe kamen sie vorwärts
und schienen sich einen Weg zu bahnen gegen vorne zu, wie durch die
Höhlen des Felsen, und so aufwärts. Endlich erschienen sie
links oben, um von da, somit von ferne, auf mich einzuwirken. Es
wurde mir gesagt, daß sie einwirken durften in den rechten Teil
des Hauptes, nicht aber in den linken, und von dem rechten Teil des
Hauptes in die linke Seite der Brust. Ja nicht in das linke Haupt,
denn wurde dies geschehen so wäre ich verloren, weil sie alsdann
mit ihren Beredungen, die greulich und todbringend seien, einwirken
würden; wenn aber in das rechte Haupt und von da in die linke
Brust, so geschehe es durch Begierden. So verhält es sich mit
dem Einfluß.
Ihre
Beredungen sind von der Art, daß sie alles Wahre und Gute
auslöschen, so daß die, auf die sie einwirken, gar nichts
inne werden können, und daher auch nichts denken; sofort wurden
auch die Geister entfernt. Als sie einzuwirken anfingen, fiel ich in
einen Schlaf, dann wirkten sie ein als ich schlief, durch Begierden,
und zwar so stark, daß ich im Wachen ihnen nicht hätte
widerstehen können. Im Schlaf fühlte ich eine Schwere, die
ich nicht beschreiben kann, nur daß ich mich nachher erinnerte,
daß sie mich umzubringen versuchten durch einen erstickenden
Anhauch, welcher war wie ein wütender Alp, aber dann erwachte
ich, und wurde sie neben mir gewahr; als sie aber merkten, daß
ich wach sei, entflohen sie an ihren Ort oberhalb und wirkten von da
aus ein.
Als
sie dort waren, schien es mir, als ob sie in ein Tuch gewickelt
würden, wie das, wovon Nr. 964 die Rede war. Ich meinte, es
seien dieselben, aber es waren andere, die von ihnen eingewickelt
wurden, was durch Phantasien geschieht, aber gleichwohl wissen die
Geister gegen die sie so mit Phantasien wirken, nicht anders, als daß
sie eingewickelt wurden. Diese, die von ihnen so eingewickelt wurden,
schienen über einen Felsabhang hinabgewälzt zu werden, aber
die Eingewickelten wurden herausgenommen und befreit; es waren
Geister, die nichtweichen wollten, sie wurden so vom Herrn erhalten,
sonst wären sie erstickt worden, wiewohl sie wieder aufgelebt
waren, aber erst nach der Qual. Sie traten zurück durch den
Abhang des Felsens. Von da hörte man ein Geräusch von
Bohrern, wie wenn es viele große Bohrer wären, und man
wurde inne, daß ihre höchst grausamen Phantasien wider den
Herrn ein solches Geräusch verursachten. Hernach wurden sie
durch finstere Höhlen unter dem umnebelten Felsen in ihre Hölle
hinabgeworfen. Als sie in der Geisterwelt waren, wurde die dortige
Sphäre in ihrer Beschaffenheit verändert.
*1271.
Hernach waren einige tückische Geister da, die wollten, daß
jene heraufkamen und ihnen deswegen eingaben, sie sollten sagen, daß
sie nichts seien, damit sie so durchschlüpfen könnten. Dann
wurde ein Getöse in jener Hölle gehört, wie von einer
in Unruhe versetzten großen Rolle (turbulentum magnum volumen),
welches die Bewegung derer war, die herausdringen wollten. Deshalb
wurde auch wieder zugelassen, daß einige heraufstiegen, und sie
erschienen an demselben Ort, wo die vorigen. Sie suchten nun von da
aus, mir eine tödliche Beredung einzugießen, wobei sie von
tückischen Genien unterstützt wurden, aber vergeblich, weil
ich vom Herrn beschirmt wurde. Dennoch wurde ich deutlich inne, daß
ihre Beredung eine erstickende war. Sie meinten, sie konnten alles
und einem jeden das Leben nehmen. Aber weil sie meinten, sie konnten
alles, war es nur ein Kind, das sie wegstieß, bei dessen
Gegenwart sie so schwankten, daß sie schrieen vor Beängstigung,
und zwar so sehr, daß sie zu Gebeten Zuflucht nahmen. Die
Tückischen wurden auch bestraft, zuerst wurden sie von ihnen
beinahe erstickt und hernach zusammengekoppelt, daß sie von
derlei ablassen sollten. Hernach aber wurden sie befreit.
*1272.
Nachher wurde mir gezeigt, wie ihre Weiber gekleidet waren: um den
Kopf hatten sie einen runden schwarzen vorragenden, wie vorwärts
getürmten Hut, ihr Gesicht war klein; die Männer aber waren
rauh und haarig.
Es
wurde auch gezeigt, wie sehr sie groß taten mit der Menge ihrer
Kinder, daß sie nämlich überall, wohin sie gingen,
ihre Kinder bei sich hatten, die in einer gebogenen Linie
vorausgingen. Aber es wurde ihnen gesagt, Liebe zu den Kindern sei
auch bei allen unvernünftigen Tieren, selbst bei den
schlimmsten, und dies sei kein Beweis, daß etwas Gutes bei
ihnen sei. Dagegen wenn sie ihre Kinder nicht aus Eigenliebe und um
des Ruhmes willen geliebt hätten, sondern damit die menschliche
Gesellschaft des allgemeinen Besten wegen vermehrt, und noch mehr,
damit der Himmel hierdurch vergrößert würde, somit um
des Reiches des Herrn willen, dann wäre die Liebe gegen ihre
Kinder eine echte gewesen.
*1273. Den Ort und die Enfernnung im anderen
Leben.
Wenn
die aus der Welt neuangekommenen Seelen aus der Gesellschaft der
geistigen Engel entlassen werden sollen, damit sie unter die Geister
und zuletzt in den Verein kommen, in dem sie waren, als sie im Leibe
lebten, so werden sie von den Engeln umhergeführt zu mehreren
Aufenthaltsorten, die gesonderte Vereine und dennoch mit anderen
verbunden sind, und werden hin und wieder aufgenommen, dann wieder
von da weiter zu anderen geführt. Und dies setzt sich eine
Zeitlang fort, bis sie zu dem Verein kommen, in dem sie waren, als
sie im Leibe lebten und hier bleiben sie. Von da datiert ein neuer
Anfang ihres Lebens.
Ein
Gleißner, Heuchler oder Betrüger, der ein täuschendes
Wesen und eine engelgleiche Art annehmen kann, wird zuweilen von
guten Geistern aufgenommen, aber nach kurzer Zeit wieder weggewiesen,
und dann schweift er ohne Engel umher und bittet um Aufnahme, wird
aber abgewiesen und zuweilen gestraft. Und endlich wird er unter die
Höllischen hinabversetzt.
Diejenigen,
die aus der Abödung unter Engel entrückt werden, wechseln
auch die Vereine, und wenn sie von einem zu anderen übergehen,
werden sie freundlich und liebreich entlassen, bis sie in einen
Engelverein kommen, der mit der Art ihrer Liebtätigkeit,
Frömmigkeit Rechtschaffenheit oder aufrichtigen Freundlichkeit
übereinstimmt.
Auch
ich wurde ebenso durch Aufenthaltsorte geführt, und sie redeten
mit mir, damit ich erführe, wie es sich damit verhält. Dann
durfte ich durch Nachdenken über die Ortsveränderungen
finden, daß sie bloß scheinbar, und nur
Zustandsveränderungen sind, während der Körper an
demselben Ort bleibt.
*1274.
Zu den Wundererscheinungen im anderen Leben gehört:
Erstens,
daß die Geister- und Engelvereine unter sich nach den Lagen
geschieden erscheinen, obwohl die Orte und Entfernungen im anderen
Leben nichts anderes sind, als Zustandsverschiedenheiten.
Zweitens,
daß die Lagen und Entfernungen ein entsprechendes Verhältnis
zum menschlichen Leibe haben, so daß die zur Rechten auch zur
Rechten erscheinen, mag sich der Leib wenden, wohin er will, ebenso
die zur Linken, dann auch die in anderen Himmelsgegenden
Befindlichen.
Drittens,
daß kein Geist und kein Engel in so weiter Entfernung sich
befindet, daß er nicht erblickt werden könnte; dennoch
aber fallen nur so viele ins Auge, wie der Herr gestattet.
Viertens,
daß die Geister, an die andere denken, z.B. die ihnen bei
Leibesleben irgendwie bekannt waren, wenn der Herr es gestattet,
augenblicklich da sind, und zwar so ganz nahe, daß sie am Ohr,
im Bereich der Berührung, oder in einiger Entfernung sind, wobei
nicht hindert, wenn sie auch einige tausend Meilen von da entfernt,
selbst wenn sie in der Sternenwelt sind. Die Ursache ist, weil die
Ortsentfernung im anderen Leben nichts ausmacht.
Fünftens,
daß die Engel keine Zeitvorstellung haben.
Dies
ist der Fall in der Geisterwelt, noch vollkommener im Himmel, wieviel
mehr vor dem Herrn, dem notwendig alle und jede ganz und gar
gegenwärtig und unter Seinen Augen und Seiner Vorsehung sein
müssen! Dies erscheint als unglaublich, ist aber dennoch wahr.
*1275.
Ich war in einem Verein, wo Ruhe herrschte, oder deren ruhiger
Zustand einigermaßen dem Stande des Friedens nahe kam, jedoch
kein Friedensstand war. Dort redete ich vom Zustand der Kinder, dann
auch vom Ort, daß die Veränderung des Ortes und der
Entfernung nur ein Schein sei, gemäß dem Zustand eines
jeden und dessen Veränderung. Als ich dorthin versetzt war,
schien es, als ob die mich umgehenden Geister entfernt und unter mir
gesehen würden, dennoch durfte ich sie reden hören.
*1276.
Was die Lage betrifft, in der die Geister in der Geisterwelt und die
Engel im Himmel sind, so verhält es sich damit so, daß zur
Rechten des Herrn die Engel sind, zur Linken die bösen Geister,
vorne sind die der mittleren Art, rückwärts sind die
Boshaften, über dem Haupt sind die Hochmütigen und die nach
hohen Dingen trachten, unter den Füßen sind die Höllen,
die denen, die in der Höhe sind, entsprechen. So sind alle in
ihrer Lage, je nach ihrem Verhältnis zum Herrn, nach allen
Himmelsgegenden und Höhen, in waagrechter und senkrechter
Stellung und in jeder schiefen Richtung. Ihre Lage bleibt sich gleich
und wechselt in Ewigkeit nicht.
Die
Himmel bilden dort zusammen gleichsam einen Menschen, der deswegen
genannt wird der Größte Mensch, dem auch alles, was beim
Menschen ist, entspricht, über welche Entsprechung, vermöge
der göttlichen Barmherzigkeil des Herrn, im Folgenden. Daher
kommt es, daß um jeden Engel her alles die gleiche Lage hat,
und bei jedem Menschen, dem vom Herrn der Himmel geöffnet wird.
Die Gegenwart des Herrn bringt dies mit sich, was nicht stattfände,
wenn der Herr im Himmel nicht allgegenwärtig wäre.
*1277.
Ebenso verhält es sich mit den Menschen in betreff ihrer Seelen,
die immer gebunden sind an einen Verein von Geistern und Engeln. Auch
sie haben eine Lage im Reich des Herrn, gemäß der Art
ihres Lebens und ihren Zuständen; und es tut gar nichts zur
Sache, daß sie auf der Erde ferne voneinander sind, wäre
es auch mehrere tausend Meilen; sie können dennoch zugleich in
einem Verein sein, und zwar die in Liebtätigkeit leben in einem
Engelverein, die in Haß und dergleichen in einem höllischen
Verein.
Ebenso
tut es nichts zur Sache, daß auf Erden an einem Orte mehrere
zugleich sind, sie sind dennoch alle geschieden nach ihren
Lebensweisen und Zuständen. Und jeder kann in einem anderen
Verein sein. Menschen, die einige hundert oder tausend Meilen
voneinander entfernt leben, sind, wenn sie vor dem inneren Sinn
erscheinen, so nahe, daß einige von ihnen einander berühren,
gemäß der Lage. Somit, wenn sich mehrere auf Erden fänden,
denen der innere Sinn geöffnet wäre, so konnten sie
beisammen sein und sich miteinander unterreden, wenn auch der eine in
Indien, der andere in Europa sich befände, was auch gezeigt
wurde. So sind auch alle und jede Menschen auf Erden dem Herrn höchst
gegenwärtig und unter seinem Blick und Vorsehung.
* * *
*1376.
Ich sprach oft mit den Geistern über die Vorstellung des Ortes
und der Entfernung bei ihnen, daß sie nämlich nichts
Reales seien sondern bloß ein Schein, als ob sie existierten,
während sie doch nichts anderes sind, als Zustände ihres
Denkens und Fühlens, die sich so verschieden gestalten. Und zwar
stellen sie so sich sichtbar dar in der Geisterwelt, nicht so im
Himmel bei den Engeln, da diese nicht in der Vorstellung des Ortes
und der Zeit sind, sondern in der Vorstellung der Zustände.
Aber
die Geister, denen körperliche und irdische Vorstellungen
ankleben, begreifen dies nicht, sie meinen, es sei ganz so, wie sie
es sehen. Solche können kaum dazu gebracht werden, anders zu
glauben, als daß sie im Leibe leben; und daß sie Geister
sind, davon wollen sie sich nicht überzeugen lassen, somit kaum,
daß es einen Schein, auch nicht, daß es eine Täuschung
gebe; sie begehren in Täuschungen zu leben. So verschließen
sie sich den Weg zum Begreifen und zur Anerkennung des Wahren und
Guten, das möglichst weit von den Täuschungen entfernt ist.
Es wurde ihnen öfters gezeigt, daß die Veränderung
des Ortes nur ein Schein und nur eine Sinnestauschung sei. Es gibt
nämlich zweierlei Arten von Veränderungen des Ortes im
anderen Lehen: die eine ist, wie bereits gezeigt, daß alle
Geister und Engel im Größten Menschen beständig ihre
Stelle beibehalten, was ein Schein ist; die andere ist, daß die
Geister an einem bestimmten Ort erscheinen, während sie doch
nicht dort sind, was eine Täuschung ist.
*1377.
Daß der Ort, die Veränderung des Ortes und der Abstand in
der Geisterwelt Schein sind, könnte daraus erhellen, daß
alle Seelen und Geister, so viele ihrer gewesen sind von der ersten
Schöpfung an, beständig an ihren Orten erscheinen, und nie
die Orte verändern, außer wenn ihr Zustand sich verändert,
und so wie der Zustand sich verändert, wechseln bei ihnen auch
die Orte und Entfernungen. Weil aber ein jeder einen allgemeinen
Zustand hat der herrscht, und die besonderen und einzelnen
Zustandsveränderungen sich immer auf den allgemeinen beziehen,
so kommt daher auch, daß sie nach jenen Veränderungen zu
ihrer Lage zurückkehren.
*1378.
Ich bin sowohl durch Unterredung mit Engeln als auch durch lebendige
Erfahrung belehrt worden, daß die Geister, als Geister, in
Ansehung der Organe, aus denen ihre Leiber bestehen, nicht an dem Ort
sind, an dem sie gesehen werden, sondern daß sie weit von da
weg sein und dennoch dort erscheinen können. Ich weiß, daß
die, welche sich von Täuschungen verführen lassen, es nicht
glauben werden. Die Sache verhält sich aber dennoch so. Dies
wurde vor den Geistern, die nichts für wahr hielten, was sie
nicht mit ihren Augen sahen, wenn es auch lauter Täuschung war,
dadurch ins Licht gesetzt, daß etwas Ähnliches bei den
Menschen in der Welt sich zeigt: z.B. der Schall eines Redenden in
des anderen Ohr. Wenn der Mensch es nicht von den Unterschieden des
Schalles, die er von Kindheit an durch Übung erlernt hat, wüßte
und den Fernstehenden sähe, so würde er nicht anders
glauben, als daß der Redende zunächst dem Ohr sei. Ebenso
der Mensch, der etwas von ihm Entferntes sieht, wenn er nicht
zugleich das dazwischen Befindliche sehen und daraus die Entfernung
abnehmen oder sie aus dem, was er weiß, erschließen
würde, so würde er meinen, der entfernte Gegenstand sei
ganz nahe bei dem Auge.
Mehr
noch ist dies der Fall bei der Rede der Geister, die eine inwendige
Rede, sodann bei ihrem Sehen, das ein inwendiges Sehen ist. Und
weiter wurde gesagt, daß sie es nicht deshalb bezweifeln, noch
weniger leugnen dürfen, weil es nicht so vor den Sinnen
erscheint und sie es nicht wahrnehmen können, da die
augenscheinliche Erfahrung es aufnötigt. Wie es denn auch
innerhalb der Natur vieles gibt, was gegen die Täuschungen der
Sinne ist, und doch geglaubt wird, weil es die sichtbare Erfahrung
lehrt, z.B. das Schiffen rings um die Erdkugel herum: die, welche
sich von Sinnestäuschungen bestimmen lassen, würden
glauben, daß sowohl das Schiff als die Schiffer hinabfallen
müßten, wenn sie auf der entgegengesetzten Seite sind, und
daß die Gegenfüßler gar nicht auf den Füßen
stehen könnten. Es verhält sich damit und mit vielen
anderen Dingen im anderen Leben, die den Sinnestäuschungen
entgegen sind, in gleicher Weise, und dennoch sind sie wahr. So z.B.
daß der Mensch das Leben nicht von sich, sondern vom Herrn hat,
und soviel anderes mehr. Durch dieses und anderes konnten die
ungläubigen Geister zum Glauben gebracht werden, daß die
Sache sich so verhält.
*1379.
Hieraus kann auch erhellen, daß die Wanderungen und
Versetzungen der Geister und die Schritte, die sehr oft wahrgenommen
werden, nichts anderes sind als Zustandsveränderungen, d.h. daß
sie als Ortsveränderungen erscheinen in der Geisterwelt, aber
als Zustandsveränderungen im Himmel. Ebenso vieles andere, was
vorbildlich ist und sich dort sichtbar darstellt, wovon, vermöge
der göttlichen Barmherzigkeit des Herrn, im Folgenden.
*1380.
Daß der Ort, die Ortsveränderung und die Entfernung im
anderen Leben auch eine Täuschung ist, konnte daraus erhellen,
daß die Geister durch Phantasien augenblicklich in die Höhe,
ja in die höchste Höhe, versetzt werden konnten, und in
demselben Augenblick auch in die Tiefe, wie auch gleichsam von einem
Ende des Weltalls zum anderen. Ja die Gauklerinnen und die
Taschenspieler (praestigiatrices et magici) im anderen Leben bringen
durch Phantasien anderen den Glauben bei, daß sie, wenn an
einem bestimmten Ort, zugleich auch an einem anderen, ja sogar an
mehreren Orten seien, indem sie so ein Allenthalben-Gegenwärtigsein
vortäuschen. Die, welche bei Leibesleben nach hohen Dingen
getrachtet hatten, wie auch die, welche betrügerisch gewesen
waren, erscheinen oft über dem Haupt, sind aber gleichwohl in
der Hölle unter den Füßen. Sobald ihnen der Hochmut
benommen wird, fallen sie in ihre Hölle hinab, was mir gezeigt
wurde. Dies ist nicht Schein, sondern ist Täuschung, denn, wie
gesagt, es gibt zweierlei Arten von Ortsveränderungen im anderen
Leben: daß nämlich alle Geister und Engel beständig
ihre Stelle behalten, ist ein Schein; daß sie aber an einem
bestimmten Ort erscheinen, wo ihre Stelle nicht ist, ist eine
Täuschung.
*1381.
Die Seelen und Geister, die noch keine beständige Stelle im
Größten Menschen erlangt haben, werden an verschiedene
Orte gebracht, bald dahin, bald dorthin, bald werden sie gesehen auf
der einen Seite, bald auf der anderen, bald oben, bald unten; sie
werden irrende Seelen oder Geister genannt, und verglichen mit den
Flüssigkeiten im menschlichen Körper, die vom Magen, das
eine Mal in den Kopf, das andere Mal anderswohin aufsteigen und
versetzt werden: so diese Geister, ehe sie zu der bestimmten und
ihrem allgemeinen Zustand angemessenen Stelle kommen. Ihre Zustände
sind es, die so verändert werden und umherirren.
*1382.
Die Menschen können nicht anders, als die göttliche
Unendlichkeit mit der Unendlichkeit des Raumes verwechseln, und weil
sie die Unendlichkeit des Raumes nicht anders fassen, als daß
sie ein Nichts sei, wie es auch der Fall ist, dann glauben sie auch
die göttliche Unendlichkeit nicht. Ebenso verhält es sich
mit der Ewigkeit, welche die Menschen nur fassen können, als
eine Ewigkeit der Zeit; sie stellt sich aber dar durch die Zeit bei
denen, die in der Zeit sind.
Die
eigentliche Idee der göttlichen Unendlichkeit wird den Engeln
dadurch nahe gebracht, daß sie dem Blick des Herrn
augenblicklich zugegen sind, selbst wenn sie am Ende des Weltalls
wären, ohne das Zwischeneintreten von Raum oder Zeit. Und die
eigentliche Idee der göttlichen Ewigkeit wird ihnen dadurch
nahegebracht, daß tausend Jahre ihnen nicht als Zeit
erscheinen, kaum anders, als wenn sie eine Minute gelebt hätten.
Und beides dadurch, daß sie in ihrem Gegenwärtigen
zugleich das Vergangene und Zukünftige haben. Daher sie keine
Sorge wegen der Zukunft, und nie eine Vorstellung des Todes, sondern
allein die Vorstellung des Lebens haben. So ist in all ihrer
Gegenwart des Herrn Ewigkeit und Unendlichkeit.
*1383. Von der Gefühlswahrnehmung
(perceptio) der Geister und Engel; und von den Sphären im
anderen Leben.
Unter
die Wunderdinge im anderen Leben gehören die Wahrnehmungen
(durch das Gefühl, Innewerdungen, «Perceptiones»),
deren es zwei Arten gibt:
Die
eine, die den Engeln eigen ist, besteht darin, daß sie fühlen
(wahrnehmen oder innewerden «percipiunt»), was wahr und
gut und was vom Herrn und von ihnen selbst, sodann wenn das, was sie
denken, reden und tun, von ihnen selbst ist, woher und wie beschaffen
es ist.
Die
andere Art haben alle miteinander gemein, und zwar ist sie bei den
Engeln in höchster Vollkommenheit, und bei den Geistern je nach
der Beschaffenheit eines jeden, daß sie nämlich, sobald
ein anderer herankommt, sofort wissen, wie er beschaffen ist.
*1384.
Was die erste Art betrifft, die den Engeln eigen ist, nämlich
daß sie inne werden, was wahr und gut, und inne werden, was vom
Herrn und was von ihnen selbst ist, sodann woher und wie beschaffen
das ist, was sie denken, reden und tun, wenn es aus ihnen selbst
kommt: so durfte ich mit den Söhnen der Urkirche von ihrem
Innewerden reden. Sie sagten, daß sie nichts aus sich denken
oder denken können, und nichts aus sich wollen, sondern daß
sie bei allem und jedem, was sie denken und wollen, inne werden, was
vom Herrn und was anderswoher komme, und daß sie inne werden
nicht nur, wieviel vom Herrn und wieviel wie von ihnen selbst,
sondern auch, falls es wie von ihnen selbst kommt, woher es stammt,
von welchen Engeln, dann wie diese Engel beschaffen sind, welcherlei
ihre Gedanken sind, mit allem Unterschied, somit was für
Einflüsse es sind, und so unzähliges andere. Die
Wahrnehmungen dieser Art sind sehr mannigfaltig. Bei den himmlischen
Engeln, die in der Liebe zum Herrn sind, ist ein Wahrnehmen des Guten
und daher alles dessen, was Sache des Wahren ist; und weil sie aus
dem Guten das Wahre inne werden, so lassen sie kein Gespräch,
noch weniger ein Vernünfteln über das Wahre zu, sondern
sagen, so sei es oder so sei es nicht.
Die
geistigen Engel aber, die zwar auch ein Innewerden haben, jedoch kein
solches wie die himmlischen, reden über das Wahre und Gute;
dennoch aber werden sie es inne, nur mit Unterschied; denn es gibt
unzählige Verschiedenheiten dieses Innewerdens. Die
Verschiedenheiten beziehen sich darauf, daß sie inne werden, ob
etwas nach des Herrn Willem, ob mit Erlaubnis und ob aus Zulassung,
was unter sich durchaus verschieden ist.
*1385.
Es gibt Geister, die zur Gegend der Haut, besonders der schuppigen,
gehören, die über alles vernünfteln wollen, aber
keineswegs inne werden, was gut und wahr ist, ja, je mehr sie
vernünfteln, desto weniger es inne werden, indem sie in das
Vernünfteln die Weisheit setzen, und damit glänzen wollen.
Ihnen wurde gesagt, Engelsweisheit sei, durch das Gefühl inne
werden, ob etwas gut und wahr ist, ohne Vernünftelei. Aber sie
begreifen nicht, daß ein solches Gefühl oder Innewerden
(perceptio), möglich sei. Es sind die, welche bei Leibesleben
das Wahre und Gute durch Wissenschaftliches und Philosophisches
verdunkelt hatten, und daher sich für gebildeter hielten als
andere, und zuvor keine Grundsätze des Wahren aus dem Worte
geschöpft hatten. Solche haben daher weniger gesunden
Menschenverstand (sensus communis).
*1386.
Solange die Geister meinen, daß sie sich selber leiten und aus
sich selbst denken, aus sich wissen, verstehen, weise seien, können
sie kein Innewerden (durchs Gefühl) haben, sondern glauben, es
seien Märchen.
*1387.
Ich sprach öfters über das Innewerden durchs Gefühl
mit denen im anderen Leben, die, als sie in der Welt lebten, meinten,
sie könnten alles durchschauen und verstehen. Ich sagte ihnen,
daß die Engel durchs Gefühl inne werden, daß sie
denken und reden, wollen und handeln aus dem Herrn. Aber dennoch
konnten sie nicht begreifen, was Gefühlswahrnehmung oder
Innewerden sei, indem sie meinten, wenn in solcher Weise alles
einfließen würde, so würden sie ja alles Lebens
beraubt sein, weil sie so nichts aus sich selbst oder aus dem Eigenen
denken würden - darein setzten sie nämlich das Leben - und
es ja so ein anderer wäre, der denken würde, und nicht sie,
folglich sie selbst bloß leblose Organe sein würden. Aber
es wurde ihnen gesagt, daß ein solcher Lebensunterschied sei
zwischen Innewerden haben und nicht haben, wie zwischen Finsternis
und Licht, und daß sie dann erst eigentlich leben, wenn sie ein
solches Innewerden empfangen, denn sie lebten alsdann aus dem Herrn,
und hatten doch auch ein Eigenes, das ihnen gegeben wird mit aller
Glückseligkeit und Lust. Es wurde ihnen auch durch mehrfache
Erfahrung gezeigt, wie es sich mit dem Inneworden verhalte, und dann
erkannten sie an, daß es ein solches geben könne, aber
nach einiger Zeit vergaßen, bezweifelten und leugneten sie es
wieder. Hieraus konnte erhellen, wie schwer ein Mensch fassen kann,
was das Innewerden durch das Gefühl ist.
*1388.
Die andere Art des Innewerdens ist, wie gesagt, die, welche alle
gemein haben, die Engel in höchster Vollkommenheit und die
Geister je nach der Beschaffenheit eines jeden, daß sie
nämlich, sobald ein anderer herankommt, wissen, wie er
beschaffen ist, wenn er auch nichts redet. Sie äußert sich
sogleich durch einen gewissen wunderbaren Einfluß. Man erkennt
an einem guten Geist nicht bloß, welche Art von Güte,
sondern auch, welchen Glauben er hat, und wenn er redet, an den
einzelnen Worten. An einem bösen Geist erkennt man, welche
Bosheit und welchen Unglauben er hat, und wenn er redet, an den
einzelnen Worten; und zwar so deutlich, daß gar keine Täuschung
stattfindet.
Etwas
ähnliches kommt vor bei den Menschen, die auch an dem Benehmen,
der Miene, der Rede eines anderen zuweilen erkennen können, was
er denkt, obwohl er durch die Rede sich anders zeigt. Diese
Wissenschaft ist dem Menschen natürlich und stammt her, von der
so beschaffenen Naturanlage der Geister, somit vom Geist des Menschen
selbst und seiner Gemeinschaft mit der Geisterwelt.
Dieses
sich mitteilende Gefühls-Innewerden hat seinen Ursprung daher,
daß der Herr will, daß alles Gute mitteilbar sei, und daß
alle von gegenseitiger Liebe angeregt und so glückselig sein
sollen. Daher auch eine solche Gefühlswahrnehmung unter den
Geistern allgemein herrscht.
*1389.
Seelen, die in das andere Leben kamen, wunderten sich, daß es
eine solche Mitteilung der Gedanken eines anderen gebe, und daß
sie sogleich wußten, nicht bloß, was für eine
Gesinnung, sondern auch, was für einen Glauben ein anderer habe.
Es wurde ihnen aber gesagt, daß der Geist viel höhere
Fähigkeiten erlange, wenn er vom Leib getrennt ist. Bei
Leibesleben wirken die Gegenstände der Sinne ein, sodann die
Phantasiebilder von dem, was von jenen her im Gedächtnis haftet,
und überdies die Beunruhigungen wegen der Zukunft, verschiedene
durch Äußeres erregte Begierden, Sorgen für Nahrung,
Kleidung, Wohnung, Kinder und mehreres, woran man im anderen Leben
gar nicht denkt. Wenn daher solche Hemmungen und Hindernisse, samt
dem Körperlichen, das mit der groben Empfindung zusammenhängt,
beseitigt sind, so muß man sich notwendig in einem
vollkommeneren Zustand befinden; es bleiben dieselben Fähigkeiten,
aber viel vollkommener, lichter und freier, besonders bei denen, die
in Liebtätigkeit und Glauben an den Herrn, und in der Unschuld
gelebt haben. Die Fähigkeiten solcher werden unermeßlich
weit über diejenigen hinaus erhöht, die sie im Leibe
hatten, bis zuletzt zu den engelischen des dritten Himmels.
*1390.
Es besteht ferner nicht bloß eine Mitteilung der Neigungen und
Gedanken eines anderen, sondern auch eine Mitteilung seines Wissens,
bis dahin, daß der eine Geist meint, er habe gewußt, was
der andere weiß, obwohl er davon nichts gewußt hatte; auf
diese Art teilt sich alles Wissen des anderen mit. Einige Geister
behalten solches, andere nicht.
*1391.
Die Mitteilungen geschehen sowohl durch ihre Rede unter sich als auch
durch Ideen und zugleich Vorbildungen, denn die Ideen ihres Denkens
sind zugleich vorbildlich, daher sich alles in Fülle darstellt.
Durch eine einzige Idee können sie mehr vorbilden als durch
tausend Worte. Aber die Engel werden den inneren Gehalt einer Idee
inne, die Art der Neigung, den Ursprung der Neigung, den Zweck
derselben, und so mehreres, was Inwendig ist.
*1392.
Wonnen und Seligkeiten werden im anderen Leben von einem an
mehrere gewöhnlich auch mitgeteilt durch reelle Übertragungen
(transmissio), die wunderbar sind, und infolge derer dann diese
ebenso, wie jener, davon angeregt werden. Und diese Mitteilungen
geschehen, ohne daß eine Verminderung eintritt bei demjenigen,
der mitteilt. Auch ich durfte auf diese Art Wonnegefühle durch
Übertragungen anderen mitteilen.
Hieraus
kann erhellen, welch eine Seligkeit diejenigen empfinden, die den
Nächsten mehr lieben als sich selbst und kein größeres
Verlangen haben, als ihre Seligkeit auf andere zu übertragen;
was seinen Ursprung vom Herrn hat, der so die Seligkeiten den Engeln
mitteilt. Die Mitteilungen der Seligkeit sind solche beständige
Übertragungen, aber ohne ein Bewußtsein, daß sie von
einer solchen wirkenden Ursache her kommen und wie durch offenbare
Willensbestimmung erfolgen.
*1393.
Die Mitteilungen geschehen auch in wunderbarer Weise durch
Wegschaffungen (remotiones), deren Beschaffenheit vom Menschen nicht
begriffen werden kann. Weggeschafft wird im Augenblick alles, was
traurig und beschwerlich ist, und so stellt sich Wonniges und Seliges
ein ohne Hindernisse, denn wenn jenes beseitigt ist, fließen
die Engel ein, und teilen ihr Seliges mit.
*1394.
Weil ein solches Innewerden stattfindet, daß der eine im
Augenblick wissen kann, wie der andere beschaffen ist in betreff der
Liebe und des Glaubens, darum werden sie den Übereinstimmungen
gemäß in Vereine verbunden und der Nichtübereinstimmung
gemäß getrennt, und zwar so genau, daß es nicht das
Kleinste eines Unterschiedes gibt, das nicht trennt oder verbindet.
Darum sind die Vereine in den Himmeln so geschieden, daß man
sich nichts Geschiedeneres denken kann und zwar gemäß
allen Unterschieden der Liebe und des Glaubens an den Herrn, die
unzählig sind. Daher die himmlische Form, die beschaffen ist,
daß sie einen Menschen darstellt, welche Form fortwährend
vervollkommnet wird.
*1395.
Wie es sich mit dieser Art von Wahrnehmung verhalte, wurde mir
durch vielfache Erfahrung zu wissen vergönnt. Es wäre aber
zu umständlich, das alles zu berichten. Ich hörte öfters,
wenn Arglistige redeten und wurde nicht bloß die List inne,
sondern auch, was für eine List es war, und welche Bosheit in
der List lag. Es ist sozusagen in jedem Ton der Stimme ein Bild der
List. Dann auch wurde ich inne, ob es die List des Redenden oder
anderer sei, die durch ihn redeten. Ebenso verhält es sich mit
denjenigen, die im Haß sind; sogleich wird wahrgenommen, was
für ein Haß es sei, und mehr als je ein Mensch zu glauben
bestimmt werden kann, daß es sich im Haß finde. Wenn die
Personen gegenwärtig sich darstellen, gegen die sie einen Haß
hatten, so entsteht dadurch ein jämmerlicher Zustand, denn
alles, was sie wider einen andern gedacht und angezettelt haben,
stellt sich da heraus.
*1396.
Ein gewisser Geist, der sich ein Verdienst anmaßen wollte
wegen dessen, was er, als er in der Welt lebte, getan und gelehrt
hatte, ging rechts hin und kam zu solchen, die nicht so beschaffen
waren, um sich ihnen beizugesellen; er sagte, er sei nichts und wolle
ihnen dienen. Aber diese merkten, sobald er herbeikam, und zwar schon
von ferne, wie er beschaffen war. Sie antworteten sogleich, er sei
nicht von der Art, sondern wolle groß werden, und so könne
er nicht zusammenstimmen mit denen, die klein sind. Dadurch wurde er
beschämt und trat ab und verwunderte sich, daß sie es
schon aus so weiter Ferne wußten.
*1397.
Weil die Wahrnehmungen so genau sind, können böse
Geister sich einer Sphäre oder einem Verein nicht nähern,
wo gute Geister sind, die in gegenseitiger Liebe stehen. Sobald sie
nur nahen, fangen sie an Angst zu fühlen, indem sie klagen und
jammern. Ein Böser warf sich aus Keckheit und Selbstvertrauen in
einen Verein, der sich auf der ersten Schwelle des Himmels befand,
aber sobald er sich hinzumachte, konnte er kaum atmen und spürte
seinen Leichengeruch, daher er zurückfiel.
*1398.
Es waren mehrere Geister um mich, die nicht gut waren, da kam ein
Engel, und ich sah, daß die Geister seine Gegenwart nicht er
tragen konnten, denn sie entfernten sich mehr und mehr, je näher
er her zutrat, worüber ich mich verwunderte. Aber es wurde mir
zu wissen gegeben, daß die Geister bei der Sphäre, die er
bei sich hatte, nicht verweilen konnten. Hieraus, wie auch aus einer
anderen Erfahrung, ergab sich, daß ein einziger Engel Myriaden
von bösen Geistern wegtreiben kann, denn sie halten die Sphäre
der gegenseitigen Liebe nicht aus. Dennoch aber wurde ich inne, daß
seine Sphäre gemildert war durch Beigesellungen anderer; wäre
sie nicht gemildert gewesen, so wären alle auseinander gestoben.
Hieraus ist auch klar, was für eine Wahrnehmung es im anderen
Leben gibt, und wie sie sich zusammen gesellen und wie sie sich
trennen gemäß den Wahrnehmungen.
*1399.
Ein jeglicher Geist hat Gemeinschaft mit dem inwendigen und dem
innersten Himmel, und zwar ohne daß er etwas davon weiß,
sonst könnte er nicht leben. Wie er inwendig beschaffen ist,
wird erkannt von den Engeln, die im Inwendigen sind, und er wird auch
durch sie vom Herrn regiert. So gibt es Mitteilungen seines Inneren
im Himmel, wie seines Äußeren in der Geisterwelt. Durch
die innerlichen Mitteilungen wird er geschickt gemacht zu dem
Nutzzweck, zu dem er geführt wird, ohne daß er es weiß.
So
auch verhält es sich mit dem Menschen: auch er hat durch Engel
Gemeinschaft mit dem Himmel, (was er gar nicht weiß,) denn
sonst könnte er nicht leben. Was von daher in seine Gedanken
einfließt, sind nur die letzten Wirkungen; von da ist all sein
Leben, und von da aus wer den alle Bestrebungen seines Lebens
regiert.
* * *
*1504.
Daß man im anderen Leben schon beim ersten Herankommen
eines andern sogleich erkennt, wie er beschaffen ist, wenn er auch
nichts spricht, ist schon Nr. 1388 gesagt worden. Hieraus kann man
ersehen, daß das Innere des Menschen in einer unbekannten
Tätigkeitsäußerung ist, und daß an dieser ein
Geist erkannt wird, wie er beschaffen ist. Daß dem so ist,
konnte daraus erhellen, daß die Sphäre dieser Tätigkeit
sich nicht bloß in die Ferne erstreckt, sondern auch zuweilen,
wenn der Herr es zuläßt, sich auf verschiedene Weise
fühlbar darstellt.
*1505.
Wie diese Sphären, die im anderen Leben so fühlbar
werden, sich bilden, darüber bin ich auch belehrt worden; zur
Verdeutlichung diene folgendes Beispiel:
Wer
von sich und seinen Vorzügen vor anderen eine hohe Meinung
gefaßt hat, nimmt zuletzt eine solche Art und Weise und
gleichsam Natur an, daß er überall, wohin er nur geht, und
sooft er andere ansieht und mit ihnen spricht, sich selbst im Auge
hat, und zwar dies zuerst offenbar, hernach nicht offenbar, so daß
er sich dessen nicht bewußt ist, dasselbe aber gleichwohl
durchgehend herrscht, wie in dem einzelnen seines Fühlens und
Denkens, so auch in dem einzelnen seines Benehmens und in dem
einzelnen seiner Rede. Dies können die Menschen an anderen
sehen. So etwas ist es, was die Sphäre im anderen Leben macht,
die empfunden wird, aber gleichwohl nicht öfter als der Herr es
gestattet.
So
verhält es sich auch mit anderen Neigungen, daher es ebenso
viele Sphären gibt, wie Neigungen und Zusammensetzungen von
Neigungen, die unzählig sind. Die Sphäre ist gleichsam ein
Bild von ihm, das sich über ihn hinaus verbreitet hat, und zwar
ein Bild von allem, was bei ihm ist. Jedoch ist, was sich sichtbar
oder empfindbar in der Geisterwelt darstellt, nur etwas Allgemeines,
wie er aber im Besonderen beschaffen ist, das weiß man im
Himmel. Hingegen wie er im einzelnen ist, weiß niemand als der
Herr allein.
*1506.
Damit man wisse, wie die Sphären beschaffen sind, darf ich
einiges aus Erfahrung anführen: Ein gewisser Geist, der mir, als
er noch im Leibe lebte, bekannt war und mit dem ich redete, erschien
nachher öfter unter den Bösen. Weil dieser eine hohe
Meinung von sich hatte, bildete er sich eine Sphäre des Vorzugs
vor anderen. Und weil er so geartet war, entflohen die Geister
augenblicklich, so daß keiner erschien als er allein. Er
erfüllte dann die ganze Sphäre ringsumher, die eine
selbstbeschauliche war. Von seinen Genossen verlassen, verfiel er
bald auch in einen anderen Zustand: wer nämlich von seiner
Gesellschaft, zu der er gehört, verlassen wird im anderen Leben,
der wird zuerst wie halbtot; sein Leben wird alsdann nur erhalten
durch den Einfluß des Himmels in sein Inneres; da fängt er
dann an zu jammern und Pein zu leiden. Die anderen Geister sagten
nachher, daß sie seine Gegenwart nicht hätten aushalten
können, weil er größer als andere habe sein wollen.
Als er zuletzt anderen beigesellt wurde, fuhr er in die Höhe,
und so kam es ihm vor, als ob er allein das Weltall regiere; denn so
sehr bläht sich die sich selbst überlassene Selbstliebe
auf. Er wurde nachher unter die Höllischen geworfen.
Ein
solches Los erwartet diejenigen, die meinen, sie seien größer
als andere. Die Selbstliebe ist mehr als jede andere Liebe entgegen
der wechselseitigen Liebe, die das Leben des Himmels ist.
*1507.
Da war einer, der sich bei Leibesleben für größer
und weiser als andere hielt; sonst aber gutartig war und andere sich
gegenüber nicht so sehr verachtete. Dagegen aber, weil er in
hohem Stande geboren war, eine Sphäre des Hervorragens und der
Autorität sich angebildet hatte. Dieser kam zu mir und sprach
lange nichts; ich bemerkte aber, daß er wie von einem Nimbus
umflossen war, der von ihm ausströmend die Geister zu umhüllen
begann, infolgedessen die Geister beängstigt zu werden anfingen.
Von da aus redeten sie mit mir und sagten, sie könnten durchaus
nicht mehr da sein, sie würden aller Freiheit beraubt, wie wenn
sie nicht wagen dürften, etwas zu sagen. Auch er fing an zu
reden, auch mit ihnen, die er seine Söhne nannte und zuweilen
belehrte, aber im Ton der Autorität, die er sich angeeignet
hatte. Hieraus konnte ich entnehmen, wie die Sphäre der
Autorität im anderen Leben beschaffen ist.
*1508.
Oftmals konnte ich beobachten, daß diejenigen, die in der
Welt die höchste Würde bekleidet hatten, infolgedessen
nicht vermeiden konnten, sich eine Sphäre der Autorität
anzueignen, und ebendarum sie im anderen Leben weder zu verbergen
noch abzulegen vermochten. Bei denjenigen von ihnen, die mit Glauben
und Liebtätigkeit begabt waren, wird die Sphäre ihrer
Autorität mit der Sphäre der Güte wunderbar verbunden,
so daß sie niemanden lästig wird, ja es wird ihnen von
wohlgesitteten Geistern auch eine Art von entsprechender Unterordnung
geleistet. Allein es ist bei ihnen nicht die Sphäre des
Befehlens, sondern nur, weil sie so geboren sind, eine natürliche
Sphäre, die sie auch, weil sie gut sind, später nach
Verlauf einiger Zeit ablegen und abzulegen streben.
*1509.
Es waren bei mir einige Tage lang solche Geister, die, während
sie in der Welt lebten, gar nicht für das Beste der
Gesellschaft, sondern nur für sich selbst gesorgt hatten, zu
Dienstleistungen im Staat unnütz waren und bloß darauf
ausgingen, üppig zu leben, sich prächtig zu kleiden und
reich zu werden, wobei sie sich die Verstellungskünste und
geeigneten Manieren angewöhnt hatten, durch mancherlei
Schmeichelei und Diensteifer sich einzuschmeicheln, bloß um zu
scheinen und die Güter ihres Herrn verwalten zu dürfen,
geringschätzig ansehend alle, die in ernsten Dienstverrichtungen
stehen. Ich merkte, daß sie an Höfen gelebt hatten. Ihre
Sphäre äußerte sich darin, daß sie mir allen
Eifer benahmen und mir eine große Unlust am Tun und Denken des
Ernsten, Wahren und Guten beibrachten, so daß ich zuletzt kaum
mehr wußte, was ich tun sollte. Wenn solche unter die Geister
kommen, verursachen sie ihnen eine gleiche Stumpfheit. Sie sind im
anderen Leben unnütze Glieder und werden überall, wohin sie
kommen, zurückgewiesen.
*1510.
Ein jeder Geist, und noch mehr ein jeder Verein von Geistern, hat
seine Sphäre aus den gefaßten Grundsätzen und
Überzeugungen, welche die Sphäre der Grundsätze und
Überzeugungen (principiorum et persuasionum) ist; die bösen
Genien haben eine Sphäre der Begierden. Die Sphäre der
Prinzipien und der Überzeugungen ist so beschaffen, daß
sie, wenn sie auf einen anderen einwirkt, das Wahre als falsch
erscheinen läßt, und alle Gründe dafür
hervorruft, so daß sie zu dem Glauben veranlaßt, das
Falsche sei wahr, und das Böse sei gut. Hieraus konnte ich
ersehen, wie leicht der Mensch im Falschen und Bösen bestärkt
werden kann, wofern er nicht den Wahrheiten glaubt, die vom Herrn
sind. Solche Sphären sind mehr oder weniger dicht, je nach der
Natur der Falschheiten. Diese Sphären können durchaus nicht
zusammenstimmen mit den Sphären der Geister, die in den
Wahrheiten sind. Wenn sie einander nahen, so entsteht ein
Widerstreit. Wenn die Sphäre des Falschen aus Zulassung
überwiegt, so kommen die Guten in Versuchung und in Angst.
Empfunden
wurde auch die Sphäre des Unglaubens, die von der Art ist, daß
sie nichts glauben von dem, was gesagt wird, kaum das, was ihnen
sichtbar dargestellt wird; auch die Sphäre derjenigen, die
nichts glauben, als was sie mit den Sinnen begreifen. Es erschien mir
auch einer, der dunkel gekleidet war und an einer Mühle saß,
als ob er Mehl mahlte, und seitwärts erschienen kleine Spiegel
(visa specula parva); nachher sah ich gewisse Dinge, die durch die
Phantasie hervorgebracht, aber Luftgebilde waren. Ich wunderte mich,
wer es sein möchte; er kam aber zu mir und sagte, er sei der,
der an der Mühle gesessen und habe solche Vorstellungen gehabt,
daß alles und jedes nur Phantasiegebilde seien und nichts
Wirkliches, daher sei er so geworden.
*1511.
Durch viele Erfahrung ist mir gewiß geworden, ja so gewiß,
daß es nichts Gewisseres gibt, daß nämlich die
Geister, die im Falschen sind, ins Denken einfließen, und
völlig glauben machen, daß das Falsche wahr sei, so daß
es durchaus nicht anders erscheinen kann, und zwar dies vermöge
ihrer Sphäre. In gleicher Weise fließen die Genien, die im
Bösen sind, so in den Willen ein, und verursachen ein Gefühl,
als ob das Böse gut wäre: so daß es durchaus nicht
anders empfunden werden kann, und zwar ebenfalls infolge ihrer
Sphäre.
Den
Einfluß von jenen und diesen durfte ich tausendmal deutlich
empfinden, sodann auch, von welchen Geistern er herkam, sowie auch
auf welche Art die Engel aus dem Herrn jenes entfernt haben, außer
mehrerem, was speziell nicht so gesagt werden kann.
Hieraus
konnte sich mir mit solcher Gewißheit, daß es nichts
Gewisseres gibt, ergeben, woher das Falsche und Böse beim
Menschen kommt; und daß aus den Grundsätzen des Falschen
und aus den Begier den des Bösen solche Sphären
hervorgehen, die nach dem Leben des Körpers bleiben und sich so
augenscheinlich herausstellen.
*1512.
Die Sphären der Phantasien erscheinen, wenn sie sich sicht
bar darstellen, wie Wolken, die je nach Beschaffenheit der Phantasie
mehr oder minder dicht sind. Unter dem linken Fuß ist ein
nebeliger Fels, unter dem die Vorsündflutlichen sich befinden.
Jenes Nebelige entspringt aus ihren Phantasien, und durch dasselbe
werden sie von allen übrigen im anderen Leben ferngehalten.
Aus
denen, die in Haß und Rache gelebt hatten, dünsten Sphären
aus, die von der Art sind, daß sie Ohnmacht verursachen und
Erbrechen erregen; solche Sphären sind gleichsam vergiftet. Wie
giftig und wie dicht sie seien, erkundet man gewöhnlich durch
eine Art von dunkelblauen Bin den, so wie diese verschwinden, wird
auch die Sphäre abgeschwächt.
*1513.
Einer von denen, die Laue genannt werden, kam zu mir, und benahm
sich, als ob er sich gebessert hätte, und ich empfand den Betrug
nicht, obwohl ich dachte, daß er ihn inwendig verberge. Die
Geister aber sagten, sie könnten seine Gegenwart nicht ertragen,
und fühlten bei sich eine Wirkung, wie sie die Menschen als Reiz
zum Erbrechen zu haben pflegen, und daß er unter die gehöre,
die ausgespien werden sollen. Derselbe führte nachher ruchlose
Reden und konnte nicht davon ablassen, sehr man ihn auch zu
überzeugen suchte, daß man nicht so reden dürfe.
*1514.
Die Sphären stellen sich auch empfindbar dar durch Gerüche,
welche die Geister viel schärfer empfinden als die Menschen;
denn den Sphären entsprechen, was wunderbar ist, die Gerüche.
Wenn
bei solchen, die sich auf Verstellung gelegt und diese sich zur
anderen Natur gemacht haben, ihre Sphäre sich in einen Geruch
verwandelt, so ist es ein Erbrechen erregender Qualm. Wenn hei
solchen, die sich auf Beredsamkeit gelegt haben in der Absicht, daß
alles ihnen Bewunderung zolle, ihre Sphäre in eine riechbare
verwandelt wird, so ist es wie der Geruch von verbranntem Brot. Bei
solchen, die bloß den Wollüsten nachhingen und in keiner
Liebtätigkeit und in keinem Glauben standen, ist der Geruch
ihrer Sphäre wie der von Exkrementen. Ebenso bei denen, die in
Ehebrüchen ihr Leben hingebracht haben. Ihr Geruch ist noch
stinkender. Verkehrt sich die Sphäre derer, die in heftigem Haß
und in Rache und Grausamkeit gelebt haben, in Gerüche, so ist es
ein Leichengestank. Ein Mäusegestank breitet sich von denen aus,
die schmutzig geizig gewesen sind. Ein Wanzengestank (pediculorum
domesticorum) von denen, welche die Unschuldigen verfolgen.
Diese
Gerüche können von keinem Menschen empfunden werden, wenn
ihm nicht die inneren Sinne (sensationes) geöffnet worden sind,
so daß er zugleich bei den Geistern ist.
*1515.
Es wurde die Sphäre des Übelgeruchs einer Frau
empfunden, die nachher den Sirenen zugesellt wurde, und dieser üble
Geruch dünstete einige Tage lang überall aus, wohin sie
kam. Die Geister sagten, es sei ein beinahe tödlicher Gestank;
sie selbst jedoch empfand nichts von diesem Gestank. Der Gestank der
Sirenen ist der gleiche, weil ihr Inneres unsauber, ihr Äußeres
aber meistens anständig und hübsch ist, wovon Nr. 831. Zu
verwundern ist, daß die Sirenen im anderen Leben alles, was
dort ist, ergreifen, und besser als andere wissen, wie sich die Sache
verhält; auch die Lehrbestimmungen, aber alles in der Absicht,
es in Magisches zu verkehren und sich die Herrschaft über andere
zu verschaffen. In die Neigungen der Guten schleichen sie sich ein
durch den angenommenen Schein des Guten und Wahren, sind aber
gleichwohl so geartet.
Hieraus
kann erhellen, daß die Lehrbestimmung nichts ist, wofern der
Mensch nicht so wird, wie sie lehrt, d.h. wofern sie nicht das Leben
zum Zweck hat. Abgesehen davon, daß viele unter den Höllischen
sind, welche die Lehrbestimmungen besser als andere verstanden haben.
Die aber ein Leben der Liebtätigkeit gelebt haben, sind alle im
Himmel.
*1516.
Ich sprach mit den Geistern über den Geschmacksinn, von dem
sie sagten, sie hätten ihn nicht, sondern etwas, woraus sie
gleich wohl erkennen, welcherlei der Geschmack ist, den sie mit dem
Geruch verglichen, jedoch nicht beschreiben konnten. Da wurde mir in
die Erinnerung zurückgerufen, daß der Geschmack und der
Geruch in einem Dritten zusammentreffen, wie dies auch an den Tieren
zu ersehen ist, die mit dem Geruch die Nahrung untersuchen, woraus
ihnen offenbar wird, ob sie ihnen gesund und zuträglich ist.
*1517.
Es wurde ein Weingeruch empfunden, und ich erfuhr, daß er
von solchen komme, die aus Freundschaft und erlaubter Liebe
schmeicheln in der Art, daß in den Schmeicheleien auch Wahrheit
ist. Dieser Geruch ist von großer Verschiedenheit, und stammt
aus der Sphäre des formalen Schönen.
*1518.
Wenn himmlische Engel bei der Leiche eines gestorbenen Menschen
sind, der auferweckt werden soll, so verwandelt sich der
Leichengeruch in einen aromatischen Geruch, bei dessen Empfindung die
bösen Geister nicht herzunahen können.
*1519.
Die Sphären der Liebtätigkeit und des Glaubens sind,
wenn sie als Gerüche empfunden werden, äußerst
angenehm. Es sind Wohlgerüche wie von Blüten, Lilien,
Gewürzen verschiedener Art, mit unendlicher Mannigfaltigkeit.
Außerdem stellen sich auch die Sphären der Engel zuweilen
sichtbar dar, und zwar als Atmosphären oder heitere Himmelslüfte
(aurae), die so schön, so lieblich und mannigfaltig sind, daß
sie gar nicht beschrieben werden können.
*1520.
Betreffs dessen jedoch, was gesagt worden ist von der
Empfindbarkeit des Inneren eines Geistes mittels der Sphären,
die über ihn hinaus sich verbreiten und fortsetzen, wie auch
mittels der Gerüche, so muß man wissen, daß diese
nicht beständig existieren; abgesehen davon, daß sie auf
verschiedene Weise vom Herrn gemäßigt werden, damit die
Geister nicht immer vor anderen offenbar sein möchten, wie sie
beschaffen sind.
*1521. Vom Licht, in dem die Engel Leben.
Daß
die Geister und Engel alle Sinne, außer dem Geschmack, und zwar
viel schärfer und vollkommener haben, als irgend ein Mensch, ist
mir vielfältig offenbar geworden. Sie sehen nicht nur einander
und gehen miteinander um - die Engel in höchster Seligkeit aus
gegenseitiger Liebe -‚ sondern was sie dort sehen, ist auch
mehr als je ein Mensch glauben kann. Es ist die Geisterwelt, und es
sind die Himmel voll von Vorbildungen, wie sie den Propheten
erschienen, und zwar so großartig, daß, wenn jemanden nur
das Gesicht geöffnet würde und er einige Stunden
hineinblickte, er vor Staunen außer sich geraten müßte.
Es ist ein solches Licht im Himmel, daß es selbst das
Mittagslicht der Sonnenwelt in unglaublicher Weise übertrifft.
Sie haben aber kein Licht aus dieser Welt, weil sie über oder
innerhalb der Sphäre dieses Lichtes sind, sondern es ist ein
Licht vom Herrn, der ihnen Sonne ist. Das Weltlicht, auch das
mittägige, ist den Engeln wie dichtes Dunkel. Wenn ihnen gegeben
wird, in dieses Licht hineinzublicken, so ist es, als ob sie lauter
Finsternis erblickten, was mir durch Erfahrung zu wissen gegeben
wurde.
Hieraus
kann erhellen, was für ein Unterschied ist zwischen dem Licht
des Himmels und dem Licht der Welt.
*1522.
Das Licht, in dem die Geister und Engel leben, habe ich so oft
gesehen, daß ich mich zuletzt nicht mehr darüber
verwunderte, weil es mir etwas Gewöhnliches geworden war, aber
jede Erfahrung anzuführen, wäre allzu umständlich,
daher möge nur dies wenige hier stehen.
*1523.
Damit ich wüßte, was es für ein Licht sei, bin
ich einige Male in Wohnungen versetzt worden, in denen gute und
engelische Geister waren, und dort habe ich nicht nur sie selbst,
sondern auch die Dinge gesehen, die sich daselbst befanden. Es
erschienen auch Kinder und Mütter in einem Licht von so
glänzendem Weiß und Schimmer (tanti candoris et
splendoris), daß es nirgends ein glänzenderes Weiß
geben kann.
*1524.
Unvermutet fiel ein starkes Flammenlicht vor das Auge hin, das
dadurch sehr geblendet wurde, und zwar nicht nur das Gesicht des
Auges, sondern auch das inwendigere. Bald darauf erschien etwas
Dunkles wie eine finstere Wolke, worin gleichsam etwas Erdartiges
war; und als ich mich darüber wunderte, wurde mir zu wissen
gegeben, daß das Licht bei den Engeln im Himmel so groß
ist im Vergleich mit dem Licht in der Geisterwelt, obwohl die Geister
im Lichte leben, daß aber dennoch ein solcher Unterschied sei;
und daß es sich wie mit dem Licht, so auch mit der Einsicht und
Weisheit der Engel gegenüber der Einsicht und Weisheit der
Geister verhält, und nicht allein mit der Ein sicht und
Weisheit, sondern auch mit allem, was zur Einsicht und Weisheit
gehört, wie mit der Rede, mit dem Denken, mit den Freuden und
Wonnen, denn diese entsprechen dem Licht. Hieraus konnte mir auch
klar sein, wie groß und von welcher Art die Vollkommenheiten
der Engel sind im Vergleich mit den Menschen, die doch noch mehr im
Dunkeln sind als die Geister.
*1525.
Es wurde mir die Lichthelle gezeigt, in der diejenigen leben, die zu
einem inwendigen Gebiet des Angesichts gehören: es war ein
Lichtglanz mit schönem Farbenspiel von Strahlen einer goldenen
Flamme für die, welche in den Neigungen des Guten sind und ein
Lichtglanz im Farbenspiel von Strahlen eines Silberlichtes für
die, welche in den Neigungen des Wahren sind. Zuweilen sehen sie auch
den Himmel, aber nicht den, der vor unseren Augen erscheint, sondern
den, der vor ihnen sich darstellt, mit Sternchen auf das schönste
geschmückt. Daß ein Unterschied des Lichtes besteht, kommt
daher, daß alle guten Geister, die im ersten Himmel sind und
alle engelischen Geister, die im zweiten Himmel, und alle Engel, die
im dritten sind, im allgemeinen sich unterscheiden in himmlische und
geistige. Himmlische sind die in der Liebe zum Guten, geistige die in
der Liebe zum Wahren sind.
*1526.
Ich wurde den Vorstellungen der einzelnen oder leiblichen Dinge
entrückt, so daß ich in geistigen Vorstellungen
festgehalten wurde. Da erschien ein lebhaftes Funkeln von
diamantartigem Licht, und zwar ziemlich lange. Ich kann das Licht
nicht anders beschreiben, denn es funkelte wie von Diamantenschimmer
in den kleinsten Dingen. Und solange ich in diesem Licht gehalten
wurde, sah ich die Einzeldinge (particularia), die weltlich und
leiblich waren, wie unter mir und entfernt; wodurch ich belehrt
wurde, in wie großem Licht die sind, die, den materiellen
Vorstellungen entrückt, in geistigen sind. Außerdem er
schien mir das Licht der Geister und Engel so oft, daß ganze
Seiten an gefüllt würden, wenn alle Erfahrungen aufgezählt
werden sollten.
*1527.
Wenn es dem Herrn gefällt, erscheinen die guten Geister vor
anderen und auch sich selbst wie leuchtende Sterne, schimmernd je
nach der Beschaffenheit ihrer Liebtätigkeit und ihres Glaubens.
Böse Geister aber wie kleine Kugeln von Kohlenfeuer.
*1528.
Das Leben der Begierden und der Wollüste aus ihnen er scheint
zuweilen wie Kohlenfeuer bei den bösen Geistern: in ein solches
gleichsam feuriges Wesen verwandelt sich das Leben der Liebe und
Barmherzigkeit des Herrn, das bei ihnen einfließt. Das Leben
ihrer Phantasien aber erscheint wie der daraus entstehende Schein,
der dunkel ist und sich auf keine Entfernung ausdehnt. Wenn aber das
Leben der gegenseitigen Liebe sich naht, so verlöscht jenes
Feurige und schlägt in Kälte um, und jenes dunkle Licht
schlägt in Finsternis um; denn die bösen Geister leben in
der Finsternis, und merkwürdig ist, daß auch einige die
Finsternis lieben, und das Licht hassen.
*1529.
Im Himmel ist allbekannt, nicht so in der Geisterwelt, woher ein so
großes Licht kommt, daß es nämlich vom Herrn
herrührt und, was merkwürdig ist, der Herr erscheint im
dritten Himmel den himmlischen Engeln als Sonne und den geistigen
Engeln als Mond. Der eigentliche Ursprung des Lichtes ist nicht
anderswoher. Aber soviel Himmlisches und Geistiges bei den Engeln
ist, soviel Licht haben sie; und wie das Himmlische und Geistige
beschaffen ist, so ist ihr Licht. So offenbart sich das Himmlische
und das Geistige des Herrn selbst durch das Licht vor ihrem äußeren
Auge.
*1530.
Daß dem so ist, kann jedem aus dem Worte bekannt sein, z.B. als
der Herr dem Petrus, Jakobus und Johannes geoffenbart wurde, denn
alsdann glänzte Sein Angesicht wie die Sonne, und Seine Kleider
wurden wie das Licht: Matth. 17/2. Daß Er ihnen so erschien,
war nur, weil ihr inwendigeres Auge geöffnet worden war.
Bei
den Propheten wird ebendasselbe auch bestätigt, z.B. bei Jes.
30/26, wo vom Reich des Herrn in den Himmeln gehandelt wird: „Es
wird das Licht des Mondes wie das Licht der Sonne sein, und das Licht
der Sonne wird siebenfach sein, wie das Licht von sieben Tagen“.
Joh.
Offenb. 21/23, wo auch die Rede ist vom Reich des Herrn, das genannt
wird das neue Jerusalem: „Die Stadt bedarf nicht der Sonne noch
des Mondes, daß sie in ihr leuchten, denn die Herrlichkeit
Gottes erleuchtet sie, und ihre Leuchte ist das Lamm“.
Joh.
Offenb. 22/5: „Nacht wird nicht da sein, auch bedürfen sie
nicht einer Leuchte noch des Lichtes der Sonne, denn der Herr Gott er
leuchtet sie“.
Ferner,
als der Herr dem Mose, Aharon, Nadab, Abihu und den siebzig Ältesten
erschien, „sahen sie den Gott Israels, unter dessen Füßen
war wie ein Werk von Saphirstein, und wie das Wesen des Himmels an
Klarheit“: 2. Mose 24/10.
Weil
des Herrn Himmlisches und Geistiges vor dem äußeren
Gesicht der Engel als Sonne und Mond erscheint, darum bedeutet die
Sonne im Wort das Himmlische und der Mond das Geistige.
*1531.
Damit ich bestärkt würde in dem, daß der Herr den
himmlischen Engeln als Sonne und den geistigen Engeln als Mond
erscheint, wurde mir, aus göttlicher Barmherzigkeit des Herrn,
das inwendigere Gesicht bis dahin geöffnet, und deutlich sah ich
den glänzenden Mond, der von mehreren kleineren Monden umgeben
war, deren Licht beinahe sonnig war, nach den Worten bei Jes. 30/26:
„Es wird das Licht des Mondes sein wie das Licht der Sonne“.
Die
Sonne aber durfte ich damals nicht sehen. Der Mond erschien vorne zur
Rechten.
*1532.
Aus dem Licht des Herrn im Himmel erscheinen Wunder dinge, und
zwar so unzählige, daß sie gar nicht ausgesprochen werden
können. Es sind fortwährende Vorbildungen des Herrn und
Seines Reiches, wie sie bei den Propheten und bei Johannes in der
Offenbarung vorkommen, außer anderen Bezeichnungen. Der Mensch
kann sie mit den körperlichen Augen nicht sehen, sobald aber vom
Herrn jemandem das inwendigere Gesicht geöffnet wird, welches
das Gesicht seines Geistes ist, kann ähnliches ihm sichtbar
dargestellt werden. Die Gesichte der Propheten waren nichts anderes
als Aufschließungen ihres inwendigeren Gesichtes, wie z.B. daß
Johannes goldene Leuchter sah: Joh. Offenb. 1/12, 13, und die heilige
Stadt als reines Gold und ihr Licht gleich dem kostbarsten Stein:
Joh. Offenh. 21/2, 10, 11, außer vielem hei den Propheten,
woraus man wissen kann, daß die Engel nicht allein im höchsten
Licht leben, sondern auch daß unendlich vieles dort sich
findet, was niemand je glauben kann.
*1533.
Von unzähligen Dingen, die im anderen Leben erscheinen,
konnte ich, bevor das Gesicht mir geöffnet worden, kaum eine
andere Vorstellung hegen als die anderen auch, nämlich daß
es ein Licht und solche Dinge, die vom Licht herkommen, wie auch
sinnlich wahrnehmbare Dinge (praeter sensitiva) im anderen Leben gar
nicht geben könne, und zwar dies infolge der vorgefaßten
Wahnvorstellung der Gebildeten vom Immateriellen, das sie mit so
großer Entschiedenheit von den Geistern und von allem, was zu
ihrem Leben gehört, aussagen, infolgedessen man keinen anderen
Begriff davon haben konnte als daß es, eben als etwas
Immaterielles, entweder etwas so Dunkles ist, das man es sich gar
nicht vorstellen könne, oder daß es gar nichts sei, denn
das Immaterielle schließt solches in sich, während doch
das gerade Gegenteil der Fall ist; denn wenn die Geister nicht
organisiert und die Engel nicht organische Substanzen wären,
könnten sie weder reden noch sehen oder denken.
*1534.
Daß sich im anderen Leben kraft des Lichtes aus himmlischem und
geistigem Ursprung vom Herrn die wundervollsten Dinge vor dem
Gesichtssinn der Geister und Engel sichtbar darstellen, wie
paradiesische Gegenden, Städte, Paläste, Wohngebäude,
die schönsten Atmosphären, und anderes dergleichen, sehe
man im Folgenden.
* *
*
*1619.
Wenn das inwendigere Gesicht dem Menschen geöffnet wird,
welches das Gesicht seines Geistes ist, alsdann erscheinen die Dinge,
die im anderen Leben sind, die sich durchaus nicht vor dem
Gesichtssinn des Leibes sichtbar darstellen können. Die Gesichte
der Propheten waren nichts anderes. Es gibt im Himmel fortwährende
Vorbildungen des Herrn und Seines Reiches, und es gibt Bezeichnungen,
ja es existiert sogar überhaupt nichts vor dem Gesichtssinn der
Engel, was nicht vorbildlich und bezeichnend ist; daher die
Vorbildungen und Bezeichnungen im Wort, denn das Wort ist durch den
Himmel vom Herrn herabgekommen.
*1620.
Was in der Geisterwelt und im Himmel sich sichtbar dar stellt,
dessen ist mehr, als daß es ausgesprochen werden könnte.
Weil
hier vom Licht die Rede ist, so darf ich anführen, was
unmittelbar aus dem Licht sein Dasein hat: wie die Atmosphären,
die Paradiese, die Farbenbogen, die Paläste und Wohnungen, die
daselbst vor dem äußeren Gesicht der Geister und Engel so
hell und lebhaft dastehen und zugleich mit allen Sinnen empfunden
werden, daß sie sagen, diese Dinge seien etwas Reelles,
diejenigen aber, die in der Welt sind, seien ihnen gegenüber
nicht wirklich.
*1621.
Was die Atmosphären betrifft, die Lichtatmosphären
sind, weil sie aus jenem Licht stammen und in denen die Seligen
leben, so sind sie unzählig und von solcher Schönheit und
Lieblichkeit, daß sie nicht beschrieben werden können.
Es
gibt diamantene Atmosphären, die in allen kleinsten Teilen
funkeln, wie von diamantenen Kügelchen (sphaerulis); es gibt
Atmosphären, die dem Schimmern aller Edelsteine gleichen; es
gibt Atmosphären wie von Perlen, die von Mittelpunkten aus
durchscheinen und in den glänzendsten Farben strahlen; es gibt
Atmosphären, flammend wie von Gold, dann von Silber, auch von
diamantartigem Gold und Silber; es gibt Atmosphären von
verschiedenfarbigen Blumen, die in den kleinsten und unsichtbaren
Formen sind: von solchen ist der Himmel der Kinder, voll mit
unzähliger Mannigfaltigkeit, ja es stellen sich auch Atmosphären
dar wie von spielenden Kindern in den kleinsten unsichtbaren, aber -
nur in der inwendigsten Vorstellung - wahrnehmbaren Formen, wovon die
Kinder die Vorstellung fassen, daß alles um sie her lebe, und
sie im Leben des Herrn seien, das ihr Innerstes mit Seligkeit
erfüllt. Und so vieles andere, denn die Verschiedenheiten sind
unzählig und auch unaussprechlich.
*1622.
Was die Paradiese betrifft, so sind sie staunenswert. Es stellen
sich dem Blick dar paradiesische Gärten von unermeßlicher
Ausdehnung mit Bäumen aller Art und von solcher Schönheit
und Lieblichkeit, daß sie jede Vorstellung übertreffen;,
und zwar so lebendig vor ihrem äußeren Gesichtssinn, daß
sie auch die Einzelheiten viel lebhafter nicht nur sehen, sondern
auch empfinden als das Gesicht des Auges dergleichen auf Erden
erblickt. Damit ich nicht daran zweifeln möchte, wurde ich auch
dorthin geführt, (es ist vorn ein wenig nach oben gegen den
Winkel des rechten Auges) wo diejenigen sind, die ein paradiesisches
Leben leben, und ich sah es: Es erscheint alles und jedes wie in
seinem allerschönsten Lenz und Flor mit staunenswerter Pracht
und Mannigfaltigkeit. Es lebt alles und jedes von Vorbildlichem, denn
nichts ist da, was nicht etwas Himmlisches und Geistiges vorbildet
und be zeichnet, und so regt es nicht nur den Gesichtssinn mit
Lieblichkeit, sondern auch das Gemüt mit Seligkeit an.
Einige
aus der Welt neu angekommene Seelen, die infolge vorgefaßter
Grundsätze, solange sie in der Welt lebten, zweifelten, ob so
etwas im anderen Leben existieren könne, wo doch kein Holz und
Stein ist, wurden dorthin erhoben und redeten von da aus mit mir. Sie
sagten infolge des Staunens, in dem sie waren, es sei
unaussprechlich, und sie könnten das Unaussprechliche durch
keinerlei Vorstellung darstellen, und die Annehmlichkeiten und
Seligkeiten leuchteten aus allem einzelnen hervor, und zwar mit
aufeinanderfolgenden Abwechslungen. Seelen, die in den Himmel
eingeführt werden, werden meistens allererst zu Paradiesischem
gebracht. Aber die Engel sehen dieses mit anderen Augen an, nicht das
Paradiesische macht ihnen Vergnügen, sondern das Vorbildliche,
somit das Himmlische und Geistige, aus dem es stammt. Aus diesem
hatte die Urkirche ihr Paradiesisches.
*1623.
Was die regenbogenartigen Erscheinungen betrifft, so ist
gleichsam ein regenbogenfarbiger Himmel, wo die ganze Atmosphäre
aus stetig aneinanderhängenden kleinsten Regenbogen
zusammengesetzt erscheint. In ihm befinden sich die, welche zum
Gebiet des in wendigeren Auges gehören, zur Rechten vorne ein
wenig nach oben. Dort besteht die gesamte Atmosphäre oder
Luftregion (aura) aus solchem Wetterleuchten (fulgurationibus),
strahlend in solcher Weise, gleichsam in ihren einzelnen Ursprüngen.
Rings um sie her erscheint ein sie einfassender größter
Regenbogen, außerordentlich schön, aus ähnlichen,
kleineren zusammengesetzt, die sehr schöne Bilder des größeren
sind. Jede Farbe besteht aus unzähligen Strahlen, so daß
Myriaden ein wahrnehmbares gemeinsames Ganze ausmachen, das gleichsam
eine Gestaltung der Ursprünge des Lichtes aus den himmlischen
und geistigen Dingen ist, die sie hervorbringen und zugleich eine vor
bildliche Idee vor dem Gesicht darstellen. Die Mannigfaltigkeiten und
Spielarten der Farbenbogen sind unzählbar. Einige wurden mir zu
sehen gegeben, und damit man sich eine Vorstellung davon machen
könne, wie mannigfaltig sie sind und man sehe, aus wie
unzähligen Strahlen ein sichtbares Ganze besteht, so darf ich
nur den einen und den anderen beschreiben.
*1624.
Es erschien mir die größere Gestalt eines Regenbogens,
auf daß ich daraus abnehmen könne, wie sie in ihren
kleinsten Gestalten beschaffen sind: es war ein außerordentlich
weißglänzendes Licht, umgeben von einem Umkreis, in dessen
Mittelpunkt etwas dunkles Erdartiges (quasi terrenum) war, und
umgossen vom hellsten Lichtschein (lucidissimum), sich verwandelte
und überging in einen anderen Lichtschein (variabatur et
discriminabatur alio lucido) mit goldgelben (flave scentibus) kleinen
Pünktchen, die wie Sternchen aussahen; dabei ein Farbenspiel
(variegationes), herbeigeführt durch buntfarbige Blumen, die in
jenen hellsten Lichtschein hineinspielten, und deren Farben nicht von
dem weißglänzenden Lichtschein, sondern von einem
flammigen ausflossen, die samt und sonders Vorbildungen himmlischer
und geistiger Dinge waren. Alle im anderen Leben sichtbaren Farben
bilden Himmlisches und Geistiges vor; die Farben aus dem Flammigen
solches, was der Liebe und Neigung zum Guten angehört, die
Farben aus dem weißglänzenden Lichtschein solches, was dem
Glauben und der Neigung zum Wahren angehört: aus diesen
Ursprüngen stammen alle Farben im anderen Leben, die deshalb so
glänzen, daß die Farben der Welt ihnen nicht
gleichgestellt werden können. Es gibt auch Farben, die in der
Welt noch nie gesehen wurden.
*1625.
Es erschien auch die Gestalt eines Farbenbogens, in dessen Mitte
etwas Grasgrünes war, und man hatte das Gefühl wie von
einer Sonne, die unsichtbar von der Seite her leuchtete und ein so
weißglänzendes Licht ergoß, daß es nicht
beschrieben werden kann. Gegen den Umkreis waren die schönsten
Farbenwechsel auf lichtern Perlengrund (in plano lucido margaritico).
Aus diesem und anderem konnte ersehen werden, wie die
Regenbogenerscheinungen in ihrem Kleinsten beschaffen sind, und daß
es unzählig viele Spielarten gibt, und zwar je nach der
Liebtätigkeit und dem aus ihr stammenden Glauben dessen, dem sie
vorgebildet werden, und der wie ein Farbenbogen (Iris) ist für
diejenigen, denen er in seiner Würde und Herrlichkeit sichtbar
dargestellt wird.
*1626.
Außer diesen paradiesischen Erscheinungen stellen sich auch
sichtbar dar Städte mit prächtigen Palästen, die
aneinanderstoßen, in glänzenden Farben erscheinen und über
alle architektonische Kunst erhaben sind; was auch nicht zu
verwundern ist.
Ähnliche
Dinge erschienen auch den Propheten, sobald das inwendige Gesicht
ihnen geöffnet war, und zwar so deutlich, daß nichts
deutlicher in der Welt erscheint wie dem Johannes das neue Jerusalem,
das auch von ihm mit folgenden Worten beschrieben wird:
Joh.
Offenb. 21/10, 12, 18-20: „Er führte mich im Geist weg auf
einen großen und hohen Berg und zeigte mir die große
Stadt, das heilige Jerusalem...sie hatte eine große und hohe
Mauer...sie hatte zwölf Tore... Der Aufbau der Mauer war von
Jaspis und die Stadt lauteres Gold, gleich goldenem Glas. Die Gründe
der Mauer waren mit allerlei Edelstein geschmückt: der erste
Grundstein ein Jaspis, der zweite ein Saphir, der dritte ein
Chalcedon, der vierte ein Smaragd, der fünfte ein Sardonyx, der
sechste ein Sarder, der siebente ein Chrysolith, der achte ein
Beryll, der neunte ein Topas, der zehnte ein Chrysopras, der elfte
ein Hyacinth, der zwölfte ein Amethyst“. Außer den
von den Propheten berichteten Erscheinungen.
Unzähliges
dieser Art wird von den Engeln und Geistern bei hellem Tage gesehen,
und, was merkwürdig ist, mit allen Sinnen wahrgenommen. Was
durchaus niemand, der geistige Vorstellungen durch Kunstwörter
und Erklärungen menschlicher Philosophie und durch
Vernünfteleien ausgelöscht hat, je glauben kann, während
es doch ganz gewisse Wahrheiten sind. Daß es Wahrheiten sind,
hätte man auch daraus entnehmen können, daß die
Heiligen öfter solche Erscheinungen hatten.
*1627.
Außer den Städten und Palästen durfte ich auch
zuweilen Verzierungen sehen, wie z.B. an Stufen und Toren, und zwar
solche, die sich bewegten, als ob sie lebendig wären, und sich
mit immer neuer Schönheit und Symmetrie verwandelten. Und ich
wurde belehrt, daß so immerfort wechselnde Gebilde
aufeinanderfolgen können, und wenn es in Ewigkeit währte,
mit fortwährend neuer Harmonie, indem selbst die
Aufeinanderfolge eine Harmonie bildet. Und es wurde gesagt, daß
dieses noch unter die geringsten Dinge gehöre.
*1628.
Alle Engel haben ihre Wohnungen, wo sie sich befinden, und diese
sind prächtig. Ich war dort und sah es etliche Male und
verwunderte mich und sprach daselbst mit ihnen. Sie sind so deutlich
und augenscheinlich, daß es nichts Deutlicheres und
Augenscheinlicheres geben kann. Die Wohnungen auf Erden sind kaum
etwas im Vergleich damit. Sie nennen auch die Dinge auf der Erde tot
und nicht wirklich, die ihren aber lebendig und wahr, weil vom Herrn.
Die Architektur ist von der Art, daß die Kunst selbst davon
herstammt, und zwar mit unendlicher Mannigfaltigkeit. Sie sagten,
wenn ihnen alle Paläste auf dem ganzen Erdkreis gegeben würden,
sie würden dieselben doch nicht um die ihrigen eintauschen. Was
von Stein, Lehm und Holz ist, ist ihnen tot; was aber vom Herrn, und
vom eigentlichen Leben und Licht ist, das ist lebendig, und das um so
mehr, weil sie es mit allen Sinnen genießen; denn die dort
befindlichen Dinge sind ganz den Sinnen der Geister und Engel
angepaßt; denn was im Licht der Sonnenwelt ist, können die
Geister mit ihrem Gesichtsorgan gar nicht sehen. Das Steinerne und
Hölzerne aber ist den Sinnen der Menschen im Körper
angepaßt. Die geistigen Dinge entsprechen dem Geistigen und die
körperlichen Dinge dem Körperlichen.
*1629.
Die Wohnungen der guten Geister und der engelischen Geister haben
gemeiniglich Säulengänge oder lange bogenförmige,
zuweilen gedoppelte Vorhallen, in denen sie lustwandeln, und deren
Wände eine große Mannigfaltigkeit zeigen, wie sie denn
auch geschmückt wer den mit Blumen und wunderbar geflochtenen
Blumengewinden und überdies mit vielen Verzierungen, die
wechseln und sich folgen: bald er scheinen sie ihnen in hellerem,
bald in schwächerem Licht; stets mit innigem Entzücken.
Ihre
Wohnungen verwandeln sich auch, so wie die Geister vollkommener
werden, in schönere. Wenn sie sich verwandeln, so erscheint
etwas, was ein Fenster vorstellt von der Seite her, was sich
erweitert und inwendig dunkler wird, und es zeigt sich etwas wie ein
Fummel mit Sternen, und einige Wolken (quaedam nubes), was ein
Zeichen ist, daß ihre Wohnungen sich in lieblichere verwandeln.
*1630.
Die Geister nehmen es sehr übel, daß die Menschen
nicht an das Leben der Geister und Engel glauben und meinen,
dieselben seien in einem Zustand der Dunkelheit, der nur ein höchst
trauriger sein könnte, gleichsam in einer Leere und Ode, während
sie doch im höchsten Licht sind, und mit allen Sinnen im Genuß
alles Guten, und zwar bis zu dessen innerstem Gefühl.
So
waren auch Seelen, die eben erst aus der Welt angekommen waren und
infolge der dort gefaßten Grundsätze die Meinung hegten,
es gebe dergleichen im anderen Leben nicht. Sie wurden daher
hingeführt zu den Wohnungen der Engel und redeten dort mit
diesen und sahen jene Dinge. Als sie zurückkamen, sagten sie,
sie hätten sich überzeugt, daß es so sei, und daß
jene Dinge Wirklichkeiten seien. Sie hätten dies bei Leibesleben
nie geglaubt noch glauben können; und man könne diese Dinge
nicht anders als zu den Wundern zählen, die man nicht glaubt,
weil man sie nicht begreift. Da es aber eine Erfahrung des Sinnes
ist, ob wohl des inwendigeren Sinnes, und ihnen dies gesagt wird, so
sollten sie dennoch nicht deshalb daran zweifeln, weil sie es nicht
begreifen, denn wenn man nichts glauben wollte als was man begreift,
so dürfte man nichts glauben von den Dingen, die zur
inwendigeren Natur, geschweige von denen, die zum ewigen Leben
gehören. Daher kommt der Wahnsinn unserer Zeit.
*1631.
Solche, die reich waren bei Leibesleben und in prächtigen
Palästen wohnten, dabei aber in dergleichen ihren Himmel setzten
und, gewissen- und lieblos, andere unter mancherlei Schein um ihre
Güter brachten, diese werden, wenn sie ins andere Leben kommen,
zuerst in ihr eigenstes Leben versetzt, das sie in der Welt hatten.
Auch wird ihnen dann zuweilen vergönnt, ebenso in Palästen
zu wohnen, wie in der Welt, denn es sind alle im anderen Leben
anfangs willkommen als Gäste und Neuankömmlinge, denen,
solange sie ihrem Inwendigen und ihren Lebenszwecken nach noch nicht
enthüllt werden sollen, die Engel vom Herrn her Gefälligkeiten
und Wohltaten erweisen. Allein die Szene ändert sich, die
Paläste verschwinden allmählich und werden zu Häuschen,
nach und nach immer geringer, und zuletzt zu nichts; und alsdann
gehen sie umher, wie die, welche Almosen begehren und bitten, man
möchte sie aufnehmen. Weil sie aber so beschaffen sind, werden
sie aus den Gesellschaften ausgestoßen, und zuletzt werden sie
Ausgestoßene (excrementilii) und hauchen eine Sphäre von
üblem Geruch der Zähne aus.
*1632.
Ich redete mit den Engeln über die Vorbildungen, daß
nämlich im Pflanzenreich auf der Erde nichts sei, was nicht auf
irgendeine Weise das Reich des Herrn vorbildete. Sie sagten, alles
Schöne und Zierliche, das im Pflanzenreich ist, habe seinen
Ursprung durch den Himmel vom Herrn, und wenn das Himmlische und
Geistige des Herrn in die Natur einfließt, so stellten sich in
der Wirklichkeit solche Dinge dar, und daher komme die Seele oder das
Leben der Pflanzen, und hieraus die Vorbildungen. Und weil man dies
in der Welt nicht weiß, so wurde es ein himmlisches Geheimnis
genannt.
*1633.
Wie es sich ferner mit dem Einfluß in die Lebenstätigkeiten
der Tiere verhält, die alle nach dem Tode verschwinden, darüber
bin ich auch vollständig belehrt worden, wovon, vermöge der
göttlichen Barm herzigkeit des Herrn, im Folgenden.
*1634. Vom Reden der Geister und Engel.
Bekannt
ist aus dem Worte des Herrn, daß ehemals viele mit Geistern und
Engeln geredet, und daß sie auch vieles, was sich im an deren
Leben befindet, gehört und gesehen haben. Daß aber später
der Himmel gleichsam verschlossen wurde, und zwar so sehr, daß
man heut zutage kaum glaubt, daß es Geister und Engel gibt, und
noch weniger, daß jemand mit ihnen reden kann, indem man meint,
das Reden mit solchen, die man nicht sieht, und die man im Herzen
leugnet, sei etwas Unmögliches. Weil mir aber, aus göttlicher
Barmherzigkeit des Herrn nun schon einige Jahre hindurch vergönnt
worden ist, beinahe fortwährend Rede mit ihnen zu wechseln und
mit ihnen umzugehen wie einer von ihnen, so darf ich, was mir über
ihr Reden miteinander zu wissen gegeben worden ist, jetzt berichten.
*1635.
Das Reden der Geister mit mir wurde ebenso deutlich gehört
und empfunden (percepta) wie das Reden mit einem Menschen. Ja,
zuweilen sprach ich mit ihnen mitten in einer Gesellschaft von
Menschen und bemerkte dann, da ich die Geister ebenso laut sprechen
hörte wie die Menschen, so ganz, daß die Geister sich
zuweilen wunderten, daß ihr Gespräch mit mir nicht auch
von anderen gehört wurde; denn es fand durchaus kein Unterschied
in Rücksicht des Gehörs statt. Weil jedoch der Einfluß
in die inneren Gehörorgane ein anderer ist als der Einfluß
der Rede mit den Menschen, so konnte es nur von mir gehört
werden, dem, aus göttlicher Barmherzigkeit des Herrn, jene
geöffnet worden waren. Die menschliche Rede fällt auf einem
äußeren Wege mittels der Luft durch das Ohr ein, die Rede
der Geister hingegen nicht durch das Ohr noch mittels der Luft,
sondern auf einem inneren Weg in eben dieselben Organe des Hauptes
oder des Gehirns; daher das gleiche Hören stattfindet.
*1636.
Wie schwer die Menschen zu dem Glauben gebracht werden können,
daß es Geister und Engel gibt, ja noch mehr, daß jemand
mit ihnen reden könne, konnte mir durch folgendes Beispiel klar
werden:
Es
waren einige Geister, die, solang sie im Körper waren, zu den
Gelehrteren gehörten, und mir damals bekannt waren, (denn ich
sprach fast mit allen, die ich bei ihres Leibesleben gekannt hatte,
mit einigen etliche Wochen lang, mit anderen ein Jahr lang; ganz wie
wenn sie im Leibe gelebt hätten). Diese wurden einmal in den
gleichen Zustand des Denkens versetzt, den sie gehabt hatten, als sie
in der Welt lebten, was im anderen Leben leicht geschieht; da wurde
ihnen die Frage nahegelegt, ob sie glaubten, daß ein Mensch mit
Geistern reden könne: sie sagten dann in diesem Zustand, es sei
ein Wahn, so etwas zu glauben, und dies behaupteten sie steif und
fest. Daraus war zu erkennen, wie schwer der Mensch zu dem Glauben
gebracht werden kann, daß irgendein Reden des Menschen mit
Geistern stattfinden könne, weil man nämlich nicht glaubt,
daß es Geister gibt, und noch weniger, daß man nach dem
Tod unter die Geister kommen werde, worüber sich auch
ebendieselben alsdann gar sehr wunderten; und doch gehörten sie
zu den Gelehrteren, und hatten in der Welt vor dem Volke viel vom
anderen Leben, vom Himmel und von den Engeln gesprochen, so daß
man hätte glauben können, es sei ihnen dies eine
wissenschaftlich ganz ausgemachte Sache, besonders aus dem Worte, wo
häufig davon die Rede ist.
*1637.
Zu den Wunderdingen, die sich im anderen Leben finden, gehört
auch dies, daß das Reden der Geister mit dem Menschen in dessen
Muttersprache geschieht, die sie so fertig und geschickt reden, wie
wenn sie in demselben Lande geboren und in derselben Sprache erzogen
worden wären, und zwar dies ohne Unterschied, mögen sie nun
aus Europa, oder aus Asien, oder aus einem anderen Weltteil sein. In
gleicher Weise diejenigen, die vor Tausenden von Jahren gelebt
hatten, ehe diese Sprache existierte. Ja die Geister wissen nicht
anders, als daß die Sprache, in der sie mit dem Menschen reden,
ihre eigene und die ihres Vaterlandes sei. Ebenso verhält es
sich mit anderen Sprachen, die der Mensch versteht. Außer
diesen aber können sie, wofern ihnen dies nicht unmittelbar vom
Herrn gegeben worden ist, kein Wörtchen einer anderen Sprache
vorbringen.
Auch
die Kinder, die gestorben sind, bevor sie eine Sprache gelernt
hatten, reden in gleicher Weise. Die Ursache ist aber, weil die
Sprache, mit der die Kinder vertraut sind, nicht eine Wörtersprache,
sondern eine Sprache der Denkvorstellungen ist, welche die allen
Sprachen zugrundeliegende Universalsprache ist (universalis omnium
linguarum); und wenn sie beim Menschen sind, so fallen die
Vorstellungen (ideae) ihres Denkens in die Wörter, die beim
Menschen sind, und dies in so entsprechender und passender Weise, daß
die Geister nicht anders wissen, als daß die Wörter selbst
ihre eigenen seien, und daß sie in ihrer Sprache reden, während
sie doch in der Sprache des Menschen reden. Ich sprach hierüber
einige Male mit den Geistern.
Mit
dieser Gabe werden alle Seelen beschenkt, sobald sie ins andere Leben
kommen, daß sie nämlich die Sprachen aller, die auf dem
ganzen Erdkreis sind, verstehen können, ganz so, wie wenn sie in
den selben geboren wären, denn sie nehmen alles wahr, was der
Mensch denkt; außer anderen Fähigkeiten, die noch höher
stehen. Daher kommt, daß die Seelen nach dem Tode des Körpers
mit allen, welcher Gegend und Sprache sie auch angehören mögen,
reden und umgehen können.
*1638.
Die Wörter, durch die sie reden, d.h. die sie aus dem
Gedächtnis des Menschen erwecken und herausnehmen, sind gewählt
und klar, sinnvoll, deutlich ausgesprochen, zur Sache passend; und
merkwürdigerweise wissen sie die Worte besser und gewandter zu
wählen als der Mensch selbst, ja sie kennen, wie dies gezeigt
worden, die verschiedenen Bedeutungen der Wörter, die sie
augenblicklich anwenden, ohne sich vorher irgend darauf besonnen zu
haben, und dies darum, weil die Begriffe (ideae) ihrer Sprache nur in
diejenigen Wörter einfließen, die dazu passen. Es verhält
sich damit beinahe wie wenn ein Mensch spricht, und nicht an die
Wörter denkt, sondern bloß im Sinn der Wörter ist:
alsdann fällt diesem gemäß der Gedanke schnell und
von selbst in die Wörter. Es ist der innere Sinn, der die Wörter
hervorbringt. In einem solchen inneren Sinn, der nur noch feiner und
vortrefflicher ist, besteht die Sprache der Geister, durch die der
Mensch, obwohl ohne sein Wissen, Gemeinschaft mit den Geistern hat.
*1639.
Die Wörtersprache ist die den Menschen eigene Sprache, und
zwar die ihres körperlichen Gedächtnisses, hingegen die
Sprache der Denkvorstellungen ist die Sprache der Geister, und zwar
die des in wendigen Gedächtnisses, welches das Gedächtnis
des Geistes ist. Daß sie dieses haben, wissen die Menschen
nicht, weil das Gedächtnis der besonderen oder materiellen
Dinge, das körperlich ist, alles ausmacht, und das inwendige
verdunkelt, während doch der Mensch ohne das inwendige, seinem
Geist eigene Gedächtnis, nichts denken kann. Aus diesem
Gedächtnis habe ich öfter mit den Geistern gesprochen,
somit in ihrer eigenen Sprache, d.h. durch Denkvorstellungen. Wie
allumfassend (universalis) und reich diese Sprache ist, kann daraus
erhellen, daß jedes Wort einen Begriff (ideam) von großem
Umfang hat; denn es ist bekannt, daß der Begriff eines Wortes
durch viele auseinandergesetzt wer den kann, mehr noch der Begriff
eines Dinges und noch mehr derjenige von vielen Dingen, die in ein
Zusammengesetztes verbunden werden können, das gleichwohl als
ein Einfaches erscheint. Woraus erhellen kann, von welcher
Beschaffenheit die natürliche Sprache der Geister unter sich
ist, und durch welche Sprache der Mensch mit den Geistern verbunden
wird.
*1640.
Es ist mir gegeben worden, nicht nur dasjenige deutlich
wahrzunehmen, was die Geister mit mir sprachen, sondern auch, wo sie
sich alsdann befanden, ob über dem Haupt oder unterhalb
desselben, ob zur Seite rechts oder links, am Ohr oder anderwärts
neben oder inner halb des Körpers, in welcher Entfernung, ob
entfernter oder näher; denn aus verschiedenen Orten oder
Stellungen, in denen sie sich je nach ihrer Stellung im Größten
Menschen befanden, d.h. je nach ihrem Zustand, haben sie mit mir
gesprochen.
Es
wurde mir auch wahrzunehmen gegeben, wann sie kamen und wann sie
gingen, wohin und bis wie weit, ob es viele oder wenige waren, und so
noch vieles andere.
Dann
durfte ich auch aus ihrer Rede wahrnehmen, von welcher Art sie waren,
denn aus der Rede, desgleichen aus ihrer Sphäre geht deutlich
hervor, welchen Charakter und welche Anlagen sie haben, dann auch
welche Überzeugung und welche Neigungen, so z.B. wenn sie
trügerisch sind, so wird, obschon während ihrer Rede kein
Betrug hervortritt, doch die Gattung und Art des Betruges an den
einzelnen Wörtern und Vorstellungen erkannt. Ja alle übrigen
Bosheiten und Begierden, so daß nicht nötig ist, sie
umständlich zu erforschen; es ist in jedem Wort und in jeder
Vorstellung ein Bild davon. Es wird auch wahrgenommen, ob die
Vorstellung ihrer Rede verschlossen oder offen ist; dann auch, was
sie aus sich, was von anderen, und was sie vom Herrn her haben.
Es
verhält sich damit beinahe wie mit der Miene beim Menschen, an
der auch, ohne daß er spricht, erkannt zu werden pflegt, ob
etwas Verstelltes, etwas Trügerisches, etwas Freudiges, etwas
Heiteres von Natur oder durch Kunst, etwas aus dem Herzen kommendes
Freundschaftliches, etwas Sittsames, auch ob etwas Unsinniges da ist.
Zuweilen kommt dergleichen auch mit dem Ton seiner Rede zum
Vorschein. Wieviel mehr im anderen Leben, wo das Innewerden eine
solche Wahrnehmung weit übertrifft. Ja, noch ehe der Geist
spricht, wird schon an seinem Denken erkannt, was er zu reden
beabsichtigt, denn das Denken fließt schneller und früher
ein als die Rede.
*1641.
Die Geister im anderen Leben reden unter sich wie die Menschen
auf Erden, und zwar die, welche gut sind, in aller Vertraulichkeit
der Freundschaft und der Liebe, wie ich dies oft angehört habe,
und zwar in ihrer Sprache, in der sie in einer Minute mehr ausdrücken
können als der Mensch in der Zeit von einer Stunde vermag, denn
ihre Sprache ist die Universalsprache, die allen Sprachen zugrunde
liegt mittels der ursprünglichen Begriffe der Wörter. Sie
reden von den Dingen so scharfsinnig und einsichtsvoll, durch so
viele Reihen von der Ordnung nach aufeinanderfolgenden und
überzeugenden Gründen, daß der Mensch, wenn er es
wüßte, staunen würde. Sie verbinden damit Überzeugung
und Gefühl und beleben so (die Rede); zuweilen auch zugleich
durch Vorbildungen in anschaulicher, somit in lebendiger Weise. Ist
z.B. die Rede vom Schamgefühl, ob es möglich sei ohne
Ehrerbietung, so kann dies beim Menschen nur erörtert werden
durch viele Vernunftschlüsse aus Beweisen und Beispielen, und er
bleibt dennoch im Zweifel, beim Geist dagegen in einer Minute durch
die der Ordnung nach wechselnden Zustände des Gefühls der
Scham, dann der Ehrerbietung; und so durch Zusammenstimmungen und
Nichtzusammenstimmungen, die man erkannt und zugleich in den der Rede
beigefügten Vorbildungen geschaut hat, aus denen man
augenblicklich die Schlußfolgerung er kennt, die so von selbst
hervorgeht aus den auf diese Art zur Übereinstimmung gebrachten
Widersprüchen; ebenso in allem übrigen. In diese Fähigkeit
kommen die Seelen sogleich nach dem Tode; und es tun als dann die
guten Geister nichts lieber als die Neuangekommenen und die
Unwissenden zu belehren.
Die
Geister selbst wissen nicht, daß sie unter sich in einer so
vorzüglichen Sprache reden und mit einer so vortrefflichen Gabe
ausgerüstet sind, wenn ihnen nicht vom Herrn gegeben wird,
darüber nachzudenken, denn diese Sprache ist für sie eine
natürliche und zudem angeborene. Es verhält sich damit wie
mit dem Menschen, wenn er seine Aufmerksamkeit richtet auf den Sinn
der Dinge, nicht auf die Wörter und die Sprache, daß er
nämlich ohne Reflexion zuweilen auch nicht weiß, in
welcher Sprache er redet.
*1642.
Dies nun ist die Sprache der Geister. Aber die Sprache der en
gelischen Geister ist noch umfassender und vollkommener, und die der
Engel ist noch umfassender und vollkommener; denn es sind, wie schon
früher gesagt wurde, drei Himmel: der erste ist, wo die guten
Geister, der zweite wo die engelischen Geister, und der dritte, wo
die Engel sind. Die Vollkommenheiten steigen in dem Verhältnis,
in dem das Auswendige zu dem Inwendigen steht; um es durch
Vergleichung zu erkennen: beinahe in demselben Verhältnis, in
dem das Gehör zum Gesicht und das Gesicht zum Denken steht; denn
was das Gehör mittels der Rede in einer Stunde auffassen kann,
das kann vor dem Gesicht in einer Minute dargestellt werden, wie z.B.
die Ansicht von Gefilden, Palästen und Städten; und was man
mit dem Auge in mehreren Stunden sehen kann, das kann man mit dem
Denken in einer Minute begreifen. In einem solchen Verhältnis
steht die Rede der Geister zu der Rede der engelischen Geister, und
die Rede dieser letzteren zur Rede der Engel; denn die engelischen
Geister begreifen klar durch eine Vorstellung der Rede oder des
Denkens mehr als die Geister durch einige Tausende, und die Engel
ebenso im Vergleich mit den engelischen Geistern. Wie wird es dann
beim Herrn sein, von dem alles Leben der Neigung (affectionis), des
Denkens und der Rede kommt, und der allein das Reden (sermo) und das
Wort ist?
*1643.
Die Rede der engelischen Geister ist unbegreiflich. Um nur
weniges von ihrer Rede, jedoch bloß von der vorbildlichen, zu
sagen, so wird die Sache selbst vorbildlich dargestellt in
wunderbarer Form, die abgezogen ist von den Gegenständen der
Sinne; und von den lieblichsten und schönsten Vorbildungen in
unzähligen Weisen immer wieder in andere übergeht, mit
fortwährendem Einfluß von Gefühlen aus dem Seligen
der gegenseitigen Liebe, das durch den oberen Himmel vom Herrn her
einfließt, von welchem Einfluß alles und jedes gleichsam
lebt. Jegliche Sache wird so dargestellt, und zwar in fortlaufend
zusammenhängenden Reihenfolgen; nicht einmal eine einzige
Vorbildung in irgendeiner Reihe kann verständlich beschrieben
werden.
Dies
ist es, was in die Vorstellungen der Geister einfließt, aber
diesen erscheint es nur als etwas anregendes Allgemeines, das
einfließt ohne klar geschiedene Wahrnehmung dessen, was klar
geschieden bei den engelischen Geistern wahrgenommen wird.
*1644.
Es gibt sehr viele inwendig bösere Geister (mali
interiores), die auch nicht reden wie die Geister, sondern ebenfalls
in den Prinzipien der Ideen, somit noch feiner sind als die Geister;
es gibt eine große Menge solcher Geister. Sie sind aber ganz
geschieden von den engelischen Geistern und können ihnen nicht
einmal nahen.
Diese
feineren bösen Geister knüpfen auch ihre Vorstellungen in
abgezogener Weise an Gegenstände und Sachen, jedoch an unsaubere
an und bilden sich in diesen verschiedenerlei Dinge vor, aber
unsaubere, und hüllen ihre Vorstellung in solche ein. Sie sind
gleichsam albern (fatui).
Ihre
Rede ist mir bekannt geworden, sodann auch vorgebildet durch unreinen
Auswurf aus einem Gefäß; und das Intellektuelle ihrer Rede
wurde mir vorgebildet durch das Hinterteil eines Pferdes, dessen
Vorderteil nicht erschien, denn das Intellektuelle wird in der
Geisterwelt durch Pferde vorgebildet.
Die
Rede der engelischen Geister hingegen wurde vorgebildet schön,
in ein weißliches, an ein Bruststück sich Gewand
gekleidet, mit anständiger Haltung des durch eine Jungfrau, eng
anschmiegendes Körpers.
*1645.
Die Rede der Engel hingegen ist unaussprechlich; weit über
der Rede der Geister, weit über der der engelischen Geister, und
dem Menschen, solange er im Körper lebt, in keiner Weise
verständlich. Auch die Geister in der Geisterwelt können
sich keine Vorstellung davon machen, denn sie übersteigt die
Fassungskraft ihres Denkens.
Ihre
Rede ist nicht eine Rede von Sachen, die vorgebildet werden durch
irgendwelche Vorstellungen, wie sie die Geister und die engelischen
Geister haben, sondern sie ist eine Rede der Endzwecke und der aus
ihnen hervorgehenden Nutzwirkungen, die das Uranfängliche
(principialia) und Wesentliche der Dinge sind. In diese werden die
engelischen Gedanken hineingelegt und wechseln mit unendlicher
Mannigfaltigkeit. Und in allem und jedem dieser Rede ist eine
inwendigere Lust und Seligkeit aus dem Guten der gegenseitigen Liebe
vom Herrn her, sowie Schönes und Ergötzliches aus dem
Wahren des Glaubens von daher. Die Endzwecke und die aus ihnen
hervorgehenden Nutzwirkungen sind gleichsam die zartesten
Aufnahmegefäße und lieblichen Träger von unzählig
vielen Variationen, und zwar dies durch unbegreifliche himmlische und
geistige Formen. In diesen werden sie vom Herrn ge halten, denn das
Reich des Herrn ist nur ein Reich der Endzwecke und Nutzwirkungen;
daher auch die Engel, die beim Menschen sind, auf nichts anderes
merken als auf die Absichten und Nutzzwecke und nichts anderes aus
dem Denken des Menschen herausholen; um das übrige, das ideell
und materiell ist, bekümmern sie sich nicht, weil dasselbe weit
unter ihrer Sphäre ist.
*1646.
Die Rede der Engel erscheint zuweilen in der Geisterwelt, und so
vor dem inwendigeren Gesicht wie das Schwingen des Lichtes oder einer
glänzenden Flamme, und zwar mit Variationen gemäß dem
Zustand der Gefühle ihrer Rede. Nur das Allgemeine ihrer Rede in
betreff der Zustände des Gefühls, wie es aus unzähligem
Unterschiedenen hervorgeht, ist es, was so vorgebildet wird.
*1647.
Die Rede der himmlischen Engel ist unterschieden von der Rede der
geistigen Engel, und noch unaussprechlicher und unbeschreiblicher; es
ist das Himmlische und Gute der Absichten, in das ihre Gedanken
hineingelegt werden, und sie sind deswegen in der Seligkeit selbst.
Und, was wunderbar ist, ihre Rede ist viel reicher, denn sie sind in
den eigentlichen Quellen und Ursprüngen des Lebens, des Denkens
und Redens.
*1648.
Es gibt eine Rede der guten Geister und der engelischen Geister,
die ein Zusammensprechen vieler ist, hauptsächlich in Kreisen
(gyris) oder Chören, wovon, vermöge der göttlichen
Barmherzigkeit des Herrn, in der Folge die Rede sein wird. Das Reden
in Chören, das ich öfters gehört habe, hat gleichsam
einen rhythmischen Fall. Sie denken nicht an die Worte oder Ideen;
die Empfindungen ergießen sich von selbst in dieselben, es
fließen keine Worte oder Vorstellungen ein, die den Sinn
vervielfältigen oder anderwärts hinwegziehen, oder denen
etwas Künstliches anklebt, oder was sich zierlich dünkt aus
sich oder aus Selbstliebe; denn solches würde sogleich eine
Störung verursachen. Sie bleiben an keinem Wort hängen, sie
denken an den Sinn, die Worte sind die sich von selbst ergebenden
Folgen des eigentlichen Sinnes. Sie endigen sich in Einheiten,
meistens in einfache; wenn in zusammengesetzte, so wälzen sie
sich durch den Akzent in die folgende. Dies kommt daher, daß
sie im Verein denken und reden, weshalb sich die Form der Rede gemäß
der Verbindung und Einmütigkeit des Vereins fortbewegt. Von
dieser Art war ehemals die Form der Lieder, und von solcher Art ist
die der Psalmen Davids.
*1649.
Wunderbar ist, daß die sich wie rhythmisch oder harmonisch
fortbewegende Redeweise der Lieder eine den Geistern natürliche
ist. Sie reden so unter sich, ihnen selbst unbewußt. In die
Weise selbst, so zu reden, kommen die Seelen sogleich nach dem Tode;
in die gleiche bin ich eingeführt worden, und sie wurde mir
endlich vertraut. Der Grund, warum sie so beschaffen ist, ist der,
weil sie im Verein reden, allermeist ohne es zu wissen. Der klarste
Beweis, daß alle in Vereine geschieden sind, und daß sich
von daher alles in die Formen der Vereine ausprägt.
*1757.
Das Reden der Geister mit dem Menschen geschieht, wie früher
gesagt wurde, durch Wörter (voces), hingegen die Rede der
Geister unter sich durch die Ideen, die den Wörtern zugrunde
liegen (per ideas, originarias vocum) von der Art der Denkbilder,
aber nicht so dunkel, wie sie der Mensch hat, solange er noch im
Körper lebt, jedoch unterschieden (distinctae), wie sie es in
der Rede sind.
Das
menschliche Denken wird nach dem Abscheiden des Körpers
bestimmter (distinctior) und klarer, und die Denkvorstellungen werden
getrennte (discretae), so daß sie zu bestimmten Redeformen (pro
formis loquelae distinctis) dienen; denn das Dunkle ist mit dem
Körper verschwunden und so das Denken gleichsam von seinen
Fesseln, in die es verstrickt war, folglich von den Schatten, die es
eingehüllt hatten, befreit. Es wird mehr augenblicklich, daher
gegenwärtiger die Anschauung, Wahrnehmung (apperceptio) und
Aussprache des einzelnen.
*1758.
Die Rede der Geister ist verschieden, eine jede Gesellschaft oder
Familie von Geistern kann man an der Rede erkennen, ja einen jeden
Geist, kaum anders als die Menschen. Und nicht allein durch die
Gefühle (affectiones), die das Leben der Rede ausmachen und
welche die Worte erfüllen und tragen, wie durch die Akzente,
sondern auch durch die Töne, wie auch durch andere Anzeichen,
die sich nicht so bestimmen lassen.
*1759.
Die Rede der himmlischen Geister kann nicht leicht in
artikulierte Töne und Worte beim Menschen einfließen, denn
sie kann in kein Wort eingefügt werden, in dem etwas zischend
Tönendes (sonans stridule) ist, oder dem eine etwas harte
Verdoppelung von Konsonanten zugrunde liegt, auch nicht in ein Wort,
dem eine aus dem Wissenschaftlichen stammende Vorstellung zugrunde
liegt, daher sie selten in die Rede anders einfließen als durch
Gefühle (affectiones), die wie eine Strömung oder ein
Lufthauch (instar fluvii aut aurae) die Wörter weich machen.
Die
Rede der Geister, welche die Mitte bilden zwischen den Himmlischen
und den Geistigen, ist süß, gleich der mildesten
Atmosphäre dahinfließend, die aufnehmenden Organe sanft
berührend und die Worte selbst erweichend, auch rasch und
bestimmt. Der Fluß und die Anmut der Rede kommt daher, daß
das himmlisch Gute in ihren Ideen so beschaffen ist und keinerlei
Widerstreit zwischen der Rede und dem Denken stattfindet. Alles
lieblich Harmonische im anderen Leben kommt von der Güte und
Liebe.
Die
Rede der Geistigen ist auch fließend, aber nicht so weich und
sanft, diese sind es, die hauptsächlich reden.
*1760.
Auch bei den bösen Geistern gibt es eine fließende
Rede, aber nur auswendig für das Gehör, inwendig aber ist
sie zischend, weil sie aus angenommenem Schein (ex simulatione) des
Guten und keiner wirklichen Neigung dazu kommt. Es gibt auch eine
Rede solcher Geister ohne Fließendes, in der die
Nichtübereinstimmung der Gedanken wahr genommen wird wie etwas
still dahin Schleichendes (ut tacitum reptile).
*1761.
Es gibt Geister, die nicht in der Weise der Strömung ein
fließen, sondern durch gleichsam aus Linien bestehende, mehr
oder weniger scharfe Schwingungen und Rückstöße.
Ebendieselben fließen nicht bloß ein mit der Rede,
sondern auch mit der Antwort. Sie sind diejenigen, die das
Inwendigere des Wortes aus mehrfachen Gründen verwerfen wobei
sie den Menschen als ihr Werkzeug und als etwas Geringfügiges
ansehen und nur das Ihre suchen.
*1762.
Es gibt Geister, die nicht reden, sondern durch Veränderungen,
die sie meinem Angesicht beibrachten, die Gesinnungen ihrer Seele
ausdrückten und die Ideen so lebhaft darstellten, daß sich
dadurch ihr Denken wie in einem Bilde zeigte. Dies geschah durch
Variationen um die Gegend der Lippen herum und von da ins Angesicht
hinein, sodann um die Augen herum, während sie die inwendigeren
Empfindungen ihrer Seele mitteilen: um das linke Auge, wenn
Wahrheiten und Gefühle (affectiones) für das Wahre, um das
rechte, wenn Gutes und Gefühle für das Gute.
*1763.
Es ließ sich auch ein gleichzeitiges Reden mehrerer Geister
hören, wellenförmig sich fortbewegend gleich einer Rolle
und ins Gehirn einfließend mit verschiedener Endung.
Sodann
ist da die Rede gewisser Geister, die vierfach (quadruplicato)
endigt, gleichsam nach dem Takt und Schall der Drescher. Diese
Geister sind von anderen abgesondert, sie verursachen dem Kopf einen
Schmerz wie das Ziehen eines Röhrgeschwürs (tanquam
attractionis sy ringicae).
Es
ließen sich solche hören, die mit lauter Stimme redeten,
aber gleichsam inwendig in ihnen, doch immer so, daß die Rede
zum Gehör gelangte; andere, die mittels eines Herausstoßens
der Worte wie aus dem Bauche redeten. Sie sind solche, die gar nicht
achten wollen auf den Sinn der Sache, sondern von anderen zum Reden
angetrieben werden.
Ich
hörte solche, die in rauhem, wie in zwei Teile gespaltenem
(sicut bifido) Tone redeten, sie machen sich an die linke Seite unter
dem Ellenbogen, auch an das linke Ohrläppchen.
Dann
auch solche, die nicht laut reden konnten, sondern wie die, welche an
Rheumatismus leiden. Zu ihnen gehören die, welche in der Absicht
zu schaden, anderen ihre Geheimnisse entlocken, indem sie sich in
ihre Lieblingsneigungen einschmeicheln.
Es
gibt kleine Geister, die, obwohl sie wenige sind, dennoch reden wie
eine große Menge, wie donnernd. Sie wurden über dem Haupt
gehört, und ich meinte, es sei eine Menge, aber dann kam einer
zu mir an die linke Seite unter dem Arm, und redete ebenso mit
donnernder Stimme; auch heim Weggehen machte er es so. Woher solche
sind, davon, vermöge der göttlichen Barmherzigkeit des
Herrn, anderwärts. Aber diese Arten der Rede sind seltener.
Dergleichen
wird, was wunderbar ist, so hell und laut gehört von dem,
welchem die inwendigen Gehörorgane geöffnet sind, ebenso
auch von den Geistern, wie die Töne und Reden des Menschen auf
der Erde gehört werden; aber durchaus nicht von dem, welchem sie
nicht geöffnet sind.
*1764.
Einmal redeten auch Geister mit mir durch lauter sichtbare
Vorbildungen, indem sie verschiedenfarbige Flammen, Lichter, auf und
niedersteigende Wolken, verschiedenartige Häuschen und Gerüste,
Gefäße, verschieden gekleidete Personen, und vieles andere
darstellten, was alles sinnbildlich bezeichnend war, und woraus
allein man schon wissen konnte, was sie wollten.
*1767. Von der Heiligen Schrift oder dem Wort,
das göttliche Dinge in sich birgt, die vor den guten Geistern
und Engeln offen da liegen.
Wenn
das Wort des Herrn von einem Menschen gelesen wird, der das Wort
liebt und in Liebtätigkeit lebt, wie auch von einem Menschen,
der aus einfältigem Herzen glaubt, was geschrieben steht und
sich nicht selbst eigene Grundsätze gegen das im inneren Sinn
liegende Glaubenswahre gebildet hat, so wird es vom Herrn vor den
Engeln in solcher Schönheit und in solcher Lieblichkeit
dargestellt, auch wohl mit Vorbildungen, und zwar in
unbeschreiblicher Mannigfaltigkeit, ganz gemäß dem
Zustand, in dem sie sich gerade befinden, daß man ein Gefühl
hat, als ob alles einzelne Lehen hätte, und dies ist eben das
Leben, das im Wort ist und aus dem das Wort entstand, als es aus dem
Himmel herniederkam. Infolgedessen ist das Wort des Herrn so
beschaffen, daß es, obwohl es im Buchstaben schmucklos (rude)
erscheint, dennoch inwendig geistige und himmlische Dinge birgt, die
vor den guten Geistern und vor den Engeln offen da liegen, wenn es
vom Menschen gelesen wird.
*1768.
Daß sich das Wort des Herrn vor den guten Geistern und vor den
Engeln so darstellt, wurde mir zu sehen und zu hören gegeben;
daher ich die Erfahrungen selbst anführen darf.
*1769.
Ein gewisser Geist kam nicht lange nach seinem Abscheiden aus dem
Leibe zu mir, was ich daraus schließen konnte, daß er
noch nicht wußte, daß er im anderen Leben sei, indem er
meinte, er lebe noch in der Welt. Ich merkte, daß er sich den
Studien gewidmet hatte, wovon ich mit ihm sprach. Aber alsdann wurde
er plötzlich in die Höhe gehoben, worüber ich mich
wunderte und vermutete, daß er zu denen gehörte, die nach
hohen Dingen trachteten, denn solche werden gewöhnlich in die
Höhe gehoben; oder daß er den Himmel in die höchste
Höhe gesetzt habe, die gleichfalls in die Höhe gerückt
zu werden pflegen, damit sie daraus erkennen möchten, daß
der Himmel nicht in der Höhe, sondern im Inneren ist. Aber bald
wurde ich gewahr, daß er erhoben wurde zu den engelischen
Geistern, die vorwärts, ein wenig zur Rechten, auf der ersten
Schwelle (limine) des Himmels waren; von da aus sprach er nachher mit
mir, und sagte, daß er erhabenere Dinge sehe, als je
menschliche Gemüter fassen könnten. Als dies geschah, las
ich das erste Kapitel des 5. Buches Mose vom jüdischen Volk, daß
Kundschafter abgesandt worden seien, die das Land Kanaan, und was
darin sich findet, erforschen sollten. Als ich dies las, sagte er, er
vernehme gar nichts von dem, was im Buchstabensinn, sondern nur, was
im geistigen Sinn ist, und dies seien Wunderdinge, die er nicht
beschreiben könne. Dies geschah auf der ersten Schwelle des
Himmels der engelischen Geister, wie wird es also sein in diesem
Himmel selbst, und wie im engelischen Himmel!
Einige
bei mir befindliche Geister, die früher nicht geglaubt hatten,
daß das Wort des Herrn so beschaffen sei, fingen nun an zu
bereuen, daß sie es nicht geglaubt hatten. Sie sagten in diesem
Zustand, sie glaubten, weil sie jenen hätten sagen hören,
er habe gehört, gesehen und empfunden, daß dem so ist.
Andere Geister aber beharrten noch in ihrem Unglauben und sagten, es
sei dem nicht so, sondern es seien Phantasien; daher auch diese
plötzlich erhoben wurden, und von da aus mit mir redeten und
gestanden, daß es nichts weniger als Phantasie sei, da sie in
Wirklichkeit inne würden, daß dem so ist, und zwar mit
einer schärferen Empfindung (perceptione exqusitiore), als im
Leben des Körpers einem Sinne jemals gegeben werden könne.
Bald
darauf wurden auch andere in denselben Himmel erhoben, und unter
ihnen einer, den ich bei Leibesleben gekannt hatte, dieser bezeugte
ebendasselbe und sagte unter anderem auch, daß er vor Staunen
die Herrlichkeit des Wortes in seinem inneren Sinn nicht beschreiben
könne; und indem er nun aus einem gewissen Mitleiden heraus
redete, äußerte er, es sei zu verwundern, daß die
Menschen gar nichts von solchen Dingen wissen. Außerdem sagte
er, daß er von da aus meine Gedanken und meine Neigungen ganz
durchschauen könne und in denselben mehr finde, als er
aussprechen könnte, z.B. die Ursachen, die Einflüsse, woher
und von denen die Vorstellungen, wie sie mit Irdischem vermischt
seien, und daß dieses ganz und gar beseitigt werden müsse,
und anderes mehr.
*1770.
Zweimal nachher sah ich andere, die in den zweiten Himmel unter
die engelischen Geister erhoben worden waren und von da aus mit mir
redeten, als ich das dritte Kapitel des 5. Buches Mose von Anfang bis
zu Ende las, sie sagten, sie seien bloß im inwendigeren Sinne
des Wortes, und versicherten alsdann, daß da auch nicht ein
Strichlein (apex) sei, in dem nicht ein innerer, auf das schönste
mit dem übrigen zusammenhängender Sinn wäre, sodann
daß die Namen Sachen bezeichnen. So wurden auch sie, die es
vorher nicht geglaubt hatten, über zeugt, daß alles und
jegliches im Worte vom Herrn eingegeben worden ist. Sie wollten dies
sogar vor anderen mit einem Eidschwur bekräftigen, allein es
wurde nicht zugelassen.
*1771.
Einige Geister waren auch im Unglauben in Beziehung auf das Wort
des Herrn, daß es dergleichen in seinem Schoß oder
inwendig berge. Denn die Geister sind im anderen Leben im gleichen
Unglauben, in dem sie bei Leibesleben waren, und derselbe wird nur
zerstreut durch die vom Herrn vorgesehenen Mittel und durch lebendige
Erfahrungen. Als ich daher einige Psalmen Davids las, wurde ihr
inwendigeres Schauvermögen oder Gemüt geöffnet (diese
wurden nicht unter die engelischen Geister erhoben), da erkannten sie
(percipiebant) das Inwendigere des Wortes in jenen Psalmen und,
hierdurch in Staunen versetzt, sagten sie, so etwas hätten sie
nie geglaubt.
Dann
wurde dieses Wort von mehreren anderen Geistern gehört, sie alle
aber faßten es verschieden auf. Bei einigen erfüllte es
ihre Denkvorstellungen mit vielen Lieblichkeiten und Lustgefühlen,
also mit einem gewissen Leben, je nach der Fähigkeit eines jeden
und zugleich mit einer bis zu ihrem Innersten dringenden Wirksamkeit,
bei einigen mit einer so starken, daß es ihnen war, wie wenn
sie gegen die inwendigeren Himmelssphären zu immer näher
und näher zum Herrn erhoben würden, und zwar stufenweise,
je nachdem die Wahrheiten und das den Wahrheiten innewohnende Gute
sie anregte. Zugleich wurde dann das Wort zu einigen gebracht, die
nichts vom inneren Sinn des Wortes faßten, sondern bloß
vom äußeren oder buchstäblichen Sinn, diesen er
schien der Buchstabe als leblos.
Hieraus
erhellt, wie das Wort beschaffen ist, wenn der Herr es lebendig
macht, daß es nämlich eine solche Wirksamkeit hat, daß
es bis ins Innerste eindringt, und wie es beschaffen ist, wenn Er es
nicht lebendig macht, daß es alsdann bloß ein Buchstabe
ist, der kaum einiges Leben hat.
*1772.
Vermöge der göttlichen Barmherzigkeit des Herrn wurde
mir auch vergönnt, in gleicher Weise das Wort des Herrn in
seiner Schönheit im inneren Sinne zu sehen, und zwar oftmals,
nicht wie es ist, wenn einzelne Wörter nach dem inneren Sinn
erklärt werden, sondern alle und jedes in einem Zusammenhang,
wovon man sagen kann, es heiße vom irdischen Paradies aus das
himmlische Paradies sehen.
*1773.
Geister, die sich bei Leibesleben am Wort des Herrn mit Lust
ergötzt hatten, haben im anderen Lehen eine angenehme himmlische
Wärme, die auch mir zu empfinden gegeben wurde.
Die
Wärme solcher, die sich einigermaßen daran ergötzt
hatten, wurde mir auch mitgeteilt, sie war wie Frühlingswärme,
die von der Gegend der Lippen ausging und sich um die Wangen, und von
da bis zu den Ohren verbreitete und dann aufstieg bis zu den Augen
und ebenso herabstieg gegen die mittlere Gegend der Brust. Die Wärme
solcher, die noch mehr angeregt worden waren von dem Ergötzen am
Wort des Herrn und seinem Inwendigeren, das der Herr selbst gelehrt
hatte, wurde mir ebenfalls mitgeteilt, sie war eine noch inwendigere,
indem sie anfing von der Brust, von da sich erhob gegen das Kinn, und
dann hinabstieg gegen die Lenden. Die noch mehr dadurch ergötzt
und angeregt worden waren, hatten eine noch tiefer inwendige und
angenehme, und noch frühlingshaftere Wärme, und zwar von
den Lenden aufwärts gegen die Brust, und von da durch den linken
Arm zu den Händen hin.
Ich
wurde von den Engeln belehrt, daß sich die Sache so verhalte,
und daß ihre Annäherung solche Wärme mit sich bringe,
obwohl sie selbst sie nicht fühlen, weil sie darin sind, wie die
Kinder, die Knaben und die Jünglinge ihre Wärme, deren sie
mehr haben als die Erwachsenen und die Greise, nicht zu empfinden
pflegen, weil sie in ihr sind.
Es
wurde auch die Wärme derjenigen empfunden, die sich zwar am Wort
ergötzt hatten, um dessen Verständnis aber nicht bekümmert
gewesen waren, sie war bloß im rechten Arm.
Was
die Wärme betrifft, so können auch böse Geister mit
ihren Künsten eine Wärme hervorbringen, die den Schein des
Angenehmen vortäuscht, und sie anderen mitteilen. Sie ist aber
bloß eine äußerliche Wärme, die ihren Ursprung
nicht aus dem Inneren hat. Eine solche Wärme hat Fäulnis
zur Folge hat und geht ins Auswurfartige über, wie die Wärme
der Ehebrecher und derjenigen, die in unreine Wollüste versunken
sind.
*1774.
Es gibt Geister, die vom Inwendigeren des Wortes nichts hören
wollen, ja, obwohl sie es verstehen können, doch nicht wollen,
sie sind hauptsächlich die, welche in die Werke ein Verdienst
setzten, und zwar darum, weil sie das Gute aus Selbst- und Weltliebe
getan hat ten, d.h. um sich Würde oder Reichtum und dadurch Ruf
zu verschaffen, somit nicht um des Reiches des Herrn willen. Solche
wollen im anderen Leben vor den übrigen in den Himmel eingehen,
sie bleiben aber außerhalb des Himmels, denn sie wollen nicht
mit Erkenntnissen des Wahren ausgerüstet und so vom Guten
angeregt werden, indem sie den Sinn des Wortes nach dem Buchstaben
ihren Phantasien gemäß er klären, und alles aus
demselben hervorholen, was den Begierden Beifall zulächelt.
Solche wurden vorgebildet durch ein altes Weib von unschönem,
aber dennoch glänzend weißem, bleichem Angesicht, von
unregelmäßigen Zügen, durch die es eben häßlich
war. Wogegen aber die, welche das Inwendigere des Wortes annehmen und
lieben, vorgebildet wurden durch ein Mädchen in ihrem ersten
jungfräulichen Alter oder ihrer Jugendblüte, anständig
gekleidet, mit Kränzchen und himmlischem Schmuck.
*1775.
Ich sprach mit einigen Geistern über das Wort, daß es
unumgänglich war, daß irgendeine Offenbarung durch die
göttliche Vorsehung des Herrn erfolgte; denn die Offenbarung
oder das Wort ist das allgemeine Aufnahmegefäß geistiger
und himmlischer Dinge, somit das den Himmel und die Erde Verbindende,
sonst wären diese voneinander geschieden gewesen und das
Menschengeschlecht zugrunde gegangen. Ganz zu schweigen davon, daß
irgendwo himmlische Wahrheiten sein mußten, durch die der
Mensch belehrt würde, weil er zum Himmlischen geboren ist und
nach dem Leben des Körpers unter die Himmlischen kommen soll;
denn die Wahrheiten des Glaubens sind die Gesetze der Ordnung in dem
Reich, in dem er in Ewigkeit leben soll.
*1776.
Es kann als widersinnig erscheinen, ist aber dennoch ganz gewiß
wahr, daß die Engel besser und völliger den inneren Sinn
des Wortes verstehen, wenn kindliche Knaben und Mädchen es
lesen, als wenn es von Erwachsenen geschieht, die nicht im Glauben
der Liebtätigkeit stehen. Als Grund hiervon wurde mir gesagt,
weil die kindlichen Knaben und Mädchen im Stande der
gegenseitigen Liebe und der Unschuld, somit ihre sehr zarten Gefäße
beinahe himmlisch und nur Fähigkeiten sind, aufzunehmen, die so
vom Herrn gehörig geordnet werden können, obwohl dies nicht
zu ihrem Bewußtsein gelangt, außer durch einen gewissen
ihren Sinnesarten angemessenen Lustreiz.
Von
den Engeln wurde gesagt, daß das Wort des Herrn ein toter
Buchstabe sei, daß es aber im Leser vom Herrn lebendig gemacht
werde gemäß der Fähigkeit eines jeden, und daß
es lebendig werde, gemäß dem Zustand seiner Liebtätigkeit
und Unschuld, und zwar mit unzähliger Mannigfaltigkeit.
*1869.
Wieviel in einem einzigen Ausdruck des Wortes Gottes liegt, wurde
mir dadurch gezeigt, daß mir die Denkvorstellungen
aufgeschlossen wurden. Im anderen Leben kann dieses merkwürdigerweise
so lebendig geschehen, daß die Vorstellungen selbst sichtbar in
einer Gestalt erscheinen, somit wie gemalte Bilder sind. So wurden
die Vorstellungen eines solchen, der in Liebtätigkeit oder
gegenseitiger Liebe gelebt und, als er noch in der Welt lebte, am
Worte Gottes seine Freude gehabt hatte, aufgeschlossen, und da
erschienen unzählige schöne Dinge mit so Wonnevollem und
Lieblichem, daß es rührend war. Und man sagte, daß
diese Dinge, die in solcher Weise sichtbar erscheinen, ihrem
Inwendigeren nach abermals aufgeschlossen werden könnten, nach
dessen Aufschließung dann noch Schöneres und Wonnevolleres
mit dem eigentlichen Seligen sich darstelle. Alle Engelsvorstellungen
sind von dieser Art, denn sie sind vom Herrn selbst aufgeschlossen.
Es
wurde dies von Geistern, die sich verwunderten, daß im anderen
Leben die Denkvorstellungen so aufgeschlossen werden können,
beleuchtet durch das Sehen des Auges, dessen Sehkraft so stumpf und
dunkel ist, daß sie die kleineren Gegenstände der Natur,
in denen Unzähliges liegt, nicht anders sehen kann als einen
dunklen, unförmigen und schwarzen Punkt; wenn aber ebendieselben
durch ein Mikroskop betrachtet werden, so stellt sich das Inwendigere
sichtbar dar in schöner Verkettung verbunden und in
ansprechender Ordnung ineinanderfließend; und daß diese
inwendigen Dinge in gleicher Weise durch ein noch stärker
vergrößerndes Mikroskop noch weiter aufgeschlossen werden
könnten. Hieraus konnte erhellen, wie es sich mit dem inneren
Gesichtssinn verhält, dessen Strahlen nichts anderes sind als
Vorstellungen, daß sie nämlich an sich so dicht (crassae)
sind, daß es in dieser Sphäre nichts Dichteres geben kann,
obwohl der Mensch es nicht meint. Von den Vorstellungen (ideis) aber,
vermöge der göttlichen Barmherzigkeit des Herrn, in der
Folge.
*1870.
Ebenso verhält es sich mit dem Wort des Herrn: die einzelnen
Wörter in ihm gestalten ihre Vorstellungen, denn ein Wort ist
nichts als eine Vorstellung, die so gestaltet ist, daß man den
Sinn faßt. Es liegen darin so unzählig viele Dinge, die
nicht zum Bewußtsein (ad perceptionem) des Menschen kommen
können, sondern bloß zu dem der Engel, daß man es
gar nicht glauben kann. Wenn dieselben vom Herrn aufgeschlossen
werden, so stellen sich die inwendigeren Gestalten dem Bewußtsein
durch Wonniges und Seliges und dem Gesichtssinn durch Vorbildliches
und Paradiesisches dar; jenes aus den himmlischen und geistigen
Dingen der Liebe oder Barmherzigkeit des Herrn, dieses von den
Strahlen des Lichtes von daher.
Es
wurde mir durch eine wunderbare Erfahrung gezeigt, daß das Wort
nicht allein in betreff der einzelnen Wörter, sondern auch in
betreff der einzelnen Buchstaben eines jeden Wortes, ja in betreff
des kleinsten Jotas, eingegeben (inspiratum) ist; denn in jedem Jota
ist etwas von der Anregung und dem Leben, welches als das Gemeinsame
dem Aus druck angehört, und so in das einzelnste in
entsprechender Weise hin eingelegt ist. Allein dies kann ohne
vorgängige Kenntnis vieler Dinge ganz und gar nicht verständlich
erklärt werden.
*1871.
Wie das Wort des Herrn vor den Engeln erscheint, kann nicht
beschrieben werden. Einigermaßen aber können sich
diejenigen einen Begriff davon machen, die in den physikalischen
Kabinetten (incimeliis) optische Zylinder gesehen haben, in denen
sich schöne Bilder darstellen von den Dingen, die ringsherum
durcheinander hingeworfen sind. Obwohl hier die ringsumher liegenden
Dinge als form-, zusammenhangs- und ordnungslos, und nur als
verworren hingeworfenes Zeug erscheinen, so stellen sie doch, wenn
sie gegen den Zylinder hin konzentriert werden, ein liebliches Bild
darin dar. So verhält es sich mit dem Wort des Herrn, besonders
dem prophetischen des Alten Testaments: im buchstäblichen Sinn
erscheint es kaum anders, denn als etwas Ungeordnetes. Wenn es aber
von einem Menschen, besonders von einem kindlichen Knaben oder
Mädchen gelesen wird, so wird es stufenweise, wie es sich
erhebt, immer schöner und lieblicher, und zuletzt stellt es sich
vor dem Herrn dar wie das Bild eines Menschen, in welchem und durch
welches der Himmel in seinem Inbegriff vorgebildet wird, nicht wie er
ist, sondern wie der Herr will, daß er sein möchte,
nämlich Sein Ebenbild.
*1872.
Es erschien mir ein Mädchen von schönem und blendend
weißem Angesicht, schnell zur Rechten hin nach oben gehend, mit
etwas beschleunigtem Schritt; dem Alter nach wie in der ersten Blüte,
nicht Kind und auch noch nicht Jungfrau, in schwarzem, glänzendem
und geschmackvollem Gewand, so eilte sie freudig von Licht zu Licht.
Es wurde gesagt, daß das Inwendigere des Wortes so beschaffen
sei, so bald es sich erhebt. Das schwarze Kleid war das Wort im
Buchstaben. Nachher flog das junge Mädchen gegen die rechte
Wange hin, jedoch bloß von dem inwendigeren Gesichtssinn
wahrgenommen. Es wurde gesagt, daß es das sei, was vom inneren
Sinn des Wortes nicht zur Fassungskraft gelangt.
*1873.
Es redeten die Geister vom inneren Sinn des Wortes, nämlich
daß dem Verständnis gemäß dargestellt werden
möchte, wie er he schaffen ist. Es wurde durch ein Beispiel
versinnlicht, was die Frucht des Glaubens ist und gesagt, die guten
Werke seien die Frucht des Glaubens im äußeren oder
Buchstabensinn. Diese guten Werke seien aber unbeseelt, wofern sie
nicht aus der Liebtätigkeit hervorgehen, und so sei die Frucht
des Glaubens im nächst inwendigeren Sinn die Liebtätigkeit.
Weil aber die Liebtätigkeit oder die Liebe gegen den Nächsten
hervorgehen muß aus der Liebe zum Herrn, so ist dieselbe die
Frucht des Glaubens im inneren Sinn. Und weil alle Liebe vom Herrn
kommt, so ist sie der Herr selbst, denn so ist im guten Werk die
Liebtätigkeit, in dieser die Liebe zum Herrn, und in dieser der
Herr selbst.
*1874.
Ich redete mit den guten Geistern, daß vieles und mehr als
jemand glauben kann, im Worte nach Scheinbarkeiten und nach den
Täuschungen der Sinne gesagt sei, z.B. daß Jehovah in
Zorn, Grimm und Wut sei gegen die Gottlosen, daß Er Freude
daran habe, sie zu verderben und zu vertilgen, ja daß Er töte.
Allein es ist so gesagt worden, damit die Überredungen und
Begierden nicht gebrochen, sondern gelenkt würden, denn anders
reden als der Mensch es faßt, nämlich nach den
Scheinbarkeiten, Täuschungen, und Überredungen, hieße
Samen ins Wasser säen, und etwas sagen, das sogleich verworfen
werden würde. Doch können diese Dinge zu allgemeinen
Gefäßen dienen, in denen Geistiges und Himmlisches
enthalten ist, denn es kann in sie hineingelegt werden (insinuari),
daß alles vom Herrn kommt; ferner, daß der Herr es
zuläßt, daß aber alles Böse von teuflischen
Geistern herrührt; ferner, daß der Herr vorsieht und es so
fügt, daß das Böse zu Gutem gewendet wird, und
endlich, daß nichts als Gutes vom Herrn kommt. So vergeht der
Buchstabensinn, je wie er sich erhebt und wird geistig, dann
himmlisch und zuletzt göttlich.
*1875.
Es wurde mir gegeben, die engelischen Ideen im Gebet des Herrn inne
zu werden (appercipere) bei den Worten: „führe uns nicht
in Versuchung, sondern erlöse uns vom Bösen“. Von den
nächsten guten Geistern wurde in einer mir in die Sinne
fallenden Vorstellung (idea quadam apud me perceptibili) verworfen
die Versuchung und das Böse, und zwar bis dahin, daß das
rein Engelische, nämlich das Gute, ohne die Vorstellung der
Versuchung und des Bösen übrigblieb, und so der
buchstäbliche Sinn ganz verschwand. Über dieses Gute
bildeten sich beim ersten Wegwerfen unzählige Ideen, wie aus der
Anfechtung des Menschen Gutes komme, und dennoch die Anfechtung aus
dem Menschen und seinem Bösen hervorgehe, in dem die Strafe
liegt;, und zwar dies mit einer Art von Unwillen, der bei ihnen
darüber hinzukam, daß man meint, die Versuchung mit ihrem
Bösen komme anderswoher, und man müsse an Böses
denken, wenn an den Herrn. Diese Vorstellungen wurden, je höher
sie sich erhoben, immer mehr gereinigt. Die Erhebungen wurden
dargestellt durch die Wegschaffungen, worüber Nr. 1393. Diese
erfolgten mit einer Schnelligkeit und in unbeschreiblicher Weise, bis
sie in den Schatten meines Denkens übergingen, und dann waren
sie im Himmel, wo unaussprechliche engelhafte Vorstellungen allein
vom Guten des Herrn herrschen.
*1876.
Die Namen der Männer, der Königreiche, der Städte,
die im Wort vorkommen, vergehen ebenso wie die Wörter der
menschlichen Rede, schon auf der ersten Schwelle, wenn sie sich
erheben, denn sie sind etwas Irdisches, Körperliches und
Materielles, das die Seelen, die ins andere Leben kommen, nach und
nach ausziehen und ganz und gar diejenigen, die in den Himmel kommen.
Die Engel behalten auch nicht das Geringste der Vorstellung einer
Person, und somit des Namens der selben. Was Abram, was Jischak und
Jakob ist, wissen sie nicht mehr, sie bilden sich eine Vorstellung
aus demjenigen, was durch dieselben im Worte vorgebildet und
bezeichnet wird. Die Namen und die Wörter sind wie Hülsen
(grumi) oder wie Schuppen, die abfallen, wenn sie in den Himmel
eingehen. Daraus kann erhellen, daß durch die Namen im Worte
nichts anderes als Sachen bezeichnet werden. Hierüber sprach ich
öfter mit den Engeln, von denen ich über die Wahrheit
vollständig belehrt wurde.
Die
Rede der Geister unter sich ist nicht eine Wörtersprache,
sondern eine Sprache der Ideen, wie diese letztere das menschliche
Denken ohne Wörter hat. Daher liegt sie allen Sprachen als die
universelle zu Grunde (universalis est omnium linguarum). Wenn sie
aber mit einem Menschen reden, so bildet ihre Rede Wörter der
Menschensprache, wie schon gesagt worden: Nr. 1635, 1637, 1639. Als
ich hierüber mit den Geistern sprach, wurde mir zu sagen
gegeben, daß sie, wenn sie unter sich reden, auch nicht ein
einziges Wort einer menschlichen Sprache, noch weniger einen Namen
aussprechen können. Einige von ihnen verwunderten sich darüber,
gingen weg und versuchten es; sie kamen aber zurück und sagten,
sie hätten dergleichen nicht aussprechen können, weil jene
Wörter zu grob materiell, mithin unterhalb ihrer Sphäre
befindlich, aus einem durch die körperlichen Organe
artikulierten Ton der Luft, oder durch den Einfluß in solche
auf einem zum Gehörorgan führenden inneren Weg gebildet
seien.
Hieraus
konnte auch klar erhellen, daß nichts von einem Ausdruck, der
im Worte vorkommt, zu den Geistern übergehen kann, noch weniger
zu den engelischen Geistern, deren Rede noch umfassender
(universalior) ist: Nr. 1642; am wenigsten zu den Engeln: Nr. 1643,
bei denen nichts übrigbleibt von den ersten Ideen der Geister,
sondern anstatt derselben geistige Wahrheiten, und himmlisches Gutes,
das in unaussprechlicher Weise in den kleinsten Formen wechselte, die
stetig zusammenhängen und in einmütiger Reihenfolge
verknüpft sind mit den Urbildern (quae ... formis minimis,
continuis, connexis in unanima serie, cum originarils
repraesentativorum ... varinatur), die durch die Seligkeit der
gegenseitigen Liebe höchst lieblich und schön und durch die
Lieblichkeiten und Schönheiten selig, weil mit dem Leben des
Herrn erfüllt (inspiratis) sind.
*1877.
Die in der Geisterwelt befindlichen Seelen oder Geister,
besonders die bösen, behalten zuerst das bei, was sie im Leben
ihres Leibes gehabt hatten, nämlich das Erdische, Körperliche
und Weltliche und mit diesem die Grundsätze, die sie angenommen
hatten. Unter ihnen sind diejenigen, die nichts vom inneren Sinn des
Wortes hören wollen, sondern bloß vom buchstäblichen
Sinn, und zwar soweit, daß sie glauben, die zwölf Apostel
werden auf zwölf Thronen sitzen und die zwölf Stämme
Israels richten; ebenso glauben sie, daß in den Himmel keine
anderen eingehen werden, als Arme, Elende und solche, die
Verfolgungen erduldet haben, während doch darin sowohl Reiche
als Mächtige sind, die in Liebtätigkeit und Glauben an den
Herrn gelebt hatten. Solche, weil sie ihrer Verdienste wegen auf den
Himmel Anspruch machen, sah ich hin und her laufen und überall,
wohin sie kommen, verhöhnen, was zum inneren Sinn des Wortes
gehört, weil es gegen ihre Selbstberedungen und Begierden ist,
sofern sie den Himmel verdienen und allen anderen vorgezogen werden
wollen. Sie werden aber mit dem Bösartigen und Schädlichen
verglichen, das ins Blut einfließt und in die Venen und
Arterien dringt und die Masse des Blutes verunreinigt.
*1878.
Es gibt auch solche, die bei Leibesleben das Wort verachtet und
solche, welche die im Wort gebrauchten Ausdrücke zu Redensarten
des Spottes mißbraucht hatten; es gibt solche, die gemeint
hatten, das Wort sei nichts, könne aber dem gemeinen Volk
dienen, damit dieses einigermaßen in Banden gehalten werde; es
gibt solche, die das Wort gelästert, und es gibt solche, die es
entweiht hatten. Diese haben im anderen Leben ein erbärmliches
Los, ein jeder nach der Beschaffenheit und dem Grad der Verachtung,
Verspottung, Lästerung und Entweihung, denn das Wort ist so
heilig in den Himmeln, daß ihnen das Wort gleichsam der Himmel
ist, daher denn jene, weil eine Mitteilung aller Gedanken statthat,
mit den Seligen gar nicht zusammen sein können, sondern
ausgeschieden werden.
*1879.
Als ich im Bett lag, wurde mir gesagt, daß böse
Geister sich gegen mich verschworen hätten, in der Absicht, mich
zu ersticken. Weil ich aber vom Herrn beschützt und sicher war,
achtete ich diese Drohungen gering und schlief ein. Als ich aber
mitten in der Nacht aufwachte, fühlte ich, daß ich nicht
aus mir atmete, sondern aus dem Himmel, denn es war nichts von meinem
Atmen dabei, was ich deutlich empfand. Es wurde dann gesagt, die
Verschwörung sei da, und es seien diejenigen, die das Tiefere
des Wortes, die Glaubenswahrheiten selbst, hassen; (denn diese sind
das Inwendigere des Wortes,) und zwar darum, weil dasselbe gegen ihre
Selbsttäuschungen, Beredungen und Begierden ist, denen der
Buchstabensinn noch Vorschub leisten könnte. Nachher, als ihre
Anschläge vereitelt waren, suchten die Rädelsführer
sich in die Eingeweide meines Körpers hineinzumachen und bis zum
Herzen vorzudringen, wohin sie auch zugelassen wurden; wovon ich
stets eine scharfe Sinnesempfindung hatte (quod semper manifesto
sensu perceptum); denn der, dem das Inwendigere, das dem Geist
angehört, geöffnet ist, empfängt auch eine sinnliche
Wahrnehmung (sensitivam perceptio nem) von solchen Dingen. Hierauf
wurde ich aber in einen himmlischen Zustand versetzt, der darin
bestand, daß ich durchaus nicht suchte, jene Gäste
abzutreiben, noch weniger die Unbill zu rächen. Sie sagten dann,
dies sei friedlich gemeint. Bald aber wurden sie der Vernünftigkeit
wie beraubt, indem sie auf Rache sannen und ihre Anschläge
durchzuführen trachteten, jedoch vergebens; sie wurden dann
durch sich selbst (a semet) zerstreut.
*1880.
Was übrigens im allgemeinen die Engel und Geister betrifft,
die sämtlich Menschenseelen sind, die nach dem Tode des Körpers
fortleben, so haben sie viel schärfere Sinne als die Menschen:
nämlich das Gesicht, das Gehör, den Geruch und den
Tastsinn, nicht aber den Geschmack. Doch können die Geister und
noch weniger die Engel mit ihrem Gesichtssinn, das ist mit dem
Gesicht des Geistes, etwas von dem sehen, das in der Welt ist, denn
für sie ist das Welt- oder Sonnenlicht wie ein dichtes Dunkel;
so wie auch nicht der Mensch mit seinem Gesichtssinn, das ist mit dem
Gesicht des Körpers, irgend etwas von dem, was im anderen Leben
ist, sehen kann; denn für ihn ist das Licht des Himmels oder das
himmlisch Licht des Herrn wie ein dichtes Dunkel. Dennoch aber können
die Geister und die Engel, wenn es dem Herrn gefällt, die Dinge,
die in der Welt sind, durch die Augen eines Menschen sehen, allein
dies gestattet der Herr bei keinem anderen, als dem der Herr
verleiht, mit Geistern und Engeln zu reden, und mit ihnen zusammen zu
sein. Durch meine Augen durften sie die in der Welt befindlichen
Dinge sehen, und zwar so deutlich wie ich selbst, und dann auch die
Menschen mit mir reden hören. Es traf sich einigemal, daß
einige ihre Freunde, die sie bei Leibesleben gehabt hatten, durch
mich ganz so gegenwärtig sahen wie früher, worüber sie
sehr erstaunt waren. Sie sahen auch ihre Gatten und Kinder, und
wollten, daß ich ihnen sagte, sie seien da, und sähen sie,
und daß ich denselben von ihrem Zustand im anderen Leben Kunde
geben möchte; allein denselben zu sagen und zu offenbaren, daß
sie so gesehen worden seien, war mir untersagt, auch aus dem Grund,
weil sie gesagt hätten, ich sei nicht bei Sinnen oder gedacht
hätten, es seien Schwärmereien (deliria animi), da mir
bekannt war, daß sie, obwohl sie es mit dem Munde sagten, den
noch im Herzen nicht glaubten, daß es Geister gibt und die
Toten auf erstanden sind.
Zuerst
als mir das inwendigere Gesicht geöffnet worden war und sie
durch meine Augen die Welt, und was in der Welt ist, sahen, waren die
Geister und Engel so erstaunt, daß sie sagten, das sei ein
Wunder aller Wunder, und es kam eine neue Freude über sie, daß
in dieser Weise ein Verkehr der Erde mit dem Himmel und des Himmels
mit der Erde stattfinden sollte. Allein dieses Ergötzen dauerte
etliche Monate, jetzt aber, nachdem es zur Gewohnheitssache geworden
ist, wundern sie sich gar nicht mehr.
Ich
bin belehrt worden, daß die Geister und Engel bei anderen
Menschen durchaus nicht sehen, was in der Welt ist, sondern nur die
Gedanken und Gefühle derjenigen wahrnehmen, bei denen sie sind.
Hier aus konnte erhellen, daß der Mensch einst so geschaffen
worden ist, daß er, während er auf Erden unter den
Menschen lebt, zugleich auch im Himmel unter den Engeln leben sollte
und umgekehrt, so daß der Himmel und die Erde beisammen sein
und wie eins zusammenwirken und die Menschen wissen sollten, was im
Himmel, und die Engel, was in der Welt ist; und daß so jene,
wenn sie abscheiden, hinübergehen sollten vom Reich des Herrn
auf Erden in das Reich des Herrn in den Himmeln, nicht wie in ein
anderes, sondern wie in ebendasselbe, in dem sie waren, als sie im
Körper lebten. Weil aber der Mensch so gar körperlich
geworden ist, so hat er sich den Himmel verschlossen.
*1881.
Die Geister sind sehr unwillig, ja sie zürnen, wenn man
ihnen sagt, die Menschen glaubten nicht, daß sie sehen, daß
sie hören, daß sie mit dem Tastsinn empfinden. Sie sagten,
dieselben sollten doch wissen, daß ohne die Sinne kein Leben,
und je schärfer die Sinne sind, das Lehen desto vortrefflicher
ist, und daß die Gegenstände, die sie mit den Sinnen
wahrnehmen, sich gemäß der Vortrefflichkeit ihrer Sinne
verhalten und die Vorbildungen, die vom Herrn kommen, wirklich
existierende Dinge (realia) sind, denn von ihnen stamme alles her,
was in der Natur und Welt ist: Nr. 1632. Sie haben viel bessere und
schärfere Sinnesempfindungen, als jene (quod sentiant multo
melius et praestan tius quam illi); dies sind die Worte ihrer
Entrüstung.
*1882.
Es gibt zweierlei Arten von Gesichten (visionum), die
außerordentlich sind, und in die ich versetzt wurde, bloß
damit ich wüßte, wie es sich mit ihnen verhält und
was darunter verstanden wird, wenn man im Worte liest, „sie
seien dem Körper entrückt worden“ (abducti a
corpore), und „sie seien vom Geist an einen anderen Ort
weggeführt worden“.
*1883.
Was das erste betrifft, nämlich das Entrücktwerden
(abduci a corpore), so verhält es sich damit so: der Mensch wird
in einen Zustand versetzt, der zwischen Schlafen und Wachen die Mitte
hält, und wenn er in diesem Zustand ist, so kann er nicht anders
wissen, als daß er ganz wach sei. Alle Sinne sind so wach, wie
im höchsten Wachsein des Körpers, sowohl das Gesicht, wie
das Gehör, und merkwürdigerweise auch der Tast sinn, der
alsdann schärfer ist, als er es je sein kann beim Wachsein des
Körpers. In diesem Zustand sind die Geister und Engel auch ganz
lebhaft von mir gesehen, auch gehört, und merkwürdigerweise
sogar betastet worden, und dann war beinahe nichts vom Körper
dabei tätig.
Dieser
Zustand ist der, von dem es heißt, man werde dem Körper
entrückt (abduci a corpore) und wisse nicht, ob man im Körper
oder außer dem Körper sei. In diesen Zustand bin ich nur
drei- oder viermal versetzt worden, nur damit ich wüßte,
wie es sich damit verhält, und daß die Geister und Engel
sich eines jeden Sinnes erfreuen, auch eines Tast Sinnes, der weit
stärker und schärfer ist, als der Tastsinn des Körpers.
*1884.
Was das andere betrifft, das „vom Geist an einen anderen
Ort weggeführt werden“, so wurde mir durch lebendige
Erfahrung gezeigt, was es ist, und wie es sich damit verhält.
Allein dies bloß zwei- oder dreimal. Ich erlaube mir, die bloße
Erfahrung anzuführen:
Durch
die Gassen einer Stadt, und durch Gefilde wandelnd und zugleich auch
im Gespräch mit Geistern, wußte ich nicht anders, als daß
ich so wach und sehend sei wie zu anderen Zeiten, so wandelte ich
ohne mich zu verirren, und inzwischen war ich im Gesicht, in dem ich
Heine, Flüsse, Paläste, Häuser, Menschen und vieles
andere sah. Nachdem ich aber so etliche Stunden gewandelt, war ich
auf einmal im Sehen des Körpers, und wurde gewahr, daß ich
an einem anderen Orte sei, worüber ich sehr erstaunt war und
merkte, daß ich in demselben Zustand gewesen war, in dem jene,
von denen es heißt, „sie seien im Geist an einen an deren
Ort weggeführt worden“, denn solange er währt, denkt
man gar nicht an den Weg, und wenn dieser auch mehrere Meilen
betragen würde; auch denkt man nicht an die Zeit, und wenn diese
mehrere Stunden oder Tage ausmachen würde; auch spürt man
keinerlei Ermüdung. Man wird alsdann auf Wegen geführt, die
man selbst nicht kennt, bis an den bestimmten Ort.
Dies
geschah, damit ich auch wissen möchte, daß der Mensch vom
Herrn geführt werden kann, ohne daß er es weiß,
woher und wohin.
*1885.
Allein diese zweierlei Arten von Gesichten sind außerordentliche,
mir bloß zu dem Ende gezeigt, daß ich wissen möchte,
wie sie beschaffen sind. Ordentlich Gesehenes (vis ordinaria)
hingegen ist alles das, was man, vermöge der göttlichen
Barmherzigkeit des Herrn, berichtet findet in diesem ersten Teil, und
zwar sowohl jedem Kapitel vorausgeschickt als hinten beigefügt.
Allein dies sind nicht Gesichte (visiones), sondern Gesehenes (vis)
im höchsten Wachsein des Körpers, und zwar nun schon
mehrere Jahre hindurch.
*1966. Von den Gesichten und Träumen, auch
den prophetischen, die im Worte vorkommen.
Wenigen
ist bekannt, wie es sich mit den Gesichten verhält, und welche
Gesichte echt sind; und da ich nun einige Jahre lang beinahe
fortwährend mit denen im anderen Leben beisammen war, (wie aus
dem ersten Teil genugsam erhellen kann, ) und dort staunenswerte
Dinge sah, so wurde ich über die Gesichte und Träume durch
die Erfahrung selbst belehrt, worüber ich Folgendes berichten
darf.
*1967.
Es werden die Visionen einiger zu Markte getragen, die sagten, sie
hätten vieles gesehen, sie haben es allerdings gesehen, aber in
der Phantasie. Ich wurde davon unterrichtet, und es wurde mir auch
gezeigt, wie sie entstehen. Es gibt Geister, die solche Gestalten
durch Phantasien vorführen, so daß sie erscheinen, als ob
sie wirklich wären, z.B. wenn man im Schatten etwas sieht oder
im Mondschein oder auch bei Tag, wenn der Gegenstand im Dunkeln ist,
dann halten die Geister die Seele fest und fortwährend im Denken
an eine Sache, sei es ein Tier oder ein Ungetüm, ein Wald oder
irgendeine andere Sache. Solange sie darin festgehalten wird, wird
die Phantasie vergrößert und wächst bis zu dem Grad,
daß man überredet wird und es ganz so sieht, als ob es
wirklich wäre; während es doch nichts anderes ist als
Täuschung: davon werden diejenigen befallen, die viel den
Phantasien nachhängen und in Seelenschwäche sind und
dadurch leichtgläubig geworden; diese sind Visionäre.
*1968.
Die schwärmerischen Geister sind von ähnlicher Art, sie
haben aber Gesichte in Beziehung auf Glaubenssachen, von denen sie so
stark beredet werden und andere bereden, daß sie schwören
können, das Falsche sei wahr und die Täuschung sei
Wirklichkeit. Von dieser Natur der Geister könnte vieles aus
Erfahrung berichtet werden, doch von ihnen vermöge der
göttlichen Barmherzigkeit des Herrn im besonderen: sie haben
sich dieselbe angebildet durch Beredungen und Grundsätze des
Falschen, während sie lebten.
*1969.
Die bösen Geister im anderen Leben sind kaum etwas anderes
als Begierden und Phantasien, sie haben sich kein anderes Leben
erworben. Ehre Phantasien sind von der Art, daß sie gar nichts
anderes inne werden, als daß es so sei. Die Phantasien der
Menschen können mit den ihrigen gar nicht verglichen werden,
denn sie sind in einem vollkommeneren Zustand auch in solchen Dingen:
solche Phantasien sind fortdauernd bei den Höllischen, wo der
eine den anderen durch Phantasien jämmerlich quält.
*1970.
Unter echten Gesichten werden Gesichte oder Gesehenes von solchen
Dingen verstanden, die im anderen Leben wirklich existieren, und das
sind nur Dinge, die mit den Augen des Geistes, nicht mit den Augen
des Körpers gesehen werden können und dem Menschen
erscheinen, wenn sein inwendigeres Sehvermögen vom Herrn
geöffnet wird, das heißt jenes Sehvermögen, das sein
Geist hat, in das er auch kommt, wenn er vom Körper getrennt ins
andere Leben übergeht; denn der Mensch ist ein mit einem Körper
bekleideter Geist. Solche Gesichte waren die der Propheten.
Wenn
dieses Sehvermögen geöffnet wird, dann werden in einem
Licht, das heller ist als das mittägliche der Welt, die Dinge
gesehen, die bei den Geistern hauptsächlich existieren, nicht
bloß die vorbildlichen Gegenstände, sondern auch die
Geister selbst zugleich mit einem Innewerden, wer sie sind, sodann
wie sie beschaffen sind, wo sie sind, woher sie kommen, wohin sie
gehen, von welcher Neigung, welcher Überzeugung, ja welchen
Glaubens sie sind, Nr. 1388, 1394, was sich bestätigte durch
eine lebendige, ganz der menschlichen gleiche Rede, und zwar ohne
alle Täuschung.
*1971.
Die Gesichte, die sich vor guten Geistern darstellen, sind
Vorbildungen der Dinge, die im Himmel sind; denn wenn das, was sich
im Himmel vor den Engeln darstellt, in die Geisterwelt herabsinkt,
verwandelt es sich in Vorbildungen, aus denen und in denen erschaut
werden kann, was sie bedeuten. Dergleichen zeigen sich bei den guten
Geistern fortwährend, mit kaum aussprechlicher Schönheit
und Lieblichkeit.
*1972.
Was die Gesichte oder vielmehr die gesehenen Dinge (Visa)
betrifft, die vor den Augen des Geistes, nicht vor den Augen des
Körpers erscheinen, so sind sie mehr und mehr inwendig. Was ich
in der Geisterwelt sah, das sah ich in hellem Licht, dunkler aber
das, was im Himmel der engelischen Geister und noch dunkler, das was
im Himmel der Engel, denn bis dahin wurde mir das Sehvermögen
meines Geistes selten geöffnet; aber mit einem Innewerden,
dessen Beschaffenheit nicht beschrieben werden kann, wurde mir zu
wissen gegeben, was sie rede ten, öfter durch vermittelnde
Geister, zuweilen erschienen die dort befindlichen Dinge im Schatten
des Himmelslichts, und dieser Schatten ist dem Schatten des
Weltliches nicht ähnlich, denn es ist ein Licht, das dünner
und schwächer wird in unbegreiflicher Weise ebensosehr vor dem
Verstand als vor dem Gesichtssinn.
*1973.
Alle Gattungen von Gesichten anzuführen, wäre zu
umständlich, denn es gibt deren viele. Bloß zur
Verdeutlichung darf ich zweierlei Gesichte vorführen, aus denen
auch erhellen kann, wie sie beschaffen sind, dann zugleich wie die
Geister angeregt werden von dem, was sie sehen und wie es die bösen
Geister quält, wenn ihnen vorenthalten wird, das zu sehen, was
andere sehen und hören; denn sie können es nicht ertragen,
daß ihnen etwas dergleichen entzogen werden soll: denn die
Geister haben keinen Geschmackssinn, sondern statt dessen eine
Begierde, gleichsam ein Sehnen, zu wissen und zu lernen. Dies ist
gleichsam ihre Speise, von der sie sich nähren, Nr. 1480. Wie
sehr sie daher geängstigt werden, wenn ihnen diese Speise
entzogen wird, kann aus folgendem Beispiel erhellen.
*1974.
Nach einem beschwerlichen Schlaf, früh morgens, stellte sich
eine sehr liebliche Erscheinung (Visum) dar. Es waren Kränze wie
von Lorbeer, grün, in schönster Ordnung, beweglich wie wenn
sie lebten, von solcher Form und kunstvollen Fügung, daß
sie in Rücksicht der Schönheit und Harmonie und des daraus
hervorgehenden Gefühls der Seligkeit nicht beschrieben werden
können. Sie waren in zwei ein wenig voneinander abstehende
ziemlich lange Reihen zusammengestellt und fortwährend in der
Art ihrer Schönheit wechselnd. Dies war für die Geister,
auch die bösen, sichtbar. Darauf folgte eine andere, noch
schönere Erscheinung, in der himmlische Seligkeit, aber nur
dunkel, sichtbar wurde: es waren Kinder in himmlischen Spielen, die
auf unaussprechliche Weise das Gemüt anregten.
Hernach
redete ich von diesen Erscheinungen mit den Geistern, die bekannten,
sie hätten die erste ebenso wie ich gesehen, die andere je doch
nur so dunkel, daß sie nicht sagen könnten, was es war.
Daher entstand bei ihnen Arger, hernach ein sich steigernder Neid
darum, weil gesagt wurde, die Engel und die Kinder hätten es
gesehen, und diesen ihren Neid durfte ich recht fühlbar
innewerden, so daß mir gar nichts davon entging, was zur
Kenntnisnahme nötig war. Der Neid war so beschaffen, daß
er bei ihnen nicht allein die höchsten Beschwerden verursachte,
sondern auch Beengung und inwendigeren Schmerz, bloß aus dem
Grund, daß sie nicht auch das andere gesehen hatten. Sie wurden
von da durch allerlei Wechsel des Neides geführt, bis zu dem
Grad, daß es ihnen in den Eingeweiden wehe tat. Als sie in
diesem Zustand waren, redete ich mit ihnen vom Neid, sie könnten
zufrieden sein, daß sie das erste gesehen hätten, und sie
hätten auch das andere sehen können, wenn sie gut gewesen
wären. Nun verstärkte auch noch der Arger ihren Neid, der
mehr und mehr zunahm, bis dahin, daß sie nachher nicht einmal
das Mindeste einer Erinnerung daran aushielten, ohne von Schmerz
ergriffen zu werden. Die Zustände und Fortbewegungen des Neides
mit seinen Graden, Steigerungen, wechselnden und beigemischten
Kränkungen der Seele und des Herzens, können nicht
beschrieben werden.
So
wurde gezeigt, wie sehr die Gottlosen allein schon von Neid gequält
werden, wenn sie die Seligkeit der Guten von ferne sehen, ja wenn sie
nur daran denken.
*1975.
Was die „Träume“ betrifft, so ist bekannt, daß
der Herr bei den Propheten nicht allein durch Gesichte, sondern auch
durch Träume die Geheimnisse des Himmels offenbarte, und daß
die Träume ebenso vorbildlich und bezeichnend waren wie die
Gesichte, und daß sie bei nahe von einer und derselben Art
waren, sodann daß auch bei anderen als bei den Propheten, die
Zukunft durch Träume enthüllt wurde, z.B. durch die Träume,
die Joseph hatte, und die, welche Josephs Mitgefangene, welche
Pharao, Nebukadnezar und andere hatten. Woraus erhellen kann, daß
die Träume dieser Art ebenso wie die Gesichte aus dem Himmel
einfließen, mit dem Unterschied, daß die Träume
stattfinden, wenn das Körperliche schläft und die Gesichte,
wenn es nicht schläft.
*1976.
Wie die prophetischen Träume, und solche, die im Worte
vorkommen, einfließen, ja aus dem Himmel sich herablassen, ist
mir lebendig gezeigt worden; wovon ich Folgendes aus Erfahrung
anführen darf:
Es
gibt drei Gattungen von Träumen:
Die
erste Gattung kommt mittelbar durch den Himmel vom Herrn, von dieser
Art waren die prophetischen Träume, die im Worte vorkommen.
Die
anderen durch engelische Geister, besonders diejenigen, die vorne
über der Rechten sind, wo Paradiesisches ist. Von daher hatten
die Menschen der Ältesten Kirche ihre Träume, die belehrend
waren, Nr. 1122.
Die
dritte Gattung durch Geister, die nahe sind, wenn der Mensch schläft,
und diese sind auch bezeichnend.
Die
phantastischen Träume aber kommen anderswoher.
*1977.
Um ganz bestimmt zu wissen, wie die Träume einflossen, wurde
ich in einen Schlaf versetzt und träumte, daß ein Schiff
kommt mit allerlei delikaten und schmackhaften Dingen zum Essen;
diese waren im Schiffe nicht zu sehen, sondern verborgen. Auf dem
Schiff standen zwei bewaffnete Wächter, nebst einem dritten,
welcher der Befehlshaber des Schiffes war. Das Schiff lief ein in
einen gewölbten Hafen. Hier erwachte ich, und dachte über
den Traum nach, dann redeten mich engelische Geister an, die oben
vorne zur Rechten waren und sagten, daß sie diesen Traum
herbeigeführt hätten: und damit ich gewiß wissen
möchte, daß er von ihnen kam, wurde ich in einen
schlafähnlichen und doch zugleich wachen Zustand versetzt. Nun
führten sie in gleicher Weise allerlei Liebliches und
Ergötzliches vor, z.B. ein unbekanntes Tierchen, das sich verlor
wie in schwärzliche und glänzende Strahlen, die mit
wunderbarer Schnelligkeit ins linke Auge flogen. Sie stellten auch
Menschen dar, so dann Kinder, die auf verschiedene Art geschmückt
waren, nebst anderem mit unbeschreiblicher Lieblichkeit; worüber
ich auch mit ihnen redete. Dies geschah nicht einmal, sondern öfter,
und ich wurde ebenso oft mit lebendiger Stimme von ihnen belehrt.
Es
sind jene engelischen Geister, die auf der Schwelle zu Paradiesischem
sind, welche solche Träume eingehen. Ihnen ist auch das Amt
übertragen, über gewisse Menschen, wenn sie schlafen, zu
wachen, damit sie da nicht von bösen Geistern angefochten
werden. Diesem Beruf verrichten sie mit dem größten
Vergnügen, sodaß sie wetteifern, bei den Menschen sein zu
dürfen, um dann ihr Vergnügen darein setzen, ihn mit dem
Angenehmen und Wonnigen zu erfreuen, das sie in seiner Neigung und
Sinnesart sehen. Es sind die, welche engelische Geister geworden sind
von denen, die bei Leibesleben eine Freude daran hatten, und es
liebten, anderen das Leben auf alle Weise und mit allem Fleiß
angenehm zu machen. Wenn das Gehör bis dahin geöffnet ist,
so hört man von dorther wie von ferne ein süßes und
wohllautendes Getöne, wie einen Gesang: sie sagten, sie wüßten
nicht, woher ihnen solche, und zwar so schöne und liebliche
Vorbildungen augenblicklich kommen, aber es wurde bemerkt, sie kommen
aus dem Himmel.
Sie
gehören zum Gebiet des kleinen Gehirns, weil das kleine Gehirn,
wie ich belehrt wurde, zur Zeit des Schlafes wacht, während das
große Gehirn schläft. Von daher hatten die Menschen der
Ältesten Kirche ihre Träume samt des Innewerden, was sie
bedeuten, von denen großenteils die Vorbildungen und
Bezeichnungen der Alten herkommen, unter denen tief verborgene Dinge
dargestellt wurden.
*1978.
Außerdem gibt es andere Geister, die zur Gegend der linken
Brusthöhle gehören, von denen sie öfter gestört
werden, außer von an deren, die sie aber nicht beachten.
*1979.
Sehr oft durfte ich nach solchen Träumen mit den Geistern
und Engeln reden, die sie eingegeben hatten, wobei sie erzählten,
was sie eingegeben haben und ich, was ich gesehen. Es würde zu
weitläufig sein, wollte ich die Erfahrung von alledem anführen.
*1980.
Der Erwähnung wert ist: als ich nach dem Erwachen
berichtete, was ich im Traum gesehen hatte, und zwar in langer
Reihenfolge, da sagten einige engelische Geister — nicht von
denen, von welchen oben die Rede war — dasselbe treffe ganz
zusammen und sei eins mit den Dingen, von denen sie unter sich
geredet hatten, und es sei kein Unterschied. Es sei aber dennoch
nicht dasselbe, wovon sie ein Gespräch hatten, sondern die
Vorbildungen desselben, in die ihre Vorstellungen in der Geisterwelt
so verwandelt und verändert worden seien; denn die Vorstellungen
der Engel verwandeln sich in der Geisterwelt in Vorbildungen. Daher
wurde alles und jedes, was sie unter sich gesprochen hatten, so im
Traum vorgebildet.
Es
wurde ferner von ihnen gesagt, daß dieselbe Rede in andere
Vorbildungen hätte verwandelt werden können, ja in ähnliche
und unähnliche mit endloser Mannigfaltigkeit; daß gerade
in solche, sei dem Zustand der Geister, die um mich her waren, und
täglich meinem Zustand, in dem ich mich damals befand, gemäß
gewesen. Mit einem Wort, daß sehr viele ungleiche Träume
aus der gleichen Rede, somit aus einem Ursprung hernieder kommen und
sich darstellen können, und zwar, wie gesagt, weil das, was sich
im Gedächtnis und Trieb des Menschen findet, Aufnahmegefäß
ist, in dem die sich Vorstellungen verschieden gestalten und
aufgenommen werden, wobei sie ihren Ausdruck bekommen gemäß
den Verschiedenheiten der Form der Gefäße und den
Veränderungen des Zustandes.
*1981.
Noch einen ähnlichen Traum möchte ich erzählen.
Ich träumte einen Traum, aber einen gewöhnlichen; als ich
wach wurde, er zählte ich alles von Anfang bis zu Ende. Die
Engel sagten, das treffe ganz zusammen mit dem, was sie unter sich
geredet hatten, nicht daß es das sei, was im Traum vorkam,
sondern etwas ganz anderes, in das die Gedanken ihrer Rede sich
verwandelten, so jedoch, daß es Vorbildliches und
Entsprechendes war, sogar das einzelne, so daß nichts fehlte.
Dann
redete ich mit ihnen vom Einfluß: wie dergleichen einfließe
und wechsle. Es war eine Person, von der ich die Vorstellung hatte,
daß sie im natürlich Wahren sei, und diese Vorstellung
faßte ich aus den Handlungen ihres Lebens. Bei den Engeln war
die Rede von der natürlichen Wahrheit, daher wurde mir jener
Mensch vergegenwärtigt; und was er im Traum mit mir redete und
tat, das folgte in der Ordnung auf vorbildliche und entsprechende
Weise aus ihrem Gespräch miteinander. Dennoch aber war nichts,
was ganz das gleiche oder dasselbe gewesen wäre.
*1982.
Einige aus der Welt neu angekommene Seelen, welche die
Herrlichkeit des Herrn zu sehen wünschten, werden, ehe sie so
beschaffen sind, daß sie zugelassen werden können, in
betreff der auswendigeren Sinne und der niedrigeren Vermögen in
einen süßen Schlummer gewiegt, und dann wachen ihre
inwendigeren Sinne und Vermögen auf zu einem besonders hellen
Wachzustand, und so werden sie in des Himmels Herrlichkeit versetzt.
Aber wenn in die auswendigeren Sinne und Vermögen wieder das
Wachbewußtsein kommt, kehren sie in ihren früheren Zustand
zurück.
*1983.
Die bösen Geister wünschen gar sehr und brennen vor
Begierde, den Menschen, wenn er schläft, zu beunruhigen und
anzufallen, aber dann gerade wird er ganz besonders vom Herrn
behütet; denn die Liebe schläft nicht: die Geister, die
beunruhigen, werden jämmerlich bestraft. Ich hörte öfter
als daß es erzählt werden könnte, ihre Bestrafungen,
die Verzerrungen sind, wovon Nr. 829, 957, 959, unter der Ferse des
linken Fußes, und zwar zuweilen Stunden lang:
Die
Sirenen, die inwendigere Zauberinnen sind, die sind es, welche zur
Nachtzeit hauptsächlich nachstellen und sich in die inwendigeren
Gedanken und Triebe des Menschen einzudrängen suchen, aber eben
so oft durch Engel vom Herrn abgehalten und durch die schwersten
Strafen zuletzt abgeschreckt werden. Sie sprachen auch mit anderen
zur Nachtzeit, ganz wie von mir aus, als ob es mit meiner Rede
geschehe, die so ähnlich war, daß sie nicht unterschieden
werden konnte; wobei sie Unsauberes einfließen ließen und
Falsches einredeten.
Ich
war einmal in einem sehr angenehmen Schlaf, in dem ich nichts als
eine süße Ruhe hatte; als ich aufwachte, fingen einige
gute Geister an, mich zu schelten, daß ich sie beunruhigt
hätte, und zwar so arg, wie sie sagten, daß sie meinten,
sie seien in der Hölle gewesen, und warfen so die Schuld auf
mich. Ich antwortete ihnen, daß ich gar nichts von dieser Sache
wisse, sondern ganz ruhig geschlafen hätte, so daß ich an
ihnen auf keine Weise eine Feindseligkeit hätte zufügen
können. Darüber staunten sie und merkten endlich, daß
dies durch Zaubereien der Sirenen geschehen sei.
Das
gleiche wurde auch nachher gezeigt, aus dem Grunde, damit ich wissen
möchte, wie die Rotte der Sirenen beschaffen ist. Sie sind
hauptsächlich solche aus dem weiblichen Geschlecht, die bei
Leibesleben durch inwendigere Schlauheiten Genossen an sich zu locken
suchten, indem sie sich durch Äußeres einschmeichelten,
die Gemüter auf jede Weise für sich einnahmen, in die
Triebe und Lustreize eines jeden eindringen, aber in böser
Absicht, hauptsächlich um zu herrschen. Daher haben sie im
anderen Leben eine solche Natur, daß sie meinen, sie könnten
aus sich alles, indem sie verschiedene Künste schnell auf fassen
und aussinnen, deren sie sich so leicht bemächtigen wie die
Schwämme, die ebensowohl unreines als klares Wasser aufnehmen,
so ist sowohl Unheiliges als Heiliges, was sie einsaugen und zur
Ausübung bringen, wie gesagt, in der Absicht zu herrschen:
Ich
durfte inne werden, wie häßlich ihr Inwendigeres ist, wie
sehr mit Ehebrüchen und allerlei Haß befleckt. Sodann
durfte ich auch inne werden, wie wirksam ihre Sphäre ist. Sie
bringen ihr Inwendigeres in den Zustand der Überzeugung, so daß
auf solches, was sie bezwecken, das Innere mit dem Äußeren
zusammen abzielt. So drängen sie die Geister dahin, und
verleiten sie gewaltsam dazu, ganz wie sie zu denken.
Vernunftschlüsse kommen bei ihnen nicht zum Vorschein, sondern
es ist ein Zusammenwirken von Vernünfteleien, die von bösen
Trieben eingegeben worden sind, verbunden mit einem Anschmiegen an
die Sinnesarten. So ist es ein Sichhineinversetzen in die Gesinnungen
anderer, die sie auf ihre Seite bringen und mit Beredung entweder
übertäuben oder für sich gewinnen: auf nichts gehen
sie mehr aus als das Gewissen zu zerstören, und wenn dieses
zerstört ist, so nehmen sie das Inwendigere des Menschen in
Besitz, ja besetzen es förmlich, obwohl der Mensch dies nicht
weiß. Heutzutage gibt es keine äußeren Besitznahmen
Besessenheiten wie ehemals, sondern innere von seiten solcher. Die,
welche kein Gewissen haben, sind so besessen. Das Inwendigere ihrer
Gedanken ist in einer nicht unähnlichen Weise wahnsinnig, aber
es wird verborgen und verhüllt durch äußeren Anstand
und erheuchelte Sittlichkeit, um ihrer Ehre, ihres Erwerbes, ihres
Rufes willen. Dies kann ihnen, wenn sie auf ihre Gedanken achtgeben,
auch bekannt sein.
*2117. Vom Letzten Gericht.
Was
das Letzte Gericht ist, wissen heutzutage wenige; man meint, es werde
kommen mit dem Untergang der Welt. Daher die Vermutungen, der
Erdkreis samt allem in der sichtbaren Welt werde im Feuer vergehen;
und daß dann erst die Toten auferstehen und vor das Gericht
gestellt würden. Die Bösen sollen dann in die Hölle
geworfen werden und die Guten sich in den Himmel erheben. Diese
Vermutungen sind den prophetischen Teilen des Wortes entnommen, in
denen eines neuen Himmels und einer neuen Erde gedacht wird, dann
auch eines neuen Jerusalem. Man weiß jedoch nicht, daß
die prophetischen Stellen des Wortes im inneren Sinn etwas ganz
anderes bedeuten als im Buchstabensinn hervortritt, und daß
unter dem Himmel nicht verstanden wird der Himmel, noch unter der
Erde die Erde, sondern die Kirche des Herrn im allgemeinen, und bei
einem jeden insbesondere.
*2118.
Unter dem Letzten Gericht wird verstanden die letzte Zeit der Kirche,
sodann auch das Letzte des Lebens eines jeden.
Was
die letzte Zeit der Kirche betrifft, so fand das Letzte Gericht der
Ältesten Kirche, die vor der Sündflut bestanden hatte, dann
statt, als die Nachkommenschaft derselben zugrunde ging. Ihr
Untergang wird durch die Sündflut beschrieben.
Das
Letzte Gericht der Alten Kirche, die nach der Sündflut bestanden
hatte, war da, als beinahe alle, die zu dieser Kirche gehörten,
Götzendiener geworden waren und zerstreut wurden.
Das
Letzte Gericht der vorbildlichen Kirche, die bei den Nachkommen
Jakobs folgte, fand statt, als die zehn Stämme in die
Gefangenschaft weggeführt und unter die Heiden verstreut wurden
und nachher die Juden, nach der Ankunft des Herrn, aus dem Lande
Kanaan vertrieben und in die ganze Welt zerstreut wurden.
Das
Letzte Gericht der gegenwärtigen Kirche, welche die christliche
Kirche genannt wird, ist das, was bei Johannes in der Offenbarung
unter dem neuen Himmel und der neuen Erde verstanden wird.
*2119.
Daß das Letzte des Lebens eines jeden Menschen, wenn er
stirbt, für ihn das Letzte Gericht ist, wissen einige wohl,
dennoch aber glauben es wenige, während es doch eine
feststehende Wahrheit ist, daß ein jeder Mensch nach dem Tod in
das andere Leben aufersteht und vor das Gericht gestellt wird.
Mit
diesem Gericht aber verhält es sich so: sobald seine Körperteile
erkalten, was nach einigen Tagen geschieht, wird er vom Herrn
auferweckt durch himmlische Engel, die zuerst bei ihm sind. Ist er
aber von der Art, daß er nicht mit ihnen zusammen sein kann, so
wird er von geistigen Engeln in Empfang genommen und nachher
allmählich von guten Geistern; denn alle, soviel ihrer auch
immer ins andere Leben kommen, sind angenehme und willkommene
Ankömmlinge. Weil aber demjenigen, der ein böses Leben
geführt hatte, seine Sehnsüchte (desideria) nachfolgen, so
kann er nicht lange bei den Engeln und den guten Geistern verweilen,
sondern trennt sich allmählich von ihnen, und zwar dies so oft,
bis er zu Geistern kommt, deren Leben demjenigen, das er in der Welt
geführt hatte, ähnlich und gleichförmig ist. Dann
kommt es ihm vor, als ob er im Lehen seines Leibes wäre. An sich
ist es auch eine Fortsetzung seines Lebens.
Mit
diesem Leben nimmt sein Gericht den Anfang: die, welche ein böses
Leben geführt hatten, fahren nach Verfluß einiger Zeit
(per temporis moras) in die Hölle hinab; die ein gutes geführt,
werden stufenweise vom Herrn in den Himmel erhoben.
Von
solcher Art ist das Letzte Gericht eines jeden; wovon aus Erfahrung
im ersten Teil.
*2120.
Was der Herr von den letzten Zeiten gesagt hat, daß dann
das Meer und die wogende See widerhallen, die Sonne verdunkelt
werden, der Mond sein Licht nicht geben werde, die Sterne vom Himmel
fallen, Völkerschaft wider Völkerschaft und Königreich
wider Königreich werde erregt werden, und dergleichen mehr:
Matth. 24/7, 29; Luk. 21/25, das alles bedeutet sowohl im ganzen wie
im einzelnen den Zustand der Kirche, wie er sein werde zur Zeit ihres
Letzten Gerichts, und zwar wurde durch das Widerhallen des Meeres und
der wogenden See nichts anderes bezeichnet, als daß die
Irrlehren und Streitigkeiten, im allgemeinen innerhalb der Kirche und
im besonderen in einem jeden, einen solchen Lärm machen werden.
Unter der Sonne wurde nichts anderes verstanden als die Liebe zum
Herrn und die Liebtätigkeit gegen den Nächsten. Unter dem
Mond der Glaube und unter den Sternen die Erkenntnisse des Glaubens,
die in den letzten Zeiten so verdunkelt werden, kein Licht geben und
vom Himmel fallen, d.h. verschwinden werden. In ähnlicher Weise
wurde vom Herrn gesprochen bei Jes. 13/11.
Sodann
wurde unter Völkerschaft wider Völkerschaft und König
reich wider Königreich, nichts anderes verstanden als Böses
wider Böses und Falsches wider Falsches, usf. Daß der Herr
so sprach, geschah aus vielen geheimen Gründen.
Daß
Meere, Sonne, Mond, Sterne, Völkerschaften und Königreiche
dergleichen bedeuten, weiß ich gewiß, und ist im ersten
Teile gezeigt worden.
*2121.
Daß das Letzte Gericht bevorsteht, kann man auf Erden und
innerhalb der Kirche nicht so wissen, wie im anderen Leben, wohin
alle Seelen kommen und zusammenströmen. Die Geisterwelt ist
heutzutage voll von bösen Genien und von bösen Geistern,
besonders aus der Christenheit. Unter ihnen herrschen nichts als Haß,
Rache, Grausamkeit, Unzüchtigkeit wie auch arglistige Ränke.
Und
nicht bloß die Geisterwelt, in der die von der Welt her eben
abscheidenden Seelen zuerst anlanden, ist voll davon, sondern auch
die inwendigere Sphäre jener Welt, in der die sind, die in
betreff ihrer Bestrebungen und Endzwecke tief innerlich böse
waren. Diese ist in gleicher Weise heutzutage so angefüllt, daß
ich mich wunderte, wie es irgendeine so große Menge geben
konnte, denn alle werden nicht augenblicklich in die Höllen
hinabgeworfen, weil den Gesetzen der Ordnung gemäß ist,
daß ein jeder von solcher Art in sein Leben zurückkehre,
das er in der Welt hatte, und infolgedessen stufenweise in die Hölle
niedersinke. Der Herr stürzt keinen in die Hölle, sondern
ein jeder sich selbst. Daher sind jene Geisterwelten ganz
außerordentlich angefüllt von einer Menge solcher, die
dort anlangen und eine Zeitlang da selbst verweilen. Von ihnen aus
werden die Seelen, die aus der Welt kommen, arg angefochten, und
außerdem werden die Geister, die beim Menschen sind, (denn
jeder Mensch wird vom Herrn durch Geister und Engel regiert,) mehr
als früher erregt, dem Menschen Böses anzutun, und zwar in
dem Grade, daß es die Engel, die beim Menschen sind, kaum
abwenden können, sondern genötigt werden, mehr aus der
Ferne auf den Menschen einzuwirken. Daraus kann man im anderen Leben
deutlich erkennen, daß die letzte Zeit bevorsteht.
*2122.
Was die aus der Welt neu anlangenden Seelen weiter betrifft, so
sinnen und trachten die, welche aus der Christenheit herkommen,
selten nach etwas anderem, als daß sie die Größten
sein und alles besitzen möchten, somit sind alle von Selbst- und
Weltliche er füllt, und diese Neigungen sind ganz gegen die
himmlische Ordnung, Nr. 2057. Außerdem denken die meisten an
nichts anderes als an unreine, unzüchtige und unheilige Dinge
und reden unter sich nichts anderes. Dann achten sie für nichts
und verachten ganz und gar alles, was zur Liebtätigkeit und zum
Glauben gehört, den Herrn selbst er kennen sie nicht an, ja sie
hassen alle, die Ihn bekennen; denn im anderen Leben reden die
Gedanken und Herzen; und außerdem werden die Erbübel
infolge des lasterhaften Lebens der Eltern bösartiger, so daß
sie wie inwendig verborgene und unterhaltene Brände den Menschen
zu ärgeren Sünden gegen die Ehrenhaftigkeit und Frömmigkeit
anreizen als früher.
Solche
kommen heutzutage haufenweise ins andere Leben, und Füllen die
auswendigere und die inwendigere Sphäre der Geisterwelt an. Wenn
das Böse in dieser Weise vorzuherrschen und das Gleichgewicht
sich auf die Seite des Bösen zu neigen anfängt, so erkennt
man daran deutlich, daß die letzte Zeit bevorsteht und es
notwendig ist, das Gleichgewicht wieder herzustellen durch Verwerfung
derjenigen, die innerhalb der Kirche sind, und Aufnahme anderer
außerhalb derselben.
*2123.
Daß die letzte Zeit bevorsteht, kann man im anderen Leben
auch daraus abnehmen, daß alles Gute, das vom Herrn durch den
Himmel in die Welt der Geister einfließt, dort augenblicklich
in Böses, Unzüchtiges und Unheiliges und alles Wahre
augenblicklich in Falsches, somit die gegenseitige Liebe in Haß,
die Redlichkeit in Betrug verkehrt wird usf., daß sie also kein
Gefühl mehr für irgend etwas Gutes und Wahres haben.
Ähnliches strömt ein in den Menschen, der durch Geister
regiert wird, mit dem die dort Befindlichen in Gemeinschaft stehen.
Dies
ist mir durch häufige Erfahrung ganz genau bekannt geworden, und
wollte ich sie alle anführen, so würden viele Seiten damit
angefüllt werden. Ich durfte sehr oft wahrnehmen und hören,
wie das Gute und Wahre, das aus dem Himmel kam, in Böses und
Falsches verkehrt wurde, sodann auch, in welchem Grad und in welcher
Art dies geschah.
*2124.
Es wurde mir gesagt, daß in den Vorsündflutlichen das
im Willen liegende Gute (Bonum voluntarium), das bei den Menschen der
Ältesten Kirche war, gänzlich zugrunde gerichtet wurde. Daß
hingegen heutzutage bei den Menschen der Christlichen Kirche das
verstandesmäßige Gute (Bonum intellectuale) zugrunde zu
gehen anfange, und zwar so sehr, daß wenig mehr davon übrig
ist, und dies weil sie nichts glauben, als was sie mit den Sinnen
begreifen, und daß sie heutzutage nicht bloß aus diesen,
sondern auch mittels einer den Alten unbekannten Philosophie über
die göttlichen Geheimnisse vernünfteln; wodurch das
verstandesmäßige Licht ganz verfinstert wird; welche
Verfinsterung so groß wird, daß sie kaum vertrieben
werden kann.
*2125.
Von welcher Art die Menschen der Christlichen Kirche heutzutage
sind, wurde mir durch Vorbildungen vor Augen gestellt: es erschienen
in einer finsteren Wolke so schwarze Geister, daß mir davor
graute. Hernach erschienen andere, nicht so grauenhafte; und es wurde
mir bedeutet, daß ich etwas sehen werde.
Zuerst
erschienen dann Knaben, die von ihren Müttern so grausam
geschlagen wurden, daß Blut umherfloß. Hierdurch wurde
vorgebildet, daß von solcher Art heutzutage die Erziehung der
Kinder ist. Hernach erschien ein Baum, und es schien, als ob es der
Baum der Erkenntnis wäre, auf den eine große Viper zu
steigen schien, von solcher Art, daß sie Schauder einjagte. Sie
erschien so lang wie der Stamm. Als der Baum mit der Viper
verschwand, erschien ein Hund: und dann tat sich eine Türe auf
in ein Gemach, wo eine rötlich gelbe Helle wie von Kohlen war,
und darin zwei Weiher, und es fand sich, daß es eine Küche
war. Was man aber dort sah, darf ich nicht erwähnen. Es wurde
mir gesagt, daß der Baum, auf den die Viper stieg, den Zustand
der Menschen der Kirche vorbildete, wie sie heutzutage beschaffen
sind, daß sie anstatt der Liebe und Liebtätigkeit
tödlichen Haß hegen, der zugleich ringsum von dem
angenommenen Schein der Ehrenhaftigkeit und trügerischen
Vorspiegelungen umsponnen ist, sodann ruchlose Gedanken über die
Dinge des Glaubens. Was aber in der Küche gesehen wurde, bildete
jenen Haß und jene Anschläge vor, wie sie weiter
beschaffen waren.
*2126.
Weiter wurde auch vorgebildet, wie heutzutage diejenigen, die
innerhalb der Kirche sind, wider die Unschuld selbst sind: Es er
schien ein schönes und unschuldiges Kind, und nachdem dieses
erblickt war, wurden die äußeren Bande, durch welche die
bösen Genien und Geister von Schandtaten abgehalten werden, ein
wenig nachgelassen: dann fingen sie an, das Kind schrecklich zu
mißhandeln, es zu zertreten und es töten zu wollen, der
eine so, und der andere so: denn die Unschuld wird im anderen Leben
durch Kinder vorgebildet. Ich sagte aber, daß so etwas bei
ihnen nicht zum Vorschein komme in ihrem Leibesleben, es wurde jedoch
geantwortet, daß ihr Inwendigeres von solcher Art sei, und
wofern die bürgerlichen Gesetze, sodann andere äußere
Bande, als da sind die Furcht vor dem Verlust des Erwerbs, der Ehre,
des guten Namens und die Furcht für das Leben, es nicht
verhinderten, würden sie in gleicher Raserei losstürzen
gegen alle Unschuldigen. Als sie diese Antwort hörten,
verhöhnten sie auch dies.
Wie
sie also heutzutage sind, kann aus dem, was gesagt worden, erhellen;
sodann auch, daß die letzten Zeiten vor der Türe sind.
*2127.
Im anderen Lehen erscheint zuweilen eine Art von Letztem Gericht
vor den Bösen, wenn ihre Gesellschaften aufgelöst werden,
und vor den Guten, wenn sie in den Himmel eingelassen werden. Von
jenen und diesen darf ich berichten, was ich aus Erfahrung weiß.
*2128.
Die Darstellung des Letzten Gerichts vor den Bösen, wie ich
sie zwei- und dreimal sehen durfte, war folgende: nachdem die Geister
um mich her sich in verderbenbringende Gesellschaften verbunden
hatten, so daß sie die Oberhand hatten und sich nicht nach dem
Gesetz des Gleichgewichts der Ordnung gemäß so regieren
ließen, daß sie nicht andere Gesellschaften mutwilliger
Weise anfielen und ihnen mit Übermacht Schaden zuzufügen
anfingen, da erschien eine ziemlich große Schar von Geistern
aus der vorderen Gegend, ein wenig zur Rechten nach oben, bei deren
Herankunft wie ein wogender und gewaltig tönender Lärm
gehört wurde. Nachdem man diesen gehört, entstand unter den
Geistern Bestürzung mit Schrecken, und infolgedessen Verwirrung,
und nun wurden die, welche sich in jenen Gesellschaften befanden,
zerstreut, der eine dahin, der andere dorthin, so daß sie
auseinanderstoben und kein Genosse wußte, wo der andere war.
Als dies andauerte, erschien es den Geistern nicht anders als wie ein
Letztes Gericht mit dem Untergang aller. Einige jammerten, andere
waren vor Schrecken wie außer sich. Mit einem Wort, alle
ergriff gleichsam die nahende Gefahr eines letzten entscheidenden
Moments. Ein Geräusch von solchen, die von der vorderen Gegend
her anrückten, wurde von ihnen verschieden gehört, von
einigen wie ein Geräusch von bewaffneten Reitern, von anderen
anders — gemäß dem Zustand der Furcht und der
Phantasie aus ihr. Mir wurde es hörbar wie ein anhaltendes
Surren mit abwechselndem Wellenschlag, und zwar vieler zugleich. Ich
wurde von denen, die mir nahe waren, belehrt, daß solche
Scharen von jener Gegend kommen, wenn die Gesellschaften so, wie
gesagt worden, übel zusammengesetzt sind, und daß sie den
einen vom anderen zu trennen und loszureißen und ihnen zugleich
solchen Schrecken einzujagen wissen, daß sie an nichts anderes
als an Flucht denken und daß mittels solcher Trennungen und
Zerstreuungen nachher alle vom Herrn in Ordnung gebracht werden. Dann
auch, daß dergleichen im Wort durch den Ostwind bezeichnet
werde.
*2129.
Es gibt auch andere Arten von Lärm oder vielmehr
Zusammenstößen, die ebenfalls ein Bild des Letzten
Gerichts darstellen, und durch welche die übel verbundenen
Gesellschaften dem Inwendigen nach aufgelöst werden, wovon ich
Folgendes erwähnen darf:
Solche
Geister werden in den Zustand gebracht, daß sie nicht, wie
gewöhnlich, in Gesellschaft oder Gemeinschaft denken, sondern
ein jeder für sich. Infolge der so variierenden Gedanken und der
verschiedenartig murmelnden Reden wurde ein gewisses Rauschen gehört,
wie von vielen Wassern und ein Zusammenstoßen untereinander,
das nicht beschrieben werden kann, entstehend aus Verwirrung der
Meinungen über gewisse Wahrheiten, die alsdann Gegenstände
der Gedanken und der Besprechung sind, welche Verwirrung von der Art
ist, daß sie ein geistiges Chaos genannt werden kann.
Der
Lärm des zusammenstoßenden und konfusen Gemurmels war von
dreierlei Art: der eine floß um das Haupt herein, und es wurde
gesagt, derselbe sei derjenige der Gedanken. Der andere floß
ein gegen die linke Schläfe, und es wurde gesagt, daß dies
das Zusammenstoßen der Vernünfteleien über einige
Wahrheiten sei, denen sie keinen Glauben beimessen wollten. Der
dritte floß ein von oben herab zur Rechten. Dieser war
knirschend (stridens), nicht so sehr konfus. Dieses Knirschen wandte
sich hin und her, und es wurde gesagt, daß dies daher komme,
daß die Wahrheiten kämpften, die in dieser Weise durch
Vernünfteleien hin und her gewendet werden.
Während
diese Konflikte fortdauerten, waren gleichwohl Geister da, die mit
mir redeten und sagten, was das einzelne bedeutete, wobei ihre Rede
durch jenes Getöse vernehmlich hindurchdrang. Gegenstände
über Vernünfteleien waren besonders diese, ob es
buchstäblich zu verstehen sei, daß die zwölf Apostel
sitzen werden auf zwölf Thronen und richten die zwölf
Stämme Israels; sodann weiter, ob auch andere in den Himmel
eingelassen werden sollten als solche, die Verfolgungen und allerlei
Elend erduldet hatten. Jeder räsonierte nach seiner Phantasie,
die er bei Leibesleben aufgeschnappt hatte, einige von ihnen aber,
die in eine Gemeinschaft und Ordnung gebracht wurden, wurden nachher
belehrt, daß es ganz anders zu verstehen sei, daß nämlich
unter den Aposteln nicht Apostel verstanden wurden und unter den
Thronen nicht Throne, noch unter den Stämmen Stämme, selbst
nicht zwölf unter zwölf, sondern durch jene — nämlich
sowohl die Apostel als die Throne und Stämme, wie auch durch
zwölf — bezeichnet wurden die vornehmsten Stücke
(Primaria) des Glaubens: Nr. 2089 und daß durch diese, und
diesen gemäß, das Gericht über einen jeden gehalten
werde; und über dies wurde gezeigt, daß die Apostel nicht
einmal einen einzigen Menschen richten könnten, sondern daß
alles Gericht Sache des Herrn allein sei. Betreffend den anderen
Punkt, so sei auch dies nicht so zu verstehen, daß allein die
in den Himmel kommen würden, die Verfolgungen und allerlei Elend
erduldet haben, sondern ebensowohl Reiche als Arme, ebensowohl die in
Würden Stehenden wie die von geringem Stande; und daß der
Herr sich aller erbarme, besonders derer, die in geistigen Nöten
und Versuchungen, (die Verfolgungen von seiten der Bösen sind,)
gewesen waren, somit derjenigen, die anerkennen, daß sie aus
sich selbst elend sind und glauben, es sei bloß Folge der
Barmherzigkeit des Herrn, daß sie selig werden.
*2130.
Was das zweite betrifft, nämlich die Darstellung des Letzten
Gerichts vor den Guten, wenn sie in den Himmel eingelassen werden, so
darf ich berichten, wie es sich damit verhält:
Es
wird im Wort gesagt, die Türe sei geschlossen worden, so daß
sie nicht mehr eingelassen werden können, und es habe ihnen an
Öl gemangelt, und sie seien zu spät gekommen und deshalb
nicht eingelassen worden, wodurch gleichfalls der Zustand des Letzten
Gerichts bezeichnet wird. Wie es sich damit verhält, und wie es
zu verstehen ist, ist mir gezeigt worden.
Ich
hörte Gesellschaften von Geistern, eine nach der anderen, mit
lauter Stimme sagen: der Wolf habe sie fortnehmen wollen, der Herr
aber habe sie herausgerissen. und so seien sie dem Herrn
wiedergegeben worden, worüber sie sich aus innerstem
Herzensgrunde freuten; denn sie waren in Verzweiflung, somit in der
Furcht gewesen, die Türe möchte geschlossen und sie zu spät
gekommen sein, so daß sie nicht mehr eingelassen werden
könnten. Ein solcher Gedanke war ihnen von denen ein geflößt
worden, die Wölfe genannt werden. Er verschwand aber dadurch,
daß sie eingelassen, d.h. von engelischen Gesellschaften
aufgenommen wurden. Die Einlassung in den Himmel ist nichts anderes.
Die
Einlassung erschien mir, als gleichsam geschehen und fortgesetzt an
Gesellschaften bis zu zwölf und daß die zwölfte
schwieriger als die elf vorhergehenden, eingelassen, d.h. aufgenommen
wurde. Nachher wurden auch zugelassen acht gesellschaftartige
Gemeinschaften (octo quasi societates), und es wurde mir angezeigt,
daß diese vom weiblichen Geschlecht waren.
Nachdem
ich dies gesehen, wurde gesagt, dieses Verfahren bei der Zulassung,
d.h. der Aufnahme in himmlische Gesellschaften, komme so zur
Erscheinung, und zwar fortwährend, der Ordnung nach von einem
Ort in den anderen. Sodann auch, daß der Himmel in Ewigkeit nie
ausgefüllt und noch weniger, daß die Türe je
geschlossen werde, sondern je mehr dahin kommen, desto größere
Wonne und Seligkeit werde denen im Himmel zuteil, weil dadurch eine
stärkere Einmütigkeit entstehe.
Nachdem
jene eingelassen waren, schien es, als ob der Himmel geschlossen
würde; denn es waren mehrere da, die hernach auch eingelassen,
d.h. aufgenommen werden wollten. Allein sie bekamen zur Antwort, daß
das noch nicht geschehen könnte, was bezeichnet wird durch die
„zu spät Kommenden“, durch das „Geschlossenwerden
der Türe“, durch „die Anklopfenden“ und
dadurch, „daß es ihnen an Öl gefehlt habe in den
Lampen“. Daß diese nicht zugelassen wurden, hatte seinen
Grund darin, daß sie noch nicht vorbereitet waren, um in
engelischen Gesellschaften sein zu können, wo gegenseitige Liebe
waltet; denn, wie Nr.2119 am Ende gesagt worden, die, welche in
Liebtätigkeit gegen den Nächsten in der Welt gelebt hatten,
werden vom Herrn stufenweise in den Himmel erhoben.
Es
waren auch andere Geister da, die nicht wußten, was der Himmel
ist, daß er nämlich in gegenseitiger Liebe besteht. Diese
wollten dann auch eingelassen werden, in der Meinung, es sei nur eine
Einlassung. Sie bekamen aber zur Antwort, es sei für sie noch
nicht Zeit, daß sie aber zu einer anderen Zeit, wenn sie erst
vorbereitet wären, eingelassen werden würden.
Daß
zwölf Gesellschaften erschienen, davon war der Grund der, daß
zwölf alles zum Glauben Gehörige bedeutet, wie Nr. 2129 am
Ende gesagt worden ist.
*2131.
Die, welche eingelassen werden, werden von den engelischen
Gesellschaften mit der innigsten Liebe und entsprechender Freude
aufgenommen, und es wird ihnen alle Liebe und Freundschaft erzeigt.
Wenn sie aber in den Gesellschaften, zu denen sie zuerst kommen,
nicht gerne sein wollen, so werden sie von anderen Gesellschaften
aufgenommen, und dies nacheinander fort, bis sie zu derjenigen
Gesellschaft kommen, mit der sie dem Leben der gegenseitigen Liebe
nach, das sie haben, übereinstimmen, und in ihr bleiben sie so
lange, bis sie noch vollkommener werden, und dann von da in eine noch
größere Seligkeit erhoben und erhöht werden, und zwar
dies vermöge der Barmherzigkeit des Herrn, gemäß dem
Leben der Liebe und Liebtätigkeit, das sie in der Welt
angenommen hatten.
Allein
die Versetzung von einer Gesellschaft in die andere geschieht nie
durch Ausstoßen aus der Gesellschaft, in der sie sind, sondern
infolge eines freien Wollens bei ihnen, gemäß dem
Verlangen, das ihnen vom Herrn eingeflößt wird, und weil
ihren Wünschen gemäß, so geschieht alles mit
Freiheit.
*2132.
Wenn es im Worte heißt: es sei auch einer hineingegangen,
der nicht mit einem hochzeitlichen Kleid angetan war (Matth.
22/11-13), und derselbe sei hinausgeworfen worden, so wurde auch
gezeigt, wie es sich damit verhält:
Es
gibt solche, die bei Leibesleben den Kunstgriff erlernt hatten, sich
in Engel des Lichts verstellen zu können, und wenn sie dann im
anderen Leben in diesem heuchlerischen Zustand sind, können sie
sich auch in die nächsten himmlischen Gesellschaften
einschleichen. Allein sie verbleiben nicht lange daselbst, denn
sobald sie die Sphäre der gegenseitigen Liebe dort spüren,
werden sie von Furcht und Schauder ergriffen und stürzen sich
von da herab, und dann erscheint es in der Geisterwelt, wie wenn sie
herabgeworfen worden wären. Einige einem Sumpf zu, andere der
Gehenna zu, andere in irgendeine andere Hölle.
*2133.
Zwei und dreimal ist mir, aus göttlicher Barmherzigkeit des
Herrn, der Himmel bis dahin aufgetan worden, daß ich die
gemeinsame Verherrlichung des Herrn hörte. Diese war von der
Art, daß mehrere Gesellschaften zusammen und einmütig,
dennoch aber jede Gesellschaft für sich durch verschiedene
Gefühle und daraus hervorgehende Vorstellungen, den Herrn
verherrlichten. Es war eine himmlische Stimme, die gehört wurde
in die Länge und Breite, und zwar so ins Unermeßliche
fort, daß das Gehör sich verlor ins Endlose, wie das
Gesicht, wenn es ins Weltall hinausblickt. Und dies geschah mit der
innigsten Freude und der innigsten Seligkeit. Auch wurde die
Verherrlichung des Herrn zuweilen wahrgenommen gleich einer
herabströmenden und das Inwendigere des Gemüts anregenden
Ausstrahlung. Diese Verherrlichung geschieht, wenn sie im Zustand der
Ruhe und des Friedens sind; denn alsdann ergießt sie sich aus
ihren innigsten Freuden und aus den Seligkeiten selbst.
*2289. Vom Zustand der Kinder im anderen Leben.
Es
wurde mir für gewiß zu wissen gegeben, daß alle
Kinder, die auf dem ganzen Erdkreis sterben, vom Herrn auferweckt, in
den Himmel versetzt und dort bei den Engeln, die für sie zu
sorgen haben, auferzogen und unterrichtet werden und dann, so wie sie
an Einsicht und Weisheit zunehmen, heranwachsen.
Hieraus
kann erhellen, wie unermeßlich groß der Himmel allein von
den Kindern her ist, denn sie alte werden in den Wahrheiten des
Glaubens, und im Guten der gegenseitigen Liebe unterrichtet und
werden zu Engeln.
*2290.
Die, welche nichts vom Zustand des Lebens nach dem Tode wissen,
könnten meinen, daß die Kinder, sobald sie ins andere
Leben kommen, sogleich in engelischer Einsicht und Weisheit seien,
daß es sich aber anders verhält, davon bin ich durch viele
Erfahrung belehrt worden.
Die,
welche nicht lange nach der Geburt verscheiden, sind von kindlichem
Gemüt beinahe wie auf der Erde, und wissen auch nichts weiter,
denn sie haben bei sich nur die Fähigkeit zu wissen, vermöge
dieser zu verstehen und weise zu sein, welche Fähigkeit
vollkommener ist, weil sie nicht im Körper sich befinden,
sondern Geister sind. Daß sie so beschaffen sind, wenn sie eben
erst in den Himmel kommen, ist mir nicht nur gesagt, sondern auch
gezeigt worden. Denn einige Male sind, aus göttlicher
Barmherzigkeit des Herrn, Kinder in Chören zu mir gesandt
worden, und es wurde auch gestattet, ihnen das Gebet des Herrn
vorzulesen und zugleich dann gegeben wahrzunehmen, wie die Engel, in
deren Genossenschaft sie waren, in ihre zarten und neuangehenden
Vorstellungen, den Sinn der im Gebet des Herrn enthaltenen Dinge
einflößten, und diese in dem Maß wie sie es
aufnehmen konnten, erfüllten; und hernach, wie ihnen das
Vermögen gegeben wurde, ähnliches wie aus sich zu denken.
*2291.
Wie ihr zarter Verstand beschaffen ist, wurde mir auch gezeigt,
als ich das Gebet des Herrn betete, und sie alsdann in die
Vorstellungen meines Denkens aus ihrem Verstandesvermögen ein
flossen, was so zart war, daß sie kaum etwas weiter als den
Sinn der Worte hatten; dennoch aber waren ihre Vorstellungen bei
solcher Zartheit fähig, aufgeschlossen zu werden bis zum Herrn
hin, d.h. bis vom Herrn her; denn der Herr fließt in die
Vorstellungen der Kinder vorzugsweise vom Innersten her ein, denn
noch hat nichts ihre Vorstellungen verschlossen, wie bei den
Erwachsenen, keine Grundsätze des Falschen, die sie am Verstehen
des Wahren und kein Leben des Bösen, das sie an der Aufnahme des
Guten, und so am Weisesein hinderte.
*2292.
Hieraus kann erhellen, daß die Kinder nicht sogleich nach
dem Tod in den engelischen Zustand kommen, sondern daß sie
durch die Erkenntnisse des Guten und Wahren allmählich
eingeführt werden, und zwar dies ganz gemäß der
himmlischen Ordnung; denn das allereinzelnste ihrer Anlage wird dort
aufs genaueste wahrgenommen und gemäß allen und jeden
Momenten ihrer Neigung werden sie angetrieben, das Wahre des Guten,
und das Gute des Wahren aufzunehmen, und zwar unter fortwährender
Leitung des Herrn.
*2293.
Vornehmlich werden sie immerfort dazu angeleitet, keinen anderen
Vater zu wissen und hernach anzuerkennen als allein den Herrn, und
daß sie von Ihm das Leben haben; denn daß sie
Lebenssubjekte sind, nämlich wahrhaft menschliche und
engelische, kommt von dem Verständnis des Wahren und von der
Weisheit des Guten her, die sie einzig vom Herrn haben. Daher kommt,
daß sie nichts anderes wissen, als daß sie im Himmel
geboren seien.
*2294.
Mehrmals, als Kinder in Chören sich bei mir befanden,
solange sie noch ganz kindlich waren, wurden sie gehört wie
etwas ungeordnetes Zartes, so daß sie noch nicht als eines
zusammenwirkten, wie nachher, als sie mehr erwachsen waren; und,
worüber ich mich wunderte, die Geister hei mir konnten sich
nicht enthalten, ihnen Anleitung zu gehen, nämlich zum Denken
und zum Reden. Es ist den Geistern solche Begierde angeboren, aber
ebenso oft wurde beobachtet, daß die Kinder sich sträubten,
indem sie nicht so denken und nicht so reden wollten. Das
Widerstreben und Sichsträuben mit einer Art von Unwillen habe
ich öfter wahrgenommen, und als ihnen einige Gelegenheit zum
Reden gegeben war, sagten sie nur, daß es nicht so sei. Ich
wurde belehrt, daß von dieser Art die Versuchung der Kinder im
anderen Leben sei, damit sie sich angewöhnen und angeleitet
werden, nicht allein dem Falschen und Bösen zu widerstehen,
sondern auch, nicht aus einem anderen zu denken, zu reden und zu
handeln, somit sich nicht von einem anderen leiten zu lassen, als
allein vom Herrn.
*2295.
Wenn die Kinder nicht in jenem Zustand sind, sondern in einer
inwendigeren, nämlich engelischen Sphäre, dann können
sie nicht im Geringsten von Geistern angefochten werden, selbst dann
nicht, wenn sie in deren Mitte sind. Zuweilen werden auch Kinder, die
im anderen Leben sind, vom Herrn zu Kindern auf Erden gesandt,
obgleich das Kind auf der Erde gar nichts davon weiß; dies
macht ihnen gar große Freude.
*2296.
Wie ihnen alles durch Angenehmes und Liebliches, das ihrer
Sinnesart entspricht, beigebracht wird, ist mir auch gezeigt worden.
Ich durfte Kinder sehen, die äußerst zierlich gekleidet
waren, um die Brust mit Gewinden von Blumen, die in den lieblichsten
und wahrhaft himmlischen Farben erglänzten, und außerdem
auch dergleichen um ihre zarten Armchen. Einmal durfte ich auch
Kinder sehen mit Jungfrauen, ihren Erzieherinnen, in einem
paradiesischen Garten, der nicht sosehr mit Bäumen, als mit
lorbeerähnlichen Lauben und dergleichen Bogengängen,
überaus schön geschmückt war, mit Wegen, die gegen die
inwendigeren Teile hinführten: und als die Kinder selbst, die
damals ebenso gekleidet waren, eintraten, erglänzte das
Blumengehänge über dem Eingang aufs heiterste.
Hieraus
kann erhellen, was für Wonnegenüsse ihnen geboten werden,
und daß sie durch Liebliches und Angenehmes eingeführt
werden in Gutes der Unschuld und Liebtätigkeit, das jenem
Angenehmen und Lieblichen fortwährend vom Herrn eingeflößt
wird.
*2297.
Außerdem werden die Kinder, so wie sie vervollkommnet
werden, auch mit Atmosphären gemäß dem Zustand ihrer
Vervollkommnung umgeben. Daß es im anderen Leben Atmosphären
von unendlicher Mannigfaltigkeit, und unaussprechlicher Schönheit
gibt, sehe man durch Erfahrung belegt Nr. 1621. Es stellen sich ihnen
hauptsächlich Atmosphären dar wie mit spielenden Kindern in
kleinster unsichtbarer, nur in innerster Vorstellung wahrnehmbarer
Gestalt, wovon sie jene himmlische Vorstellung fassen, daß
alles und jedes um sie her lebe, und daß sie im Leben des Herrn
seien, das ihr Innerstes mit Seligkeit erfüllt.
*2298.
Es wurde mir in einer im anderen Lehen gewöhnlichen Weise
der Mitteilung gezeigt, welcherlei die Vorstellungen der Kinder sind,
wenn sie einige Gegenstände sehen: sie waren wie wenn alles und
jedes lebte, so daß sie in den einzelnen Vorstellungen ihres
Denkens Leben hatten: und ich wurde inne, daß die Kinder auf
Erden beinahe die gleichen Vorstellungen haben, wenn sie in ihren
kindlichen Spielen sind, denn sie haben noch nicht, wie die
Erwachsenen, eine Reflexion von etwas Unbeseeltem.
*2299.
Die Kinder werden hauptsächlich durch Vorbildungen, die
ihren Gemütsarten angemessen sind, unterrichtet; und wie schön
diese sind und zugleich wie voll von Weisheit von innen her, kann
niemand je glauben. So wird ihnen stufenweise Einsicht beigebracht,
die ihre Seele von dem Guten her hat.
Nur
eine Vorbildung, die mir zu sehen gegeben wurde, darf ich hier
anführen, und aus ihr kann man einen Schluß auf die
übrigen machen: sie bildeten den Herrn vor, wie Er aus dem Grab
aufstieg, und zugleich die Vereinigung Seines Menschlichen mit dem
Göttlichen, und dies geschah in so weisheitsvoller Weise, daß
es über alle menschliche Weisheit hinausging und doch zugleich
in kindlich unschuldiger Art. Sie stellten auch das Grab im Bilde
dar, aber nicht zugleich ein Bild des Herrn, außer so entfernt
gehalten, daß man kaum inne wurde, daß es der Herr sei,
nur wie von weitem, und dies darum, weil in der Vorstellung des
Grabes etwas von einer Leiche (funus) liegt, was sie so beseitigten.
Hernach ließen sie in höchst kluger Weise ins Grab etwas
Atmosphärenartiges hinein gelangen, das aber dennoch wie ein
dünnes Wasser erschien, wodurch sie, ebenfalls unter
schicklicher Fernhaltung, das geistige Leben in der Taufe
bezeichneten. Hernach sah ich, wie von ihnen das Hinabfahren des
Herrn zu den Gebundenen und das Auffahren mit den Gebundenen in den
Himmel vorgebildet wurde, und zwar dies mit unvergleichlich klugem
und frommem Sinn. Und, was ganz kindlich war, als sie den Herrn bei
den Gebundenen in der unteren Erde vorbildeten, ließen sie
beinahe unsichtbare, ganz weiche und höchst zarte Seilchen
nieder, um den Herrn damit beim Aufsteigen emporzuheben. Immer in
frommer Besorgnis, in der Vorbildung an etwas anzustreifen, in dem
nicht himmlisch Geistiges wäre: um zu übergehen andere
Vorbildungen, in denen sie sind, und durch die sie, wie durch Spiele,
die den kindlichen Gemütern angemessen sind, in Erkenntnisse des
Wahren und in Gefühle des Guten eingeleitet werden.
*2300.
Überdies sind die Kinder von verschiedener Sinnesart und
Anlage, und zwar infolge des Anererbten, das sie von den Eltern und
durch die Geschlechterfolge von Großeltern und Ahnen her haben;
denn die durch Angewöhnung bestärkte Handlungsweise der
Eltern wird zur anderen Natur (induit naturam) und durch Vererbung
den Kindern ein gepflanzt, daher deren verschiedene Neigungen.
*2301.
Im allgemeinen sind die Kinder entweder von himmlischer oder von
geistiger Gemütsart. Die von himmlischer Gemütsart sind,
kennt man wohl heraus von denen mit geistiger Gemütsart: jene
denken, reden und handeln etwas weicher (molliuscule), so daß
kaum irgend etwas anderes zum Vorschein kommt, als was aus der Liebe
des Guten zum Herrn und zu anderen Kindern herfließt. Diese
aber sind nicht so sanft, sondern es zeigt sich gleichsam etwas
schwunghaft Geflügeltes im einzelnen bei ihnen. Sodann stellt es
sich auch heraus in ihrem Unwillen, außer anderem. So hat ein
jedes Kind eine von jedem anderen verschiedene Anlage, und jedes wird
der Anlage gemäß erzogen.
*2302.
Es gibt bestimmte, und zwar viele Gesellschaften von Engeln, die
für die Kinder Sorge tragen, es sind besonders solche aus dem
weiblichen Geschlecht, die bei ihrem Leibeslehen die Kinder zärtlich
geliebt hatten. Die Kinder, die braver als andere sind, bringen sie
in gewisser Art dem Herrn dar.
*2303.
Engelische Geister, die oben nach vorne waren, redeten mit mir in
der Engelssprache, die nicht in Wörter geschieden ist, und
sagten, ihr Zustand sei ein Zustand der Friedensruhe, und es seien
bei ihnen auch Kinder, und in dem Umgang mit diesen empfänden
sie Seligkeit; auch diese Geister waren aus dem weiblichen
Geschlecht.
Sie
sprachen ferner von den Kindern auf Erden, daß bei diesen
gleich nach der Geburt Engel aus dem Himmel der Unschuld seien, im
darauf folgenden Alter Engel aus dem Himmel der Friedensruhe, nach
her solche aus den Gesellschaften der Liebtätigkeit, und hernach
sowie die Unschuld und Liebtätigkeit bei den zum Gebrauch ihrer
Freiheit gekommenen Kindern (apud infantes liberos) abnimmt, andere
Engel. Und zuletzt, wenn sie noch mehr heranwachsen und in ein der
Liebtätigkeit entfremdetes Leben eintreten, seien zwar Engel da,
aber entfernter, und zwar dies gemäß den Endabsichten des
Lebens, welche die Engel vorzugsweise regieren, indem sie fortwährend
gute einflößen und böse abwenden. In dem Maß
aber, wie sie das können oder nicht können, fließen
sie näher oder entfernter ein.
*2304.
Manche könnten meinen, daß die Kinder im anderen Leben
Kinder bleiben, und daß sie wie Kinder unter den Engeln seien.
Die, welche in Unkunde sind, was ein Engel ist, konnten in dieser
Meinung bestärkt werden durch die Bilder, die man hie und da in
den Kirchen und anderwärts sieht, wo Engel als Kinder
dargestellt werden, allein die Sache verhält sich ganz anders.
Einsicht
und Weisheit macht den Engel, und solange die Kinder diese noch nicht
haben, sind sie zwar bei den Engeln, aber sie sind nicht Engel. Wenn
sie aber verständig und weise geworden sind, dann erst werden
sie Engel. Ja, worüber ich mich wunderte, sie erscheinen als
dann nicht als Kinder, sondern als Erwachsene, denn sie haben alsdann
keinen kindischen Geist mehr, sondern einen gereifteren engelischen.
Die Verständigkeit und Weisheit bringt dies mit sich, denn daß
Verstand und Urteilskraft und das durch diese bestimmte Leben machen,
daß jeder sich und anderen als Erwachsener erscheint, kann
jedem klar sein.
Daß
dem so ist, hin ich nicht bloß von den Engeln belehrt worden,
sondern ich habe auch mit einem gesprochen, der als Kind gestorben
war und nachher dennoch als ein Erwachsener erschien. Eben derselbe
sprach auch mit seinem Bruder, der im erwachsenen Alter hingeschieden
war, und zwar mit so großer brüderlicher gegenseitiger
Liebe, daß der Bruder sich des Weinens gar nicht enthalten
konnte, indem er sagte, er habe nichts anderes empfunden, als daß
es die Liebe selbst sei, die redete. Außer anderen Beispielen,
die nicht erwähnt zu werden brauchen.
*2305.
Es gibt einige, die meinen, die Unschuld sei ein und dasselbe mit
der Kindheit, weil der Herr von den Kindern gesagt hat, solchen
gehöre der Himmel, und die nicht werden wie Kinder, könnten
nicht ins Reich der Himmel eingehen. Die aber so meinen, kennen nicht
den inneren Sinn des Wortes und wissen somit nicht, was unter der
Kindheit verstanden wird.
Unter
der Kindheit wird verstanden die Unschuld der Einsicht und Weisheit,
die von der Art ist, daß sie anerkennen, daß sie vorn
Herrn allein das Leben haben und der Herr ihr alleiniger Vater ist;
denn daß der Mensch ein Mensch ist, kommt von der Einsicht in
das Wahre und von der Weisheit des Guten her, die sie einzig vom
Herrn haben. Die eigentliche Unschuld, die im Worte Kindheit genannt
wird, ist und wohnt nirgends als in der Weisheit, so sehr, daß
je weiser einer ist, desto unschuldiger er ist. Daher der Herr die
Unschuld selbst ist, weil die Weisheit selbst.
*2306.
Was die Unschuld der Kinder betrifft, so ist dieselbe, weil noch
ohne Einsicht und Weisheit, nur ei ne Art Grundlage zur Aufnahme der
echten Unschuld, die sie in dem Grad aufnehmen, in dem sie weise
werden.
Es
wurde mir die Beschaffenheit der Unschuld der Kinder vorgebildet
durch etwas Hölzernes, das beinahe leblos ist, aber belebt wird,
so wie sie durch Erkenntnisse des Wahren und Gefühle des Guten
vervollkommnet werden. Und hernach wurde mir, wie die echte Unschuld
beschaffen ist, vorgebildet durch ein sehr schönes, ganz
lebendiges, aber nacktes Kind. Denn die eigentlich Unschuldigen, die
im innersten Himmel und so dem Herrn ganz nahe sind, erscheinen vor
den Augen der anderen Engel nicht anders als Kinder, und zwar nackt,
denn die Unschuld wird vorgebildet durch eine Nacktheit, deren sie
sich nicht schämen, wie man vom ersten Menschen und seinem Weibe
im Paradiese liest.
Mit
einem Wort, je weiser die Engel sind, desto unschuldiger, und je
unschuldiger, desto mehr erscheinen sie sich als Kinder; daher kommt,
daß die Unschuld im Worte durch die Kindheit bezeichnet wird;
doch vom Stand der Unschuld, aus göttlicher Barmherzigkeit des
Herrn, im Folgenden.
*2307.
Ich sprach mit den Engeln von den Kindern, ob sie rein vom Bösen
seien, weil sie noch nicht, wie die Erwachsenen, ein wirkliches Böse
haben; allein es wurde mir gesagt, sie seien ebenso im Bösen, ja
auch sie seien nichts als Böses, werden aber, wie alle Engel,
durch den Herrn vom Bösen abgehalten und im Guten gehalten, so
sehr, daß es ihnen scheint, als ob sie aus sich im Guten wären.
Damit daher die Kinder, nachdem sie im Himmel Erwachsene geworden,
nicht in der falschen Meinung von sich sein möchten, als ob das
Gute bei ihnen aus ihnen selbst und nicht aus dem Herrn sei, werden
auch sie zuweilen in ihr Böses, das sie erblich empfangen haben,
zurückversetzt und darin belassen, bis sie wissen, anerkennen
und glauben, daß es sich so verhält.
So
war denn auch einer, der als Kind gestorben, aber im Himmel groß
geworden war, in der gleichen Meinung, weshalb er in das ihm
angeborene Leben des Bösen zurückversetzt wurde, und dann
wurde mir gegeben, aus seiner Sphäre inne zu werden, daß
er die Neigung hatte, über andere zu herrschen und sich aus
Unzüchtigem nichts zu machen, was das Böse war, das er von
den Eltern ererbt hatte. Nachdem er aber anerkannt hatte, daß
es so sei, wurde er dann wieder unter die Engel aufgenommen, unter
denen er vorher war.
*2308.
Niemals hat jemand im anderen Leben Strafe zu leiden für das
anererbte Böse, weil es nicht sein eigen ist, und er somit nicht
daran schuld ist, daß er so ist, sondern nur für das
wirkliche Böse, das sein Eigen ist, somit auch soviel er sich
vom anererbten Bösen durch das wirkliche Leben angeeignet hat,
wie Nr. 966 gesagt worden ist. Daß die Kinder, nachdem sie
Erwachsene geworden, in den Zustand ihres Erbbösen
zurückversetzt werden, geschieht nicht deswegen, daß sie
dafür Strafe abbüßen, sondern damit sie wissen, daß
sie aus sich nichts als Böses sind, und daß sie von der
Hölle, die bei ihnen ist, aus Barmherzigkeit des Herrn in den
Himmel versetzt worden, und im Himmel nicht durch eigenes Verdienst,
sondern durch den Herrn sind, und damit sie sich nicht wegen des
Guten, das bei ihnen ist, vor anderen rühmen möchten, denn
dies ist gegen das Gute der gegenseitigen Liebe, so wie es gegen das
Wahre des Glaubens ist.
*2309.
Aus dem, was hier angeführt worden, kann erhellen,
welcherlei die Erziehung der Kinder im Himmel ist, daß sie
nämlich durch die Einsicht in das Wahre und durch die Weisheit
des Guten, eingeführt werden in das engelische Leben, welches
die Liebe zum Herrn ist und die gegenseitige Liebe, in der die
Unschuld ist. Wie sehr aber bei vielen die Erziehung der Kinder auf
Erden das Gegenteil ist, konnte schon allein aus folgendem Beispiel
erhellen:
Ich
war auf der Straße einer großen Stadt und sah kleine
Knaben sich miteinander schlagen. Es strömte viel Volkes herbei,
das diesem Schauspiel mit vielem Vergnügen zusah, und ich
erfuhr, daß die Eltern selbst die kleinen Knaben, ihre Kinder,
zu solchen Kämpfen anregen. Die guten Geister und die Engel, die
dies durch meine Augen sahen, hatten solchen Abscheu daran, daß
ich ein Schaudern empfand, und hauptsächlich deshalb, weil die
Eltern sie zu dergleichen anreizen. Die Engel sagten, daß sie
so im ersten Alter alle gegenseitige Liebe und alle Unschuld, welche
die Kinder vom Herrn haben, auslöschen und sie zu Haß und
Rache anleiten, folglich ihre Kinder geflissentlich vom Himmel, wo
nichts als gegenseitige Liebe ist, ausschließen. Mögen
sich also Eltern, die es mit ihren Kindern gut meinen, vor
dergleichen hüten.
*2469. Vom Gedächtnis des Menschen, sofern
es nach dem tode bleibt, und von der Rückerinnerung an das, was
er bei Leibesleben getan hat.
Kaum
ist wohl bis jetzt jemanden bekannt, daß ein jeder Mensch zwei
Gedächtnisse hat, ein äußeres (exterior) und ein
inneres (interior); und daß das äußere das seinem
Leib, das Innere aber das seinem Geist eigene ist.
*2470.
Solange der Mensch im Leibe lebt, kann er kaum wissen, daß
er ein inneres Gedächtnis hat, weil alsdann da innere Gedächtnis
beinahe eins ausmacht mit seinem äußeren; denn die
Vorstellungen des Denkens, die dem inneren Gedächtnis angehören,
fließen ein in die Dinge, die im äußeren Gedächtnis
sind wie in ihre Gefäße und verbin den sich daselbst mit
diesen.
Es
verhält sich damit ebenso, wie wenn Engel und Geister mit dem
Menschen reden: alsdann fließen ihre Vorstellungen, mittels
derer sie untereinander reden, in die Wörter der Sprache des
Menschen ein und verbinden sich mit diesen so, daß sie nicht
anders wissen, als daß sie in der dem Menschen eigenen
Muttersprache reden, während doch die Vorstellungen von ihnen
sind und die Wörter, in die sie einfließen, vom Menschen.
*2471.
Diese zwei Gedächtnisse sind ganz voneinander unter
schieden. Zum äußeren Gedächtnis, das dem Menschen
eigen ist, während er in der Welt lebt, gehören alle Wörter
der Sprachen, sodann auch die Gegenstände der äußeren
Sinneswahrnehmungen, sowie die Dinge des Wissens, welche die Welt
betreffen. Zum inneren Gedächtnis gehören die Vorstellungen
der Geistersprache, die Sache des in wendigen Auges sind, und alle
Vernunfthegriffe, aus deren Vorstellungen das eigentliche Denken sich
hervorbildet. Daß diese voneinander unterschieden sind, weiß
der Mensch nicht, sowohl weil er nicht dar über reflektiert als
weil er im Leiblichen ist und dann von diesem das Gemüt nicht so
abziehen kann.
*2472.
Daher kommt, daß die Menschen, solange sie im Leibe leben,
unter sich nur reden können durch Sprachen, die in artikulierte
Laute, d.h. in Wörter gesondert sind, und sich gegenseitig nicht
verständigen können, wenn sie diese Sprachen nicht
verstehen, und zwar darum nicht, weil dies aus dem äußeren
Gedächtnis geschieht: daß hingegen die Geister unter sich
durch eine Universalsprache reden, die in Vorstellungen, wie sie dem
eigentlichen Denken angehören, geschieden ist, und daß sie
sich so mit einem jeden Geist unterhalten können, was immer für
einer Sprache und Nation in der Welt er angehört haben mochte.
Der Grund ist, daß dies aus dem inneren Gedächtnis
geschieht. In diese Sprache kommt jeder Mensch sogleich nach dem
Tode, weil in dieses Gedächtnis, das, wie gesagt, seinem Geist
eigen ist. Man sehe auch Nr. 1637, 1639, 1757, 1876.
*2473.
Das innere Gedächtnis hat unermeßliche Vorzüge
vor dem äußeren und verhält sich wie einige Myriaden
zu eins, oder wie hell zu finster. Denn Myriaden von Vorstellungen
des inneren Gedächtnisses fließen in einen einzigen
Gegenstand des äußeren Gedächtnisses ein und stellen
in diesem irgendein dunkles Allgemeines dar, daher alle Fähigkeiten
der Geister und noch mehr der Engel, in einem vollkommeneren Zustand
sind, nämlich sowohl ihre Sinnesempfindungen (sensationes) als
auch ihre Gedanken und Wahrnehmungen (perceptiones).
Welch
einen Vorzug das innere Gedächtnis vor dem äußeren
hat, kann an Beispielen erhellen: wenn sich ein Mensch eines anderen
Menschen, der ihm seiner Beschaffenheit nach durch vieljährigen
Umgang bekannt geworden ist, sei er nun Freund oder Feind, erinnert,
so stellt sich das, was er dann von ihm denkt, als ein dunkles Etwas
dar, und zwar. weil es aus dem äußeren Gedächtnis
geschieht. Wenn dagegen derselbe Mensch, nachdem er ein Geist
geworden ist, sich desselben er innert, so stellt sich das, was er
dann von ihm denkt, nach allen Vorstellungen, die er je von ihm
gefaßt hat, dar, und zwar, weil es aus dem inneren Gedächtnis
geschieht. Ebenso verhält es sich mit jeder Sache: die Sache
selbst, von der er vieles weiß, stellt sich im äußeren
Gedächtnis als ein allgemeines Etwas dar, im inneren Gedächtnis
hingegen nach den Einzelheiten, deren Vorstellung er je von einer
Sache sich verschafft hatte, und zwar dies in wunderbarer Gestalt.
*2474.
Alles, was immer ein Mensch hört und sieht, und wovon er
angeregt wird, das dringt nach seinen Vorstellungen und Zwecken ohne
Wissen des Menschen in sein inneres Gedächtnis ein und bleibt in
diesem, so daß gar nichts verlorengeht, obwohl es sich im
äußeren Gedächtnis verwischt. Das innere Gedächtnis
ist also von der Art, daß ihm das einzelne, ja das
allereinzelnste, was je ein Mensch gedacht, geredet und getan hat, ja
was ihm wie ein Schatten erschienen ist, mit den geringsten
Kleinigkeiten (cum minutissimis), von der ersten Kindheit bis zum
letzten Augenblick des Greisenalters, eingeschrieben ist. Das
Gedächtnis von all diesen Dingen hat der Mensch hei sich, wenn
er ins andere Leben kommt, und er wird nach und nach zu aller
Erinnerung daran hingeführt. Dies ist das Buch seines Lebens,
das im anderen Leben geöffnet und nach dem er gerichtet wird.
Dies kann der Mensch kaum glauben, allein es ist dennoch ganz gewiß
wahr. Alle Endzwecke, die für ihn im Dunkeln waren, und alle
Gedanken, wie auch alle Reden und Handlungen von daher, sind bis auf
das kleinste Tüpfelchen in jenem Buch, d.h. im inneren
Gedächtnis, und liegen, so oft der Herr es gestattet, den Engeln
offen da wie am hellen Tag. Dies ist mir einige Male gezeigt worden
und durch so viele Erfahrungen gewiß geworden, daß auch
nicht der geringste Zweifel übrigblieb.
*2475.
Keinem noch ist bis jetzt bekannt, welches der Zustand der Seelen
nach dem Tod in Rücksicht des Gedächtnisses ist: durch
viele und lange, nun schon mehrjährige Erfahrung wurde mir zu
wissen gegeben, daß der Mensch nach dem Tode gar nichts von dem
verliert, was in seinen Gedächtnissen, sowohl was im äußeren
als was im inneren gewesen ist, sodaß man sich gar nichts noch
so Geringfügiges oder Kleinstes denken kann, das der Mensch
nicht bei sich hätte; so daß er nach dem Tode durchaus
nichts zurückläßt als bloß die Gebeine und das
Fleisch, die, solange er in der Welt lebte, nicht beseelt waren aus
sich, sondern vom Leben seines Geistes, das als seine reinere
Substanz an das Körperliche geknüpft war.
*2476.
Allein es verhält sich mit seinem äußeren
Gedächtnis so, daß er zwar alles und jedes davon bei sich
hat, aber sich desselben alsdann nicht bedienen darf, sondern nur des
inneren (veruni modo interiore); der Gründe sind mehrere:
Der
erste ist der, welcher angegeben worden, daß er nämlich
aus dem inneren Gedächtnis im anderen Leben mit allen im
Universum reden und umgehen kann.
Der
zweite, daß dieses dem Geist eigene Gedächtnis seinem Zu
stand angemessen ist, in dem er sich alsdann befindet; denn das
Äußerliche, nämlich das Wißtümliche,
Weltliche und Leibliche, ist dem Menschen angemessen und entspricht
seinem Zustand, solange er in der Welt und im Leibe ist; dagegen aber
das Innerliche, nämlich das Vernünftige, Geistige und
Himmlische, ist angemessen und entspricht dem Geist.
*2477.
Einst hörte ich Geister miteinander davon reden, daß
alles, was als Prinzip ergriffen wird, worin es nun auch bestehen
möge, durch Unzähliges begründet werden könne,
und zwar bei dem, der sich darin begründet hat, zuletzt bis
dahin, daß es, obwohl es falsch ist, dennoch als ganz wahr
erscheint, und daß solche mehr vom Falschen als vorn Wahren
überredet werden können. Damit sie hiervon überzeugt
würden, wurde ihnen zum Nachdenken und Besprechen untereinander
die Frage vorgelegt, ob es den Geistern fromme, sich des äußeren
Gedächtnisses zu bedienen: (die Geister reden über solche
Dinge unter sich viel trefflicher, als der Mensch glauben, ja fassen
kann, aber jeder gemäß seiner Neigung:)
Diejenigen
Geister, die fürs Leibliche und Weltliche waren, begründeten
dies mit vielem, besonders aber mit folgenden Gründen: sie
würden so nichts verloren haben, ja nach dem Tode ebenso
Menschen sein wie zuvor. Sie könnten so durch einen Menschen
wieder in die Welt kommen. Im äußeren Gedächtnis sei
die Lust des Lebens, und in keiner anderen Fähigkeit und Gabe
sei die Einsicht und Weisheit, außer vielem anderen, durch das
sie sich in ihrer Ansicht bestärkten, bis ihnen dies als das
Wahre erschien.
Allein
andere dachten und redeten dann aus dem entgegengesetzten Prinzip.
Wohl wissend, daß es das Wahre, weil in der göttlichen
Ordnung gegründet ist, sagten sie: wenn die Geister sich des
äußeren Gedächtnisses bedienen dürften, so wären
sie dann in der gleichen Unvollkommenheit, in der sie sich früher
befanden, da sie Menschen waren. Sie würden so in roheren und
dunkleren Vorstellungen sein als diejenigen, die im inneren
Gedächtnis sind, und so nicht nur mehr und mehr verdummen,
sondern auch herabkommen, nicht emporkommen, somit auch nicht ewig
leben. Denn sich wieder ins Weltliche und Leibliche versenken, hieße,
sich wieder in den Zustand des Todes begeben. Ferner, wenn die
Geister sich des äußeren Gedächtnisses bedienen
dürften, so ginge das menschliche Geschlecht zugrunde, denn ein
jeder Mensch werde vom Herrn durch Geister und Engel regiert. Wenn
nun die Geister aus dem äußeren Gedächtnis in den
Menschen einwirken würden, so könnte der Mensch nicht aus
seinem eigenen Gedächtnis, sondern nur aus dem eines Geistes
denken, somit würde der Mensch nicht mehr seines Lebens mächtig
und nicht mehr selbständig sein, sondern wäre besessen. Die
Besessenheiten seien ehedem nichts anderes gewesen, und dergleichen
mehr.
*2478.
Damit ich wüßte, wie es sich damit verhält, daß
der Mensch nicht aus seinem Gedächtnis denken könnte, wenn
die Geister aus ihrem äußeren Gedächtnis einwirkten,
so wurde zwei- und dreimal zugelassen, daß dies geschah: und
nun wußte ich nicht anders, als daß das mein sei, was
nicht mein war, sondern dem Geist angehörte, und daß ich
solche Dinge schon früher gedacht hätte, da ich sie doch
nicht gedacht hatte. Und dies konnte ich nicht wahrnehmen, bevor sie
wieder zurückgetreten waren.
*2479.
Ein neu angekommener Geist wurde unwillig, daß er sich
vieler Dinge, die er bei Leibesleben gewußt hatte, nicht mehr
erinnerte, und es schmerzte ihn wegen des Angenehmen, das er
eingebüßt und das ihm früher so großes
Vergnügen gemacht hatte. Allein es wurde ihm gesagt, er habe gar
nichts verloren, sondern wisse noch alles und jedes, es sei aber im
anderen Leben nicht erlaubt, dergleichen hervorzuholen; und es sei
genug, daß er jetzt viel besser und vollkommener denken und
reden, und seine Vernunft nicht mehr wie früher versenken könne
in dichtes Dunkel, d.h. in materielle und leibliche Dinge, die in dem
Reich, in das er nun gekommen, von keinem Nutzen sind, und daß
er die Dinge, die im Reich der Welt waren, zurückgelassen und
nun alles habe, was für den Gebrauch des ewigen Lebens dienlich
ist, und daß er so und nicht anders selig und glücklich
werden könnte. Somit sei es ein Beweis von Unkenntnis, wenn man
glaube, daß im anderen Leben mit dem Nichtgebrauch des
leiblichen Gedächtnisses die Einsicht verlorengehe, während
es sich doch so verhalte, daß in dem Maß wie sich das
Gemüt vom Sinnlichen und Leiblichen trennen läßt, es
zum Geistigen und Himmlischen erhoben werde.
*2480.
Daß die Menschen nach dem Tod im inneren Gedächtnis
sind, das ihrem Vernunftgebiet angehörte, hat zur Folge, daß
diejenigen, die in der Welt eine bessere Kenntnis der Sprachen hatten
als andere, nicht einmal ein einziges Wörtchen derselben
hervorholen können, und die, welche mehr als andere in den
Wissenschaften bewandert waren, auch nichts von Wissenschaftlichem,
so daß sie sich zuweilen als dümmer erweisen als andere.
Alles aber, was sie durch die Sprachen, und alles, was sie durch die
Wissenschaften in sich aufgenommen haben, das holen sie, weil es ihre
Vernunft gebildet hat, zum Gebrauch hervor. Das dadurch erworbene
Vernünftige ist es, aus dem sie nun denken und reden. Wer durch
die Sprachen und Wissenschaften Falsches aufgenommen und sich darin
bestärkt hat, vernünftelt nur aus Falschem, wer aber
Wahres, der redet aus dem Wahren. Die Neigung selbst ist es, die
Leben gibt, die Neigung zum Bösen gibt dem Falschen, die Neigung
zum Guten dem Wahren Leben. Aus der Neigung denkt ein jeder und ohne
die Neigung keiner.
*2481.
Daß die Menschen nach dem Tod, d.h. die Geister nicht das
Geringste von dem verloren haben, was ihrem äußern oder
leiblichen Gedächtnis angehört, sondern daß sie alles
dazu Gehörige oder dasselbe ganz bei sich haben, obwohl sie aus
demselben das Besondere ihres Lebens nicht hervorholen dürfen,
ist mir durch viele Erfahrung zu wissen gegeben worden, wie dies aus
Folgendem erhellen kann:
Zwei,
die ich bei ihres Leibesleben gekannt hatte und die einander feind
waren, trafen zusammen. Ich hörte den einen die Sinnesart des
andern mit vielen Umständen schildern und dann sagen, welche
Meinung er von ihm gehabt hatte. Er las einen ganzen Brief vor, den
er an ihn geschrieben und vieles der Reihe nach, was ins Besondere
ging und dem äußeren Gedächtnis angehörte, und
was der andere schweigend an erkannte.
*2482.
Ich hörte, wie einer den andern schalt, daß er seine
Gelder behalten hatte und nicht zurückgeben wollte, und dies mit
Umständen, welche dem äußeren Gedächtnis
angehörten, bis der andere sich schämte. Ich hörte
auch, wie der andere darauf antwortete und die Ursachen aufzählte,
warum er dies getan habe, welches alles besondere weltliche
Verhältnisse waren.
*2483.
Frauensperson wurde in den Zustand versetzt, in dem sie war, als
sie noch in der Welt lebte und gerade ein Verbrechen begehen wollte,
und es traten dann die Einzelheiten der Gedanken und die Einzelheiten
des Gespräches mit einer anderen wie ans helle Tageslicht
hervor.
Eine
aus der Rotte der Sirenen wurde, weil sie hartnäckig leugnete,
daß sie eine solche bei Leibesleben gewesen war, in den Zustand
des leiblichen Gedächtnisses versetzt, und dann wurden ihre
Ehebrüche und Schandtaten, die, solange sie lebte, kaum jemand
bekannt gewesen waren, aufgedeckt und der Reihe nach aufgezählt,
beinahe gegen hundert: Wo sie gewesen war, mit welchen sie Ehebruch
trieb, und worauf sie dabei aus war; und das alles so nach dem Leben
wie am hellen Tag. So wurde sie überwiesen.
Dergleichen
wird hervorgeholt, wenn einer nicht auf sich kommen lassen will, daß
er so gewesen war, und zwar in lebendiger Wirklichkeit mit den
einzelnen Umständen.
*2485.
Es war einer bei mir, den ich bei seinem Leibesleben nicht
gekannt hatte. Als ich fragte, ob er wisse, woher er sei, wußte
er es nicht, aber durch das inwendigere Auge wurde er von mir durch
die Städte geführt, in denen ich gewesen war und endlich
durch die Stadt, aus der er stammte, und dann durch die Gassen und
freien Plätze, die er alle kannte, und zuletzt in die Gasse, in
der er gewohnt hatte, und wenn ich die Häuser und ihre Lage
gewußt hätte, so hätte ich auch das erfahren können.
*2486.
Daß die Menschen und jedes, was zu ihrem leiblichen
Gedächtnis gehört, hei sich haben, davon konnte ich mich
sehr oft vergewissern an denen, die ich bei ihrem Leibesleben gekannt
hatte, sofern sie, wenn ich mit ihnen redete, alles und jedes wieder
wußten, was sie in meiner Gegenwart getan und was sie geredet,
und was sie dabei gedacht hatten. Aus diesen und vielen anderen
Erfahrungen, wurde es mir zur Gewißheit, daß der Mensch
alles zum äußeren oder leiblichen Gedächtnis Gehörige
ins andere Leben mitnimmt.
*2487.
Ich bin belehrt worden, daß das äußere
Gedächtnis, an sich betrachtet, nichts anders ist als etwas
Organisches, gebildet aus den Gegenständen der Sinne, besonders
des Gesichts und des Gehörs, in denjenigen Substanzen, welche
die Uranfänge der Nervenfasern sind, und daß gemäß
den Eindrücken von jenen die Formenwechsel entstehen, die
reproduziert werden, und daß diese Formen wechseln und sich
ändern gemäß den Zustandsveränderungen, die mit
den Neigungen und Überzeugungen vorgehen. Ferner daß das
innere Gedächtnis ebenfalls etwas Organisches ist, aber ein
reineres und vollkommeneres, gebildet aus den Gegenständen des
inwendigen Auges, in welches Gegenstände in unbegreiflicher
Ordnung auf gewisse Reihenfolgen verteilt sind.
*2488.
Ehe ich durch lebendige Erfahrungen belehrt war, glaubte ich wie
die anderen, daß kein Geist wissen könne, was in meinem
Gedächtnis und was in meinem Denken ist, sondern daß es
nur bei mir verborgen sei. Allein ich kann versichern, daß die
Geister, die beim Menschen sind, alles in seinem Gedächtnis und
seinen Gedanken haarklein wissen und wahrnehmen, und zwar dies noch
viel deutlicher als der Mensch selbst. Und daß die Engel sogar
die Endzwecke, wie sie sich vom Guten zum Bösen, und vom Bösen
zum Guten wenden, und viel mehr als der Mensch weiß, sehen, wie
z.B. das, was er in seine Lust und so gleichsam in seine Natur und
Sinnesart versenkt hat, und was, wenn dies geschieht, nicht mehr in
Erscheinung tritt, weil er nicht mehr dar über reflektiert.
Der
Mensch soll also ja nicht mehr glauben, daß seine Gedanken
verborgen seien und er keine Rechenschaft geben müsse von den
Gedanken und Handlungen, je nach der Zahl und Beschaffenheit der
Gedanken, die in denselben waren; denn die Handlungen haben von den
Gedanken ihre Beschaffenheit und die Gedanken von den Endzwecken.
*2489.
Was zum inneren Gedächtnis gehört, offenbart sich im an
deren Leben durch eine gewisse Sphäre, an der man die Geister
schon aus der Entfernung kennt, wie beschaffen, nämlich von
welcher Neigung und Überzeugung sie sind. Jene Sphäre
entsteht aus der Tätigkeit der Dinge im inneren Gedächtnis.
Über diese Sphäre sehe man Nr. 1048, 1053, 1316, 1504.
*2490.
Mit dem inneren Gedächtnis verhält es sich so, daß
in dem selben nicht bloß alles und jedes aufbehalten wird, was
der Mensch je von der Kindheit an gesehen und gehört und was er
gedacht, geredet und getan hat, sondern auch das, was er im anderen
Leben sieht und hört, und was er denkt, redet und tut. Allein
dies geschieht mit Unterschied: Die, welche in der Überredung
des Falschen und in der Begierde des Bösen sind, fassen auf und
behalten alles, was mit ihnen übereinstimmt, denn es dringt ein
wie Wasser in Schwämme, das übrige wird zwar auch angespült
(alluunt), aber es wird nur so obenhin behalten, daß sie kaum
wissen, daß es etwas ist. Hingegen die, welche im Glauben an
das Wahre und in der Neigung zum Guten sind, behalten alles, was wahr
und gut ist und werden dadurch fortwährend vervollkommnet. Daher
kommt, daß sie belehrt werden können und belehrt werden im
anderen Leben.
*2491.
Es gibt Geister (von deren Heimat aufgrund göttlicher
Barmherzigkeit des Herrn anderwärts geredet werden soll), die
das innere Gedächtnis darstellen, diese reisen in Scharen umher
und locken auf wunderbare Weise alles hervor, was andere wissen, und
alles, was sie hören, teilen sie den ihrigen mit.
*2492.
Welche Bewandtnis es mit den Gedächtnissen hat, wird zu
weilen im anderen Leben sichtbar in Gestalten dargestellt, die bloß
dort erscheinen, (es stellte sich dort vieles sichtbar dar, was sonst
bei den Menschen bloß in die Ideen fällt).
Das
äußere Gedächtnis stellt sich zur Erscheinung so dar
wie eine dicke Haut (instar calli), das innere wie eine markige
Substanz, wie sie sich im menschlichen Gehirn findet. Hierdurch wird
auch zu erkennen gegeben, wie sie beschaffen sind: Bei denen, die
sich bei Leibesleben bloß aufs Gedächtnis verlegt und so
ihre Vernunft nicht ausgebildet hat ten, erscheint ihre
Dickhäutigkeit hart und inwendig gekehrt (striata). Bei denen,
die das Gedächtnis mit Falschheiten angefüllt hatten,
erscheint sie haarig und struppig, und zwar dies infolge der
ungeordneten Anhäufung von Sachen. Bei denen, die sich aus
Selbst- und Weltliebe auf das Gedächtniswissen verlegt hatten,
erscheint sie wie zusammengeleimt (conglutinata) und verhärtet.
Bei denen, die durch Wissenschaftliches, besonders Philosophisches,
in die göttlichen Geheimnisse eindringen und nicht eher glauben
wollten, als wenn sie durch jenes überzeugt würden,
erscheint sie wie eine dunkelfarbige (tenebricosa), von der Art, daß
sie die Lichtstrahlen einsaugt und in Finsternis verkehrt. Bei denen,
die Betrüger (dolosi) und Heuchler waren, erscheint sie wie
knöchern und von Elfenbein, das die Lichtstrahlen zurückwirft.
Bei
denen aber, die im Guten der Liebe und im Wahren des Glaubens waren,
erscheint keine solche Dickhaut, weil ihr inneres Gedächtnis die
Lichtstrahlen durchläßt in das Äußere, in
dessen Gegenstände oder Vorstellungen die Strahlen wie in ihrer
Grundlage oder wie in ihrem Boden sich begrenzen (terminantur) und
hier leibliche Aufnahmegefäße finden. Denn das äußere
Gedächtnis ist das Letzte der Ordnung, in das die geistigen und
himmlischen Dinge sanft (molliter) aus laufen und zur Ruhe kommen,
wenn daselbst Gutes und Wahres ist.
*2493.
Ich redete mit den Engeln über das Gedächtnis der
vergangenen, und der daher rührenden ängstlichen Sorge
wegen der zukünftigen Dinge, und ich wurde belehrt, daß
die Engel, je innerlicher und vollkommener sie sind, desto weniger um
das Vergangene sich kümmern und an das Zukünftige denken,
und daß darauf auch ihre Seligkeit beruht, indem sie sagen, daß
der Herr ihnen in jedem Augenblick gebe, was sie denken sollen, und
zwar dies mit einem seligen und wonnigen Gefühl, und daß
sie oft ohne Sorgen und Bekümmernisse seien. Ferner, daß
dieses im inneren Sinn unter dem verstanden werde, daß sie das
Manna täglich vom Himmel empfingen und unter dem Täglichen
des Brotes im Gebet des Herrn. Sodann daß man nicht sorgen
soll, was man essen und trinken und womit man sich kleiden werde. Daß
sie aber, ob wohl sie um das Vergangene sich nicht kümmern und
wegen des Zukünftigen nicht besorgt sind, dennoch die
vollkommenste Erinnerung an das Vergangene und eine Anschauung des
Zukünftigen haben, weil in all ihrem Gegenwärtigen sowohl
das Vergangene als auch das Zukünftige ist. So haben sie ein
vollkommeneres Gedächtnis als je gedacht und ausgedrückt
werden kann.
*2494.
Menschen, die in der Liebe zum Herrn und in der Liebtätigkeit
gegen den Nächsten sind, haben, während sie in der Welt
leben, bei sich und in sich engelische Einsicht und Weisheit, aber
verborgen in dem Innersten ihres inneren Gedächtnisses. Diese
Einsicht und Weisheit kann ihnen gar nicht ins Bewußtsein
aufsteigen, ehe sie das Leibliche ausziehen. Alsdann wird das
Gedächtnis des Besonderen, wovon oben die Rede war,
eingeschläfert, und sie erwachen zum inneren Gedächtnis und
allmählich in da eigentliche Engelische.
*2589. Zustand und Los der Völkerschaften
und Völker im anderen Leben, die außerhalb der Kirche
geboren sind.
Die
allgemeine Meinung ist, daß diejenigen, die außerhalb der
Kirche geboren wurden und Nichtchristen und Heiden (ethinici et
gentiles) genannt werden, nicht selig werden können, weil sie
nicht das Wort haben und daher nichts vom Herrn wissen, ohne den kein
Heil ist.
Daß
aber dennoch auch sie selig werden, kann man schon dar aus wissen,
daß des Herrn Barmherzigkeit allumfassend ist, d.h. über
alle einzelnen waltet; daß jene ebenso als Menschen geboren
werden, wie die innerhalb der Kirche, deren verhältnismäßig
wenige sind, und daß es nicht ihre Schuld ist, wenn sie vom
Herrn nichts wissen.
Welches
nun ihr Zustand und Los im anderen Lehen ist, wurde mir aus des Herrn
göttlicher Barmherzigkeit gezeigt.
*2590.
Vielfältig bin ich belehrt worden, daß Heiden, die ein
gesittetes Lehen führten, gehorsam waren, und auch in
gegenseitiger Liebtätigkeit lebten, und die ihrer Religion gemäß
eine Art von Gewissen empfingen, im anderen Leben willkommen sind und
dort mit angelegentlicher Sorge von den Engeln im Guten und Wahren
des Glaubens unterrichtet werden.
Wenn
dieselben unterrichtet werden, betragen sie sich bescheiden,
verständig und weise; sie fassen leicht auf und eignen es sich
gerne an, denn sie haben sich keine Grundsätze des Falschen
gegen die Glaubenswahrheiten gebildet, die zu zerstören wären,
noch weniger Ärgernisse gegen den Herrn, wie mehrere Christen,
die ein Leben des Bösen führten. Außerdem haben
solche keinen Haß gegen andere, sie rächen Beleidigungen
nicht, auch spielen sie keine Ränke und Betrügereien, ja
sie sind wohlwollend gegen die Christen, während umgekehrt diese
jene verachten, auch soviel sie können schädigen, sie
werden aber ihrer Unbarmherzigkeit vom Herrn entnommen und beschirmt.
Denn
es verhält sich mit den Christen und Heiden so im anderen Leben,
daß Christen, welche die Wahrheiten des Glaubens anerkannten
und zugleich ein Leben des Guten führten, den Heiden bei der
Aufnahme vorgezogen werden; aber solcher sind heutzutage wenige. Die
Heiden aber, die im Gehorsam und gegenseitiger Liebtätigkeit
lebten, werden vor den Christen aufgenommen, die kein so gutes Leben
führten. Denn alle die im ganzen Weltkreis werden durch die
Barmherzigkeit des Herrn aufgenommen und selig gemacht, die im Guten
lebten, denn eben das Gute ist es, welches das Wahre aufnimmt. Das
Gute des Lebens ist der eigentliche Boden für den Samen, d.h.
für das Wahre; das Böse des Lebens nimmt es gar nicht an;
wenngleich die, welche im Bösen sind, auf tausend Arten
unterrichtet, sogar wenn sie die Bestunterrichteten würden, so
gehen gleichwohl die Glaubenswahrheiten bei ihnen nicht weiter als
ins Gedächtnis und dringen nicht in die Neigung ein, die eine
Sache des Herzens ist; darum verlieren sich auch die Wahrheiten ihres
Gedächtnisses und werden im anderen Leben zunichte.
*2591.
Aber es gibt unter den Heiden, wie unter den Christen, Weise und
Einfältige; um zu erfahren, wie geartet sie sind, durfte ich mit
jenen und diesen reden, zuweilen Stunden und Tage lang; aber deren,
die weise sind, gibt es heutzutage kaum etliche, aber viel mehr in
den alten Zeiten, hauptsächlich in der Alten Kirche, von der aus
die Weisheit zu mehreren Völkerschaften sich verbreitete. Um zu
wissen, wie geartet sie waren, durfte ich mit einigen in vertrautem
Gespräch sein: wie beschaffen nun ihre Weisheit war und wie sie
sich vor der heutigen auszeichnete, kann aus dem, was folgt,
erhellen.
*2592.
Es war bei mir einer, der ehedem unter den Weiseren war und daher
auch in der gebildeten Welt bekannt: mit dein habe ich über
Verschiedenes geredet; und weil ich merkte, daß er weise
gewesen, besprach ich mich mit ihm über die Weisheit, über
die Einsicht, über die Ordnung, über das Wort, und zuletzt
über den Herrn.
Von
der Weisheit sagte er, daß es keine andere gebe als die, welche
sich aufs Leben bezieht, und daß von etwas anderem Weisheit
nicht ausgesagt werden könne; von der Einsicht, daß diese
aus jener herkomme; von der Ordnung, daß sie vom höchsten
Gott sei, und daß in ihr leben heiße, weise und
verständig sein. Was das Wort betrifft, So hatte er, als ich ihm
etwas aus den Propheten vorlas, eine gar große Freude,
vornehmlich daran, daß die einzelnen Namen und Worte etwas
Inwendiges bezeichnen, wobei er sich sehr verwunderte, daß die
Gebildeten heutzutage keine Freude an solcher Forschung haben.
Ich
wurde deutlich inne, daß das Inwendigere seines Denkens oder
Gemütes geöffnet war, jedoch bei einigen Christen, die
zugegen waren, verschlossen; denn es herrschte bei diesen ein Neid
gegen ihn und Unglaube, daß das Wort so beschaffen sei. Ja, als
ich das Wort zu lesen fortfuhr, sagte er, er könne nicht da
sein, weil das, was er inne werde, zu heilig sei, als daß er es
ertragen könnte: so angeregt wurde er innerlich. Dagegen die
Christen sagten mit lauter Stimme, sie könnten wohl da sein,
nämlich darum, weil das Inwendige ihnen verschlossen war, und
das Heilige sie nicht anregte.
Endlich
sprach ich mit ihm vom Herrn, daß Er als Mensch geboren, aber
von Gott empfangen sei; daß Er das Menschliche ausgezogen und
das Göttliche angezogen habe; und daß Er es sei, der das
Weltall regiert. Hierauf antwortete er, er wisse mehreres vom Herrn,
und er begriff in seiner Weise, daß es nicht anders habe
geschehen können, wenn das Menschengeschlecht gerettet werden
sollte. Indessen streuten einige böse Christen mancherlei
Ärgernisse ein, aber er kümmerte sich nicht darum, und
sagte, es sei kein Wunder, weil sie bei Leibesleben über diese
Gegenstände nicht solches, was sich geziemt, in sich aufgenommen
hätten, und daß sie, ehe solche Begriffe weggeschafft
seien, das, was begründet, nicht annehmen können, wie die,
welche nichts wissen. Dieser war ein Heide.
*2593.
Ich durfte auch mit anderen reden, die in alten Zeiten gelebt haben,
und die damals unter den Weiseren gewesen sind: sie erschienen zuerst
vorne in einiger Entfernung und konnten dort das Inwendigere meiner
Gedanken, somit mehreres vollständig wahrnehmen. Aus einer
einzigen Idee konnten sie eine ganze Reihe wissen und sie mit Wonnen
der Weisheit samt lieblichen Vorbildungen füllen.
Hieraus
wurde erkannt, daß sie zu den Weiseren gehörten, und es
wurde gesagt, sie seien von den Alten; und so traten sie näher
herzu, und als ich ihnen dann etwas aus dem Wort vorlas, waren sie
höchlichst erfreut. Ihre Freude und Lust selbst durfte ich inne
werden. Sie kam hauptsächlich daher, daß alles und jedes,
was sie aus dem Wort hörten, Vorbildungen und Bezeichnungen
himmlischer und geistiger Dinge waren. Sie sagten, daß zu ihrer
Zeit, als sie in der Welt lebten, die Weise ihres Denkens und Redens,
dann auch ihres Schreibens so beschaffen, und daß dies das
Studium ihrer Weisheit gewesen sei.
*2594.
Was aber die Heiden betrifft, die heutzutage auf der Erde sind, so
sind sie nicht so weise, sondern meistens einfältigen Herzens:
aber dennoch nehmen im anderen Leben diejenigen von ihnen Weisheit
an, die in gegenseitiger Liebtätigkeit lebten; von ihnen darf
ich das, was folgt, berichten.
*2595.
Ich hörte einen lauten Gesang, der aber rauher tönte als
gewöhnlich. Aus dem Ton merkte ich sogleich, daß sie aus
den Heiden waren. Es wurde mir von den Engeln gesagt, daß es
Heiden seien, die vor drei oder vier Tagen aufgeweckt wurden. Der
Gesang oder Chor wurde mehrere Stunden lang gehört, und man
konnte merken, daß sie schon während der kurzen Zeit, wo
man ihn hörte, mehr und mehr sich vervollkommneten. Als ich mich
hierüber verwunderte, wurde gesagt, daß jene in Chore,
somit in Harmonie in einer Nacht eingeleitet werden könnten, was
bei den meisten Christen kaum in dreißig Jahren möglich
sei.
Gesänge
(gyri) oder Chöre sind, wenn mehrere zusammen reden, alle wie
einer, und einer wie alle. Aber von den Gesängen und Chören
soll aus göttlicher Barmherzigkeit des Herrn anderwärts
gesprochen werden.
*2596.
Ein Chor stand eines Morgens in einiger Entfernung vor mir. Aus
den Vorbildungen des Chors konnte man merken, daß es Chinesen
waren; denn sie stellten das Bild eines wolligen Bocks, sodann einen
Hirsekuchen und einen Löffel aus Ebenholz, wie auch die
Vorstellung einer schwimmenden Stadt dar. Sie wünschten mir
näher zu kommen, und als sie sich herannahten, sagten sie, sie
möchten allein bei mir sein, um ihre Gedanken zu eröffnen;
aber es wurde ihnen gesagt, sie seien nicht allein, und andere seien
da, darüber unwillig, daß sie allein sein wollten, da sie
doch nur Gäste seien. Als sie deren Unwillen inne wurden, fielen
sie auf den Gedanken, ob sie sich gegen den Nächsten verfehlt,
und ob sie sich etwas, das anderen gehörte, zugeeignet hätten.
(Die Gedanken teilen sich im anderen Leben alle mit.) Ihre
Gemütsbewegung konnte ich inne werden, sie war ein Gefühl
der Anerkennung, daß sie dieselben womöglich beleidigt
hätten, sodann ein Schamgefühl darüber, sowie die eine
und andere die gutherzige Regung. Daraus ließ sich erkennen,
daß sie mit Liebe begabt waren.
Gleich
darauf redete ich mit ihnen, endlich auch vom Herrn. Als ich Ihn
Christus nannte, merkte man bei ihnen ein gewisses Widerstreben, aber
als Ursache wurde entdeckt, weil sie das von der Welt her mitgebracht
hatten, aus dem Umstand, daß sie wußten, die Christen
leben schlimmer als sie und in keiner Liebtätigkeit, aber als
ich einfach den Herrn nannte, da wurden sie innerlich bewegt. Sie
wurden hernach von den Engeln unterrichtet, daß die christliche
Lehre mehr als jede andere in der ganzen Welt Liebe und Liebtätigkeit
vorschreibe, daß es aber wenige seien, die nach ihr leben.
*2597.
Es gibt Heiden, die, da sie in der Welt lebten, aus dem Umgang
und von Hörensagen erkannt haben, daß die Christen das
schlimmste leben führen, in Ehebrüchen, in Haß und
Händeln, in Trunkenheit und dergleichen, vor dem sie ein Grauen
gehabt haben, weil solches gegen ihre Gesetze, Sitten und
Religionslehren ist. Diese sind im anderen Leben ängstlicher als
andere, die Glaubenswahrheiten anzunehmen, aber sie werden von den
Engeln unterrichtet, daß die christliche Lehre und der
eigentliche Glaube ganz anderes Lehrt und daß jene weniger als
die Heiden nach den Lehrsatzungen leben. Wenn sie dies vernehmen, so
nehmen sie die Glaubenswahrheiten an und beten den Herrn an, aber
später.
*2598.
Als ich im 17. und 18. Kapitel der Richter von Micha las, daß
die Söhne Dans sein Götzenbild, seine Theraphim und seinen
Leviten wegführten, war ein Geist aus den Heiden da, der bei
seinen Lebzeiten ein Götzenbild angebetet hatte. Als dieser
aufmerksam hörte, was dem Micha geschehen und in welchem Jammer
er um sein Götzenbild war, das die Daniten weggenommen hatten,
überkam und erregte auch ihn ein solcher Schmerz, daß er
vor innerlichem Schmerz kaum wußte, was er denken sollte.
Dieser Schmerz teilte sich mir mit, und zugleich wurde ich auch aus
seinen einzelnen Regungen seine Unschuld inne. Es waren auch
Christengeister da und beobachteten es und verwunderten sich, daß
ein Götzendiener von einer so gewaltigen Regung des Erbarmens
und der Unschuld bewegt wurde.
Hernach
redeten gute Geister mit ihm und sagten, daß man ein Götzenbild
nicht anbeten solle, und daß er das als Mensch wohl einsehen
könne; sondern er müsse absehen von einem gemachten Bild
und sich Gott, den Schöpfer und Regenten des ganzen Himmels und
der ganzen Erde denken, und daß dieser Gott der Herr sei. Als
dies gesagt wurde, durfte ich die Inbrunst seiner Anbetung
innewerden, die sich mir mitteilte, und die viel ehrfurchtsvoller war
als bei den Christen.
Hieraus
konnte erhellen, daß die Heiden leichter in den Himmel kommen
als die Christen heutzutage, die nicht erregt werden, gemäß
den Worten des Herrn bei Luk. 13/29 30; denn in dem Zustand in dem er
war konnte er in alle Glaubenswahrheiten eingeweiht werden und sie
mit inwendiger Regung annehmen. Bei ihm war Erbarmen, das der liebe
eigen ist und in seiner Unwissenheit war Unschuld; und wenn diese
vorhanden sind wird alles zum Glauben Gehörige wie von selber
angenommen, und zwar mit Freuden. Er wurde nachher unter die Engel
aufgenommen.
*2599.
Es war auch ein anderer unter den Heiden der im Guten der
Liebtätigkeit gelebt hatte; als derselbe Christen über
Glaubenssachen räsonieren (vernünfteln) hörte (die
Geister räsonieren unter sich viel eingehender und schärfer
als die Menschen hauptsächlich über Gutes und Wahres, weil
dieses dem anderen Leben angehört) wunderte er sich, daß
sie so untereinander stritten. Er sagte, er wolle das nicht hören;
denn sie räsonierten aus Täuschungen und sprach sich so
gegen sie aus: wenn ich gut bin so kann ich das, was wahr ist, aus
dem Guten selbst wissen und was ich nicht weiß, kann ich
aufnehmen.
*2600.
Die gutgesinnten Heiden werden im anderen leben meistens gemäß
den Zuständen ihres Lebens und gemäß ihrer Religion,
soviel dies geschehen kann, unterrichtet, somit auf verschiedene
Arten; hier darf ich bloß drei angeben.
*2601.
Einige von ihnen werden in den Zustand der Ruhe wie in Schlaf
versetzt und dann kommt es ihnen vor, wie wenn sie kleine Städte
erbauten und mitten in denselben etwas Geheimes zu verbergen das sie
von niemand verletzt wissen wollen. Jene Städte schenken sie
anderen, mit der Bitte, daß sie das Geheimnis in der Mitte
derselben nicht verletzen möchten. So wird ihnen Unschuld
eingeflößt, sodann Liebtätigkeit, mit der
Vorstellung, daß das Geheimnis sich auf den Herrn beziehe.
In
diesem Zustand werden sie ziemlich lange gehalten. Es ist der Zustand
der Unwissenheit in der Unschuld ist: sie werden von Kindern
beschirmt, daß ihnen niemand Schaden zufügt. Mit diesen
redete ich und wurde vom Stand ihrer Unschuld und Liebtätigkeit
in hohem Grade beeindruckt, sodann von der Sorge wie sie das
Geheimnis verbergen und der heiligen Furcht, daß es nicht
verletzt werde.
*2602.
Es gibt eine Völkerschaft, es wurde gesagt aus Indien,
welche die Religion haben, daß sie den größten Gott
in der Weise verehren, daß sie, wenn sie ihn anbeten, sich
zuerst groß machen, aber bald darauf als Würmer zu Boden
werfen: sodann daß über dem Weltall, von dem sie glauben,
daß es im Kreis herum gehe, jener größte Gott sei,
der von da aus sehe, was sie tun. Weil sie solche Religionsbegriffe
haben, werden sie im anderen leben in dieselben zurückversetzt.
Mit diesen habe ich, während sie sich solches einbildeten,
geredet. Sie sind zum größten Teil bescheiden, gehorsam,
einfältigen Herzens. Sie werden nach und nach durch Engel von
jener Phantasie befreit: denn sie werden, in Gemäßheit
ihrer Religion belehrt, daß der größte Gott, der
Herr sei und daß sie sich deswegen groß machen mögen;
daß sie Ihn anbeten können, und daß sie dennoch wie
Würmer seien und daß der Herr aus der obersten Höhe
alles und jedes sehe. So werden sie durch ihre Religion auf
angemessene Weise in die Erkenntnisse des Wahren und Guten
eingeleitet.
*2603.
Es gibt gewisse Heiden aus jenen Gegenden, wo Neger (Schwarze)
sind, die von ihrem Leben in der Welt her den Wunsch haben, hart
behandelt zu werden, indem sie glauben, daß niemand in den
Himmel kommen könne außer durch Strafen und Drangsale und
daß sie hernach Freundlicheres, was sie Paradiesisches nennen,
empfangen.
Weil
diese solche Gedanken ihrer Religion gemäß haben, werden
sie im anderen Leben auch zuerst hart behandelt von gewissen
Christen, die sie Teufel nennen und werden hernach in Paradiesisches
geführt, wovon Nr. 1622. Aber sie werden von Engeln belehrt, daß
die Strafen und Drangsale ihnen vom Herrn zum besten gewendet worden
seien, wie bei denen die in Versuchungen sind; sodann daß
paradiesische Orte nicht der Himmel seien, sondern die Neigung zu
Himmlischen und Geistigen darin; und daß sie auf einem Weg der
Wahrheit gewesen seien, aber im Schatten der Unwissenheit.
Sie
redeten lange mit mir. Solange sie im Stande der Drangsale waren,
hatte ihre Rede gleichsam etwas Zusammenstoßendes, somit
unterschieden von der Rede anderer, als sie aber, nachdem sie die
Drangsale durchgemacht hatten, zu den paradiesischen Orten erhoben
wurden, hatten sie keine solche Rede mehr sondern eine beinahe
Engelische.
Aus
ihrer Religion haben sie auch den Glauben, daß sie Inwendigeres
haben wollen, sie sagten, daß sie dann, wenn sie hart behandelt
werden, schwarz seien, aber daß sie nachher die Schwärze
ablegen und das Weiße (candorem) anziehen, da sie wissen, daß
ihre Seelen weiß seien, aber ihre Leiber schwarz.
*2604.
Es ist gewöhnlich, daß Heiden, die einen Gott unter
einem Bild oder Bildsäule oder irgendein geschnitztes Werk
angebetet haben, wenn sie ins andere Leben kommen, zu gewissen
Geistern geführt werden, die an derselben Götter oder
Götzen Stelle da sind, aus dem Grund, daß sie ihre
Phantasie ablegen sollen und wenn sie etliche Tage bei ihnen gewesen
sind, werden sie wieder von da weggebracht. Die, welche Menschen
angebetet haben, werden auch zuweilen zu denselben, oder zu anderen,
die ihre Stelle vertreten, eingeführt; wie z.B. mehrere von den
Juden zu Abraham, Jakob, Mose, David: aber wenn sie wahrnehmen, daß
sie ein ebensolches Menschliches haben, wie andere und nicht helfen
können, so schämen sie sich, und werden an ihre Örter,
ihrem Leben gemäß gebracht.
Unter
den Heiden werden im anderen Leben am meisten die Afrikaner geliebt;
denn diese nehmen leichter als die übrigen das Gute und Wahre
des Himmels an: sie wollen vornehmlich Gehorsame heißen, nicht
aber Gläubige; sie sagen, daß die Christen, weil sie die
Glaubenslehre haben, Gläubige genannt werden können, sie
aber nicht, außer wenn sie dieselbe annehmen, oder wie sie
sagen, annehmen können.
*2605.
Ich redete mit einigen, die in der Allen Kirche waren, und die
damals vom Herrn wußten, daß Er kommen werde und in Gutes
des Glaubens eingeweiht waren, aber dennoch abfielen und Götzendiener
wurden. Sie waren vorne zur Linken an einem finsteren Ort und in
einem elenden Zustande. Ihre Rede war wie pfeifend, eintönig,
beinahe ohne vernünftiges Denken. Sie sagten, daß sie
schon viele Jahrhunderte lang da seien, und daß sie zuweilen
von da herausgenommen würden, um anderen für gewisse
Nutzzwecke zu dienen, die aber geringfügig seien.
Durch
sie wurde Anlaß gegeben, von mehreren Christen zu denken, die
nicht äußerlich, aber innerlich Götzendiener sind und
im Herzen den Herrn, somit auch die Wahrheiten des Glaubens leugnen,
was für ein Los auf sie im anderen Leben wartet.
*2727. Von den Ehen, wie sie in den Himmeln
angesehen werden und von den Ehebrüchen.
Was
echte eheliche Liebe ist und woher ihr Ursprung, wissen heutzutage
wenige, aus dem Grund, weil wenige in ihr sind. Es glauben beinahe
alle, daß sie angeboren sei und so aus einem, wie sie sagen,
natürlichen Instinkt ausfließe, und um so mehr, weil das
Eheliche auch bei den Tieren existiert, während doch zwischen
der ehelichen Liebe bei den Menschen und dem Ehelichen bei den Tieren
ein solcher Unterschied ist, wie zwischen dem Zustand des Menschen
und dem Zustand eines unvernünftigen Tieres.
*2728.
Und weil wenige heutzutage wissen, was echte eheliche Liebe, so
soll sie aus dem, was mir aufgedeckt worden, beschrieben werden:
Die
eheliche Liebe leitet ihren Ursprung her von der göttlichen Ehe
des Guten und Wahren, somit vom Herrn selbst. Daß von daher die
eheliche liebe stammt, erscheint nicht sinnen- und begriffsmäßig,
aber gleichwohl kann es erhellen aus dem Einfluß und aus der
Entsprechung, außerdem aus dem Wort.
Aus
dem Einfluß: Der Himmel wird kraft der Vereinigung des Guten
und Wahren, die vom Herrn einfließt, mit einer Ehe verglichen
und eine Ehe genannt;
Aus
der Entsprechung: wenn das mit dem Wahren vereinigte Gute in die
untere Sphäre herabfließt, stellt es eine Vereinigung der
Gemüter dar, wenn in die noch tiefere, eine Ehe; daher ist die
Vereinigung der Gemüter aus dem mit dem Wahren vereinigten Guten
vom Herrn die eigentliche eheliche Liebe.
*2729.
Daß von daher die echte eheliche Liebe ist, kann auch
daraus erhellen, daß niemand in ihr sein kann, wenn er nicht im
Guten des Wahren und Wahren des Guten vom Herrn ist. Sodann erhellt
es auch daraus, daß himmlisches Glück und Seligkeit in
jener Liebe ist; und die in ihr sind, kommen alle in den Himmel oder
in die himmlische Ehe. Ferner erhellt es daraus: Wenn bei den Engeln
von der Vereinigung des Guten und Wahren die Rede ist, dann stellt
sich in der unteren Sphäre bei guten Geistern das Vorbild einer
Ehe dar, aber bei bösen Geistern das Vorbild eines Ehebruchs.
Daher
kommt es, daß im Wort die Vereinigung des Guten und Wahren eine
Ehe heißt, aber die Entwesung des Guten und die Verfälschung
des Wahren Ehebruch und Hurerei, man sehe Nr. 246
*2730.
Die Menschen der Ältesten Kirche haben vor allem auf dieser
Erde in echter ehelicher Liebe gelebt, weil sie himmlisch waren aus
dem Guten im Wahren, und zugleich mit den Engeln im Reich des Herrn,
und in jener Liebe hatten sie den Himmel. Aber die Nachkommen, bei
denen die Kirche zerfiel, fingen an, die Kinder zu lieben, nicht den
Gatten: denn die Kinder können auch von den Bösen geliebt
werden, aber der Gatte kann nur geliebt werden von den Guten.
*2731.
Es wurde von jenen Uralten gehört, die eheliche Liebe sei
von der Art, daß eines ganz des anderen sein will, und zwar mit
Erwiderung, und wenn gegen- und wechselseitig, so seien sie in
himmlischer Seligkeit. Sodann sei die Verbindung der Gemüter von
der Art, daß dieses Gegen- und Wechselseitige in allem und
jedem des Lebens, das ist in allem und jedem der Neigung und in allem
und jedem des Denkens sei. Deswegen sei es vom Herrn so geordnet, daß
die Frauen sein sollen Neigungen des Guten, die dem Willen angehören,
und die Männer Gedanken des Wahren, die dem Verstande angehören,
und daß eine Ehe daher so sein soll, wie sie ist zwischen dem
Willen und Verstand, und zwischen allem und jedem dazu Gehörigen
bei dem Menschen, der im Guten des Wahren und Wahren des Guten ist.
*2732.
Ich redete mit den Engeln von diesem Gegen- und Wechselseitigen,
wie beschaffen es sei, und sie sagten, daß das Bild und die
Ähnlichkeit des einen sei im Gemüt des anderen, und daß
sie so nicht nur im Einzelnen (in singulis) sondern auch im Innersten
des Lebens zusammen wohnen (cohabitent), und daß die Liebe und
Barmherzigkeit des Herrn in ein solches Einfließen könne
mit dem, was glücklich und selig ist.
Sie
sagten auch, daß die, welche im Leben des Leibes in solcher
ehelichen Liebe gelebt haben, beieinander seien und im Himmel als
Engel zusammen wohnen, bisweilen auch mit den Kindern. Daß es
aber sehr wenige seien aus der Christenheit heutzutage, jedoch aus
der Uralten Kirche, die eine himmlische war, alle, und aus der Alten
Kirche, die eine geistige, viele. Daß aber die, welche in der
Ehe lebten, nicht verbunden durch eheliche Liebe, sondern durch
unzüchtige Liebe (amore lascivo), im anderen Leben getrennt
werden, weil keine Unzüchtigkeit im Himmel geduldet wird; und
daß mehr noch getrennt werden die, welche einen Widerwillen
gegeneinander hatten; und noch mehr, die sich haßten. Sobald
beide ins andere Leben kommen, kommen sie meistens zusammen, aber
nachdem sie Hartes erduldet haben, werden sie getrennt.
*2733.
Es waren einige Geister, die infolge der Gewohnheit im
Leibesleben mich mit eigentümlicher Gewandtheit beunruhigten,
und zwar durch einen sanften, gleichsam kosenden Einfluß (per
influxum molliuskulum quasi undantem), wie er vo gutartigen Geistern
zu kommen pflegt; aber man merkte, daß Arglistigkeiten und
dergleichen dahinter stecken, um mich für sich einzunehmen und
zu täuschen. Endlich redete ich mit einem von ihnen, und es
wurde mir gesagt, daß er ein Heerführer gewesen sei, als
er in der Welt lebte; und weil ich merkte, daß in den Ideen
seines Denkens Unzüchtiges sei, redete ich mit ihm von der Ehe.
Die
Rede der Geister ist mit Vorbildungen erhellt, welche die Gesinnungen
vollständig und in einem Augenblick mehrere zugleich ausdrücken.
Er sagte, daß er Ehebrüche im Leben für nichts
geachtet habe, aber man durfte ihm sagen, daß Ehebrüche
ruchlos seien, obwohl sie denen, die so geartet sind, infolge des
Lustreizes, den sie davon hatten und aus der Beredung daher, so
vorkommen, als ob sie nicht so beschaffen, sie sogar erlaubt seien.
Er könne es auch daraus wissen, daß die Ehen Pflanzschulen
des menschlichen Geschlechts, und daher auch Pflanzschulen des
Himmelreiches sind und ebendeswegen gar nicht zu verletzen, sondern
heilig zu halten sind, dann auch aus dem, was er wissen muß,
weil er im anderen Leben ist und im Zustand des Innewerdens, daß
die eheliche Liebe vom Herrn durch den Himmel herniederkommt, und daß
von jener Liebe, als von der Mutter, die gegenseitige Liebe
entstammt, welche ist die Feste des Himmels; und daraus, daß
die Ehebrecher, sobald sie den himmlischen Gesellschaften nahe
kommen, gleich ihren Gestank fühlen, und sich daher zur Hölle
stürzen. Wenigstens hätte er wissen können, daß
die Verletzung der Ehen gegen die göttlichen Gesetze und die
bürgerlichen Gesetze aller Nationen ist; sodann gegen das echte
Licht der Vernunft, weil sowohl gegen die göttliche wie auch
gegen die menschliche Ordnung, außer mehrerem.
Aber
er antwortete, daß er im Leben des Leibes solches gar nicht
gewußt noch gedacht habe. Er wollte vernünfteln ob es so
sei, aber es wurde gesagt, daß die Wahrheit in anderen Leben
keine Vernünfteleien zulasse, denn sie treten fürsprechend
ein für die Lustreize, somit für Böses und Falsches,
und daß er zuerst denken müsse über das, was gesagt
worden ist, weil es wahr; oder auch aus dem im Erdkreis allbekannten
Grundsatz: daß niemand einem anderen tun darf, was er nicht
will, daß ein anderer ihm tue, und so, wenn jemand seine Frau,
die er geliebt hatte, was im Anfang jeder Ehe der Fall ist, auf
solche Art verführt hätte, ob er dann nicht, wenn er im
Zustand der zornigen Entrüstung darüber wäre und er
aus jenem Zustand redete, gleichfalls selbst die Ehebrüche
verwünscht und dann, weil er ja ein Mann von Geist sei (ingenio
pollet), mehr als andere sich gegen solche bestärkt haben würde,
bis er sie zur Hölle verdammt hätte, so hätte er sich
aus sich selbst richten können.
*2734.
Die, welche im Leben des Leibes Seligkeit in den Ehen aus echt
ehelicher Liebe gehabt haben, die haben auch Seligkeit im anderen
leben, so daß die Seligkeit des einen Lebens für sie
fortdauert in der des anderen, und dort entsteht eine Vereinigung der
Gemüter, in welcher der Himmel. Es wurde mir gesagt, daß
bereits die nur ganz allgemeinen Gattungen der daraus kommenden
himmlischen und geistigen Seligkeiten nicht zu zählen seien.
*2735.
Die echte eheliche Liebe ist ein Bild des Himmels, und wenn sie
im anderen leben vorgebildet wird, so geschieht es durch das
Schönste, was man irgend mit den Augen sehen und mit dem Gemüte
fassen kann. Sie wird vorgebildet durch eine Jungfrau von
unbeschreiblicher Schönheit, die umgeben ist von einer weißen
Wolke, so daß man sagen kann, sie sei die Schönheit selber
in Wesen und Form. Es wurde gesagt, daß aus der ehelichen Liebe
alle Schönheit im anderen Leben sei. Ihre Neigungen und Gedanken
werden vorgebildet durch diamantartige Lufterscheinungen, die
gleichsam aus Rubinen und Granaten funkeln, und zwar mit Wonnen, die
das Innerste der Gemüter erregen; sobald aber etwas Unzüchtiges
sich einfindet, werden sie zerstoben.
*2736.
Ich wurde belehrt, die echte eheliche Liebe sei die Unschuld
selbst, die in der Weisheit wohnt. Die, welche in ehelicher Liebe
gelebt haben, sind im Himmel in der Weisheit vor allen, und dennoch
erscheinen sie, wenn sie von anderen angesehen werden, wie Kinder im
blühenden und frühlingshaften Alter, und alles, was sich
dann zuträgt, ist ihnen Freude und Seligkeit. Dieselben sind im
innersten Himmel, welcher der Himmel der Unschuld genannt wird; durch
ihn fließt der Herr in die eheliche Liebe ein; und aus diesem
Himmel sind Engel bei Menschen, die in dieser Liebe leben. Sie sind
auch bei Kindern in ihrem ersten Alter.
*2737.
Bei denen, die in ehelicher liebe leben, ist das Innere des Gemütes
durch den Himmel bis zum Herrn offen, denn diese Liebe fließt
vom Herrn ein durch das Innerste des Menschen. Daher haben sie das
Reich des Herrn in sich; und daher haben sie eine echte Liebe gegen
die Kinder um des Reiches des Herrn willen, und daher sind sie mehr
als alle empfänglich für himmlische Liebestriebe und sind
mehr als alle in gegenseitiger Liebe, denn diese kommt daher, wie der
Bach aus der Quelle.
*2738.
Die gegenseitige Liebe, welcher Art sie im Himmel ist, ist nicht wie
die eheliche Liebe. Diese ist, daß sie will in des anderen
leben sein als eins, aber jene, daß sie dem anderen wohler will
als sich selbst. Solcherart ist die Liebe der Eltern gegen ihre
Kinder, und solcherart ist die Liebe derjenigen, die vom Wohltun
angeregt werden, nicht um ihrer selbst willen, sondern darum, weil es
ihnen Freude macht.
Eine
solche engelische Liebe stammt von der ehelichen Liebe und wird aus
ihr geboren, wie das Kind von seiner Mutter, daher ist sie auch bei
den Eltern gegen die Kinder. Diese Liebe wird vom Herrn bei den
Eltern erhalten, wenn sie auch nicht in ehelicher Liebe sind, aus der
Ursache, damit das Menschengeschlecht nicht zugrunde geht.
*2739.
Aus der Ehe des Guten und Wahren in den Himmeln kommen alle Arten von
Liebe hernieder, die sich verhalten wie die Liebe der Eltern gegen
die Kinder, die Liebe der Brüder unter sich und die Liebe gegen
Verwandte, und so fort den Graden nach in ihrer Ordnung.
Nach
den Arten jener Liebe, die einzig aus dem Guten und Wahren ist, d.h.
aus der Liebe und dem Glauben an den Herrn, werden alle himmlischen
Gesellschaften gebildet, die vom Herrn so verbunden sind, daß
sie einen Menschen darstellen. Daher wird auch der Himmel der Größte
Mensch genannt. Es sind unaussprechliche Verschiedenheiten, die alle
von der Vereinigung des Guten und Wahren aus dem Herrn abstammen und
ihr entspringen. Diese Vereinigung ist die himmlische Ehe.
Daher
kommt es, daß sich von den Ehen auf Erden der Ursprung aller
Blutsfreundschaften und Verwandtschaften ableitet, und ebenso die
Arten der gegenseitigen Liebe nach Graden abgestuft abstammen. Aber
weil heutzutage keine eheliche Liebe ist, werden zwar die
Blutsfreundschaften und Verwandtschaften danach bestimmt, aber es
sind keine Blutsfreundschaften und Verwandtschaften der Liebe. In der
Uralten Kirche waren auch solche Abstammungen der Liebe, daher wohnen
sie in den Himmeln beisammen, unterschieden gleichsam in
Völkerschaften. Familien und Häuser, die alle den Herrn als
ihren einzigen Vater anerkennen.
*2740.
Die echte eheliche Liebe ist nur möglich zwischen zwei Gatten,
das ist, in der Ehe eines Mannes und eines Weibes, gar nicht zwischen
mehreren zugleich, aus dem Grund, weil die eheliche Liebe gegenseitig
ist und erwidernd, und das Leben des einen in dem des anderen
wechselseitig, so daß sie wie eins sind. Eine solche
Vereinigung gibt es zwischen zweien, nicht aber zwischen mehreren;
mehrere zerschneiden diese Liebe.
Die
Menschen der Ältesten Kirche, die himmlisch waren und im
Innewerden des Guten und Wahren wie die Engel, hatten nur eine
Gattin. Sie sagten, sie hätten mit einer Gattin himmlische
Wonnen und Seligkeiten empfunden, und wenn eine Ehe mit mehreren nur
genannt wurde, hätten sie geschaudert: denn die Ehe eines Gatten
und einer Gattin kommt, wie gesagt, hernieder von der Ehe des Guten
und Wahren, oder von der himmlischen Ehe, die so geartet ist, wie
deutlich erhellen kann aus den Worten des Herrn bei Matth. 19/3-12:
„Jesus sprach, habt ihr nicht gelesen, daß der gemacht
hat von Anfang ein Männliches und Weibliches, sie gemacht hat,
und er sprach, um des willen wird ein Mensch verlassen den Vater und
die Mutter und anhangen seinem Weibe, und sie werden sein zu einem
Fleisch. Daher sind sie nicht mehr zwei, sondern ein Fleisch. Was nun
Gott zusammengefügt hat, soll ein Mensch nicht scheiden. Moses
hat um der Härtigkeit eures Herzens willen gestattet, Abschied
zu gehen euren Weibern; von Anfang an war es nicht also. Nicht alle
fassen dieses Wort, sondern die, denen es gegeben ist".
*2741.
Das Gute und Wahre fließt fortwährend vom Herrn bei allen
ein, folglich auch die echte eheliche Liebe, aber sie wird auf
verschiedene Weise aufgenommen, und wie sie aufgenommen wird, von
solcher Art wird sie. Bei den Unkeuschen verwandelt sie sich in
Unzucht, bei den Ehebrechern in Ehebrüche, die himmlische
Seligkeit in unreine Lust, somit der Himmel in die Hölle. Es
verhält sich hiermit wie mit dem Sonnenlicht, das in die
Gegenstände einfließt und gemäß der Form der
Gegenstände aufgenommen, und je nach der Aufnahme blau, rot,
gelb, grün, dunkel, auch schwarz wird.
*2742.
Es gibt etwas der ehelichen Liebe Ähnliches bei einigen, aber
dennoch ist es keine, wenn sie nicht in der Liebe des Guten und
Wahren sind. Es ist eine Liebe, die wie eine eheliche erscheint, aber
sie ist aus Ursachen der Selbst- und Weltliebe, nämlich um zu
Hause bedient zu werden, um in Sicherheit und in guter Ruhe zu sein,
verpflegt zu werden, wenn man nicht wohlauf ist und alt wird, wegen
der Sorge für die Kinder, die man liebt.
Einigen
ist sie aufgelegt aus Furcht vor dem Gemahl, vor üblem Ruf, vor
Leiden. Bei einigen ist es die Liebe zur Unkeuschheit, die sie
herbeiführt; diese erscheint in der ersten Zeit wie eine
eheliche, denn alsdann äffen sie etwas Unschuld nach, spielen
wie Kinder, fühlen Freude etwas wie aus dem Himmlischen. Aber im
Fortgang der Zeit werden sie nicht wie diejenigen, die in der
ehelichen Liebe sind, mehr und enger vereinigt, sondern getrennt.
Die
eheliche Liebe ist auch verschieden bei den Ehegatten. Bei dem einen
kann sie mehr oder weniger sein, bei dem anderen wenig oder nichts,
und weil sie verschieden ist, kann sie dem einen ein Himmel, dem
anderen eine Hölle sein: die Neigung und Aufnahme bestimmen
dies.
*2743.
Ich sah einen großen Hund wie ein Zerberus und fragte, was er
bedeute. Es wurde gesagt, daß durch einen solchen Hund die
Wache bezeichnet werde, daß man in der ehelichen Liebe nicht
von der himmlischen zur höllischen Lust übergehe, und
umgekehrt; denn die, welche in echter ehelicher Liebe, sind in
himmlischer Lust, die aber in Ehebrüchen, sind auch in einem
Lustreiz, der ihnen wie himmlisch erscheint, aber er ist höllisch.
Durch den Hund wird so vorgebildet, daß jene entgegengesetzten
Lustreize keine Gemeinschaft haben.
*2744.
Es wurde mir gezeigt, wie die Lustreize von der ehelichen Liebe
einerseits zum Himmel, andererseits zur Hölle fortschreiten.
Das
Fortschreiten der Lustreize dem Himmel zu, war in zunehmenden
Beglückungen und Seligkeiten, bis zu unzähligen und
unaussprechlichen, und je inwendiger, um so unzähligere und
unausprechlichere, bis zu den eigentlich himmlischen des innersten,
oder Unschuldshimmels. Und das durch die größte Freiheil,
denn alle Freiheit ist aus der Liebe, somit die größte
Freiheit aus der ehelichen Liebe, welche die himmlische selbst ist.
Es
wurde hernach gezeigt, wie die Lustreize der ehelichen Liebe der
Hölle zu fortschreiten, daß sie nach und nach sich vom
Himmel entfernen, und zwar auch aus scheinbarer Freiheit, bis ihnen
kaum etwas Menschliches übrigbleibt. Das Tödliche und
Höllische, in dem sie enden und das gesehen wurde, kann nicht
beschrieben werden. Ein gewisser Geist, der damals bei mir war und
jenes auch sah, eilte vorwärts zu den Sirenen, die so geartet
sind, schrie, er wolle ihnen zeigen, wie ihre Lust beschaffen,
behielt zuerst die Vorstellung der Lust, aber als er allmählich
weiter vorwärts kam, setzte sich die Vorstellung und das
Fortschreiten der Lust zur Hölle fort und endete zuletzt in
einem solchen Grauen. Die Sirenen, die in ihrem Wahn, huren und
ehebrechen sei ehrenwert, wurden auch von anderen wegen ihrer Art
geachtet und als Zierde des Lebens betrachtet. Der größte
Teil von ihnen kommt ins andere Leben aus der Christenheit; man sehe
über sie Nr. 831, 959, 1515, 1983, 2484.
*2745.
Es gibt Weiber die ihre Männer nicht lieben, sondern sie
geringschätzen und endlich für nichts achten. Wie geartet
sie sind, wurde vorgebildet durch einen Hahn, eine wilde Katze und
einen Tiger von dunkler Farbe. Es wurde gesagt, daß solche
anfangen viel zu reden, hernach zu schelten, und endlich die Natur
eines Tigers annehmen.
Es
wurde von einigen gesagt, daß solche dennoch die Kinder lieben,
und geantwortet, daß diese Liebe keine menschliche sei und
ebenso in die Bösen einfließe, wie auch in die Tiere,
mögen sie sein, welche sie wollen, so sehr, daß diese die
Jungen mehr lieben als sich. Es wurde hinzugefügt, daß bei
solchen nichts von ehelicher Liebe sei.
*2746.
Es war ein gewisser Geist in mittlerer Höhe über dem Haupt,
der im Leben des Leibes unkeusch gelebt hatte, indem er ein Vergnügen
hatte an der Abwechslung, so daß er keine beständig
liebte, sondern in Dirnenhäusern mit vielen hurte und jede
nachher wegwarf, wodurch geschah, daß er mehrere betrog und
dadurch das Verlangen nach der Ehe und nach Erzeugung von Kindern
erstickte, und so sich eine unnatürliche Natur zueignete. Alles
dies wurde aufgedeckt und er streng bestraft, und zwar vor den Augen
der Engel; und er wurde hierauf in die Hölle geworfen. Über
die Höllen der Ehebrecher sehe man Nr. 824-830.
*2747.
Weil die Ehebrüche der ehelichen Liebe entgegen sind, so können
die Ehebrecher nicht bei den Engeln im Himmel sein, teils weil sie in
solchem, was dem Guten und Wahren widerstreitet, sind, und so nicht
in der himmlischen Ehe, teils weil sie von der Ehe keine anderen als
unsaubere Vorstellungen haben. Wenn die Ehe nur genannt wird oder
eine Idee derselben vorkommt, sogleich ist in ihren Gedanken
Unkeusches, Schandbares, ja Ruchloses. Ebenso wenn bei den Engeln vom
Guten und Wahren die Rede ist, dann denken solche das Gegenteil
davon; denn alle Neigungen und Gedanken daraus, wie sie in der Weit
beschaffen waren, verbleiben dem Menschen nach dem Tod.
Die
Ehebrecher haben im Sinn, die Gesellschaften zu zerstören,
mehrere derselben sind grausam, Nr. 824, also im Herzen gegen die
Liebtätigkeit und Barmherzigkeit. Sie lachen zu den Leiden
anderer, jedem wollen sie das Seine wegnehmen und tun es auch, soweit
sie es wagen. Es macht ihnen Vergnügen, Freundschaften zu
zerstören und Feindschaften zu stiften. Ihre Religion ist, daß
sie sagen, sie erkennten einen Schöpfer der Welt und eine
Vorsehung an, aber nur eine allgemeine, sowie ein Seligwerden durch
den Glauben, und es könne ihnen nicht schlimmer gehen als
anderen. Wenn sie aber erforscht werden, wie beschaffen sie im Herzen
sind, was im anderen Leben geschieht, glauben sie nicht einmal das,
sondern statt des Schöpfers der Welt die Natur, statt einer
allgemeinen Vorsehung gar keine, über den Glauben denken sie
nicht. All das, weil die Ehebrüche ganz gegen das Gute und
Wahre. Wie sie in den Himmel kommen können, kann daraus jeder
urteilen.
*2748.
Gewisse Geister, die ein ehebrecherisches Leben in der Welt geführt
haben, kamen zu mir und redeten mit mir. Ich merkte, daß sie
noch nicht lange im anderen Leben gewesen waren, denn sie wußten
nicht, daß sie dort waren, sondern meinten, sie seien noch in
der Welt; die Besinnung darüber, wo sie seien, war ihnen
benommen. Ich durfte ihnen sagen, daß sie im anderen Leben
seien, aber bald hatten sie es vergessen, und fragten, wo Häuser
seien, in die sie sich hineinmachen könnten, aber es wurde
gesagt, ob sie denn keine Scheu hätten vor geistigen Dingen,
nämlich vor der ehelichen Liebe, die durch dergleichen
Anlockungen zertrennt wird, und daß es gegen die himmlische
Ordnung sei. Aber auf das achteten sie gar nicht und verstanden es
auch nicht. Ich sagte ferner, ob sie die Gesetze und die Bestrafungen
nach den Gesetzen nicht fürchteten, aber das verachteten sie.
Als ich aber sagte, daß sie vielleicht von den Knechten des
Hauses mit Schlägen übel traktiert würden, das allein
fürchteten sie.
Hierauf
durfte ich ihre Gedanken wahrnehmen, denn diese teilen sich im
anderen Leben mit, sie waren so unsauber und schandbar, daß die
Gutgesinnten (probi) davor schaudern müssen, was jedoch alles
und jedes im anderen Leben vor den Geistern und Engeln offenbar wird.
Hieraus kann auch erhellen, daß solche im Himmel nicht sein
können.
*2749.
Sobald diejenigen, die durch die Ehebrüche vor den Ehen einen
Widerwillen und Ekel gefaßt haben, etwas Angenehmes,
Glückliches und Seliges aus dem Himmel der Engel vernehmen,
verwandelt sich für sie in Widerliches und Ekelhaftes, hernach
in Schmerzliches, endlich in Gestank, so daß sie davon sich zur
Hölle stürzen.
*2750.
Ich wurde von den Engeln belehrt, daß, wenn jemand einen
Ehebruch begeht auf Erden, dann ihm sogleich der Himmel verschlossen
wird, und daß er nachher bloß in Weltlichem und
Leiblichem lebt; und daß dann, wenn er auch von dem, was Sache
der Liebe und des Glaubens ist, hört, solches dennoch nicht in
sein Inneres eindringt; und was er selbst davon redet, nicht aus
seinem Inneren kommt, sondern bloß aus dem Gedächtnis und
dem Mund, auf Antrieb des Stolzes und der Gewinnsucht; denn das
Innere ist dann verschlossen, und es kann nur durch ernstliche Reue
wieder geöffnet werden.
*2751.
Vorne, etwas oben vor dem linken Auge, waren solche zusammengerottet,
die im Leibesleben heimlich und listig anderen nachstellten. Es waren
Ehebrecher und noch in der Geisterwelt, weil unter den
Neuangekommenen. Sie hatten im Brauch, aus ihrer Rotte einige da und
dorthin auszuschicken, um nicht nur gegen die eheliche Liebe, sondern
auch gegen das Gute und Wahre und hauptsächlich gegen den Herrn
Ausfälle zu machen. Die ausgeschickt werden, kommen zu jenen
zurück und erzählen, was sie gehört haben, und so
ratschlagen sie.
Zu
mir schickten sie auch einen, da sie meinten, ich sei ein Geist, weil
ich die Geistersprache redete. Als jener Sendling redete, spie er
Anstößiges aus, hauptsächlich gegen den Herrn, so daß
er gleichsam aus lauter Ärgernissen zusammengesetzt war. Aber
ich antwortete, er solle sich dessen enthalten, den ich wußte,
aus was für einer Rotte und aus was für einer Hefe er war.
Ich sagte, was den Herrn betrifft, weiß ich ohne allen Zweifel,
daß Er eins ist mit dem Vater, daß der ganze Himmel Sein
ist, daß von Ihm alle Unschuld, Friede, Liebe, Liebtätigkeit,
Barmherzigkeit, auch die eheliche Liebe, wie auch alles Gute und
Wahre stammt, welches alles göttlich ist; und daß von Ihm
Moses und die Propheten, das ist, das Ganze und Einzelne des Wortes
im inneren Sinn handeln, und daß Ihn alle Bräuche der
jüdischen Kirche vorgebildet haben, und weil ich darüber so
gewiß sei, daß ich gar keinen Zweifel habe, was er also
wolle? Als er dies hörte, ging er mit Scham von dannen. Es wurde
dies gesagt, daß er es den Ehebrechern, die jene ruchlose Rotte
bildeten, aus der er geschickt wurde, erzählen sollte.
*2752.
Die, weiche von Ehebrüchen angeködert sind, wollen mehr als
andere Geister im anderen Leben Menschen in Besitz nehmen und so
durch sie in die Weit zurückkommen, aber sie werden vom Herrn in
der Hölle festgehalten, daß sie nicht unter die bei den
Menschen befindlichen Geister kommen. Die meisten solcher Art sind
aus der christlichen Welt, selten aus anderen.
*2753.
Es gibt einige in der Welt, die von der Begierde getrieben werden,
Jungfrauen zur Unzucht zu verlocken, an was für einem Ort sie
auch sein mögen, in Klöstern, in Familien, bei den Eltern,
auch Frauen, und sich mit allerlei List und Artigkeiten
einschmeicheln. Weil dieselben an solches gewöhnt sind und davon
eine solche Natur angenommen haben, behalten sie es im anderen Leben
bei, daß sie sich in Gesellschaften einschleichen können
durch Schmeicheleien und Heucheleien; aber weil ihre Gedanken
offenbar sind, werden sie abgewiesen. Sie gehen so von einer
Gesellschaft zur anderen, werden aber überall abgewiesen, auch
gestraft, denn sie suchen das Angenehme und Beglückende anderer
heimlich zu entreißen. Endlich werden sie in keine
Gesellschaften mehr zugelassen, sondern nachdem sie schwere Strafen
ausgestanden haben, werden sie gleichen in der Hölle zugesellt.
*2754.
Die Boshaftesten (dolosissimi) erscheinen zuweilen hoch über dem
Haupt, aber ihre Hölle ist tief unter der Erde des Fußes.
Es sind die heutigen Vorsintfluter (Antediluviani), sie wirken
hinterlistig durch Unschuld, durch Barmherzigkeit und durch allerlei
gute Regungen mit Überredung. Sie waren, solange sie in der Welt
lebten, mehr als andere Ehebrecher. Wo ein schönes, junges
Frauenzimmer war, gingen sie ein, ohne sich ein Gewissen zu machen
und bewogen sie durch jenes zur Unzucht. Sie sind unsichtbar und
wollen nicht entdeckt werden, weil sie es heimlich treiben. Sie sind
auch grausam, haben nur für sich gesorgt und würden es für
nichts geachtet haben, wenn selbst die ganze Welt um ihretwillen
zugrunde gegangen wäre.
Solche
gibt es heutzutage in großer Zahl. Auch wurde gesagt, sie seien
aus der Christenheit. Ihre Hölle ist die allerärgste.
*2755.
Höllen der Ehebrecher gibt es mehrere, dort haben sie nichts
lieber als Schmutz und Kot, das ist ihnen dann eine Lust, wie man
auch an mehreren jener Sorte im Leibesleben ersehen kann, denen es
ein Vergnügen ist, Schmutziges sowohl zu denken als zu erwähnen,
aber sie unterlassen es nur um des Anstandes willen. Der Lustreiz des
Ehebruches verwandelt sich im anderen Leben in solches; es verhält
sich damit, wie wenn die Sonnenwärme, auch im Frühling, in
Kot oder in ein Aas einfließt.
*2756.
Es gibt solche, die Weibergemeinschaft zum Grundsatz gehabt haben,
diese reden im anderen Leben wie Gute, aber sie sind boshaft und
listig. Ihre Strafe ist Schauerlich, sie werden gleichsam in einen
Bündel gesammelt, und vorbildlich wird wie eine Schlange
herumgewunden, die alle wie einen zusammengebündelten Klub
umgibt, und so werden sie verworfen.
*2757.
Als ich durch einige Wohnplätze geführt wurde, kam ich zu
einem, wo eine besondere Wärme die Füße und Lenden
einnahm. Es wurde gesagt, daß dort solche seien, die sich den
Wollüsten ergeben, aber dennoch das natürliche Verlangen,
Kinder zu zeugen, nicht ausgelöscht haben.
*2758.
Daß ächte eheliche Liebe ein Himmel ist, wird vorgebildet
in den Naturreichen, denn nichts in der ganzen Natur gibt es, was
nicht auf irgendeine Weise das Reich des Herrn im allgemeinen
vorbildet; denn das Natürliche leitet seinen ganzen Ursprung aus
dem geistigen Reich her, was ohne einen ihm vorangehenden Ursprung
ist, ist nichts. ES gibt kein Ding, das nicht mit einer Ursache,
sodann mit einem Zweck zusammenhinge. Das Unzusammenhängende
zerfällt augenblicklich, und wird zu nichts. Daher nun die
Vorbilder des Reiches des Herrn in den Naturreichen.
Die
eheliche Liebe wird als Himmel aus der Verwandlung der Raupen in
Nymphen oder Schmetterlinge, und so in Flügler, ersichtlich,
denn wenn die Zeit ihrer Vermählung kommt, welche ist, wenn sie
ihre irdische Form, nämlich ihre raupenartige ablegen, und sie
mit Schwingen ausgerüstet und Flügler werden, dann erheben
sie sich in den Luftkreis, ihren Himmel, spielen dort unter sich,
gehen Ehen ein, legen Eier, und nähren sich von Säften aus
Blumen. Sie sind dann auch in ihrer Schönheit, denn sie haben
Flügel, die mit goldenen, silbernen und anderen sich hübsch
ausnehmenden Farben geziert sind: Solches Schaft das Ehewesen bei so
geringen Tierchen.
*2759.
Zur rechten Seile stieg etwas vom Unterland (e terra inferiore)
herauf wie eine Rolle. Es wurde gesagt, es seien viele Geister vom
ungebildeten, aber nicht schlechten Volk. Es waren Landleute und
andere Einfältige. Ich redete mit ihnen, sie sagten, daß
sie vom Herrn wüßten, dessen Namen sie sich anbefehlen.
Außer diesem wissen sie aber wenig vom Glauben und dessen
Geheimnissen.
Nachher
Stiegen andere herauf, die ein wenig mehr wußten. Daß ihr
Inneres hätte eröffnet werden können, wurde
wahrgenommen, denn dies kann im anderen Leben deutlich wahrgenommen
werden. Sie hatten ein Gewissen, was mir mitgeteilt wurde, daß
ich es wissen sollte; und es wurde gesagt, daß sie in ehelicher
Liebe einfältig gelebt hatten. Sie sagten, daß sie den
Ehegatten geliebt, und sich vor Ehebrüchen gehütet hätten:
daß dies aus Gewissen geschah, erhellte daraus, daß sie
sagten, sie hätten nicht anders können, weil es gegen ihren
Willen. Solche werden im anderen Lieben unterrichtet, im Guten der
Liebe und Wahren des Glaubens vervollkommnet und endlich unter die
Engel aufgenommen.
*2870. Über die Freiheit des Menschen.
Wenige
wissen, was Freiheit und was Unfreiheit ist. Als Freiheit erscheint
alles das, was der Liebe eines Menschen und ihrer Lust angehört,
und als Unfreiheit, was derselben entgegen ist.
Was
der Selbstliebe und Weltliebe und deren Begierden angehört,
erscheint dem Menschen als Freiheit, aber es ist eine höllische
Freiheit; was aber der Liebe zum Herrn und der Liebe gegen den
Nächsten, folglich der Liebe zum Guten und Wahren angehört,
ist eigentliche Freiheit und zwar himmlische Freiheit.
*2871.
Die höllischen Geister wissen nicht, daß es eine andere
Freiheit gibt als die der Selbst- und Weltliebe, d.h. der Begierden
zu herrschen, zu verfolgen und zu hassen alle, die nicht dienen,
jegliche zu quälen ihretwegen, wenn sie könnten, die ganze
Welt zu zerstören, wegzunehmen und sich zuzueignen alles, was
der andere hat; wenn sie in diesen und dergleichen sind, dann sind
sie in ihrer Freiheit, weil in ihrer Lust.
In
jener Freiheit besteht ihr Leben so sehr, daß, wenn sie ihnen
genommen wird, ihnen nicht mehr Leben übrigbleibt, als soviel
ein kaum erst geborenes Kind hat.
Dies
ist mir auch durch lebendige Erfahrung gezeigt worden: ein böser
Geist war der Meinung, ihm könnte solches genommen werden und er
so in den Himmel kommen, daß mithin sein Leben wunderbar in
himmlisches Leben verwandelt werden könnte. Darum wurden ihm
jene Liebesneigungen mit ihren Begierden genommen, was im anderen
Leben durch Trennung von Seinesgleichen geschieht, und da erschien er
offenbar wie ein Kind, das mit den Händen schwimmt, die er kaum
bewegen konnte. Dabei war er zugleich in einem Zustand, daß er
noch weniger als ein Kind denken, gar nichts reden und auch gar
nichts wissen konnte. Aber bald wurde er wieder in seine Lust und so
in seine Freiheit versetzt. Hieraus wurde klar, daß es
unmöglich ist, daß einer, der aus Selbst- und Weltliebe
und folglich in deren Freiheit sich ein Leben geschaffen hat, in den
Himmel kommen kann; denn wenn einem solchen jenes Leben genommen
würde, so würde er gar kein Denk- und Willensvermögen
mehr haben.
*2872.
Die himmlische Freiheit ist aber die, welche vom Herrn kommt. In ihr
sind alle Engel, die in den Himmeln sind. Sie gehört der Liebe
zum Herrn und der Liebe zueinander, somit der Neigung zum Guten und
Wahren an.
Wie
geartet diese Freiheit ist, kann daraus erhellen, daß ein jeder
der in ihr ist, sein Glück und seine Seligkeit dem anderen aus
innerster Neigung mitteilt, und daß er sich glücklich und
selig fühlt, es mitteilen zu können; und weil der ganze
Himmel so geartet ist, so folgt, daß ein jeder der Mittelpunkt
aller Glückseligkeiten ist, und daß alle zusammen den
Einzelnen zukommen. Die Mitteilung selbst geschieht vom Herrn durch
wunderbare Einwirkungen in einer unbegreiflichen Form, welche die
Form des Himmels ist. Eben hieraus kann erhellen, was himmlische
Freiheit ist, und daß sie allein vom Herrn kommt.
*2873.
Welch großer Abstand ist zwischen der himmlischen Freiheit, die
aus der Neigung zum Guten und Wahren stammt, und der höllischen
Freiheit, die der Neigung zum Bösen und Falschen entspringt,
kann daraus erhellen, daß die Engel in den Himmeln, wenn sie
nur an eine solche Freiheit denken, die aus der Neigung zum Bösen
und Falschen oder, was das gleiche, aus den Begierden der Selbst- und
Weltliebe ist, alsbald von inwendigen Schmerzen ergriffen werden, und
umgekehrt, sobald die bösen Geister nur an die Freiheit denken,
die aus der Neigung zum Guten und Wahren oder, was das gleiche, aus
den Wünschen der gegenseitigen Liebe, kommen sie alsbald in
Ängste. Und wunderbar, so entgegengesetzt ist die eine Freiheit
der anderen, daß die Freiheit der Selbst- und Weltliebe den
guten Geistern eine Hölle ist und umgekehrt, die Freiheit der
Liebe zum Herrn und der Liebe zueinander den bösen Geistern eine
Hölle ist: daher sind in der anderen Welt alle unterschieden
gemäß den Freiheiten, oder was das gleiche ist, gemäß
den Liebestrieben und Neigungen, folglich gemäß den
Lustreizen des Lebens, was soviel ist als gemäß den
Lebensarten: denn die Lebensarten sind nichts anderes als Lustreize
und diese nichts anderes als Neigungen, die den Liebestrieben
angehören.
*2874.
Hieraus wird nun offenbar, was die Freiheit ist, nämlich daß
sie ist denken und wollen aus der Neigung heraus: und daß die
Freiheit so geartet ist, wie die Neigung. Ferner daß die eine
Freiheit eine höllische und die andere eine himmlische ist, und
daß die höllische Freiheit von der Hölle, die
himmlische Freiheit aber vom Herrn ist.
Auch
ist offenbar, daß die, welche in der höllischen Freiheit
sind, falls ihnen nicht alles Leben genommen würde, nicht in die
himmlische Freiheit kommen können, d.h. von der Hölle in
den Himmel; sodann daß niemand in die himmlische Freiheit
kommen kann, es sei denn durch Besserung vom Herrn, und daß er
dann eingeführt wird durch die Neigung zum Guten und Wahren,
d.h. durch das Gute des Lebens, dem einzupflanzen ist das Wahre der
Lehre.
*2875.
Das Gute des Lebens oder die Neigung zum Guten wird vom Herrn
eingeflößt auf dem inwendigen Weg, dem Menschen ganz
unbewußt; das Wahre der Lehre aber, bzw. der Glaube auf dem
äußeren Weg und wird ins Gedächtnis getragen, aus dem
es vom Herrn zu gehöriger Zeit und in gehöriger Ordnung
hervorgerufen und mit der Neigung zum Guten verbunden wird. Das
geschieht in der Freiheit des Menschen, denn die Freiheit des
Menschen ist aus der Neigung. Solcherart ist die Einsaat und
Einwurzelung des Glaubens.
Alles,
was in der Freiheit geschieht, das wird verbunden, was aber unter
Zwang geschieht, wird nicht verbunden; was daraus erhellen kann, daß
ganz und gar nichts verbunden werden kann, als wozu man Neigung hat;
die Neigung ist das eigentlich Aufnehmende. Gegen die Neigung etwas
annehmen, ist gegen das Leben. Hieraus wird klar, daß das Wahre
der Lehre oder der Glaube nur angenommen werden kann von der Neigung
dazu; aber wie die Neigung, so die Annahme. Die Neigung zum Wahren
und Guten ist es allein, was das Wahre des Glaubens annimmt, denn sie
stimmen zusammen, und weil sie zusammenstimmen, verbinden sie sich.
*2876.
Weil niemand gebessert werden kann außer in der Freiheit, darum
wird die Freiheit dem Menschen niemals genommen, wie wenig es auch
den Anschein hat. Es ist ewiges Gesetz, daß ein jeder
innerlich, d.h. bezüglich der Neigungen und Gedanken in der
Freiheit sei, damit in sie die Neigung zum Guten und Wahren
eingeflößt werde.
*2877.
So oft die Neigung zum Wahren und die Neigung zum Guten vom Herrn
eingeflößt wird, was geschieht, wenn der Mensch es gar
nicht weiß, dann eignet er sich das Wahre an und tut das Gute
in der Freiheit, weil aus Neigung; denn alles was aus der Neigung,
das ist Freiheit: und dann verbindet sich das Wahre, das Sache des
Glaubens ist, mit dem Guten, das Sache der Liebtätigkeit ist.
Wenn
der Mensch nicht Freiheit hätte in allem, was er denkt und was
er will, so könnte die Freiheit, das Wahre zu denken und das
Gute zu wollen gar niemand eingeflößt werden; denn um
gebessert zu werden, muß der Mensch das Wahre denken wie von
sich, und das Gute tun wie von sich, und was wie von sich geschieht,
ist in der Freiheit. Wenn dem nicht so wäre, gäbe es gar
nie eine Besserung und Wiedergeburt.
*2878.
Unzählige Ursachen sind es, aus denen und um derentwillen der
Mensch das Wahre zu lernen und das Gute zu tun liebt. Es sind der
Ursachen aus der Welt außerordentlich viele, es sind auch aus
dem Körper außerordentlich viele, und dann zuweilen nicht
um des Himmels, noch weniger um des Herrn willen.
So
wird der Mensch vom Herrn durch Neigungen ins Wahre und Gute
eingeführt, und der eine Mensch ganz anders als der andere,
jeder gemäß seines angeborenen und erworbenen Naturells;
und weil er ins Gute und Wahre fortwährend durch Neigungen,
somit fortwährend durch Freiheiten eingeführt wird, so
endlich auch in die Neigungen zum geistig Wahren und geistig Guten.
Jene Zeiten und jene Zustände weiß der Herr allein, und Er
allein ordnet und lenkt sie der Sinnesart und dem Leben eines jeden
angemessen. Hieraus wird klar, warum der Mensch Freiheit hat.
*2879.
Der Herr fließt durch das Innerste des Menschen mit dem Guten
ein, und dort verbindet Er damit das Wahre; im Innersten muß
dessen Wurzel sein. Wenn der Mensch nicht innerlich in der Freiheit
ist in Ansehung aller Neigungen und Gedanken, so kann es nie
geschehen, daß das Gute und Wahre eine Wurzel treibt.
*2880.
Nichts als was aus der Freiheit fließt, erscheint dem Menschen
als das Seine oder, was das gleiche, als sein Eigen. Ursache ist, daß
alle Neigung, die der Liebe angehört, sein eigenstes Leben ist,
und handeln aus Neigung ist aus dem Leben, d.h. aus sich selbst,
somit aus dem Seinigen oder, was das gleiche, aus dem Eigenen. Damit
also der Mensch ein himmlisches Eigene empfange, wie jenes Eigene,
das die Engel im Himmel haben, wird der Mensch in der Freiheit
gehalten und durch die Freiheit so eingeführt.
Jedem
kann bekannt sein, daß den Herrn verehren aus Freiheit,
erscheint wie von sich oder dem Eigenen; daß aber Ihn verehren
aus Zwangs ist nicht von sich selber, sondern von einer Gewalt, die
von außen oder anderswoher antreibt so zu tun, daß somit
der Gottesdienst aus Freiheit der eigentliche Gottesdienst ist und
daß ein Gottesdienst aus Zwang kein Gottesdienst ist.
*2881.
Wenn der Mensch durch Zwang gebessert werden könnte, so gäbe
es keinen Menschen in der ganzen Welt, der nicht selig würde,
denn nichts wäre dem Herrn leichter, als den Menschen zwingen,
Ihn zu fürchten und zu verehren, ja Ihn gleichsam zu lieben; der
Mittel sind unzählige. Weil aber das, was im Zwang und Drang
geschieht nicht verbunden, somit nicht angeeignet wird, darum liegt
es vom Herrn sehr fern, jemand zu nötigen.
Solange
der Mensch in Kämpfen ist oder einer von der streitenden Kirche,
scheint es, als ob der Herr den Menschen nötige, dieser also
keine Freiheit hätte, denn er kämpft alsdann fortwährend
wider die Selbst- und Weltliebe, somit wider die Freiheit, in die er
geboren und in die er hineingewachsen ist, daher kommt es, daß
es ihm so erscheint. Daß aber in den Kämpfen, in denen er
siegt, eine größere Freiheit ist als außer den
Kämpfen, jedoch nicht eine Freiheit aus ihm selbst, sondern vom
Herrn, und gleichwohl scheinbar wie seine, sehe man Nr. 1937 1947.
*2882.
Hauptsächlich darum glaubt der Mensch, er habe keine Freiheit,
weil er weiß, daß er aus sich nicht das Gute tun und das
Wahre denken kann. Er soll aber nicht glauben, daß irgend
jemand die Freiheit habe und gehabt habe, das Wahre zu denken und das
Gute zu tun aus sich, nicht einmal der Mensch, der wegen der
Unbescholtenheit (Reinheit), in der er war, die Ähnlichkeit und
das Bild Gottes genannt wurde. Jedoch alle Freiheit, das Wahre zu
denken, das dem Glauben angehört, und das Gute zu tun, das der
Liebtätigkeit angehört, fließt ein vom Herrn. Der
Herr ist das Gute und das Wahre selbst, also deren Quelle. Alle Engel
sind in solcher Freiheit, ja im wirklichen Innewerden, daß es
so ist. Die inwendigsten Engel werden inne, wieviel vom Herrn und
wieviel von ihnen selbst; aber wieviel vom Herrn, soviel sind sie in
der Seligkeit, hingegen wieviel von ihnen selbst, soviel nicht in der
Seligkeit.
*2883.
Auf daß nun der Mensch ein himmlisch Eigenes empfange, muß
er das Gute tun von sich und das Wahre denken von sich, aber dennoch
wissen und wenn er gebessert ist, denken und glauben, daß alles
Gute und alles Wahre vom Herrn ist, auch im allerkleinsten, und zwar,
weil es so ist.
Daß
hingegen dem Menschen gestaltet wird zu meinen, es sei von ihm
selber, hat den Zweck, daß das Gute und Wahre wie sein Eigen
werde.
*2884.
Die Freiheil der Selbst- und Weltliebe und ihrer Begierden ist nichts
weniger als Freiheit, sie ist schlechthin Knechtschaft. Aber
gleichwohl wird sie Freiheit genannt, wie Liebe, Neigung und Lust in
beiderlei Sinn, und doch ist die Selbst- und Weltliebe nichts weniger
als Liebe, sie ist Haß, folglich auch die Neigung und Lust aus
ihr. Nach dem was sie scheinen, nicht nach dem, was sie sind, werden
sie so benannt.
*2885.
Niemand kann wissen was Knechtschaft und was Freiheit ist, wenn
er nicht den Ursprung der einen und der anderen weiß; und
diesen Ursprung kann auch niemand wissen als aus dem Wort und wenn er
nicht weiß, wie es sich mit dem Menschen in Betreff seiner
Neigung verhält, die dem Willen und betreff seiner Gedanken, die
dem Verstand angehören.
*2886.
Mit dem Menschen verhält es sich in betreff seiner Neigungen
und in betreff seiner Gedanken so: Keiner, wer es auch sei, Mensch
oder Geist oder Engel, kann wollen und denken von sich selbst,
sondern nur von anderen, und auch diese anderen nicht von sich,
sondern alle wieder von anderen und so fort, somit die einzelnen vom
Urquell des Lebens, welcher ist der Herr.
Was
zusammenhanglos ist, hat keinen Bestand; Böses und Falsches
haben einen Zusammenhang mit den Höllen, daher kommt den darin
Befindlichen ihr Wollen und Denken und daher ihre Liebe, Neigung und
Lust, mithin ihre Freiheit. Eben hieraus kann erhellen, woher die
eine und die andere Freiheit ist. Daß sich die Sache so
verhält, ist im anderen Leben sehr bekannt, aber heutzutage
völlig unbekannt in der Welt.
*2887.
Beim Menschen sind alleweil böse Geister und Engel; durch die
Geister hat er Gemeinschaft mit den Höllen und durch die Engel
mit den Himmeln. Wenn ihm jene Geister und Engel weggenommen würden,
so wäre er augenblicklich ohne Willen und ohne Denken, somit
leblos; daß es so ist, kann als widersinnig erscheinen, aber es
ist gewisseste Wahrheit.
Aber
von den Geistern und Engeln beim Menschen soll, aus göttlicher
Barmherzigkeit des Herrn, anderswo die Rede sein.
*2888.
Mit dem Leben eines jeden, ob Mensch, Geist oder Engel, verhält
es sich so: dasselbe fließt ein allein vom Herrn, welcher das
Leben selbst ist, und es ergießt sich durch den ganzen Himmel,
auch durch die Hölle, somit in alle Einzelnen, und zwar in einer
unbegreiflichen Ordnung und Aufeinanderfolge. Aber das Leben, das
einfließt, wird von einem jeden gemäß seiner
Sinnesart aufgenommen; das Gute und Wahre wird als gut und wahr von
den Guten aufgenommen; dagegen das Gute und Wahre wird als böse
und falsch von den Bösen aufgenommen und auch ins Böse und
Falsche bei ihnen verwandelt.
Es
verhält sich hiermit vergleichsweise wie mit dem Sonnenlicht,
das sich in alle Gegenstände der Erde ergießt, aber gemäß
der Beschaffenheit eines jeden Gegenstandes. Es bekommt eine schöne
Farbe in schönen Formen, und eine häßliche Farbe in
häßlichen Formen; das ist ein Geheimnis in der Welt, aber
allbekannt im anderen Leben.
Auf
daß ich wüßte, daß ein solcher Einfluß
stattfindet, durfte ich mit den bei mir befindlichen Geistern und
Engeln reden und auch den Einfluß fühlen und innewerden,
und zwar so oft, daß ich gar nicht bestimmen kann wie viele
Male. Aber ich weiß, daß der falsche Schein es wegnehmen
wird, nämlich daß man glauben wird, man wolle aus sich und
man denke aus sich und man habe so Leben aus sich, da doch nichts
weniger der Fall ist.
*2889.
Die bösen Geister können ganz und gar nicht begreifen, daß
sie nicht aus sich leben und daß sie bloß Organe des
Lebens seien, noch weniger, daß kein Leben ist als das aus dem
Guten und Wahren, noch weniger, daß sie nicht anfangen zu
leben, ehe das Leben der Begierden des Bösen und der Beredungen
des Falschen, worin sie sind, abgetötet ist. Sie glauben, wenn
sie deren beraubt würden, so könne gar kein Leben
zurückbleiben, obwohl es sich doch so verhält, daß
sie dann erst, wenn sie das Leben der Begierden des Bösen und
der Beredungen des Falschen verloren haben, zu leben anfangen, und
daß der Herr samt dem Guten und Wahren, worin einzig und allein
das Leben besteht, nicht eher aufgenommen wird, und daß alsdann
Einsicht und Weisheit, somit das eigentlichste Leben, einfließt
und sich hernach unendlich vermehrt, und zwar mit Lust, Wonne und
Seligkeit, also mit innigster Freude, und das in unaussprechlicher
Mannigfaltigkeit in Ewigkeit.
*2890.
Die beim Menschen befindlichen bösen Geister, durch die der
Mensch mit der Hölle Gemeinschaft hat, betrachten ihn nicht
anders, denn als einen elenden Sklaven, gießen sie ihm doch
ihre Begierden und Beredungen ein, führen ihn also, wohin sie
nur wollen. Hingegen die Engel, durch die der Mensch mit dem Himmel
Gemeinschaft hat, betrachten ihn wie einen Bruder und flößen
ihm die Neigungen zum Guten und Wahren ein, und so führen sie
ihn durch die Freiheit, nicht wohin sie wollen, sondern wohin es dem
Herrn wohlgefällt. Daraus kann erhellen, wie beschaffen die eine
und wie beschaffen die andere Freiheit ist, und daß es
Knechtschaft ist, vom Teufel, Freiheit aber, vom Herrn geführt
zu werden.
*2891.
Die neu angekommenen Geister mühen sich gar sehr ab, wie sie
begreifen sollen, niemand könne das Gute von sich tun, noch das
Wahre von sich denken, sondern nur vom Herrn, indem sie glauben, daß
sie so wie zu nichts fähige Maschinen wären, und wenn dem
so sei, daß sie dann die Hände in den Schoß legen
und sich treiben lassen dürften. Aber es wird ihnen gesagt, daß
sie stets das Gute denken, wollen und tun müssen von sich, und
daß sie anders kein himmlisch Eigenes und keine himmlische
Freiheit haben können, dennoch aber anerkennen, daß das
Gute und Wahre nicht von ihnen, sondern vom Herrn ist; und sie werden
belehrt, daß in solcher Anerkennung, ja in dem Innewerden, daß
es so ist, alle Engel sind; und je deutlicher diese innewerden, daß
sie vom Herrn geführt werden, und so im Herrn sind, desto mehr
befinden sie sich in Freiheit.
*2892.
Wer im Guten lebt und glaubt, daß der Herr die Welt regiert,
und daß von Ihm allein alles Gute der Liebe und der
Liebtätigkeit und alles Wahre des Glaubens ist, ja daß von
Ihm alles Leben, somit daß wir in Ihm leben, wehen und sind,
der ist in einem solchen Stand, daß er begabt werden kann mit
himmlischer Freiheit und daher auch mit Frieden, denn alsdann traut
er einzig und allein dem Herrn, bekümmert sich um das übrige
nicht und ist gewiß, daß alsdann alles zu seinem Besten,
Glück und Seelenheil hinausläuft.
Hingegen
wer glaubt, daß er sich selbst regiere, der wird immerfort
beunruhigt und kommt in Begierden, in Sorgen wegen der Zukunft und in
mancherlei Ängste; und weil er so glaubt, kleben ihm auch
Begierden des Bösen und Beredungen des Falschen an.
*2893.
Die guten Geister haben sich sehr verwunden, daß der Mensch der
Kirche heutzutage nicht glaubt, alles Böse und Falsche bei ihnen
fließe von der Hölle ein und alles Gute und Wahre vom
Herrn, da er doch dies aus dem Wort und auch aus der Glaubenslehre
weiß; und jedermann sagt doch, wenn jemand ein großes
Übel getan hat, ein solcher habe sich vom Teufel leiten lassen,
und wenn jemand Gutes getan hat, er habe sich vom Herrn leiten
lassen.
*2987. Über die Vorbildungen und
Entsprechungen.
Was
Vorbildungen und was Entsprechungen sind, wissen wenige, und niemand
kann es wissen, wenn er nicht weiß, daß es eine geistige
Welt gibt, und daß dieselbe verschieden ist von der natürlichen
Welt; denn zwischen dem Geistigen und dem Natürlichen gibt es
Entsprechungen, und was von geistigen Dingen her in den natürlichen
existiert, sind Vorbildungen. Entsprechungen werden sie genannt, weil
sie entsprechen, und Vorbildungen, weil sie vorbilden.
*2988.
Damit man irgendeinen Begriff von Vorbildungen und Entsprechungen
habe, denke man nur über das nach, was Angehör des Gemütes,
nämlich des Denkens und des Willens ist. Dieses pflegt aus dem
Angesicht so hervorzuleuchten, daß es in dessen Miene
erscheint: die Neigungen, vor anderen die inwendigeren. Wenn das, was
Angehör des Antlitzes ist, zusammenstimmt mit dem, was Angehör
des Gemütes ist, so sagt man, daß sie entsprechen und sind
Entsprechungen; und die Mienen des Angesichtes selbst bilden vor und
sind Vorbildungen.
Gleicherweise
verhält es sich mit dem, was durch die Bewegungen im Körper
geschieht, wie auch mit allen Handlungen, die von den Muskeln
ausgeführt werden; daß sie gemäß dem geschehen,
was der Mensch denkt und will, ist bekannt. Die Bewegungen und
Handlungen selbst, die Angehör des Körpers sind, bilden
vor, was dem Gemüt angehört und sind Vorbildungen, und
insofern sie übereinstimmen, sind sie Entsprechungen.
*2989.
Man kann auch wissen, daß solche Gebilde im Geiste nicht
existieren, wie sie in der Miene sich herausstellen, sondern daß
es nur Neigungen sind, die so abgebildet werden. Ferner, daß
solche Handlungen nicht im Geiste stattfinden, die sich durch die
Handlungen im Körper darstellen, sondern daß es Gedanken
sind, die so gestaltet werden: was dem Geiste angehört, ist
Geistiges, was aber dem Körper, ist Natürliches. Daraus ist
deutlich, daß es Entsprechungen gibt zwischen dem geistigen und
Natürlichen, und daß eine Vorbildung der geistigen Dinge
in den natürlichen stattfindet; oder, was dasselbe ist, wenn
das, was dem inwendigen Menschen angehört, sich im Äußeren
abbildet, dann ist das, was im Äußeren erscheint, ein
Vorbild des Inwendigen, und was übereinstimmt, ist
Entsprechendes.
*2990.
Bekannt ist auch, oder könnte es sein, daß es eine
geistige Welt gibt und eine natürliche Welt. Die geistige Welt
ist allenthalben, wo Geister und Engel sind, und die natürliche
Welt wo Menschen sind. Im besonderen ist die geistige und die
natürliche Welt bei einem jeden Menschen: sein inwendiger Mensch
ist für ihn eine geistige Welt, sein äußerer aber
eine natürliche Welt. Die Dinge, die aus der geistigen Welt
einfließen und sich in der natürlichen darstellen, sind im
allgemeinen Vorbildungen und soweit sie zusammentreffen, sind sie
Entsprechungen.
*2991.
Daß Natürliches Geistiges vorbildet und daß es
entspricht, kann man auch daraus wissen, daß Natürliches
keineswegs existieren könnte, wenn nicht aus einer früheren
Ursache. Die Ursache desselben ist aus dem Geistigen. Natürliches,
das nicht daher seine Ursache ableitet, kann es nicht geben. Die
natürlichen Formen sind Wirkungen und können nicht als
Ursache erscheinen, noch weniger als die Ursache der Ursachen oder
das Ursprüngliche, sondern sie nehmen gemäß der
Dienlichkeit an dem Ort Formen an, an dem sie sind. Dennoch aber
bilden die Formen der Wirkungen das vor, was den Ursachen angehört;
ja sie bilden sogar das vor, was den Urgründen angehört;
somit bilden alle natürlichen Dinge das vor, was den geistigen
angehört, denen sie entsprechen, ja sogar die geistigen Dinge
bilden vor, was den himmlischen angehört, aus denen sie stammen.
*2992.
Aus vieler Erfahrung ist mir zu wissen gegeben worden, daß in
der natürlichen Welt und in ihren drei Reichen gar nichts ist,
was nicht etwas in der geistigen Welt vorbildete, oder das nicht
daselbst etwas hätte, dem es entspräche. Außer
mehreren Erfahrungen kann es auch aus folgendem erhellen: einige
Male, als ich über die Eingeweide des Leibes redete und ihren
Zusammenhang mit den Teilen des Hauptes verfolgte zu den Teilen der
Brust bis zu den Teilen des Unterleibes, da leiteten die Engel die
über mir waren meine Gedanken durch Geistiges dem jene
entsprachen, und zwar so, daß kein Irrtum entstand. Sie dachten
gar nicht an die inneren Teile des Körpers woran ich dachte,
sondern nur an geistige Dinge denen jene entsprachen.
Solcherart
ist die Einsicht der Engel, daß sie aus dem Geistigen alles und
jedes wissen was im Körper vorgeht, auch das Geheimnisvollste
das niemals zur Kenntnis des Menschen gelangen könnte, ja alles
und jedes, was im Weltall ohne Täuschung, und zwar weil von
dorther die Ursachen und die Urgründe der Ursachen sind.
*2993.
Gleicherweise verhält es sich mit den Dingen, die im
Pflanzenreich sind; daselbst gibt es gar nichts, was nicht etwas
vorbildete in der geistigen Welt und ihr entspräche, was mir
häufig durch ähnlichen Verkehr mit den Engeln zu wissen
gegeben wurde. Die Ursachen sind mir auch gesagt worden, daß
nämlich die Ursachen aller natürlichen Dinge aus geistigen
Dingen stammen und die Urgründe der Ursachen aus himmlischen
Dingen, oder, was dasselbe ist, daß alles, was in der
natürlichen Welt ist, seine Ursache herleitet vom Wahren, das
geistig ist, und den Urgrund vom Guten, das himmlisch ist, und daß
das Natürliche daraus hervorgeht, gemäß allen
Unterschieden des Wahren und des Guten, die im Reiche des Herrn,
somit vom Herrn selbst, von dem alles Gute und Wahre stammt. Diese
Dinge können nur als fremdartig er scheinen, besonders denen,
die sich mit ihrem Denken nicht über die Natur erheben wollen
oder können, und die nicht wissen, was geistig ist, und es daher
nicht anerkennen.
*2994.
Der Mensch, solange er im Körper lebt, kann wenig davon
fühlen und inne werden, denn das Himmlische und Geistige hei ihm
fällt in das Natürliche, das in seinem äußeren
Menschen, und hier verliert er die Empfindung und das Innewerden
derselben. Das Vorbildliche und Entsprechende in seinem äußeren
Menschen ist auch der Art, daß es nicht dem gleich erscheint,
dem es im inneren Menschen entspricht und das es vorbildet. Daher
können sie nicht zu seiner Kenntnis gelangen, bevor er
entkleidet ist von jenen Äußerlichkeiten. Selig dann, wer
in Entsprechung ist, d.h. dessen äußerer Mensch dem
Inneren entspricht.
*2995.
Weil die Menschen der Ältesten Kirche (von denen Nr.
1114-1125) in den einzelnen Dingen der Natur etwas Geistiges und
Himmlisches sahen, so daß die natürlichen Dinge ihnen nur
zu Gegenständen des Denkens über geistige und himmlische
Dinge dienten, konnten darum mit Engeln reden und mit ihnen zusammen
sein im Reich des Herrn in den Himmeln, zu gleicher Zeit als sie in
Seinem Reiche auf Erden oder in der Kirche waren. Bei ihnen war so
das Natürliche mit dem Geistigen verbunden und entsprach völlig.
Anders
aber nach jenen Zeiten, da das Böse und Falsche zu herrschen
anfing, oder als nach dem goldenen Zeitalter das eiserne anfing; dann
wurde, weil kein Entsprechendes mehr da war, der Himmel verschlossen,
bis dahin, daß sie kaum wissen wollten, daß ein Geistiges
sei, ja endlich auch nicht, daß es ein Himmel und eine Hölle,
und daß es ein Lehen nach dem Tode gebe.
*2996.
Es ist eines der größten Geheimnisse vor der Welt,
aber allgemein bekannt im anderen Leben, auch einem jeden Geist, daß
alles, was im menschlichen Körper ist, eine Entsprechung mit dem
hat, was im Himmel ist, soweit, daß daselbst nicht einmal das
allerkleinste Teilchen ist, dem nicht etwas Geistiges und Himmlisches
oder, was dasselbe ist, dem nicht himmlische Gesellschaften
entsprächen; denn diese bestehen gemäß allen
Gattungen und Arten des Geistigen und Himmlischen. Dabei besteht eine
solche Ordnung, daß sie zusammen einen Menschen darstellen, und
zwar in seinem Ganzen und Einzelnen, dem inwendigeren wie dem
auswendigeren. Daher kommt es, daß der ganze Himmel auch der
Größte Mensch genannt wird; und daher kommt es, wie öfter
gesagt worden, daß die eine Gesellschaft zu diesem Gebiete des
Leibes gehört und die andere zu jenem, und so weiter. Die
Ursache ist, daß der Herr der alleinige Mensch ist, und der
Himmel Ihn vorbildet; und das göttlich Gute und Wahre, das von
Ihm ausgeht, ist es, was den Himmel ausmacht. Weil die Engel in
diesem sind, sagt man, daß sie im Herrn sind. Die aber in der
Hölle sind, sind außerhalb jenes Größten
Menschen und entsprechen schmutzigen Dingen, wie auch Krankheiten
(vitiis, Gebrechen).
*2997.
Dieses kann man auch einigermaßen daher wissen, daß
der geistige oder innere Mensch, welcher der Geist des Menschen ist
und auch dessen Seele genannt wird, in gleicher Weise Entsprechung
hat mit seinem natürlichen oder äußeren Menschen, und
daß die Entsprechung so beschaffen ist, daß, was dem
Inneren des Menschen angehört, geistig und himmlisch ist, aber
was dem äußeren, natürlich und körperlich, wie
erhellen kann aus dem, was in Nr. 2988, 2989 gesagt worden ist. Der
Mensch ist auch wirklich in betreff des inneren Menschen ein kleiner
Himmel, weil zum Bilde Gottes erschaffen.
*2998.
Daß die Entsprechungen solcherart sind, ist mir während
mehrerer Jahre so vertraut geworden, daß kaum etwas vertrauter
sein kann, obwohl es solcherart ist, daß der Mensch nicht weiß,
daß es ist und nicht glaubt, daß er einen Zusammenhang
habe mit der geistigen Welt, während er doch ganz mit ihr
zusammen- und von ihr abhängt und er nicht einmal einen
Augenblick bestehen kann, auch nicht ein Teil in ihm, ohne diesen
Zusammenhang. Daher kommt sein ganzes Bestehen.
Es
wurde mir auch zu wissen gegeben, welche Engelsgesellschaften zu
einem jeden Gebiet des Körpers gehören, Ferner welcher Art
sie sind; welche und von welcher Art zum Gebiete des Herzens, welche
und von welcher Art zum Gebiet der Lungen, sodann welche und von
welcher Art zu dem der Leber, ferner welche und welcher Art zu den
Sinnesorganen, wie Augen, Ohren, Zunge und den übrigen; worüber
vermöge der göttlichen Barmherzigkeit des Herrn weiter
unten einzelnes.
*2999.
Außerdem gibt es gar nichts in der erschaffenen Welt, das
nicht seine Entsprechung hätte mit dem, was in der geistigen
Welt ist, und somit was nicht in seiner Art irgend etwas aus dem
Reich des Herrn vorbildete. Daraus ist das Dasein und die Erhaltung
aller Dinge.
Wenn
der Mensch wüßte, wie es sich verhält, würde er
niemals, wie er zu tun pflegt, alles der Natur zuschreiben.
*3000.
Daher ist es, daß alles und das einzelne, was im Weltall
ist, das Reich des Herrn vorbildet, und zwar so sehr, daß das
Weltall mit seinen Sternen, seiner Atmosphäre, seinen drei
Reichen nichts anderes ist als eine Schaubühne, welche die
Herrlichkeit des Herrn, die in den Himmeln ist, vorbildet. Nicht nur
der Mensch, sondern auch alle einzelnen Tiere im Tierreich, selbst
die kleinsten und geringsten unter ihnen, bilden vor, z.B. die
Raupen, die auf der Erde kriechen und sich von Kräutern nähren,
wenn die Zeit ihrer Begattung bevorsteht, dann zu Puppen werden und
bald auch mit Flügeln versehen, und so sich vom Boden in die
Atmosphäre, ihren Himmel, emporschwingen, und daselbst ihre
Freude und ihre Freiheit genießen, unter sich spielen, und aus
den Blumen die beste Nahrung saugen, Eier legen und so für
Nachkommenschaft sorgen; und die dann in ihrem himmlischen Zustand
und auch in ihrer Schönheit sind. Daß dies Vorbildungen
sind aus dem Reich des Herrn, kann jeder sehen.
*3001.
Daß nicht mehr ist als ein einziges Leben, nämlich das
des Herrn, das einfließt und macht, daß der Mensch lebt,
ja daß sowohl die Guten wie die Bösen leben, kann aus dem
erhellen, was in der Erklärung des Wortes in Nr. 1954, 2021,
2536, 2658, 2706, 2886 bis 2889 gesagt und gezeigt worden ist.
Jenem
Leben entsprechen die aufnehmenden Wesen, die durch jenen göttlichen
Einfluß belebt werden, und zwar so, daß sie glauben, aus
sich zu leben. Dies ist die Entsprechung des Lebens mit den
Aufnahmegefäßen des Lebens: so wie die Aufnahmegefäße
sind, so leben sie. Die Menschen, die in Liebe und Liebtätigkeit
sind, sind in Entsprechung, denn sie stimmen überein, und es
wird von ihnen das Leben gleichartig aufgenommen. Diejenigen aber,
die im Entgegengesetzten der Liebe und der Liebtätigkeit sind,
sind nicht in Entsprechung, weil das Lehen selbst nicht gleichartig
aufgenommen wird; daher so wie der Anschein des Lebens bei ihnen ist,
so sind sie.
Dieses
kann aus vielem erläutert werden, z.B. aus den Bewegungs- und
Sinnesorganen des Körpers, in die durch die Seele Leben
einfließt; welcher Art diese sind, solcher Art sind auch ihre
Handlungen und Sinnesempfindungen; sowie auch aus den Gegenständen,
in die das Licht der Sonne einfließt: welcherlei aufnehmende
Formen sie sind, so gestalten sich ihre Färbungen gemäß
ihrer Beschaffenheit. Aber in der geistigen Welt sind alle
Modifikationen, die aus dem Einfluß des Lebens entstehen,
geistige, daher solche Unterschiede der Einsicht und der Weisheit.
*3002.
Hieraus kann auch erhellen, wie alle natürlichen Formen,
sowohl die belebten als die unbelebten, Vorbilder sind von geistigen
und himmlischen Dingen im Reiche des Herrn, d.h. daß alles und
das einzelne in der Natur in dem Maße und in der Art vorbildet,
wie es entspricht.
* * *
*3213.
In der Geisterwelt gibt es unzählige und beinahe fort
währende Vorbilder. Diese sind Gestalten geistiger und
himmlischer Dinge, nicht unähnlich denen in der Welt. Woher sie
kommen, durfte ich aus einem langen Umgang mit Geistern und Engeln
wissen. Sie fließen aus dem Himmel und aus den Vorstellungen
und Reden der Engel dort ein, denn die Vorstellungen und daher Reden
der Engel, wenn sie zu den Geistern hernieder kommen, stellen sich
vorbildlich dar auf verschiedene Weise. Gutartige Geister können
aus denselben wissen, was die Engel unter sich reden, denn inwendig
in den Vorbildern ist etwas Engelhaftes, das man, weil es anregend
ist, inne wird, auch in Ansehung der Beschaffenheit.
Die
Engelsvorstellungen und -Reden können den Geistern nicht anders
vorgestellt werden, denn eine Engelsvorstellung enthält
unendlich mehr als die Vorstellung eines Geistes, und wenn sie nicht
gestaltet und vorbildlich und so sichtbar durch Bilder dargestellt
würde, so würde ein Geist kaum etwas davon verstehen, denn
das meiste ist unaussprechlich. Wenn es aber vorgebildet wird durch
Gestalten, dann wird es in Ansehung des Allgemeineren begreiflich.
Und wunderbar, in dem was vorgebildet wird, ist auch nicht das
Kleinste, das nicht etwas Geistiges und Himmlischen ausdrückte,
was in der Vorstellung der Engelsgesellschaft ist, aus der das
Vorbild herabfließt.
*3214.
Es kommen zuweilen vorbildliche Darstellungen geistiger und
himmlischer Dinge in einer solchen Ordnung nacheinander, daß
man sich wundern muß; es sind Gesellschaften, bei denen sie
geschehen, und ich durfte mehrere Monate bei ihnen sein. Aber jene
Vorbildungen sind von solcher Art, daß wenn ich nur eine
einzige in ihrer Ordnung erwähnen und schildern wollte, mehrere
Blätter damit gefüllt würden. Sie sind überaus
reizend, denn fortwährend tritt etwas Neues, Unerwartetes ein,
und zwar bis das, was vorgebildet wird, vollständig durchgeführt
ist. Und wenn alles durchgeführt ist, so kann man es mit einem
Blick überschauen, und dann wird zugleich gegeben wahrzunehmen,
was das einzelne bedeutet. Die guten Geister werden in geistige und
himmlische Vorstellungen auch auf diese Art eingeweiht.
*3215.
Die Vorbilder, die den Geistern vorkommen, sind von unglaublicher
Mannigfaltigkeit, doch sind die meisten gleich den Dingen auf der
Erde und in ihren drei Reichen. Damit man wisse, wie beschaffen sie
sind, sehe man, was früher darüber berichtet wurde: Nr.
1521, 1532, 1619-1625, 1807, 1808, 1971, 1974, 1977, 1980, 1981,
2299, 2601, 2758.
*3216.
Damit man noch besser wisse, wie es sich mit den Vorbildern im
anderen Lehen verhält, nämlich mit denen, die in der
Geisterwelt erscheinen, so mögen auch hier einige Beispiele
stehen:
Wenn
bei den Engeln die Rede ist von den Lehren der Liebtätigkeit und
des Glaubens, dann erscheint zuweilen in der unteren Sphäre, wo
die entsprechende Gesellschaft von Geistern ist, die Vorstellung
einer Stadt oder von Städten, mit Palästen darin, Von
solcher Baukunst, daß man staunen muß, so daß man
sagen möchte, dort und von daher sei jene Kunst selber, nebst
Häusern von verschiedenem Aussehen. Und, was wunderbar, in dem
allem und jedem gibt es auch nicht den kleinsten Punkt oder das
kleinste Sichtbare, was nicht etwas aus der Vorstellung und Rede der
Engel vorbildet.
Hieraus
kann erhellen, wie unzählig vieles darin liegt. Ferner was
bezeichnet ist durch die Städte, die den Propheten erschienen im
Wort, z.B. was durch die Heilige Stadt oder das neue Jerusalem, wie
auch was durch die Städte im prophetischen Wort, nämlich
die Lehren der Liebtätigkeit und des Glaubens: Nr. 402, 2449.
*3217.
Wenn bei den Engeln vom Verständigen die Rede ist, dann
erscheinen in der Welt der Geister unterhalb jener, oder in den
Gesellschaften, die entsprechen, Pferde, und zwar in einer Größe,
Gestalt, Farbe, Haltung gemäß den Vorstellungen, welche
die Engel vom Verständigen haben, dieselben auch verschieden
ausgeschmückt. Es gibt auch einen Ort etwas tiefer, ein wenig
zur Rechten, welcher der Wohnplatz der Verständigen genannt
wird, wo fortwährend Pferde erscheinen, und zwar aus dem Grund,
weil sie im Denken sind über das Verständige. Wenn nun in
deren Gedanken die Engel einwirken, bei denen die Rede ist vom
Verständigen, so werden Pferde gegenwärtig dargestellt.
Hieraus
konnte erhellen, was durch die den Propheten erschienenen und auch
durch die im Wort genannten Pferde bezeichnet ist, nämlich
Verständiges: Nr. 2760-2762.
*3218.
Wenn die Engel in Neigungen und zugleich in Rede darüber
sind, dann fällt solches in der unteren Sphäre bei den
Geistern in vorbildliche Arten von Tieren. Ist die Rede von guten
Neigungen, so stellen sich schöne, sanfte und nützliche
Tiere dar, wie sie im vorbildlichen Gottesdienst in der jüdischen
Kirche hei Opfern gebraucht wurden, wie:
Lämmer,
Schafe, Böckchen, Ziegen, Widder, Ziegenböcke, Kälber,
Farren, Ochsen; und dann stellt alles, was je an dem Tier erscheint,
irgend ein Abbild ihres Denkens vor, was auch den gutartigen Geistern
gegeben wird inne zu werden.
Hieraus
kann erhellen, was durch die Tiere in den Gebräuchen der
jüdischen Kirche bezeichnet wurde, und was durch ebendieselben,
wenn sie im Worte genannt sind: nämlich Neigungen, Nr. 1823,
2179, 2180.
Hingegen
stellt sich die Rede der Engel von bösen Neigungen dar durch
garstige, wilde und unnützliche Tiere, wie durch Tiger, Bären,
Wölfe, Skorpione, Schlangen, Mäuse und dergleichen, wie sie
auch im Wort durch dieselben bezeichnet werden.
*3219.
Wenn die Engel im Gespräch sind über Erkenntnisse und
über Vorstellungen und über den Einfluß, dann
erscheinen in der Geisterwelt wie Vögel, die gebildet sind je
nach dem Gegenstand ihrer Rede. Daher kommt es, daß Vögel
im Wort Vernünftiges oder das, was dem Denken angehört,
bedeuten: Nr. 40, 745, 776, 991.
Einst
kamen mir Vögel zu Gesicht, einer war dunkel und häßlich,
zwei aber edel und schön; und als ich sie sah, siehe, da fielen
mich etliche Geister mit solcher Heftigkeit an, daß sie den
Nerven und Gebeinen einen Schrecken einjagten. Ich meinte, daß
nun, wie schon einigemal zuvor, böse Geister mich angreifen
würden, in der Absicht, mich zu verderben, aber es war nichts
der Art. Als der Schrecken aufhörte nach Entfernung der
einfallenden Geister, redete ich mit ihnen und fragte, was es wäre.
Sie sagten, sie seien aus einer Engelsgesellschaft heruntergefallen,
in der die Rede war von Gedanken und dem Einfluß, und daß
sie in der Meinung gewesen seien, das was dem Denken angehöre,
fließe von außen ein, nämlich durch die äußeren
Sinne, dem Schein gemäß; aber die himmlische Gesellschaft,
in der sie waren, hätte gesagt, es fließe von innen
herein; und weil sie im Falschen waren, seien sie von da
heruntergefallen, nicht herabgeworfen worden, denn die Engel werfen
keinen von sich herab, sondern weil in Falschheit, seien sie von
selbst heruntergefallen, und dies sei die Ursache gewesen.
Hierdurch
wurde zu wissen gegeben, daß Gespräche im Himmel über
die Gedanken und den Einfluß durch Vögel vorgebildet
werden, und zwar denen, die im Falschen sind, durch dunkle und
häßliche Vögel, die aber im Wahren, durch edle und
schöne Vögel; und wurde zugleich darüber belehrt, daß
alles Denken von innen her einfließe, nicht aber von außen,
obwohl es so scheint; und es wurde gesagt, es sei gegen die Ordnung,
daß das Spätere einfließe ins Frühere oder das
Gröbere ins Feinere, somit der Körper in die Seele.
*3220.
Wenn von dem, was zur Einsicht und Weisheit gehört, und von
den Gefühlen (perceptionibus) und Erkenntnissen bei den Engeln
die Rede ist, dann bewirkt der Einfluß von da in die
entsprechenden Gesellschaften von Geistern Vorbildungen von solchen
Dingen, die sich im Pflanzenreich befinden, z.B. von Paradiesen,
Weinbergen, Wäldern, Auen mit Blumen, und mehrere Schönheiten,
die über alle Einbildung des Menschen hinausgehen: Daher kommt
es, daß das, was der Weisheit und Einsicht angehört, im
Wort beschrieben wird durch Paradiese, Weinberge, Wälder, Auen,
und daß, wo diese genannt werden, solches bezeichnet wird.
*3221.
Die Reden der Engel werden zuweilen vorgebildet durch Wolken und
durch die Formen, Farben, Bewegungen und Versetzungen derselben.
Bejahendes des Wahren durch weiße und aufsteigende Wolken,
Verneinendes durch dunkle und sinkende Wolken. Bejahendes des
Falschen durch finstere und schwarze Wolken; Übereinstimmungen
und Nichtübereinstimmungen durch verschiedene Verbindungen und
Trennungen von Wolken, und zwar in einem Blau, wie es dem Nachthimmel
eigen ist.
*3222.
Außerdem werden die Liebestriebe und deren Neigungen
vorgebildet durch Flammen, und zwar in unbeschreiblicher
Mannigfaltigkeit. Die Wahrheiten aber werden durch Lichtscheine und
durch unzählige Lichtveränderungen vorgebildet. Hieraus
kann erhellen, woher es kommt, daß durch Flammen im Wort Gutes
bezeichnet wird, das der Liebe angehört, und durch Lichter
Wahres, das dem Glauben angehört.
*3223.
Es gibt zweierlei Licht, wodurch der Mensch erleuchtet wird: das
Weltlicht und das Himmelslicht. Das Weltlicht ist von der Sonne, das
Himmelslicht ist vom Herrn.
Das
Weltlicht ist für den natürlichen oder äußeren
Menschen und für diejenigen Dinge, die in der Welt sind; die
Dinge, die sich dort befinden, obwohl es nicht scheint, daß sie
jenem Lichte angehören, gehören ihm dennoch an, denn vom
natürlichen Menschen kann nichts begriffen werden, wenn nicht
durch solches, was in der Sonnenwelt existiert und erscheint, und so
wenn es nicht vom dortigen Licht und Schatten eine Gestaltung hat.
Alle Vorstellungen von Zeit und Raum, die im natürlichen
Menschen soviel ausmachen, daß er ohne sie nicht denken kann,
gehören ebenfalls dem Weltlicht an.
Das
Himmelslicht aber ist für den geistigen oder inneren Menschen.
Das inwendigere Gemüt des Menschen, worin seine
verstandesmäßigen Vorstellungen sich befinden, die
immateriell genannt werden, ist in jenem Licht. Dies weiß der
Mensch nicht, obwohl er seinen Verstand ein Sehen nennt und ihm Licht
zuschreibt. Die Ursache ist, daß er, solange er in Weltlichem
und Leiblichem ist, nur ein Gefühl von solchem hat, was dem
Weltlicht angehört, nicht aber von solchem, was dem Himmelslicht
angehört.
Das
Himmelslicht ist vom Herrn allein; der ganze Himmel ist in diesem
Licht. Dieses, nämlich das Himmelslicht, ist unermeßlich
vollkommener als das Weltlicht; was im Weltlicht einen einzigen
Strahl macht, das macht im Himmelslicht deren viele tausend; im
Himmelslicht ist Einsicht und Weisheit. Jenes Licht ist es, das in
das Weltlicht im äußeren oder natürlichen Menschen
einfließt und macht, daß er die Gegenstände sinnlich
wahrnimmt. Würde jenes Licht nicht einfließen, hätte
der Mensch durchaus keine Wahrnehmung, denn was dem Weltlicht
angehört, hat sein Leben von da her.
Zwischen
diesen zweierlei Lichtern oder zwischen dem, was im Himmelslicht und
im Weltlicht ist, findet eine Entsprechung statt, wenn der äußere
oder natürliche Mensch eins macht mit dem inneren oder geistigen
Menschen, d.h. wenn jener diesem dient, und was alsdann im Weltlicht
vorhanden ist, sind Vorbilder von solchem, was im Himmelslicht.
*3224.
Zu verwundern ist, daß der Mensch noch nicht weiß, daß
sein verständiges Gemüt sich in einem Licht befindet, das
ganz verschieden ist vom Weltlicht. Aber die Lage ist die, daß
denen, die im Weltlicht sind, das Himmelslicht gleichsam Finsternis
ist, und denen, die im Himmelslicht, das Weltlicht gleichsam
Finsternis. Dies kommt hauptsächlich von der Liebe, welche die
Wärme des Lichtes ist. Die in den Trieben der Liebe zu sich und
zur Welt, somit allein in der Wärme des Weltlichtes sind, werden
lediglich angeregt von Bösem und Falschem, und dieses ist es,
was die Wahrheiten, die dem Himmelslicht angehören, auslöscht.
Die aber in der Liebe zum Herrn und der Liebe gegen den Nächsten
sind, somit in geistiger Wärme, die dem Himmelslicht angehört,
werden angeregt von Gutem und Wahrem, welches das Falsche auslöscht,
und doch findet auch bei diesen eine Entsprechung statt.
Geister,
die allein in dem, was dem Weltlicht angehört, und daher in
Falschem aus Bösem sind, haben im anderen Leben zwar Licht aus
dem Himmel, aber ein solches Licht, wie das schummerige von einer
feurigen Kohle oder einem glühenden Scheit. Aber dieses Licht
erlischt sogleich, wenn das Himmelslicht nahe kommt und wird zur
Finsternis. Die, welche sich in diesem Licht befinden, sind in
Phantasien, und was sie in den Phantasien sehen, halten sie für
wahr, und es gibt für sie keine anderen Wahrheiten. Ihre
Phantasien sind auch gebunden an schmutzige und unflätige
Gegenstände, woran sie sich sehr ergötzen. So denken sie
wie Verrückte und Wahnsinnige; über das Falsche vernünfteln
sie nicht, ob es so sei, sondern bejahen es im Augenblick, aber über
Gutes und Wahres herrscht bei ihnen ein fortwährendes
Vernünfteln, das auf Verneinung ausgeht: denn Wahres und Gutes
fließt vom Himmelslicht ins inwendigere Gemüt ein, und
dieses ist bei ihnen verschlossen, weshalb das Licht außen und
um dasselbe herum einfließt, und von der Art wird, daß es
nur und allein vom Falschen, das ihnen als wahr erscheint,
modifiziert wird.
Wahres
und Gutes kann nur anerkannt werden von denen, welchen jenes
inwendigere Gemüt geöffnet ist. Wenn das Licht vom Herrn in
dasselbe einfließt und je wie es geöffnet ist, in dem Maß
wird jenes anerkannt. Jenes Gemüt ist allein bei denen geöffnet,
die in der Unschuld, in der Liebe zum Herrn und in Liebtätigkeit
gegen den Nächsten sind; nicht aber bei denen, die in Wahrem des
Glaubens, aber nicht zugleich in Gutem des Lebens sind.
*3225.
Hieraus kann nun erhellen, was Entsprechung und woher dieselbe,
dann was vorbildliche Darstellung und woher. Daß nämlich
eine Entsprechung besteht zwischen dem, was dem Himmelslicht und dem
Weltlicht angehört, d.h. zwischen dem, was dem inneren oder
geistigen Menschen angehört und dem, was dem äußeren
oder natürlichen angehört. Vorbildliche Darstellung ist
alles, was in dem existiert, was dem Weltlicht angehört, d.h.
alles was im äußeren oder natürlichen Menschen, in
Beziehung auf das, was dem Himmelslicht angehört, d.h. was aus
dem inneren oder geistigen Menschen ist.
*3226.
Unter die ausgezeichneten Fähigkeiten, die der Mensch in
sich hat, obwohl er es nicht weiß, und die er ins andere Leben
mit sich bringt, wenn er dahin nach der Ablösung vom Körper
übergeht, gehört, daß er inne wird, was die Vorbilder
bedeuten, die im anderen Leben erscheinen. Ferner, daß er die
Empfindungen seiner Seele vollständig in einem Augenblick
ausdrücken kann, was er in mehreren Stunden in der Welt nicht
konnte, und zwar durch Vorstellungen aus dem Gebiet des
Himmelslichts, die unterstützt und wie in Schwung versetzt
werden durch Darstellungsbilder, die zu der Sache, wovon die Rede,
passen und von der Art sind, daß sie nicht beschrieben werden
können. Und weil der Mensch nach dem Tod in jene Fähigkeiten
kommt und darüber im anderen Leben nicht belehrt zu werden
braucht, so kann daraus erhellen, daß der Mensch in ihnen ist,
d.h. daß sie schon in ihm sind, wenn er im Leibe lebt, obwohl
er dies nicht weiß.
*3227.
Daß es so ist, davon ist die Ursache, daß beim
Menschen ein fortwährender Einfluß durch den Himmel vom
Herrn besteht. Jener Einfluß umfaßt Geistiges und
Himmlisches, das in sein Natürliches fällt und sich dort
vorbildlich darstellt. Es wird im Himmel bei den Engeln über
nichts anderes nachgedacht, als über Himmlisches und Geistiges,
das zum Reich des Herrn gehört, aber in der Welt kaum über
etwas anderes als über Leibliches und Natürliches, was sich
auf das Reich bezieht, in dem er ist, und auf die Lebensbedürfnisse,
die er hat. Und weil sich Geistiges und Himmlisches des Himmels, das
einfließt, beim Menschen in seinem Natürlichen vorbildlich
darstellt, darum bleibt es ihm eingepflanzt und ist der Mensch darin,
wenn er das Körperliche ablegt und das Weltliche verläßt.
* * *
*3337.
Was Entsprechungen und was Vorbildungen sind, kann aus dem
erhellen, was früher gesagt und gezeigt wurde, daß nämlich
zwischen dem, was dem Himmelslicht und Weltlicht angehört,
Entsprechungen bestehen, und Vorbildungen was sich in dem findet, was
dem Weltlicht angehört: Nr. 3225. Aber was und wie beschaffen
das Himmelslicht, kann dem Menschen nicht so bekannt sein, weil der
Mensch im Gebiet des Weltlichts ist; und solange er in diesem ist,
erscheint ihm das, was im Himmelslicht ist, als Finsternis, ja als
nichts. Diese zwei Lichter sind es, die alle Einsicht des Menschen
machen, sofern Leben einfließt.
Die
Einbildung des Menschen besteht in nichts anderem als Formen und
Gestalten solcher Dinge, die er mit dem leiblichen Gesicht aufgefaßt
hatte, wunderbar verändert und sozusagen modifiziert. Die
inwendigere Einbildung aber, oder sein Denken besteht in nichts
anderem als Formen und Gestalten solcher Dinge, die er mit dem
Gesicht des Gemüts aufgefaßt hatte, noch wunderbarer
verändert und sozusagen modifiziert. Das, was davon entsteht,
ist an sich unbeseelt, wird aber durch den Einfluß des Lebens
vom Herrn beseelt.
*3338.
Nebst jenen Lichtern gibt es auch zwei Arten von Wärme, die
ebenfalls aus zweierlei Quellen sind: die Wärme des Himmels aus
seiner Sonne, die der Herr ist, und die Wärme der Welt aus ihrer
Sonne, die das unseren Augen sichtbare Tagesgestirn ist.
Die
Himmelswärme äußert sich beim inneren Menschen durch
geistige Liebestriebe und Neigungen, die Weltwärme aber äußert
sich beim äußeren Menschen durch natürliche
Liebestriebe und Neigungen. Jene Wärme macht das Leben des
inneren Menschen, diese aber das Leben des äußeren; denn
ohne eine Liebe und Neigung kann der Mensch ganz und gar nicht leben.
Zwischen
jenen zwei Arten von Wärme sind auch Entsprechungen; jene
Wärmearten werden Liebestriebe und Neigungen durch den Einfluß
des Lebens des Herrn, und daher kommt es dem Menschen vor, als ob es
sich nicht um Wärme handle, aber dennoch ist es so, denn wenn
der Mensch daher keine Wärme hätte, sowohl in betreff des
inneren als in betreff des äußeren Menschen, so würde
er im Augenblick ganz tot darniedersinken; dies leuchtet einem jeden
daraus ein, daß der Mensch, je mehr er von Liebe entzündet
wird, um so mehr auch erwärmt, und je mehr die Liebe
zurücktritt, um so mehr erstarrt.
Diese
Wärme ist es, durch die des Menschen Wille lebt; durch das Licht
aber, von dem oben die Rede war, sein Verstand.
*3339.
Im anderen Leben erscheinen jene Lichter und auch jene Arten von
Wärme lebhaft. Die Engel leben im Licht des Himmels und auch in
jener Wärme, von der gesagt worden. Vom Licht haben sie
Einsicht, von der Wärme haben sie Neigung zum Guten; denn die
Lichter, die vor ihrem äußeren Gesicht erscheinen, sind
ihrem Ursprung nach aus der göttlichen Weisheit des Herrn, und
die beiden Arten der Wärme, die von ihnen ebenfalls empfunden
werden, sind von der göttlichen Liebe des Herrn; daher je mehr
die Geister und Engel in der Einsicht des Wahren sind und in der
Neigung zum Guten, desto näher sind sie dem Herrn.
*3340.
Jenem Licht entgegengesetzt ist die Finsternis, und jener Wärme
entgegengesetzt ist die Kälte; darin leben die Höllischen.
Die Finsternis haben sie aus dem Falschen, worin sie sind, und die
Kälte vom Bösen. Je entfernter sie vom Wahren sind, desto
größer ist bei ihnen die Finsternis, und je entfernter sie
vom Guten sind, desto größer ist bei ihnen die Kälte.
Wenn
man in die Höllen sehen darf, wo solche sind, erscheint eine
finstere Wolke, in der sie sich befinden. Und wenn ein Dunst von dort
ausfließt, werden die Unsinnigkeiten wahrgenommen, die vom
Falschen ausdünsten, und die Gehässigkeiten vom Bösen,
Zuweilen
wird ihnen auch Licht gegeben, es ist jedoch wie ein Irrlicht, aber
dieses verlöscht bei ihnen und wird zur Finsternis, sobald sie
in das Licht des Wahren blicken; und es wird ihnen zuweilen Wärme
gegeben, jedoch wie die eines unreinen Bades. Aber diese verwandelt
sich bei ihnen in Kälte, sobald sie etwas Gutes verspüren.
Es
wurde einer in jene finstere Atmosphäre, wo die Höllischen,
geschickt, um zu wissen, wie es sich mit den dort Befindlichen
verhalte, aber er wurde vom Herrn durch Engel beschirmt. Von da aus
redete er mit mir und sagte: es sei dort eine so unsinnige Wut gegen
das Gute und Wahre und hauptsächlich gegen den Herrn, daß
er darob staunen müsse, wie man dem irgend widerstehen könnte,
denn sie schnaubten nichts anderes als Haß, Rache und Mord mit
einer solchen Heftigkeit, daß sie alle in der ganzen Welt
umbringen wollten. Daher, wenn jene Wut nicht fortwährend vom
Herrn abgetrieben würde, so ginge das ganze Menschengeschlecht
zugrunde.
*3341.
Weil die Vorbildungen im anderen Leben nur entstehen können
durch unterschiedliche Verbindungen von Licht und Schatten, so muß
man wissen, daß alles Licht, folglich alle Einsicht und
Weisheit vom Herrn ist, und daß aller Schatten, folglich alle
Unsinnigkeit und Torheit vom Eigenen ist, das Mensch, Geist und Engel
haben. Aus diesen beiden Quellen fließen her und stammen ab
alle Wechsel von Licht und Schalten, die sich im anderen Leben
finden.
*3342.
Alle Rede der Geister und Engel geschieht auch durch Vorbilder,
denn durch wunderbare Abwechslungen von Licht und Schatten stellen
sie das, was sie denken, dem äußeren und zugleich dem
inneren Gesicht dessen, mit dem sie reden, lebhaft vor, und durch
angemessene Änderungen des Zustandes der Neigungen flößen
sie es ein.
Die
Vorbildungen, die in den Reden vorkommen, sind nicht denen gleich,
von denen früher gehandelt worden, sondern stellen sich schnell
und augenblicklich ein mit den Vorstellungen, die ihrer Rede
angehören, gleich wie wenn etwas in einer langen Reihenfolge
beschrieben und dies zugleich im Bilde vor Augen gestellt wird; denn,
was wunderbar, die geistigen Dinge selbst, welche es auch sein mögen,
können durch bildliche Gestalten, die dem Menschen unbegreiflich
sind, vorbildlich dargestellt werden, worin enthalten ist, was zum
Innewerden des Wahren und, noch inwendiger, was zum Innewerden des
Guten gehört.
Solches
geschieht auch im Menschen, denn der Mensch ist ein mit einem Leibe
bekleideter Geist, wie daraus erhellen kann, daß jede mit dem
Ohr vernommene Rede, wenn sie verinnerlicht wird, in Vorstellungen
übergeht, die den sichtbaren nicht unähnlich sind, und von
diesen in verständige Vorstellungen, und so entsteht das
Innewerden des Sinnes der Worte.
Wer
über dies gehörig nachdenkt, kann hieraus merken, daß
in ihm ein Geist sei, der sein inwendiger Mensch ist, wie auch, daß
er eine solche Redeweise habe nach dem Ablegen des Leibes, weil er in
dergleichen ist, wenn er lebt, aber daß er in ihr ist, ihm
nicht offenbar wird wegen der Dunkelheit, ja Finsternis, welche die
irdischen, leiblichen und weltlichen Dinge herbeiführen.
*3343.
Die Rede der Engel des inwendigeren Himmels ist eine noch schöner
und lieblicher vorbildliche; aber die Vorstellungen, die vorbildlich
gestaltet werden, können nicht mit Worten ausgedrückt
werden, und wenn sie mit einigen ausgedrückt würden, so
würden sie nicht nur über die Fassungskraft, sondern auch
über den Glauben hinausgehen.
Geistiges,
was dem Wahren angehört, wird dargestellt durch Modifikationen
des himmlischen Lichts in dem Gefühle, die auf unzählige
Weisen wunderbar wechseln; und Himmlisches, was dem Guten angehört,
durch allerlei Veränderungen der himmlischen Flamme oder Wärme.
So setzen sie alle Gefühle in Bewegung.
In
diese inwendigere Rede kommt auch der Mensch nach dem Ablegen des
Leibes, aber nur der im geistig Guten ist, d.h. im Guten des Glaubens
oder, was das gleiche, in der Liebtätigkeit gegen den Nächsten,
wenn er in der Welt lebt; denn inwendig hat er sie in sich, obwohl er
es nicht weiß.
*3344.
Die Rede der Engel des noch inwendigeren oder drillen Himmels ist
zwar auch vorbildlich, aber von solcher Art, daß sie mit gar
keiner Vorstellung begriffen, somit auch nicht beschrieben werden
kann.
Auch
diese Vorstellungsweise ist inwendig im Menschen, aber in dem, der in
himmlischer Liebe ist, d.h. in der Liebe zum Herrn, und er kommt nach
dem Ablegen des Leibes in sie, wie er in sie geboren ist, obwohl
nichts davon mit irgendeiner Vorstellung von ihm begriffen werden
konnte, solange er im Leibe lebte.
Mit
einem Wort, durch die den Vorstellungen beigefügten Vorbilder
bekommt die Rede gleichsam Leben, am allerwenigsten beim Menschen,
weil er in der Wörtersprache ist; mehr bei den Engeln des ersten
Himmels; noch mehr bei den Engeln des zweiten; am meisten aber bei
den Engeln des dritten Himmels, denn diese sind zunächst im
Leben des Herrn: alles, was vom Herrn, ist in sich lebendig.
*3345.
Eben hieraus kann erhellen, daß die Reden der Ordnung nach
inwendiger sind, aber dennoch so beschaffen, daß die eine
herkommt von der anderen der Ordnung nach, und daß die eine ist
in der anderen der Ordnung nach.
Des
Menschen Rede ist ihrer Beschaffenheit nach bekannt, wenn auch das
Denken, aus dem jene Rede herkommt, und dessen Analytisches seinem
Wesen nach gar nicht erforscht werden kann; der guten Geister oder
der Engel des ersten Himmels Rede und Denken, aus dem jene Rede
kommt, ist eine inwendigere, worin noch mehr Wunderbares und
Unerforschliches liegt; der Engel des zweiten Himmels Rede und
Denken, aus dem wiederum jene, ist eine noch inwendigere worin noch
Vollkommeneres und Unaussprechlicheres; der Engel aber des dritten
Himmels Rede und Denken, aus dem wiederum jene, ist die in wendigste,
worin ganz Unaussprechliches.
Und
obwohl alle Reden so beschaffen sind, daß sie als verschieden
erscheinen, so ist es dennoch eine, weil die eine die andere bildet
und die eine in der anderen ist. Was aber in der äußeren
vorkommt, ist Vorbild der inwendigeren.
Dies
kann der Mensch nicht glauben, wenn er seine Gedanken nicht über
das Weltliche und Leibliche erhebt und deswegen meint, das
Inwendigere bei ihm sei nichts; während doch das Inwendigere bei
ihm alles ist und das Äußerliche, d.h. das Weltliche und
Leibliche, in das er alles setzt, verhältnismäßig
kaum etwas.
*3346.
Damit ich dieses wüßte, und für gewiß
hielte, wurde mir aus göttlicher Barmherzigkeit des Herrn
verliehen, nun mehrere Jahre lang mit Geistern und Engeln zu reden.
Mit den Geistern oder Engeln des ersten Himmels in ihrer Sprache
selbst, auch zuweilen mit den Engeln des zweiten Himmels in der
ihrigen, aber die Rede der Engel des dritten Himmels erschien mir nur
als eine Strahlung des Lichts, worin ein Innewerden aus der Flamme
des Guten, die darin lag.
*3347.
Ich hörte die Engel reden von den menschlichen Gemütern
und ihrem Denken und der Rede daraus; sie verglichen sie mit der
äußeren Form des Menschen, die aber doch entsteht und
besteht aus unzähligen Formen, die inwendig sind, wie aus den
Gehirnen, Mark, Lungen, Herz, Leber, Speicheldrüse, Milz, Magen
und Gedärmen, außerdem aus mehreren anderen, z.B. aus
denen, die der Zeugung in beiden Ge schlechtern gewidmet sind, und um
sie her aus unzähligen Muskeln, und endlich aus Häuten; und
daß dieses alles zusammengewoben ist aus Gefäßen,
und zwar aus Gefäßen und Fasern innerhalb der Gefäße
und Fasern, aus denen kleinere Gänge und Formen sich bilden,
somit aus unzählig vielem. Dieses alles wirkt gleichwohl
zusammen, jedes auf seine Weise, zur Bildung der äußeren
Form, die nichts vom Inneren verrät.
Dieser
Form, nämlich der äußeren, verglichen sie die
menschlichen Gemüter und deren Gedanken und daher Reden. Aber
die der Engel verglichen sie mit dem, was inwendig ist, das
verhältnismäßig unbestimmt und auch unbegreiflich
ist.
Auch
verglichen sie die Fähigkeit zu denken der Fähigkeit der
Eingeweide, der Form der Nervenfasern gemäß zu wirken,
wobei sie sagten, die Fähigkeit gehöre nicht den
Nervenfasern an, sondern dem Leben in den Fasern, wie die Fähigkeit
zu denken nicht dem Gemüt angehört, sondern dem Leben, das
vom Herrn darin einfließt.
Solche
Vergleichungen werden, wenn sie von den Engeln geschehen, zugleich
auch durch Vorbilder anschaulich gemacht, durch welche die
inwendigeren Formen, von denen die Rede war, bis auf das
unbegreiflich Kleinste sowohl sichtbar als verständlich
dargestellt werden, und zwar in einem Augenblick. Aber die
Vergleichungen durch Geistiges und Himmlisches, wie sie bei den
himmlischen Engeln geschehen, übertreffen die Vergleichungen,
die durch Natürliches geschehen, ungemein weit an Schönheit
der Weisheit.
*3348.
Es waren Geister von einem anderen Weltkörper ziemlich lange
bei mir, als ich ihnen die Weisheit unseres Erdkreises erzählte:
daß unter die Wissenschaften, um deren willen sie für
Gebildete gelten, auch das Analytische gehöre, wodurch sie das,
was dem Gemüt und seinen Gedanken angehört, zu erforschen
sich bemühen, und daß sie dieses Metaphysik und Logik
nennen, daß sie aber kaum über die Begriffsbestimmungen
(terminos) und einige vielfach anwendbare Regeln hinausgekommen
seien: und daß sie über Begriffe streiten, z.B. was Form,
was Substanz, was das Gemüt, was die Seele sei, und daß
sie mittels jener allgemeinen vielfach anwendbaren Regeln heftig über
die Wahrheiten streiten.
Da
vernahm ich von ihnen, daß solches allen Sinn und Verstand der
Sache entziehe, wenn man nur bei den Begriffen davon stehen bleibe,
und darüber nach künstlichen Regeln denke. Sie sagten,
solches seien nur blaue Nebel, die man den Verstandesaugen vormache,
und das heiße, den Verstand in den Staub herabziehen. Sie
setzten hinzu, bei ihnen sei es nicht so, sondern sie hätten
dadurch klarere Vorstellungen von den Sachen, daß sie nichts
von solchen Künsteleien wüßten.
Ich
durfte auch sehen, wie weise sie waren: sie bildeten auf wunderbare
Weise das menschliche Gemüt vor als eine himmlische Form, und
seine Neigungen als die ihm angemessenen Tätigkeitssphären,
und zwar so geschickt, daß sie von den Engeln belebt wurden.
Sie bildeten auch vor, wie der Herr solche Neigungen, die an sich
unangenehm sind, in angenehme umwandle. Es waren Gelehrte von unserer
Erde zugegen, die konnten im mindesten nichts begreifen, obwohl sie
von solchen Dingen im Leben des Leibes philosophisch viel gesprochen
hatten.
Als
jene deren Gedanken wiederum inne wurden, daß sie nur bei den
Begriffen stehenblieben und die Neigung hatten, über einzelnes
zu disputieren, ob es so sei, nannten sie das einen Hefenschaum.
*3349.
Aus dem bisher Gesagten kann erhellen, was Entsprechungen sind,
und was Vorbildungen. Aber außer dem, was am Ende der vorigen
Kapitel: Nr. 2987-3003, und Nr. 3213-3227 gesagt und gezeigt wurde,
sehe man auch, was darüber sonst, nämlich Folgendes:
Daß
alles im Buchstabensinn des Wortes Vorbilder und Bezeichnungen der
Dinge darstellen, die im inneren Sinn des Wortes seien: Nr. 1404,
1408, 1409, 2763.
Daß
das Wort durch Mose und die Propheten durch Vorbildliches und
Bezeichnendes beschrieben worden sei, und daß es in keinem an
deren Stil geschrieben werden konnte, damit es einen anderen Sinn
hätte, durch den eine Gemeinschaft des Himmels und der Erde sein
sollte: Nr. 2899.
Daß
der Herr deswegen ebenfalls durch Vorbilder geredet habe, und auch,
weil Er aus dem Göttlichen Selbst redete: Nr. 2900. Woher die
Vorbilder und Bezeichnungen, die im Wort und in den Gebräuchen:
Nr. 2179.
Daß
die Vorbilder hergekommen seien von den Bezeichnungen der Alten
Kirche, und diese von den Innewerdungen der Ältesten Kirche: Nr.
920, 1409, 2896, 2897.
Daß
die Uralten ihre Vorbilder auch aus Träumen hatten: Nr. 1977.
Daß
Chanoch diejenigen darstelle, welche die Innewerdungen der Uralten
gesammelt haben: Nr. 2896.
Daß
im Himmel fortwährend Vorbilder des Herrn und Seines Reiches
seien: Nr. 1619.
Daß
die Himmel voll von Vorbildern seien: Nr. 1521, 1532.
Daß
die Vorstellungen sich in verschiedene Vorbilder verwandeln in der
Geisterwelt: Nr. 1971, 1980, 1981. Vorbilder, durch welche Kinder in
die Einsicht eingeleitet werden: Nr. 2299.
Daß
die Vorbilder in der Natur vom Einfluß des Herrn seien: Nr.
1632, 1881.
Daß
in der gesamten Natur Vorbilder des Reiches des Herrn seien: Nr.
2758.
Daß
im äußeren Menschen solches ist, was dem inneren Menschen
entspricht, und was ihm nicht entspricht: Nr. 1563, 1568.
*3350.
Damit offenbar werde, wie beschaffen die Vorbilder sind, darf ich
noch ein Beispiel anführen:
Ich
hörte sehr viele Engel des inwendigeren Himmels, die miteinander
oder in Genossenschaft ein Vorbild formierten. Die Geister um mich
her konnten es nicht innewerden, als nur aus einem Einfluß des
in wendigeren Gefühls (affectionis).
Es
war ein Chor, in dem sie, soviel ihrer waren, miteinander das gleiche
dachten und das gleiche redeten. Durch Vorbildungen formierten sie
eine goldene Krone mit Diamanten um das Haupt des Herrn; dies geschah
zugleich durch schnell erfolgende Reihen solcher Vorbildungen, wie
sie dem Denken und der Rede eigen sind, wovon Nr. 3342, 3343; 3344
die Rede war. Und, was wunderbar, obwohl es sehr viele waren, dachten
und redeten dennoch alle wie einer, somit bildeten sie vor wie einer,
und zwar weil niemand aus sich etwas tun, noch weniger den übrigen
vorstehen und den Chor führen wollte, (wer dies tut, scheidet
augenblicklich von selber aus), sondern sie ließen sich von
einander führen, somit alle im besonderen und im allgemeinen vom
Herrn. In solche Harmonien werden alle Guten, die ins andere Leben
kommen, gebracht.
Nachher
wurden sehr viele Chöre gehört, die Verschiedenes
vorbildlich darstellten, und obwohl es mehrere Chöre waren und
viele in einem jeden Chor, so handelten sie dennoch wie einer, denn
aus den verschiedenen Formen ergab sich eines, in dem himmlisch
Schönes.
So
kann der ganze Himmel, der aus Myriaden von Myriaden besteht, dadurch
eines tun, daß sie in wechselseitiger Liebe sind, denn so
lassen sie sich vom Herrn führen; und was wunderbar, je mehr es
sind, d.h. je mehr Myriaden den Himmel bilden, desto genauer und
vollkommener geschieht alles und jedes (und auch einem je
inwendigeren Himmel die Engel angehören, denn alle
Vollkommenheit nimmt nach innen zu).
*3351.
Diejenigen, welche damals die Chöre bildeten, waren aus dem
Gebiet der Lungen, somit aus dem geistigen Reich des Herrn, denn sie
wirkten sanft auf das Atmen ein. Aber es waren unterschiedene Chöre:
die einen gehörten zum freiwilligen Atmen, die anderen zu dem
von selbst geschehenden.
* * *
*3472.
Daß alles und jedes, was im Buchstabensinn des Wortes
steht, Vorbilder geistiger und himmlischer Dinge des Reiches des
Herrn in den Himmeln und im höchsten Sinn Vorbilder des Herrn
selbst sind, kann aus dem erhellen, was bisher gezeigt wurde und was
ferner, aus göttlicher Barmherzigkeit des Herrn, gezeigt werden
soll. Weil aber der Mensch sich so weit vom Himmel entfernt, und sich
in die unterste Natur, ja ins Irdische versenkt hat, so widerstreitet
es ihm ganz, wenn gesagt wird, daß das Wort noch Höheres
in sich berge, als er aus dem Buchstaben auffaßt, und noch
mehr, wenn gesagt wird, daß es Unbegreifliches enthält,
was nur der Weisheit der Engel angemessen ist, und noch mehr, daß
es eigentlich Göttliches enthält, was sogar den Verstand
der Engel unendlich übersteigt. Es erkennt zwar die Christenheit
an, daß das Wort göttlich sei, daß es aber so
göttlich, leugnet sie, wo nicht mit dem Mund, so doch im Herzen;
und das ist auch nicht zu verwundern, weil das Irdische, worin der
Mensch heutigen Tages ist, das Höhere nicht begreift noch
begreifen will.
*3473.
Daß das Wort im Buchstaben solches in sich birgt, wird den
Geistern oder Seelen, die ins andere Leben kommen, öfters zu
sehen vorgestellt; und wenn dies geschah, durfte ich etliche Male
dabei sein, wie erhellen kann aus den Erfahrungen, die im ersten
Teil: „Von der Heiligen Schrift oder dem Wort, das göttliche
Dinge in sich birgt, die den guten Geistern und Engeln offen
vorliegen“, Nr. 1767-1776 und 1869-1879 angeführt wurden,
aus dem das unmittelbar folgende der Bestätigung wegen berichtet
werden darf.
*3474.
Ein Geist kam zu mir, nicht lange nach seinem Abscheiden aus dem
Leibe, was ich daraus schließen konnte, daß er noch nicht
wußte, daß er im anderen Leben sei, indem er meinte, er
lebe in der Welt. Ich wurde inne, daß er den Studien ergeben
gewesen sei, über die ich mit ihm redete; aber dann wurde er auf
einmal in die Höhe gehoben, worüber ich mich wunderte. Ich
vermutete, daß er von denen sei, die nach Hohem gestrebt
hatten, denn solche werden gewöhnlich in die Höhe gehoben,
oder daß er den Himmel ins Hohe gesetzt habe. Solche pflegen
ebenfalls in die Höhe gehoben zu werden, damit sie dadurch
erfahren, der Himmel sei nicht im Hohen, sondern im Inneren.
Aber
bald vernahm ich, daß er zu den engelischen Geistern
emporgehoben worden sei, die vorne ein wenig zur Rechten auf der
ersten Schwelle des Himmels sind. Von da aus redete er mit mir und
sagte, daß er Höheres sehe als menschliche Gemüter je
fassen könnten. Als dies geschah, las ich das erste Kapitel des
fünften Buches Mose vom judäischen Volk, daß gesandt
worden seien, die das Land Kanaan, und was dort sei, auskundschaften
sollten. Als ich dies las, sagte er, daß er vom buchstäblichen
Sinn nichts vernehme, sondern was im geistigen Sinn, und das sei so
wunderbar, daß er es nicht beschreiben könne. Dies war auf
der ersten Schwelle des Himmels der engelischen Geister. Was wird es
nicht sein in jenem Himmel selber, und was nicht im Engelshimmel!
Einige
Geister, die bei mir waren, und früher nicht geglaubt hatten,
daß das Wort von solcher Art sei, fingen alsdann an, zu
bereuen, daß sie nicht geglaubt hatten. Sie sagten in jenem
Zustand, daß sie nun glauben, weil sie ihn haben sagen hören,
er habe es gehört, gesehen und sei inne geworden, daß es
so sei. Aber andere Geister beharrten noch in ihrem Unglauben und
sagten, daß es nicht so sei, sondern nur Phantasien, darum
wurden auch diese plötzlich erhoben und redeten von da aus mit
mir und bekannten, daß es nichts weniger sei als Phantasie,
weil sie wirklich inne würden, daß es so sei, mit einer
feineren Empfindung, als je einem Sinn im Lehen des Leibes gegeben
werden könne.
Bald
wurden auch andere in ebendenselben Himmel erhoben, und unter ihnen
einer, der mir im Leben des Leibes bekannt war. Dieser bezeugte das
gleiche, indem er unter anderem sagte, daß er vor Staunen die
Herrlichkeit des Wortes in dessen innerem Sinn nicht beschreiben
könne; aus einer Art von herzlichem Bedauern äußerte
er dann, es sei zu verwundern, daß die Menschen gar nichts von
solchem wissen.
Zweimal
nachher sah ich andere, die in den zweiten Himmel unter die
Engelsgeister erhoben wurden und von da aus mit mir redeten. Ich las
dann 5. Mose das dritte Kapitel vom Anfang bis Ende. Sie sagten, sie
seien bloß im inwenigeren Sinn des Wortes und versicherten
alsdann, daß auch nicht ein Strichlein sei, worin nicht etwas
Geistiges wäre, das mit dem übrigen aufs Schönste
zusammenhinge und daß die Namen Sachen bezeichneten. So wurden
sie ebenfalls bestärkt, weil sie früher nicht geglaubt
hatten, daß alles und jegliches im Wort vom Herrn eingegeben
worden sei. Dies wollten sie auch in Gegenwart anderer mit einem
Schwur bekräftigen, aber es wurde nicht gestattet.
*3475.
Daß in den Himmeln in einem fort solche Vorbilder
vorkommen, dergleichen im Wort sind, ist früher einige Male
gesagt und gezeigt worden. Jene Vorbilder sind von der Art, daß
die Geister und Engel sie in viel heiterem Licht sehen als es das
mittägliche der Welt ist. Jene Vorbilder sind so beschaffen, daß
man, was in der äußeren Form erscheint, inne wird, was es
bedeutet in der inwendigen, und in diesem noch inwendigeres; denn es
sind drei Himmel: Im ersten Himmel erscheinen jene in der äußeren
Form zugleich mit dem Innewerden, was sie in der inwendigen bedeuten;
im zweiten Himmel erscheinen jene, so wie sie beschaffen sind in der
inwendigen Form, zugleich mit dem Innewerden, wie beschaffen sie sind
in der noch inwendigeren; im dritten Himmel erscheinen dieselben in
einer Form, die noch inwendiger ist als jene und welche die
inwendigste ist.
Was
im ersten Himmel erscheint, ist nur das Allgemeine von jenen Dingen,
die im zweiten Himmel erscheinen, und diese sind nur das Allgemeine
von denen, die im dritten. Somit ist in dem, was in ersten Himmel
erscheint, inwendig das, was im zweiten, und in diesem inwendig das,
was im dritten; und weil es so stufenweise sich darstellt, kann
erhellen, wie vollkommen, weisheitsvoll und zugleich wie selig
dasjenige ist, was im innersten Himmel, und daß es ganz
unaussprechlich ist, denn Tausend und Abertausend stellen ein
einziges Besondere eines Allgemeinen dar.
Alle
und jede jener Vorbilder schließen etwas in sich, das sich auf
das Reich des Herrn bezieht, und dieses etwas, das sich auf den Herrn
selbst bezieht. Die im ersten Himmel sind, sehen in ihren Vorbildern
etwas, das in der inwendigeren Sphäre des Reiches vorhanden ist,
und darin, was in der noch inwendigeren Sphäre, und so Vorbilder
des Herrn, aber von ferne. Die im zweiten Himmel sind, sehen in ihren
Vorbildern solches, was in der inwendigsten Sphäre des Reiches
ist, und darin Vorbilder des Herrn näher; die aber im dritten,
sehen den Herrn selbst.
*3476.
Hieraus kann man wissen, wie es sich mit dem Wort verhält;
denn das Wort ist vom Herrn dem Menschen und auch den Engeln gegeben,
daß sie durch dasselbe bei Ihm sein möchten. Denn das Wort
ist das Mittel, das die Erde mit dem Himmel und durch diesen mit dem
Herrn vereinigt. Sein buchstäblicher Sinn ist es, der den
Menschen vereinigt mit dem ersten Himmel; und weil im buchstäblichen
Sinn der innere ist, der vom Reich des Herrn handelt und darin der
höchste Sinn liegt, der vom Herrn handelt, und diese Sinne der
Ordnung nach ineinander sind, so wird hieraus klar, von welcher Art
die Vereinigung durch das Wort mit dem Herrn ist.
*3477.
Es wurde gesagt, daß in den Himmeln fortwährend
Vorbilder seien, und zwar solche, welche die größten
Geheimnisse der Weisheit in sich schließen. Die, welche vor
Menschen aus dem Buchstabensinn des Wortes offen daliegen, sind so
wenige, etwa im Verhältnis wie die Wasser des Ozeans zu den
Wassern eines ganz kleinen Sees.
Von
welcher Art die Vorbilder in den Himmeln sind, kann aus denjenigen
erhellen, die mehrmals früher aus Gesichten berichtet wurden,
wie auch aus folgendem:
Einigen
wurde (wie ich sah) ein breiter Weg und ein schmaler Weg vorgebildet,
der breite, der zur Hölle, und der schmale, der zum Himmel
führen würde. Der breite war bepflanzt mit Bäumen und
Blumen und dergleichen, was in der äußeren Form schön
und angenehm erschien, aber es waren da Ottern und Schlangen
verschiedener Gattung verborgen, die sie nicht sahen. Der schmale Weg
war nicht so sichtbar geziert mit Bäumen und Blumenbeeten,
sondern er erschien öde und düster, aber auf demselben
waren Engel als Kinder, auf das Schönste geschmückt in den
lieblichsten Paradiesen und Blumenbeeten, die sie je doch nicht
sahen. Sie wurden dann gefragt, welchen Weg sie gehen wollten, sie
sagten, den breiten, aber plötzlich wurden ihnen die Augen
geöffnet, und auf dem breiten sahen sie Ottern, auf dem schmalen
aber Engel. Und dann wurden sie wieder gefragt, welchen Weg sie gehen
wollten, dann schwiegen sie stille, und je mehr ihnen das Gesicht
geöffnet wurde, sagten sie, sie wollten den schmalen gehen, je
mehr ihnen aber das Gesicht verschlossen wurde, sie wollten den
breiten gehen.
*3478.
Auch wurde einigen die Stiftshütte mit der Lade vorgebildet;
denn die am Wort in hohem Grade Freude gehabt hatten, als sie in der
Welt lebten, denen wird solches auch zu sehen vorgestellt; so damals
die Stiftshütte mit all ihrem Zugehör, nämlich mit den
Vorhöfen, den Teppichen umher, den Vorhängen inwendig, dem
goldenen oder Räucheraltar, dem Tisch, wo die Brote, dem
Leuchter, dem Gnadenstuhl mit den Cherubim. Und dann wurde den
gutartigen Geistern innezuwerden gegeben, was das einzelne bedeutete.
Es
waren die drei Himmel, die durch die Stiftshütte vorgebildet
wurden, und der Herr selbst durch das Zeugnis in der Lade, auf
welcher der Gnadenstuhl. Und je mehr ihnen das Gesicht geöffnet
wurde, desto Himmlischeres und Göttlicheres sahen sie darin,
wovon sie keine Kenntnis gehabt hatten im Leben des Leibes und, was
wunderbar, es war nicht das kleinste dort, was nicht ein Vorbild
wäre, bis auf die Haken und Ringe hinaus. Um nur zu sagen vom
Brot, das auf dem Tisch: in dem selben als in einem Vorbild und
Wahrzeichen wurden sie inne jene Nahrung, von der die Engel leben,
somit die himmlische und geistige Liebe mit ihren Wonnen und
Seligkeiten, und in jenem und diesem den Herrn selbst, als das Brot
oder Manna vom Himmel; außer mehrerem aus der Gestalt, Lage,
Zahl der Brote und aus dem Gold, das dort ringsumher, und aus dem
Leuchter, von dem jenes erleuchtet Vorbildungen von noch mehr und
unaussprechlichen Dingen gewährte; so im übrigen.
Aus
diesem konnte mir auch einleuchten, daß die Bräuche und
Vorbilder der jüdischen Kirche alle Geheimnisse der christlichen
Kirche in sich enthielten; sodann daß diejenigen, denen die
Vorbilder und Bezeichnungen des Wortes des Alten Testaments eröffnet
werden, die Geheimnisse der Kirche des Herrn auf Erden, während
sie in der Welt leben, und die Geheimnisse der Geheimnisse, die im
Reich des Herrn in den Himmeln, wenn sie ins andere Leben kommen,
wissen und inne werden können.
*3479.
Die Juden, die vor der Ankunft des Herrn, wie auch die nachher
gelebt haben, hatten keine andere Meinung von den Bräuchen ihrer
Kirche, als daß der Gottesdienst bloß im Äußeren
bestehe. Was sie vorbildeten und bezeichneten, darum bekümmerten
sie sich nicht; denn sie wußten nicht und wollten nicht wissen,
daß es ein Inwendiges des Gottesdienstes und des Wortes gebe,
somit daß ein Leben nach dem Tode, folglich daß ein
Himmel sei, denn sie waren ganz sinnlich und körperlich; und
weil sie in dem vom Inneren getrennten Äußeren waren, war
der Gottesdienst in Beziehung auf sie nichts anderes als ein
Götzendienst. Deswegen waren sie sehr geneigt zur Verehrung
jedweder Götter, wenn sie nur beredet wurden, daß solche
sie glücklich machen könnten.
Aber
weil jene Nation von der Art war, daß sie in äußerer
Heiligkeit sein konnten, und so die Gebräuche, durch welche die
himmlischen Dinge des Reiches des Herrn vorgebildet wurden, heilig
halten und eine heilige Ehrfurcht haben vor Abraham, Jischak und
Jakob, wie auch vor Mose und Aharon und nachher vor David, durch die
der Herr vorgebildet wurde, und hauptsächlich eine heilige Scheu
haben vor dem Wort, in dem alles und jedes Vorbilder und
Bezeichnungen göttlicher Dinge sind, darum ist in jener Nation
eine vorbildliche Kirche eingesetzt worden. Wenn aber jene Nation das
Inwendige bis zur Anerkennung gewußt hätte, dann hätte
sie dasselbe entweiht, und so wäre sie zwar im äußeren
Heiligen, zugleich aber im inneren Unheiligen gewesen; also hätte
gar keine Gemeinschaft der Vorbilder mit dem Himmel durch jene Nation
stattfinden können. Daher kommt es, daß das Inwendigere
ihnen nicht entdeckt wurde, nicht einmal, daß der Herr innen
sei, um ihre Seelen selig zu machen.
Weil
der jüdische Stamm mehr als die übrigen Stämme so
geartet war, und sie heute noch wie ehemals die Bräuche, die
außerhalb Jerusalems beobachtet werden können, heilig
halten, auch eine heilige Ehrfurcht vor ihren Vätern, und
vornehmlich eine heilige Scheu vor dem Wort des Alten Testaments
haben und vorhergesehen wurde, daß die Christen dieses ganz
verwerfen, und auch ihr Inneres mit Unheiligem verunehren würden,
darum ist jene Nation bis jetzt erhalten worden, nach den Worten des
Herrn bei Matth. 24/34. Anders, wenn die Christen, wie sie das Innere
wissen, auch als inwendige Menschen leben würden. In diesem Fall
würde jene Nation vor mehreren Jahrhunderten wie andere Nationen
ausgerottet worden sein.
Aber
mit jener Nation verhält es sich so, daß ihr äußerlich
Heiliges oder das Heilige des Gottesdienstes ihr Inneres mitnichten
erregen kann, denn dieses ist unrein durch den Schmutz der
Selbstliebe und durch den Schmutz der Weltliebe, wie auch durch den
Götzendienst, sofern sie das Äußere verehren ohne
Inneres. Und weil sie darum nichts vom Himmel in sich haben, so
können sie auch nichts vom Himmel ins andere Leben mitbringen,
außer wenigen, die in gegenseitiger Liebe und damit nicht in
Verachtung anderer im Vergleich mit sich leben.
*3480.
Es wurde auch gezeigt, wie die Unreinigkeiten bei jener Nation
nicht verhinderten, daß das Inwendigere des Wortes oder dessen
Geistiges und Himmlisches sich dennoch im Himmel darstellte; denn die
Unreinigkeiten wurden entfernt, so daß sie nicht wahrgenommen
wurden, auch ihr Böses ins Gute gewendet, so daß nur das
äußere Heilige zur Grundlage diente; so stellte sich vor
den Engeln, ohne zwischenliegende Hindernisse, das Inwendige des
Wortes dar. So wurde offenbar, wie jenes inwendig götzendienerische
Volk Heiliges, ja den Herrn selbst vorbilden konnte, somit wie der
Herr inmitten ihrer Unreinigkeiten wohnen konnte: 3. Mose 16/16.
Folglich besteht dort die Ähnlichkeit einer Kirche; denn eine
lediglich vorbildliche Kirche ist ein Bild der Kirche, aber nicht
Kirche.
Bei
den Christen kann dieses nicht so geschehen, weil sie das Inwendigere
des Gottesdienstes kennen, aber demselben nicht glauben. Somit können
sie nicht in einem äußeren, vom inneren getrennten
Heiligen sein; ausgenommen diejenigen, die im Leben des Glaubens
sind. Durch Gutes bei ihnen geschieht eine Gemeinschaft, wobei
unterdessen Böses und Falsches entfernt wird, und alsdann wird,
was zu verwundern, alles und jedes im Wort, das von diesen gelesen
wird, vor den Engeln offenbar, und das auch, obwohl sie nicht auf
dessen Sinn merken, was mir durch mehrere Erfahrung gezeigt wurde;
denn das Innere bei ihnen, das nicht so wahrnehmbar ist, dient als
Grundlage.
*3481.
Ich war oft im Gespräch mit den Juden, die im anderen Leben
sind, (sie erscheinen vorne im Unterland, unter der Fläche des
linken Fußes) und einmal auch über das Wort, über das
Land Kanaan und über den Herrn.
Über
das Wort: Daß die größten Geheimnisse darin seien,
die den Menschen nicht offenbar sind, bejahten sie. Sodann daß
alle Geheimnisse darin vom Messias und Seinem Reich handeln, auch
hiermit waren sie einverstanden, aber als ich sagte, daß
Messias in der hebräischen Sprache eben das heiße, was
Christus in der griechischen, wollten sie es nicht hören. Als
ich weiter sagte, der Messias sei der Heiligste und Jehovah in Ihm,
und kein anderer werde unter dem Heiligen Israels und unter dem Gott
Jakobs verstanden; und weil Er der Heiligste, so könnten in
Seinem Reich nur solche sein, die heilig sind, nicht in der äußeren,
sondern in der inneren Form, somit nicht in schmutziger Weltliebe und
in der Selbsterhebung anderen Völkern gegenüber und in Haß
unter sich, da konnten sie dieses nicht hören.
Hernach,
daß das Reich des Messias nach den Weissagungen ein ewiges
sein, und die, die Ihm angehören, auch in Ewigkeit das Land
besitzen werden. Wenn das Reich von dieser Welt wäre und sie ins
Land Kanaan eingeführt würden, so wäre das nur für
wenige Jahre, solange ein Menschenleben währt, abgesehen davon,
daß alle diejenigen, die gestorben sind, nachdem sie aus dem
Land Kanaan vertrieben worden, eine solche Seligkeit nicht genießen
würden; und daß sie hieraus hätten wissen können:
durch das Land Kanaan sei das Himmelreich vorgebildet und bezeichnet
worden; und um so mehr, da sie nun wüßten, daß sie
im anderen Leben seien und ewig leben werden. Es sei also klar, daß
der Messias dort Sein Reich habe. Außerdem könne durch die
neue Erde, das neue Jerusalem und durch den neuen Tempel bei Hesekiel
nichts anderes bezeichnet werden, als ein solches Reich des Messias.
Darauf konnten sie nicht antworten; nur haben sie darüber, daß
die, die vom Messias ins Land Kanaan eingeführt würden und
nach so wenigen Jahren sterben und jene Seligkeit, die sie dort haben
würden, verlassen müßten, bitterlich geweint.
*3482.
Die Redeweise im Wort, obwohl sie dem Menschen einfach, und an
einigen Stellen roh vorkommt, ist die Redeweise der Engel selbst,
aber die äußerste (ultima); denn die Rede der Engel, die
geistig ist, kann, wenn sie in menschliche Worte fällt, in keine
andere Rede fallen als in eine solche; denn die einzelnen Dinge dort
bilden vor, und die einzelnen Worte bezeichnen. Die Alten, weil sie
Umgang pflegten mit Geistern und Engeln, hatten keine andere Rede,
sie war voller Vorbilder, und im einzelnen war ein geistiger Sinn.
Die Bücher der Alten waren auch so geschrieben, denn so zu reden
und so zu schreiben, war das Streben ihrer Weisheit. Wie weit sich
nachher der Mensch vom Himmel entfernt hat, kann man auch hieraus
abnehmen. Jetzt weiß er nicht einmal, daß im Wort etwas
anderes ist als was im Buchstaben vorkommt, nicht einmal, daß
ein geistiger Sinn darin sei. Alles, was über den Buchstabensinn
hinausgeht, nennt man mystisch, und es wird schon deswegen verworfen.
Daher
kommt es auch, daß heutzutage die Gemeinschaft mit dem Himmel
unterbrochen ist, so sehr, daß von wenigen geglaubt wird, daß
ein Himmel sei und, was zu verwundern, von Gelehrten und Gebildeten
viel weniger als von Einfältigen.
*3483.
Alles was je im Weltall erscheint, ist ein Vorbild des Reiches
des Herrn, so durchaus, daß es gar nichts in der Luft- und
Sternenwelt, auf der Erde und in ihren drei Reichen gibt, das nicht
nach seiner Art vorbildete, da alle und jede Dinge in der Natur die
äußersten Bilder sind. Denn aus dem Göttlichen ist
Himmlisches, das Sache des Guten, aus dem Himmlischen Geistiges, das
Sache des Wahren, aus jenem und diesem Natürliches.
Hieraus
kann erhellen, wie grob, ja wie irdisch und auch verkehrt die
menschliche Einsicht ist, die alles der von einem höheren
Einfluß oder einer wirkenden Ursache getrennten und enthobenen
Natur zuschreibt. Auch meinen diejenigen, die so denken und reden,
sie seien weiser als andere, dadurch nämlich, daß sie
alles der Natur zuschreiben; während umgekehrt es
Engelsverständigkeit ist, nichts der Natur zuzuschreiben,
sondern alles und jedes dem Göttlichen des Herrn, also dem
Leben, nicht einem toten Ding.
Die
Gebildeten wissen, daß das Bestehen ein fortwährendes
Entstehen ist, und doch widerstreitet es ihrer Neigung zum Falschen,
und daher ihrem Bildungswahn, zu sagen, daß die Natur immerfort
bestehe, wie sie entstanden war, aus dem Göttlichen des Herrn.
Weil nun alles und jedes vom Göttlichen besteht, d.h.
fortwährend entsteht, und alles und jedes, was davon her ist,
nicht anders als Vorbilder derjenigen Dinge sein kann, durch die sie
entstanden sind, so folgt, daß das sichtbare Weltall nichts
anderes ist als eine Schaubühne, die das Reich des Herrn
vorbildet, und dieses wiederum eine Schaubühne, die den Herrn
selbst vorbildet.
*3484.
Durch sehr viele Erfahrungen wurde ich belehrt, daß nur ein
einziges Leben ist, nämlich das des Herrn, das einfließt
und macht, daß der Mensch lebt, ja daß sowohl die Guten
als die Bösen leben.
Jenem
Leben entsprechen die Formen, welche sind Substanzen, die durch den
fortwährenden göttlichen Einfluß so belebt werden,
daß es ihnen scheint, als lebten sie aus sich. Dies ist die
Entsprechung der Organe mit dem Leben. Aber wie beschaffen die
aufnehmenden Organe sind, in solcher Art leben sie.
Die
Menschen, die in der Liebe und Liebtätigkeit leben, sind in der
Entsprechung, denn das Leben selbst wird von ihnen angemessen
aufgenommen. Diejenigen aber, die in dem sind, was gegen die Liebe
und Liebtätigkeit ist, sind nicht in der Entsprechung, weil von
ihnen das Leben selbst nicht angemessen aufgenommen wird; dadurch
entsteht ein solches Leben, wie sie es haben.
Dies
kann erläutert werden durch die natürlichen Formen, in die
das Sonnenlicht einfließt. Wie beschaffen die aufnehmenden
Formen sind, so sind die Modifikationen des Lichtes. In der geistigen
Welt sind die Modifikationen geistig, daher wie beschaffen dort die
aufnehmenden Formen sind, solche Einsicht und solche Weisheit haben
sie. Daher kommt es, daß die guten Geister und Engel als die
eigensten Formen der Liebtätigkeit erscheinen, hingegen die
bösen und höllischen Geister als Formen des Hasses.
*3485.
Die Vorbildungen, die im anderen Leben erscheinen, sind
Scheinbarkeiten, aber lebendige, weil sie aus dem Licht des Lebens
sind; denn das Licht des Lebens ist die göttliche Weisheit, die
vom Herrn allein. Daher ist alles, was von jenem Licht entsteht,
wirklich; nicht wie das, was vom Licht der Welt entsteht. Deswegen
haben diejenigen, die im anderen Lebens sind, öfters gesagt:
das, was sie dort sehen, sei wirklich, was dagegen der Mensch sieht,
relativ unwirklich, weil jenes lebt, und so ihr Leben unmittelbar
anregt, dieses aber nicht, also auch das Leben nicht unmittelbar
anregt, außer in solcher Art und in solchem Maß wie sich
bei ihnen das, was dem Weltlicht angehört, angemessen und
entsprechend mit dem verbindet, was dem Himmelslicht angehört.
Hieraus nun kann erhellen, was Vorbildungen sind und was
Entsprechungen.
*3624. Von der Entsprechung aller, der inneren
wie der äußeren Organe und Glieder des Menschen mit dem
Größten Menschen, welcher der Himmel ist.
Wunderbares
darf ich jetzt berichten und beschreiben, was, soviel ich weiß,
noch niemand bekannt und nicht einmal jemand in den Sinn gekommen
ist, daß nämlich der ganze Himmel so gebildet ist, daß
er entspricht dem Herrn, nämlich Seinem Göttlich-Menschlichen;
und daß der Mensch so gebildet ist, daß er, mit allem und
jedem bei ihm, entspricht dem Himmel, und durch den Himmel dem Herrn.
Dies
ist das große Mysterium, das nun enthüllt werden soll, von
dem hier und am Ende der folgenden Kapitel gehandelt wird.
*3625.
Daher kommt es, daß einigemal im Vorhergehenden, wo vom
Himmel und den Engelsgesellschaften die Rede war, gesagt wurde, daß
sie zu einem Gebiet des Leibes, wie zu dem des Hauptes oder der Brust
oder des Unterleibes oder irgendeines Gliedes oder Organs darin
gehören; und zwar infolge der oben gedachten Entsprechung.
*3626.
Daß eine solche Entsprechung stattfindet, ist gar wohl bekannt
im anderen Lehen, nicht allein den Engeln, sondern auch den Geistern,
und selbst den Bösen. Die Engel wissen daraus die größten
Geheimnisse, die im Menschen, und die größten Geheimnisse,
die in der Welt und ihrer ganzen Natur sind. Davon habe ich mich
öfters überzeugen können, auch dadurch, daß,
wenn ich von einem Teile des Menschen redete, sie nicht allein den
ganzen Bau wußten, die Tätigkeit und den Nutzzweck
desselben Teiles, sondern auch Unzähliges mehr als ein Mensch
überhaupt fähig ist zu erforschen, ja zu verstehen, und
zwar in seiner Ordnung und in seiner Reihenfolge, nämlich durch
den Einblick in die himmlische Ordnung, der sie folgten und der die
Ordnung jenes Teiles entsprach. Weil sie also in den Urgründen
(principiis) sind, so wissen sie ebendaher das, was aus ihnen sich
ergibt.
*3627.
Es ist allgemeine Regel, daß nichts entstehen und bestehen
kann aus sich, sondern aus einem anderen, d.h. durch ein anderes; und
daß nichts erhalten werden kann in seiner Form, wenn nicht aus
einem anderen, d.h. durch ein anderes, wie aus allem und jedem in der
Natur erhellt.
Daß
der menschliche Leib auswendig in der Form erhalten wird von den
Atmosphären, ist bekannt. Wenn er nicht auch inwendig von einer
wirkenden oder lebendigen Kraft erhalten würde, so würde er
im Augenblick zusammenfallen. Alles, was nicht zusammenhängt mit
einem Früheren, als es ist, und durch das Frühere mit dem
Ersten, geht auf der Stelle zugrunde.
Daß
der Größte Mensch oder der Einfluß aus ihm jenes
Frühere ist, wodurch der Mensch in seinem Ganzen und Einzelnen
im Verband er halten wird mit dem Ersten, d.h. mit dem Herrn, wird
aus dem folgen den klar werden.
*3628.
Hierüber bin ich durch viele Erfahrung belehrt worden, und zwar,
daß nicht allein das, was dem menschlichen Gemüt, nämlich
was seinem Denken und seiner Neigung angehört, den geistigen und
himmlischen Dingen, die des Himmels vom Herrn sind, entsprechen,
sondern auch, daß im allgemeinen der ganze Mensch, und im
besonderen alles, was im Menschen ist, sogar, daß es nicht den
kleinsten Teil, nicht ein mal das Kleinste eines Teiles gibt, das
nicht entspricht; ferner, daß der Mensch von daher entsteht und
fortwährend besteht, wie auch, daß, wenn nicht eine solche
Entsprechung des Menschen mit dem Himmel und durch den Himmel mit dem
Herrn, also mit einem Früheren als er ist, und durch Früheres
mit dem Ersten wäre, er nicht einen Augenblick bestehen, sondern
in nichts zerfließen würde.
Es
sind immer zwei Kräfte, die ein jedes Ding in seinem
Zusammenhang und in seiner Form erhalten, nämlich eine Kraft die
auswendig wirkt, und eine Kraft die inwendig wirkt, in deren Mitte
dasjenige sein muß, was erhalten wird, also auch der Mensch in
seinen einzelnen, auch den allerkleinsten Teilen.
Daß
es die Atmosphären sind, die von außen durch fortwährendes
Drücken oder Auflegen und die dadurch wirkende Kraft, den ganzen
Leib im Zusammenhang erhalten, ist bekannt; wie auch, daß die
Atmosphäre der Luft durch den Einfluß die Lungen erhält;
und ebendieselbe ihr Organ, welches das Ohr ist, mit seinen Formen,
die gemäß der Modifikationen derselben eingerichtet sind.
Und ebenso erhält die ätherische Atmosphäre die
inwendigeren zusammengehörigen Teile; denn sie fließt
ungehindert durch alle Poren ein, und hält die inwendigeren
Eingeweide des ganzen Leibes, beinahe durch ein gleiches Drücken
oder Auflegen und die dadurch wirkende Kraft, in ihren Formen
unzertrennt. Wie auch ebendieselbe Atmosphäre ihr Organ erhält,
welches das Auge ist, mit seinen Formen, die darin gemäß
der Modifikationen derselben eingerichtet sind. Wenn diesen nicht
entsprechen würden innere Kräfte, die gegen jene äußeren
Kräfte eine Gegenwirkung ausüben, und so die inmitten
befindlichen Formen zusammen und im Gleichgewicht erhalten, so würden
sie keinen Augenblick bestehen.
Hieraus
wird klar, daß durchaus zweierlei Kräfte sein müssen,
wenn etwas entstehen und bestehen soll. Die Kräfte, die von
innen einfließen und wirken, sind aus dem Himmel und durch den
Himmel vom Herrn, und haben in sich Leben. Dies zeigt sich besonders
klar am Organ des Gehörs: wenn nicht inwendigere Modifikationen
wären, die dem Leben angehören, und denen die auswendigeren
Modifikationen, die der Luft angehören, entsprächen, so
würde kein Gehör existieren; und auch am Organ des
Gesichtes zeigt es sich: wenn kein inwendigeres Licht wäre, das
dem Leben angehört, und welchem das auswendigere Licht, das der
Sonne angehört, entspräche, würde gar kein Gesicht
existieren. So verhält es sich mit allen übrigen Organen
und Gliedern im menschlichen Leibe. Es sind die auswendig wirkenden
Kräfte, die natürlich sind und an sich nicht lebendig, und
es sind die inwendig wirkenden und an sich lebendigen Kräfte,
die ein jedes Ding erhalten, und machen, daß es lebt, und zwar
gemäß der Form, wie sie ihr zum Nutzzweck gegeben ist.
*3629.
Daß es sich so verhält, können nur wenige
glauben, aus dem Grund, weil man nicht weiß, was das Geistige
und was das Natürliche ist, und noch weniger, wie sie
voneinander unterschieden sind, sodann was Entsprechung, und was
Einfluß ist, und daß das Geistige, wenn es in die
organischen Formen des Leibes einfließt, solche lebendige
Formen darstellt, wie sie erscheinen, und daß ohne solchen
Einfluß und Entsprechung auch nicht das kleinste Teilchen des
Leibes Leben haben und sich bewegen kann.
Wie
sich dieses verhält, darüber bin ich durch lebendige
Erfahrung belehrt worden; nicht nur, daß der Himmel im
allgemeinen einfließt, sondern auch die Gesellschaften
insbesondere; sodann welche Gesellschaften, und wie beschaffen
diejenigen sind, die in dieses und jenes Organ des Leibes und in
dieses und jenes Glied desselben einfließen. Sodann, daß
es nicht eine einzige Gesellschaft ist, sondern daß es sehr
viele sind, die auf ein jedes Organ oder Glied einwirken; und daß
in jeder Gesellschaft sehr viele sind; denn je mehr es sind, desto
besser und stärker ist die Entsprechung, weil die Vollkommenheit
und Stärke von der einmütigen Menge mehrerer kommt, die in
himmlischer Form zusammenwirken. Daraus ergibt sich nach Verhältnis
der Mehrheit eine um so vollkommenere und stärkere Einwirkung
auf das einzelne.
*3630.
Hieraus konnte erhellen, daß die einzelnen Eingeweide und
Glieder oder Bewegungs- und Empfindungsorgane den Gesellschaften im
Himmel, gleichsam ebenso vielen unterschiedenen Himmeln entsprechen,
und daß aus jenen Gesellschaften, d.h. durch diese Himmel
Himmlisches und Geistiges beim Menschen einfließt, und zwar in
angemessene und geeignete Formen und so die Wirkungen hervorbringen,
die dem Menschen erscheinen. Aber diese Wirkungen erscheinen dem
Menschen nicht anders, als wie natürliche, somit unter einer
ganz anderen Form und unter einer ganz anderen Gestalt, so daß
man gar nicht erkennen kann, daß sie von dort herkommen.
*3631.
Einmal wurde mir auch ganz lebhaft gezeigt, welche und was für
Gesellschaften es sind, und wie diejenigen einfließen und
wirken, die zusammen das Gebiet des Angesichts bilden und in die
Muskeln der Stirne, der Wangen, des Kinnes und Nackens einfließen,
und wie sie miteinander verkehren; und um dieses lebhaft
darzustellen, durften sie das Angesicht auf verschiedene Arten durch
den Einfluß ausgestalten. Ebenso wurde gezeigt, welche und was
für Gesellschaften in die Lippen, in die Zunge, in die Augen, in
die Ohren einfließen; und ich durfte auch mit ihnen reden und
so vollständig belehrt werden.
Hieraus
konnte auch erhellen, daß alle, die in den Himmel kommen,
Organe oder Glieder des Größten Menschen sind, wie auch,
daß der Himmel nie geschlossen wird, sondern je mehr
hineinkommen, desto stärker der Trieb, desto stärker die
Kraft und desto stärker das Wirken ist. Ferner, daß der
Himmel des Herrn unermeßlich ist, und zwar so unermeßlich,
daß es allen Glauben übersteigt. Die Einwohner unseres
Erdballs sind verhältnismäßig sehr wenige und beinahe
wie ein kleiner See im Verhältnis zum Weltmeer.
*3632.
Die göttliche und daher himmlische Ordnung kommt erst bei
dem Menschen in seinem Leiblichen zum Abschluß, nämlich in
seinen Gebärden, Handlungen, Gesichtsmienen, in seiner Rede,
seinen äußeren Sinnesempfindungen und deren Lustreizen.
Dieses ist das Äußerste der Ordnung und das Äußerste
des Einflusses, das alsdann sich endigt. Aber das Inwendigere, das
einfließt, ist nicht so beschaffen, wie es im Äußeren
erscheint, sondern hat ein ganz anderes Angesicht, eine andere Miene,
eine andere Sinnesempfindung, ein anderes Vergnügen. Die
Entsprechungen lehren, wie beschaffen es ist, dann auch die
Vorbildungen, von denen gehandelt wurde.
Daß
es anders ist, kann aus den Handlungen erhellen, die vom Willen
ausgehen und aus den Reden, die vom Denken ausgehen; die Handlungen
des Leibes sind nicht so beschaffen im Willen, und der Ausdruck der
Worte ist auch nicht so beschaffen im Denken. Hieraus wird auch klar,
daß die natürlichen Handlungen von Geistigem ausgehen,
denn was dem Wollen und was dem Denken angehört, ist geistig;
und auch, daß sich dieses in jenen entsprechend, aber dennoch
anders ausprägt.
*3633.
Alle Geister und Engel erscheinen sich als Menschen, mit einem
solchen Antlitz und mit einem solchen Leib, mit Organen und Gliedern,
und das aus dem Grund, weil ihr Innerstes zu einer solchen Gestalt
hinstrebt. Wie der erste Keim des Menschen, der aus der Seele des
Vaters ist, zur Bildung des ganzen Menschen im Ei und Gebärleib
hintreibt, obwohl dieser erste Keim nicht in der Gestalt des Leibes
ist, sondern in einer anderen höchst vollkommenen, die dem Herrn
allein bekannt; und weil das Innerste ebenso bei einem jeden zu einer
solchen Form hinstrebt und hintreibt, darum erscheinen dort alle als
Menschen.
Und
außerdem ist der ganze Himmel von der Art, daß ein jeder
gleichsam der Mittelpunkt aller ist; denn er ist der Mittelpunkt der
Einflüsse durch die himmlische Form von allen aus. Daher geht
das Bild des Himmels in einen jeden über und macht ihn sich
gleich, also zu einem Menschen; denn wie beschaffen das Allgemeine
ist, so beschaffen ist der Teil des Allgemeinen; denn die Teile
müssen ihrem Allgemeinen ähnlich sein, damit sie demselben
angehören.
*3634.
Der Mensch, der in der Entsprechung ist, nämlich der in der
Liebe zum Herrn und in der Liebtätigkeit gegen den Nächsten
und daher im Glauben, ist seinem Geiste nach im Himmel und mit dem
Leib in der Welt; und weil er so mit den Engeln zusammenwirkt, ist er
auch ein Bild des Himmels; und weil der Einfluß aller oder des
Allgemeinen in die Einzelnen oder die Teile geht, so ist er auch ein
kleiner Himmel unter menschlicher Gestalt; denn der Mensch ist
vermöge des Guten und Wahren Mensch und unterschieden von
unvernünftigen Tieren.
*3635.
Es sind im menschlichen Leibe zwei Organe, welche die Quellen all
seiner Bewegung, auch aller Handlung und äußeren, bloß
körperlichen Empfindung sind, nämlich das Herz und die
Lungen. Diese zwei entsprechen solchermaßen dem Größten
Menschen oder dem Himmel des Herrn, daß die himmlischen Engel
dort das eine Reich und die geistigen Engel das andere Reich bilden.
Denn das Reich des Herrn ist ein himmlisches und ein geistiges. Das
himmlische Reich besteht aus denen, die in der Liebe zum Herrn sind,
das geistige Reich aus denen, die in der Liebtätigkeit gegen den
Nächsten: Nr. 2088, 2669, 2715, 2718, 3235, 3246.
Das
Herz und sein Reich im Menschen entspricht den Himmlischen, die Lunge
und ihr Reich entspricht den Geistigen; auch fließen dieselben
ein in das, was dem Herz und den Lungen angehört, und zwar so,
daß sie auch entstehen und bestehen durch den Einfluß von
dort her.
Aber
von der Entsprechung des Herzens und der Lungen mit dem Größten
Menschen soll, aus göttlicher Barmherzigkeit des Herrn,
insonderheit gehandelt werden.
*3636.
Allgemeine Wahrheit ist, daß der Herr die Himmelssonne ist
und daß von daher alles Licht im anderen Leben kommt, und daß
den Engeln und Geistern oder denen, die im anderen Leben sind, gar
nichts vom Weltlicht erscheint, wie auch, daß das Weltlicht,
das von der Sonne kommt, für die Engel nichts anders als
Finsternis ist. Von der Himmelssonne oder vom Herrn kommt nicht nur
das Licht, sondern auch die Wärme; aber es ist ein geistiges
Licht und eine geistige Wärme. Das Licht erscheint vor ihren
Augen als Licht, aber es hat in sich Einsicht und Weisheit, weil es
von daher ist, und die Wärme wird von ihren Sinnen empfunden als
Wärme, aber es ist Liebe in ihr, weil sie von daher ist. Deshalb
wird auch die Liebe geistige Wärme genannt und bildet auch die
Lebenswärme des Menschen; und die Einsicht wird geistiges Licht
genannt und bildet auch das Lebenslicht des Menschen.
Aus
dieser allgemeinen Entsprechung stammen die übrigen ab; denn
alles und jedes bezieht sich auf das Gute, das Sache der Liebe ist,
und auf das Wahre, das Sache der Einsicht ist.
*3637.
Der Größte Mensch ist der ganze Himmel des Herrn in
Beziehung auf den Menschen, aber der Größte Mensch im
höchsten Sinn ist allein der Herr; denn aus Ihm ist der Himmel,
und Ihm entspricht alles daselbst.
Weil
das Menschengeschlecht durch das Leben des Bösen und die daraus
hervorgehenden Beredungen des Falschen ganz verdorben worden war, und
weil dann beim Menschen das Untere zu herrschen anfing über sein
Oberes oder das Natürliche über sein Geistiges, so daß
Jehovah oder der Herr durch den Größten Menschen, d.h. den
Himmel nicht mehr einfließen und dasselbe in Ordnung bringen
konnte, deshalb wurde das Kommen des Herrn in die Welt notwendig,
damit Er so das Menschliche annahm und dasselbe göttlich machte
und durch dasselbe die Ordnung wieder herstellte, so daß auf
Ihn als den einzigen Menschen der ganze Himmel sich beziehen und Ihm
allein entsprechen konnte, nachdem diejenigen, die im Bösen und
daher im Falschen waren, unter die Füße, somit aus dem
Größten Menschen hinausgeworfen worden waren.
Daher
wird gesagt, daß diejenigen, die im Himmel sind, im Herrn
seien, ja in Seinem Leibe; denn der Herr ist das Ganze des Himmels,
und in Ihm bekommen alle und jede dort ihre Wohnstätten und
Geschäfte.
*3638.
Daher kommt es, daß im anderen Leben alle Gesellschaften,
soviel deren immer sind, ihre beständige Lage behalten in
Beziehung auf den Herrn, der als die Sonne dem ganzen Himmel
erscheint; und was wunderbar und kaum von jemand geglaubt, weil nicht
begriffen werden kann, ist, daß die Gesellschaften dort immer
die gleiche Lage behalten in Beziehung auf jeden daselbst, mag er
sein und sich wenden und drehen, wo und wie er immer will, so daß
die Gesellschaften, die rechts erscheinen, immer zu seiner Rechten,
die links, immer zur Linken sind, obwohl er mit seinem Angesicht und
Leib die Richtungen (plagas) wechselt. Dies durfte ich auch vermöge
der Wendung meines Körpers sehr oft beobachten.
Hieraus
wird klar, daß die Form des Himmels so beschaffen ist, daß
er beständig den Größten Menschen in Beziehung auf
den Herrn darstellt; und daß alle Engel nicht allein beim
Herrn, sondern im Herrn sind oder, was gleich, daß der Herr bei
ihnen und in ihnen ist, sonst würde dieses Verhältnis nicht
bestehen.
*3639.
Alle Lagen dort verhalten sich daher in Beziehung auf den
menschlichen Leib nach den Richtungen von ihm aus, d.h. rechts,
links, vorne, hinten, in jeglicher Stellung, wie auch nach den
Flächen, wie zur Fläche des Hauptes, seiner Teile, wie: der
Stirne, der Schläfen, der Augen, der Ohren; zur Fläche des
Leibes, z.B. zur Fläche der Achseln, der Brust, des Bauches, der
Lenden, Knie, Füße, Fußsohlen; dann auch über
dem Haupt und unter den Fußsohlen, in jeder Richtung. Auch auf
dem Rücken, vom Hinterhaupt abwärts. Aus der Lage selbst
wird erkannt, welche Gesellschaften es sind und zu welchen Gegenden
der Organe und Glieder des Menschen sie gehören, was niemals
trügt; aber mehr noch von ihrer Sinnesart und ihrem Charakter in
Ansehung der Neigungen.
*3640.
Auch die Höllen, deren sehr viele sind, haben eine sich
gleichbleibende Lage, so daß man schon aus der Lage wissen
kann, welche und welcherlei es sind. Mit ihrer Lage verhält es
sich ebenso: alle sind unter dem Menschen in flächen, die sich
in jeder Richtung unter den Fußsohlen erstrecken. Einige
Geister von dort erscheinen auch über dem Haupt und hin und
wieder anderwärts, aber nicht weil sie dort ihre Lage haben;
denn es ist nur die beredende Phantasie, die über die Lage eine
täuschende und falsche Meinung beibringt.
*3641.
Alle, sowohl im Himmel wie in der Hölle, erscheinen
aufrecht, mit dem Haupt oben und mit den Füßen unten, aber
dennoch sind sie an sich und nach der Anschauung der Engel in einer
anderen Stellung, nämlich die im Himmel mit dem Haupt zum Herrn
gerichtet, der dort die Sonne und der allgemeine Mittelpunkt ist, von
dem jede Stellung und Lage bestimmt wird.
Hingegen
die Höllischen sind vor dem Blick der Engel mit dem Haupt unten
und mit den Füßen oben, somit in entgegengesetzter und
auch in schiefer Stellung; denn für die Höllengeister ist
das unten, was für die Himmelsgeister oben, und für die
Höllengeister das oben, was für die Himmelsgeister unten.
Hieraus
wird einigermaßen klar, wie der Himmel mit der Hölle
gleichsam eines machen oder zugleich in Lage und Stellung gleichsam
ein Ganzes darstellen kann.
*3642.
An einem Morgen war ich im Umgang mit Engelsgeistern, die nach
Gewohnheit im Denken und Reden zusammenwirkten. Dieses drang auch bis
zur Hölle, in die es sich fortsetzte, so daß es schien,
als ob sie mit ihnen zusammenwirkten. Aber die Sache war die, daß
das Gute und Wahre, das bei den Engeln war, durch einen wunderbaren
Wechsel sich bei den Höllischen ins Böse und Falsche
verwandelte, und zwar stufenweise, wie es hinabfloß, wo die
Hölle zusammenwirkte durch Beredungen des Falschen und Begierden
des Bösen.
Die
Höllen, obwohl sie außerhalb des Größten
Menschen sind, werden dennoch auf solche Art gleichsam zu einem
Ganzen gemacht und dadurch in der Ordnung erhalten, gemäß
derer sie Genossenschaften (consociationes) bilden. So regiert der
Herr aus dem Göttlichen auch die Höllen.
*3643.
Es wurde wahrgenommen, daß die in den Himmeln in einer
heiteren Lichtsphäre sind, gleich dem Morgen- und Mittagslicht
und auch dem zum Abend sich neigenden, ebenso daß sie in der
Wärme sind, wie im Frühling, Sommer und Herbst, daß
sich hingegen die in der Hölle in einer dicken, nebeligen und
finsteren Atmosphäre befinden, wie auch in der Kälte. Es
wurde wahrgenommen, daß dazwischen im allgemeinen ein
Gleichgewicht stattfindet; ferner, daß die Engel, soweit sie in
der Liebe, Liebtätigkeit und daher im Glauben sind, ebensoweit
in Lichtschein und Frühlingswärme sich befinden; und die
Höllischen, soviel sie in Haß und daher im Falschen sind,
ebensoweit in der Finsternis und in der Kälte sind.
Das
Licht im anderen Leben hat in sich Einsicht, die Wärme Liebe,
die Finsternis Unsinnigkeit und die Kälte Haß.
*3644.
Alle Menschen im ganzen Weltkreis haben ihre Lage entweder im
Größten Menschen, d.h. im Himmel oder außerhalb
desselben in der Hölle, in betreff ihrer Seele oder, was gleich
ist, in betreff ihres Geistes, der nach dem Hingang des Leibes leben
wird. Dies weiß der Mensch nicht, solange er in der Welt lebt,
aber dennoch ist er dort und wird von dort aus regiert. Im Himmel
sind sie gemäß dem Guten der Liebe und daher dem Wahren
des Glaubens, in der Hölle gemäß dem Bösen des
Hasses und daher dem Falschen.
*3645.
Das ganze Reich des Herrn ist ein Reich von Zwecken und
Nutzleistungen. Es wurde mir verliehen, jene göttliche Sphäre
von Zwecken und Nutzleistungen recht klar innezuwerden und dabei
solches, was man nicht kundgeben kann. Aus jener Sphäre fließt
hervor, und durch dieselbe wird regiert alles und jedes. In dem Maß
wie die Triebe, Gedanken und Handlungen den Zweck, wohl zu tun von
Herzen in sich haben, ist der Mensch Geist und Engel im Größten
Menschen, d.h. im Himmel. In dem Maß aber, wie der Mensch den
Zweck übel zu tun von Herzen hat, ist er außerhalb des
Größten Menschen, d.h. in der Hölle.
*3646.
Mit den unvernünftigen Tieren verhält es sich in
Ansehung der Einflüsse und Entsprechungen ebenso wie mit den
Menschen, daß nämlich bei ihnen ein Einfluß aus der
geistigen Welt stattfindet und ein Zufluß aus der natürlichen
Welt, wodurch sie erhalten werden und leben. Aber die Wirkung selbst
stellt sich verschiedenartig dar, gemäß den Formen ihrer
Seelen und daher auch ihrer Leiber.
Es
verhält sich dies wie Weltlicht, das in die verschiedenen
Gegenstände des Erdreichs in gleichem Grad und in gleicher Art
einfließt, dennoch aber verschiedenartig wirkt in verschiedenen
Formen, in einigen schöne Farben, in anderen unschöne
erzeugt. So wenn das geistige Licht in die Seelen der Tiere
einfließt, wird es ganz ungleich aufgenommen und betätigt
sie daher ganz anders, als wenn es in die Seelen der Menschen
einfließt; denn diese sind auf einer höheren Stufe und in
einem vollkommeneren Zustande und sind so geartet, daß sie
aufwärts, also zum Himmel und zum Herrn blicken können.
Daher kann sie der Herr mit Sich verbinden und ihnen ewiges Leben
geben.
Dagegen
die Seelen der Tiere sind so geartet, daß sie nicht anders
können, als abwärts blicken, somit allein auf Irdisches,
und so nur an dieses sich anschließen, deswegen gehen sie auch
zugleich mit dem Leibe zugrunde.
Die
Zwecke sind es, die zeigen, was für ein Leben der Mensch hat,
und was für eines das Tier. Der Mensch kann geistige und
himmlische Zwecke haben und sie sehen, anerkennen, glauben und von
ihnen angeregt werden. Dagegen können die Tiere keine anderen
Zwecke haben als natürliche. Also kann der Mensch in der
göttlichen Sphäre von Zwecken und Nutzleistungen sein, die
im Himmel waltet und den Himmel bildet, die Tiere aber können in
keiner anderen Sphäre sein als in einer von Zwecken und
Nutzleistungen, die auf der Erde waltet. Zwecke sind nichts anderes
als Liebestriebe, denn was man liebt, das hat man zum Zweck.
Daß
die meisten Menschen zwischen ihrem Leben und dem Leben der Tiere
nicht zu unterscheiden wissen, kommt daher, weil sie im äußeren
gleich sind und ihnen bloß irdische, leibliche und weltliche
Dinge am Herzen liegen, und die, welche so geartet sind, glauben
auch, sie seien in Ansehung des Lebens den Tieren gleich und würden
wie jene nach dem Tod zerstäubt werden; denn was himmlische und
geistige Dinge sind, wissen sie nicht, weil sie sich nicht darum
kümmern. Daher kommt der Wahnsinn unseres Zeitalters, daß
man sich den Tieren gleichstellt und keinen inneren Unterschied
sieht. Hingegen wer himmlische und geistige Dinge glaubt oder zuläßt,
daß das geistige Licht einfließt und wirkt, der sieht
ganz das Gegenteil, nämlich daß er, und wie hoch er über
den unvernünftigen Tieren steht.
Aber
über das Leben der unvernünftigen Tiere soll, aus
göttlicher Barmherzigkeit des Herrn, besonders gehandelt werden.
*3647.
Wie dieses sich verhält, ist auch gezeigt worden: ich durfte
einige sehen und wahrnehmen, die soeben ins andere Leben kamen, die
im Leben ihres Leibes bloß auf irdische Dinge geblickt und
nichts an der es zum Zweck gehabt hatten, auch durch keine Kenntnisse
ins Gute und Wahre eingeweiht worden waren, sie gehörten dem
Schiffer- und Landvolk an. Sie schienen, wie auch wahrgenommen wurde,
so wenig Leben zu haben, daß ich meinte, sie könnten nicht
wie andere Geister ewiges Leben erlangen, sie waren wie wenig
beseelte Maschinen. Aber die Engel waren angelegentlich für sie
besorgt, und durch die Fähigkeit, die sie als Menschen hatten,
flößten sie ihnen das Leben des Guten und Wahren ein.
Daher wurden sie mehr und mehr vom tierischen Leben ins menschliche
Leben eingeführt.
*3648.
Es findet auch ein Einfluß vom Herrn durch den Himmel in
die Subjekte des Pflanzenreiches statt, z.B. in die Bäume jeder
Gattung und in deren Fruchtentwicklungen und in Pflanzen
verschiedener Gattung und deren Vermehrungen. Wenn nicht das Geistige
vom Herrn inwendig fortwährend auf deren Grundformen, die in den
Samen sind, einwirken würde, so würden sie gar nicht
aufkeimen und wachsen in einer so wunderbaren Weise und Entwicklung.
Aber die Formen darin sind so beschaffen, daß sie kein Leben
aufnehmen.
Von
jenem Einfluß kommt es her, daß sie das Bild des Ewigen
und Unendlichen in sich tragen, wie daraus erhellt, daß sie
immerfort den Trieb haben, ihre Gattung und ihre Art fortzupflanzen
und so gleichsam ewig zu leben und sogar das Weltall zu füllen.
Dies liegt in jedem Samen.
Aber
der Mensch schreibt all dieses, was so wundervoll ist, der Natur
selbst zu und glaubt an keinen Einfluß aus der geistigen Welt,
weil er ihn im Herzen leugnet, obwohl er wissen könnte, daß
nichts bestehen kann als durch das, wodurch es entsteht, d.h. daß
das Bestehen ein fortwährendes Entstehen oder, was gleich ist,
daß die Erzeugung (productio) eine fortwährende Schöpfung
ist; daß daher die ganze Natur eine das Reich des Herrn
vorbildlich darstellende Schaubühne ist; man sehe Nr. 3483.
Aber
auch von diesen Dingen und von deren Entsprechung mit dem Größten
Menschen soll, aus göttlicher Barmherzigkeit des Herrn, anderswo
die Rede sein.
* * *
*3741.
Das Himmelreich ist gleich einem Menschen, weil das einzelne dort
dem Herrn allein, nämlich Seinem Göttlich-Menschlichen
entspricht, der allein Mensch ist: Nr. 49, 288, 565, 1894. Vermöge
der Entsprechung, der Ebenbildlichkeit und Ähnlichkeit mit Ihm
heißt der Himmel der Größte Mensch.
Aus
dem Göttlichen des Herrn ist alles Himmlische, das dem Guten
angehört und alles Geistige, das dem Wahren angehört, im
Himmel. Alle Engel daselbst sind Formen oder Substanzen, die gebildet
sind gemäß der Aufnahme der göttlichen Dinge, die vom
Herrn ausgehen. Göttliches des Herrn, das bei ihnen aufgenommen
wird, ist es, was genannt wird Himmlisches und Geistiges, wenn
nämlich göttliches Leben und göttliches Licht in ihnen
als den Aufnehmenden vorhanden ist und modifiziert wird.
Daher
kommt es, daß auch die materiellen Formen und Substanzen beim
Menschen so geartet sind, aber in einem niedrigeren Grad, weil sie
gröber und mehr zusammengesetzt sind; auch diese sind Formen,
die geistige und himmlische Dinge aufnehmen, wie augenscheinlich
erhellt aus ganz sichtbaren Zeichen, z.B. fließt das Denken ein
in die organischen Formen der Zunge und erzeugt die Rede; die
Regungen der Seele stellen sich sichtbar dar im Angesicht; der Wille
geht durch die Muskelformen in Handlungen über, und so fort. Das
Denken und Wollen, die dies erzeugen, sind geistige und himmlische
Kräfte, die Formen aber und die Substanzen, die jene aufnehmen
und zum Tun bringen (mittunt in actum), sind materiell. Daß
diese ganz zur Aufnahme von jenen gebildet sind, ist offenbar.
Hieraus erhellt, daß sie von jenen stammen, und daß, wenn
sie nicht von jenen abstammten, sie nicht als solche existieren
könnten.
*3742.
Daß ein einziges Leben ist, und zwar vom Herrn allein, und
daß die Engel, Geister und Menschen nur Empfänger
(recipientes) des Lebens sind, ist mir durch eine so vielfältige
Erfahrung kund geworden, daß nicht einmal der kleinste Zweifel
übrig blieb.
Der
Himmel selbst ist in dem Innewerden, daß dem so ist, und zwar
so sehr, daß die Engel den Einfluß deutlich inne werden,
sodann auch, wie es einfließt, wie und auch in welchem Maß
und auf welche Art sie es aufnehmen. Wenn sie in einem völligeren
Stand der Aufnahme sind, dann sind sie in ihrem Frieden und ihrer
Seligkeit, wo nicht, im Stand der Unruhe und einer gewissen
Bangigkeit. Aber gleichwohl wird ihnen das Leben des Herrn
zugeeignet, so daß sie innewerden, als ob sie aus sich lebten;
dennoch aber wissen sie, daß sie nicht aus sich leben. Die
Zueignung des Lebens des Herrn kommt aus Seiner Liebe und
Barmherzigkeit gegen das ganze Menschengeschlecht, sofern Er nämlich
sich und das Seine geben will, und sofern Er wirklich gibt, soviel
sie aufnehmen, d.h. soweit sie als seine Ähnlichkeiten und
Bilder im Leben des Guten und Wahren sind; und weil ein solcher
göttlicher Trieb fort während aus dem Herrn ist, wird Sein
Leben zugeeignet.
*3743.
Die aber, die nicht in der Liebe zum Herrn und in der Liebe zum
Nächsten sind, folglich nicht im Leben des Guten und Wahren,
können nicht anerkennen, daß es ein einziges Lehen ist,
das einfließt; noch weniger, daß dieses Lehen vom Herrn
ist, sondern sie alle werden unwillig, ja weisen es schnöde ab,
wenn gesagt wird, daß sie nicht von sich leben. Die Selbstliebe
ist es, die das tut und, was auffallend ist, obwohl ihnen durch
lebhafte Erfahrungen im anderen Leben gezeigt wird, daß sie
nicht von sich leben und sie dann überzeugt sagen, daß es
so sei, beharren sie gleichwohl nachher in der gleichen Meinung und
wähnen, daß, wenn sie von einem anderen leben würden
und nicht von sich, all ihre Lebenslust verloren ginge; ohne zu
wissen, daß ganz das Gegenteil der Fall ist.
Daher
kommt es, daß die Bösen sich das Böse aneignen, weil
sie nicht glauben, daß das Böse von der Hölle ist,
und daß das Gute ihnen nicht zugeeignet werden kann, weil sie
glauben, daß Gute sei von ihnen und nicht vom Herrn. Aber
dennoch sind die Bösen und auch die Höllischen Leben vom
Herrn aufnehmende Formen, aber solche Formen, daß sie das Gute
und Wahre entweder verwerfen oder ersticken oder verkehren; und so
wird bei ihnen Gutes und Wahres, das aus dem Leben des Herrn ist, zu
Bösem und Falschem.
Es
verhält sich damit wie mit dem Sonnenlicht, das obwohl
einzigartig und weißglänzend, gleichwohl, sowie es durch
die Formen hin durchgeht oder in sie einfließt, sich
verschieden gestaltet. Daher entstehen schöne und angenehme
Farben, und auch unschöne und unangenehme.
*3744.
Hieraus nun kann erhellen, wie beschaffen der Himmel ist und
woher es kommt, daß er der Größte Mensch genannt
wird. Wie dort die Verschiedenheiten in Beziehung auf das Leben des
Guten und Wahren unzählig sind, so verhalten sie sich gemäß
der Aufnahme des Lebens vom Herrn; sie stehen ganz in dem Verhältnis,
in dem die Organe, Glieder und Eingeweide im Menschen stehen, die
alle Formen sind, die in fortdauernd verschiedener Weise Leben
aufnehmen von ihrer Seele oder vielmehr durch die Seele vom Herrn,
und doch, obwohl eine solche Verschiedenheit bei ihnen stattfindet,
gleichwohl zusammen einen Menschen bilden.
*3745.
Wie groß und von welcher Art die Verschiedenheit ist, kann
erhellen aus der Verschiedenheit im menschlichen Leibe. Es ist
bekannt, daß kein Organ und Glied dem anderen gleich ist, z.B.
das Organ des Gesichts ist nicht gleich dem Organ des Gehörs,
ebenso das Organ des Geruchs und das Organ des Geschmacks, und auch
das Organ des Tastsinnes, das sich durch den ganzen Leib verbreitet,
so auch die Glieder, z.B. die Arme, Hände, Lenden, Füße,
Fußsohlen; wie auch die Eingeweide, die inwendig verborgen
liegen, z.B. diejenigen, die dem Haupt angehören, nämlich
das große und das kleine Gehirn, das verlängerte Mark und
das Rückenmark, mit allen kleinen Organen, Eingeweiden, Gefäßen
und Fibern, aus denen sie bestehen, sodann diejenigen, die zum Leib
unterhalb des Hauptes gehören, z.B. das Herz, die Lungen, der
Magen, die Leber, die Bauchspeicheldrüse, die Milz, die Gedärme,
das Gekröse, die Nieren und auch diejenigen, die der Zeugung
gewidmet sind in beiderlei Geschlecht.
Daß
diese samt und sonders einander ungleich sind in Ansehung ihrer
Formen und in Ansehung ihrer Verrichtungen, und zwar so ungleich, daß
sie ganz verschieden sind, ist bekannt; ebenso die Formen innerhalb
der Formen, die auch von solcher Verschiedenheit sind, daß
nicht eine Form, nicht einmal ein Teilchen dem anderen ganz gleich
ist, nämlich so gleich, daß es an die Stelle des anderen
gesetzt werden könnte, ohne daß es eine, wenn auch noch so
kleine Störung gäbe.
Diese
Leibesteile entsprechen samt und sonders den Himmeln, aber so, daß
das, was körperlich und materiell ist beim Menschen, dort
himmlisch und geistig ist; und sie entsprechen so, daß sie von
daher entstehen und bestehen.
*3746.
Im allgemeinen beziehen sich alle Verschiedenheiten auf das
Gebiet des Hauptes, auf das Gebiet der Brust, auf das Gebiet des
Unterleibes und auf das Gebiet der Zeugungsglieder. Ebenso überall
auf das, was das Inwendigere und was das Auswendigere ist.
*3747.
Ich redete einige Male mit den Geistern über die Gebildeten
unseres Zeitalters, daß sie nichts wissen, als den Menschen in
einen inwendigen und einen auswendigen zu scheiden, und zwar nicht,
weil sie sich auf das Inwendigere der Gedanken und Neigungen bei sich
besinnen, sondern weil sie es aus dem Wort des Herrn wissen; und daß
sie gleichwohl nicht wissen, was der inwendige Mensch ist, ja sogar,
daß mehrere zweifeln, ob einer sei und es auch aus dem Grund
leugnen, weil sie nicht ein Leben des inwendigen, sondern des
auswendigen Menschen leben; und daß sie hauptsächlich irre
geführt werden dadurch, daß die unvernünftigen Tiere
ihnen gleich erscheinen in betreff der Organe, Eingeweide, Sinne,
Begierden und Affekte; und es wurde gesagt, daß die Gebildeten
von solchen Dingen weniger wissen als die Einfältigen, und daß
sie gleichwohl sich dünken, viel mehr zu wissen; denn sie
streiten über den Verkehr zwischen Seele und Leib, sogar über
die Seele selbst, was sie sei, da doch die Einfältigen wissen,
daß die Seele der inwendige Mensch ist, und daß ihr Geist
es ist, der nach dem Tod des Leibes leben wird, sodann daß er
der eigentliche Mensch ist, der im Leib wohnt; außerdem, daß
die Gebildeten mehr als die Einfältigen sich den unvernünftigen
Tieren gleichstellen und alles der Natur zuschreiben und kaum etwas
dem Göttlichen. Sodann daß sie nicht bedenken, der Mensch
könne, was den unvernünftigen Tieren nicht möglich
ist, an den Himmel und an Gott denken und so über sich selbst
erhoben, folglich durch Liebe mit dem Herrn verbunden werden, und es
so nicht anders sein könne, als daß er nach dem Tode ewig
lebe; und daß sie hauptsächlich nicht wissen, daß
alles und jedes beim Menschen abhängt durch den Himmel vom
Herrn, und daß der Himmel der Größte Mensch ist, dem
alles und jedes entspricht, was im Menschen ist, wie auch jegliches
in der Natur.
Ferner,
daß, wenn sie dieses hören und lesen werden, es ihnen wohl
unbegreiflich sein wird, so daß sie, wofern es nicht die
Erfahrung bestätigen sollte, es als ein Hirngespinst verwerfen
würden. Ebenso wenn sie hören werden, daß drei
Lebensgrade im Menschen sind, wie drei Lebensgrade in den Himmeln
sind, d.h. drei Himmel, und daß der Mensch den drei Himmeln so
entspricht, daß er selbst im Abbild ein ganz kleiner Himmel
ist, wenn er im Leben des Guten und Wahren ist, und durch dieses
Leben ein Bild des Herrn.
Ich
wurde über jene Lebensgrade belehrt, daß der letzte
Lebensgrad es ist, welcher der äußere oder natürliche
Mensch genannt wird, durch den der Mensch den Tieren in Ansehung der
Begierden und Phantasien gleich ist; und daß der andere Grad es
ist, welcher der inwendige und vernünftige Mensch heißt,
durch den der Mensch über den Tieren steht; denn durch denselben
kann er das Gute und Wahre denken und wollen und dem natürlichen
Menschen gebieten, indem er dessen Begierden und den daher kommenden
Phantasien Einhalt tut und sie auch verwirft; und überdies kann
er bei sich den Himmel, ja über das Göttliche nachdenken,
was die unvernünftigen Tiere gar nicht können; und daß
es der dritte Lebensgrad ist, der dem Menschen ganz unbekannt, und
daß gleichwohl dieser es ist, durch den der Herr in das
vernünftige Gemüt einfließt, woher er die Fähigkeit
hat zu denken als ein Mensch, woher er das Gewissen und das
Innewerden des Guten und Wahren hat und auch vom Herrn die Erhebung
zu Ihm hin.
Aber
diese Dinge liegen den Vorstellungen der Gebildeten dieses Zeitalters
ferne, die nur disputieren, oh etwas sei, und solange nicht wissen
können, daß es sei, und weniger noch was es sei.
*3748.
Ein gewisser Geist, der, während er in der Welt lebte, unter
den Gelehrten hochberühmt war, gar geschickt zur Begründung
des Falschen, aber sehr unwissend in Beziehung auf Gutes und Wahres,
meinte, wie früher in der Welt, er wisse alles; denn solche
glauben, sie seien die Weisesten und ihnen sei nichts verborgen. Wie
sie im Leibesleben waren, so geartet sind sie auch im anderen Leben;
denn alles, was einem Lebenssache ist, d.h. seiner Liebe und Neigung
angehört, folgt ihm und wohnt ihm inne, wie die Seele ihrem
Leibe, weil er seine Seele in betreff ihrer Beschaffenheit danach
gebildet hat.
Dieser,
der jetzt ein Geist war, kam zu mir, und redete mit mir; und weil er
so beschaffen war, fragte ich ihn: Wer versteht mehr? Der viel
Falsches weiß oder der wenig Wahres? Er antwortete: der wenig
Wahres, weil er meinte, das Falsche, das er wußte, sei wahr
gewesen und er somit weise. Dann wollte er vernünfteln über
den Größten Menschen und über den Einfluß in
das Einzelne des Menschen von daher. Weil er aber nichts davon
verstand, sagte ich ihm, wie er es verstehe, daß das Denken,
das geistig ist, das ganze Angesicht bewege und sich in dem selben
auspräge und auch alle Sprachorgane bewege, und zwar genau dem
geistigen Innewerden dieses Denkens gemäß; und daß
der Wille die Muskeln des ganzen Leibes und tausend Fibern, die
zerstreut sind, zu einer Handlung bewege, da jenes, was bewegt,
geistig ist, und dieses, was bewegt wird, leiblich. Aber er wußte
nicht, was er antworten sollte.
Ich
redete ferner vom Trieb (conatu), ob er wisse, daß der Trieb
die Handlungen und Bewegungen erzeuge, und daß in der Handlung
und Bewegung ein Trieb sein müsse, daß sie entstehe und
bestehe. Er sagte, das wisse er nicht, daher wurde ihm gesagt, wie er
dann vernünfteln wolle, da er nicht einmal die ersten
Grundbegriffe wisse, und daß dann die Vernünftelei sich
verhalte wie ein zerstreuter, zusammenhangloser Staub, den das
Falsche so zerstiebt, daß man am Ende nichts weiß und
somit nichts glaubt.
*3749.
Ein gewisser Geist kam unvermutet zu mir und wirkte auf das Haupt
ein. Aus den Einwirkungen in die Körperteile lernt man auch die
Geister kennen. Ich war begierig zu erfahren, wer und woher er wäre;
aber nachdem er eine Zeitlang geschwiegen hatte, sagten die Engel,
die bei mir waren, daß er von den Geistern bei einem heute noch
in der Welt lebenden Gelehrten hergenommen sei, der — nämlich
der Gelehrte — den Ruf der Gelehrsamkeit vor anderen erlangt
hatte. Durch jenen vermittelnden Geist konnte man sich dann auch mit
dem Denken jenes Menschen ins Vernehmen setzen.
Ich
fragte den Geist, welche Vorstellung sich jener Gelehrte von dem
Größten Menschen und von dessen Einfluß und der
Entsprechung daher machen könne? Er sagte, er könne sich
keine machen. Hierauf fragte ich, welche Vorstellung er vom Himmel
habe, er sagte: keine, bloß Lästerungen, z.B. daß
man dort mit musikalischen Instrumenten spiele, und zwar mit solchen,
womit das Landvolk eine Art von Musik hervorzubringen pflege. Und
doch sei er vor anderen geachtet, und man glaubt, daß er wisse,
was der Einfluß, was die Seele und was ihr Verkehr mit dem
Leibe sei. Vielleicht glaubt man auch, daß er vor anderen
wisse, was der Himmel.
Hieraus
kann erhellen, von welcher Art heutzutage diejenigen sind, die andere
lehren, daß sie nämlich voller Ärgernisse sind gegen
das Gute und Wahre des Glaubens, obwohl sie öffentlich etwas
anderes kund geben.
*3750.
Was für eine Vorstellung vom Himmel auch diejenigen haben,
von denen man glaubt, daß sie vor anderen Gemeinschaft mit dem
Himmel und einen Einfluß von daher haben, ist mir auch lebhaft
gezeigt worden. Die, welche über dem Haupte erscheinen, sind
solche, die in der Welt als Götter verehrt werden wollten und
bei denen die Selbstliebe durch die Stufen der Gewalt und durch die
hieraus entspringende eingebildete Freiheit den höchsten Grad
erreicht hat. Sie sind zugleich trügerisch unter dem Schein der
Unschuld und Liebe zum Herrn.
Solche
erscheinen hoch über dem Haupte aus der Einbildung ihrer
Erhabenheit, aber gleichwohl sind sie unter den Füßen in
der Hölle. Einer von ihnen ließ sich zu mir herab, und es
wurde von anderen gesagt, er sei in der Welt Papst gewesen. Er redete
mit mir gar freundlich, und zuerst von Petrus und seinen Schlüsseln,
die er gehabt zu haben meinte; aber als er gefragt wurde über
die Gewalt, in den Himmel einzulassen alle, die ihm beliebte, hatte
er eine so grobe Vorstellung vom Himmel, daß er nämlich
etwas wie eine Türe darstellte, durch die man eingehe. Er sagte,
er habe sie den Armen unentgeltlich aufgetan, aber die Reichen seien
eingeschätzt worden, und das, was sie gegeben hätten, sei
heilig gewesen.
Auf
die Frage, ob er glaube, daß diejenigen, die er hineingelassen
hatte, dort auch geblieben seien, sagte er, das wisse er nicht; wenn
sie nicht wollten, so sollten sie hinausgehen. Ferner wurde ihm
gesagt, ihr Inwendigeres könnte er nicht wissen, und ob sie
würdig seien oder vielleicht Räuber, die in die Hölle
kommen müßten. Er antwortete, darum habe er sich nicht
bekümmert. Wenn sie nicht würdig seien, so könne man
sie ja fortschicken. Er wurde aber belehrt, was unter den Schlüsseln
Petri verstanden werde, nämlich der Glaube der Liebe und
Liebtätigkeit; und weil der Herr allein einen solchen Glauben
gebe, so sei es der Herr allein, der in den Himmel einlasse, und daß
Petrus niemandem erscheine und ein einfacher Geist sei, der nicht
mehr Gewalt habe als ein anderer. Vom Herrn hatte er keine andere
Meinung, als daß er zu verehren sei, insofern Er eine solche
Gewalt gebe. Hingegen wenn Er sie nicht gebe dachte er, wie man inne
wurde, sei Er nicht mehr zu verehren. Ferner, als ich mit ihm vom
inwendigen Menschen redete, hatte er von ihm eine unsaubere
Vorstellung.
Was
für ein Gefühl von Freiheit, Vollgenugsamkeit,
Behaglichkeit er atmete, als er auf seinem Throne im Konsistorium saß
und aus dem Heiligen Geist zu reden glaubte, wurde mir lebhaft
gezeigt. Er wurde in den gleichen Zustand versetzt, in dem er sich
befand, als er dort gewesen war; denn im anderen Leben kann ein jeder
leicht in den Lebenszustand, den er in der Welt hatte, versetzt
werden, weil einen jeden nach dem Tod der Zustand seines Lebens
erwartet, und es wurde mir ein solches Atmen, das er damals gehabt
hatte, mitgeteilt: es war frei mit angenehmen Behagen, langsam,
regelmäßig, tief, die Brust füllend, aber wenn man
ihm widersprach, dann war in seinem Unterleib, infolge des Anhaltens
des Atems (ex respirationis continuo), etwas gleichsam sich Wälzendes
und Schleichendes; und da er meinte, es sei Göttlich, was er
aussprach, wurde er dies inne aus einem mehr stillen und gleichsam zu
stimmenden Atmen.
Es
wurde mir nachher gezeigt, von welchen Geistern solche Päpste
dann regiert werden, nämlich von der Sirenenrotte, die über
dem Haupt sind, und die eine solche Natur und Lebensweise sich
zueigen gemacht haben, daß sie sich in alle möglichen
Neigungen einschmeicheln, in der Absicht zu herrschen und sich andere
zu unterwerfen, aber auch jeden um ihrer selbst willen zu verderben,
welche die Heiligkeit und Unschuld nur als Mittel brauchen. Sie
fürchten für sich und handeln vor sichtig, stürzen
sich aber, wenn sich die Gelegenheit gibt, um ihrer selbst willen in
Grausamkeiten ohne alle Barmherzigkeit hinein.
*3883. Von der Entsprechung mit dem Herzen und
der Lunge.
Was
der Größte Mensch und was die Entsprechung mit ihm ist,
wurde früher gesagt, daß nämlich der Größte
Mensch der ganze Himmel ist, also im allgemeinen die Ähnlichkeit
und das Bild des Herrn, und daß eine Entsprechung des
Göttlichen des Herrn besteht mit den himmlischen und geistigen
Dingen daselbst und der dortigen himmlischen und geistigen Dinge mit
natürlichen Dingen in der Welt, und hauptsächlich mit den
Dingen, die beim Menschen sind; somit des Göttlichen des Herrn
durch den Himmel oder Größten Menschen mit dem Menschen
und mit dem Einzelnen beim Menschen, und zwar in solcher Art, daß
der Mensch daher sein Dasein, d.h. sein Bestehen hat.
*3884.
Weil in der Welt ganz unbekannt ist, daß eine Entsprechung
des Himmels oder Größten Menschen mit dem einzelnen beim
Menschen stattfindet, und daß der Mensch von daher sein Dasein
und Bestehen hat und daher als widersinnig und unglaublich erscheinen
muß, was darüber gesagt werden wird, so mag das, was ich
davon wirklich erfahren habe und mir daher zur völligen
Gewißheit geworden ist, berichtet werden.
Als
mir einst der inwendigere Himmel aufgetan wurde und ich dort mit den
Engeln redete, durfte ich das Folgende beobachten. Man muß aber
wissen, daß obwohl ich dort war, ich dennoch nicht außer
mir war, sondern im Leibe; denn der Himmel ist im Menschen, an was
für einem Ort er auch immer sein möge. So kann, wenn es dem
Herrn wohlgefällt, der Mensch im Himmel sein und dennoch nicht
vom Leibe weggeführt werden. Daher war mir vergönnt, die
allgemeinen Wirkungen des Himmels so deutlich wahrzunehmen wie das,
was mit einem Sinn des Leibes wahrgenommen wird. Vier Wirkungen waren
es, die ich damals wahrnahm:
Die
erste auf das Gehirn an der linken Schläfe; diese Wirkung war
eine allgemeine, betreffend die Organe der Vernunft, denn die linke
Seite des Gehirns entspricht den vernünftigen oder verständigen
Dingen, die rechte aber den Neigungen oder den Willensdingen.
Die
zweite allgemeine Wirkung nahm ich wahr auf das Atmen der Lunge;
dieselbe leitete sonst mein Atmen, aber vom Inwendigeren aus, so daß
ich nicht nötig hatte, mit einer Kraft meines Willens den Odem
zu holen oder zu atmen. Das eigentliche Atmen des Himmels ist von mir
damals deutlich wahrgenommen worden. Dasselbe ist ein inwendiges, und
darum für den Menschen nicht wahrnehmbares; aber es fließt
durch eine wunderbare Entsprechung in das Atmen des Menschen ein, das
ein äußeres ist oder dem Leib angehört. Wenn der
Mensch dieses Einflusses beraubt würde, so würde er
augenblicklich tot niederfallen.
Die
dritte Wirkung, die ich wahrnahm, ging auf die zusammenziehende und
ausdehnende Bewegung des Herzens, die dann bei mir sanfter (molior)
war als irgend sonst. Die Zeiten des Pulsschlags waren regelmäßig;
innerhalb eines jeden Atemholens erfolgten ungefähr drei
Pulsschläge, jedoch von solcher Art, daß sie in die
Lungenbewegungen ausliefen und so die Lungenbewegungen regierten. Wie
die Herzregungen sich in die Lungenregungen hineinschmiegten (se
insinuabant) durfte ich am Ende eines jeden Atemzugs einigermaßen
beobachten. Die Pulsschläge waren so leicht zu beobachten, daß
ich sie hätte zählen können; sie waren unterschieden
und sanft.
Die
vierte allgemeine Wirkung war auf die Nieren, die ich auch wahrnehmen
durfte, aber nur dunkel.
Aus
diesem wurde klar, daß der Himmel oder der Größte
Mensch Herzschläge und Atemzüge hat, und daß die
Herzschläge des Himmels oder des Größten Menschen
eine Entsprechung haben mit dem Herzen und mit seinen
zusammenziehenden und ausdehnenden Bewegungen, und daß die
Atemzüge des Himmels oder des Größten Menschen eine
Entsprechung haben mit der Lunge und ihren Atemzügen; daß
aber bei des für den Menschen nicht beobachtbar und nicht
wahrnehmbar ist, weil es inwendige Dinge sind.
*3885.
Einst auch, als ich von den Vorstellungen, die der leiblichen
Sinnlichkeit entstammen, weggeführt wurde, erschien mir ein
himmlisches Licht. Jenes Licht selbst führte mich nämlich
mehr und mehr davon weg; denn im Himmelslicht ist geistiges Leben:
man sehe Nr. 1524, 2776, 3167, 3195, 3339, 3636, 3643. Als ich in
diesem Licht war, erschienen mir die leiblichen und weltlichen Dinge
wie unter mir; dennoch nahm ich sie wahr, aber als von mir entfernter
und als mich nichts angehend. Es schien mir, als ob ich mit dem Haupt
im Himmel wäre, nicht mit dem Leib.
In
diesem Zustand durfte ich auch das allgemeine Atmen des Himmels
beobachten, sodann wie beschaffen es war: Es war inwendiger, leicht,
von selbst erfolgend (spontanea), und verhielt sich zu meinem Atmen
wie drei zu eins. Ebenso durfte ich auch die Erwiderungen der
Herzschläge beobachten; ferner wurde ich von den Engeln belehrt,
daß daher alle Menschen auf der Erde die Herzschläge und
die Atemzüge haben; und daß sie darum in ungleichen
Zeitteilen geschehen, weil der Herzschlag und das Lungenatmen, die in
den Himmeln sind, in etwas Stetiges übergehen, und so in ein
Streben, das von der Art ist, daß es jene Bewegungen
verschieden hervorbringt, gemäß dem Zu stand eines jeden.
*3886.
Aber man muß wissen, daß es, was die Pulsschläge
und Atemzüge in den Himmeln betrifft, vielerlei Unterschiede
gibt, und zwar so viele, als es Gesellschaften gibt; denn sie richten
sich nach den Zuständen ihres Denkens und Strebens, und diese
nach den Zuständen des Glaubens und der Liebe. Aber der
allgemeine Pulsschlag und das allgemeine Atmen verhält sich so,
wie oben gesagt wurde.
Einst
durfte ich die Herzschläge derjenigen beobachten, die zur Gegend
des Hinterhauptes gehörten;, und zwar die Pulsschläge der
Himmlischen daselbst besonders und die Pulsschläge der Geistigen
besonders. Die der Himmlischen waren still und sanft, die der
Geistigen aber stark und schwingend. Die Momente des Pulsschlags der
Himmlischen verhielten sich zu dem der Geistigen wie fünf zu
zwei; denn der Pulsschlag der Himmlischen fließt in den
Pulsschlag der Geistigen ein und geht so aus und über in die
Natur.
Und,
was erstaunlich ist, die Rede der himmlischen Engel wird nicht gehört
von den geistigen Engeln, sondern wahrgenommen unter einer Art von
Herzschlag, und zwar aus dem Grund, weil die Rede der himmlischen
Engel den geistigen Engeln nicht verständlich ist; denn jene
geschieht durch Neigungen, die der Liebe angehören, hingegen die
der Geistigen durch verständige Vorstellungen; man sehe Nr.
1647, 1759, 2157, 3343; jene gehören zum Gebiet des Herzens,
diese aber zu dem der Lungen.
*3887.
Im Himmel oder im Größten Menschen sind zwei Reiche,
das eine wird genannt das himmlische, das andere das geistige. Das
himmlische Reich wird gebildet von den Engeln, die himmlisch genannt
werden, und das sind die, welche in der Liebe zum Herrn gewesen sind
und daher in aller Weisheit; denn sie sind vor anderen im Herrn, und
daher vor anderen im Stand des Friedens und der Unschuld. Sie
erscheinen anderen als Kinder; denn der Zustand des Friedens und der
Unschuld stellt jene Erscheinung dar. Vor ihnen lebt gleichsam alles,
was dort ist, denn was unmittelbar vom Herrn kommt, das lebt. Dies
ist das himmlische Reich.
Das
zweite Reich wird genannt das geistige. Dieses wird gebildet von den
Engeln, die geistige genannt werden; und daselbst sind diejenigen,
die in der Liebtätigkeit gegen den Nächsten gewesen sind.
Die Freude (jucunditatem) ihres Lebens setzen sie darein, daß
sie anderen wohltun können ohne Vergeltung; das ist für sie
Vergeltung, wenn sie anderen Gutes tun dürfen. Je mehr sie das
wollen und verlangen, in desto größerer Einsicht und
Seligkeit sind sie; denn jeder wird im anderen Leben mit Einsicht und
Seligkeit vom Herrn begabt, gemäß dem Nutzen, den er aus
Willensneigung leistet. Dies ist das geistige Reich.
Die,
welche im himmlischen Reich des Herrn sind, gehören alle zum
Gebiet des Herzens, und die im geistigen Reich gehören alle zum
Gebiet der Lungen. Der Einfluß vom himmlischen Reich ins
geistige verhält sich ebenso, wie der Einfluß des Herzens
in die Lungen; sodann wie der Einfluß alles dessen, was dem
Herzen angehört, in das, was den Lungen angehört; denn das
Herz regiert im ganzen Leib und in seinen einzelnen Teilen durch die
Blutgefäße, und auch die Lunge in seinen einzelnen Teilen
durch das Atmen. Daher findet überall im Leib gewissermaßen
ein Einfluß des Herzens in die Lungen statt, aber gemäß
den Formen daselbst und gemäß den Zuständen. Daher
entsteht alles Empfinden und alles Handeln, das dem Leibe eigen ist.
Dies
kann man auch sehen an den im Mutterleibe befindlichen und kaum erst
geborenen Kindern: diese können keine leibliche Empfindung haben
und keine willkürliche Handlung, ehe ihnen die Lungen geöffnet
sind und daher der Einfluß des einen in das andere möglich
ist. In der geistigen Welt verhält es sich ebenso, aber mit dem
Unterschied, daß dort nichts Leibliches und Natürliches
ist, sondern Himmlisches und Geistiges, und das ist das Gute der
Liebe und das Gute des Glaubens. Daher richten sich die
Herzbewegungen bei ihnen nach den Zuständen der Liebe und die
Atembewegungen nach den Zuständen des Glaubens. Der Einfluß
des einen ins andere macht, daß sie geistig empfinden und
geistig handeln.
Dies
kann dem Menschen nur widersinnig erscheinen, weil er vom Guten der
Liebe und vom Wahren des Glaubens keine andere Vorstellung hat, als
daß es etwas Abstraktes (abstracta quaedam) sei, ohne das
Vermögen etwas zu bewirken, während doch das Gegenteil der
Fall ist, nämlich daß daher alles Innewerden und Empfinden
und alle Kraft und Tätigkeit kommt, auch im Menschen.
*3888.
Jene zwei Reiche stellen sich im Menschen dar durch jene zwei
Reiche, die bei ihm sich finden, nämlich durch das Willensreich
und das Verstandesreich, welche beiden das menschliche Gemüt, ja
den Menschen selbst bilden. Der Wille ist es, dem der Herzschlag
entspricht, und der Verstand ist es, dem das Atmen der Lunge
entspricht. Daher kommt es auch, daß im Leib des Menschen
ebenfalls zwei Reiche sind, nämlich das des Herzens und das der
Lungen.
Wer
dieses Geheimnis weiß, kann auch wissen, wie es sich verhält
mit dem Einfluß des Willens in den Verstand und des Verstandes
in den Willen, folglich mit dem Einfluß des Guten der Liebe ins
Wahre des Glaubens und umgekehrt, somit wie es sich verhält mit
der Wiedergeburt des Menschen.
Diejenigen
aber, die bloß in fleischlichen Vorstellungen (in ideis
corporeis) sind, d.h. im Willen des Bösen und im Verstand des
Falschen, können das nicht begreifen; denn solche können
von geistigen und himmlischen Dingen nicht anders denken als sinnlich
und fleischlich, mithin eben nur aus der Finsternis über das,
was dem himmlischen Licht oder dem Glaubenswahren angehört, und
aus der Kälte über das, was der himmlischen Flamme oder dem
Liebeguten angehört. Beides, nämlich jene Finsternis und
jene Kälte, löscht das Himmlische und Geistige so sehr aus,
daß es ihnen wie nichts erscheint.
*3889.
Damit ich wissen möchte, nicht allein, daß eine
Entsprechung sei des Himmlischen, das der Liebe angehört, mit
den Bewegungen des Herzens, und des Geistigen, das dem Glauben aus
der Liebe an gehört, mit den Bewegungen der Lunge, sondern auch,
wie es sich damit verhalte, durfte ich eine geraume Zeit unter den
Engeln sein, die mir dies in lebendiger Wirklichkeit zeigen sollten:
Dieselben
formierten durch eine wunderbare und mit keinen Worten beschreibliche
fließende Bewegung in Windungen (fluxionem in gyros) ein Abbild
des Herzens und ein Abbild der Lungen mit allen in wendigeren und
auswendigeren Verwebungen in ihnen. Dann folgten sie der Strömung
des Himmels in freiwilliger Weise, denn der Himmel strebt in eine
solche Form infolge des Einflusses der Liebe vom Herrn. So stellten
sie das Einzelne im Herzen dar, und danach die Vereinigung zwischen
Herz und Lungen, die sie auch vorbildeten durch die Ehe des Guten und
Wahren.
Daraus
wurde auch klar, daß das Herz dem Himmlischen, das Sache des
Guten ist, entspricht, und die Lunge dem Geistigen, welches Sache des
Wahren ist, und daß die Verbindung von beiden in materieller
Form sich verhält wie die des Herzens und der Lungen; und es
wurde gesagt, daß es sich ebenso verhält im ganzen Leibe,
nämlich in seinen einzelnen Gliedern, Organen und Eingeweiden
mit dem, was dort dem Herzen angehört, und was dort den Lungen
angehört; denn wo nicht beide, und ein jedes für sich seine
Geschäfte wirken, kann in demselben keine Lebensbewegung aus
einem wollenden Grundtrieb noch eine Lebensempfindung aus einem
verständigen Grundtrieb, stattfinden.
*3890.
Früher wurde einigemal gesagt, daß der Himmel oder der
Größte Mensch in unzählige Gesellschaften
unterschieden sei, und im allgemeinen in ebenso viele wie es Organe
und Eingeweide im Leibe gibt, und daß die einzelnen
Gesellschaften zu je einem derselben gehören: Nr. 3745; sodann
daß die Gesellschaften, obwohl sie unzählig und
verschieden sind, dennoch als eines wirken, wie alles im Leibe, ob
wohl verschieden, eines ist. Die Gesellschaften, die dort zum Gebiet
des Herzens gehören, sind himmlische Gesellschaften und sind in
der Mitte oder im Innersten, die aber zum Lungengebiet gehören,
sind geistige, und sind ringsumher und im Auswendigeren.
Der
Einfluß vom Herrn geht durch die himmlischen in die geistigen
Gesellschaften, oder durch die Mitte in die Umgebungen, d.h. durch
das Innerste zum Auswendigeren. Dies kommt daher, weil der Herr durch
die Liebe oder Barmherzigkeit einfließt. Daher kommt alles
Himmlische, das in Seinem Reiche ist und durch die Liebe oder
Barmherzigkeit in das Gute des Glaubens einfließt, und zwar mit
unsäglicher Verschiedenheit. Aber die Verschiedenheit kommt
nicht vom Einfluß her, sondern von der Aufnahme.
*3891.
Daß nicht nur der ganze Himmel wie ein Mensch atmet,
sondern auch die einzelnen Gesellschaften im Verein, ja auch alle
Engel und Geister, wurde mir bezeugt durch sehr viele lebendige
Erfahrungen, so daß mir kein Zweifel übrig blieb; ja, es
wundern sich die Geister, wenn jemand daran zweifelte.
Aber
weil wenige sind, die von den Engeln und Geistern eine andere
Vorstellung haben, als wie von einem Unmateriellen, und daß sie
daher nur Gedanken, somit wohl kaum Substanzen seien, weniger daß
sie sich wie die Menschen des Gesichtssinnes, des Gehörsinnes
und des Tastsinnes erfreuen, und noch weniger, daß sie ein
Atmen haben und daher auch ein Leben wie ein Mensch, nur ein
inwendigeres, wie das Leben eines Geistes im Verhältnis zu dem
eines Menschen, darum dürfen weitere Erfahrungen angeführt
werden.
Einst
wurde mir vorher gesagt, ehe ich schlafen ging, es seien mehrere, die
gegen mich konspirierten, mit der Absicht, mich durch Erstickung
umzubringen, aber ich achtete nicht auf ihre Drohungen, weil ich
beschirmt war vom Herrn; darum schlief ich sorglos ein. Aber da ich
um Mitternacht erwachte, empfand ich deutlich, daß ich nicht
von mir selbst atmete, sondern aus dem Himmel; denn der Atem war
nicht mein, aber dennoch atmete ich.
Auch
sonst durfte ich unzählige Male die Beseelung oder das Atmen der
Geister und auch der Engel dadurch empfinden, daß sie in mir
atmeten und mein Atem dennoch zugleich da war, unterschieden von dem
ihrigen. Aber dieses kann niemand fühlen, als wenn des
Inwendigere geöffnet und dadurch Gemeinschaft mit dem Himmel
gegeben ist.
*3892.
Von den Uralten, die himmlische Menschen waren und vor den
übrigen in der Liebe zum Herrn, bin ich belehrt worden, daß
sie kein äußeres Atmen gehabt haben, wie ihre Nachkommen,
sondern ein inwendiges, und daß sie geatmet haben mit den
Engeln, mit denen sie in Genossenschaft waren, und zwar, weil sie in
himmlischer Liebe waren. Ich wurde auch belehrt, daß die
Zustände ihres Atmens sich genau verhalten haben nach den
Zuständen ihrer Liebe und ihres Glaubens; worüber man sehe
was Nr. 608, 805, 1118, 1119, 1120 berichtet wurde.
*3893.
Es waren Engelschöre, die miteinander den Herrn priesen, und
zwar aus Herzensfreudigkeit. Ihre Lobpreisung wurde zuweilen gehört
wie aus einem süßen Gesang, denn die Geister und Engel
haben unter sich eine laute Stimme, und sie hören einander so
gut wie ein Mensch den anderen; aber der menschliche Gesang ist, was
Lieblichkeit und Harmonie betrifft, die dort himmlisch ist, mit jenem
nicht zu vergleichen. Aus der Verschiedenheit des Tones nahm ich
wahr, daß es mehrere Chöre waren. Von den Engeln, die bei
mir waren, wurde ich unterrichtet, daß jene zum Gebiet der
Lungen und ihrer Verrichtungen gehörten; denn ihnen kommt der
Gesang zu, weil dieses das Geschäft der Lungen ist.
Dieses
wurde mir auch durch Erfahrung zu wissen gegeben. Sie durften nämlich
mein Atmen regieren, was so sanft und süß und auch so
innerlich geschah, daß ich kaum etwas von meinem Atmen empfand.
Ich wurde auch unterrichtet, daß die, welche dem unfreiwilligen
(unwillkürlichen) und dem freiwilligen (willkürlichen)
Atmen gewidmet sind, sich voneinander unterscheiden. Es wurde gesagt,
daß die, die dem unfreiwilligen Atmen gewidmet sind, zugegen
seien, wenn der Mensch schläft, denn sobald der Mensch schläft,
hört das Freiwillige seines Atmens auf, und es beginnt das
Unfreiwillige des Atmens.
*3894.a.
Weil, wie Nr. 3892 gesagt worden, das Atmen der Engel und Geister
sich ganz den Zuständen ihrer Liebe und daher ihres Glaubens
verhält, so ergibt sich daraus, daß nicht eine
Gesellschaft atmet wie die andere, ferner daß die Bösen,
die in der Selbst- und Weltliebe und daher im Falschen sind, nicht in
der Genossenschaft der Guten leben können, sondern daß,
wenn sie ihnen nahe kommen, es ihnen scheint, als ob sie nicht atmen
könnten, sondern gleichsam erstickt würden, und daß
sie daher wie halbtot und wie Steine hinunterfallen bis in die Hölle,
wo sie ihr Atmen wieder bekommen, das sie mit den dortigen gemein
haben.
Hieraus
kann erhellen, daß die, welche im Bösen und Falschen sind,
nicht im Größten Menschen oder im Himmel sein können;
denn wenn ihr Atmen bei der Annäherung dort aufzuhören
anfängt, dann verschwindet auch all ihr Wahrnehmen und Denken,
wie auch all ihr Trieb, Böses zu tun und das Falsche einzureden,
und mit dem Trieb all ihre Tätigkeit und Lebensbewegung, daher
können sie nicht anders als sich jählings von da
hinabzustürzen.
*3894.
a. Weil es so ist und die Gutartigen, wenn sie ins andere Leben
kommen, zuerst in das Leben zurückversetzt werden, das sie in
der Welt hatten: Nr. 2119, somit auch in die Lieblingsneigungen und
Vergnügungen jenes Lebens, darum können sie, ehe sie
vorbereitet sind, noch nicht in der Genossenschaft der Engel sein,
auch in betreff des Atmens. Deshalb werden sie, wenn sie vorbereitet
werden, zuerst eingeweiht ins Engelsleben durch übereinstimmendes
Atmen, und dann kommen sie zugleich in inwendigere Gefühle
(perceptiones) und in eine himmlische Freiheit. Dieses geschieht in
der Gesellschaft von mehreren oder in Chören, in denen der eine
ebenso atmet wie der andere, ferner ebenso fühlt und ebenso aus
Freiheit handelt. Wie dies geschieht, ist mir ebenfalls in lebendiger
Wirklichkeit gezeigt worden.
*3895.
Die Beredung vom Bösen und Falschen, auch die Beredung vom
Wahren ist, wenn der Mensch im Leben des Bösen ist, so
beschaffen im anderen Leben, daß sie andere gleichsam erstickt,
und auch gut artige Geister, ehe sie ins engelische Atmen eingeweiht
sind. Deshalb werden die, welche im Streben der Beredung sind, vom
Herrn entfernt und in der Hölle niedergehalten, wo einer dem
anderen nicht schaden kann; denn dort ist die Beredung des einen
beinahe gleich der des anderen, und daher stimmen die Atmungen
überein. Einige, die in einer solchen Beredung waren, kamen zu
mir in der Absicht, mich zu ersticken, und führten auch etwas
von Erstickung herbei, aber ich wurde vom Herrn befreit. Alsdann
wurde ein Kind vom Herrn geschickt, von dessen Gegenwart sie so
geängstigt wurden, daß sie kaum atmen konnten. In diesem
Zustand wurden sie gehalten bis zu flehentlichen Bitten, und so
wurden sie in die Hölle hinuntergestoßen.
Auch
die Beredung des Wahren ist, wenn der Mensch im Leben des Bösen
ist, so beschaffen, daß sie sich einredet, das Wahre sei zwar
wahr, aber nicht um eines guten, sondern um eines bösen Zweckes
willen, um nämlich dadurch Ehrenstellen, Ruhm und Vermögen
zu gewinnen. Die Allerschlimmsten können in einer solchen
Beredung sein, auch in einem scheinbaren Eifer, daß sie alle
zur Hölle verdammen, die nicht im Wahren sind, wenn auch
immerhin im Guten. Über diese Beredung sehe man Nr. 2689, 3865.
Wenn solche ins andere Leben kommen, glauben sie anfangs, sie seien
Engel, aber zu einer Engelsgesellschaft können sie nicht nahen.
Infolge ihrer Selbstberedung werden sie dort gleichsam erstickt.
Diese sind es, von denen der Herr geredet hat bei Matth. 7/22, 23:
„Viele werden sagen zu Mir an jenem Tage: Herr, Herr, haben wir
nicht in Deinem Namen geweissagt und in Deinem Namen Dämonen
ausgetrieben und in Deinem Namen viele Taten getan? Aber dann werde
Ich ihnen antworten: Ich kenne euch nicht, weichet von Mir, ihr
Übeltäter“.
*4039. Von der Entsprechung mit dem großen
und kleinen Gehirn.
Von
der Entsprechung des Herzens und der Lungen mit dem Größten
Menschen oder mit dem Himmel, war am Ende des vorigen Kapitels die
Rede. Hier soll von der Entsprechung des großen und des kleinen
Gehirns und den Marksubstanzen (medullarum), die mit ihm verknüpft
sind, gehandelt werden. Ehe aber von der Entsprechung die Rede ist,
soll einiges vorausgeschickt werden über die Form des Gehirns im
allgemeinen, woher sie kommt, und was sie vorbildet.
*4040.
Im Gehirn, wenn es von der Hirnschale und von den Decken, die
umher sind, bloßgelegt wird, erscheinen wunderbare Windungen
und kreisförmige Gänge (gyri), in welche die sogenannten
Rindensubstanzen gelegt sind. Aus diesen laufen Fasern aus, die das
Hirnmark bilden. Diese Fasern setzen sich von da aus durch die Nerven
in den Leib fort, und besorgen daselbst ihre Geschäfte nach den
Weisungen (nutus) und Befehlen (arbitria) des Gehirns.
Dieses
alles ist ganz der himmlischen Form gemäß; denn eine
solche Form ist den Himmeln eingeprägt vom Herrn, und eine
solche daher dem, was im Menschen ist, und hauptsächlich seinem
großen und kleinen Gehirn.
*4041.
Die himmlische Form ist staunenswert und geht ganz über die
menschliche Einsicht hinaus, denn sie steht hoch über den
Vorstellungen der Formen, die der Mensch aus weltlichen Gegenständen,
auch durch tiefes Nachdenken (per analytica) je fassen kann.
Nach
jener Form sind alle himmlischen Gesellschaften geordnet und, was
wunderbar ist, es findet eine Kreisbewegung (gyratio) gemäß
den Formen statt, welche Kreisbewegung die Engel und Geister nicht
fühlen. Es verhält sich damit wie mit dem täglichen
Lauf der Erde um ihre Achse und der jährlichen um die Sonne,
welche die Bewohner auch nicht wahrnehmen.
Es
wurde mir gezeigt, von welcher Art die himmlische Form in der
untersten Sphäre ist; sie war gleich der Form der Windungen, die
in den menschlichen Gehirnen sich zeigen. Jenen Lauf oder jene
kreisförmigen Bewegungen durfte ich deutlich sehen; das währte
einige Tage lang. Hieraus konnte mir klar werden, daß das
Gehirn nach der Form des Himmelslaufs gebildet ist.
Was
aber inwendiger dort ist, und was vor dem Auge nicht er scheint, ist
den inwendigeren Formen des Himmels gemäß, die ganz
unbegreiflich sind, und es wurde von den Engeln gesagt, man könne
hier aus ersehen, daß der Mensch nach den Formen der drei
Himmel geschaffen sei, und ihm so das Bild des Himmels aufgeprägt,
so daß der Mensch in kleinster Gestalt ein ganz kleiner Himmel
ist, und daher seine Entsprechung mit den Himmeln rühre.
*4042.
Daher nun kommt es, daß ein Absteigen aus den Himmeln in
die Welt, und ein Aufsteigen aus der Welt in die Himmel allein durch
den Menschen möglich ist. Das Gehirn ist es, und dessen
Inwendige res, durch welches das Ab- und Aufsteigen geschieht, denn
dort sind die eigentlichen Anfänge oder die ersten und letzten
Zwecke, von denen alles, was sich samt und sonders im Leibe befindet,
ausfließt und abgeleitet wird. Dort ist auch der Ausgangspunkt
der Gedanken, die dem Verstand angehören, und der Neigungen, die
dem Willen an gehören.
*4043.
Daß die noch inwendigeren Formen, die auch weit umfassender
sind, nicht begriffen werden können, kommt daher, weil die
Formen, wenn sie genannt werden, die Vorstellung des Raumes und auch
der Zeit mit sich führen, während doch im Inwendigeren, wo
der Himmel ist, nichts durch Räume und durch Zeiten begriffen
wird, denn diese sind der Natur eigen, sondern durch Zustände
und deren Wechsel und Veränderungen. Weil aber die Wechsel und
Veränderungen vom Menschen gar nicht begriffen werden können
ohne solches, was der Form angehört, d.h. ohne Räumliches
und Zeitliches, während doch solches nicht in den Himmeln ist,
so kann hieraus erhellen, wie unbegreiflich und auch wie
unaussprechlich jene Dinge sind. Auch sind alle menschlichen Worte,
womit jene ausgesprochen und begriffen werden sollen, weil sie
Natürliches in sich schließen, nicht geeignet, jenes
auszudrücken. In den Himmeln wird solches durch Wechsel des
himmlischen Lichts und der himmlischen Flamme, die vom Herrn ausgeht,
und zwar in solcher und so großer Fülle dargestellt, daß
tausend und abertausend Wahrnehmungen kaum in etwas Wahrnehmbares
beim Menschen fallen können; aber dennoch wird das, was in den
Himmeln geschieht, in der Geisterwelt durch Formen vorgebildet, denen
der Ähnlichkeit nach die Formen nahe kommen, die in der Welt
erscheinen.
*4044.
Vorbildungen sind nichts anderes als Bilder geistiger Dinge in
natürlichen, und wenn jene in diesen richtig dargestellt werden,
dann entsprechen sie.
Wer
aber nicht weiß, was das Geistige ist, sondern bloß was
das Natürliche, der kann meinen, daß es keine solche
Vorbildungen und Entsprechungen daher geben könne; denn er
möchte bei sich fragen: wie kann das Geistige wirken aufs
Materielle? Wenn er sich aber besinnen wollte auf dasjenige, was bei
ihm in jedem Augenblick geschieht, so könnte er sich eine
Vorstellung davon verschaffen, nämlich wie der Wille auf die
Muskeln des Körpers wirken, und tatsächliche Handlungen
hervorbringen kann, ferner wie das Denken auf die Sprachorgane
einwirken kann, indem es die Lungen, Luftröhre, Kehle, Zunge,
Lippen bewegt, und die Rede hervorbringt. Dann wie die Neigungen aufs
Angesicht wirken, und dort Bilder von sich darstellen können, so
daß der andere oft schon daraus merkt, was einer denkt und
will. Dieses kann eine Vorstellung von Vorbildungen und
Entsprechungen geben.
Weil
nun solches im Menschen sich darstellt und es nichts gibt, was
bestehen kann von sich selber, sondern nur von einem anderen, und das
wieder von einem anderen und endlich vom Ersten, und zwar durch einen
Zusammenhang von Entsprechungen, daher können die, welche ein
weitergehendes Urteilsvermögen besitzen, schließen, daß
zwischen dem Menschen und dem Himmel eine Entsprechung besteht, und
ferner zwischen dem Himmel und dem Herrn, welcher der Erste ist.
*4045.
Weil es eine solche Entsprechung gibt und der Himmel
unterschieden ist in mehrere kleinere Himmel, und diese in noch
kleinere, und überall in Gesellschaften, so sind dort Himmel,
die das große und das kleine Gehirn im allgemeinen darstellen,
und in diesen Himmeln solche, welche die in den Gehirnen befindlichen
Teile und Glieder darstellen, z.B. welche die harte Mutter (duram
matrem), welche die zarte oder fromme Mutter (terinem seu piam
matrem), welche die Einbiegungen (sinus), sodann solche, welche die
Körper und Höhlungen daselbst, wie auch solche, die den
dickhäutigen Körper, die gestreiften Körper (corpora
strata), die kleineren Drüsen (glandulas minores), die Ventrikel
(ventriculos), den Trichter (infundibulum) usf. darstellen; von
welcher Art nun diejenigen sind, die das eine oder andere darstellen,
wurde mir entdeckt, wie aus Folgendem erhellen kann.
*4046.
Es erschienen mehrere Geister in mittlerer Entfernung über
dem Haupt, die im allgemeinen nach Art des Herzschlags wirkten, aber
es war gleichsam ein Hin- und Herwogen ab- und aufwärts, mit
einem kalten Anhauch an meine Stirne. Hieraus konnte ich schließen,
daß sie mittlerer Art waren, nämlich daß sie sowohl
zum Gebiet des Herzens als der Lungen gehörten, wie auch daß
sie keine inwendigeren Geister waren.
Nachher
stellten ebendieselben ein flammiges Licht dar, grob, aber doch
leuchtend. Dasselbe erschien zuerst unter dem linken Teil des Kinns,
nachher unter dem linken Auge, darauf über dem Auge. Es war
jedoch dunkel, aber dennoch flammig, nicht hell, woraus ich merken
konnte, von welcher Art sie waren; denn die Lichter zeigen die
Neigungen, dann auch die Grade der Einsicht an. Nachher, als ich die
Hand an die linke Seite der Hirnschale oder des Hauptes hielt, spürte
ich ein gleichfalls ab- und aufwogendes Klopfen, aus welchem
Kennzeichen ich merkte, daß sie zum Gehirn gehörten.
Als
ich fragte, wer sie seien, wollten sie nicht reden; es wurde von
anderen gesagt, daß sie nicht gerne reden. Endlich wurden sie
veranlaßt zum Reden. Sie sagten, daß sie so entdeckt
würden, wie beschaffen sie seien. Ich wurde inne, daß sie
zu denjenigen gehörten, die das Gebiet der Harten Mutter (Durae
Matris) bilden, welche die allgemeine Decke des großen oder
kleinen Gehirns ist. Es wurde darauf entdeckt, wie beschaffen sie
waren, denn aus der Rede mit ihnen durfte ich das merken. Sie waren
so, wie sie als Menschen gelebt hatten, die nicht über geistige
und himmlische Dinge nachdachten, auch nicht davon redeten, weil sie
von der Art waren, daß sie glaubten, es gebe nichts anderes als
das Natürliche, und zwar deshalb, weil sie sich nicht über
dasselbe erheben konnten; aber dennoch haben sie dieses nicht bekannt
und gleichwohl wie andere das Göttliche verehrt, Gebete
verrichtet, und sind gute Bürger gewesen.
Es
waren nachher andere da, die ebenfalls in den Puls einflossen, aber
nicht durch ein Wogen ab- und aufwärts, sondern schief. Andere
wieder, die nicht hin und her, sondern mehr stetig sich bewegten; und
auch andere, von denen der Puls getrieben von einem Ort auf den
anderen übersprang. Sie sagten, daß sie das auswendigere
Blättchen der Harten Mutter darstellten; und daß sie zu
solchen gehörten, die über geistige und himmlische Dinge
nur aus den Gegenständen der äußeren Sinne dachten,
indem sie das Inwendigere nicht anders begriffen. Von mir wurden sie
gehört als wie aus dem weiblichen Geschlecht; diese vernünfteln
aus äußeren sinnlichen, mithin aus weltlichen und
irdischen Dingen über das, was dem Himmel angehört oder
über die geistigen Dinge des Glaubens und der Liebe, und je mehr
sie solches zu eins machen und vermengen, desto mehr gehen sie ins
Äußerliche (eo exterius vadunt), bis zur äußeren
Kopfhaut die sie vorbilden. Aber dennoch sind sie im Bereich des
Größten Menschen, wiewohl in seinen äußersten
Teilen, wenn sie ein Leben des Guten geführt haben; denn ein
jeder, der im Leben des Guten aus Neigung zur Liebtätigkeit ist,
wird selig.
*4047.
Es erschienen auch andere über dem Haupt, deren allgemein
einfließende Tätigkeit über dem Haupt eine quer von
vorne nach hinten wallende war; und es erschienen wieder andere,
deren einfließende Tätigkeit von beiden Schläfen der
Mitte des Gehirns zuging. Ich wurde inne, daß sie zum Gebiet
der Frommen Mutter (Piae Matris) gehörten, welche die andere
Decke ist und das große und kleine Gehirn näher umkleidet,
und durch, ausgesandte Fäden mit ihnen in Verbindung steht.
Wie
beschaffen sie waren, durfte ich aus ihrer Rede merken; denn sie
haben mit mir geredet: sie waren wie in der Welt von der Art, daß
sie sich nicht viel auf ihr Denken verließen, und so sich nicht
bestimmten, etwas Gewisses über heilige Dinge zu denken, sondern
daß sie vom Glauben anderer abhingen, nicht erwägend, ob
es wahr sei. Daß sie solcher Art waren, wurde mir auch gezeigt
durch den Einfluß ihres Innewerdens ins Gebet des Herrn, als
ich dasselbe las; denn alle Geister und Engel, soviel ihrer sind,
konnten aus dem Gebet des Herrn erkannt werden, von welcher Art sie
waren, und zwar durch den Einfluß ihrer Denkvorstellungen und
Neigungen in den Inhalt des Gebetes. Daher wurde auch wahrgenommen,
daß sie solcher Art waren, und überdies, daß sie den
Engeln als Mittel dienen konnten; denn es gibt Geister, die zwischen
den Himmeln vermitteln, und durch welche Gemeinschaft besteht. Ihre
Vorstellungen waren nämlich nicht verschlossen, sondern leicht
zu öffnen, so daß sie sich gerne bewegen ließen und
den Einfluß willig an- und aufnahmen. Außerdem waren sie
bescheiden und friedfertig; und sie sagten auch, sie seien im Himmel.
*4048.
Es war einer nahe an meinem Haupte, der mit mir redete; aus dem
Ton vernahm ich, daß er im Stande der Ruhe wie eines
friedlichen Schlafes war. Er fragte dieses und jenes, aber mit einer
solchen Klugheit, daß ein Wachender nicht klüger hätte
fragen können; ich wurde inne, daß inwendigere Engel durch
ihn redeten, und er in einem Zustand war, daß er es vernahm und
äußerte.
Ich
erkundigte mich über jenen Zustand und sagte ihm, daß er
in einem solchen Zustand sei. Er antwortete, daß er nichts
anderes rede als das Gute und Wahre, und daß er wahrnehme, ob
es etwas anderes sei, und daß er, wenn etwas anderes einfließen
wollte, es nicht zulasse oder ausspreche. Von seinem Zustand sagte
er, daß er ein friedvoller sei, und ich durfte ihn auch durch
Gemeinschaft inne werden.
Es
wurde gesagt, daß es solche seien, welche die Einbiegungen
(sinus) oder größeren Blutgefäße im Gehirn
darstellen; und daß sie den - diesem ähnlichen — in
die Länge sich erstreckenden Busen (Sinum Longitudinalem)
darstellen, der zwischen den zwei Halbkugeln des Gehirns ist, und
daselbst in einem ruhigen Zustande bleibt, mag immerhin das Gehirn
auf beiden Seiten toben.
*4049.
Es waren einige über dem Haupt ein wenig vorne, die mit mir
redeten. Sie sprachen lieblich, und flossen ziemlich sanft ein, sie
unterschieden sich von anderen dadurch, daß sie immerfort eine
Begierde und ein Verlangen hatten, in den Himmel zu kommen; es wurde
gesagt, daß solche es sind, welche die Mägen (Ventriculos)
oder größeren Höhlen des Gehirns darstellen und zu
jenem Gebiet gehören. Die Ursache wurde auch beigefügt: daß
nämlich die bessere Art der darin befindlichen Lymphe so
beschaffen ist, daß sie in das Gehirn zurückgeht, daher
sie auch einen solchen Trieb hat; das Gehirn ist der Himmel, und der
Trieb ist Begierde und Verlangen — die Entsprechungen sind
solche.
*4050.
Ein Antlitz erschien mir zuerst über einem blauen Fenster,
und dieses Antlitz zog sich bald nach einwärts, dann erschien
mir ein Sternchen um die Gegend des linken Auges, hernach mehrere
rötliche Sternchen, die weiß schimmerten. Nachher wurden
mir Wände sichtbar, aber kein Dach, die Wände nur auf der
linken Seite; zuletzt wie ein gestirnter Himmel. Und weil dieses
erschien an einem Ort, wo Böse waren, so meinte ich, es sei
etwas Schauerliches, was mir zu sehen vor gehalten werde, aber bald
verschwanden Wand und Himmel, und es erschien ein Brunnen, aus dem
wie ein weißer Nebel oder Dunst hervor ging, und es schien
auch, als ob etwas aus dem Brunnen herausgeschöpft würde.
Ich
fragte, was dieses bedeute und vorbilde. Es wurde gesagt, es sei eine
Vorbildung des Trichters (Infundibuli) im Gehirn; über demselben
sei das Gehirn, das durch den Himmel bezeichnet wird, und was nachher
gesehen wurde, sei jenes Gefäß, das durch den Brunnen
bezeichnet und Trichter genannt wird, und daß der daraus
hervorgehende Nebel oder Dunst die Lymphe sei, die hindurchgeht und
von da herausgeschafft wird; und daß jene Lymphe von zweierlei
Art sei, nämlich eine, die mit Lebensgeistern vermischt ist und
zu den nutzbaren Lymphen gehört, und eine, die mit Flüssigkeiten
vermischt ist, und zu den auswurfartigen Lymphen gehört.
Es
wurde mir hernach gezeigt, von welcher Art die seien, die zu diesem
Gebiet gehören, aber nur die, die von einer schlechteren Art
waren; auch wurden sie gesehen: sie laufen dahin und dorthin, sie
machen sich an diejenigen heran, die sie sehen, geben auf alles Acht,
und was sie hören, tragen sie anderen zu; sie sind argwöhnisch,
ungeduldig, unruhig, ähnlich jener Lymphe, die dort innen auch
hin- und herzieht. Ihre Vernunftschlüsse sind die dortigen
Flüssigkeiten, die sie vorbilden; aber diese Geister sind von
mittlerer Art. Diejenigen dagegen, welche die auswurfartigen Lymphen
daselbst darstellen, sind solche, die geistige Wahrheiten herabziehen
zu irdischen Dingen und sie dort besudeln, wie zum Beispiel, wenn sie
etwas von der ehelichen Liebe hören, es auf Hurereien und
Ehebrüche deuten und so, was der ehelichen Liebe angehört,
zu diesen herabziehen; so auch im übrigen. Diese erschienen
vorne in einiger Entfernung zur Rechten. Welche aber von guter Art
sind, sind denen ähnlich, von denen Nr. 4049.
*4051.
Es gibt Gesellschaften, die jene Gegend darstellen, die im Gehirn
der Isthmus heißt, wie auch solche, welche die Knötchen
der Fasern im Gehirn darstellen, die wie drüsenartig erscheinen,
und aus denen Fasern in verschiedene Richtungen hervorgehen. Diese
Fasern wirken gleichmäßig in jenen Anfängen oder
Drüsen, aber verschiedenartig in den äußersten
Teilen.
Eine
Gesellschaft von Geistern, denen solches entspricht, wurde mir
vorgestellt, über die ich folgendes sagen kann: es kamen Geister
vorne, redeten mich an und sagten, daß sie Menschen seien, aber
diesen durfte geantwortet werden, daß sie nicht Menschen seien
mit einem Körper begabt, sondern Geister und insofern auch
Menschen, weil das Ganze eines Geistes zu dem hinstrebt, was zu einem
Menschen gehört, auch zu der Gestalt, die dem mit einem Körper
ausgestatteten Menschen ähnlich ist, denn der Geist ist der
inwendige Mensch; sodann weil sie Menschen seien vermöge der
Einsicht und Weisheit, nicht vermöge der Gestalt, deshalb seien
die guten Geister und mehr noch die Engel Menschen vor denen, die in
einem Körper sind, weil sie mehr im Licht der Weisheit sind.
Nach
dieser Antwort sagten sie, es seien mehrere in einer Gesellschaft,
wobei aber der eine dem anderen nicht gleiche. Weil es mir aber
unmöglich schien, daß es eine Gesellschaft von Ungleichen
im anderen Leben geben könne, redete ich mit ihnen über
diesen Gegenstand und wurde endlich belehrt, daß sie, obwohl
ungleich, dennoch sich zusammengesellen in Ansehung des Zwecks, der
für alle nur einer sei.
Weiter
sagten sie, sie seien von der Art, daß ein jeder verschieden
handle und auch verschieden rede von dem anderen, und doch wollten
und dächten sie das gleiche. Dieses beleuchteten sie auch mit
einem Beispiel: wenn einer in der Gesellschaft sagt von einem Engel,
er sei der kleinste im Himmel, sagt der andere, er sei der größte,
und der dritte, er sei weder der kleinste noch der größte,
und so mit mehrfacher Verschiedenheit. Die Gedanken jedoch gehen auf
eines hinaus, daß nämlich, wer der kleinste sein will, der
größte sei, und daß er daher beziehungsweise der
größte sei, und daß er weder der kleinste noch der
größte, weil sie nicht an einen Vorrang denken; ebenso im
übrigen.
So
gesellen sie sich zusammen in den Anfängen (principiis), wirken
aber verschiedenartig im Äußersten; sie machten sich an
mein Ohr und sagten, sie seien gute Geister, und ihre Redeweise sei
so beschaffen. Es wurde in Beziehung auf sie gesagt, daß man
nicht wisse, woher sie kommen, und daß sie zu den
umherschweifenden Gesellschaften gehören.
*4052.
Außerdem ist eine solche Entsprechung des Gehirns mit dem
Größten Menschen, daß die, welche in den Prinzipien
des Guten (in principiis boni) sind, diejenigen Teile im Gehirn
darstellen, die daselbst die Anfänge sind und Drüsen oder
Rindensubstanzen genannt werden. Hingegen die, welche in den
Grundsätzen des Wahren (in principiis veri) sind, diejenigen
Teile in den Gehirnen darstellen, die von jenen Anfängen
ausgehen und Fasern genannt werden; aber dennoch mit dem Unterschied,
daß die, welche der rechten Seite des Gehirns entsprechen,
solche sind, die im Willen des Guten, und von daher im Willen des
Wahren sind; hingegen diejenigen, die der linken Seite des Gehirns
entsprechen, solche, die im Verständnis des Guten und Wahren
sind und von daher in der Neigung dazu.
Dies
kommt daher, weil die, welche im Himmel zur Rechten des Herrn sind,
im Guten aus dem Willen, hingegen die, welche zur Linken des Herrn,
im Guten aus dem Verstand sind; jene sind es, die himmlisch genannt
werden, diese aber, die geistig.
*4053.
Daß solche Entsprechungen sind, hat bisher niemand gewußt,
und ich weiß, daß man sich verwundern wird, wenn man es
hört, und zwar aus dem Grund, weil man nicht weiß, was der
inwendige und was der äußere Mensch ist, und daß der
inwendige Mensch in der geistigen Welt ist und der äußere
in der natürlichen, und daß es der inwendige Mensch ist,
der im Äußeren lebt und in diesen einfließt und
regiert.
Hieraus,
sodann aus dem, was Nr. 4044 angeführt wurde, kann man
gleichwohl wissen, daß ein Einfluß und eine Entsprechung
stattfindet; daß es so ist, ist allbekannt im anderen Leben,
sodann daß das Natürliche nichts anderes ist als eine
Vorbildung der geistigen Dinge, von denen es sein Dasein und Bestehen
hat; und daß das Natürliche in solcher Art vorbildet, in
der es entspricht.
*4054.
Das Gehirn ist wie der Himmel in der Sphäre der Zwecke,
welche sind Nutzleistungen; denn alles, was einfließt vom
Herrn, ist ein auf die Seligmachung des Menschengeschlechts
abzielender Zweck. Dieser Zweck ist es, der im Himmel regiert, und
der daher auch im Gehirn regiert; denn das Gehirn, in dem das Gemüt
des Menschen, hat die Zwecke im Leib zum Ziel, daß nämlich
der Leib der Seele diene, damit die Seele ewig selig sei. Es gibt
aber Gesellschaften, die keinen Zweck des Nutzwirkens haben, außer
dem, daß sie unter Freunden und Freundinnen seien und in
Vergnügungen bei diesen, die somit bloß ihrem Ich frönen
und bloß für ihre Haut sorgen, und wenn sie etwa häusliche
oder öffentliche Geschäfte besorgen, dies nur für den
gleichen Zweck tun. Solcher Geister-Gesellschaften gibt es heutzutage
mehr als man je glauben kann; sobald jene sich einstellen, wirkt ihre
Sphäre und löscht bei anderen die Neigungen zum Wahren und
Guten aus, und wenn diese ausgelöscht sind, dann sind sie im
Vergnügen ihrer Freundschaft.
Sie
bewirken gleichsam Verstopfungen des Gehirns und verursachen
Stumpfsinnigkeit (stupiditates). Mehrere aus solchen bestehenden
Gesellschaften waren bei mir, und ich merkte an der Blödigkeit,
Trägheit und Beraubung der Neigung, daß sie da waren; und
einigemal habe ich auch mit ihnen geredet. Sie sind eine Pest und
Verderben, wiewohl sie im bürgerlichen Leben, während sie
in der Welt waren, als gut, angenehm, artig und auch witzig
erschienen sind; denn sie wissen, was sich ziemt, und wie man sich
dadurch einschmeicheln kann, hauptsächlich in Freundschaften.
Was
Freund sein mit dem Guten oder die Freundschaft des Guten heißt,
wissen sie nicht, und wollen es nicht wissen. Es wartet auf sie ein
trauriges Los. Sie leben zuletzt im Schmutz und in einer solchen
Stumpfheit, daß kaum etwas Menschliches in Beziehung auf die
Fassungskraft ihnen übrig bleibt; denn der Zweck macht den
Menschen, und wie der Zweck, so der Mensch, und ein solches
Menschliches wird ihm deshalb nach dem Tode zuteil.
* * *
*4218.
In den Teilen, die vorausgehen, wurde am Ende der Kapitel
berichtet, was mir in der Welt der Geister und in den Himmeln der
Engel zu sehen und zu vernehmen gestattet wurde, und zuletzt wurde
gehandelt von dem Größten Menschen und von der
Entsprechung. Damit man aber vollständig erkenne, wie es sich
mit dem Menschen verhält, und daß er in Verbindung steht
mit dem Himmel, nicht nur in Ansehung seiner Gedanken und Neigungen,
sondern auch in Ansehung seiner organischen Gebilde, der inneren wie
der äußeren, und daß er ohne diese Verbindung nicht
einen Augenblick bestehen kann; so sei es mir erlaubt, in diesem
Abschnitte das fortzusetzen, was über die Entsprechung mit dem
Größten Menschen am Ende der vorangehenden Kapitel
angefangen wurde.
*4219.
Um im allgemeinen zu erkennen, wie es sich mit dem Größten
Menschen verhalte, muß man sich wohl merken, daß der
gesamte Himmel den Größten Menschen bildet, und daß
der Himmel der Größte Mensch genannt wird, weil er dem
Göttlich-Menschlichen des Herrn entspricht; denn der Herr allein
ist der Mensch, und nur in dem Maße wie der Engel und der
Geist, wie auch der Mensch auf Erden das menschliche Wesen von Ihm
selbst hat, sind sie wahre Menschen. Niemand möge glauben, daß
der Mensch aus sich Mensch sei, weil er ein menschliches Angesicht
hat und einen menschlichen Körper, wie auch Gehirn, Eingeweide
und Glieder. Dies alles hat er mit den unvernünftigen Tieren
gemein, weshalb es auch dahinstirbt und zum Leichnam wird; sondern
der Mensch ist Mensch, weil er denken und wollen kann wie ein Mensch
und das Göttliche, d.h. das, was dem Herrn angehört,
aufzunehmen vermag. Hierdurch nur unterscheidet sich der Mensch von
dem Vieh und von den wilden Tieren; und der Mensch wird auch im
anderen Leben so beschaffen, wie ihm jenes Göttliche durch die
Aufnahme angeeignet wurde.
*4220.
Die, welche im irdischen Leben das Göttliche, das dem Herrn
angehört, aufgenommen haben, nämlich Seine Liebe gegen das
ganze Menschengeschlecht, die Liebtätigkeit gegen den Nächsten
und die Gegenliebe zum Herrn, werden im anderen Leben mit Einsicht
und Weisheit und mit unaussprechlicher Seligkeit begabt, denn sie
werden Engel, d.h. wahre Menschen.
Diejenigen
dagegen, die im Leben des Körpers das Göttliche, das dem
Herrn angehört, nicht angenommen haben, also keine Liebe zum
menschlichen Geschlecht, noch weniger Liebe zum Herrn, sondern nur
sich selbst geliebt, ja verehrt, und folglich zum alleinigen Zweck
das gehabt haben, was ihnen selbst und der Welt angehörte, diese
werden im anderen Leben, nach vollbrachtem kurzem Lebenslauf
hienieden, aller Einsicht beraubt, sie werden ganz stumpfsinnig und
befinden sich unter den Stumpfsinnigen in der Hölle.
*4221.
Damit ich erkennen konnte, daß es sich so verhalte, wurde
mir gestattet, mit solchen zu reden, die so gelebt hatten, und auch
mit einem, den ich während seines irdischen Lebens kannte.
Solange dieser lebte, tat er alles Gute, was er seinem Nächsten
erwies, nur seinetwegen, nämlich seiner eigenen Ehre und seines
Gewinnes wegen. Die anderen verachtete er und haßte sie auch.
Gott bekannte er mit dem Munde, im Herzen jedoch erkannte er Ihn
nicht an. Als mir mit ihm zu reden gestattet wurde, ging gleichsam
ein körperlicher Dunstkreis (sphaera) aus ihm hervor. Seine Rede
war nicht wie die der Geister, sondern wie die eines noch lebenden
Menschen.
Die
Rede der Geister unterscheidet sich nämlich von der menschlichen
dadurch, daß sie reich ist an Vorstellungen oder dadurch, daß
sie etwas Geistiges und somit etwas Lebendiges in sich hat, was man
nicht beschreiben kann; eine solche Sphäre also ging von ihm aus
und wurde in allem einzelnen wahrgenommen, was er redete. Er erschien
daselbst unter den Geringen, und es wurde gesagt, daß die,
welche so beschaffen sind, allmählich in Ansehung ihrer Gedanken
und Neigung so plump und stumpfsinnig werden, daß niemand auf
der Welt stumpfsinniger ist.
Ihre
Stelle ist unter den Hinterbacken, wo auch ihre Hölle ist. Von
daher erschien auch früher ein Gewisser, dem Ansehen nach nicht
wie ein Geist, sondern wie ein grob körperlicher Mensch. Dieser
hatte aber so wenig von menschlicher Einsicht aus seinem Leben her,
daß man ihn ein Bild des Stumpfsinns nennen konnte.
Hieraus
konnte ich deutlich erkennen, von welcher Art diejenigen werden, die
ohne Liebe zum Nächsten, zum Staate und zum Reiche Gottes sind,
sondern nur für sich selbst Liebe haben, bei allem sich allein
im Auge haben, ja sich selbst anbeten wie Götter, und auch von
anderen so angebetet sein wollen und bei allem, was sie tun, dies
beabsichtigen.
*4222.
Was die Entsprechung des Größten Menschen mit dem, was
der Mensch hat, anbelangt, so besteht sie mit allem und jedem
desselben, nämlich mit seinen Organen, Gliedern und Eingeweiden,
und zwar in dem Grade, daß es kein Organ und kein Glied im
Körper gibt, keinen Teil eines Organs und eines Gliedes, nicht
einmal ein Teilchen von einem Teile, mit dem nicht eine Entsprechung
besteht.
Bekanntlich
besteht jedes Organ und jedes Glied des Körpers aus Teilen und
aus Teilen von Teilen, z.B. das Gehirn besteht im allgemeinen aus dem
eigentlich so genannten Hirn, aus dem kleinen Gehirn und dem
verlängerten Mark (medulla oblongata), aus dem Mark des
Rückgrats (medulla spinalis), denn dies ist die Fortsetzung und
gleichsam der Anhang desselben. Das eigentliche Hirn aber besteht
wieder aus mehreren Gliedern, die seine Teile bilden, nämlich
aus den Membranen, die man die dicke und die dünne Hirnhaut
nennt (dura mater et pia mater), aus dem schwieligen Körper, aus
den gestreiften Körperchen, aus den Kammern (ventriculis) und
Höhlungen, aus den kleinen Drüsen, aus den Zwischenwänden
(septis), im allgemeinen aus der grauen und aus der markigen Substanz
und überdies aus den Einbiegungen, Blutgefäßen und
Geweben. Ebenso verhält es sich mit den Empfindungs- und
Bewegungsorganen des Körpers und mit den Eingeweiden, wie aus
der Anatomie hinreichend bekannt ist.
Alle
diese Bestandteile entsprechen im allgemeinen und im besonderen aufs
genaueste dem Größten Menschen, und hier wieder
gleicherweise eingeteilt in kleine und diese wieder in kleinere und
kleinste Himmel, und endlich in Engel, von denen ein jeder ein
kleiner Himmel ist, der dem Größten entspricht. Diese
Himmel sind untereinander ganz verschieden, indem sich jeder auf
seinen gemeinsamen, und die gemeinsamen wieder auf den allgemeinen
oder ganzen Himmel beziehen, welches der Größte Mensch
ist.
*4223.
Mit der Entsprechung verhält es sich jedoch so, daß
die oben erwähnten Himmel zwar den organischen Formen des
menschlichen Körpers selbst entsprechen, weshalb man auch sagt,
diese Gesellschaften oder diese Vereine gehören zum Gebiet
(provincia) des Hirns oder zum Gebiet des Herzens oder zu dem der
Lungen, oder zu dem des Auges usw., gleichwohl aber entsprechen sie
hauptsächlich den Funktionen jener Eingeweide und Organe. Es
verhält sich dies wie die Organe und Eingeweide selbst, daß
nämlich die Funktionen mit den organischen Formen eins ausmachen
einheitlich wirken; denn keine Funktion kann stattfinden, außer
durch Formen, d.h. durch Substanzen, denn diese sind die Subjekte,
von denen die Tätigkeit ausgeht.
So
z.B. kann das Sehen nicht stattfinden ohne das Auge, das Atmen nicht
ohne die Lunge. Das Auge ist die organische Form, aus der und durch
die das Sehen kommt, und die Lunge ist die organische Form, aus der
und durch die das Atmen kommt, und so auch bei den übrigen. Es
sind daher die Funktionen, denen die himmlischen Vereine
hauptsächlich entsprechen, und weil die Funktionen, so sind es
auch die organischen Formen, denen sie entsprechen, denn beide sind
ungeteilt und untrennbar, und zwar so sehr, daß es einerlei
ist, ob man die Funktion oder die organische Form nennt, von der und
durch welche die Funktion stattfindet.
Daher
kommt es, daß Entsprechung besteht mit den Organen, Gliedern
und Eingeweiden, weil mit den Funktionen derselben, und des halb
wird, wenn die Funktion hervorgerufen wird, auch das Organ der selben
erregt. So verhält es sich auch bei allem und jedem was der
Mensch tut, wenn er dies oder jenes so oder anders tun will, so
bewegen sich die Organe in entsprechender Weise, somit gemäß
der Absicht der Funktion oder der Nutzwirkung (usus). Die Nutzwirkung
ist es nämlich, die den Formen gebietet.
Hieraus
erhellt auch, daß die Nutzwirkung vorhanden war, ehe noch die
organischen Formen des Körpers existierten, und daß die
Nutzwirkung letztere für sich hervorbrachte und sich anpaßte,
nicht umgekehrt. Wenn aber die Formen hervorgebracht oder die Organe
passend eingerichtet sind, dann geht die Nutzwirkung daraus hervor,
und dann hat es den Anschein, als ob die Formen oder Organe früher
vorhanden wären, als ihre Nutzwirkungen, während dies doch
nicht der Fall ist, denn die Nutzwirkung fließt vom Herrn ein,
und zwar durch den Himmel, gemäß der Ordnung und der Form,
nach der der Himmel vom Herrn geordnet ist, somit gemäß
den Entsprechungen. In solcher Weise entsteht der Mensch und so
besteht er auch. Hieraus erhellt aber wiederum, woher es kommt, daß
der Mensch im Ganzen und im Einzelnen den Himmeln entspricht.
*4224.
Organische Formen sind nicht nur die, die dem Auge sicht bar sind
oder durch Mikroskope entdeckt werden können, sondern es gibt
auch noch reinere organische Gebilde, die man weder mit bloßem,
noch mit bewaffneten Augen entdecken kann; es sind dies die
inwendigeren Formen.
Zum
Beispiel gibt es Formen, die dem inneren Gesichtssinn an gehören
und zuletzt mit dem Verstande in Verbindung stehen; diese sind nicht
aufspürbar, aber es sind doch Formen, d.h. Substanzen; denn
keine Sehkraft, nicht einmal die des Verstandes, kann existieren,
ohne durch etwas anderes gewirkt zu sein. Es ist dies auch bekannt in
der gelehrten Welt, daß nämlich ohne Substanz als ihren
Träger (subjectum), keine Existenzweise und keine Modifikation
derselben oder irgendeine Beschaffenheit, die sich tätig
manifestiert, bestehen kann. Diese reineren und unerforschbaren
Formen sind es auch, welche die inneren Sinne bilden und auch die
inneren Gefühle hervorbringen. Mit diesen Formen, weil mit ihren
Sinnen und mit den Empfindungen derselben, stehen die inneren Himmel
in Entsprechung.
Weil
mir aber von diesen inneren Formen und ihrer Entsprechung vieles
entdeckt wurde und dies nicht deutlich erörtert werden kann,
ohne in das Einzelne einzugehen, so darf ich im folgenden, vermöge
der göttlichen Barmherzigkeit des Herrn, das fortsetzen, was
über die Entsprechung des Menschen mit dem Größten
Menschen (d.h. dem Himmel), im vorigen Abschnitt zu sagen begonnen
wurde, damit endlich der Mensch nicht aus irgendeiner Spekulation der
Vernunft oder aus einer Hypothese (Vermutung), sondern aus der
Erfahrung selbst erkennen möge, wie es sich mit ihm verhalte und
mit seinem inneren Menschen, den man seine Seele nennt, und
schließlich mit seiner Verbindung mit dem Himmel und durch den
Himmel mit dem Herrn, folglich, wodurch der Mensch wahrhaft Mensch
ist und sich von den Tieren unterscheidet, dann aber auch, auf welche
Weise der Mensch sich aus jener Verbindung losreißt und sich
mit der Hölle verbindet.
*4225.
Es muß im voraus gesagt werden, wer innerhalb des Größten
Menschen und wer außerhalb desselben ist:
Alle
die, welche in der Liebe zum Herrn stehen und in der Liebtätigkeit
(charitas) gegen den Nächsten und ihm von Herzen Gutes erzeigen
gemäß dem Guten in ihm und die ein Gewissen für Recht
und Billigkeit haben, befinden sich innerhalb des Größten
Menschen, denn sie sind in dem Herrn und deshalb auch im Himmel.
Alle
dagegen, die in der Selbstliebe und Weltliebe befangen sind, und
hierdurch in bösen Begierden und das Gute nur tun wegen der
Gesetze, wegen ihrer eigenen Ehre und wegen der Güter der Welt
und des eigenen Ruhmes, die somit in ihrem Inneren unbarmherzig sind,
Haß und Rachsucht hegen gegen ihren Nächsten um ihrer
selbst und um der Welt willen und sich über den Schaden ihres
Nebenmenschen freuen, wenn er ihnen nicht günstig ist, - diese
sind außerhalb des Größten Menschen, denn sie sind
in der Hölle.
Diese
stehen auch nicht in Entsprechung mit irgendwelchen Organen und
Gliedern des Körpers, sondern nur mit den verschiedenen Fehlern
und Krankheiten, die er an sich hat, worüber auch, vermöge
der göttlichen Barmherzigkeit des Herrn, im Folgenden die Rede
sein wird. Die, welche außerhalb des Größten
Menschen, d.h. außerhalb des Himmels sich befinden, können
nicht in diesen eingehen, denn ihr Leben ist von entgegengesetzter
Art. Vielmehr, wenn sie auf irgendeine Weise hineindringen, was
bisweilen von solchen geschieht, die während ihres Lebens auf
Erden gelernt haben, sich in Engel des Lichts zu verstellen —
und wenn sie dorthin gelangen, was ihnen bisweilen erlaubt wird,
damit sie erkennen, wie sie beschaffen sind (sie werden aber nur bis
zu den Vorhallen zugelassen, d.h. bis zu denen, die noch einfältigen
Sinnes und nicht vollständig unterrichtet sind), dann können
diese, die wie Engel des Lichtes hineingehen, kaum einige Augenblicke
daselbst verweilen, weil hier das Leben der Liebe zu dem Herrn und
der Liebe gegen den Nächsten waltet, und weil hier gar nichts
mit ihrem Leben in Entsprechung steht, so können sie kaum atmen
(daß die Geister und Engel auch atmen, sehe man Nr. 3884-3893).
Daher fangen sie an, beängstigt zu werden, denn das Atmen
verhält sich gemäß der Freiheit des Lebens und, was
wunderbar ist, zuletzt können sie sich kaum mehr bewegen,
sondern sie werden wie die, welche von einer Betäubung des
Kopfes befallen sind, während Angst und Qual ihr Inneres
erfüllt. Des halb eilen sie über Hals und Kopf hinweg, und
zwar bis zur Hölle fort, wo sie wieder Atem und Beweglichkeit
bekommen. Daher wird auch im Wort das Leben durch Bewegung Wandeln
vorgebildet.
Diejenigen
aber, die sich im Größten Menschen befinden, stehen in
voller Freiheit des Atmens, weil im Guten der Liebe. Gleichwohl aber
sind sie unterschieden nach der Qualität und Quantität
ihres Guten (d.h. ihrer Kraft zum Guten); daher gibt es auch so viele
Himmel, die im Worte „Wohnungen“ genannt werden: Joh.
14/2; und in seinem Himmel befindet sich ein jeder in seinem Leben,
und empfängt das Einfließen vom gesamten Himmel. Ein jeder
ist daselbst ein Mittelpunkt (centrum) für alle Einflüsse
und dadurch im vollkommensten Gleichgewicht und zwar gemäß
der staunenswerten Form des Himmels, die vom Herrn ist und daher in
aller Mannigfaltigkeit erscheint.
*4226.
Neu angekommene Geister, die, als sie in der Welt lebten,
innerlich böse waren, aber äußerlich nach dem Schein
des Guten strebten durch Werke, die sie für andere taten um
ihrer selbst und um der Welt willen, beklagten sich zuweilen, daß
sie nicht in den Himmel eingelassen würden: sie hatten nämlich
vom Himmel keine andere Meinung, als daß man aus Gnade
eingelassen würde. Es wurde ihnen aber geantwortet, der Himmel
werde keinem verweigert, und wenn sie es wünschten, so sollten
sie eingelassen werden.
Es
wurden auch einige zugelassen zu den nächsten himmlischen
Vereinen, die in der Nähe des Eingangs sind; sobald sie aber
dahin kamen, fühlten sie aufgrund der entgegengesetzten
Beschaffenheit ihres Lebens, ein Stocken des Atmens, Angst und
gleichsam höllische Pein und stürzten davon. Dann sagten
sie, der Himmel sei für sie eine Hölle, und sie hätten
niemals geglaubt, daß der Himmel so beschaffen sei.
*4227.
Es gibt viele von beiden Geschlechtern, die bei Leibesleben so
beschaffen waren, daß sie, wo es nur möglich war, durch
Kunstgriffe und Betrug über die Gemüter anderer zu
herrschen suchten, namentlich bei Mächtigen und Reichen, damit
sie in ihrem Namen allein regieren konnten. Sie wirkten heimlich
gegen andere und suchten sie zu entfernen, besonders die Redlichen,
und zwar auf verschiedene Weise; nicht gerade durch offenen Tadel
(denn die Redlichkeit verteidigt sich selbst), sondern indem sie auf
mannigfache Weise ihre Absichten verdrehten, sie als einfältig
und schlimm bezeichneten, ihnen die Unglücksfälle
zuschrieben, die etwa vorkamen, und dergleichen mehr. Die, welche
während ihres Lebens auf Erden so beschaffen waren, sind auch im
an deren Leben so geartet, denn einem jeden folgt sein Leben nach.
Dies wurde mir durch lebendige Erfahrung kund durch solche Geister,
während sie bei mir waren, denn diese wirkten damals auf die
gleiche Weise ein, aber noch geschickter und schlauer. Die Geister
wirken nämlich auf feinere Weise als die Menschen, weil sie von
den Banden und Fesseln des Körpers und von den Empfindungen
grober Art frei sind. Jene nun wirkten auf so feine Weise ein, daß
ich einige Male nicht bemerkte, daß sie die Absicht und den
Zweck hatten, über mich zu herrschen; wenn sie sich aber
miteinander besprachen, so sorgten sie dafür, daß ich es
nicht hörte oder inne wurde. Von anderen aber, die es hörten,
wurde mir gesagt, daß sie abscheuliche Pläne machten und
durch magische Künste, somit durch Beihilfe der teuflischen
Rotte zu ihrem Zweck zu gelangen suchten.
Die
Ermordung der Redlichen achten sie für nichts; den Herrn, unter
dessen Namen sie, wie sie sagten, herrschen wollten, schätzten
sie gering, indem sie Ihn als einen gewöhnlichen Menschen
betrachteten, dem Verehrung zuteil geworden sei, wie bei anderen
Völkern, die Menschen zu Göttern machten und sie verehrten.
Dieser Kultus stamme von alten Zeiten her, und sie hätten es
nicht gewagt, ihm zu widersprechen, weil sie in demselben geboren
seien und sonst ihrem guten Rufe geschadet hätten.
Von
diesen kann ich sagen, daß sie die Gedanken und den Willen der
Menschen, die ihnen ähnlich sind, in Besitz nehmen, und sich bei
ihnen in ihre Neigungen und Absichten eindrängen, so daß
jene ohne die Barmherzigkeit des Herrn es gar nicht zu erkennen
vermögen, daß solche Geister gegenwärtig sind und sie
selbst sich in ihrer Gesellschaft befinden. Diese Geister entsprechen
den Krankheitsstoffen in den feineren Teilen des Blutes, die man den
Lebensgeist (spiritus animalis) nennt. In diese dringen die
Krankheitsstoffe gegen die Ordnung ein, und verbreiten sich überall
hin. Sie sind wie ein Gift, das Kälte und Erstarrung in den
Nerven und Muskelfasern bewirkt, wodurch sehr schwere und tödliche
Krankheiten ausbrechen. Wenn solche in Gemeinschaft wirken, werden
sie daran erkannt, daß sie, sozusagen in vierfachen Absätzen
einwirken und sich am Hinterkopf links unter dem kleinen Gehirn fest
setzen; diejenigen nämlich, die unter dem Hinterhaupte wirken,
gehen heimlicher zu Werk als andere, und die, die an der Rückseite
einwirken, begehren zu herrschen.
Sie
ließen sich mit mir in Erörterungen ein über den
Herrn und sagten, es sei sonderbar, daß Er ihre Bitten nicht
erhöre, wenn sie beteten, und daß Er also den
Hilfesuchenden nicht beistehe. Ich durfte ihnen aber antworten, daß
sie nicht erhört werden könnten, weil sie solche Dinge
beabsichtigten, die dem Wohl des menschlichen Geschlechts
entgegenständen, und weil sie für sich gegen andere
beteten. Durch ein solches Gebet aber werde der Himmel verschlossen,
denn die Bewohner des Himmels achten nur auf die Absichten der
Betenden. Dies wollten sie zwar nicht anerkennen, gleichwohl aber
konnten sie nichts dagegen antworten.
Es
waren Männer dieser Gattung zugegen, und zwar in Gemeinschaft
mit Frauen; sie erklärten, daß sie durch die Frauen viele
Pläne machen könnten, denn diese seien schneller und
geschickter, solche Dinge zu durchschauen. Besondere Freude haben sie
am Umgang mit solchen, die Buhldirnen gewesen waren. Diese widmen
sich meistens im anderen Leben geheimen und magischen Künsten;
denn im anderen Leben gibt es sehr viele magische Künste, die in
der Welt ganz unbekannt sind. Solchen Künsten wenden sie sich
zu, sobald sie in das andere Leben kommen, und lernen diejenigen
bezaubern, bei denen sie sind, und besonders die, über die sie
zu herrschen wünschen; vor Freveltaten scheuen sie nicht zurück.
Über
die Hölle und wie sie beschaffen ist, ferner, wo sie sich
befinden, wenn sie nicht in der Geisterwelt sind, davon wird an einer
an deren Stelle gesprochen werden.
Hieraus
nun kann man deutlich erkennen, daß einen jeden nach dem Tode
sein eigenes Leben erwartet.
*4318. Von der Entsprechung mit den Sinnen im
allgemeinen.
Der
Vorzug der Einsicht, den die Engel haben, besteht darin, daß
sie wissen und innewerden, daß alles Leben vom Herrn ist,
ferner, daß der ganze Himmel Seinem Göttlich-Menschlichen
entspricht, und daß folglich alle Engel, Geister und Menschen
dem Himmel entsprechen. Dann auch, daß sie wissen und inne
werden, auf welche Weise sie entsprechen.
Dies
sind die Grundlagen (oder Prinzipien) der Einsicht, in denen die
Engel vor den Menschen sind. Hierdurch wissen und vernehmen sie
Unzähliges, was in den Himmeln ist, und daher auch die Dinge,
die in der Welt sind; denn was in der Welt und ihrer Natur besteht,
hat seine Ursachen und Wirkungen von jenem, als von seinem Urgrund;
denn die ganze Natur ist ein Schauplatz, der das Reich des Herrn
vorbildet.
*4319.
Durch vielfache Erfahrung wurde mir gezeigt, daß sowohl der
Mensch als der Geist, wie auch der Engel, nichts aus sich denkt,
redet und handelt, sondern von anderen, und auch diese nicht von
sich, sondern wieder von anderen und so fort; und daß also alle
und jeder einzelne es tut aus dem ersten Urgrund des Lebens, d.h. aus
dem Herrn, wie sehr es auch immer den Anschein hat, als ob sie es aus
sich vermöchten.
Dies
wurde den Geistern oftmals gezeigt, die im Leben des Körpers
glaubten und sich darin bestärkten, daß alles in ihnen
liege, oder daß sie aus sich und ihrer Seele, der das Leben
eingepflanzt scheint, denken, reden und handeln. Es wurde auch durch
lebendige Erfahrungen gezeigt (wie sie nur im anderen Leben, aber
nicht in der Welt möglich sind), daß die Bösen aus
der Hölle denken, wollen und handeln und die Guten aus dem
Himmel, d.h. durch den Himmel vom Herrn, und daß gleichwohl das
Böse und auch das Gute wie von ihnen selbst zu kommen scheint.
Das
wissen zwar die Christen aus der Lehre, die aus dem Worte stammt,
aber wenige sind es, die das glauben. Und weil sie es nicht glauben,
eignen sie sich das Böse an, das sie denken, wollen und tun. Das
Gute aber wird ihnen nicht angeeignet, denn die, welche glauben, das
Gute sei von ihnen, nehmen dasselbe für sich in Anspruch und
schreiben es sich zu, und setzen somit ein Verdienst darein. Sie
wissen auch aus der Kirchenlehre, daß niemand etwas Gutes aus
sich tun könne, und zwar so, daß alles, was man aus sich
und dem Eigenen tut, böse ist, wie sehr es auch als Gutes
erscheint. Aber auch das glauben wenige, obwohl es wahr ist.
Die
Bösen, die sich in der Meinung bestärken, daß sie aus
sich leben, und daß somit alles, was sie denken, wollen und
tun, aus ihnen sei, sagten, als ihnen gezeigt wurde, daß die
Sache sich völlig gemäß der Lehre verhalte, sie
glaubten es jetzt. Aber es wurde ihnen gesagt, wissen sei nicht
glauben, und das Glauben sei innerlich und sei nur möglich bei
der Neigung zum Guten und Wahren, daher nur bei denen, die im Guten
der Liebtätigkeit gegen den Nächsten sind. Dieselben
Geister, weil sie böse waren, bestanden darauf, daß sie
nun glaubten, weil sie es sehen; aber es wurde untersucht durch eine
Erfahrung, die im anderen Leben gewöhnlich ist, insofern man
nämlich von den Engeln untersucht wird. Als sie nun untersucht
wurden, da erschien der obere Teil ihres Hauptes wie weggenommen, und
das Gehirn struppig, mit Haaren bewachsen und finster. Hieraus
erkannte man, wie beschaffen diejenigen inwendig sind, die nur den
wißtümlichen Glauben haben, nicht aber den wahren, und daß
wissen nicht glauben ist, denn bei denen, die wissen und glauben,
erscheint das Haupt wie ein menschliches, und das Gehirn ordentlich,
schneeweiß und leuchtend; denn das himmlische Licht wird von
ihnen aufgenommen. Bei denen aber, die nur wissen und meinen, daß
sie dadurch glaubten, aber doch nicht glauben, weil sie im Bösen
leben, wird das himmlische Licht nicht aufgenommen, somit auch nicht
die Einsicht und Weisheit, die jenem Lichte innewohnt. Deshalb
verwandelt sich dieses, wenn sie sich den Gesellschaften der Engel,
d.h. dem himmlischen Lichte nähern, bei ihnen in Finsternis.
Daher kommt es auch, daß ihr Gehirn ganz finster erscheint.
*4320.
Daß das Leben, das vom Herrn allein ausgeht, bei einem
jeden so erscheint, als ob es in ihm selbst wäre, hat seinen
Grund in der Liebe oder Barmherzigkeit des Herrn gegen das ganze
menschliche Geschlecht, weil Er nämlich einem jeden das, was
Sein ist, aneignen und jedem ewige Seligkeit geben möchte. Daß
die Liebe dem anderen zu eigen gibt, was ihr angehört, ist
bekannt; denn sie stellt sich in dem anderen dar und macht sich ihm
gegenwärtig. Was wird nicht erst die göttliche Liebe tun?
Daß
auch die Bösen das Leben, das vom Herrn ist, aufnehmen, damit
verhält es sich ebenso wie mit den Gegenständen in der
Welt, die alle von der Sonne ihr Licht und daher ihre Farben
erhalten, aber gemäß ihren Formen. Die Gegenstände,
die das Licht ersticken oder verkehren, erscheinen in schwarzer oder
häßlicher Farbe, gleichwohl aber haben sie ihre Schwärze
und Häßlichkeit vom Sonnenlicht, so auch ist das Licht
oder das Leben vom Herrn bei den Bösen. Aber dieses Leben ist
kein Leben, sondern es ist, wie es auch genannt wird, der geistige
Tod.
*4321.
Obwohl dies dem Menschen wunderlich und unglaublich er scheint,
so kann es doch nicht geleugnet werden, weil die Erfahrung selbst es
lehrt. Wollte man alles leugnen, wovon man die Ursachen nicht kennt,
so müßte man Unzähliges leugnen, was in der Natur
besteht und wovon man die Ursachen kaum bis zu einem Myriadenteile
kennt, denn es walten so viele und so große Geheimnisse dabei
oh, daß das, was der Mensch kennt, kaum etwas ist im Verhältnis
zu dem, was er nicht kennt. Welche Geheimnisse werden nicht erst in
der Sphäre vorhanden sein, die über der Natur ist, d.h. in
der geistigen Welt!
So
z.B. folgende Wahrheiten: daß ein einziges Leben ist und aus
diesem alle leben, und ein jeder auf andere Weise als der andere; daß
auch die Bösen aus demselben Leben ihr Leben haben, wie auch die
Höllen, und daß das einfließende Leben gemäß
der Aufnahme wirkt; daß der Himmel vom Herrn so geordnet ist,
daß er einen Menschen dar stellt, weshalb er der Größte
Mensch genannt wird, und daß ihm daher das Einzelne bei dem
Menschen entspricht, daß der Mensch ohne das Einfließen
von daher in das Einzelne bei ihm nicht einmal einen Augenblick
bestehen könnte; daß alle im Größten Menschen
ihre beständige Lage haben gemäß der Beschaffenheit
und dem Stand des Guten und Wahren, in dem sie sind, daß die
Lage dort nicht eine Lage des Ortes, sondern ein Zustand ist und
daher beständig zur Linken erscheinen, die zur Linken sind, und
zur Rechten, die zur Rechten, vorne, die vorne sind, im Rücken,
die im Rücken sind, an der Fläche des Hauptes, des Rückens,
der Lungen, der Füße, über dem Haupt und unter den
Fußsohlen, gerade und schräg, in geringerer oder größerer
Entfernung, die dort sind, wie auch immer und nach welcher Richtung
auch immer der Geist sich wendet. Ferner, daß der Herr als
Sonne beständig zur Rechten erscheint, in halber Höhe
daselbst, ein wenig über der Fläche des rechten Auges, und
daß sich dort alles auf den Herrn als Sonne und Mittelpunkt
bezieht, somit auf das eine, wodurch sie sind und bestehen; und weil
alle beständig vor dem Herrn an ihrem Orte, gemäß
ihrem Zustande des Guten und Wahren erscheinen, deshalb erscheinen
sie auch den Einzelnen auf gleiche Weise, weil das Leben des Herrn,
somit der Herr in allen ist, die im Himmel sind; und so noch unzählig
vieles.
*4322.
Wer glaubt nicht heutzutage, daß der Mensch aus Samen und
Ei auf natürliche Weise entstehe, und daß von der ersten
Schöpfung her dem Samen die Kraft innewohne, sich in solche
Formen zu bringen, zuerst innerhalb des Eies, danach im Uterus, und
nachher aus sich, und daß es nicht das Göttliche sei, das
weiter hervorbringe. Die Ursache, warum so geglaubt wird ist, weil
niemand weiß, daß irgendein Einfließen stattfindet
vom Himmel, d.h. durch den Himmel vom Herrn, und zwar, weil sie nicht
wissen wollen, daß irgendein Himmel ist, denn die
Stubengelehrten werfen ganz offen unter sich die Frage auf, ob es
eine Hölle, somit auch, ob es einen Himmel gebe; und weil sie am
Himmel zweifeln, können sie auch nicht als Grundprinzip
annehmen, daß das Einfließen durch den Himmel vom Herrn
stattfinde, während doch dieses Einfließen alles, was in
den drei Naturreichen, vornehmlich im Tierreich, und ganz besonders
im Menschen besteht, hervorbringt, und in der dem Nutzzweck
entsprechenden Form erhält. Daher können sie auch nicht
erkennen, daß eine Entsprechung besteht zwischen dem Himmel und
dem Menschen, weniger noch, daß sie von der Art ist, daß
die einzelnen Dinge, ja die allereinzelnsten, bei ihm dadurch
entstehen, und auch bestehen; denn das Bestehen ist ein fortwährendes
Entstehen, und daher ist auch die Erhaltung in Verbindung und Form
eine beständige Schöpfung.
*4323.
Daß eine Entsprechung der einzelnen Dinge beim Menschen mit
dem Himmel stattfindet, habe ich am Ende der vorigen Kapitel zu
zeigen angefangen, und zwar infolge lebendiger Erfahrung aus der
Geisterwelt und dem Himmel, zu dem Zweck, damit der Mensch wisse,
woher er sein Dasein und sein Bestehen habe, und daß deshalb
ein beständiges Einfließen in ihn stattfinde.
Später
soll gleichfalls aus Erfahrung gezeigt werden, daß der Mensch
den Einfluß aus dem Himmel, d.h. durch den Himmel vom Herrn
zurückweisen und den Einfluß von der Hölle aufnehmen
kann; daß er aber dennoch fortwährend in Entsprechung mit
dem Himmel vom Herrn gehalten werde, damit er, wenn er es will, von
der Hölle zum Himmel und durch den Himmel zum Herrn geführt
werden kann.
*4324.
Von der Entsprechung des Herzens und der Lungen, ferner des
Gehirns mit dem Größten Menschen, ist früher am Ende
der vorigen Kapitel gehandelt worden, hier soll dem Plan gemäß
von der Entsprechung mit den äußeren Sinnesorganen
desselben gehandelt werden, nämlich mit dem Organ des Gesichts
oder dem Auge, mit dem Organ des Gehörs oder dem Ohre, mit den
Organen des Geruchs, des Geschmacks und des Gefühls. Nun aber
zuerst mit dem Sinne im allgemeinen.
*4325.
Der Sinn im allgemeinen oder der Gemeinsinn wird unter schieden
in den willkürlichen und den unwillkürlichen. Der
willkürliche Sinn steht dem großen Gehirn näher, der
unwillkürliche dem kleinen Gehirn. Diese beiden allgemeinen
Sinne sind beim Menschen verbunden, aber dennoch unterschieden.
Die
Fasern, die vom großen Gehirn ausgehen, bilden im allgemeinen
den willkürlichen Sinn, und die Fasern aus dem kleinen Gehirn
bilden im allgemeinen den unwillkürlichen Sinn. Die Fasern aus
diesem doppelten Ursprung verbinden sich in zwei Fortsetzungen, die
das verlängerte Mark und das Rückenmark genannt werden, und
durch diese gehen sie in den Körper über und bilden dessen
Glieder; Eingeweide und Organe.
Die
Teile, die den Körper umgeben, wie die Muskeln und die Haut,
dann auch die Sinnesorgane, nehmen größtenteils die Fasern
vom großen Gehirn auf. Daher hat der Mensch die Sinne und daher
auch die willkürlichen Bewegungen. Die Teile dagegen, die
innerhalb jener Umgebung oder Umschließung sind und Eingeweide
des Körpers genannt werden, nehmen ihre Fasern vom kleinen
Gehirn auf. Daher hat der Mensch von diesem keine Empfindung, und
stehen sie auch nicht unter der Herrschaft seines Willens.
Hieraus
kann man einigermaßen erkennen, was die Sinne im allgemeinen
oder der allgemeine willkürliche Sinn und der allgemeine
unwillkürliche Sinn sei. Dabei muß man wissen, daß
das Allgemeine sein muß, damit ein Besonderes entstehe, und daß
das Besondere niemals entstehen oder bestehen kann ohne das
Allgemeine, und zwar, daß es im Allgemeinen besteht, ferner daß
alles Besondere sich verhalte gemäß der Beschaffenheit und
dem Zustande des Allgemeinen, somit auch die Sinne beim Menschen und
die Bewegungen.
*4326.
Es wurde einst ein helltönendes Säuseln von mir gehört,
das aus den höheren Teilen oberhalb des Hinterhauptes herabkam,
und um diese ganze Gegend herum fortdauerte. Ich konnte mir nicht
denken, wer diese sein sollten; es wurde mir gesagt, es seien die,
welche den allgemeinen unwillkürlichen Sinn darstellen. Ferner
wurde mir gesagt, daß diese die Gedanken der Menschen wohl
wahrnehmen könnten, aber sie nicht auseinandersetzen und kundtun
wollen, wie auch das kleine Gehirn alles wahrnimmt, was das große,
aber es nicht kund gibt.
Als
die deutliche Einwirkung derselben auf die ganze Gegend des
Hinterhauptes aufhörte, wurde mir gezeigt, wie weit ihre
Einwirkung sich erstrecke: sie richtete sich zuerst auf das ganze
Angesicht, hierauf zog sie sich gegen die linke Seite des Gesichtes,
und zuletzt gegen das Ohr daselbst. Hierdurch wurde bezeichnet, wie
die Einwirkung des allgemeinen unwillkürlichen Sinnes von den
ersten Zeiten an bei den Menschen dieser Erde gewesen sei, und
welchen Fortschritt sie gemacht habe.
Der
Einfluß aus dem kleinen Gehirn erstreckt sich besonders in das
Angesicht, was man daraus ersieht, daß auf dem Gesichte die
Seele sich abzeichnet, und daß im Gesichte die Neigungen
sichtbar werden, und zwar meistenteils ohne den Willen des Menschen,
z.B. Furcht, Ehrfurcht, Scham, verschiedene Arten der Freude und der
Traurigkeit usw., was dem anderen dadurch kund wird, so daß er
aus dem Gesicht erkennt, welche Neigungen und welche Veränderungen
der Seele und des Gemütes vorhanden sind. Dies geschieht vom
kleinen Gehirn durch seine Fasern, sofern ihm keine Verstellung
innewohnt. Auf diese Weise wurde gezeigt, daß der allgemeine
Sinn in den ersten Zeiten oder bei den Uralten das ganze Angesicht
einnahm, aber nach dieser Zeit allmählich nur die linke Seite
desselben und endlich in einer noch späteren Zeit sich außerhalb
des Gesichtes verbreite, und zwar so sehr, daß heutzutage kaum
noch irgendein allgemeiner unwillkürlicher Sinn im Gesichte
übriggeblieben ist.
Die
rechte Seite des Gesichtes mit dem rechten Auge entspricht der
Neigung zum Guten, die linke aber der Neigung zum Wahren. Die Gegend,
wo das Ohr ist, dem bloßen Gehorsam ohne Neigung; denn bei den
Uralten, deren Zeitalter das goldene genannt wurde, weil sie in einem
gewissen Zustand der Vollkommenheit und in der Liebe zum Herrn, wie
auch in gegenseitiger Liebe wie die Engel lebten, zeigte sich alles
Unwillkürliche des kleinen Gehirns im Gesicht, und damals
verstanden sie gar nicht, etwas anderes in der Miene darzustellen,
als so, wie der Himmel einfloß in ihre unwillkürlichen
Triebe und von da in den Willen. Bei den Alten aber, deren Zeitalter
das silberne genannt wurde, weil sie in dem Stande der Wahrheit und
dadurch in der Liebtätigkeit gegen den Nächsten waren,
zeigte sich das Unwillkürliche, das vom kleinen Gehirn ausgeht,
nicht auf der rechten Seite des Gesichtes, sondern nur in der linken;
dagegen bei ihren Nachkommen, deren Zeit das eiserne Zeitalter
genannt wurde, weil sie nicht in der Neigung des Wahren, sondern im
Gehorsam des Wahren lebten, zeigte sich das Unwillkürliche nicht
mehr im Gesicht, sondern zog sich in die Gegend um das linke Ohr
zurück.
Ich
wurde belehrt, daß die Fasern des kleinen Gehirns auf diese
Weise ihren Ausfluß in das Gesicht verändert haben, und
daß an ihrer Stelle die Fasern aus dem großen Gehirn
dahin versetzt worden sind, die alsdann über diejenigen des
kleinen Gehirns herrschen. Und zwar geschah dies aus dem Bestreben,
die Miene des Gesichtes dem Winke des eigenen Willens gemäß
zu gestalten, der aus dem großen Gehirn kommt. Dies scheint
zwar dem Menschen nicht so, ist aber den Engeln ganz klar aus dem
Einfließen des Himmels und aus der Entsprechung.
*4327.
Der allgemeine unwillkürliche Sinn ist heutigentags so
beschaffen bei denen, die sich im Guten und Wahren befinden; aber bei
denen, die im Bösen und daher im Falschen sind, ist kein
allgemeiner unwillkürlicher Sinn mehr, der sich offenbart, weder
im Gesicht noch in der Rede noch in der Gebärde, sondern es ist
das Willkürliche, welches das Unwillkürliche erheuchelt,
oder das Natürliche, wie es genannt wird, das sie durch häufige
Übung oder Gewohnheit von früher Jugend an so gebildet
haben.
Wie
dieser Sinn bei ihnen beschaffen sei, wurde mir durch das Einfließen
desselben gezeigt, das leise und kühl war und sich über das
ganze Angesicht, sowohl in die rechte als in die linke Seite
desselben, und von da gegen die Augen hinwendete und vom linken Auge
an sich über das Angesicht ausbreitete. Hierdurch wurde
bezeichnet, daß die Fasern des großen Gehirns sich
hineingezogen haben und die Fasern des kleinen Gehirns beherrschen,
und daß hierdurch Erdichtung, Verstellung, Lüge und List
inwendig herrschen, äußerlich aber das Aufrichtige und
Gute erscheinen.
Daß
das Einfließen sich gegen das linke Auge hin richtete, und von
da auch in das Gesicht, bezeichnete, daß sie das Böse zum
Zweck haben und das Verstandesvermögen dazu benützen, um
diesen Zweck zu erreichen; denn das linke Auge bedeutet das
Verständige. Diese Geister sind es heutzutage, die größtenteils
den allgemeinen unwillkürlichen Sinn bilden, während es vor
alter Zeit die allerhimmlischsten waren.
In
unserer Zeit aber sind es die Ruchlosesten, und zwar besonders aus
der christlichen Welt. Sie sind sehr zahlreich und erscheinen unter
dem Hinterhaupt und gegen den Rücken zu, wo sie oftmals von mir
gesehen und wahrgenommen wurden; denn die, welche gegenwärtig
diesen Sinn darstellen, sind es, die trugvoll denken und Böses
gegen den Nächsten aussinnen, dabei aber ein freundliches, ja
das allerfreundlichste Gesicht zeigen, wie auch gleiche Gebärden
und so lieblich reden, als wären sie mehr als andere von
Liebtätigkeit erfüllt; und doch sind sie die ärgsten
Feinde, nicht nur derjenigen, mit denen sie Umgang haben, sondern
auch des menschlichen Geschlechtes. Ihre Gedanken wurden mir
mitgeteilt, und sie waren frevelhaft und verabscheuungswürdig,
voller Grausamkeiten und Mordlust.
*4328.
Es wurde mir auch gezeigt, wie es sich im allgemeinen mit dem
Willen und mit dem Verstand verhält. Die Uralten, welche die
himmlische Kirche des Herrn bildeten, von denen Nr. 1114-1123, hat
ten einen Willen, in dem das Gute, und einen Verstand, in dem das
Wahre aus jenem war, und diese beiden machten bei ihnen eins aus.
Aber die Alten, welche die geistige Kirche des Herrn bildeten, hatten
einen völlig zugrunde gerichteten Willen, doch einen
unversehrten Verstand, in dem der Herr durch die Wiedergeburt einen
neuen Willen bildete, und durch diesen auch einen neuen Verstand, man
sehe Nr. 863, 875, 895, 927, 928, 1023, 1043, 1044, 1555, 2256.
Wie
das Gute der himmlischen Kirche gewesen war, wurde mir gezeigt durch
eine aus dem Himmel herabsteigende Säule, die von bläulicher
Farbe war. An der linken Seite war sie hell leuchtend, wie von einem
flammigen Sonnenlicht; hierdurch wurde ihr erster Zustand dar
gestellt: durch die bläuliche Farbe das Gute ihres Willens, und
durch das helleuchtende, flammige Licht ihr Verstand. Und nachher
ging die bläuliche Farbe der Säule über in einen
dunkel-flammigen Schimmer, wodurch ihr zweiter Zustand dargestellt
wurde, und daß diese beiden Leben, nämlich das des Willens
und des Verstandes dennoch nur eins bildeten, aber ziemlich dunkel in
Ansehung des Guten aus dem Willen; denn die bläuliche Farbe
bedeutet das Gute, das helle Flammige das Wahre aus dem Guten. Später
wurde die Säule ganz schwarz, und rings um die Säule etwas
Helles, das durch ein gewisses Glühen sich veränderte und
Farben darstellte, durch die der Zustand der geistigen Kirche
bezeichnet wurde. Die schwarze Säule bedeutete, daß der
Wille völlig zugrunde gerichtet und durchaus böse war. Das
Helle, das durch ein gewisses Glühen sich veränderte,
bedeutete den Verstand, in dem ein neuer Wille vom Herrn war; denn
das Verständige wird im Himmel durch das helleuchtende
vorgebildet.
*4329.
Es kamen Geister bis zu einiger Höhe heran; aus dem Getön
wurden sie als viele vernommen, und aus den Vorstellungen ihres
Denkens und ihrer Rede, die bis zu mir hingeleitet wurden, erkannte
man, daß sie in keiner bestimmten Vorstellung waren, sondern
wie in der allgemeinen von mehreren. Deshalb meinte ich, daß
man von ihnen nichts Bestimmtes vernehmen könne, sondern nur
etwas allgemein Undeutliches, somit Dunkles, denn ich war der
Meinung, daß das Allgemeine nichts anderes sei.
Daß
ihr Denken ein Allgemeines war, d.h. von mehreren zugleich, konnte
ich deutlich aus dem wahrnehmen, was von ihnen in mein Denken
einfloß; aber es wurde ihnen ein vermittelnder Geist
beigegeben, durch den sie mit mir redeten, denn ein solches
Allgemeine kann nicht in die Rede eingehen, außer durch andere,
und als ich durch Vermittlung mit ihnen redete, sagte ich, wie ich
gemeint, daß das Allgemeine keine deutliche Vorstellung
irgendeiner Sache geben könne, sondern nur eine so dunkle, daß
sie gleichsam verschwinde. Aber nach Verlauf einer Viertelstunde
zeigten sie, daß sie eine bestimmte Vorstellung vom Allgemeinen
hatten, und auch von mehreren im Allgemeinen, besonders dadurch, daß
sie alle Abwechslungen und Veränderungen meiner Gedanken und
Neigungen genau und deutlich mit den Einzelheiten darin beobachteten,
wie keine anderen Geister es besser vermochten.
Hieraus
konnte ich schließen, daß etwas anderes sei eine dunkle
Vorstellung, in der diejenigen sind, die zu wenig Kenntnisse haben,
und daher über alles im Dunkeln sind; und wieder etwas anderes
eine klare allgemeine Vorstellung, in der diejenigen sind, die im
Wahren und Guten unterrichtet sind, das der Ordnung und dem
Zusammenhang nach ins Allgemeine eingefügt und so geordnet ist,
daß sie es aus dem Allgemeinen deutlich schauen können.
Diese sind es, die im anderen Leben den willkürlichen
allgemeinen Sinn bilden, und sie sind es auch, die durch die
Erkenntnisse des Guten und Wahren sich die Fähigkeit erworben
haben, die Dinge aus dem Allgemeinen anzuschauen; und daher
betrachten sie die Dinge zugleich umfassend und stellen sogleich
Erörterungen an, ob sich etwas so verhalte. Sie sehen zwar die
Sache gleichsam im Dunkeln, weil sie vom Allgemeinen aus das sehen,
was darin enthalten ist, weil dies aber in dem Allgemeinen in
bestimmter Weise geordnet ist, so erscheinen ihnen dennoch die Dinge
in hellem Lichte.
Dieser
allgemeine willkürliche Sinn ist nur für die Weisen
geeignet. Daß sie solche waren, wurde auch zu erkennen gegeben,
denn sie schauten in mir alles und jedes, was zu einem Vernunftschluß
gehörte, und hieraus schlossen sie so geschickt auf das Innere
meiner Gedanken und Neigungen, daß ich anfing, mich zu scheuen,
noch weiteres zu denken; denn sie entdeckten Dinge, von denen ich gar
nicht wußte, daß sie in mir waren, und doch mußte
ich es aus den von ihnen gezogenen Schlüssen anerkennen.
Hierdurch
empfand ich bei mir eine gewisse Scheu, mit ihnen zu reden; und als
diese Scheu bemerkt wurde, erschien sie wie etwas Haariges und darin
etwas leise Redendes; es wurde gesagt, daß hierdurch die
allgemeine körperliche Sinneswahrnehmung bezeichnet werde, die
mit ihnen in Entsprechung stehe.
Am
folgenden Tag redete ich wieder mit ihnen, und erfuhr, daß sie
nicht eine dunkle, sondern eine klare allgemeine Wahrnehmung hatten,
und daß, wie das Allgemeine und der Zustand desselben
wechselte, so auch das Besondere und die Zustände desselben,
weil dies sich in der Ordnung und im Zusammenhang nach jenem
richtete. Es wurde gesagt, daß es noch vollkommenere,
allgemeinere willkürliche Sinne in der inneren Sphäre des
Himmels gebe, und daß die Engel, wenn sie in der allgemeinen
und umfassenden Vorstellung sind, zugleich auch in den Einzelheiten
sind, die im Allgemeinen auf bestimmte Weise vom Herrn geordnet
werden. Ferner, daß das Allgemeine und das Allumfassende nichts
wäre, wenn nicht Besonderes und Einzelnes darin enthalten wäre,
aus dem jenes ist und wonach es genannt wird, und daß jenes nur
in dem Maße wirklich ist, als dieses Einzelne darin enthalten
ist.
Hieraus
geht deutlich hervor, daß eine ganz allgemeine Vorsehung des
Herrn ohne das Allereinzelnste, das in jener ist, und wodurch jene
besteht, ganz und gar nichts wäre, und daß es einfältig
ist zu glauben, es gebe bei dem Göttlichen ein Allgemeines, und
doch das Einzelne davon wegzunehmen.
*4330.
Weil die drei Himmel zusammen den Größten Menschen
ausmachen, und mit diesem alle Glieder, Eingeweide und Organe des
Körpers gemäß ihrer Verrichtungen und Nutzzwecke
korrespondieren, wie oben gesagt worden, entspricht ihm nicht nur
das, was äußerlich und für das Auge sichtbar ist,
sondern auch das Innere, was nicht sichtbar ist, somit das, was dem
äußeren und das, was dem inneren Menschen angehört.
Die
Gesellschaften der Geister und Engel, denen die Dinge des äußeren
Menschen entsprechen, sind zum großen Teile von dieser Erde;
diejenigen aber, welchen die Dinge des inneren Menschen entsprechen,
stammen größtenteils anderswoher. Diese Gesellschaften
wirken im Himmel einheitlich zusammen, wie bei dem wiedergeborenen
Menschen der äußere und innere Mensch. Gleichwohl aber
kommen heutzutage wenige von dieser Erde in das andere Leben, bei
denen der äußere Mensch mit dem inneren einheitlich
zusammenwirkt, denn die meisten sind sinnenhaft, und zwar so sehr,
daß es nur wenige gibt, die anderes glauben, als daß der
äußere Mensch den ganzen Menschen ausmache, und wenn
dieser wegfalle, was geschieht, wenn der Mensch stirbt, bleibe kaum
etwas Lebendes übrig, noch weniger glauben sie, daß das
Innere im Äußeren lebt, und daß, wenn dieses
wegfällt, jenes vor allem fortlebt.
Es
wurde mir durch lebendige Erfahrung gezeigt, wie dieselben gegen den
inneren Menschen eingenommen sind; es waren mehrere Geister aus
dieser Erde anwesend, die, während sie in der Welt lebten, so
beschaffen waren. Vor ihren Augen erschienen dann Geister, die den
inneren sinnenhaften Menschen darstellten, und sogleich fingen jene
an, diese anzufeinden, fast so wie Unvernünftige die
Vernünftigen, indem sie fortwährend aus Sinnestäuschungen
und daraus entstehenden Irrtümern und aus lauter Mutmaßungen
redeten und vernünftelten: sie glauben nichts, als was man durch
das äußere Sinnliche bestätigen kann, und dabei
schimpften sie auch auf den inneren Menschen. Aber die, welche den
inneren sinnenhaften Menschen darstellten, bekümmerten sich
nicht um solche Reden, indem sie sich nicht nur über ihren
Unsinn, sondern auch über ihre Dummheit wunderten. Und, was
wunderbar ist, wenn die äußerlich Sinnenhaften sich den
innerlich Sinnenhaften näherten und fast in die Sphäre
ihrer Gedanken kamen, fingen die äußerlich Sinnenhaften
an, schwer zu atmen, (denn die Geister und Engel atmen so gut wie die
Menschen, sie haben jedoch ein verhältnismäßig
innerliches Atmen: Nr. 3884, 3885 f, 3893) und somit beinahe zu
ersticken, weshalb sie sich zurückzogen, und je weiter sie von
den innerlich Sinnlichen entfernt waren, desto leichter atmeten sie,
und desto stiller und ruhiger wurde es unter ihnen; und wiederum, je
näher sie hinzutraten, desto unruhiger und aufgeregter. Die
Ursache ist, weil die äußerlich Sinnenhaften ruhig sind,
wenn sie in ihren Sinnestäuschungen, Phantasien und Hypothesen
sind, umgekehrt aber, wenn ihnen diese genommen werden, was
geschieht, wenn der innere Mensch mit dem Lichte des Wahren
einfließt, dann kommen sie in Unruhe; denn im anderen Leben
gibt es Sphären der Gedanken und Neigungen, und diese teilen
sich wechselseitig mit, je nach der Gegenwart und Annäherung:
Nr. 1048, 1053, 1316, 1504-1512, 1695, 2401, 2489.
Dieser
Streit währte einige Stunden; und es wurde auf diese Weise
gezeigt, wie die Menschen unseres Weitkörpers heutzutage gegen
den inneren Menschen eingenommen sind, und daß das äußere
Sinnenhafte fast alles bei ihnen ausmacht.
*4403. Von der Entsprechung mit dem Auge und mit
dem Licht.
Wie
beschaffen die Geister waren, und zu welchem Gebiet des Körpers
sie gehörten, wurde mir auch erlaubt, wahrzunehmen und zu
erkennen aus ihrer Lage und Stellung bei mir, dann auch aus der
Grundlage (plano), auf der sie sich befanden, und aus der Entfernung
in dieser.
Diejenigen,
die nahe bei mir erschienen, waren zum größten Teile die
Stellvertreter (subjecta) ganzer Gesellschaften; denn die
Gesellschaften schicken von sich aus Geister zu anderen, und durch
diese nehmen sie die Gedanken und Neigungen wahr, und so treten sie
in Verbindung. Von den sogenannten Stellvertretern (Subjectis) oder
den ausgesandten Geistern soll jedoch, vermöge der göttlichen
Barmherzigkeit des Herrn, noch besonders geredet werden. In Beziehung
auf die selben wurde folgendes beobachtet:
Die,
welche über dem Haupt erscheinen und nahe an demselben, sind es,
die lehren und sich auch leicht belehren lassen. Die, welche unter
dem Hinterhaupte sich befinden, sind es, die stillschweigend und klug
wirken; die, welche nahe an dem Rücken sind, ebenso, doch mit
Unterschied. Die in der Nähe des Thorax oder der Brust, sind es,
die von Liebtätigkeit erfüllt sind; die bei den Lenden sind
die, welche in der ehelichen Liebe sind; die bei den Füßen
solche, die natürlich sind; und die bei den Fußsohlen sind
von derselben Art, aber noch im höheren Grade. Die aber zum
Gesicht gehören, sind verschiedener Art, je nach der
Entsprechung mit den Sinnen, die daselbst sind: z.B. die, welche in
der Nase sich befinden, sind solche, die ein vorzügliches
Innewerden haben; die bei den Ohren sich befinden, sind solche, die
gerne gehorchen, und die an den Augen solche, die einsichtsvoll und
weise sind usw.
*4404.
Die äußeren Sinne, deren es fünf gibt —
Gefühl, Geschmack, Geruch, Gehör und Gesicht — stehen
alle in Entsprechung mit den inneren Sinnen. Aber die Entsprechungen
sind heutigen Tages kaum irgendjemand bekannt, weil man nicht weiß,
daß es Entsprechungen gibt, und noch weniger, daß es eine
Entsprechung der geistigen Dinge mit den natürlichen gibt oder,
was dasselbe ist, dessen, was dem inneren Menschen angehört, mit
dem, was dem äußeren angehört.
Was
die Entsprechung der Sinne anlangt, so entspricht der Tastsinn im
allgemeinen der Neigung zum Guten, der Geschmackssinn der Neigung zum
Wissen, der Geruchssinn der Neigung zum Innewerden, der Gehörsinn
der Neigung zum Lernen, dann auch zum Gehorchen, der Gesichtssinn
aber der Neigung zur Einsicht und Weisheit.
*4405.
Daß der Gesichtssinn der Neigung zu verstehen und weise zu
sein entspricht, kommt daher, weil das Sehen des Körpers völlig
dem Sehen des Geistes entspricht, somit der Einsicht. Es gibt nämlich
zwei Arten von Licht; das eine ist das Licht der Welt von der Sonne,
das andere ist das des Himmels vom Herrn. Im Lichte der Welt ist
nichts von Einsicht, aber im Lichte des Himmels ist Einsicht. Soweit
daher das, was dem Weltlicht bei dem Menschen angehört,
erleuchtet wird von dem, was dem Himmelslicht angehört, insoweit
versteht der Mensch und ist weise; also insoweit sie entsprechen.
*4406.
Weil das Sehen des Auges dem Verstande entspricht, des halb wird
auch dem Verstande ein Schauen zugeschrieben, und dies wird das
geistige Sehen genannt. Auch werden die Dinge, die der Mensch
wahrnimmt, Gegenstände dieses Schauens genannt; und auch in
gewöhnlicher Rede wird gesagt, man sehe das, was man versteht;
von dem Verstande wird auch Licht und Erleuchtung ausgesagt und daher
Klarheit, umgekehrt aber Schatten und Verfinsterung und daher
Dunkelheit. Dieses und ähnliches ging bei dem Menschen in den
Sprachgebrauch über, weil es entspricht; denn sein Geist ist im
Himmelslicht und sein Körper im Weltlicht, und der Geist ist es,
der im Körper lebt und auch denkt. Daher gingen viele Dinge, die
inwendigerer Art sind, in die Sprache über.
*4407.
Das Auge ist das edelste Organ des Angesichtes und verkehrt
unmittelbarer mit dem Verstand als die anderen Sinnorgane des
Menschen. Auch wird es von einer feineren Atmosphäre beeinflußt
als das Ohr, deshalb dringt auch das Gesicht auf einem kürzeren
und in wendigeren Wege als die vom Ohr vernommene Rede in das innere
Sinnesorgan ein, das im großen Gehirn ist. Daher kommt es, daß
gewisse Tiere, die des Verstandes entbehren, zwei gleichsam
stellvertretende Gehirne innerhalb ihrer Augenkreise haben; denn ihr
Verstand hängt von ihrem Gesichte ab. Bei dem Menschen aber ist
es nicht so, sondern er besitzt ein sehr großes Gehirn, so daß
nicht sein Verstand vom Sehen abhängt, sondern das Sehen vom
Verstand.
Daß
das Sehen vom Verstand abhängt, erhellt offenbar daraus, daß
die natürlichen Neigungen des Menschen sich vorbildlich im
Gesicht darstellen. Die inwendigeren Neigungen aber, die dem Denken
angehören, erscheinen in den Augen durch eine gewisse Flamme des
Lebens und daher durch die Schwingung des Lichtes, die hervorstrahlt
gemäß der Neigung, in der das Denken ist. Dies weiß
und beobachtet auch der Mensch, obgleich er durch keine Wissenschaft
darüber belehrt ist. Der Grund ist, weil sein Geist in
Gesellschaft mit den Geistern und Engeln im anderen Leben ist, die es
aus deutlichem Innewerden wissen. Daß ein jeder Mensch
hinsichtlich seines Geistes in Gesellschaft mit Geistern und Engeln
ist, sehe man Nr. 1277, 2379, 3644, 3645.
*4408.
Daß es eine Entsprechung des Sehens der Augen mit dem Sehen
des Verstandes gibt, erscheint deutlich denen, die nachdenken; denn
die Gegenstände der Welt, die alle etwas aus dem Sonnenlicht an
sich ziehen, dringen durch das Auge ein und lassen sich im Gedächtnis
nieder, und zwar offenbar vermöge einer gleichen Art des Sehens;
denn was daraus wieder hervorgeführt wird, sieht man innerlich,
daher die Einbildungskraft des Menschen, deren Vorstellungen von den
Philosophen materielle Vorstellungen genannt werden. Wenn jene
Gegenstände noch inwendiger erscheinen, so bewirken sie das
Denken, und zwar auch unter einer gewissen Form des Schauens, aber
eines reineren, und die Vorstellungen dieses Schauens nennt man
nicht-materielle oder auch geistige.
Daß
es ein inwendigeres Licht gibt, in dem das Leben ist, somit die
Einsicht und Weisheit, und welches das inwendigere Sehen erleuchtet
und dem entgegenkommt, was durch das äußere Sehen
eingedrungen ist, erhellt ganz deutlich, wie auch, daß das
inwendigere Licht wirkt, gemäß der Anordnung der Dinge,
die sich daselbst aus dem Weltlicht befinden. Was durch das Gehör
eindringt, wird auch innerlich in ähnliche Arten des Schauens
verwandelt, wie die sind, die aus dem Licht der Welt stammen.
*4409.
Weil das Sehen der Augen dem Sehen des Verstandes entspricht, so
entspricht es auch den Wahrheiten; denn auf das Wahre bezieht sich
alles, was dem Verstand angehört, wie auch auf das Gute,
nämlich, damit man das Gute nicht nur wissen, sondern auch von
dem selben angeregt werde. Auch beziehen sich alle Dinge des äußeren
Sehens auf das Wahre und das Gute, weil es die Symmetrie der
Gegenstände, somit auch die Schönheiten derselben und die
Annehmlichkeiten daher auffaßt; wer geübte Sinne hat, kann
sehen, daß alles und jedes in der Natur sich auf das Wahre und
Gute bezieht und dadurch auch erkennen, daß die gesamte Natur
ein Schauplatz ist, der das Reich des Herrn vorbildet.
*4410.
Durch vielfache Erfahrung wurde mir deutlich gezeigt, daß
das Sehen des linken Auges den Wahrheiten entspricht, die Sache des
Verstandes sind, und das rechte Auge den Neigungen zum Wahren, die
sich auch auf den Verstand beziehen; daß somit das linke Auge
den Wahrheiten des Glaubens entspricht, und das rechte Auge dem Guten
des Glaubens. Daß eine solche Entsprechung stattfindet, kommt
daher, daß im Licht, das vom Herrn ausgeht, nicht nur Licht,
sondern auch Wärme ist. Das Licht selbst ist das Wahre, das vom
Herrn ausgeht, und die Wärme ist das Gute. Dadurch und auch
durch das Einfließen in die beiden Halbkugeln des Gehirns
besteht eine solche Entsprechung; denn die im Guten sind, befinden
sich zur Rechten des Herrn, und die im Wahren zur Linken.
*4411.
Alles und jedes, was im Auge ist, hat seine Entsprechungen in den
Himmeln, z.B. die drei Feuchtigkeiten, die wäßrige, die
gläserne, die kristallinische; und nicht nur die Feuchtigkeiten,
sondern auch die Häute, ja ein jeder Teil.
Die
inwendigeren Dinge des Auges haben schönere und anmutigere
Entsprechungen, aber auf verschiedene Weise in einem jeden Himmel.
Wenn das Licht, das vom Herrn ausgeht, in den innersten oder dritten
Himmel einfließt, so wird es daselbst als das Gute aufgenommen,
was Liebtätigkeit genannt wird; und wenn es in den mittleren
oder zwei ten Himmel einfließt, mittelbar und unmittelbar, wird
es als das Wahre aufgenommen, das aus der Liebtätigkeit stammt.
Wenn aber das Wahre in den äußersten oder ersten Himmel
einfließt, mittelbar oder unmittelbar, wird es substantiell
aufgenommen und erscheint daselbst wie ein Paradies und anderswo wie
eine Stadt, in der Paläste sind. So folgen die Entsprechungen
aufeinander bis zudem äußeren Schauen der Engel.
Im
Menschen ebenso: in seinem Äußersten, welches das Auge
ist, stellt es sich materiell dar vermöge des Sehens, dessen
Gegenstände bildet, was der schaubaren Welt angehört. Der
Mensch, der in Liebe und Liebtätigkeit und von da aus im Glauben
ist, hat sein Inwendigeres in solcher Beschaffenheit, denn er
entspricht den drei Himmeln und ist ein kleiner Himmel im Abbilde.
*4412.
Ein gewisser Geist war mir im Leben des Körpers bekannt,
aber nicht in Ansehung seiner Seele und seiner inneren Neigungen.
Dieser redete im anderen Leben einige Male mit mir, aber nur kurze
Zeit aus der Ferne; derselbe gab sich im allgemeinen kund durch
anmutige Vorbildungen, denn er konnte ergötzliche Dinge
darstellen, z.B. Farben jeder Art und farbige schöne Formen,
schön geschmückte Kinder wie Engel vorführen, und
mehreres derart, was angenehm und lieblich war. Er wirkte durch ein
gelindes und sanftes Einfließen, und zwar in die Haut des
linken Auges. Durch solche Dinge schmeichelte er sich in die Neigung
anderer ein, in der Absicht, wohlzugefallen und das Leben derselben
angenehm zu machen. Es wurde mir von den Engeln gesagt, daß
solche es sind, die sich auf die Häute des Auges beziehen, und
daß sie in Verbindung stehen mit den paradiesischen Himmeln, wo
in substantieller Form das Wahre und Gute vorgebildet wird, wie Nr.
4411 gesagt worden.
*4413.
Daß das Licht des Himmels Einsicht und Weisheit in sich
schließt, und daß es die Einsicht des Wahren und die
Weisheit des Guten ist vom Herrn, die vor den Augen der Engel als
Licht erscheint, wurde mir durch lebendige Erfahrung zu erkennen
gegeben:
Ich
wurde in ein Licht erhoben, das wie ein aus Diamanten strahlendes
Licht funkelte. Wenn ich in demselben gehalten wurde, kam es mir vor,
als würde ich von den körperlichen Vorstellungen weg in
geistige Vorstellungen eingeführt, und somit in die, welche der
Einsicht des Wahren und Guten angehören. Die Denkbilder, die vom
Weltlicht ihren Ursprung herleiten, erschienen dann von mir entfernt
und gleichsam mich nichts angehend, obgleich sie in dunkler Weise
vorhanden waren. Dadurch wurde mir zu erkennen gegeben, daß der
Mensch soweit in Einsicht kommt, als er in dieses Licht kommt. Daher
kommt es auch, daß die Engel, je einsichtsvoller sie sind, in
desto größerem und hellerem Lichte sich befinden.
*4414.
Der Unterschiede des Lichtes im Himmel gibt es ebenso viele wie
es Engelgesellschaften gibt, die den Himmel bilden, ja so viele wie
es Engel in einer jeden Gesellschaft gibt. Die Ursache ist, weil der
Himmel geordnet ist nach allen Unterschieden des Guten und des
Wahren, somit nach allen Zuständen der Einsicht und Weisheit,
folglich gemäß der verschiedenen Aufnahme des Lichtes vom
Herrn. Daher kommt es, daß nirgends im ganzen Himmel ein völlig
gleiches Licht ist, sondern verschieden nach seiner Mischung mit
Flammigem und Hellem, und gemäß den Graden seiner Stärke;
denn Einsicht und Weisheit ist nichts anderes als eine vorzügliche
Modifikation des himmlischen Lichtes vom Herrn.
*4415.
Die neuangekommenen Seelen oder Geister-Neulinge, die erst einige
Tage nach dem Tode des Körpers ins andere Leben kommen, wundern
sich aufs höchste, daß es im anderen Leben ein Licht gibt;
denn sie bringen den Irrtum mit sich, daß nicht anderswoher
Licht entstehe als von der Sonne oder einer materiellen Flamme, und
noch weniger wissen sie, daß es ein Licht gibt, das den
Verstand erleuchtet, denn dieses haben sie im Leben des Körpers
nicht wahrgenommen. Noch weniger, daß dieses Licht die
Fähigkeit zu denken gibt, und durch sein Einfließen in
Formen, die aus dem Weltlicht stammen, alles darstellt, was Sache des
Verstandes ist.
Wenn
solche gut gewesen sind, so werden sie, um belehrt zu werden, zu
himmlischen Gesellschaften erhoben, und von einer Gesellschaft zur
anderen geführt, damit sie durch lebendige Erfahrung wahr
nehmen, daß es im anderen Leben ein Licht gibt, und zwar ein
stärkeres als irgendwo in der Welt, und damit sie zugleich
innewerden, daß sie sich soweit in Einsicht befinden wie sie
hier im Lichte sind.
Einige,
die in die Sphären des himmlischen Lichtes erhoben waren,
redeten von da aus mit mir und bekannten, daß sie niemals so
etwas geglaubt hätten, und daß das Licht der Welt
verhältnismäßig Finsternis sei. Von da aus blickten
sie auch durch meine Augen in das Licht der Welt, und nahmen dasselbe
nicht anders wahr, als wie einen finsteren Dunstnebel. Von Mitleid
ergriffen, sagten sie, in solchem befinde sich der Mensch. Aus dem,
was gesagt wurde, kann man auch erkennen, warum die himmlischen Engel
im Worte Engel des Lichtes heißen, und daß der Herr das
Licht ist, und daher das Leben der Menschen: Joh. 1/1-9; 8/12.
*4416.
Die Geister im anderen Leben erscheinen aus dem Licht, in dem sie
sind, wie sie beschaffen sind; denn das Licht, in dem sie sehen,
entspricht dem Lichte, aus dem sie wahrnehmen, wie schon gesagt
wurde. Die, welche das Wahre erkannt und auch bei sich begründet
haben, dennoch aber ein schlechtes Leben führten, erscheinen in
einem schneeweißen, aber kalten Licht, wie das Licht im Winter
ist, aber wenn sie zu denen kommen, die im Himmelslichte sind, dann
verdunkelt sich das Licht bei ihnen völlig und wird finster, und
wenn sie sich vom Lichte des Himmels entfernen, folgt ihnen ein
gelbliches Licht, wie von Schwefel, in dem sie gleichsam wie
Gespenster erscheinen und ihre Wahrheiten als Phantasiegebilde, denn
ihre Wahrheiten stammten aus einem Überredungsglauben, der so
beschaffen ist, daß sie nur glaubten, weil ihnen dadurch Ehre,
Gewinn und Ruhm zuteil wurde, und dabei war es ihnen gleichgültig,
was man auch immer als Wahres aufnahm.
Die
aber im Bösen und daraus im Falschen sind, erscheinen in einem
Lichte wie von einem Kohlenfeuer. Dieses Licht wird völlig
dunkelbraun beim Lichte des Himmels. Das Licht selbst aber, aus dem
sie sehen, wechselt gemäß dem Falschen und Bösen, in
dem sie sind.
Hieraus
wurde mir auch klar, warum die, welche ein böses Leben führen,
niemals den göttlichen Wahrheiten mit aufrichtigem Herzen
Glauben schenken können. Sie sind nämlich in einem
rauchartigen Licht, das, wenn das Licht des Himmels einfällt,
bei ihnen voller Finsternis wird, so daß sie weder mit den
Augen noch mit dem Gemüte sehen, und außerdem fallen sie
alsdann in Beängstigungen und einige gleichsam in Ohnmacht.
Daher kommt es, daß die Bösen niemals das Wahre aufnehmen
können, sondern einzig die Guten.
Der
Mensch, der ein böses Leben führt, kann nicht glauben, daß
er in einem solchen Licht ist, weil er das Licht, in dem sein Geist
ist, nicht sehen kann, sondern nur das Licht, in dem das Gesicht
seines Auges und somit das seines natürlichen Gemütes ist.
Wenn er aber das Licht seines Geistes sehen und erfahren würde,
wie es wird, wenn das Licht des Wahren und Guten vom Himmel in
dasselbe einfließt, dann würde er deutlich erkennen, wie
weit entfernt er ist von der Aufnahme dessen, was dem Licht, d.h. was
dem Glauben angehört, und mehr noch von dem Ergreifen dessen,
was der Liebtätigkeit angehört, somit, wie weit er vom
Himmel entfernt ist.
*4417.
Es entstand einst mit den Geistern eine Unterredung über das
Leben, daß nämlich niemand irgend etwas vom Lehen aus sich
habe, sondern vom Herrn, obgleich er aus sich zu leben scheine (man
vergleiche Nr. 4320); und dann kam zuerst die Rede darauf, was das
Leben sei, daß es nämlich darin bestehe, zu verstehen und
zu wollen, und weil alles Verstehen sich auf das Wahre bezieht und
alles Wollen auf das Gute: Nr. 4409, so sei das Leben das Verstehen
des Wahren und das Wollen des Guten.
Aber
die vernünftelnden Geister (es gibt nämlich Geister, die
man Vernünftler nennen muß, weil sie über alles
vernünfteln, ob es so sei, und meistens im Dunkeln über
jede Wahrheit sind), diese also sagten, daß die, welche kein
Verständnis des Wahren und kein Wollen des Guten hätten,
dennoch lebten, ja noch mehr als andere zu leben glaubten. Aber ich
durfte ihnen antworten, daß das Leben der Bösen diesen
zwar als Leben erscheine, dennoch aber dieses sogenannte Leben ein
geistiger Tod sei, und dies könnten sie daraus erkennen, daß,
wenn das Wahre einsehen und das Gute wollen Leben aus dem Göttlichen
sei, alsdann das Wissen des Falschen und das Wollen des Bösen
unmöglich Leben sein könne, weil das Böse und Falsche
dem Leben selbst entgegengesetzt sei.
Um
sie zu überzeugen, wurde ihnen gezeigt, wie beschaffen ihr Leben
sei; und als dieses gesehen wurde, erschien es gleich dem Licht von
einem Kohlenfeuer, dem Rauch beigemischt ist; wenn sie in diesem
Licht sind, können sie nichts anderes glauben, als daß das
Leben ihres Denkens und ihres Willens das einzige Leben sei, und mehr
noch des halb, weil das Licht der Einsicht des Wahren, welches das
eigentliche Licht des Lebens ist, ihnen ganz und gar nicht erscheinen
kann, denn sobald sie in dieses Licht kommen, wird ihr Licht ganz
verfinstert, so daß sie gar nichts sehen, somit auch nichts
wahrnehmen können. Es wurde auch gezeigt, wie damals der Zustand
ihres Lebens beschaffen war, und zwar durch die Wegnahme ihres
angenehmen Gefühls aus dem Falschen, das im anderen Leben durch
die Trennung der Geister geschieht, in deren Gesellschaft sie sind.
Als dies geschehen war, erschienen sie mit einem fahlen Angesicht wie
Leichname, so daß man sie Bilder des Todes hätte nennen
können.
Von
dem Leben der Tiere aber soll, vermöge der göttlichen Barm
herzigkeit des Herrn, noch besonders gehandelt werden.
*4418.
Von denen, die in der Hölle sind, sagt man, sie seien in
Finsternis, aber daß sie sich in Finsternis befinden, sagt man,
weil sie im Falschen sind; denn so wie das Licht dem Wahren, so
entspricht die Finsternis dem Falschen; denn jene befinden sich in
einem gelblichen Lichte, wie von einem Feuer aus Kohlen und Schwefel,
wie oben bemerkt wurde. Dieses Licht ist es, was unter der Finsternis
verstanden wird, denn gemäß dem Licht, und somit auch
gemäß dem Sehen daraus, ist ihr Verstand, weil sich beides
entspricht: Finsternis wird es auch genannt, weil diese Arten des
Lichtes in der Nähe des himmlischen Lichtes Finsternis werden.
*4419.
Es war ein Geist bei mir, der, als er in der Welt lebte, viele
Kenntnisse hatte und daher glaubte, er sei vor anderen weise.
Hierdurch hatte er sich das Schlimme angewöhnt, daß er, wo
er auch war, alles beherrschen wollte. Er wurde zu mir von einer
gewissen Gesellschaft geschickt, um ihnen als Vermittler (subjecto)
oder zur Mitteilung zu dienen: Nr. 4403; zugleich auch, damit sie ihn
von sich entfernten, denn er war ihnen dadurch lästig, daß
er sie durch seine Einsicht beherrschen wollte.
Als
er bei mir war, wurde mir gegeben, mit ihm von der Einsicht aus dem
Eigenen zu reden, daß diese nämlich in der christlichen
Welt soviel gelte, daß man glaube, alle Einsicht stamme aus
jenem Eigenen und somit keine aus Gott, obwohl die Leute, wenn sie
aus ihren Glaubenslehren reden, sagen, daß alles Wahre und Gute
aus dem Himmel, somit aus dem Göttlichen sei, und somit auch
alle Einsicht, denn sie ist Sache des Wahren und Guten. Da jedoch
dieser Geist nicht darauf achten wollte, sagte ich, er werde wohltun,
wenn er sich zurückziehe, weil seine Einsicht die Sphäre
belästigte; aber weil er in der Selbstberedung war, daß er
mehr als andere einsichtsvoll sei, wollte er nicht.
Alsdann
wurde ihm von den Engeln gezeigt, wie beschaffen die Einsicht aus dem
Eigenen ist, und wie beschaffen die Einsicht vom Göttlichen, und
zwar durch verschiedene Arten von Licht, denn solche Dinge werden im
anderen Leben durch Wechsel des Lichtes auf wunderbare Weise
anschaulich gemacht: Die Einsicht aus dem Eigenen wurde durch ein
Licht gezeigt, das wie ein Irrlicht erschien, um das ein finsterer
Saum war, und übrigens sich nur in geringer Entfernung von
seinem Mittelpunkt an ausdehnte. Es wurde ferner gezeigt, daß
es so gleich erlischt, wenn es von Engeln aus einer gewissen
Gesellschaft besichtigt wird, ganz wie ein Irrlicht beim Licht des
Tages oder der Sonne.
Ferner
wurde gezeigt, wie beschaffen die Einsicht aus dem Göttlichen
sei, und zwar auch durch Licht: dasselbe war heller und leuchtender
als das Mittagslicht der Sonne, es breitete sich nach jeder
Entfernung hin aus und begrenzte sich so wie das Sonnenlicht im
Universum; und es wurde gesagt, daß die Einsicht und Weisheit
von allen Seiten her in die Sphäre dieses Lichtes eintrete und
bewirke, daß man das Wahre und Gute in einer fast unbegrenzten
Anschauung wahrnehme; dies je doch gemäß der
Beschaffenheit des Wahren aus dem Guten.
*4420.
Hieraus kann man ersehen, daß die Dinge des Weltlichtes bei
dem Menschen den Dingen des Himmelslichtes entsprechen; folglich, daß
das Sehen des äußeren Menschen, das vom Auge ausgeht, dem
Sehen des inneren Menschen entspricht, das Sache des Verstandes ist;
ferner, daß durch Lichter im anderen Leben deutlich erscheint,
wie die Einsicht beschaffen sei.
*4523.
Ein jeder, der von der Luft und vom Schall etwas versteht, kann
wissen, daß das Ohr ganz und gar nach der Beschaffenheit ihrer
Modifikationen gebildet ist, also daß das Ohr in betreff seines
Körperlichen und Materiellen denselben entsprechen; und wer vom
Äther und vom Licht einige Kenntnis besitzt, der weiß, daß
das Auge in betreff seines Körperlichen und Materiellen ihren
Modifikationen entsprechend gebildet ist, und zwar so sehr, daß
alles Geheimnisvolle, was in der Natur der Luft und des Schalles
verborgen liegt, auch dem Organe des Ohres gleichsam eingeschrieben
ist, und daß alles Geheimnisvolle in der Natur des Äthers
und des Lichtes auch im Organismus des Auges vorhanden ist. Folglich
kann der, welcher in der Anatomie und zugleich in der Physik erfahren
ist, durch Nachforschung erkennen, daß nicht nur die
Sinnesorgane, sondern auch die Werkzeuge der Bewegung, wie auch alle
Eingeweide in betreff ihrer körperlichen Beschaffenheit und
ihres Stoffes dem entsprechen, was in der Natur der Welt ist, und daß
somit der ganze Körper ein Organ ist, zusammengesetzt aus allem
Geheimnisvollen, was in der irdischen Natur vorhanden ist, und zwar
gemäß den geheimen Kräften ihres Wirkens und ihren
bewunderungswürdigen Arten des Einfließens. Daher kommt
es, daß der Mensch von den Alten die kleine Welt oder der
Mikrokosmos genannt wurde.
Wer
dies weiß, kann auch erkennen, daß alles, was in der Welt
und ihrer Natur ist, nicht aus sich entsteht, sondern aus einem
Früheren, und daß auch dieses Frühere nicht aus sich
entstehen konnte, sondern aus einem noch Früheren, und so fort
bis zum Ersten, aus dem der Ordnung gemäß das Nachfolgende
entstehen muß; und weil es von diesem entsteht, so besteht es
auch aus demselben; denn das Bestehen ist ein fortwährendes
Entstehen. Daraus folgt, daß alles und jedes bis zum Letzten
der Natur von dem Ersten nicht nur sein Entstehen, sondern auch sein
Bestehen hat; denn wenn nicht alles fortwährend entstünde,
und wenn nicht eine fortwährende Verbindung vom Ersten aus wäre,
und so auch mit dem Ersten, es würde augenblicklich zerfallen
und zugrunde gehen.
*4524.
Weil nun alles und jedes, was in der Welt und deren Natur ist,
fortwährend aus einem Früheren, als es selbst ist entsteht
und besteht, so folgt, daß es entsteht und besteht aus einer
Welt, die über der Natur ist und die geistige Welt heißt;
und weil mit dieser eine ununterbrochene Verbindung sein muß,
damit alles bestehen oder fortwährend entstehen kann, so folgt,
daß die reineren oder inneren Dinge, die in der Natur und
folglich im Menschen sind, von dorther stammen. Weil ferner die
reineren oder inneren Dinge solche Formen sind, die den Einfluß
aus der geistigen Welt aufnehmen können, und weil es nur eine
einzige Lebensquelle geben kann, so wie in der Natur auch nur eine
Quelle des Lichts und der Wärme ist, so ist offenbar, daß
alles Leben vom Herrn stammt, welcher das Erste des Lebens ist, und
daß somit alles und jedes, was in der geistigen Welt ist, Ihm
selbst entspricht, somit auch alles und jedes, was im Menschen ist;
denn dieser ist im kleinsten Bilde eine kleine geistige Welt; deshalb
ist auch der geistige Mensch ein Bild des Herrn.
*4525.
Hieraus geht hervor, daß vorzüglich bei dem Menschen
eine vollständige Entsprechung mit der geistigen Welt besteht,
und daß er ohne diese Entsprechung nicht einen Augenblick
bestehen könnte; denn ohne Entsprechung würde nichts im
Zusammenhang sein mit der Quelle des Lebens selbst, d.h. mit dem
Herrn, somit wäre es ohne Zusammenhang, und das nicht mit Ihm
Zusammenhängende wird als nichtig zerstreut.
Daß
die Entsprechung bei dem Menschen unmittelbarer und dadurch auch
enger ist, kommt daher, weil er geschaffen ist, um sich Leben von
Gott anzueignen und dadurch zur Möglichkeit, daß er in
Ansehung seiner Gedanken und Neigungen vom Herrn über die
natürliche Welt erhoben werden und hierdurch an Gott denken, von
dem Göttlichen angeregt werden und so mit Ihm selbst verbunden
werden kann — ganz anders als die übrigen Geschöpfe
der Erde; und weil die Menschen auf solche Weise mit dem Göttlichen
verbunden werden können, so sterben sie nicht, wenn das
Körperliche, das der Welt angehört, abgetrennt wird; denn
das Innere bleibt mit Gott verbunden.
*4526.
Was die Entsprechung der Sehkraft, welche Sache des Auges ist,
und von der am Ende des vorhergehenden Kapitels zu reden begonnen
wurde, weiter anbelangt, so muß man wissen, daß eine
Entsprechung desselben mit den Dingen statthat, die sich auf den
Verstand beziehen, denn der Verstand ist das innere Sehen, und dieses
innere Sehen ist in einem Licht, das über dem Weltlicht ist.
Daß
sich der Mensch durch die Dinge, die ihm im Licht der Welt
erscheinen, Einsicht erwerben kann, kommt daher, weil das höhere
Licht oder das Licht des Himmels in die Gegenstände, die aus dem
Licht der Welt sind, einfließt und macht, daß sie in
vorbildlicher und entsprechender Weise erscheinen; denn das Licht,
das über dem Weltlicht ist, geht vom Herrn aus, der den ganzen
Himmel erleuchtet. Die Einsicht und Weisheit selbst, die vom Herrn
ausgehen, erscheinen dort als Licht. Dieses Licht ist es, das den
Verstand oder das innere Sehen des Menschen bewirkt. Wenn dasselbe
durch den Verstand in die Gegenstände einfließt, die aus
dem Weltlicht sind, dann macht es, daß sie vorbildlich und
entsprechend und somit der Einsicht angemessen (d.i. erkennbar)
erscheinen.
Und
weil das Sehen des Auges, das in der natürlichen Welt statt
findet, dem Sehen des Verstandes entspricht, das in der geistigen
Welt ist, so entspricht es auch den Glaubenswahrheiten; denn diese
sind ein Gegenstand des echten Verstandes, weil die Wahrheiten den
ganzen Verstand des Menschen bilden, denn darin bewegt sich alles
Denken, ob etwas so sei oder nicht, d.h. ob es wahr oder nicht wahr
sei.
Daß
das Gesicht des Auges den Wahrheiten und dem Guten des Glaubens
entspricht, sehe man Nr. 4410.
*4527.
Ich redete mit einigen wenige Tage, nachdem sie gestorben waren.
Weil sie erst vor kurzem angekommen waren, befanden sie sich in einem
Licht, das ihnen wenig von dem Weltlicht unterschieden zu sein
schien, und weil ihnen das Licht so erschien, zweifelten sie, ob
ihnen das Licht anderswoher scheine. Deshalb wurden sie in den ersten
Grad des Himmels erhoben, wo das Licht noch glänzender war, und
als sie von hieraus mit mir redeten, sagten sie, daß sie
niemals ein solches Licht gesehen hätten; und dies geschah, als
die Sonne schon längst untergegangen war.
Dann
wunderten sie sich darüber, daß die Geister Augen hatten,
durch die sie sahen, da sie doch im Leben des Körpers geglaubt
hatten, daß das Leben der Geister nur ein Denken sei, und zwar
ein abstraktes ohne ein bestimmtes Subjekt, weil sie sich keinen
Gegenstand des Denkens vorstellen konnten, wenn sie ihn nicht sahen;
und weil es so war, so hatten sie damals keinen anderen Begriff, als
daß es ein bloßes Denken sei, und daß es mit dem
Körper, in dem es sei, verschwinde, wie irgend eine Luft oder
irgendein Feuer, wenn es nicht auf wunderbare Weise vom Herrn
zusammengehalten und erhalten würde. Auch sahen sie dann ein,
wie leicht die Gelehrten in Irrtum über das Leben nach dem Tode
verfallen, und daß diese mehr als die anderen nur das glauben,
was sie sehen.
Dann
wunderten sie sich auch, daß sie nicht nur ein Denkvermögen
hatten, sondern auch eine Sehkraft, ja auch die übrigen Sinne;
und mehr noch, daß sie sich ganz als Menschen erschienen, sich
gegenseitig sahen, hörten, miteinander redeten, ihre Glieder
beim Berühren fühlten, und zwar noch feiner als im Leben
des Körpers. Daher erstaunten sie, daß der Mensch, während
er in der Welt lebt, hierüber völlig unwissend ist; und sie
bedauerten das menschliche Geschlecht, daß es nichts von
solchen Dingen weiß, weil die Menschen nichts glauben, vor
allem diejenigen, die mehr als andere im Licht sind, nämlich
die, welche inner halb der Kirche sind und das Wort haben.
Einige
unter ihnen hatten nicht anders geglaubt, als daß die Menschen
nach dem Tode wie Gespenster würden, und in dieser Meinung
bestärkten sie sich durch die Geistererscheinungen, von denen
sie gehört hatten. Daraus zogen sie aber nur den Schluß,
daß es etwas grob Körperliches sei, das zuerst vom Leben
des Körpers ausgehaucht werde, dann aber wiederum zum Leichnam
zurückkehre und so erlösche.
Einige
aber glaubten, daß sie erst zur Zeit des Jüngsten
Gerichtes auferstehen würden, wenn die Welt untergehen werde,
dann aber mit dem Körper, der, obgleich zu Staube zerfallen,
dann wieder gesammelt werde, und so würden sie mit Bein und
Fleisch auferstehen; und weil sie dieses Letzte Gericht oder den
Untergang der Welt seit mehreren Jahrhunderten vergeblich erwarteten,
verfielen sie in den Irrtum, daß sie niemals auferstehen
würden. Dann dachten sie nicht an das, was sie aus dem Worte
gelernt und demgemäß zuweilen gesagt hatten, daß
nämlich die Seele des Menschen, wenn er sterbe, in der Hand
Gottes sei, unter den Seligen oder Unseligen, gemäß dem
Leben, das sie angenommen hatte; auch nicht daran, was der Herr von
dem Reichen und dem Lazarus gesagt hat; aber sie wurden belehrt, daß
für einen jeden das Jüngste Gericht sei, wenn er sterbe,
und daß er dann in einem Körper zu sein glaube, wie früher
in der Welt und im Besitz aller Sinne wie zuvor, aber reinerer und
feinerer, weil das Körperliche nicht mehr hindert, und das, was
dem Weltlicht angehört, nicht das verdunkelt, was im Licht des
Himmels ist, daß sie also in einem gleichsam gereinigten Körper
sind, und daß man dort keineswegs einen Leib von Fleisch und
Bein an sich tragen kann, wie in der Welt, weil man sonst wieder mit
irdischem Staube umgeben wäre.
Hierüber
redete ich mit einigen an dem Tage, wo ihre Körper begraben
wurden, und sie durch meine Augen ihren Leichnam sahen, die
Totenbahre, und daß sie beerdigt wurden; und sie sagten, daß
sie diesen Körper nun abwürfen, der ihnen in der Welt, in
der sie waren, zu ihren Nutzleistungen gedient habe; jetzt aber
lebten sie in einem Leibe, der ihnen zu Nutzzwecken diene in der
Welt, in der sie nun lebten. Sie wollten auch, daß ich dies
ihren Verwandten sagte, die in Trauer waren, aber es wurde mir
gestattet, ihnen zu antworten, daß diese, wenn ich es ihnen
sagte, darüber spotten würden, weil sie glaubten, daß
nichts existiere, was sie nicht mit eigenen Augen sehen könnten,
und so würden sie es als Visionen und Täuschungen
betrachten; denn sie können nicht dahin gebracht werden zu
glauben, daß, wie die Menschen sich gegenseitig mit ihren Augen
sehen, so auch die Geister sich gegenseitig mit den ihrigen sehen;
und daß der Mensch keine Geister sehen könne, außer
mit den Augen seines Geistes, und daß er sie dann sieht, wenn
der Herr sein inneres Gesicht öffnet, wie es bei den Propheten
geschah, die Geister und Engel und auch mehrere Dinge des Himmels
sahen. Oh die, welche heutzutage leben, solche Dinge geglaubt hätten,
wenn sie zu jener Zeit gelebt hätten, ist wohl zu bezweifeln.
*4528.
Das Auge oder vielmehr das Sehvermögen desselben entspricht
vorzüglich den Gesellschaften im anderen Leben, die im
paradiesischen Zustande sind, und die oben nach vorne ein wenig zur
Rechten erscheinen, wo sich gemäß ihrem Leben Gärten
darstellen mit Bäumen und Blumen von so vielen Gattungen und
Arten, daß die, welche sich auf der ganzen Erde finden,
verhältnismäßig nur wenige sind. In jedem einzelnen
Gegenstande daselbst ist etwas von Einsicht und Weisheit, was
hervorleuchtet, so daß man sagen kann, sie befinden sich
zugleich in Paradiesen der Einsicht und Weisheit.
Solche
Dinge sind es, welche die, welche sich dort befinden, vom Inneren her
anregen und nicht nur den Gesichtssinn erfreuen, sondern auch den
Verstand. Diese paradiesischen Dinge sind im ersten Himmel und schon
am Eingang zum Inneren dieses Himmels, und sie sind Vorbildungen, die
von dem oberen Himmel herabsteigen, wenn die Engel des oberen Himmels
nach ihrer Einsicht untereinander über die Glaubenswahrheiten
reden. Die Rede der Engel geschieht dort durch geistige und
himmlische Vorstellungen, die bei ihnen als Formen der Worte gelten
und fortwährend durch ein Aneinanderreihen von Vorbildungen von
solcher Schönheit und Annehmlichkeit entstehen, daß es gar
nicht beschrieben werden kann. Diese Schönheiten und
Annehmlichkeiten ihrer Reden sind es, welche wie paradiesische Dinge
im unteren Himmel vorgebildet werden.
Dieser
Himmel ist in mehrere Himmel unterschieden, denen die einzelnen Dinge
entsprechen, die in den Kammern des Auges sind. Es gibt hier einen
Himmel, wo die paradiesischen Gärten sind, von denen gesprochen
wurde; ferner einen Himmel, wo verschiedenfarbige Atmosphären
sind und die ganze Luft funkelt wie von Gold, Silber, Perlen,
kostbaren Steinen, von Blumen in den kleinsten Gestalten und
unzähligen anderen Dingen. Hier ist auch der Regenbogenhimmel,
wo die schönsten Regenbogen, große und kleine,
mannigfaltig in den prächtigsten Farben erscheinen. Diese Dinge
entstehen alle durch das Licht, das vom Herrn stammt und in dem
Einsicht und Weisheit ist. Dadurch ist in den einzelnen Gegenständen
daselbst etwas von Einsicht des Wahren und von Weisheit des Guten,
das sich so in vorbildlicher Weise darstellt.
Diejenigen,
die keinen Begriff vom Himmel hatten noch vom Licht daselbst, können
schwer dahingebracht werden, zu glauben, daß dort sich solche
Dinge befinden; deshalb werden die, welche mit solchem Unglauben ins
andere Leben eingehen, wenn sie im Wahren und Guten des Glaubens
waren, von den Engeln in jene Dinge erhoben, und wenn sie dieselben
sehen, erstaunen sie.
Über
die paradiesischen Dinge, die Atmosphären und Regenbögen
sehe man, was aus Erfahrung Nr. 1619-1626, 2296, 3220 gesagt wurde;
und daß im Himmel fortwährende Vorbildungen stattfinden:
Nr. 1807, 1808, 1971, 1980, 1981, 2299, 2763, 3213, 3216, 3217, 3218,
3222, 3350, 3475, 3485.
*4529.
Ein Gewisser, der in der gelehrten Welt bekannt und berühmt
war wegen seiner Kenntnis der Botanik, hörte, nachdem er
gestorben, im anderen Leben, daß auch hier Blumen und Bäume
zu sehen seien, worüber er erstaunte; und weil dies die Freude
seines Lebens gewesen war, wurde er von dem Verlangen durchdrungen,
zu sehen, ob dies wirklich der Fall sei. Deswegen wurde er in
paradiesische Gegenden erhoben und sah nun die schönsten
Baumgruppen und die lieblichsten Blumenbeete in außerordentlicher
Ausdehnung; und weil er jetzt in die Wärme seines Lustreizes aus
seiner Neigung kam, so wurde ihm erlaubt, die Ebene zu durchwandern
und nicht nur die einzelnen Blumen zu sehen, sondern auch sie zu
pflücken und vor das Auge zu halten und zu erforschen, ob die
Sache sich wirklich so verhalte.
Er
redete auch mit mir darüber und sagte, daß er dies niemals
geglaubt hätte, und wenn man solches in der Welt gehört
hätte, so würde man es für etwas Paradoxes
(Unmögliches) gehalten haben.
Ferner
berichtete er, daß er dort Pflanzen und Blumen in
außerordentlicher Menge gesehen habe, die man niemals in der
Welt gesehen und die man dort kaum erkennen würde; und daß
sie alle in einem unbegreiflichen Glanze schimmerten, weil sie aus
dem Himmelslicht stammen. Daß dieser Glanz einen geistigen
Ursprung habe, konnte er noch nicht erkennen, nämlich daß
in allen etwas von Einsicht und Weisheit liege, die Sache des Wahren
und Guten sind, und aus denen sie jenen Schimmer haben. Weiter sagte
er, die Menschen auf Erden würden dies durchaus nicht glauben,
weil es nur wenige gebe, die glaubten, daß irgendein Himmel und
eine Hölle sei, und die, welche dies glaubten, wüßten
nur, daß im Himmel Freude herrsche, aber nur wenige unter
ihnen, daß es dort solche Dinge gebe, die kein Auge jemals
gesehen, kein Ohr jemals gehört und kein Verstand jemals denken
konnte. Und doch wissen sie aus dem Worte, daß die Propheten
außerordentliche Gesichte hatten, wie auch Johannes mehrere
hatte, wovon in der Offenbarung. Diese Erscheinungen waren jedoch nur
vorbildlich, wie sie beständig im Himmel stattfinden, und die
sich ihnen zeigten, sobald ihr inneres Ge sicht geöffnet wurde.
Solche Erscheinungen sind verhältnismäßig wenig
bedeutend.
Die,
welche in der Einsicht und Weisheit selbst sind, aus denen jene
entspringen, befinden sich in einem solchen Zustande der
Glückseligkeit, daß die erwähnten Dinge für sie
von geringerer Bedeutung sind. Einige sagten, als sie in dem
paradiesischen Zustande waren, daß dieses über alle Stufen
der Glückseligkeit hinausgehe, sie wurden deshalb mehr gegen
rechts in den Himmel erhoben, der noch prächtiger glänzte,
und endlich bis zu dem, in dem auch das Selige der Einsicht und
Weisheit, die in solchen Dingen liegt, empfunden wurde, und als sie
nun da selbst waren, sprachen sie auch mit mir und sagten, das, was
sie vorher gesehen hätten, sei verhältnismäßig
unbedeutend. Und endlich wurden sie bis zu dem Himmel erhoben, wo sie
vor der Seligkeit des inneren Gefühls kaum bestehen konnten;
denn die Seligkeit drang durch bis ins Mark, und da dieses durch das
Wonnegefühl fast aufgelöst wurde, fingen sie an, in ein
heiliges Selbstvergessen zu sinken.
*4530.
Auch Farben erscheinen im anderen Leben, die an Glanz und Pracht
die Schönheit der Farben in der Welt so sehr übertreffen,
daß kaum ein Vergleich besteht. Sie entstehen aus der
Vermischung des Lichts und des Schattens daselbst; und weil es hier
die Einsicht und die Weisheit vom Herrn ist, die als Licht vor den
Augen der Engel und Geister erscheint und zugleich innerlich ihren
Verstand erleuchtet, so sind die Farben daselbst ihrem Wesen nach
Mischungen, sozusagen Modifikationen der Einsicht und Weisheit.
Diese
Farben, nicht nur die, mit denen die Blumen geschmückt, die
Atmosphären erleuchtet und die Regenbogen gebildet werden,
sondern auch die, welche in anderen Gebilden deutlich erschienen,
wurden sooft von mir gesehen, daß es kaum zu zählen ist.
Ihren Glanz haben sie aus dem Wahren, das Sache der Einsicht ist, und
ihr Leuchten aus dem Guten, das Sache der Weisheit ist, und die
Farben selbst kommen aus dem Hellen und Dunkeln beider, somit aus
Licht und Schatten, wie die Färbungen in der Welt.
Daher
kommt es, daß die Farben, die im Worte erwähnt werden,
z.B. die der kostbaren Steine im Brustschild Aharons und auf seinen
heiligen Gewändern, auch die an den Vorhängen der
Stiftshütte, wo die Bundeslade war, ferner die der Grundsteine
des neuen Jerusalems, von denen bei Johannes in der Offenbarung und
anderswo gesprochen wird, solche Dinge vorbildeten, die der Einsicht
und Weisheit angehören. Was aber die einzelnen Farben vorbilden,
soll, vermöge der göttlichen Barm herzigkeit des Herrn, in
den Erklärungen gesagt werden.
Im
allgemeinen stammen die Farben dort in dem Maße wie sie Glanz
besitzen und ins Helle übergehen, aus dem Wahren, das Sache der
Einsicht ist, und in dem Maß wie sie etwas Leuchtendes haben
und ins Purpurfarbige übergehen, aus dem Guten, das Sache der
Weisheit ist.
Die,
welche hier ihren Ursprung haben, gehören auch zu dem Gebiete
der Augen.
*4531.
Weil Einsicht und Weisheit vom Herrn stammen, und wie Licht im
Himmel erscheinen, heißen die Engel Engel des Lichts; somit ist
es der Unverstand und der aus dem Eigenen stammende Wahnwitz, der in
der Hölle herrscht, und daher werden die, welche dort sind, nach
der Finsternis benannt.
In
der Hölle ist zwar keine Finsternis, aber es herrscht daselbst
ein dunkles Licht, so wie von einem Kohlenfeuer, in dem sie sich
gegenseitig sehen; denn sonst könnten sie nicht leben. Dieses
Licht entsteht für sie aus dem Licht des Himmels, das, wenn es
in ihr Unsinniges, d.h. in ihre Falschheiten und Begierden einfällt,
in solches verkehrt wird. Der Herr ist mit dem Licht allenthalben
gegenwärtig, auch in den Höllen, sonst hätten sie
keine Fähigkeit zu denken und daher zu reden. Aber das Licht
gestaltet sich gemäß der Aufnahme.
Dieses
Licht ist es, das im Worte Todesschatten genannt und mit der
Finsternis verglichen wird; denn es wird bei ihnen in Finsternis
verkehrt, wenn sie sich dem Himmelslicht nähern, und wenn sie in
ihrer Finsternis sind, so sind sie in Albernheit und Stumpfsinn.
Hieraus kann man erkennen, daß wie das Licht dem Wahren, so die
Finsternis dem Falschen entspricht; und daß es mit Recht von
denen, die im Falschen sind heißt, sie sehen in Blindheit.
*4532.
Die, welche meinen, das Gute und Wahre aus sich zu verstehen und
daher auf sich allein vertrauen und so sich weiser dünken als
alle, während sie doch in Unkenntnis des Guten und Wahren sind,
besonders die, welche das Gute und Wahre nicht einsehen wollen und
des halb im Falschen sind, werden im anderen Leben bisweilen in den
Zustand der Finsternis versetzt, und wenn sie sich in demselben
befinden, reden sie albern; denn sie sind im Stumpfsinn. Es wurde mir
gesagt, daß es mehrere von solcher Art gebe, unter ihnen die,
welche im größten Licht zu stehen glaubten und auch
anderen so erschienen waren.
*4533.
Unter den wunderbaren Dingen, die im anderen Leben erscheinen,
ist auch dies, daß, wenn die Engel böse Geister
erforschen, diese ganz anders erscheinen, als unter sich. Wenn die
bösen Geister und Dämonen (genii) unter sich sind, und in
ihrem Irrlicht, das ähnlich wie von einem Kohlenfeuer ist, dann
erscheinen sie sich in menschlicher Gestalt, die auch, ihren
Phantasien gemäß, nicht unschön ist; aber wenn
dieselben von den Engeln des Himmels untersucht werden, dann
verschwindet sogleich jenes Licht, und sie erscheinen in ganz anderer
Gestalt, jeder seinem Genius gemäß: einige dunkel und
schwarz wie Teufel, einige fahl wie Leichname, einige beinahe ohne
Gesicht, die statt dessen etwas Haariges haben. Einige haben
gleichsam eine Doppelreihe von Zähnen, einige erscheinen wie
Skelette; und was noch erstaunlicher ist, einige wie Ungeheuer, die
Arglistigen wie Schlangen, und die Arglistigsten wie giftige Vipern,
andere wieder anders. Sobald aber die das Gesicht von ihnen abwenden,
erscheinen sie wieder in der früheren Gestalt, die sie in ihrem
Licht haben.
Die
Engel untersuchen die Bösen so oft wie sie wahrnehmen, daß
dieselben aus ihren Höllen in die geistige Welt einzudringen
streben und gegen andere Böses beabsichtigen; dadurch werden sie
entdeckt und zurückgetrieben. Der Grund, weshalb in dem
Anschauen der Engel eine so große Kraft liegt, liegt darin,
weil eine Entsprechung stattfindet zwischen dem Sehen des Verstandes
und dem des Auges; daher hat ihr Sehen eine durchdringende Kraft,
durch die das höllische Licht zerstreut wird und jene die
Höllischen in der Gestalt und Art erscheinen, wie sie wirklich
sind.
*4622. Von der Entsprechung des Geruchs und der
Nase mit demselben.
Im
anderen Leben gibt es mannigfaltige Wohnungen der Seligen, die mit
solcher Kunst erbaut sind, daß sie gleichsam im Wesen der
architektonischen Kunst wurzeln oder unmittelbar aus dieser Kunst her
vorgehen. Über die Wohnungen der Seligen sehe man, was früher
aus Erfahrung darüber gesagt worden: Nr. 1119, 1626-1630.
Dieselben er scheinen nicht nur ihrem Blick, sondern auch ihrem
Gefühl; denn alles, was sich dort befindet, ist für die
Sinne der Geister und Engel passend eingerichtet; die Gegenstände
daselbst sind daher so beschaffen, daß sie nicht in die
körperliche Sinneswahrnehmung des Menschen fallen, sondern in
die Sinne derer, die sich dort befinden.
Ich
weiß wohl, daß dies vielen unglaublich dünkt, aber
nur deshalb, weil man nichts glaubt, was man nicht mit den Augen des
Körpers sehen und mit den leiblichen Händen betasten kann.
Daher kommt es, daß heutzutage der Mensch, dem das Innere
verschlossen ist, nichts von dem weiß, was in der geistigen
Welt oder im Himmel existiert. Er bekennt zwar aus dem Worte und aus
der Lehre, daß es einen Himmel gibt, und daß die Engel,
die darin sind, in Freude und in Herrlichkeit leben, aber weiter weiß
er nichts. Er wünscht zwar zu wissen, wie es dort zu geht; aber
wenn es ihm gesagt wird, glaubt er es dennoch nicht, weil er im
Herzen leugnet, daß es einen Himmel gibt. Wenn er es zu wissen
wünscht, ist es nur, weil eben gerade seine Neugierde durch die
Lehre angeregt ist, keineswegs aber die Lust am Glauben. Die, welche
keinen Glauben haben, leugnen es auch im Herzen.
Diejenigen
dagegen, die glauben, erwerben sich Vorstellungen vom Himmel, von
seiner Freude und Herrlichkeit aus Verschiedenem, ein jeder aus
solchem, was Eigentum seines Wissens und seiner Einsicht ist, die
Einfältigen dagegen aus den Sinneswahrnehmungen, die Sache des
Körpers sind. Gleichwohl aber begreifen die meisten nicht, daß
die Geister und Engel mit Sinnesorganen ausgerüstet sind, und
zwar mit weit vorzüglicheren als die Menschen in der Welt,
nämlich mit Gesicht, Gehör, Geruch, mit einem dem Geschmack
ähnlichen Sinn, und mit dem Gefühl, besonders aber mit
Wonnegefühlen der Neigungen. Wenn sie nun glauben würden,
daß ihr inneres Wesen der Geist ist, und daß der Körper
und die leiblichen Sinnesorgane und Glieder nur für die
Nutzzwecke in der Welt passend eingerichtet sind, der Geist aber und
die geistigen Sinne und Organe für die Nutzzwecke im anderen
Leben, dann würden sie aus sich und fast von selbst
Vorstellungen über den Zustand ihres Geistes nach dem Tode
erlangen. Sie würden nämlich dann bei sich denken, daß
eben der Geist der eigentliche Mensch ist, der denkt und begehrt und
wünscht und angeregt wird, und dann auch, daß die ganze
Sinnestätigkeit, die im Körper erscheint, von ihrem Geist
ausgeht und dem Körper nur durch den Einfluß desselben
mitgeteilt wird. Dies würden sie dann auch bei sich durch vieles
bestätigen können und sich zuletzt mehr über das
freuen, was ihrem Geist, als über das, was ihrem Körper
angehört.
In
der Tat verhält es sich auch so, daß es nicht der Körper
ist, der sieht, hört, riecht, fühlt, sondern der Geist;
deshalb befindet sich der Geist, wenn er vom Körper befreit ist,
in seiner vollen Sinnestätigkeit, wie er sie im Körper
hatte, und zwar in einer viel vorzüglicheren; denn die
leiblichen Sinne bewirkten, weil sie verhältnismäßig
grob sind, nur abgeschwächte Empfindungen, und dies um so mehr,
weil er sie mit Irdischem und Weltlichem vermengte.
Soviel
kann ich behaupten, daß der Geist ein bei weitem vorzüglicheres
Gesicht hat als der Mensch mit seinem Körper; ferner auch ein
Gehör und, worüber man sich wundern wird, einen Geruchssinn
und besonders einen Gefühlssinn, denn sie sehen sich
gegenseitig, hören sich und fühlen sich gegenseitig.
Wer
an ein Leben nach dem Tode glaubt, würde dies auch daraus
schließen, weil ein Leben ohne Sinneswahrnehmung gar nicht
möglich ist, und weil die Beschaffenheit des Lebens sich nach
der Beschaffenheit des Sinnes richtet, ja daß sogar das
Verstandesvermögen nichts ist als ein feiner Sinn für
innere Dinge, und das höhere Verstandesvermögen ein solcher
Sinn ist für geistige Dinge. Daher auch die Organe, die dem
Verstande und seiner Wahrnehmung angehören, die inneren Sinne
genannt werden. Mit dem Sinnesvermögen des Menschen gleich nach
dem Tode verhält es sich auf folgende Weise: sobald der Mensch
stirbt und das Körperliche Bei ihm erkaltet, wird er zum Leben
auferweckt und dann auch zu dem Zustand seiner ganzen
Sinnestätigkeit, und zwar so sehr, daß er zuerst kaum
anders weiß, als daß er noch in seinem Körper sei;
denn die Sinneswahrnehmungen, in denen er sich befindet, veranlassen
ihn, so zu glauben. Wenn er aber dann wahrnimmt, daß er feinere
Sinneswahrnehmungen hat, und besonders, wenn er mit anderen Geistern
zu reden beginnt, dann bemerkt er, daß er im anderen Leben ist,
und daß der Tod seines Körpers nur die Fortsetzung des
Lebens seines Geistes war.
Mit
zweien, die ich gekannt habe, redete ich an demselben Tage, an dem
sie beerdigt wurden, und auch mit einem, der vermittelst meiner Augen
seinen Sarg und seine Totenbahre sah, und weil dieser in vollem
Besitz seiner Sinne war wie in der Welt, sprach er mit mir über
das Leichenbegräbnis, während ich seinen Leichenzug
begleitete, und auch über seinen Körper, indem er sagte,
man solle ihn beiseite legen, weil er selbst lebe.
Man
muß aber wissen, daß die, welche im anderen Leben sind,
nichts von dem, was in der Welt ist, durch die Augen eines Menschen
sehen können; daß es ihnen aber vermittelst meiner Augen
möglich war, weil ich meinem Geiste nach bei ihnen bin, und
zugleich dem Leibe nach bei denen, die in der Welt sind; man sehe
auch Nr. 1880; und außer dem merke man, daß ich
diejenigen, mit denen ich im anderen Leben sprach, nicht mit meinen
leiblichen Augen sah, sondern mit den Augen meines Geistes,
gleichwohl aber ebenso deutlich, und bisweilen noch deutlicher als
mit den Augen des Leibes; denn vermöge der göttlichen
Barmherzigkeit des Herrn wurden bei mir die Organe eröffnet, die
meinem Geist angehören. Ich weiß jedoch, daß das,
was ich bisher sagte, keinen Glauben finden wird bei denen, die im
Körperlichen, Irdischen und Weltlichen versunken sind, d.h. bei
denen unter ihnen, die dieses zu ihrem Zwecke gemacht haben; denn
diese begreifen nichts anderes, als das, was durch den Tod
verschwindet.
Ebenso
weiß ich, daß auch diejenigen nicht glauben werden, die
viel über die Seele nachdachten und forschten, aber dabei nicht
begriffen, daß die Seele ihr Geist ist, und daß ihr Geist
der Mensch selbst ist, der im Körper lebt; denn solche können
sich keinen anderen Begriff von der Seele machen, als daß sie
etwas Gedachtes, oder Flammenähnliches oder Ätherisches
sei, das nur auf die organischen Gebilde des Körpers einwirkt,
aber nicht auf die feineren Gebilde, die dem Geist im Körper
angehören, und so halten sie dieselbe für etwas, das mit
dem Körper zugrunde gehen müsse. So besonders die, welche
sich in solchen Ansichten durch Anschauungen bestärkt haben, die
ihnen durch die Überzeugung von ihrer alle andere überragenden
Weisheit eingeflößt wurden.
*4623.
Man muß aber wissen, daß das Empfindungsleben der
Geister ein doppeltes ist, nämlich ein reales und ein nicht
reales. Das eine ist vom anderen darin unterschieden, daß alles
das real ist, was denen er scheint, die im Himmel sind, aber alles
nicht real, was denen erscheint, die in der Hölle sind; denn
alles, was aus dem Göttlichen, d.h. vom Herrn kommt, ist real,
denn es kommt aus dem Sein oder Wesen der Dinge selbst und aus dem
Leben in sich; aber alles, was aus dem Eigenen des Geistes kommt, ist
nicht real, weil es nicht aus dem Sein der Dinge und nicht aus dem
Leben in sich kommt.
Diejenigen,
die in der Neigung des Guten und Wahren leben, sind im Leben des
Herrn, somit im realen Leben; denn im Guten und Wahren ist der Herr
durch die Neigung gegenwärtig; diejenigen aber, die sich aus
Neigung im Bösen und Falschen befinden, sind im Leben ihres
Eigenen, somit im nicht realen Leben; denn im Bösen und Falschen
ist der Herr nicht gegenwärtig.
Das
Reale unterscheidet sich vom nicht Realen dadurch, daß das
Reale in Wirklichkeit so ist, wie es erscheint, und daß das
nicht Reale in Wirklichkeit nicht so ist, wie es erscheint.
Die
in der Hölle sind, haben auf gleiche Weise Empfindungen und
wissen nichts anderes, als daß es wirklich oder tatsächlich
so sei, wie sie fühlen. Gleichwohl aber erscheinen, wenn sie von
den Engeln erforscht werden, ebendieselben Dinge als Phantasmen und
verschwinden, und sie selbst erscheinen nicht wie Menschen, sondern
wie Ungeheuer.
Es
wurde mir auch gegeben, mit ihnen hierüber zu reden, und einige
unter ihnen sagten, sie glaubten, daß diese Dinge wirklich
seien, weil sie dieselben sähen und berührten, und sie
fügten hinzu, daß ihr Sinn sie nicht täuschen könne.
Aber es wurde mir gestattet, ihnen zu antworten, daß sie
dennoch nicht wirklich seien, und zwar deshalb, weil sie sich im
Widerspruch oder im Gegensatz mit dem Göttlichen befänden,
nämlich im Bösen und Falschen, wie sehr es ihnen auch als
Reales erscheine, und außerdem seien sie selbst, insofern sie
in den Begierden des Bösen und in den Beredungen des Falschen
lebten, nichts als Phantasien in Ansehung ihres Denkens; und aus
Phantasien etwas sehen, heißt, das Wirkliche so sehen, als ob
es nicht wirklich, das nicht Wirkliche hingegen so sehen, als ob es
wirklich wäre; und wenn es ihnen nicht, vermöge der
göttlichen Barmherzigkeit des Herrn, gestattet wäre, so zu
empfinden, so würden sie gar kein Empfindungsleben haben, daher
auch kein Leben; denn die Empfindung macht das Ganze des Lebens aus.
Alle
Erfahrungen hierüber anzuführen, würde viele Seiten
anfüllen. Es mögen sich daher alle, wenn sie in das andere
Leben kommen, wohl hüten, daß sie nicht getäuscht
werden; denn die bösen Geister wissen denen, die eben erst aus
der Welt kommen, verschiedene Trugbilder vorzuführen, und wenn
sie nicht täuschen können, so versuchen sie doch, sie zu
überreden, daß es nichts Reales gehe, sondern daß
alles nur auf Verstellungen beruhe, auch das, was im Himmel ist.
*4624.
Was aber die Entsprechung des Geruchssinnes und daher auch der
Nase mit dem Größten Menschen anlangt, so gehören zu
diesem Gebiet (provincia) die, welche sich in einem allgemeinen
Innewerden befinden, so daß man sie Wahrnehmungen nennen kann.
Diesen entspricht der Geruchssinn und folglich auch dessen Organ.
Daher kommt es auch, daß riechen und wittern, scharfsinnig sein
bedeutet, und daß man auch in der gewöhnlichen Rede von
denen, die eine Sache gut er raten oder innewerden können, sagt,
daß sie eine „gute Nase“ hätten; denn das
Innere der Worte in der menschlichen Rede entlehnt vieles aus der
Entsprechung mit dem Größten Menschen, und zwar darum,
weil sich der Mensch in Ansehung seines Geistes in Gesellschaft mit
Geistern befindet, in betreff seines Körpers aber mit Menschen.
*4625.
Der Gesellschaften aber, aus denen der ganze Himmel, d.h. der
Größte Mensch besteht, gibt es viele, und sie sind mehr
oder weniger allgemein. Die allgemeineren sind diejenigen, denen ein
ganzes Glied, Organ oder Eingeweide entspricht; die weniger
allgemeinen diejenigen, denen nur Teile und Teile von Teilen
entsprechen. Eine jede Gesellschaft ist ein Bild des Ganzen; denn was
übereinstimmend harmonisch ist, wird aus vielen Bildern seiner
selbst zusammengesetzt.
Jene
allgemeineren Gesellschaften enthalten, weil sie Bilder des Größten
Menschen sind, in sich besondere Gesellschaften, die in gleicher
Weise entsprechen. Ich habe einigemal mit solchen geredet, die in der
Gesellschaft, zu der ich geschickt wurde, zu Gegenden der Lunge, des
Herzens, des Angesichtes, der Zunge, des Ohres, des Auges gehör
ten, wie auch mit solchen, die zur Gegend der Nase gehörten. Von
diesen wurde mir auch zu wissen gegeben, wie sie beschaffen sind,
nämlich, daß sie wesentlich Wahrnehmungen (perceptiones)
sind; denn sie vernahmen alles, was in ihrer Gesellschaft vorging im
allgemeinen, aber nicht so im einzelnen, wie die, welche in dem
Gebiet des Auges sind; denn diese unterscheiden und vernehmen das,
was in der Wahrnehmung enthalten ist. Auch durfte ich beobachten, daß
ihr Wahrnehmungsvermögen sich änderte, gemäß dem
allgemeinen Zustandswechsel der Gesellschaft, in der sie sich
befinden.
*4626.
Wenn irgendein Geist ankommt, wird, wenn er auch noch ferne und
im Verborgenen ist, seine Gegenwart dennoch empfunden, so oft der
Herr es gestattet, und zwar vermöge einer gewissen geistigen
Sphäre, und aus dieser erkennt man, wie sein Lehen, seine
Neigung und sein Glaube beschaffen sind. Die Engel-Geister, die in
einem vorzüglicheren Innewerden sind, erkennen daraus Unzähliges
über den Zustand seines Lebens und Glaubens. Das ist mir oftmals
gezeigt worden. Diese Sphären werden, wenn es dem Herrn gefällt,
auch in Gerüche verwandelt. Der Geruch selbst wird deutlich
empfunden. Daß diese Sphären in Gerüche verwandelt
werden, kommt daher, weil der Geruch dem Innewerden entspricht, und
weil das Innewerden gleichsam wie ein geistiger Geruch ist. Von daher
stammt auch der Geruch.
Man
sehe, was hierüber schon früher aus Erfahrung berichtet
worden ist:
über
die Sphären: Nr. 1048, 1053, 1316, 1504-1519, 1695, 2401, 2489,
4464;
vom
Wahrnehmen: Nr. 483, 495, 503, 521, 536, 1383, 1384, 1388, 1391,
1397, 1398, 1504, 1640;
von
den Gerüchen daraus: Nr. 1514, 1517, 1518, 1519, 1631, 3577.
*4627.
Die aber, die dem Inneren der Nase entsprechen, sind in betreff
des Innewerdens in einem vollkommeneren Zustande als die, welche dem
Äußeren derselben entsprechen, von denen oben gehandelt
wurde. Von diesen darf ich Folgendes berichten:
Es
erschien mir wie ein Bad mit langen Sitzen oder Bänken, und
daraus strömte Wärme; hier erschien ein Weib, das bald in
einer schwärzlichen Wolke verschwand; auch wurden Kinder gehört,
die sagten, daß sie hier nicht sein wollten. Späterhin
bemerkte man einige Engelchöre, die zu mir geschickt wurden, um
das Streben einiger böser Geister abzuwenden. Dann erschienen
plötzlich oberhalb der Stirne größere und kleinere
Öffnungen, durch die ein schönes gelbliches Licht
hindurchschimmerte, und in diesem Licht innerhalb der Öffnungen
er schien etwas in schneeweißem Glanze, und dann erschienen
wiederum kleine Öffnungen in anderer Anordnung, durch die das,
was sich inner halb befand, durchblickte, und wiederum andere
Öffnungen, durch die das Leuchtende nicht so durchdringen
konnte; endlich aber wurde ein heilschimmerndes Licht wahrgenommen.
Es wurde mir gesagt, daß hier die Wohnungen derjenigen seien,
welche die innere Gegend der Nase bilden; sie waren nämlich aus
dem weiblichen Geschlecht, und daß die Schärfe und
Feinheit ihres Innewerdens in der geistigen Welt durch solche
Öffnungen vorgebildet wird; denn das Geistige im Himmel wird
durch Natürliches vorgebildet, oder vielmehr durch solches, was
in der geistigen Welt dem Natürlichen ähnlich ist.
Späterhin
wurde mir gestattet, mit ihnen zu reden, und sie sagten, daß
sie durch diese vorbildlichen Öffnungen genau sehen könnten,
was unterhalb geschehe, und daß diese Öffnungen zu den
Gesellschaften hingewendet erschienen, die sie scharf zu beobachten
suchten, und weil sie dann zu mir hingewendet waren, sagten sie, daß
sie alle Vorstellungen meines Denkens wahrnehmen könnten, wie
auch derer, die um mich waren. Dabei behaupteten sie noch, daß
sie nicht nur die Vorstellungen wahrnehmen, sondern auch sehen, wie
sie sich ihnen in verschiedener Weise vorbildeten, z.B. was der
Neigung zum Guten an gehöre, durch zusammenschlagende Flämmchen,
und was der Neigung des Wahren angehöre, durch Veränderungen
des Lichts. Sie fügten hinzu, daß sie gewisse
Engelgesellschaften bei mir sehen und die Gedanken derselben,
vermittelst verschiedener Färbungen, durch Purpurfarbiges, wie
in gestickten Vorhängen, und auch durch Regenbogenfarbiges auf
dunklerem Grunde, und daß sie daraus inne würden, daß
diese Engelgesellschaften aus der Gegend des Auges wären.
Hierauf
wurden andere Geister gesehen, die von da aus herabgestürzt, und
nach verschiedenen Seiten hin zerstreut wurden, und von diesen sagten
sie, es wären solche, die sich bei anderen einschmeichelten, um
etwas wahrzunehmen und zu sehen, was unterhalb ihrer vorgehe, aber
nur in der Absicht, Nachstellungen zu bereiten. Dieses Herabstürzen
wurde beobachtet, so oft Engelchöre ankamen, mit denen ich auch
geredet habe.
Von
denen, die herabgestürzt wurden, sagten sie, daß sie dem
Drüsenschleim der Nase entsprechen, ferner daß sie
stumpfsinnig und dumm und auch ohne Gewissen seien, somit völlig
ohne inneres Innewerden. Das Weib, das erschien, und von dem oben die
Rede war, bezeichnet solch lauernde Nachstellerinnen. Auch mit diesen
durfte ich reden; und sie wunderten sich, daß jemand ein
Gewissen habe, und wußten gar nicht, was ein Gewissen sei; und
als ich ihnen sagte, es sei ein inneres Vernehmen des Guten und
Wahren, und daß, wenn man gegen dieses innere Vernehmen handle,
Beängstigungen entstehen, verstanden sie es nicht. Solcherart
sind die, welche dem Schleim entsprechen, welcher der Nase lästig
ist und daher ausgeworfen wird.
Es
wurde mir darauf ein helles Licht gezeigt, in dem diejenigen leben,
die dem Inneren der Nase entsprechen. Es war ein helles Licht
(lucidum), schön durchzogen mit Streifen goldener Flammen und
silberhellen Lichts. Die Neigungen des Guten werden hier durch eine
Ader (oder Streifen) von goldenen Flammen und die Neigungen des
Wahren durch Adern eines silberhellen Lichts vorgebildet. Auch wurde
mir gezeigt, daß sie Öffnungen haben an der Seite, durch
die sie gleichsam einen Himmel mit Sternen in blauem Grunde sehen;
und es wurde gesagt, daß in ihren Kammern ein so starkes Licht
sei, daß das Mittagslicht der Welt ihm nicht gleich komme. Es
wurde noch hinzugefügt, daß die Wärme bei ihnen wie
die Frühlings- und Sommerwärme auf Erden sei; ferner, daß
auch kleine Kinder bei ihnen seien, aber nur Kinder von einigen
Jahren, und daß diese nicht dableiben wollen, wenn jene
Nachstellenden, die dem Nasenschleim entsprechen, herbeikommen.
Unzählige
solche vorbildenden Erscheinungen zeigen sich in der geistigen Welt.
Diese aber waren Vorbildungen des Innewerdens, in dem diejenigen
sind, die dem Geruchssinn der inneren Nasenteile entsprechen.
*4628.
Was ferner die Gerüche betrifft, in welche die Sphären
des Innewerdens verwandelt werden, so werden sie ebenso deutlich
empfunden, wie die Gerüche auf Erden, dringen aber nicht in die
Empfindung eines Menschen ein, bei dem das Innere verschlossen ist,
denn sie fließen durch den inneren Weg ein, nicht aber durch
den äußeren.
Diese
Gerüche haben einen zweifachen Ursprung: sie entstehen nämlich
aus dem Innewerden des Guten und aus dem Innewerden des Bösen.
Die, welche aus dem Innewerden des Guten entspringen, sind
außerordentlich angenehm, und hauchen einen Duft aus, wie aus
wohl riechenden Blumen eines Gartens und auch aus anderen Düften,
mit so großer Lieblichkeit und Abwechslung, daß es
unaussprechlich ist. In den Sphären solcher Gerüche
befinden sich die, welche im Himmel sind.
Die
Gerüche hingegen, die aus dem Innewerden des Bösen stammen,
sind höchst unangenehm, stinkend und übelriechend, wie aus
faulendem Gewässer, aus Exkrementen, aus Aas und mit üblem
Geruch wie von Mäusen und Ungeziefer des Hauses. In den Sphären
solcher üblen Dünste befinden sich die, welche in der Hölle
sind, und was wunderbar ist, die, welche sich darin befinden, fühlen
den Gestank nicht, diese üblen Gerüche sind ihnen vielmehr
ergötzlich; und wenn sie darinnen sind, befinden sie sich in der
Sphäre ihrer Lustreize und ihres Vergnügens. Wenn aber die
Hölle geöffnet wird, und der Dunst von daher zu den guten
Geistern dringt, dann werden diese von Abscheu und auch von Angst
ergriffen, wie die in der Welt, die in die Sphäre eines solchen
Gestankes geraten.
*4629.
Um alle die Erfahrungen, die ich von der Umwandlung der Sphären
in Gerüche gemacht habe, zu berichten, müßte ich ein
ganzes Heft vollschreiben; man sehe, was hierüber Nr. 1514,
1517, 1518, 1519, 1631, 3577 berichtet worden ist. Diesem will ich
nur noch Folgendes beifügen:
Ich
vernahm einst bei mehreren Geistern das Allgemeine ihres Denkens über
den Herrn, daß Er als Mensch geboren worden sei, und bemerkte,
daß es aus lauter anstößigen Vorstellungen bestand;
denn was die Geister im allgemeinen und besonderen denken, das wird
deutlich von anderen wahrgenommen. Der Geruch dieser Sphäre
wurde ähnlich empfunden, wie der von fauligem Wasser, und von
solchem, das mit stinkendem Unrat verunreinigt ist.
*4630.
Ein gewisser Geist war unsichtbar oberhalb meines Kopfes zugegen.
Daß er anwesend war, bemerkte ich aus dem üblen Geruch,
der wie aus faulen Stoffen in den Zähnen war; und nachher
bemerkte man einen Dunst wie von verbranntem Horn oder Knochen.
Darauf kam ein großer Haufe von solchen, von unten her, nicht
weit vom Rücken aufsteigend wie eine Wolke, und weil sie auch
unsichtbar waren, vermeinte ich, sie seien sehr fein und doch böse,
aber es wurde gesagt, daß solche überall, wo eine geistige
Sphäre ist, unsichtbar sind, wo aber eine natürliche Sphäre
ist, da sind sie sichtbar, denn weil sie so naturmäßig
sind, daß sie nichts über das Geistige denken und nicht
glauben, daß es eine Hölle und einen Himmel gebe,
gleichwohl aber in ihrem Treiben sehr schlau sind, haben sie eine
solche Beschaffenheit und werden natürliche Unsichtbare genannt
und anderen bisweilen durch ihren Gestank offenbar; wovon oben.
*4631.
Zwei oder dreimal wehte mich auch ein aasartiger Geruch an, und
als ich forschte, von wem er herkomme, wurde mir angezeigt, daß
er aus der Hölle komme, wo abscheuliche Räuber und
Meuchelmörder sich befinden und solche, die Schandtaten mit
großer List vollbrachten. Bisweilen kam auch ein Geruch wie von
Exkrementen, und wenn ich forschte, von woher, wurde gesagt, von der
Hölle, in der die Ehebrecher sind. Und wenn dieser Geruch wie
von Exkrementen noch vermischt war mit dem aasartigen, so wurde
gesagt, daß er von der Hölle komme, in der die Ehebrecher
sind, die zugleich grausam waren, usw.
*4632.
Als ich einst über die Herrschaft der Seele im Körper
nachdachte und über den Einfluß des Willens auf die
Handlungen, bemerkte ich, daß die, welche in der wie Exkremente
riechenden Hölle waren, die damals ein wenig geöffnet war,
nicht anders darüber dachten, als über den Drang der Seele
auf den After und über den Einfluß des Willens auf das
Ausstoßen der Exkremente. Hieraus erhellt, in welcher Sphäre
des Innewerdens und dadurch des Gestankes sie sich befanden.
Ebenso
geschah es, als ich über die eheliche Liebe nachdachte, daß
nämlich die in der Hölle der Ehebrecher nichts als
Schändliches und Schmutziges, wie es bei den Ehebrüchen
vorkommt, in ihrem Sinn bewegten, und als ich über die
Aufrichtigkeit dachte, hatten die, welche im Betrug lebten, nichts
als betrügerische Schandtaten im Sinne.
*4633.
Aus diesem, was von dem Innewerden und auch von den Gerüchen
gesagt wurde, erhellt, daß das Leben eines jeden, sowie auch
die Neigung eines jeden im anderen Leben deutlich hervortritt. Wer
daher glaubt, daß man dort nicht wisse, wie er beschaffen
gewesen und wie beschaffen daher sein Leben sei, und daß er
dort seine Gesinnung wie in der Welt verheimlichen könne, der
irrt sich sehr. Dort wird nicht nur das offenbar, was der Mensch von
sich weiß, sondern auch das, was er nicht von sich weiß,
nämlich was er durch häufige Übung zuletzt zum
Lustreiz seines Lebens machte; denn dieses entzieht sich dann seinem
Blick und seiner Reflexion. Auch die Zwecke seines Denkens und seiner
Rede und seiner Handlungen, die aus gleichem Grunde ihm selbst
verborgen wurden, werden im Himmel auf das deutlichste wahr genommen,
denn der Himmel ist in der Sphäre und in dem Innewerden der
Zwecke.
*4652. Von der Entsprechung des Gehörs und
der Ohren mit demselben.
Was
für eine Entsprechung zwischen der Seele und dem Leibe oder
zwischen den Dingen, die dem innerhalb des Menschen befindlichen
Geiste angehören, und den Dingen, die dem außerhalb des
selben befindlichen Leibe angehören, stattfindet, kann
augenscheinlich erhellen aus der Entsprechung, dem Einfluß und
der Gemeinschaft des Denkens und Wahrnehmens, das dem Geiste
angehört, mit der Rede und dem Gehör, die dem Leibe
angehören.
Das
Denken des redenden Menschen ist nichts anderes als die Rede seines
Geistes, und die Wahrnehmung der Rede ist nichts anderes als das
Gehör seines Geistes. Wenn der Mensch redet, erscheint ihm zwar
das Denken nicht als eine Rede, weil es sich mit der Rede des Leibes
verbindet und in derselben ist, und wenn der Mensch hört,
erscheint die Wahrnehmung ihm nicht anders denn als ein Hören im
Ohre, daher kommt es, daß die meisten, die nicht darüber
nachgedacht haben, nicht anders wissen, als daß ein jeder Sinn
in den Organen sei, die dem Leibe angehören, und daher, wenn
jene Organe durch den Tod zerfallen, kein Sinnesvermögen
übrigbleibe, während doch alsdann der Mensch, d.h. sein
Geist erst in sein eigenstes Sinnesleben kommt.
Daß
der Geist es ist, der redet, und der hört, konnte mir ganz klar
werden aus den Unterredungen mit den Geistern: ihre Rede, die meinem
Geist mitgeteilt wurde, fiel in meine inwendigere Rede, und von da in
die entsprechenden Organe ein, und dort endigte sie in einen Trieb,
den ich einige Male deutlich wahrnahm. Daher wurde ihre Rede von mir
so laut gehört, wie die Rede eines Menschen.
Zuweilen
haben Geister mit mir geredet, da ich mitten unter Menschen war, und
da meinten einige von ihnen, daß sie auch von den da selbst
Anwesenden gehört würden, weil ihre Rede so laut von mir
gehört wurde. Aber es wurde geantwortet, es sei nicht so, weil
ihre Rede auf dem inwendigen Weg in mein Ohr eingehe, und die
menschliche Rede auf dem äußeren Wege.
Hieraus
wird klar, wie der Geist mit den Propheten geredet hat, nicht wie ein
Mensch mit einem anderen, sondern wie ein Geist mit dem Menschen,
nämlich in ihm: Sach. 119, 13; 2/2, 7; 4/1, 4, 5; 5/5, 10; 6/4
und anderwärts.
Aber
ich weiß, daß dies diejenigen nicht begreifen können,
die nicht glauben, daß der Mensch ein Geist ist und der Leib
ihm bloß zu den Nutzleistungen in der Welt diene. Die, welche
sich darin begründet haben, wollen nicht einmal von einer
Entsprechung hören, und wenn sie davon hören, so verwerfen
sie es, weil sie in der Verneinung sind; ja sie werden sogar traurig,
daß dem Leib etwas genommen werden soll.
*4653.
Die Geister, die dem Gehör entsprechen oder das Gebiet des
Ohres bilden, sind es, die im einfältigen Gehorsam sind, die
nämlich nicht vernünfteln, ob es so sei, sondern weil von
anderen gesagt wird, es sei so, glauben, daß es so sei. Daher
können sie Gehorsamkeiten (obedientiae) genannt werden. Daß
diese von solcher Art sind, kommt daher, weil sich das Gehör zur
Rede verhält wie das Leidende zu seinem Tätigen, somit wie
der, welcher einen reden hört und sich dabei beruhigt; daher
auch in der gemeinen Rede „auf einen hören“ heißt,
gehorsam sein, und „auf die Stimme jemandes horchen“,
gehorchen; denn das Inwendigere der Menschensprache rührt
größtenteils von der Entsprechung her, aus dem Grund, weil
der Geist des Menschen unter den im anderen Leben befindlichen
Geistern ist und dort denkt, was der Mensch gar nicht weiß und
der leibliche Mensch auch nicht wissen will.
Es
gibt mehrere Unterschiede von Geistern, die dem Ohr, d.h. seinen
Verrichtungen und Geschäften entsprechen: es gibt solche, die zu
den einzelnen kleinen Organen daselbst in Beziehung stehen, solche
nämlich, die zum äußeren Ohr, die zu der Membrane
daselbst, die das Trommelfell genannt wird, zu den inwendigeren
Membranen, welche die Fenster heißen, zum Hammer, Steigbügel,
Amboß, den Zylindern, der Schnecke in Beziehung stehen, und es
gibt solche, die zu den noch inwendigeren Teilen gehören, bis zu
jenen substanziierten, die dem Geist näher sind und die endlich
im Geist sind und zuletzt in innigster Verbindung mit denjenigen
stehen, die zum inwendigen Gesicht gehören, von denen sie sich
dadurch unterscheiden, daß sie nicht so genau prüfen,
sondern gleichsam geduldig dem was gesagt wird beipflichten.
*4654.
Es waren Geister bei mir, die sehr stark ins Denken einwirkten,
wenn es sich um solches handelte, was Sache der Vorsehung ist,
hauptsächlich wenn ich dachte, daß nicht geschehen sei,
was ich hoffte und wünschte. Es wurde von den Engeln gesagt, daß
es Geister wären, die, als sie in der Welt lebten und um etwas
gebetet, aber es nicht erlangt hatten, unwillig wurden und deshalb in
Zweifel an die Vorsehung gerieten, aber dennoch, wenn sie außerhalb
jenes Zustandes waren, Frömmigkeit übten gemäß
dem, was andere sagten, somit in einfältigem Gehorsam waren. Es
wurde gesagt, daß solche zum Gebiet des äußeren Ohrs
oder Ohrknorpels (auriontae) gehören; wirklich erschienen sie
dort, als sie mit mir redeten.
*4655.
Außerdem wurden öfters Geister nahe um das Ohr her,
wie auch gleichsam innerhalb desselben bemerkt. Innerhalb deswegen,
weil es so den Anschein hat; es ist der Zustand im anderen Leben, der
den Schein bewirkt. Sie alle waren einfältig und gehorsam.
*4656.
Es war ein Geist, der mit mir redete am linken Ohrknorpel, auf
seiner hinteren Seite, wo die den Knorpel hebenden Muskeln sich
befinden. Derselbe sagte zu mir, er sei zu mir geschickt worden, um
zu sagen, daß er sich nicht über das besinne, was andere
reden, er fasse es nur mit den Ohren auf. Als er redete, stieß
er gleichsam mit Gewalt die Worte heraus. Er sagte auch, daß er
so rede. Hieraus konnte man merken, daß nichts Inwendigeres in
seiner Rede sei, somit wenig Leben, und daß daher ein solches
Herausstoßen (eructatio) komme. Es wurde gesagt, es seien dies
solche, die wenig auf den Sinn der Sache achten; es sind die, welche
zum knorpeligen und knöchernen Teil des äußeren Ohres
gehören.
*4657.
Es gibt Geister, die einige Male mit mir redeten, aber murmelnd,
und zwar ziemlich nahe am linken Ohr, als ob sie ins Ohr reden
wollten, damit es niemand hören möchte. Aber ich durfte
ihnen sagen, daß dies im anderen Leben nicht angehe, weil es
deutlich zeige, daß sie Ohrenbläser gewesen seien und
daher auch jetzt mit der Gewohnheit, in die Ohren zu flüstern
behaftet seien, und daß mehrere von ihnen sich darauf legten,
die Fehler und Gebrechen anderer zu beobachten und sie ihren
Genossen, wenn es niemand hört, mitzuteilen oder ihnen, in
Gegenwart jener, ins Ohr zu sagen, und daß sie alles unrichtig
sehen und mißdeuten und sich anderen vorziehen, und daß
sie deswegen durchaus nicht in die Gemeinschaft guter Geister
zugelassen werden können, deren Art es ist, ihre Gedanken nicht
zu verbergen. Es wurde gesagt, daß gleichwohl eine solche Rede
im anderen Leben deutlicher gehört werde, als eine offene Rede.
*4658.
Zu den inwendigeren Teilen des Ohres gehören die, welche das
dem inwendigeren Gehör eigene Gesicht haben und befolgen, was
ihr Geist ihnen dort einsagt, und seine Eingebungen richtig
vortragen. Von welcher Art sie sind, wurde auch gesagt.
Es
wurde ein heller Ton vernommen, der von unten her an der linken Seite
bis zum linken Ohr drang. Ich beobachtete, daß es Geister
waren, die so sich emporarbeiten wollten; aber von welcher Art sie
waren, konnte ich nicht erkennen. Als sie aber emporgekommen waren,
redeten sie mit mir und sagten, daß sie Logiker und
Metaphysiker gewesen seien, und daß sie sich mit ihren Gedanken
in solche Dinge vertieft hätten, in keiner anderen Absicht, als
den Ruf der Gelehrsamkeit zu erlangen und so zu Würden und
Vermögen zu kommen, wobei sie jammerten, daß sie jetzt ein
elendes Leben führten, aus dem Grund, weil sie ohne einen
anderen Nutzzweck sich damit befaßt und daher ihre Vernunft
nicht vervollkommnet hätten. Ihre Rede war langsam und dumpf
tönend.
Unterdessen
redeten zwei miteinander über meinem Haupte, und als gefragt
wurde, wer sie seien, wurde gesagt, einer davon sei in der
Gelehrtenwelt höchst berühmt, und ich durfte glauben, daß
es Aristoteles sei; wer der andere sei, wurde nicht gesagt. Jener
wurde dann in den Zustand versetzt, worin er war, als er in der Welt
lebte; denn ein jeder kann leicht in den Zustand seines Lebens, den
er in der Welt hatte, versetzt werden, weil er seinen ganzen
Lebenszustand bei sich hat. Aber zu meiner Verwunderung machte er
sich an das rechte Ohr, und redete dort heiser, aber doch vernünftig.
Aus dem Sinn seiner Rede konnte ich merken, daß er ganz anders
gesinnt sei, als jene Scholastiker, die, zuerst sich emporgemacht
hatten, daß er nämlich aus seinem Denken dasjenige zutage
brachte, was er schrieb, und daß er aus demselben seine
philosophischen Begriffe erzeugte, so daß die Begriffe, die er
erfand, und die er den Gegenständen des Denkens beilegte,
Benennungen waren, womit er das Inwendigere beschrieb. Ferner daß
er durch den Lustreiz, der Neigung und durch den Trieb dasjenige zu
wissen, was zum Denken gehört, zu solchem angeregt wurde und
gehorsam dem folgte, was sein Geist ihm eingegeben hatte. Deshalb
befand er sich am rechten Ohr, anders als seine Anhänger, die
Scholastiker genannt werden, die nicht aus dem Denken auf die
Begriffe, sondern von den Ausdrücken aufs Denken kommen, somit
den entgegengesetzten Weg einschlagen. Und mehrere von ihnen kommen
nicht einmal zu Gedanken, sondern bleiben bei den Begriffen stehen,
die sie nur anwenden, um alles zu beweisen, was sie wollen, und um
dem Falschen den Schein des Wahren beizubringen, ja nach der Begierde
zu überreden. Daher werden für sie die philosophischen
Studien mehr Mittel zum Närrischwerden als zum Weisesein, und
daher kommen sie in Finsternis, anstatt ins Licht.
Hierauf
redete ich mit jenem über die Wissenschaft der Analytik (Logik),
und ich durfte sagen, ein kleiner Knabe könne in einer halben
Stunde mehr philosophisch, analytisch und logisch reden, als er in
ganzen Büchern hätte beschreiben können, aus dem
Grund, weil alle Begriffe des menschlichen Denkens und somit des
Redens analytisch entwickelte seien, deren Gesetze aus der geistigen
Welt stammen, und wer kunstmäßig von wissenschaftlichen
Formeln aus denken wolle, sei nicht unähnlich einem Tänzer,
der nach der Wissenschaft von den Bewegungsfasern und Muskeln das
Tanzen lernen wollte. Wenn dieser beim Tanzen immer nur seine
Gedanken bei jener Wissenschaft hätte, so könnte er kaum
einen Fuß bewegen, und doch bewegt derselbe ohne jene
Wissenschaft alle in seinem ganzen Leib herum zerstreuten
Bewegungsfasern, und in Übereinstimmung damit die Lunge, das
Zwerchfell, die Seiten, die Arme, den Hals usw., zu deren
Beschreibung ganze Bände nicht hinreichen würden. Geradeso
verhalte es sich mit denen, die aus wissenschaftlichen Formeln heraus
denken wollen. Diesem stimmte er bei, indem er sagte, wenn man auf
diesem Weg lerne, so gehe es in verkehrter Ordnung und fügte
hinzu, wer kein Dummkopf sein wolle, solle es nicht so machen,
sondern immer an den Nutzzweck und vom Inwendigeren aus denken.
Darauf
zeigte er mir, was für eine Vorstellung vom höchsten Wesen
er gehabt hatte, daß er nämlich Ihn sich vorstelle mit
einem menschlichen Angesicht, umgeben von einem Strahlenkranz, und
daß er jetzt wisse, der Herr sei eben jener Mensch, und der
Strahlenkranz sei das Göttliche von Ihm, das nicht nur in den
Himmel, sondern auch in das Weltall einfließt und beide ordnet
und regiert. Weiter setzte er hinzu: wer den Himmel ordnet und
regiert, der ordnet und regiert auch das Weltall, weil das eine vom
anderen nicht getrennt werden kann; auch sagte er, er habe nur an
einen Gott geglaubt, dessen Attribute und Eigenschaften man mit
ebensoviel Namen bezeichnet habe wie andere Gottheiten verehrt
wurden.
Es
erschien mir dann eine Frau, die ihre Hand ausstreckte, um seine
Wange zu streicheln. Als ich mich hierüber verwunderte, sagte
er, als er in der Welt gewesen, sei ihm eine solche Frau oft
erschienen, die ihm gleichsam die Wange gestreichelt habe, und ihre
Hand sei schön gewesen. Engelsgeister sagten, solche seien den
Alten zuweilen erschienen, und von ihnen Pallas genannt worden, und
sie sei ihm aus solchen Geistern erschienen, die, während sie
als Menschen in den alten Zeiten lebten, eine Freude an Ideen hatten,
und sich mit Nachdenken beschäftigten, aber ohne formelle
Philosophie; und weil solche bei ihm waren und ein Wohlgefallen an
ihm fanden, weil er vom Inwendigeren aus dachte, stellten sie
vorbildlich eine solche Frau dar.
Zuletzt
zeigte er an, was für eine Vorstellung er von der Seele oder dem
Menschengeist, den er Pneuma nannte, gehabt hätte, daß
dieser nämlich ein unsichtbares, lebendiges Wesen, gleichsam
etwas Ätherisches sei. Er sagte, er habe wohl gewußt, daß
sein Geist nach dem Tod fortleben werde, weil er sein inwendigeres
Wesen sei, das nicht sterben könne, weil es denken kann. Doch
habe er davon keine klare Vorstellung, sondern nur dunkle Gedanken
haben können, weil er darüber keine Erkenntnis anderswoher
gehabt habe als aus ihm selber, und auch ein klein wenig von den
Alten.
Übrigens
ist Aristoteles unter den verständigen Geistern im anderen
Leben, aber mehrere seiner Anhänger unter den unsinnigen.
*4659.
Nr. 4652 Es wurde bemerkt, der Mensch sei ein Geist, und der Leib
diene ihm zu Nutzleistungen in der Welt; und anderwärts an
mehreren Stellen, der Geist sei das Inwendige des Menschen, und der
Leib sein Äußeres. Diejenigen, die nicht begreifen, wie es
sich mit dem Geist des Menschen und mit seinem Leib verhält,
können hieraus den Schluß ziehen, daß auf diese
Weise der Geist inwendig im Leib wohne und der Leib ihn gleichsam
umgebe und bekleide. Aber man möge wissen, daß der Geist
des Menschen im Leibe im Ganzen und in jedem Teil desselben ist, und
daß er die reinere Substanz desselben ist, sowohl in seinen
Bewegungs- als in seinen Sinnesorganen und auch sonst überall,
und daß der Leib das ihm angefügte Materielle ist,
angemessen der Welt, worin er sich eben befindet.
Dies
wird verstanden, wenn es heißt: der Mensch sei ein Geist, und
der Leib diene ihm zu Nutzzwecken in der Welt, und der Geist sei das
Inwendige des Menschen, und der Leib sein Äußeres. Hieraus
wird auch klar, daß der Mensch nach dem Tod ebenso in einem
tätigen und empfindenden Leben und auch in einer menschlichen
Gestalt ist, wie in der Welt, nur in einer vollkommeneren.
*4791. Von der Entsprechung des Geschmacks und
der Zunge, wie auch des Angesichts mit demselben.
Die
Zunge gewährt den Zugang zu den Lungen und auch zum Magen; somit
bildet sie gleichsam den Vorhof zu Geistigem und Himmlischem; zu
Geistigem, weil sie der Lunge und daher der Rede dient, zu
Himmlischem, weil sie dem Magen dient, der dem Blut und dem Herzen
Nahrung verschafft. Daß die Lungen dem Geistigen entsprechen,
und das Herz dem Himmlischen, sehe man Nr. 3635, 3883-3896; deshalb
entspricht die Zunge im allgemeinen der Neigung zum Wahren oder denen
im Größten Menschen, die in de Neigung zum Wahren sind und
hernach in der Neigung zum Guten aus dem Wahren.
Die
nun das Wort des Herrn lieben und daher nach den Erkenntnissen des
Wahren und Guten ein Verlangen haben, gehören zu diesem Gebiet,
doch mit dem Unterschied, daß es Geister gibt, die zur
eigentlichen Zunge, andere, die zum Kehlkopf und zur Luftröhre,
die zur Kehle, auch zum Zahnfleisch und zu den Lippen gehören.
Denn auch nicht das geringste findet sich beim Menschen, mit dem es
nicht eine Entsprechung gäbe.
Daß
die, welche in der Neigung zum Wahren stehen, zu diesem im weiteren
Sinn verstandenen Gebiete gehören, durfte ich mehrmals erfahren,
und zwar durch einen deutlichen Einfluß bald in die Zunge, bald
in die Lippen, und ich durfte auch mit ihnen reden; hierbei wurde
beobachtet, daß auch einige den inwendigeren Teilen der Zunge
und der Lippen und einige den auswendigeren entsprechen. Die
Einwirkung derer, die bloß auswendigere Wahrheiten mit Neigung
aufnehmen, nicht aber inwendigere, dieses aber doch nicht verwerfen,
habe ich nicht auf die inwendigeren Teile der Zunge, sondern auf die
auswendigeren empfunden.
*4792.
Weil die Speise und Ernährung der geistigen Speise und
Ernährung entspricht, deshalb entspricht der Geschmack dem
Innewerden und der Neigung dazu. Geistige Speise ist Wissen, Einsicht
und Weisheit; denn davon leben und damit nähren sich auch die
Geister und Engel und verlangen und begehren danach, wie die Menschen
nach Speise, wenn sie hungrig sind. Daher entspricht die Eßlust
jenem Verlangen.
Und
merkwürdigerweise wachsen sie auch durch jene Speise heran; denn
die kleinen Kinder, die sterben, erscheinen im anderen Leben nicht
anders als wie Kinder und sind auch dem Verstand nach Kinder; aber
wie sie an Einsicht und Weisheit zunehmen, so erscheinen sie nicht
mehr als Kinder, sondern als fortschreitend im Alter und zuletzt als
Erwachsene. Ich habe mit einigen geredet, die als Kinder gestorben
waren; sie erschienen mir als junge Leute, weil sie jetzt verständig
waren. Hieraus wird klar, was geistige Speise und Ernährung sei.
*4793.
Weil der Geschmack dem Innewerden und der Neigung zu wissen, zu
verstehen und weise zu sein entspricht, und in dieser Neigung das
Leben des Menschen ist, deswegen wird keinem Geist und Engel
gestattet, in den Geschmack des Menschen einzufließen, denn
dieses wäre ein Eindringen in das ihm eigene Leben.
Dennoch
gibt es umherschweifende Geister von der höllischen Rotte, die
gefährlicher sind als andere, weil sie bei Leibesleben gewöhnt
waren, in die Neigungen des Menschen einzudringen. Um ihm zu schaden,
behalten sie auch im anderen Leben diese Begierde bei und suchen auf
alle Weise, in den Geschmack beim Menschen einzudringen. Und wenn sie
in denselben eingedrungen sind, besitzen sie sein Inwendiges, nämlich
das Leben seiner Gedanken und Neigungen, denn solches entspricht, und
was entspricht, das wirkt zusammen (unum agunt).
Von
solchen werden sehr viele heute besessen, denn es gibt heutzutage
inwendigere Besessenheiten, nicht aber wie ehemals auswendigere. Die
inwendigeren Besessenheiten kommen von solchen her, und von welcher
Art sie sind, kann man sehen, wenn man auf die Gedanken und Neigungen
merkt, hauptsächlich auf die inwendigeren Absichten, welche die
Menschen zu offenbaren sich scheuen; denn diese sind bei einigen so
unsinnig, daß, wenn sie nicht durch äußere Bande,
welche sind Ehre, Gewinn, guter Name, Furcht vor dem Tod und vor dem
Gesetz, in Zaum gehalten würden, sich mehr noch als Besessene in
Mord und Raub stürzen würden. Welches und von welcher Art
jene Geister sind, die das Inwendigere solcher Menschen einnehmen,
sehe man Nr. 1983.
Damit
ich wüßte, wie es sich hiermit verhalte, wurde ihnen
zugelassen, daß sie in den Geschmack bei mir einzugehen
suchten, wonach sie auch angelegentlichst strebten. Und dann wurde
mir gesagt, wenn sie in den Geschmack eindringen würden, so
würden sie auch das Inwendigere besitzen, aus dem Grund, weil
der Geschmack von jenem Inwendigeren durch Entsprechung abhänge.
Dieses wurde aber bloß zu dem Zweck zugelassen, damit ich
wissen möchte, wie es mit der Entsprechung des Geschmacks sich
verhält, denn alsbald wurden sie hinweg getrieben.
Jene
gefährlichen Geister gehen hauptsächlich darauf aus, daß
sie alle inneren Bande lösen, nämlich die Neigungen zum
Guten und Wahren, Gerechten und Billigen, die Furcht vor dem
göttlichen Gesetz, die Scheu, der Gesellschaft und dem Vaterland
zu schaden. Sind diese inwendigen Bande gelöst, dann wird der
Mensch von solchen besessen; wenn sie sich aber auf solche Weise auch
durch große Anstrengung nicht in das Inwendigere eindrängen
können, so versuchen sie es durch magische Künste, deren es
im anderen Leben mehrere gibt, die in der Welt ganz unbekannt sind.
Durch diese verkehren sie das Wißtümliche beim Menschen
und wenden nur das an, was schnöden Begierden günstig ist.
Solches In-Besitznehmen kann nicht vermieden werden, wenn der Mensch
nicht in der Neigung zum Guten ist und dadurch im Glauben an den
Herrn.
Es
wurde auch gezeigt, wie sie weggetrieben wurden. Als sie nämlich
in die inwendigeren Teile des Hauptes und Gehirns einzudringen
meinten, wurden sie durch die Absonderungswege daselbst abgeführt,
und zuletzt gegen die äußeren Teile der Haut; und hernach
sah man, wie sie in eine Grube, die voll von aufgelöstem Schmutz
war, geworfen wurden. Ich wurde belehrt, daß solche Geister den
schmutzigen Grübchen auf der äußersten Haut, wo die
Krätze ist, somit der Krätze selbst entsprechen.
*4794.
Der Geist oder der Mensch nach dem Tode hat alle
Sinnesempfindungen, wie während er in der Welt lebte, nämlich
Gesicht, Gehör, Geruch und Tastsinn, aber keinen Geschmack,
sondern an dessen Statt etwas Ähnliches, das dem Geruch
beigesellt ist.
Daß
er keinen Geschmack hat, ist deshalb, damit er nicht in den Geschmack
des Menschen eingehen und so sein Inwendigeres in Besitz nehmen kann;
sodann auch, damit dieser Sinn ihn nicht von dem Verlangen zu wissen
und weise zu sein, somit von dem Verlangen nach geistiger Nahrung
abbringen möchte.
*4795.
Hieraus kann man auch erkennen, warum die Zunge einer zweifachen
Verrichtung gewidmet ist, nämlich als Organ der Rede und als
Organ der Ernährung. Sofern sie der Ernährung dient,
entspricht sie der Neigung, Wahres zu wissen, zu verstehen und weise
zu sein, deshalb auch Weisheit (sapientia) oder weise sein (sapere)
vom Geschmack (a sapore) so benannt ist, und sofern sie der Rede
dient, entspricht sie der Neigung, jenes zu denken und
hervorzubringen.
*4796.
Wenn sich die Engel sichtbar darstellen, erscheinen alle ihre
inwendigeren Neigungen klar auf ihrem Angesicht und leuchten daraus
hervor, so daß ihr Angesicht die äußere Form und
vorbildliche Darstellung derselben ist. Ein anderes Angesicht als das
den Neigungen entsprechende darf man im Himmel nicht haben. Die,
welche ein anderes Angesicht heucheln, werden aus der Gesellschaft
ausgestoßen.
Hieraus
wird klar, daß das Angesicht im allgemeinen allem Inwendigeren
beim Menschen entspricht, sowohl seinen Neigungen als seinen Gedanken
oder dem, was seinem Willen und was seinem Verstand angehört,
daher werden auch im Wort durch das Angesicht und die Angesichte
Neigungen bezeichnet, und dadurch, daß der Herr Sein Angesicht
über jemand erheben möge, wird bezeichnet, daß Er
sich aus der göttlichen Neigung, die der Liebe angehört,
seiner erbarmen möge.
*4797.
Die Veränderungen des Zustandes der Neigungen im Angesicht
der Engel erscheinen auch ganz genau. Wenn sie in ihrer Gesellschaft
sind, dann sind sie in ihrem eigenen Angesicht; wenn sie aber in eine
andere Gesellschaft kommen, dann verändern sich den Neigungen
des Guten und Wahren jener Gesellschaft gemäß ihre
Angesichter, aber doch ist das echte Angesicht gleichsam die
Grundform, die in allen jenen Veränderungen erkannt wird.
Ich
habe gesehen, wie die Wechsel allmählich erfolgten, gemäß
den Neigungen der Gesellschaften, mit denen sie Gemeinschaft hatten;
denn ein jeder Engel ist in einem Gebiet des Größten
Menschen und hat dadurch in allgemeiner und weiter Beziehung
Gemeinschaft mit allen, die in dem gleichen Gebiete sich befinden,
obwohl er in demjenigen Teil dieses Gebietes ist, dem er vollständig
entspricht.
Ich
habe gesehen, daß sie ihre Angesichter wechselten durch
Veränderungen von einer Grenze der Neigung bis zur anderen, aber
beobachtet, daß dennoch das gleiche Angesicht im allgemeinen
beibehalten wurde, so daß immer die herrschende Neigung
zugleich mit ihren Veränderungen herausleuchtete; so wurden die
Angesichter einer Neigung in ihrer ganzen Ausdehnung gezeigt. Und was
noch wunderbarer ist, es wurden auch die Veränderungen der
Neigungen von der Kindheit an bis zum Erwachsenenalter durch die
Veränderungen des Angesichts gezeigt; und es wurde mir bei
diesem Alter zu erkennen gegeben, wieviel Kindliches es beibehalten
hatte, und daß dieses das eigentlich Menschliche desselben war;
denn beim Kinde ist die Unschuld in äußerer Gestalt, und
die Unschuld ist das eigentlich Menschliche; denn in sie fließt,
wie in ihre Grundlage, Liebe und Liebtätigkeit vom Herrn ein.
Wenn
der Mensch wiedergeboren und weise wird, dann wird die Unschuld der
Kindheit, die eine äußere war, eine inwendige. Daher kommt
es, daß echte Weisheit in keinem anderen Tempel wohnt, als in
der Unschuld: Nr. 2305, 2306, 3183, 3994; ferner, daß niemand,
als wer etwas Unschuld hat, in den Himmel eingehen kann, nach des
Herrn Worten: „Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder, werdet ihr
nicht hineinkommen in das Reich der Himmel“: Matth. 18/3; Mark.
10/15.
*4798.
Aus ihren Angesichtern kann man auch die bösen Geister er
kennen; denn alle ihre Begierden oder bösen Neigungen sind ihren
Angesichtern aufgeprägt; und man kann aus ihren Angesichtern
auch er kennen, mit welchen Höllen sie Gemeinschaft haben; denn
es gibt sehr viele Höllen, alle unterschieden nach den Gattungen
und Arten der Begierden des Bösen.
Im
allgemeinen sind ihre Angesichter, wenn sie beim Licht des Himmels
erscheinen, beinahe leblos, fahl wie die der Leichname, bei einigen
schwarz und bei einigen ganz unförmig (monstrosae); denn sie
sind Gestalten des Hasses, der Grausamkeit, der List, der Heuchelei.
Aber unter sich, in ihrem eigenen Lichtschein, erscheinen sie vermöge
der Phantasie anders.
*4799.
Es waren Geister bei mir von einem anderen Weltkörper, von dem
anderwärts gehandelt werden wird; ihr Angesicht war verschieden
von den Angesichtern der Menschen unserer Erde; es war hervorstehend,
hauptsächlich um die Lippen herum und außerdem von edlem
Gepräge.
Ich
redete mit ihnen über ihre Lebensweise und die Art des Umgangs
miteinander. Sie sagten, daß sie miteinander vorzüglich
durch Veränderungen des Angesichts, hauptsächlich durch
Veränderungen um die Lippen herum gesprochen; und daß sie
die Neigungen durch Teile des Angesichts, welche die Augen umgeben,
ausgedrückt hätten, so daß ihre Genossen ganz wohl
begreifen konnten, sowohl was sie dachten als was sie wollten. Das
suchten sie mir auch durch den Einfluß in meine Lippen zu
zeigen, durch verschiedene Faltungen und Biegungen um sie herum. Aber
die Veränderungen konnte ich nicht aufnehmen, weil meine Lippen
von Kindheit an nicht an solches gewöhnt worden waren, aber
dennoch konnte ich, was sie redeten, vernehmen durch die Mitteilung
ihres Denkens.
Daß
aber die Rede im allgemeinen durch die Lippen ausgedrückt werden
kann, konnte ich an den vielfachen miteinander verflochtenen Reihen
von Muskelfasern ersehen, die in den Lippen sich befinden, und wenn
diese auseinander gelöst würden und sich in freier
Entfaltung äußerten, so könnten hier mehrere
Veränderungen dargestellt werden, die denjenigen unbekannt sind,
bei denen jene Muskelfasern zusammengepreßt liegen.
Daß
ihre Rede eine solche war, kommt daher, daß sie sich nicht
verstellen können, d.h. etwas anderes denken und etwas anderes
mit dem Angesicht zeigen; denn sie leben so aufrichtig miteinander,
daß sie gar nichts vor ihren Genossen verbergen, sondern diese
wissen sogleich, was sie denken, was sie wollen, dann auch, wie sie
gesinnt sind, und auch, was sie getan haben, denn die vollbrachten
Handlungen sind bei denen, die aufrichtig sind, im Gewissen; daher
können sie von anderen auf den ersten Blick in betreff der
inwendigeren Mienen oder Gesinnungen genau erkannt werden. Sie
zeigten mir, daß sie dem Angesicht keine Gewalt antun, sondern
es frei gewähren lassen. Anders als bei denen geschieht, die von
Jugend auf gewöhnt wurden, sich zu verstellen, nämlich
etwas anderes zu reden und zu tun als zu denken und zu wollen. Das
Angesicht solcher wird zusammengezogen, so daß es bereit ist,
sich zu verändern, je wie die List es verlangt. Alles, was der
Mensch verbergen will, zieht sein Angesicht zusammen, aber die
Zusammenziehung hört wieder auf, wenn etwas aus der Lüge
hervortritt, was als redlich erscheint.
Als
ich im Wort des Neuen Testaments vom Herrn las, waren jene Geister
und auch einige Christen gegenwärtig, und ich merkte, daß
sie Ärgernisse gegen den Herrn in ihrem Inneren hegten, wie
auch, daß sie dieselben heimlich mitteilen wollten. Jene, die
einem anderen Weltkörper angehörten, wunderten sich
darüber, daß sie von solcher Art waren. Ich durfte ihnen
aber sagen, daß sie in der Welt mit dem Mund nicht solcher Art
gewesen seien, sondern mit dem Herzen, und daß es sogar solche
gibt, die den Herrn predigen, obgleich sie zu dieser Art gehören,
und dann das Volk zu Seufzern und bisweilen zu Tränen bewegen
durch den Eifer erheuchelter Frömmigkeit, indem sie das, was sie
in ihrem Herzen denken, durchaus nicht merken lassen. Darob staunten
jene, daß es einen solchen Zwiespalt des Inwendigeren und
Auswendigeren geben könne, wobei sie sagten, daß sie von
einem solchen Zwiespalt gar nichts wüßten, und daß
es ihnen unmöglich sei, etwas anderes mit dem Munde zu reden und
mit dem Angesicht zu zeigen, als was den Herzensneigungen gemäß
ist, andernfalls würden sie in sich zerreißen und zugrunde
gehen.
*4800.
Sehr wenige können glauben, daß es Gesellschaften von
Geistern und Engeln gibt, denen das einzelne beim Menschen
entspricht, ferner, daß je mehrere Gesellschaften es sind, und
je mehr in einer Gesellschaft sich befinden, um so besser und stärker
die Entsprechung ist; denn in einer einmütigen Menge liegt
Stärke.
Damit
ich erkennen möchte, daß es so sei, wurde mir gezeigt, wie
sie in das Angesicht, in die Muskeln der Stirne und in die der
Wangen, sodann des Kinns und der Kehle einwirken und einfließen.
Denen, die zu jenem Gebiet gehörten, wurde einzufließen
gestattet, und dann veränderte sich ihrem Einfluß gemäß
das einzelne. Einige von ihnen redeten auch mit mir, aber sie wußten
nicht, daß sie dem Gebiet des Angesichts zugeteilt seien; denn
für welches Gebiet sie bestimmt sind, ist den Geistern
verborgen, nicht aber den Engeln.
*4801.
Es redete einer mit mir, der in der Zeit, als er in der Welt lebte,
die mehr äußerlichen Wahrheiten des Glaubens vor anderen
gewußt, aber dennoch kein den Glaubensgeboten gemäßes
Leben geführt hatte; denn er hatte nur sich geliebt und die
anderen im Vergleich mit sich verachtet und geglaubt, er werde unter
den Ersten im Himmel sein. Aber weil er ein solcher war, konnte er
keine andere Meinung vom Himmel haben, als wie von einem weltlichen
Reich.
Als
derselbe im anderen Leben erfuhr, daß der Himmel etwas ganz
anderes sei, und daß dort diejenigen die Ersten seien, die sich
anderen nicht vorgezogen, und hauptsächlich, die geglaubt
hatten, sie seien der Barmherzigkeit nicht würdig, sondern
verdienten nur, die Letzten zu sein, wurde er sehr unwillig, und
verwarf das, was zu seinem Glauben im Leibesleben gehört hatte.
Derselbe suchte fortwährend denen, die vom Gebiet der Zunge
waren, Gewalt anzutun. Sein Bemühen durfte ich auch mehrere
Wochen lang deutlich spüren und dadurch auch erkennen, welche
und wie beschaffen die sind, die der Zunge entsprechen und die,
welche ihnen entgegengesetzt sind.
*4802.
Es gibt auch solche Geister, die gewissermaßen das Licht
des Himmels zulassen und die Wahrheiten des Glaubens aufnehmen, aber
dennoch böse sind, doch so, daß sie einiges Innewerden des
Wahren haben. Sie nehmen auch die Wahrheiten begierig auf, aber nicht
in der Absicht, danach zu leben, sondern um sich dessen zu rühmen,
daß sie vor anderen verständig und scharfsichtig
erscheinen; denn der Verstand des Menschen ist so beschaffen, daß
er die Wahrheiten aufnehmen kann; aber gleichwohl werden die
Wahrheiten ihnen nicht angeeignet, wenn sie nicht danach leben. Wenn
das Verständige des Menschen nicht so beschaffen wäre, so
könnte der Mensch nicht gebessert werden.
Die
von solcher Art in der Welt gewesen sind, daß sie nämlich
die Wahrheiten verstanden, und dennoch ein böses Leben führten,
sind auch so geartet im anderen Leben, aber ihre Fähigkeit,
Wahres zu verstehen, mißbrauchen sie dort zum Herrschen; denn
sie wissen dort, daß sie durch die Wahrheiten Gemeinschaft
haben mit einigen Gesellschaften des Himmels, folglich daß sie
bei den Bösen sein und etwas gelten können, denn die
Wahrheiten führen im anderen Leben eine Macht mit sich. Weil sie
aber ein Leben des Bösen haben, sind sie in der Hölle.
Ich
habe mit zweien, die bei Leibesleben so geartet waren, geredet; sie
wunderten sich, daß sie in der Hölle seien, da sie doch
die Wahrheiten des Glaubens mit Überzeugung geglaubt hätten.
Aber es wurde ihnen gesagt, das bei ihnen befindliche Licht, durch
das sie die Wahrheiten verstehen, sei wie das Winterlicht in der
Welt, in dem die Gegenstände mit ihrer Schönheit und mit
ihren Farben ebenso erscheinen wie im Sommerlicht, und doch erstarrt
alles in jenem Licht und stellt sich nichts Liebliches und
Erfreuliches dar. Und weil ihr Zweck, die Wahrheiten zu verstehen,
nur der Ruhm und somit selbstsüchtig war, so könne die
Sphäre jener Zwecke, wenn sie sich gegen die inwendigeren Himmel
zu den dortigen Engeln erhebt, die einzig und allein die Zwecke
wahrnehmen, nicht ertragen werden, sondern werde zurückgestoßen.
Das sei der Grund, warum sie in der Hölle seien.
Es
wurde hinzugefügt, daß man solche ehemals vor allen
übrigen Schlangen vom Baum der Erkenntnis genannt habe, weil
sie, sobald sie aus ihrem Leben vernünfteln, alsdann gegen die
Wahrheiten sprechen; und außerdem seien sie einem Weibe gleich,
das ein hübsches Angesicht und doch einen abscheulichen Geruch
hat und deswegen überall, wohin sie kommt, aus den
Gesellschaften hinausgeworfen wird. Im anderen Leben geben auch
solche, wenn sie zu den Gesellschaften der Engel kommen, wirklich
einen Gestank von sich, den sie auch selber empfinden, wenn sie sich
jenen nähern.
Hieraus
kann auch erhellen, was der Glaube ist ohne ein Leben des Glaubens.
*4803.
Bemerkenswert ist auch — was in der Welt ganz unbekannt —
daß sich die Zustände der guten Geister und der Engel
fortwährend verändern und vervollkommnen, und daß sie
so in das Inwendigere des Gebiets, worin sie sich befinden, somit zu
edleren Geschäften erhoben werden; denn im Himmel findet eine
fortwährende Reinigung und sozusagen Neuschöpfung statt.
Aber dennoch verhält sich die Sache so, daß niemals ein
Engel in Ewigkeit zu einer absoluten Vollkommenheit gelangen kann.
Der Herr allein ist vollkommen, in Ihm und aus Ihm ist alle
Vollkommenheit.
Die
dem Mund entsprechen, wollen immerfort reden, denn im Reden suchen
sie das höchste Vergnügen; wenn sie vervollkommnet werden,
werden sie dahin gebracht, daß sie nichts anderes reden, als
was den Genossen, dem Gemeinwesen, dem Himmel, dem Herrn frommt. Die
Lust so zu reden, wird bei ihnen um so größer, je mehr
sich die Begierde, bei der Rede sich selbst im Auge zu haben und nach
der Weisheit aus selbstsüchtigem Beweggrund zu trachten
verliert.
*4804.
Es gibt sehr viele Gesellschaften im anderen Leben, die
Freundschaftsgesellschaften genannt werden. Sie werden aus denen
gebildet, die im Leben des Leibes die Lust der Unterhaltung jeder
anderen Lust vorgezogen haben, und diejenigen, mit denen sie sich
unterhielten, geliebt haben, ohne sich darum zu bekümmern, ob
sie gut oder böse waren, wenn sie sie nur angenehm unterhielten,
die also nicht Freunde des Guten noch des Wahren gewesen sind. Die
solcherart waren im Leben des Leibes, sind auch so im anderen Leben;
sie schließen sich an, bloß um des Vergnügens an der
Unterhaltung willen.
Mehrere
solcher Gesellschaften waren bei mir, aber etwas fern; sie erschienen
hauptsächlich ein wenig zur Rechten über dem Haupt. Ihre
Anwesenheit durfte ich merken an der Erschlaffung und Abstumpfung und
an der Beraubung des Lustreizes, worin ich mich befand; denn die
Gegenwart solcher Gesellschaften bringt dies mit sich; denn wo sie
hin kommen, nehmen sie anderen den Lustreiz weg, und, was wunderbar
ist, sie eignen sich denselben an. Sie machen die bei anderen
befindlichen Geister abwendig und wenden sie sich selber zu, daher
tragen sie den Lustreiz des anderen auf sich über, und weil sie
dadurch denen, die im Guten sind, lästig und schädlich
sind, werden sie vom Herrn abgehalten, daß sie den himmlischen
Gesellschaften nicht nahe kommen.
Hieraus
durfte ich mich überzeugen, welchen Schaden fürs geistige
Leben einem Menschen die Freundschaft bringt, wenn man die Person
berücksichtigt und nicht das Gute. Es kann zwar jeder Freund
sein dem anderen, aber dennoch soll er am meisten dem Guten
befreundet sein.
*4805.
Es gibt auch Gesellschaften von innigerer Freundschaft, welche die
äußere Lust des anderen nicht vorwegnehmen und auf sich
überleiten, sondern bloß seine inwendigere Lust oder Wonne
aus der Neigung zu geistigen Dingen.
Diese
sind vorne zur Rechten, nahe über der unteren Erde, und einige
von ihnen etwas weiter oben. Mit denen, die unten waren, habe ich
einige Male geredet, und dann flossen die oben Befindlichen gemeinsam
ein. Diese waren im Leben des Leibes so geartet, daß sie die,
welche innerhalb ihrer Gemeinschaft waren, von Herzen geliebt, wie
auch mit brüderlicher Gesinnung einander umfaßt hatten.
Sie hatten geglaubt, sie allein seien lebendig und im Licht, und die
außer ihrer Gesellschaft Befindlichen beziehungsweise gleichsam
unlebendig und nicht im Licht; und weil so geartet, meinten sie auch,
der Himmel des Herrn bestehe bloß aus den wenigen, die sie
seien. Aber ich durfte ihnen sagen, daß der Himmel unermeßlich
groß sei und aus allerlei Volk und Zunge bestehe, und daß
darin alle seien, die im Guten der Liebe und des Glaubens gewesen
sind; und es wurde gezeigt, daß im Himmel viele Engel sind, die
alle Gebiete des Leibes in Ansehung seiner auswendigeren und in
wendigeren Teile darstellen. Wenn sie aber nicht nach höheren
Dingen trachten würden, als was ihrem Leben entspricht, so
könnten sie den Himmel nicht haben; hauptsächlich, wenn sie
andere, die außerhalb ihrer Gesellschaft sind, verdammen
würden; und daß dann ihre Gesellschaft eben bloß
eine Gesellschaft vertrauterer Freundschaft sei, von solcher Art, daß
sie andere der Wonne geistiger Neigung berauben, so bald sie zu ihnen
nahen; denn sie betrachten sie als Nichtauserwählte und als
Nichtlebendige, und dieser Gedanke, wenn er sich mitteilt, verursacht
ein trauriges Gefühl, was jedoch nach den Ordnungsgesetzen im
anderen Leben auf sie zurückfällt.
*4931. Von der Entsprechung der Hände, Arme,
Füße und Lenden mit demselben.
Früher
wurde gezeigt, daß der ganze Himmel einen Menschen mit seinen
einzelnen Organen, Gliedern und Eingeweiden darstellt, und zwar
deshalb, weil der Himmel den Herrn darstellt; denn der Herr ist alles
in allem des Himmels, in der Weise, daß der Himmel im
eigentlichen Sinn das göttlich Gute und das göttlich Wahre
ist, das vom Herrn ausgeht. Daher kommt es, daß der Himmel
gleichsam in ebenso viele Gebiete abgeteilt ist, wie es Eingeweide,
Organe und Glieder im Menschen gibt, mit denen auch eine Entsprechung
stattfindet. Wenn keine solche Entsprechung des Menschen mit dem
Himmel und durch den Himmel mit dem Herrn stattfände, würde
der Mensch auch nicht einen Augenblick bestehen können. Jene
alle werden im Verband erhalten durch den Einfluß.
Aber
alle jene Gebiete beziehen sich auf zwei Reiche, nämlich auf das
himmlische und auf das geistige Reich. Jenes Reich, nämlich das
himmlische, ist das Reich des Herzens im Größten Menschen,
und dieses, nämlich das geistige Reich ist das Reich der Lunge
daselbst, ebenso wie im Menschen. Im Ganzen und in den einzelnen
Teilen desselben regiert das Herz und die Lunge. Jene zwei Reiche
sind auf wunderbare Weise miteinander verbunden; diese Verbindung
wird auch in der Verbindung des Herzens und der Lunge beim Menschen
und in der Verbindung der Wirkungen beider in den einzelnen Gliedern
und Eingeweiden vorgebildet.
Solange
der Mensch ein Embryo oder wenn er noch im Mutterleib ist, ist er im
Reich des Herzens; wenn er aber aus dem Mutterleib her ausgekommen
ist, dann kommt er zugleich in das Reich der Lunge; und wenn er durch
die Wahrheiten des Glaubens sich in das Gute der Liebe einführen
läßt, dann kommt er vom Reich der Lunge wieder in das
Reich des Herzens im Größten Menschen; denn auf diese
Weise kommt er wie der in den Mutterleib und wird wiedergeboren; und
dann werden auch bei ihm jene zwei Reiche verbunden, aber in
umgekehrter Ordnung, denn zuerst war das Reich des Herzens bei ihm
unter der Herrschaft der Lungen, d.h. früher herrschte bei ihm
das Glaubenswahre, aber nachher herrscht das Liebtätigkeitsgute.
Daß
das Herz dem Guten der Liebe entspricht, und die Lunge dem Wahren des
Glaubens, sehe man Nr. 3635, 3883-3896.
*4932.
Im Größten Menschen entsprechen den Händen und Armen
und auch den Schultern die, welche in der Macht sind durch das
Glaubenswahre aus dem Guten; denn die, welche im Glaubenswahren aus
dem Guten stehen, sind in der Macht des Herrn, denn sie schreiben Ihm
alle Macht zu, und sich selber keine, und je mehr sie sich keine
zuschreiben — nicht mit dem Munde, sondern mit dem Herzen —
desto größere Macht haben sie. Die Engel werden daher
Mächte und Gewalten genannt.
*4933.
Daß die Hände, Arme, Schultern der Macht im Größten
Menschen entsprechen, hat den Grund, daß die Kräfte und
Mächte des ganzen Leibes und aller seiner Eingeweide sich auf
jene beziehen; denn der Leib übt seine Kräfte und Mächte
aus durch Arme und Hände. Daher kommt es auch, daß im Wort
durch Hände, Arme und Schultern Mächte bezeichnet werden.
Daß durch Hände, sehe man Nr. 878, 3387; daß durch
Arme, wird aus mehreren Stellen klar, z.B. aus folgenden:
Jes.
33/2: „Sei unser Arm an jedem Morgen“.
Jes.
40/10: „Der Herr Jehovih wird im Starken kommen, und Sein Arm
wird herrschen für Ihn“.
Jes.
44/12: „Er wirkt dies durch den Arm Seiner Stärke“.
Jes.
51/5: „Meine Arme werden die Völker richten“.
Jes.
51/9: „Ziehe Stärke an, Arm Jehovahs“.
Jes.
63/5: „Ich sah mich um, und es war kein Helfer, darum schaffte
Mir Heil Mein Arm“.
Jerem.
17/5: „Verflucht ist, wer vertrauet auf einen Menschen, und
hält Fleisch für seinen Arm“.
Jerem.
27/5; 32/17: „Gemacht habe Ich die Erde, den Menschen und das
Tier, durch Meine große Kraft und durch Meinen ausgestreckten
Arm“.
Jerem.
48/25: „Abgehauen ist das Horn Moabs, und sein Arm zerbrochen“.
Hes.
30/22, 24, 25: „Ich zerbreche die Arme des Königs von
Ägypten, dagegen werde Ich stärken die Arme des Königs
von Babel“.
Ps.
10/15: „Jehovah, zerbrich den Arm des Gottlosen“.
Ps.
79/11: „Nach der Größe Deines Armes laß
übrigbleiben die Söhne des Todes“.
5.
Mose 7/19; 11/2, 3; 26/8; Jerem. 32/21; Ps. 136/12: „Ausgeführt
wurden sie aus Ägypten mit starker Hand und ausgerecktem Arme“.
Hieraus kann auch erhellen, daß durch die Rechte im Wort höhere
Macht, und durch sitzen zur Rechten Jehovahs die Allmacht bezeichnet
wird: Matth. 26/63, 64; Luk. 22/69; Mark. 14/61, 62; 16/19.
*4934.
Es erschien mir ein nackter Arm, nach vorne einwärts gebogen,
der eine so große Kraft bei sich hatte und zugleich eine so
große Furcht einflößte, daß ich nicht bloß
schauderte, sondern daß es auch schien, als könnte ich
gleichsam in den allerkleinsten Staub und im Innersten zerstoßen
werden; er war unwiderstehlich. Dieser Arm erschien mir zweimal; und
ich wurde dadurch vergewissert, daß die Arme Stärke und
die Hände Macht bedeuten. Man spürte auch eine vom jenem
Arm ausströmende Wärme.
*4935.
Jener nackte Arm stellt sich in verschiedener Stellung sicht bar dar
und flößt derselben gemäß Furcht ein, und in
einer solchen Stellung, wie gleich oben gezeigt wurde, eine
unglaubliche; er scheint augenblicklich Mark und Bein zerbrechen zu
können.
Die,
welche im Leibesleben furchtlos waren, werden doch im an deren Leben
von jenem Arm in den größten Schrecken versetzt.
*4936.
Einige Male erschienen solche, die Stäbe hatten, und es wurde
gesagt, daß es Zauberer seien. Sie sind vorne zur Rechten weit
weg und tief unten in Höhlen; die, welche gefährliche
Zauberer waren, werden dort noch tiefer unten verborgen. Diese
erscheinen sich selbst als mit Stäben versehen; auch bilden sie
durch Phantasien mehrere Arten von Stäben und glauben, daß
sie durch dieselben Wunder tun könnten. Sie meinen nämlich,
in den Stäben sei eine Kraft, und zwar auch darum, weil die
Stäbe es sind, auf die sich die Rechte oder der Arm stützt,
die vermöge der Entsprechungen Kraft und Macht bedeuten.
Hieraus
wurde mir klar, warum die Alten den Zauberern Stäbe bei gelegt
haben, denn die alten Heiden wußten das aus der Alten
vorbildlichen Kirche, in der Stäbe wie Hände Macht
bedeuteten, man sehe Nr. 4876; und weil sie Macht bedeuteten, wurde
dem Mose befohlen, er solle, wenn Wunder geschehen sollten, den Stab
oder die Hand aus strecken: 2. Mose 4/17, 20; 8/1-11, 12-16; 9/23;
10/3-21; 14/21, 26, 27; 17/5, 6, 11, 12; 4. Mose 20/7-10.
*4937.
Die höllischen Geister stellen auch bisweilen vermöge ihrer
Phantasie eine Schulter dar, durch die sie bewirken, daß die
Kräfte zurückprallen; sie können auch wirklich nicht
durchdringen, dies gilt aber bloß für die, welche in
solcher Phantasie sind, denn sie wissen, daß die Schulter jeder
Macht in der geistigen Welt entspricht. Durch die Schulter wird auch
im Wort alle Macht bezeichnet, wie es sich deutlich zeigt in
folgenden Stellen:
Jes.
9/3: „Zerbrochen hast du das Joch seiner Last, und den Stab
seiner Schulter“.
Hes.
34/21: „Mit der Seite und Schulter dränget ihr, und mit
euren Hörnern stoßet ihr“.
Hes.
29/6, 7: „Zerspalten wirst du ihm alle Schulter“.
Zeph.
3/9: „Daß sie dienen dem Jehovah mit einer Schulter“.
Jes.
9/5: „Ein Knabe ist uns geboren, und die Herrschaft wird sein
auf Seiner Schulter“.
Jes.
22/22: „Geben werde Ich den Schlüssel des Hauses Davids
auf Seine Schulter“.
*4938.
Im Größten Menschen entsprechen den Füßen,
Fußsohlen und Fersen solche, die Natürliche sind, deshalb
wird durch Füße im Wort das Natürliche bezeichnet:
Nr. 2162, 3147, 3761, 3986, 4280; durch die Fuß sohlen das
untere Natürliche, und durch die Fersen das unterste Natürliche,
denn die himmlischen Dinge bilden im Größten Menschen das
Haupt, die geistigen Dinge den Leib und die natürlichen Dinge
die Füße. In dieser Ordnung folgen sie auch aufeinander.
Die himmlischen Dinge, welche die höchsten sind, endigen
(terminantur) in den geistigen, welche die mittleren sind, und die
geistigen in den natürlichen, den letzten.
*4939.
Einmal, als ich in den Himmel erhoben worden war, schien es mir,
als ob ich mit dem Haupt dort wäre, aber mit dem Leib unten und
mit den Füßen noch weiter unten; und hieraus wurde ich
inne, wie das Obere und Untere beim Menschen dem entspricht, was im
Größten Menschen ist, und wie das eine ins andere
einfließt; daß nämlich das Himmlische, welches das
Gute der Liebe und das Erste der Ordnung ist, einfließt ins
Geistige, welches das Wahre von daher und das zweite der Ordnung ist,
und endlich ins Natürliche, das dritte der Ordnung. Hieraus wird
klar, daß das Natürliche gleich ist den Füßen,
auf die das Obere sich stützt. Die Natur ist es auch, in die
dasjenige ausläuft, was der geistigen Welt und was dem Himmel
angehört. Daher kommt es, daß die ganze Natur eine das
Reich des Herrn darstellende Schaubühne ist, und daß das
Einzelne in ihr vorbildet, Nr. 2758, 3483. Daß ferner die Natur
durch den Einfluß jener Ordnung gemäß besteht, und
daß sie ohne Einfluß nicht einmal einen Augenblick
bestehen könnte.
*4940.
Als ich zum zweitenmal mit einer Säule von Engeln umgeben in
die Orte der Unteren hinabgelassen wurde, durfte ich ganz fühlbar
innewerden, daß die, welche in dem Land der Unteren waren, den
Füßen und Fußsohlen entsprechen. Auch sind jene Orte
unter den Füßen und Fußsohlen. Daselbst habe ich
auch mit ihnen geredet; es sind solche, die in der natürlichen
Lust waren und nicht in der geistigen. Über die untere Erde sehe
man Nr. 4728.
*4941.
In jenen Orten befinden sich auch die, welche alles der Natur,
dem göttlichen Wesen aber nur wenig zugeschrieben hatten. Mit
ihnen habe ich dort geredet, und als von der göttlichen
Vorsehung die Rede war, da schrieben dieselben alles der Natur zu,
wenn aber hier die, welche ein sittlich gutes Leben geführt
haben, eine Zeitlang dort behalten worden sind, legen sie dennoch
nach und nach diese Grundsätze ab, und nehmen die Grundsätze
des Wahren an.
*4942.
Als ich daselbst war, hörte ich auch in einer Kammer, wie wenn
auf der anderen Seite der Wand einige wären, die einbrechen
wollten; dadurch wurden die dort Befindlichen erschreckt, in der
Meinung, es seien Räuber; und es wurde gesagt, daß die
dort Befindlichen in einer solchen Furcht erhalten werden in der
Absicht, sie vom Bösen abzuschrecken, weil die Furcht für
einige ein Mittel der Besserung ist.
*4943.
Auf der unteren Erde unter den Füßen und Fußsohlen
sind auch solche, die in gute Taten und Werke ein Verdienst gesetzt
haben. Mehrere von ihnen glauben, Holz zu spalten. Der Ort, wo sie
sind, ist ziemlich kalt, und sie meinen sich durch ihre Arbeit warm
zu machen. Ich habe auch mit ihnen geredet, und ich durfte ihnen
sagen, ob sie nicht von jenem Ort weggehen wollten. Sie sagten, sie
hätten mit ihrer Arbeit noch nichts verdient.
Wenn
aber jener Zustand durchgemacht ist, dann werden sie von da
weggenommen. Auch sie sind Natürliche, weil die Seligkeit
verdienen wollen nicht geistig ist; und außerdem ziehen sie
sich anderen vor; einige verachten auch andere. Wenn sie keine
größere Freude als die übrigen im anderen Leben
bekommen, werden sie unwillig gegen den Herrn. Deshalb erscheint
zuweilen, wenn sie Holz spalten, gleichsam etwas vom Herrn unter dem
Holz, und zwar infolge ihres Unwillens. Weil sie aber ein frommes
Leben geführt und jenes aus Unwissenheit getan haben, in der
etwas von Unschuld war, darum werden von Zeit zu Zeit Engel zu ihnen
gesendet, die sie trösten. Und außerdem erscheint ihnen
von oben her zur Linken zuweilen etwas wie ein Schaf, von dessen
Anblick sie auch Trost empfangen.
*4944.
Die aus der Welt von der Christenheit herkommen und ein sittlich
gutes Leben geführt und etwas Liebtätigkeit gegen den
Nächsten gehabt, aber sich um geistige Dinge wenig gekümmert
haben, werden größtenteils an Orte unter den Füßen
und Fußsohlen versetzt und dort behalten, bis sie die
natürlichen Dinge, worin sie waren, abgelegt, und geistige und
himmlische Dinge, soweit es nach ihrem Leben möglich ist,
angenommen haben. Wenn sie diese angenommen haben, dann werden sie
von da zu himmlischen Gesellschaften erhoben. Ich sah einige Male
solche heraufkommen, und auch ihre Freude, daß sie nun ins
himmlische Licht kämen.
*4945.
In welcher Lage die Orte unter den Füßen sind, wurde mir
noch nicht zu wissen gegeben; es sind sehr viele, und dieselben
voneinander sehr verschieden. Im allgemeinen werden sie genannt Land
(oder Erde) der Unteren (Terra inferiorum).
*4946.
Es gibt einige, die im Leben des Leibes den Grundsatz an genommen
hatten, daß der Mensch sich nicht kümmern solle um das,
was dem inwendigen Menschen angehört, mithin um geistige Dinge,
sondern bloß um das, was den äußeren Menschen angeht
oder natürlich ist, aus dem Grund, weil die inwendigeren Dinge
ihre Lebenslust stören und Unlust verursachen. Diese wirkten auf
das linke Knie ein, und ein wenig oberhalb des Knies von vorne her,
und auch auf die Sohle des rechten Fußes.
Ich
redete mit ihnen in ihrem Aufenthaltsort. Sie sagten, sie hätten
im Leben des Leibes gemeint, daß bloß das Äußere
lebe, und sie hätten nicht verstanden, was das Inwendige sei;
mithin hätten sie das Natürliche erkannt, nicht aber, was
geistig sei. Aber es durfte ihnen gesagt werden, dadurch hätten
sie sich unzählig vieles verschlossen, was aus der geistigen
Welt hätte einfließen können, wenn sie die
inwendigeren Dinge anerkannt und so in ihre Denkvorstellungen
zugelassen hätten.
Ferner
durfte ich ihnen sagen, daß in einer jeden Denkvorstellung
unzählig vieles liege, was dem Menschen, hauptsächlich dem
natürlichen, nur als etwas Einfaches (unum simplex) vorkommt,
während doch unzählig (indefinita) vieles sei, was aus der
geistigen Welt einfließt und beim geistigen Menschen eine
höhere Anschauung bewirkt, vermöge der er sehen und auch
innewerden kann, ob etwas wahr oder nicht wahr sei; und weil sie
daran zweifelten, wurde dies durch eine lebendige Erfahrung gezeigt.
Es wurde ihnen eine einzige Vorstellung dargelegt, die sie als eine
einfache, mithin als einen dunklen Punkt sahen; so etwas läßt
sich im Himmelslicht leicht vorbilden. Als jene Vorstellung
aufgeschlossen, und ihnen zugleich das inwendigere Gesicht geöffnet
wurde, da lag es vor ihren Augen wie eine ganze zum Herrn führende
Welt, und es wurde gesagt, daß das bei einer jeden Vorstellung
des Guten und Wahren der Fall sei, daß sie nämlich ein
Bild des ganzen Himmels sei, weil sie vom Herrn kommt, der das Ganze
des Himmels ist, d.h. eben das, was Himmel genannt wird.
*4947.
Unter den Fußsohlen sind auch solche, die im Leibesleben der
Welt und dem Wohlleben gefrönt haben, indem sie sich an
weltlichen Dingen ergötzten, und gerne herrlich und in Freuden
lebten, aber nur aus äußerer oder leiblicher Begierde,
nicht aber aus inwendiger oder Gemütsneigung; denn sie übten
keinen Hochmut, sodaß sie sich anderen vorgezogen hätten,
obwohl sie in hoher Würde standen. Daß sie so leb ten,
taten sie nur in Rücksicht auf ihren Körper (ex corpore
egerunt); daher haben solche die Lehren der Kirche nicht verworfen,
weniger noch haben sie sich dagegen begründet. Im Herzen haben
sie denselben beigepflichtet, weil die, welche das Wort studieren, es
verstehen müssen. Bei einigen, die so beschaffen, ist das
Inwendigere bis zum Himmel geöffnet, und es wird in dasselbe
nach und nach Himmlisches eingepflanzt, nämlich Gerechtigkeit,
Redlichkeit, Frömmigkeit, Liebtätigkeit, Barmherzigkeit,
und alsdann werden sie in den Himmel erhoben.
*4948.
Diejenigen aber, die im Leibesleben von ihrem Inwendigeren aus nichts
anderes dachten und anstrebten, als was ihnen selbst und der Welt
angehört, haben sich jeden Weg oder allen Einfluß aus dem
Himmel verschlossen, denn die Selbst- und Weltliebe ist
entgegengesetzt der himmlischen Liebe.
Diejenigen
von ihnen, die zugleich in Vergnügungen oder in einem üppigen
Leben, verbunden mit innerlicher Schlauheit, gelebt haben, sind unter
der Sohle des rechten Fußes, hier aber tief unten, somit unter
dem Land der Unteren, wo ihre Hölle ist. In ihren Wohnungen ist
lauter Schmutz. Sie glauben auch, solche Dinge an sich zu tragen,
denn diese entsprechen einem solchen Leben. Man empfindet dort einen
Gestank von allerlei verschiedenem Schmutz nach den Gattungen und
Arten ihres Lebens. Hier leben viele, die in der Welt zu den
Angesehenen gehörten.
*4949.
Es gibt mehrere, die ihre Wohnungen unter den Fußsohlen
haben, mit denen ich zuweilen redete. Ich sah, wie einige derselben
sich bemühten, heraufzukommen, und ich durfte auch ihre Bemühung
heraufzukommen spüren, und zwar bis zu den Knien, aber sie
fielen zurück. So wird es sinnlich wahrnehmbar vorgebildet, wenn
etliche aus ihren Wohnungen zu Höheren hinauf verlangen, wie
diese zu den Wohnungen derjenigen, die im Gebiet der Knie und
Schenkel sind. Es wurde mir gesagt, es seien solche, die andere neben
sich verachtet hatten, weshalb sie auch emporkommen wollen, und nicht
bloß durch den Fuß in den Schenkel, sondern auch, wenn
sie könnten, über das Haupt hinauf; den noch aber fallen
sie zurück. Sie sind auch in einer Art von Dummheit, denn eine
solche Anmaßung verlöscht und erstickt das Himmelslicht,
mithin die Einsicht; deshalb erscheint die Sphäre, die jene
umgibt, wie ein dichter Nebel.
*4950.
Unter dem linken Fuß, ein wenig links, sind solche, die der
Natur alles zugeschrieben, aber dennoch das Dasein eines Wesens in
der Welt bekannten, von dem alles in der Natur herkomme. Aber es
wurde erforscht, ob sie ein Weitwesen oder ein höchstes Wesen
geglaubt haben, das alles geschaffen. Aber aus ihrem nur mitgeteilten
Denken wurde ich inne, daß es gleichsam etwas Unbeseeltes war,
das sie glaub ten, worin kein Lehen. Hieraus konnte erhellen, daß
sie keinen Weltschöpfer, sondern die Natur anerkannten. Sie
sagten auch, daß sie keine Vorstellung von einer lebendigen
Gottheit haben könnten.
*4951.
Unter der Ferse, ein wenig mehr rückwärts, ist tief unten
eine Hölle; der Zwischenraum erscheint wie leer; hier sind die
Boshaftesten. Heimlich erforschen sie die Gesinnungen, um zu schaden
und machen heimliche Nachstellungen, um ins Verderben zu bringen.
Darin bestand ihre Lebenslust.
Ich
habe sie öfters beobachtet: sie ergießen das Gift ihrer
Bosheit gegen die, welche in der Geisterwelt sind, und die dort
Befindlichen regen sie durch verschiedene Trugkünste auf. Sie
sind innerlich Boshafte. Sie erscheinen dort gleichsam in Mänteln,
und zuweilen auch anders. Sie werden oft gestraft, und dann werden
sie tiefer hinunter versetzt und gleichsam mit einer Wolke verhüllt,
welche die von ihnen ausdünstende Sphäre der Bosheit ist.
Aus jener Tiefe wird zuweilen wie ein mörderisches Getümmel
gehört. Sie können andere zu Tränen bewegen und können
auch Furcht einjagen. Dieses haben sie im Leibesleben da durch
angenommen, daß sie bei Kranken und Einfältigen waren, um
Vermögen zu erlangen; dieselben haben sie zum Weinen gebracht
und so zum Mitleiden angeregt, und wenn sie so nicht zu ihrem Zweck
kamen, flößten sie Furcht ein. Solcherart sind die
meisten, die für die Klöster in solcher Weise mehrere
Häuser beraubt haben.
Es
wurden auch einige in mittlerer Entfernung beobachtet, aber diese
glauben, wie in einer Kammer zu sitzen und sich zu beraten. Sie sind
auch boshaft, aber nicht in so hohem Grade.
*4952.
Einige von denen, die Natürliche sind, sagten, sie wüßten
nicht, was sie glauben sollten, weil ja einem jeden dem Leben gemäß,
und auch den Gedanken aus begründeten Meinungen gemäß
sein Los zu geteilt werde; aber es wurde ihnen geantwortet, daß
es für sie genügt hätte, wenn sie geglaubt hätten,
daß ein Gott sei, der alles regiere, und daß es ein Leben
nach dem Tode gebe, und hauptsächlich, wenn sie nicht gelebt
hätten wie e wildes Tier, sondern wie ein Mensch, nämlich
in der Liebe zu Gott und in der Liebtätigkeit gegen den
Nächsten, somit im Wahren und Guten, nicht aber diesen
entgegengesetzt. Sie behaupteten aber, daß sie so gelebt
hätten; allein es wurde wieder geantwortet, daß sie im
Äußeren als solche erschienen seien, wenn aber die Gesetze
es nicht gehindert hätten, so würden sie sich auf das Leben
und die Güter eines jeden wütender gestürzt haben als
wilde Tiere. Abermals sagten sie, sie hätten nicht gewußt,
was Liebtätigkeit gegen den Nächsten und was das Inwendige
sei, aber es wurde ihnen geantwortet, sie hätten nichts davon
wissen können, weil die Selbst- und Weltliebe und äußere
Dinge ihr Denken und Wollen ganz eingenommen habe.
*5050. Von der Entsprechung der Lenden und
Geschlechtsteile mit demselben.
Welche
Geister im Größten Menschen oder Himmel zum Gebiet der
Hände, Arme und Füße gehören, wurde am Ende des
vorigen Kapitels, Nr. 4931-4953 aus Erfahrung gezeigt. Hier soll nun
gesagt werden, was für Gesellschaften im Himmel oder im Größten
Menschen es sind, denen die Lenden, wie auch die mit den Lenden
zusammenhängenden Glieder, welche die Geschlechtsteile genannt
werden, entsprechen. Im allgemeinen merke man, daß die Lenden
und die mit ihnen zusammenhängenden Glieder der echten ehelichen
Liebe, folglich den Gesellschaften entsprechen, in denen sich Geister
von solcher Art befinden. Die daselbst sich befinden, sind mehr als
die übrigen himmlisch, und leben mehr als die übrigen in
der Wonne des Friedens.
*5051.
In einem ruhigen Traum sah ich einige in einem hölzernen
Behälter gepflanzte Bäume, von denen einer hochgewachsen,
der andere niedriger und zwei klein waren. Es erfreute mich
hauptsächlich der niedrigere Baum, und unterdessen regte eine
ungemein liebliche Ruhe, die ich nicht aussprechen kann, mein Gemüt
an. Aufgewacht vom Schlaf, redete ich mit denen, die den Traum
herbeigeführt hatten. Es waren Engelsgeister (man sehe Nr. 1977,
1979), die sagten, was durch jenes Gesicht bezeichnet wurde, nämlich
die eheliche Liebe: durch den hochgewachsenen Baum der Gatte, durch
den niedrigeren die Gattin, durch die zwei kleinen die Kinder. Sie
sagten ferner, daß die ungemein liebliche Ruhe, die das Gemüt
anregte, anzeige, welch lieblichen Frieden diejenigen im anderen
Leben genießen, die in echter ehelicher Liebe gelebt haben. Sie
setzten hinzu, daß solche es seien, die zum Gebiet der Schenkel
zunächst über den Knien gehören, und daß die,
welche in einem noch lieblicheren Zustande sind, zum Gebiet der
Lenden gehören.
Es
wurde auch gezeigt, daß eine Gemeinschaft durch die Füße
mit den Fußsohlen und Fersen bestehe. Daß eine solche
Gemeinschaft stattfindet, erhellt auch aus dem großen Nerven im
Schenkel, der seine Ausläufer nicht nur durch die Lenden zu den
für die Zeugung bestimmten Gliedern, welche die Organe der
ehelichen Liebe sind, aussendet, sondern auch durch die Füße
zu den Fußsohlen und zu den Fersen. Es wurde dann auch
enthüllt, was im Wort durch die Hüftpfanne und den
Hüftmuskel, der bei Jakob verrenkt wurde, als er mit dem Engel
rang, verstanden wurde: 1. Mose 32/25, 31, 32, wovon Nr. 4280, 4281,
4314-4317.
Es
erschien mir hierauf ein großer Hund, ähnlich wie der,
welcher bei den ältesten Schriftstellern Zerberus genannt wird;
er hatte einen schauerlichen Rachen. Es wurde mir gesagt, daß
ein solcher Hund die Wache bedeute, damit der Mensch nicht von der
himmlischen ehelichen Liebe zur Liebe des Ehebruchs, die höllisch
ist, übertrete, denn himmlische eheliche Liebe ist es, wenn ein
Mensch mit seiner Gattin, die er zärtlich liebt und mit seinen
Kindern im Herrn zufrieden lebt, wodurch er in der Welt innerliches
Wohlsein und im anderen Leben himmlische Freude hat; wenn man aber
von jener Liebe zum Gegenteil übergeht und dabei eine gleichsam
himmlische Lust zu haben meint, während es doch eine höllische
ist, dann stellt sich ein solcher Hund dar, der gleichsam darüber
wachen soll, daß nicht die entgegengesetzten Vergnügungen
in Gemeinschaft kommen.
*5052.
Der innerste Himmel ist es, durch den der Herr eheliche Liebe
einflößt. Die in demselben Lebenden sind mehr als die
übrigen im Frieden. Der Friede in den Himmeln ist
vergleichsweise wie der Frühling in der Welt, der alles mit
Wonne erfüllt. Er ist das eigentlich Himmlische in seinem
Ursprung. Die Engel daselbst sind die allerweisesten, und vermöge
ihrer Unschuld erscheinen sie anderen wie Kinder. Sie lieben auch die
Kinder viel mehr, als deren Väter und Mütter. Dieselben
sind bei den Kindern im Mutterleib, und durch sie sorgt der Herr, daß
die Kinder daselbst ernährt und vollkommen ausgebildet werden.
Somit stehen auch die Schwangeren unter ihrer Obhut.
*5053.
Es gibt himmlische Gesellschaften, denen alle und jede Glieder
und Organe, die der Zeugung gewidmet sind, in beiderlei Geschlecht,
entsprechen. Jene Gesellschaften sind von anderen unterschieden, wie
auch jenes Gebiet im Menschen von den übrigen wohl unterschieden
und getrennt ist.
Daß
jene Gesellschaften himmlische sind, hat den Grund, weil die eheliche
Liebe allen Liebestrieben zugrunde liegt: Nr. 686, 2733, 2737, 2738.
Sie zeichnet sich auch vor den übrigen durch ihren Nutzzweck und
die damit verbundene Lebensfreude aus; denn die Ehen sind die
Pflanzschulen des ganzen Menschengeschlechts und auch die
Pflanzschulen des himmlischen Reiches des Herrn, denn aus dem
Menschengeschlecht bildet sich der Himmel.
*5054.
Diejenigen, die kleine Kinder auf das Zärtlichste geliebt
hatten, wie auch solche Mütter, sind im Gebiete des Uterus und
der Organe umher, nämlich im Gebiet des Mutterhalses und der
Eierstöcke, und die, welche dort sich befinden, sind in einem
überaus angenehmen und wonnigen Leben und sind in himmlischer
Freude vor anderen.
*5055.
Aber welche und was für Gesellschaften es sind, die zu den
einzelnen Zeugungsorganen gehören, wurde nicht zu wissen
gegeben, denn sie sind zu innerlich, als daß sie von einem, der
in einer niedrigeren Sphäre sich befindet, begriffen werden
könnten. Sie stellen auch die Nutzzwecke jener Organe dar, die
verborgen sind, und zugleich dem Wissen entzogen aus einer Ursache,
die providentiell (d.h. von der Vorsehung angeordnet) ist, damit
nicht solches, was an sich überaus himmlisch ist, durch
unsaubere Gedanken verletzt werde, die der Unzucht, Hurerei und dem
Ehebruch angehören, denn solche Gedanken werden bei sehr vielen
erweckt, wenn jene Organe nur genannt werden. Deshalb darf nur
einiges ferner Liegende, was gesehen wurde, berichtet werden.
*5056.
Ein gewisser Geist von einer anderen Erde war bei mir (von den
Geistern aus anderen Erdkörpern wird, aus göttlicher
Barmherzigkeit des Herrn, anderswo gesprochen werden), derselbe bat
angelegentlich, ich möchte mich für ihn verwenden, daß
er in den Himmel kommen könnte. Er sagte, er wisse nicht, daß
er Böses getan habe, nur daß er die Einwohner jenes
Erdkörpers gescholten, denn es gibt bei ihnen Schelter und
Züchtiger derjenigen, die nicht recht leben, von denen ich auch
sprechen werde, wenn von den Bewohnern anderer Erdkörper die
Rede sein wird. Er setzte hinzu, nachdem er sie gescholten, habe er
sie belehrt; er redete alsdann gleichsam zweizüngig.
Derselbe
konnte wirklich Mitleid erregen, aber ich konnte ihm nichts anderes
antworten, als daß ich ihm nicht helfen könne, und daß
dies einzig beim Herrn stehe, und daß er, wenn er würdig
sei, Hoffnung haben könne. Aber alsdann wurde er unter die
gutartigen Geister von seinem Erdkörper zurückgeschickt;
doch diese sagten, er könne nicht in ihrer Genossenschaft sein,
weil er nicht so beschaffen sei wie sie. Weil er aber doch aus
sehnlichem Verlangen flehte, daß er in den Himmel eingelassen
werden möchte, wurde er in einen Verein gutartiger Geister
dieses Erdkörpers versetzt. Allein auch diese sagten, er könne
nicht bei ihnen sein. Er erschien auch von schwarzer Farbe im Licht
des Himmels, aber er sagte selbst, er sei nicht von schwarzer,
sondern von bräunlicher Farbe (murrhinicotoris, wie der
Edelstein Chalcedon).
Es
wurde mir gesagt, solcherart seien im Anfang die, welche nachher
unter diejenigen aufgenommen werden, die das Gebiet der Samenbläschen
bilden, denn in jenen Bläschen sammelt sich der Samen mit einer
passenden Flüssigkeit, mit der er verbunden und durch die
Verbindung fähig gemacht wird, daß er, nachdem er
ausgelassen worden, im Gebärmutterhalse sich löst, und so
zur Empfängnis dient, und es liegt in einer solchen Substanz ein
Trieb und gleichsam eine Sehnsucht, Nutzen zu leisten, somit der
Flüssigkeit sich zu entledigen, womit er bekleidet ist. Etwas
Ähnliches zeigte sich auch bei jenem Geist.
Er
kam abermals zu mir, aber in einer geringen Kleidung und sagte, er
brenne vor Verlangen in den Himmel zu kommen, und er merke jetzt, daß
er dazu geeignet sei. Ich durfte ihm sagen, das sei vielleicht ein
Anzeichen, daß er bald aufgenommen werde. Es wurde ihm dann von
den Engeln gesagt, er solle das Kleid abwerfen. Jetzt warf er es aus
Verlangen so schnell von sich, daß es kaum etwas Schnelleres
geben kann. Dadurch wurde vorgebildet, von welcher Art die Wünsche
derjenigen sind, die in dem Gebiet sich befinden, dem die
Samenbläschen entsprechen.
*5057.
Es erschien mir ein Mörser, bei dem ein Mann mit einem eisernen
Instrument stand, der in seiner Phantasie in jenem Gefäß
Menschen zu zerstampfen wähnte, indem er sie auf schreckliche
Art marterte. Dies tat jener Mann mit großer Lust. Die Lust
selbst wurde mir mitgeteilt, auf daß ich wüßte, was
für eine und eine wie große Lust diejenigen haben, die
solcherart sind. Es war eine höllische Lust.
Von
den Engeln wurde mir gesagt, daß eine solche Lust bei Jakobs
Nachkommen geherrscht habe, und daß sie in nichts eine größere
Lust empfunden hätten, als die Heiden grausam zu mißhandeln,
und wenn sie getötet waren, sie den wilden Tieren und Vögeln
zum Fraß auszusetzen; sie lebendig zu zersägen und mit
Beilen zu zerhauen, in einen Ziegelofen zu werfen: 2. Sam. 12/31,
Kinder zu zerschmettern und hinzuwerfen. Solches wurde gar nie
befohlen und gar nie zugelassen, als solchen, bei denen der
Hüftmuskel verrenkt ist: Nr. 5051.
Solche
wohnen unter der rechten Ferse, wo sich Ehebrecher befinden, die auch
grausam sind. Es ist daher zu verwundern, daß irgend jemand
glauben mag, jene Völkerschaft sei eine vor anderen auserwählte
gewesen. Daher kommt es auch, daß mehrere sich in der Meinung
bestärken, das Leben mache es nicht aus, sondern es komme auf
die Auserwählung an, und so geschehe die Aufnahme in den Himmel
aus bloßer Barmherzigkeit, möge das Leben gewesen sein,
wie es wolle, während doch jeder aus gesunder Vernunft sehen
kann, daß so zu denken gegen das Göttliche ist; denn das
Göttliche ist die Barmherzigkeit selbst. Des halb würden,
wenn der Himmel aus bloßer Barmherzigkeit zuteil würde,
wie auch immer das Leben gewesen sein mochte, alle, soviel ihrer
wären, aufgenommen. Jemand in die Hölle verstoßen, um
daselbst gepeinigt zu werden, während er doch in den Himmel
aufgenommen werden könnte, wäre eine Unbarmherzigkeit und
nicht Barmherzigkeit, und den einen vor dem anderen auserwählen,
wäre auch eine Ungerechtigkeit und nicht Gerechtigkeit.
Denjenigen,
die geglaubt und sich darin begründet haben, daß einige
auserwählt seien, und die übrigen nicht, und in den Himmel
gebe es bloß eine Zulassung aus Barmherzigkeit, wie man auch
gelebt haben möge, wird deshalb gesagt - was ich auch einigemal
gehört und gesehen habe, - daß der Himmel niemanden vom
Herrn verweigert werde, und wenn sie es wünschen, so können
sie es selber erfahren; deshalb werden sie in irgendeine Gesellschaft
des Himmels aufgenommen, wo diejenigen sind, die in der Neigung zum
Guten oder in der Liebtätigkeit das Leben führten. Aber
wenn sie dahin kommen, dann fangen sie an, weil sie böse sind,
Angst und inwendige Pein zu fühlen, indem sie ein
entgegengesetztes Leben haben, und wenn das himmlische Licht
erscheint, dann erscheinen sie in jenem Licht als Teufel, beinahe
ohne menschliche Gestalt, einige mit zusammengezogenem Angesicht,
einige wie mit einem Rachen voller Zähne, einige auf andere
Weise als Ungeheuer. Hierdurch haben sie ein Grauen vor sich selbst
und stürzen sich jählings in die Hölle, und je tiefer,
desto lieber.
*5058.
Es war auch ein Gewisser, der in der Welt zu den Angeseheneren
gehörte, und mir damals bekannt war, jedoch nicht, wie er in
wendig beschaffen war. Aber im anderen Leben stellte es sich nach
einigen Umwandlungen seines Zustandes heraus, daß er arglistig
war. Als derselbe eine Zeitlang unter den Trügerischen im
anderen Leben gewesen war und dort Hartes erduldet hatte, wollte er
von ihnen getrennt werden. Ich hörte ihn alsdann sagen, er wolle
in den Himmel kommen. Auch er hatte geglaubt, daß die Aufnahme
bloß aus Barmherzigkeit stattfinde, aber es wurde ihm gesagt,
wenn er dorthin komme, so könne er nicht daselbst verweilen,
sondern würde Pein leiden, wie die, welche in der Welt im
Todeskampf sind. Aber gleichwohl bestand er darauf.
Er
wurde sofort in eine Gesellschaft von einfältig Guten
zugelassen, die vorne über dem Haupt sich befand. Als er aber
dahin kam, fing er seinem Leben gemäß an, listig und
trügerisch zu handeln. Hierauf, nach einer kleinen Stunde,
begannen die einfältig Guten zu klagen, daß er ihnen das
Innewerden des Guten und Wahren und daher ihren Lustreiz (d.h. ihre
innere Freudigkeit) benehme und so ihren Zustand zerstöre.
Alsdann wurde etwas Licht vom inwendigeren Himmel zugelassen, in dem
er als ein Teufel erschien und der obere Teil seiner Nase durchfurcht
von einer häßlichen Wunde, und sofort fing er an inwendig
gepeinigt zu werden, und als er das fühlte, stürzte er sich
von da aus in die Hölle.
Hieraus
wird klar, daß keine Erwählung und Aufnahme aus Barm
herzigkeit stattfindet, sondern daß es das Leben ist, das den
Himmel macht. Aber alles zum Leben des Guten und zum Glauben des
Wahren Gehörige wird aus Barmherzigkeit denjenigen in der Welt
zuteil, die Barmherzigkeit aufnehmen, und denen wird Aufnahme aus
Barmherzigkeit, und sie sind es, welche die Auserwählten genannt
werden: Nr. 3755 E, 3900.
*5059.
Die, welche im Gegensatz der ehelichen Liebe gelebt haben,
nämlich in Ehebrüchen, brachten mir, als sie nahten,
Schmerz in die Lenden bei, und zwar einen heftigen, je nach dem
ehebrecherischen Leben, das sie führten. Aus diesem Einflusse
wurde auch offenbar, daß die Lenden der ehelichen Liebe
entsprechen.
Auch
ist ihre Hölle unter dem hinteren Teil der Lenden, unter den
Hinterhacken, wo sie in allerlei Schmutz und Kot leben, und sie haben
auch ein Ergötzen daran, denn solches entspricht jenen Wollüsten
in der geistigen Welt. Doch hiervon an einer anderen Stelle, wo aus
göttlicher Barmherzigkeit des Herrn von den Höllen im
allgemeinen und im besonderen die Rede sein wird.
*5060.
Wer diejenigen sind, die den Hoden entsprechen, konnte mir ebenfalls
an denen klar werden, die im Gegensatze zur ehelichen Liebe sind und
den Hoden Schmerzen verursachen; denn wenn die Gesellschaften sich
betätigen, dann wirken sie auf die Teile und Glieder des Leibes
ein, denen sie entsprechen, die himmlischen Gesellschaften durch
einen sanften, wohltuenden, angenehmen Einfluß, die höllischen,
die im Gegensatze sind, durch einen unsanften und schmerzhaften
Einfluß. Aber der Einfluß derselben wird nur von denen
empfunden, denen das Inwendigere aufgeschlossen und daher eine
fühlbare Gemeinschaft mit der geistigen Welt gegeben ist.
Die,
welche im Gegensatze zur ehelichen Liebe sind und den Hoden Schmerzen
verursachen, sind die, welche durch Liebe, Freundschaft und
Gefälligkeiten Nachstellungen bereiten. Als solche zu mir kamen,
wollten sie heimlich mit mir reden und fürchteten sehr, es
möchte jemand gegenwärtig sein, denn so geartet waren sie
im Leben ihres Leibes, und deshalb sind sie auch so geartet im
anderen Leben, weil einem jeden sein Leben nachfolgt.
Aus
der Gegend um die Gehenna her stieg etwas gleichsam unsichtbares
Luftiges empor. Es war eine Rotte solcher Geister. Aber nachher
erschienen sie mir bloß wie einer, obwohl es mehrere waren.
Diesem wurden Binden entgegengeworfen, die er jedoch zu beseitigen
meinte, wodurch bezeichnet wurde, daß sie die Hindernisse
beseitigen wollten, denn in solcher Art erscheinen die Gedanken und
Bestrebungen des Gemüts vorbildlich in der Geisterwelt, und wenn
sie erscheinen, merkt man sogleich, was sie bedeuten.
Nachher
schien es, als ob aus seinem Leibe ein schneeweißer kleiner
Knabe hervorginge, der zu mir trat, wodurch ihre Gedanken und ihre
Absicht vorgebildet wurde, daß sie sich in den Stand der
Unschuld kleiden wollten, damit niemand etwas derart von ihnen
argwöhnen möchte. Als derselbe zu mir kam, ließ er
sich zu den Lenden herab und schien sich um beide gleichsam
herumzuschlingen, wodurch vorgebildet wurde, daß sie sich in
keuscher ehelicher Liebe darstellen wollten. Hernach um die Füße
in spiralförmigen Windungen, wodurch vorgebildet wurde, daß
sie sich durch solches, was in der Natur angenehm ist, ein
schmeicheln wollten. Zuletzt wurde jener eine Kleine beinahe
unsichtbar, wodurch vorgebildet wurde, daß sie ganz verborgen
sein wollten.
Es
wurde mir von den Engeln gesagt, daß sich diejenigen so
einschmeicheln, die der ehelichen Liebe nachstellen, solche nämlich,
die in der Welt sich in der Absicht einschmeichelten, mit Frauen
ehebrecherischen Umgang zu pflegen, indem sie keusch und vernünftig
von der ehelichen Liebe redeten, den Kindern freundlich taten, den
Ehegatten auf alle Weise lobten, so daß man einen solchen für
einen guten Freund, für keusch und arglos hält, während
er doch ein verschmitzter Ehebrecher ist. Welcher Art sie sind, wurde
mir daher ebenfalls gezeigt.
Nachdem
jenes geschehen war, wurde jener schneeweiße Kleine sichtbar
und erschien dunkelbraun und kohlschwarz, zudem höchst häßlich.
Darauf wurde er in seine Hölle geworfen, die auch tief unter dem
mittleren Teil der Lenden war. Dort leben sie im abscheulichsten Kot.
Sie befinden sich dort auch unter Räubern, die den allgemeinen
unfrei willigen Sinn darstellen, wovon Nr. 4327.
Ich
habe nachher auch mit solchen geredet, und sie äußerten
sich verwundert, daß jemand eine Gewissenscheu vor Ehebrüchen
habe und darum aus Gewissen nicht mit der Frau eines anderen
verbotenen Umgang pflege, wenn es sich es tun läßt. Und
als ich mit ihnen vom Gewissen redete, leugneten sie, daß
jemand ein Gewissen habe. Es wurde mir gesagt, daß solche
meistens aus der Christenwelt stammen und selten einige aus anderen
Gegenden.
*5061.
Als Anhang darf ich noch folgendes Merkwürdige beifügen:
Es
waren einige Geister, die lange in einer besonderen Hölle
eingeschlossen und verborgen waren, von welcher sie nicht ausbrechen
konnten. Einige Male wollte ich gerne wissen, wer sie wären.
Eines Abends wurden sie herausgelassen, und dann hörte man von
ihnen ein ziemlich lärmendes Gemurmel, das lange währte;
und als es gestattet war, hörte ich von ihnen Schimpfreden wider
mich und merkte, daß sie damit umgingen, heraufzukommen und
mich zu verderben. Ich erkundigte mich bei den Engeln nach der
Ursache, und diese sagten, daß sie mich gehaßt hätten
bei ihren Lebzeiten, obwohl ich ihnen gar nichts zuleide getan hatte;
und ich wurde belehrt, daß solche, sobald sie nur die Sphäre
desjenigen, den sie haßten, innewerden, auf sein Verderben
sinnen. Aber sie wurden in ihre Hölle zurückgeschickt.
Hieraus
konnte erhellen, daß die, welche in der Welt einander haßten,
im anderen Leben zusammenkommen und einander viel Böses antun
wollen, was auch aus anderen Beispielen öfters vernommen werden
konnte; denn der Haß ist entgegengesetzt der Liebe und
Liebtätigkeit und ist ein Widerwille und gleichsam eine geistige
Antipathie. Sobald sie daher im anderen Leben die Sphäre dessen,
gegen den sie einen Haß hatten, innewerden, geraten sie
gleichsam in Wut. Hieraus wird klar, was das in sich schließt,
was der Herr gesagt hat bei Matth. 5/22-26.
*5171. Von der Entsprechung der inwendigeren
Eingeweide mit demselben.
Zu
welchen Gebieten die Engelsgesellschaften gehören, kann man im
anderen Leben aus ihrer Lage im Verhältnis zum menschlichen Leib
erkennen, sodann auch aus ihrer Wirkung und ihrem Einfließen;
denn sie fließen und wirken auf das Organ und Glied ein, in dem
sie sind. Aber ihr Einfließen und Wirken kann nur von denen
empfunden werden, die im anderen Leben sind und nur von dem
Erdenmenschen, dem das Inwendigere so weit geöffnet ist, und
nicht einmal von einem solchen, wenn ihm nicht vom Herrn eine bewußte
Reflexion gegeben wird und mit dieser ein Innewerden verknüpft
ist.
*5172.
Es gibt gewisse gutartige Geister, die denken, ohne sich zu besinnen,
und daher schnell und gleichsam unvorbedacht aussprechen, was in ihre
Gedanken kommt. Diese haben ein inwendigeres Innewerden, das sich
nicht so sichtbar gestaltet hat durch Überlegungen und Gedanken
wie bei anderen; denn im Fortgang des Lebens sind sie wie von selbst
über die Güte der Dinge, aber nicht so über deren
Wahrheit belehrt worden. Es wurde mir angezeigt, daß solche zu
dem Gebiet der Thymusdrüse gehören; denn der Thymus
(Brustdrüse) ist eine Drüse, die hauptsächlich den
kleinen Kindern dient und in diesem Alter weich ist. Solchen Geistern
ist auch noch ein weiches, kindliches Wesen geblieben, in welches das
Innewerden des Guten einfließt, aus dem in allgemeiner Weise
das Wahre hervorleuchtet. Diese können in großem Getümmel
sein und doch nicht gestört werden, wie auch jene Drüse.
*5173.
Es gibt im anderen Leben sehr viele Arten von Beunruhigungen
(vexationum), und auch sehr viele Arten von Einführungen in
Kreisläufe (inaugurationum in gyros). Jene Beunruhigungen werden
vorgebildet durch die Reinigungsprozesse, die das Blut, sodann das
Serum oder die Lymphe, wie auch der Speisebrei (chylus) im Leibe
durchmachen muß, und die ebenfalls durch verschiedene
Züchtigungen (oder Läuterungen, castigationes) vor sich
gehen. Jene Einweihungen in Kreisläufe aber werden vorgebildet
durch die nachher stattfindende Einführung jener Flüssigkeiten
zu Nutzzwecken. Es ist eine sehr gewöhnliche Erscheinung im
anderen Leben, daß die Geister, nachdem sie beunruhigt worden
sind, hernach in einen ruhigen und angenehmen Zustand versetzt
werden, mithin in Gesellschaften, für die sie eingeweiht und
denen sie beigesellt werden sollen.
Daß
die Läuterungen und Reinigungen des Blutes, des Serums und des
Speisebreis, wie auch der Nahrungsstoffe im Magen, solchen Prüfungen
in der geistigen Welt entsprechen, muß allerdings denen
fremdartig erscheinen, die in der Natur nichts anderes als das
Natürliche beachten, und mehr noch denen, die nur an dieses
glauben und damit leugnen, daß etwas Geistiges innewohne oder
innewohnen könne, das treibt und lenkt; während doch die
Sache sich so verhält, daß in allem und jedem, was sich in
der Natur und ihren drei Reichen befindet, inwendig eine Triebkraft
(agens) aus der geistigen Welt wohnt, und wenn nicht eine solche von
daher in ihnen wäre, so würde sich gar nichts in der
natürlichen Welt als Ursache und Wirkung betätigen, mithin
auch nichts hervorbringen.
Das,
was aus der geistigen Welt in den natürlichen Dingen ist, wird
als eine von der ersten Schöpfung her in sie hineingelegte Kraft
(vis insita) bezeichnet; aber es ist vielmehr ein Trieb, und wenn
dieser aufhört, so hört auch Tätigkeit und Bewegung
auf. Daher kommt es, daß die ganze sichtbare Welt ein
vorbildlicher Schauplatz der geistigen Welt ist.
Es
verhält sich damit ebenso, wie mit der Bewegung der Muskeln,
durch die eine Tätigkeit entsteht; wenn jener nicht ein Trieb
aus dem Denken und Wollen des Menschen innewohnte, so würde sie
augenblicklich aufhören; denn nach den in der gelehrten Welt
bekannten Regeln ist es notwendig, daß mit dem Aufhören
des Triebes auch die Bewegung aufhört, wie auch, daß im
Trieb das Ganze der Bestimmung (determinationis) liegt, und ferner,
daß in der Bewegung nichts Reales existiert als der Trieb. Daß
diese Kraft oder dieser Trieb in der Tätigkeit das Geistige im
Natürlichen ist, liegt am Tage; denn denken und wollen ist
geistig, aber handeln und sich bewegen ist natürlich.
Diejenigen,
die nicht über die Natur hinaus denken, begreifen auch dies
nicht, können es aber gleichwohl nicht leugnen. Jedoch ist das,
was im Willen und daher im Denken ist, beziehungsweise das
Hervorbringende in der Form nicht der Handlung gleich, oder dem, was
bewirkt wird; denn die Handlung bildet nur dasjenige vor, was das
Gemüt will und denkt.
*5174.
Daß die Nahrungsstoffe oder Speisen im Magen auf vielerlei
Arten bearbeitet werden (vexentur), damit ihr Inneres herausgelockt
werde, das dann nutzbar, nämlich in Chylus (Speisebrei) und
hernach in Blut verwandelt werden soll, ist bekannt; ebenso nachher
auch in den Gedärmen. Solche Bearbeitungen (vexationes) werden
vorgebildet durch die ersten Beunruhigungen (oder Prüfungen) der
Geister, die alle ihrem Leben in der Welt gemäß
stattfinden, damit ihr Böses losgetrennt und ihr Gutes, das
nutzbar werden soll, gesammelt werde.
Deshalb
kann man von den Seelen oder Geistern, kurz nach dem Hingang oder
Abscheiden aus dem Leibe, sagen, daß sie gleichsam zu erst in
die Gegend des Magens kommen und dort bearbeitet und gereinigt
werden. Diejenigen, bei denen das Böse die Oberherrschaft
behauptet hatte, werden, nachdem sie vergeblich bearbeitet worden
sind, durch den Magen in die Gedärme und bis zu den letzten,
nämlich zum Grimmdarm und Mastdarm, geführt und von da in
die Kloake, d.h. in die Hölle fortgeschafft. Dagegen die, bei
denen das Gute die Oberhand hatte, werden nach einigen Bearbeitungen
und Reinigungen Chylus (Milchsaft) und gehen ins Blut über,
einige auf einem längeren Wege, andere auf kürzerem, und
einige werden streng bearbeitet, andere gelind, und andere kaum ein
wenig. Die, welche kaum ein wenig, werden vorgebildet in den
Nahrungssäften, die sogleich von den Venen eingesogen und in
Umlauf gebracht werden bis in das Gehirn, usf.
*5175.
Denn wenn der Mensch stirbt und ins andere Leben eingeht, so geht es
mit seinem Leben wie mit der Speise, die von den Lippen sanft
aufgenommen und nachher durch Mund, Rachen, Speiseröhre in den
Magen fortgeleitet wird, und zwar gemäß der im Leibesleben
durch ihre Handlungsweise angenommenen Gemütsart. Die meisten
werden anfangs milde behandelt, denn sie werden in der Genossenschaft
von Engeln und guten Geistern gehalten, was bei den Speisen damit
vorgebildet wird, daß sie von den Lippen zuerst sanft berührt,
und hernach gekostet werden von der Zunge, wie beschaffen sie sind.
Die Speisen, die weich sind und Süßes, Öliges und
Geistiges enthalten, werden sogleich von den Venen aufgenommen und in
Umlauf gebracht; aber die Speisen, die hart sind und Bitteres,
Herbes, wenig Nahrhaftes enthalten, werden härter mitgenommen;
sie werden durch die Speiseröhre in den Magen hinabgeführt,
wo sie auf allerlei Art und allerlei Martern (torturis) in Zucht
genommen (d.i. geläutert) werden. Die noch härter, herber
und unergiebiger sind, werden in die Gedärme und zuletzt in den
Mastdarm, wo gleichsam ihre erste Hölle ist, hinuntergetrieben
und zuletzt aus geworfen und werden zu Kot.
Geradeso
geht es mit dem Leben des Menschen nach dem Tod. Zuerst wird der
Mensch im Äußeren gehalten, und weil er im Äußeren
ein bürgerlich geordnetes und gesittetes Leben geführt
hatte, befindet er sich bei Engeln und gutartigen Geistern, aber
nachher wird ihm das Äußere genommen, und alsdann wird
offenbar, wie beschaffen er inwendig in Ansehung der Gedanken und in
Ansehung der Neigungen und endlich in Ansehung der Zwecke gewesen
war. Wie diese waren, so bleibt sein Leben.
*5176.
Solange sie in dem Zustand sind, in dem sie den Nahrungsstoffen oder
Speisen im Magen gleichen, so lange sind sie noch nicht im Größten
Menschen, sondern werden erst eingeführt. Wenn sie aber auf
vorbildliche Weise (representative) im Blut sind, alsdann sind sie im
Größten Menschen.
*5177.
Die, welche sehr besorgt waren wegen der Zukunft, und noch mehr die,
welche dadurch habsüchtig und geizig geworden sind, erscheinen
in der Gegend, wo der Magen ist.
Mehrere
sind mir dort erschienen; ihre Lebenssphäre kann einem
ekelerregenden Geruch, der vom Magen ausdünstet, verglichen
werden, und auch dem Übelsein infolge von Unverdaulichkeit. Die,
welche solcherart waren, verweilen lange in dieser Gegend; denn die
Sorge wegen der Zukunft, wenn sie durchs Leben bekräftigt wird,
schwächt und hemmt den Einfluß des geistigen Lebens gar
sehr, denn solche maßen sich an, was der Sache göttlichen
Vorsehung ist, und die, welche dieses tun, hindern den Einfluß
und entfernen von sich das Leben des Guten und Wahren.
*5178.
Weil es die Sorge wegen der Zukunft ist, die ängstliche Gefühle
beim Menschen verursacht, und weil solche Geister in der Gegend des
Magens erscheinen, deshalb wirken auch die Bangigkeiten mehr auf den
Magen ein als auf die übrigen Eingeweide; und ich durfte auch
wahrnehmen, wie diese Bangigkeiten vermehrt und vermindert wurden, je
nach der Gegenwart und Entfernung jener Geister. Einige Bangigkeiten
wurden mehr inwendig empfunden, einige mehr äußerlich,
einige mehr oben und einige mehr unten, je nach dem Unterschied
solcher Sorgen in Beziehung auf ihre Quellen, Abstammungen und
Richtungen. Daher kommt es auch, daß, wenn solche ängstlichen
Stimmungen die Seele einnehmen, die Gegend um den Magen her
zusammengezogen und zuweilen ein Schmerz daselbst verspürt wird,
ferner daß die Bangigkeiten von da aufzusteigen scheinen; und
daher kommt es auch, daß, wenn der Mensch nicht mehr wegen der
Zukunft besorgt ist oder wenn ihm alles wohl vonstatten geht, so daß
er kein Unglück mehr fürchtet, die Gegend um den Magen frei
und unbeengt ist und er selbst das Gefühl des Wohlbehagens hat.
*5179.
Einst spürte ich eine Bangigkeit im unteren Teil des Magens,
woraus ich ersah, daß solche Geister zugegen waren. Ich redete
mit ihnen und sagte, es sei besser, wenn sie sich entfernten, weil
ihre Bangigkeit verursachende Sphäre nicht zu den Sphären
derjenigen Geister passe, die bei mir seien.
Dann
kam ich mit ihnen auf die Sphären zu sprechen; daß es
nämlich sehr viele geistige Sphären um den Menschen her
gehe, und daß die Menschen nicht wissen, daß es solche
gibt und es auch nicht wissen wollen, aus dem Grunde, weil sie alles
das, was geistig genannt wird, leugnen, und einige sogar alles, was
man nicht sehen und berühren kann. Somit seien einige Sphären
aus der geistigen Welt um den Menschen her, die mit seinem Leben
übereinstimmen, und der Mensch sei durch diese Sphären in
Gesellschaft mit Geistern von gleicher Gesinnung und von daher komme
sehr vieles, was der Mensch, welcher der Natur alles zuschreibt,
entweder leugnet oder einer mehr verborgenen Natur zuschreibt, wie
zum Beispiel das, was man dem Glück zuschreibt; denn einige sind
durch die Erfahrung ganz überzeugt worden, daß es etwas
verborgen Wirkendes gibt, was Glück genannt wird; aber sie
wissen nicht woher. Daß solches aus der geistigen Sphäre
kommt, und daß es das Letzte der Vorsehung ist, wird, aus
göttlicher Barmherzigkeit des Herrn, anderwärts, als durch
die Erfahrung bezeugt, gesagt werden.
*5180.
Es gibt Genien und Geister, die dem Kopf eine Art von Aufsaugung oder
Anziehung (speciem suctionis seu attractionis) beibringen, in der
Art, daß die Stelle, wo eine solche Anziehung oder Aufsaugung
stattfindet, weh tut. Es wurde ein deutliches Gefühl von
Aufsaugung von mir empfunden, wie wenn die Haut (membrana) förmlich
angesaugt würde. Ob es andere vor Schmerzen hätten
aushalten können, zweifle ich; weil ich aber daran gewöhnt
war, so hielt ich es zuletzt öfters ohne Schmerz aus.
Die
Hauptstelle des Saugens war auf dem Scheitel des Kopfes, und es
pflanzte sich von da fort bis zur Gegend des linken Ohres, sodann bis
zur Gegend des linken Auges. Was gegen das Auge hin verspürt
wurde, kam von Geistern, was gegen das Ohr hin, kam von Genien her.
Diese und jene sind es, die zum Gebiet der Zisterne und der
Chylusgänge gehören, wohin auch der Chylus von überall
her angezogen wird, ob wohl er auch zugleich dahin getrieben wird.
Außerdem
gab es auch andere, die inwendig im Kopfe wirkten, beinahe ebenso,
aber nicht mit einer solchen Saugkraft. Es wurde gesagt, daß
sie es seien, denen der feine Chylus entspricht, der dem Gehirn
zugeführt und dort mit einem neuen Lebensgeist vermengt wird, um
so fort dem Herzen zugeführt zu werden.
Diejenigen,
die von außen einwirkten, erschienen mir zuerst auf der
vorderen Seite, ein wenig links, nachher ebendaselbst weiter oben, so
daß ihre Gegend beobachtet wurde von der Fläche des
Nasenbeins bis zur Fläche des linken Ohres aufsteigend. Die,
welche jenes Gebiet bilden, sind von zweierlei Art: die einen sind
ziemlich bescheiden, die an deren frech. Die Bescheidenen sind es,
welche die Gedanken der Menschen zu wissen wünschten, in der
Absicht, sie an sich zu locken und zu fesseln; denn wer die Gedanken
eines anderen weiß, der kennt auch seine Geheimnisse und sein
Inneres, was bewirkt, daß sie verbunden werden. Der Zweck dabei
ist Unterhaltung und Freundschaft. Diese verlangen bloß Gutes
zu wissen und erforschen es, und das übrige legen sie gut aus.
Hingegen die Frechen begehren und suchen auf mancherlei Weise die
Gedanken anderer auszukundschaften, entweder in gewinnsüchtiger
Absicht oder um zu schaden, und weil sie ein solches Begehren und
Bestreben haben, halten sie das Gemüt des anderen bei der Sache
fest, die sie wissen wollen, indem sie nicht weichen, auch ihre
Zustimmung durch das Gefühl hinzufügen, und so ziehen sie
auch die geheimen Gedanken hervor.
Ebenso
machen sie es im anderen Leben in den Gesellschaften daselbst und mit
noch mehr Geschick. Hier lassen sie den anderen nicht von seiner
Vorstellung abschweifen, die sie auch anfeuern und so her auslocken.
Dadurch halten sie solche (die sie ausgeforscht haben), gleichsam in
Banden und unter ihrer Willkür, weil sie Mitwisser ihres Bösen
sind. Aber diese Geister gehören zu den umherschweifenden und
werden oft gezüchtigt.
*5181.
Aus den Kreisläufen (ex gyris) kann man auch einigermaßen
erkennen, zu welchem Gebiet im Größten Menschen und
entsprechen der Weise im Leibe die Geister und Engel gehören.
Die Kreisläufe derer, die zum Gebiet der lymphatischen Gefäße
gehören, sind fein und schnell wie ein sanft fließendes
Wasser, so daß kaum eine Kreisbewegung wahrgenommen werden
kann. Die, welche zu den lymphatischen Flüssigkeiten gehören,
kommen hernach an Orte, die, wie man sagte, das Gekröse
darstellen. Es wurde mir gesagt, daß dort gleichsam Labyrinthe
seien, und daß sie von da aus hernach zu verschiedenen Orten im
Größten Menschen fortgeführt werden, um dort nützlich
zu sein, wie der Chylus im Körper.
*5182.
Es gibt Kreisläufe, in welche die neuangekommenen Geister
eingeführt werden müssen, aus dem Grund, damit sie mit
anderen verkehren und mit ihnen zusammen sowohl reden als denken
können. Im anderen Leben muß Eintracht und Einmütigkeit
zwischen allen bestehen, damit sie eins seien, wie alles und jedes im
Körper. Obwohl diese Bestandteile des Körpers überall
verschieden sind, machen sie den noch durch Einmütigkeit eins
aus; ebenso im Größten Menschen. Um dieses Zweckes willen
muß das Denken und Reden des einen mit dem der anderen
harmonieren. Es ist ein Grundgesetz, daß das Denken und Reden
an sich bei einem jeden in der Gesellschaft harmoniere, sonst wird
ein mißtönendes und gleichsam lästiges Getöse
wahrgenommen, das auf die Gemüter anderer einen widrigen
Eindruck macht; denn alles Nichtübereinstimmende stört die
Einigkeit und ist etwas Unreines, das entfernt werden muß.
Dieses
aus der Nichtübereinstimmung herkommende Unreine wird
vorgebildet durch das Unreine beim Blut und im Blut, wovon es
gereinigt werden muß. Diese Läuterung geschieht durch
Beunruhigungen (vexationes), die nichts anderes sind als Versuchungen
verschiedener Art und nachher durch Einführungen in Kreisläufe.
Die erste Einführung in Kreisläufe ist, daß sie sich
ineinanderfügen können; die andere ist, daß das
Denken und Reden harmoniert; die dritte ist, daß sie
miteinander unter sich übereinstimmen in Ansehung der Gedanken
und in Ansehung der Neigungen; die vierte ist, daß sie
übereinstimmen im Wahren und Guten.
*5183.
Ich durfte die Kreisläufe derjenigen wahrnehmen, die zum Gebiet
der Leber gehören, und zwar eine Stunde lang. Die Kreisläufe
waren sanft und das Herumfließen verschieden je nach der
Tätigkeit jenes Organs. Sie machten auf mich einen sehr
erfreulichen Eindruck. Ihre Tätigkeit ist verschieden, aber im
allgemeinen kreisförmig sich bewegend. Daß ihre Tätigkeit
verschieden ist, wird auch in den Verrichtungen der Leber
vorgebildet, sofern sie verschieden sind, denn die Leber führt
das Blut herbei und scheidet es: das bessere ergießt sie in die
Venen, das mittelmäßige schafft sie in den Lebergang, und
das schlechte überläßt sie der Gallenblase; so
geschieht es bei den Erwachsenen. Aber bei den Embryonen nimmt die
Leber das Blut vom Gebärleib der Mutter und reinigt es: das
reinere flößt sie in die Venen ein, damit es auf kürzerem
Weg ins Herz einfließe. Sie hält alsdann gleichsam Wache
vor dem Herzen.
*5184.
Die, welche zur Bauchdrüse gehören, sind in schärferer
Weise tätig und gleichsam mit einer Art des Sägens und auch
mit einem solchen Geräusch. Das Geräusch selbst dringt
deutlich zu den Ohren der Geister, nicht aber des Menschen, wofern er
nicht im Geist ist und zu gleich im Leib. Ihre Gegend ist zwischen
der der Milz und der Leber, mehr zur Linken. Die sich im Gebiet der
Milz befinden, sind beinahe gerade über dem Haupt, aber ihre
Tätigkeit ist dorthin gerichtet.
*5185.
Es gibt Geister, die den Ductus pancreaticus, hepaticus und cysticus
darstellen, folglich die galligen Stoffe darinnen, welche die Gedärme
auswerfen. Diese Geister sind voneinander unterschieden, wirken aber
in Genossenschaft, gemäß dem Zustand derjenigen, auf die
ihre Tätigkeit sich richtet. Dieselben beteiligen sich
hauptsächlich an den Züchtigungen und Bestrafungen, die sie
ausführen wollen. Die schlimmsten von ihnen sind so hartnäckig,
daß sie gar nicht ablassen wollen, wenn sie nicht durch Furcht
und Drohungen abgeschreckt wer den, denn sie fürchten die
Strafen und alsdann versprechen sie alles. Es sind die, welche im
Leben des Leibes auf ihren Meinungen hartnäckig bestanden, nicht
sowohl aus dem Bösen des Lebens als aus einer schlimmen
Naturbeschaffenheit. Wenn sie in ihrem natürlichen Zustand sind,
alsdann denken sie nichts. Nichts denken heißt dunkel über
das meiste und gar nicht klar über etwas denken. Freude macht es
ihnen zu züchtigen und so etwas Gutes zu tun. Auch scheuen sie
den Schmutz nicht.
*5186.
Die, welche das Gebiet der Gallenblase bilden, sind im Rücken.
Es sind die, welche im Leben des Leibes die Rechtschaffenheit und
gewissermaßen auch die Frömmigkeit verachteten sowie auch
die, welche dieselben verhöhnten.
*5187.
Ein gewisser Geist kam zu mir und fragte, ob ich nicht wisse, wo er
sich aufhalten könnte. Ich war der Meinung, er sei gutartig, und
als ich ihm sagte, es könnte vielleicht hier sein, da kamen die
Plagegeister (spiritus vexatores) dieses Gebietes und plagten ihn
jämmerlich. Das tat mir leid, und vergeblich wünschte ich
es zu hindern. Ich merkte alsdann, daß ich im Gebiet der
Gallenblase war. Die Plagegeister waren von denen, welche die
Rechtschaffenheit und die Frömmigkeit verachtet hatten.
Eine
Art von Plagen durfte ich hier beobachten, die darin bestand, daß
man genötigt wurde, schneller zu reden als zu denken. Dies
bewirk ten sie durch das Abziehen der Rede vom Denken und dann durch
die Nötigung, ihnen nachzusprechen, was mit Schmerzen geschieht.
Durch eine solche Plage werden die Langsamen angeleitet, schneller zu
denken und zu reden.
*5188.
Es gibt gewisse Leute in der Welt, die mit allerlei List und
Lügen umgehen, woraus Böses entsteht. Es wurde mir gezeigt,
von welcher Art sie sind und wie sie es machen; daß sie nämlich
Unschuldige dazu brauchten, andere zu bereden, sodann daß sie
sich auf Personen beriefen, die so gesagt haben sollen, während
sie doch nichts davon gesagt hatten. Kurz, sie bedienen sich böser
Mittel, um einen beliebigen Zweck zu erreichen. Ihre Mittel sind
trügerisch, lügenhaft und boshaft.
Solche
stellen die Krankheit dar, die man unechte Tuberkeln nennt und die am
Rippenfell und anderen Membranen zu entstehen pflegen. Wo diese
Geschwüre einwurzeln, verbreiten sie die Krankheitsstoffe weit
umher, so daß sie zuletzt die ganze innere Haut anstecken.
Solche
Geister werden streng gestraft. Ihre Strafe ist verschieden von der
Strafe anderer; sie geschieht durch Umdrehungen. Sie werden umgedreht
von der Linken zur Rechten, wie ein zuerst flacher Kreisel (orbita),
der während des Umdrehens aufschwillt. Hernach erscheint die
Anschwellung sich zu setzen und hohl zu werden, alsdann vermehrt sich
die Geschwindigkeit. Merkwürdigerweise geschieht dies nach der
Form und mit Nachahmung solcher Anschwellungen und Geschwüre. Es
wurde beobachtet, daß sie während der Umdrehung sich
bemühten, andere, hauptsachlich Unschuldige, in ihren Wirbel,
somit ins Verderben hineinzuziehen, daß sie sich also keine
Sorge darüber machten, wenn sie jemand ins Unglück
brachten, indem sie selber unterzugehen glaubten. Auch wurde
beobachtet, daß sie einen äußerst durchdringenden
Blick haben, indem sie augenblicklich gleichsam durchschauen und so
als Mittel ergreifen, was ihnen günstig ist, daß sie also
scharfsinniger sind als andere. Man kann sie auch tödliche
Geschwüre nennen, wo sie auch sein mögen in der
Brustkammer, entweder im Rippenfell oder im Herzbeutel oder im
Zwerchfell oder in der Lunge.
Es
wurde mir gezeigt, daß solche nach der Strafe rückwärts
in die Tiefe geworfen werden, und daß sie dort mit dem
Angesicht und mit dem Bauch nach unten liegen, mit nur wenig
menschlichem Leben, indem sie auf diese Weise ihrer
Scharfsichtigkeit, die der wilden Tiernatur angehörte, beraubt
sind. Ihre Hölle ist an einem tiefen Ort unter dem rechten Fuß
ein wenig nach vorne.
*5189.
Es kamen Geister nach vorne, und schon vor ihrer Ankunft wurde
eine Sphäre aus Bösem verspürt; ich meinte daher, es
würden böse Geister kommen, aber es waren ihre Feinde. Daß
es ihre Feinde waren, merkte ich an dem Widerwillen und der
Feindseligkeit, die sie gegen jene einflößten. Als sie
kamen, setzten sie sich auf das Haupt und redeten mich an, indem sie
sagten, sie seien Menschen. Ich erwiderte, sie seien keine Menschen,
die mit einem Körper versehen seien, wie die Menschen in der
Welt, die sich wegen ihrer Leibesgestalt Menschen zu nennen pflegen;
gleichwohl aber seien sie Menschen, weil der Geist des Menschen der
wahre Mensch ist. Auf dieses merkte ich keinen Widerspruch, weil sie
es bestätigten.
Weiter
sagten sie, sei seien ungleiche Menschen, weil mir das unmöglich
schien, daß es nämlich eine Gesellschaft von Ungleichen im
anderen Leben gebe, deshalb redete ich mit ihnen darüber und
sagte, wenn eine gemeinschaftliche Sache sie zu einem Ziel hintreibe,
so könnten sie allerdings zusammengesellt werden, weil auf diese
Weise alle einen Zweck hätten. Sie erklärten, sie seien so
beschaffen, daß jeder anders rede, und doch alle das gleiche
denken, was sie auch durch Beispiele erläuterten, durch die
offenbar wurde, daß alle ein Innewerden hatten, aber sich
verschieden aussprechen. Sie machten sich hernach an mein linkes Ohr
und sagten, sie seien gute Geister, und daß es ihre Art sei, so
zu reden. Man sagte von ihnen, daß sie scharenweise kommen, und
man nicht wisse, woher sie sind. Ich wurde inne, daß die Sphäre
der bösen Geister ihnen äußerst feindlich war, denn
die Bösen sind Subjekte, die von ihnen streng behandelt werden.
Ihre
Gesellschaft, die eine umherschweifende ist, wurde durch einen Mann
und eine Frau in einem Kleid vorgebildet, das sich in eine Toga von
blauer Farbe verwandelte. Ich erfuhr, daß sie den Isthmus im
Gehirn darstellen, der zwischen dem großen und kleinen Gehirn
ist, durch den die Fibern hindurchgehen und von da in verschiedene
Richtungen auseinanderlaufen, und überall, wohin sie kommen, im
Äußeren auf andere Weise wirken. Sodann daß sie die
Ganglien im Leibe darstellen, in die der Nerv einfließt und
sich von da aus in mehrere Fibern zerteilt, von denen die einen
dahin, die anderen dorthin laufen, und die in ihren Ausläufen
ungleich einwirken, aber doch von einem Anfangs punkt aus, somit in
den letzten Teilen nur dem Anschein nach ungleich, obwohl dem Zweck
nach gleich.
Es
ist auch bekannt, daß eine wirkende Kraft im Äußersten
mannigfach verschieden sich gestalten kann, und zwar gemäß
der Form daselbst. Die Zwecke werden auch vorgebildet durch die
Uranfänge (principia), von denen die Fibern ausgehen und wie sie
im Gehirn vorhanden sind. Die Gedanken, die von da ausgehen, werden
durch die Fibern aus jenen Uranfängen vorgebildet; und die von
daher ausgehenden Handlungen durch die Nerven, die von den Fibern
ausgehen.
* * *
*5377.
Am Ende des vorigen Kapitels war die Rede von der Entsprechung
einiger der inwendigeren Eingeweide des Leibes mit dem Größten
Menschen, nämlich der Leber, der Bauchspeicheldrüse, des
Magens und einiger anderer. Hier aber soll weiter gehandelt werden
von der Entsprechung des Bauchfells, der Nieren, der Harngänge,
der Harnblase, dann der Gedärme mit jenem; denn alles, was im
Menschen ist, sowohl was im äußeren als was im inwendigen
Menschen ist, steht in Entsprechung mit dem Größten
Menschen. Ohne Entsprechung mit ihm, d.h. mit dem Himmel oder, was
dasselbe, mit der geistigen Welt entsteht und besteht gar nichts, aus
dem Grund, weil es keinen Zusammenhang hat mit einem Früheren,
folglich auch nicht mit dem Ersten, d.h. mit dem Herrn. Was
zusammenhanglos und so unabhängig ist, kann nicht einmal einen
Augenblick bestehen; denn daß es besteht, hat es zu verdanken
dem Zusammenhang und der Abhängigkeit von dem, von welchem alles
sein Entstehen hat; denn das Bestehen ist ein fortwährendes
Entstehen.
Daher
kommt es, daß nicht nur alles und jedes beim Menschen
entspricht, sondern auch alles und jedes im Weltall. Selbst die Sonne
entspricht, wie auch der Mond, denn im Himmel ist der Herr Sonne und
auch Mond. Die Flamme und die Wärme, wie auch das Licht der
Sonne entsprechen; denn die Liebe des Herrn zum ganzen Menschenge
schlecht ist es, dem die Flamme und die Wärme, und das göttlich
Wahre ist es, dem das Licht entspricht. Selbst die Gestirne
entsprechen: es sind die Gesellschaften des Himmels und ihre
Wohnungen, mit denen eine Entsprechung der Gestirne stattfindet,
nicht als ob jene sich dort befänden, sondern weil sie in einer
solchen Ordnung sind. Alles, was unter der Sonne erscheint,
entspricht; wie auch alle und jede Subjekte im Tierreich und auch
alle und jede Subjekte im Pflanzenreich: Wenn auf sie im Ganzen und
Einzelnen kein Einfluß aus der geistigen Welt stattfände,
so würden sie augenblicklich hinsinken und zusammenfallen.
Dieses
wurde mir auch durch viele Erfahrung zu erkennen gegeben; denn es
wurde gezeigt, mit welchen Dingen in der geistigen Welt viele
Gegenstände des Tierreichs und noch mehrere des Pflanzenreichs
in Entsprechung stehen, wie auch, daß sie ohne den Einfluß
keineswegs bestehen können; denn wenn das Frühere
weggenommen wird, muß notwendig auch das Spätere fallen,
ebenso wenn das Frühere vom Späteren getrennt wird.
Weil
eine Entsprechung hauptsächlich des Menschen mit dem Himmel und
durch den Himmel mit dem Herrn besteht, so ist die Folge, daß
je wie der Mensch entspricht, er geradeso im anderen Leben im Licht
des Himmels erscheint; daher erscheinen die Engel in
unaussprechlicher Helle und Schönheit, die Höllischen aber
in unbeschreiblicher Schwärze und Häßlichkeit.
*5378.
Einige Geister kamen zu mir, waren aber still; nachher jedoch redeten
sie, aber nicht wie mehrere, sondern alle wie einer. Aus ihrer Rede
merkte ich, daß es solche waren, die alles wissen wollten und
alles zu erklären begehrten, um sich zu überzeugen, daß
es so sei. Sie waren bescheiden und sagten, daß sie nichts aus
sich tun könnten, sondern nur aus anderen, obwohl es scheine,
daß es aus ihnen sei.
Dann
wurden sie von anderen angefochten. Es wurde gesagt, von denen, die
das Gebiet der Nieren, Harngänge und der Harnblase bilden; aber
sie antworteten diesen bescheiden. Dennoch aber wurden sie von diesen
angefochten und gereizt, denn das ist so die Art der Nierengeister.
Weil sie nun mit Bescheidenheit nichts gegen sie ausrichten konnten,
griffen sie zu einem solchen Mittel, das ihrer Sinnesart entsprach,
nämlich daß sie sich vergrößerten und so
fürchterlich machten. Daher schienen sie groß zu werden,
aber nur wie einer, der dem Körper nach so anschwoll, daß
er wie ein Riese bis an den Himmel zu reichen schien. Ein Speer
erschien in seiner Hand, er wollte jedoch, außer daß er
damit Schrecken er regte, keinen Schaden zufügen. Hierauf
entflohen die Nierengeister. Dann erschien einer, der die Fliehenden
verfolgte und ein anderer, der zwischen den Füßen jenes
Großen von vorne her durchflog; und es schien, als ob jener
Große Holzschuhe hätte, die er gegen die Nierengeister
schleuderte.
Es
wurde mir von den Engeln gesagt, daß jene bescheidenen Geister,
die sich groß machten, solche seien, die das Bauchfell
(Peritoneum) darstellen. Das Peritoneum ist allgemeine Haut, die alle
Eingeweide des Unterleibes umgibt und einschließt, wie die
Pleura (das Rippenfell) alle Eingeweide der Brust. Und weil sie so
ausgedehnt und beziehungsweise groß ist und auch leicht
aufschwellen kann, darum dürfen sie, wenn sie von anderen
angefochten werden, sich zum Schein so groß darstellen und
zugleich dann einen Schrecken einjagen, hauptsächlich gegen die,
welche die Gegend der Nieren, der Harngänge und der Harnblase
bilden; denn diese Eingeweide oder Gefäße liegen in einer
Verdoppelung des Bauchfells und werden von ihm zusammengehalten.
Durch die Holzschuhe wurden die untersten natürlichen Dinge
vorgebildet, dergleichen von den Nieren, Harngängen und von der
Harnblase aufgesogen und abgeführt werden. Daß die Schuhe
das unterste Natürliche bezeichnen, sehe man Nr. 259, 4938-4952.
Auch darin, daß sie sagten, sie täten nichts aus sich,
sondern aus anderen stellten sie das Bauchfell dar, das ebenfalls von
solcher Art ist.
*5379.
Vorbildlich wurde auch gezeigt, wie es sich verhält, wenn die,
welche den Grimmdarm bilden, die im Gebiet des Bauchfells
Befindlichen anfechten. Die, welche den Grimmdarm bilden, sind
aufgeblasen wie der Grimmdarm von seinem Wind; wenn diese jene
anfallen wollten, schien es, als oh eine Wand sich entgegenstellte,
und wenn sie die Wand umzustürzen suchten, erhob sich immer
wieder eine neue Wand. So wurden sie von jenen abgehalten.
*5380.
Bekannt ist, daß Absonderungen und Ausscheidungen (Secretiones
et Excretiones) stattfinden und ein System bilden von den Nieren bis
zur Harnblase. In der ersten Abteilung dieses Systems sind die
Nieren, in der mittleren die Harngänge und in der letzten die
Harnblase. Diejenigen, aus denen im Größten Menschen jene
Gebiete bestehen, bilden ebenfalls ein System, und obwohl sie zu
einer Gattung gehören, sind sie doch als Unterarten jener
Gattung verschieden. Sie reden mit einer rauhen, gleichsam doppelten
Stimme (voce rauca sicut bifida) und begehren in den Leib
einzudringen, aber es ist nur ein Versuch.
Ihre
Lage im Verhältnis zum menschlichen Leibe ist folgende: die,
welche die Nieren darstellen, sind auf der linken Seite, ganz nahe am
Leib unter dem Ellenbogen; die, welche die Harngänge darstellen,
sind links von da, weiter weg vom Leib, und, noch weiter weg sind
die, welche die Blase darstellen. Sie bilden zusammen von der linken
Seite gegen vorne zu beinahe eine Parabel, denn in einer solchen
Linie werfen sie sich nach vorne hin von der linken Seite aus, und
zwar in einer ziemlich weiten Strecke. Dies ist der eine allgemeine
Weg zu den Höllen, der andere geht durch die Gedärme, denn
beiderseits läuft er in die Höllen aus.
Diejenigen
nämlich, die in den Höllen sind, entsprechen solchen
Dingen, die durch die Gedärme und durch die Harnblase abgeführt
werden; denn das Falsche und Böse, worin sie sind, ist nichts
anderes, als Urin und Exkremente im geistigen Sinn.
*5381.
Die, welche das Gebiet der Nieren, Harngänge und Harn blase im
Größten Menschen bilden, haben eine solche Art, daß
ihnen nichts lieber ist, als forschen und untersuchen, wie andere
beschaffen sind; und sie sind es auch, die zu züchtigen und zu
strafen begehren, wenn nur einigermaßen ein gerechter Grund
dazu vorhanden ist. Die Verrichtungen der Nieren, Harngänge und
Harnblase sind auch wirklich so beschaffen, denn das in sie geführte
Blut prüfen sie, ob nicht etwas Unnützes und Schädliches
darin sei und scheiden es auch vom Nützlichen, und hernach
weisen sie es zurecht; denn sie treiben es auf dem Weg nach unten und
nachher bedrängen sie es auf verschiedene Weise. Dies sind die
Verrichtungen derer, die das Gebiet jener Teile bilden.
Dagegen
die Geister und Gesellschaften von Geistern, denen der Urin selbst,
hauptsächlich der übelriechende, entspricht, sind höllisch;
denn sobald der Urin vom Blut geschieden ist, wenn er sich auch noch
in den Röhrchen der Nieren oder in der Harnblase befindet, ist
er doch schon außerhalb des Leibes; denn was abgetrennt ist,
macht keinen Kreislauf mehr im Leib, mithin trägt es zur
Existenz und Subsistenz seiner Teile nichts bei.
*5382.
Daß die, welche das Gebiet der Nieren und Harngänge
bilden, bereitwillig sind, zu erforschen oder zu untersuchen, wie
beschaffen andere sind, was sie denken und was sie wollen, und daß
sie begierig sind Ursachen zu finden und andere wegen eines Vergehens
anzuschuldigen hauptsächlich in der Absicht, um sie züchtigen
zu können, habe ich oftmals erfahren, und von jener Begierde und
jener Absicht mit ihnen geredet. Mehrere von dieser Gattung waren in
der Welt, als sie dort lebten, Richter, und dann freuten sie sich von
Herzen, wenn sie eine vermeintlich gerechte Ursache fanden, um zu
rügen, zu züchtigen und zu strafen.
Die
Tätigkeit solcher Geister wird in der Gegend auf dem Rücken,
wo die Nieren, Harngänge und die Harnblase, wahrgenommen. Die,
welche zur Harnblase gehören, dehnen sich gegen die zur Gehenna
(d. i. Hölle) hin aus, wo auch einige von ihnen gleichsam zu
Gericht sitzen.
*5383.
Es gibt sehr viele Arten, wie sie die Gesinnungen anderer er forschen
oder untersuchen. Ich darf jedoch nur folgende anführen: sie
veranlassen andere Geister zum Reden, was im anderen Leben durch ein
Einfließen geschieht, das nicht wohl faßlich beschrieben
werden kann. Wenn dann die eingeleitete Rede leicht erfolgt, so
urteilen sie aus der selben, daß sie solcherart sind; sie
führen auch den Zustand der Neigung herbei. Welche aber so
forschen, gehören zu den gröberen; andere wie der anders.
Es gibt solche, die, sobald sie herankommen, die Gedanken, Wünsche
und Handlungen des anderen inne werden; ferner, was ihm leid tut, daß
er es getan hat, das ergreifen sie, und wenn sie meinen, sie hätten
gerechte Ursache, so verdammen sie auch. Es ist dies eine wunderbare
Erscheinung im anderen Leben, die kaum jemand in der Welt glauben
kann. Sobald ein Geist zu einem anderen kommt, und mehr noch, wenn zu
einem Menschen, so weiß er sogleich seine Gedanken und seine
Neigungen und was er damals getan hatte, somit seinen ganzen
gegenwärtigen Zustand, ganz so, wie wenn er lange bei ihm
gewesen wäre; von solcher Art ist die Mitteilung. Aber jene
Wahrnehmungen sind unterschiedlich, es gibt solche, die Inwendigeres
und andere, die nur Auswendigeres inne werden. Diese, wenn sie
wißbegierig sind, erforschen das Inwendigere anderer auf
verschiedene Weisen.
*5384.
Die Arten, auf welche die, welche das Gebiet der Nieren, Harngänge
und Harnblase, den Größten Menschen bilden, züchtigen,
sind ebenfalls verschieden. Meistens entfernen sie angenehme und
fröhliche Gefühle und führen unangenehme und traurige
Gefühle herbei. Durch diese Begierde haben jene Geister
Gemeinschaft mit den Höllen, hingegen durch die Gerechtigkeit
der Sache, die sie vorher untersuchen, ehe sie züchtigen, haben
sie Gemeinschaft mit dem Himmel. Deswegen werden sie in jenem Gebiet
erhalten.
*5385.
Hieraus kann man ersehen, was es bedeutet, wenn im Wort gesagt
wird, daß Jehovah die Nieren und das Herz prüfe und
erforsche, ferner daß die Nieren züchtigen, wie bei
Jerem.
11/20: „Jehovah prüft die Nieren und das Herz“.
Jerem.
20/12: „Jehovah prüft den Gerechten, er sieht die Nieren
und das Herz“.
Ps.
7/10: „Du prüfest die Herzen und die Nieren, gerechter
Gott“.
Ps.
26/2: „Jehovah erforsche meine Nieren und mein Herz“.
Ps.
139/13: „Jehovah, Du besitzest meine Nieren“.
Joh.
Offenb. 2/23: „Ich bin es, der die Nieren und das Herz
erforscht“.
Durch
die Nieren wird in diesen Stellen das Geistige und durch Herz das
Himmlische bezeichnet, d.h. durch die Nieren wird das bezeichnet, was
dem Wahren angehört, und durch Herz das, was dem Guten angehört.
Der Grund davon ist, weil die Nieren das Blutwasser (Serum) reinigen
und das Herz das Blut selbst. Daher wird durch das Prüfen,
Erforschen und Erkundigen der Nieren bezeichnet, prüfen,
erforschen und erkundigen, wieviel und welcherlei Wahres oder wieviel
und welcherlei Glauben beim Menschen ist. Daß dies bezeichnet
wird, erhellt auch bei
Jerem.
12/2: „Jehovah, nahe bist Du in ihrem Mund, aber ferne von
ihren Nieren“.
Ps.
51/8: „Jehovah siehe, die Wahrheit verlangst Du in den Nieren“.
Daß
auch Züchtigung den Nieren zugeschrieben wird, ist klar bei Ps.
16/7: „In den Nächten züchtigen mich meine Nieren“.
*5386.
Es gibt auch an anderen Stellen des Körpers Ausscheidungs-
und Abführungsorgane: im Hirn sind es die Höhlen
(ventriculi) und warzenförmigen Gänge (prozessus
mamillures), welche den Schleim daselbst ableiten; und außerdem
die Drüsen überall: die Schleim- und Speicheldrüsen im
Kopf und sehr viele sonst im Leib und viele tausende an den Häuten,
durch die der Schweiß und der feinere Unrat ausgeschieden
werden.
Diesen
Dingen entsprechen in der geistigen Welt im allgemeinen das zähe
Festhalten an Meinungen, dann auch Gewissensängste in
unwichtigen Dingen. Einige derselben erscheinen über dem Haupt
in mittlerer Entfernung, die so geartet sind, daß sie
Bedenklichkeiten erregen in Sachen, bei denen es keine Bedenklichkeit
braucht. Weil sie daher die Gewissen der Einfältigen beschweren,
werden sie Gewissensängstliche genannt. Was wahres Gewissen ist,
wissen sie nicht, denn in allem, was vorkommt, machen sie sich ein
Gewissen; denn wenn einmal eine Bedenklichkeit oder ein Zweifel sich
eingestellt hat und das Gemüt ängstlich ist und dabei
stehen bleibt, so fehlt es nicht an bestärkenden und somit
beschwerenden Gründen. Wenn solche zugegen sind, verursachen sie
auch eine fühlbare Beklommenheit in dem unmittelbar unter dem
Zwerchfell befindlichen Teil des Unterleibes. Sie sind auch in den
Versuchungen beim Menschen gegenwärtig.
Ich
redete mit ihnen, und nahm wahr, daß ihre Gedanken nicht so
weit gehen, daß sie bei nützlicheren und notwendigen
Dingen verweilten; denn sie konnten nicht auf Vernunftgründe
achten, weil sie hartnäckig auf ihrer Meinung beharrten.
*5387.
Die aber dem Urin selbst entsprechen, sind höllisch; denn der
Urin gehört, wie oben gesagt worden, nicht mehr zum Leib, weil
er bereits vom Blut geschieden und an sich eben nur eine unreine und
unbrauchbare Flüssigkeit ist, die abgestoßen worden. Von
ihnen darf ich Folgendes berichten:
Ein
gewisser Geist wurde zuerst wie inwendig im Leib bemerkt, aber bald
nachher unten zur Rechten. Als er hier sich einstellte, war er
unsichtbar; er konnte sich künstlich unsichtbar machen. Als er
befragt wurde, gab er gar keine Antwort. Von anderen wurde gesagt, er
habe bei Leibesleben Seeräuberei getrieben; denn im andern Leben
nimmt man aus der Lebenssphäre der Neigungen und Gedanken
deutlich wahr, wer und welcherart einer gewesen, weil das Leben eines
jeden bleibt.
Er
wechselte den Ort, indem er bald zur Rechten, bald zur Linken
erschien. Ich merkte, daß er solches tat aus Furcht, er möchte
entdeckt und gezwungen werden, etwas zu gestehen. Von anderen
Geistern wurde gesagt, daß solche bei der geringsten Gefahr
außerordentlich furchtsam, wenn hingegen keine Gefahr,
außerordentlich beherzt seien; und daß solche den
Gegensatz gegen diejenigen bilden, denen das Urin lassen entspricht.
Diesem suchen sie auf allerlei Weise Schaden zuzufügen; und
damit ich nicht zweifelte, wurde es mir durch Erfahrung gezeigt: als
die, welche dem Urinlassen entsprachen, sich ein wenig zurückzogen
und jener Seeräuber zugegen war, wurde das Entlassen des Harnes
gehemmt, und derselbe drängte sich sogar zurück, so daß
der Zustand bedenklich wurde. Aber als sie zurückgerufen wurden,
ging das Urinlassen, sowie sie sich gegenwärtig zeigten, wieder
vor sich.
Daß
er ein Seeräuber gewesen sei, gestand er nachher, indem er
sagte, er habe sich geschickt verborgen und auf gewandte und
verschmitzte Art die Verfolger täuschen können, und jetzt
sei ihm schmutzige Urinjauche viel lieber als klares Wasser, und
stinkender Urindunst sei es, woran er sich am meisten ergötze,
so daß er in Sümpfen, ja in Behältern von stinkendem
Urin seinen Aufenthalt haben möchte.
Es
wurde auch gezeigt, was für ein Angesicht er hatte: er hatte
eigentlich kein Angesicht, sondern einen schwarzen Bartwuchs anstatt
des Angesichts. Nachher wurden auch andere Seeräuber, jedoch
keine so verschmitzten, herbeigeholt; auch sie redeten wenig, und was
zu verwundern, sie knirschten mit den Zähnen. Auch sie sagten,
daß sie den Urin vor allen Flüssigkeiten liebten, und den
schmutzigtrüben vor anderen. Diese aber hatten anstatt des
Angesichts keinen Bartwuchs wie der vorige, sondern ein gräßliches
Gebiß (dentium crotes); denn Bart und Zähne bedeuten das
unterste Natürliche. Ohne Angesicht bedeutet, es sei kein
vernünftiges Leben da; denn wenn kein Angesicht erscheint, so
ist es ein Zeichen, daß keine Entsprechung des Inwendigeren mit
dem Größten Menschen vorhanden; denn ein jeder erscheint
im Himmelslicht im anderen Leben der Entsprechung gemäß,
daher die Höllischen in einer schauerlichen Häßlichkeit.
*5388.
Ein gewisser Geist war bei mir und redete mit mir. Derselbe hatte bei
Leibesleben keinen Glauben gehabt; er hatte auch an kein Leben nach
dem Tod geglaubt. Er gehörte auch zu den Verschmitzten; er hatte
die Herzen für sich einnehmen können dadurch, daß er
zugunsten redete und beistimmte. Deswegen war anfangs aus seiner Rede
nicht klar, daß er ein solcher gewesen. Er konnte auch
geläufig, gleichsam fließend reden, wie ein guter Geist.
Aber er wurde erst daran erkannt, daß er nicht gern von Sachen
des Glaubens und der Liebtätigkeit redete; denn alsdann konnte
er mit seinem Denken nicht folgen, sondern zog sich zurück, und
hernach wurde man aus einzelnem inne, daß er ein Schmeichler
war, um zu betrügen; denn die Schmeicheleien sind verschieden
nach den Absichten; wenn nämlich die Absicht dabei ist, die
Freundschaft oder das Vergnügen der Unterhaltung oder ein
anderes dergleichen, und auch ein erlaubter Gewinn, so ist es nicht
so böse, wenn hingegen die Absicht ist, Geheimnisse zu entlocken
und so einen anderen zu bösen Diensten zu verpflichten, im
allgemeinen, wenn die Absicht ist zu schaden, dann ist es böse.
Eine solche Absicht hatte er.
Dieser
Geist bildete auch einen Gegensatz gegen die, welche im Gebiet der
Nieren und Harngänge sich befinden; auch er sagte, er liebe den
Urindunst mehr als alle Gerüche. Er verursachte auch eine
schmerz hafte Zusammenziehung und Beengung in der unteren
Bauchgegend.
*5389.
Es gibt Horden von Geistern, die umherschweifen und ab wechselnd an
dieselben Orte zurückkommen. Vor solchen haben die bösen
Geister eine große Furcht, denn jene peinigen sie mit einer
bestimmten Art von Folter. Es wurde gesagt, daß sie dem Grund
oder dem oberen Teil der Harnblase im allgemeinen und den
Muskelbändern entsprechen, die sich von da aus gegen die
Schließmuskel hin konzentrieren, wo durch eine Art von
Zusammenbiegung der Urin ausgestoßen wird. Jene Geister machen
sich an die Rückseite, wo das Steißbein (cauda equina)
ist. Die Art ihres Wirkens geschieht durch schnelles Hin- und
widerdrücken (per reciprocationes citus), das niemand hemmen
kann. Es ist eine Art von Zusammen- und Zurückziehen, das sich
nach oben hin richtet und in eine Kegelform zuspitzt. Die bösen
Geister, die in diese Kegel hineinversetzt werden, hauptsächlich
von oben her, wer den durch Hin- und Herrenkungen jämmerlich
gepeinigt.
*5390.
Den unreinen Auswürfen entsprechen auch andere Geister, nämlich
solche, die in der Welt hartnäckig rachgierig waren; diese
erschienen mir vorne zur Linken. Jenen unreinen Auswürfen
entsprechen auch solche, die geistige Dinge zu unreinen irdischen
herabziehen. Es kamen auch solche herbei und brachten ihre unflätigen
Gedanken mit, aus denen sie auch unflätige Reden führten,
dann auch, was rein war, auf Unreines deuteten und in solches
verwandelten. Von solcher Gattung waren mehrere aus dem untersten
Pöbel, aber auch aus anderen, die in der Welt zu den Vornehmeren
gehörten. Diese hatten zwar bei Leibesleben in geselligen
Zusammenkünften nicht so gesprochen, aber dennoch so gedacht;
denn sie hüteten sich so zu reden wie sie dachten, damit sie in
kein böses Geschrei kamen und die Freundschaften, Einkünfte
und Ehren nicht verloren, wohl aber unter ihresgleichen, wenn sie in
der Freiheit waren, war ihre Redeweise wie die des untersten Pöbels,
und noch unflätiger, weil sie einigen Witz besaßen, den
sie zur Besudelung auch der heiligen Gegenstände des Wortes und
der Lehre mißbrauchten.
*5391.
Es gibt auch Nieren, die Hilfsnieren (renes suocenturiati) und auch
Nierenkapseln genannt werden, deren Geschäft ist nicht sosehr
die Blutflüssigkeit (Serum), sondern das Blut selbst
auszusondern und das reinere in einem kürzeren Kreislauf dem
Herzen zuzuführen, wie auch zu verhüten, daß nicht
die in der Nähe befindlichen Samengefäße alles
reinere Blut fortführen. Hauptsächlich aber leisten sie
Hilfe bei den Embryonen und auch bei den neugeborenen Kindern.
Es
sind keusche Jungfrauen, die jenes Gebiet im Größten
Menschen bilden. Ängstlich und besorgt, sie möchten gestört
werden, liegen sie ruhig auf dem linken Teil der Seite unten. Wenn an
den Himmel gedacht wird und an die Veränderung ihres Zustandes,
wird ihnen bange und dann seufzen sie, was ich einigemal deutlich
fühlen durfte. Wenn meine Gedanken auf Kinder geleitet wurden,
dann fühlten sie einen ungemeinen Trost und inwendige Freude,
was sie auch offen gestanden. Auch wenn etwas gedacht wurde, worin
nichts Himmlisches war, gerieten sie in Angst. Ihre Angst kam
hauptsächlich von ihrer Sinnesart her, die es mit sich bringt,
daß sie ihre Gedanken unverwandt auf einen Gegenstand haften
lassen und durch keine Abwechslung die Ängstlichkeiten
verscheuchen.
Daß
sie zu jenem Gebiet gehören, hat den Grund, weil sie so auch die
Seele des anderen beständig bei gewissen Gedanken festhalten.
Hieraus entsteht und offenbart sich solches, was in einer Reihenfolge
zusammenhängt, was aber entfernt oder von dem der Mensch
gereinigt werden muß. So wird auch das Inwendigere den Engeln
besser offen bar, denn wenn solches, was dunkel macht und ablenkt,
beseitigt ist, wird die Anschauung und auch der Einfluß klarer.
*5392.
Welches diejenigen sind, die das Gebiet der Gedärme im
Größten Menschen bilden, kann einigermaßen an denen
erkannt werden, die den Magen darstellen; denn die Gedärme sind
eine Fortsetzung des Magens, und die Verrichtungen des Magens nehmen
dort zu und werden heftiger, bis zu den letzten Därmen, nämlich
dem Grimmdarm und Mastdarm. Deswegen sind die, welche sich darin
befinden, nahe bei den Höllen, welche die kotigen genannt
werden.
In
der Gegend des Magens und der Gedärme sind die, welche sich im
Land der Unteren (d. i. in den unteren Räumen der Erde)
befinden, weil diese aus der Welt Unreines mitbrachten, was in ihren
Gedanken und Neigungen haftet. Deswegen werden sie dort einige Zeit
behalten, bis solches abgestreift, d.h. auf die Seite geworfen ist.
Sobald dieses auf die Seite geworfen ist, können sie zum Himmel
er hoben werden.
Die
dort sich befinden, sind noch nicht im Größten Menschen,
denn sie gleichen den Nahrungsmitteln, die in den Magen
hinunterkommen und die nur dann, wenn sie gereinigt sind, ins Blut,
somit in den Leib eingelassen werden. Die, welche noch mit allzu
irdischen Unreinigkeiten behaftet sind, befinden sich unterhalb jener
in der Gegend der Gedärme. Hingegen die eigentlichen Exkremente,
die hinausgeschafft werden, entsprechen den Höhen, kotige Höllen
genannt.
*5393.
Es ist bekannt, daß der Grimmdarm sich weit ausdehnt, so
auch die in jenem Gebiet Befindlichen. Sie dehnen sich aus vorne
gegen die Linke in einer Bogenlinie, zur Hölle fortgehend. In
dieser Hölle sind die, welche keine Barmherzigkeit hatten und
ohne Gewissen das Menschengeschlecht verderben wollten, nämlich
morden und rauben ohne Rücksicht und Unterschied, ob sie sich
wehren oder nicht, ob es Männer sind oder Frauen. Eine solche
rohe Gesinnung hat ein großer Teil der Soldaten und ihrer
Offiziere, die nicht in den Schlachten, sondern nach den Schlachten
mit Roheit gegen Besiegte und Wehrlose wüten und mit rasender
Gier töten und plündern.
Mit
den Engeln redete ich davon, wie die Menschen beschaffen sind, wenn
sie sich selbst überlassen und ohne Gesetz sind und ihnen
zugelassen wird zu tun, wie es ihnen beliebt. Daß sie dann viel
roher sind als die ärgsten wilden Bestien, die nicht so auf
Vernichtung ihrer eigenen Gattung losgehen, sondern nur sich
verteidigen und sich mit dem sättigen, was zu ihrer Nahrung
bestimmt ist, wenn sie aber gesättigt sind, solches nicht tun.
Anders der Mensch, der aus Grausamkeit und Wildheit handelt. Die
Engel schauderten, daß das Menschenge schlecht so geartet ist,
denn jene freuen sich erst dann von Herzen und sind stolzen Mutes,
wenn sie ganze Reihen zu Boden gestreckt und Ströme von Blut auf
dem Schlachtfeld sehen, ohne sich zu freuen, daß das Vaterland
befreit ist, wenn man nur von ihnen als von Großen und von
Helden spricht. Und doch nennen sie sich Christen und glauben
gleichwohl, sie würden in den Himmel kommen, wo doch nichts als
lauter Friede, Barmherzigkeit, Liebtätigkeit herrscht. Solche
gehören in der Hölle dem Grimmdarm und Mastdarm an.
Dagegen
aber die, welche einige Menschlichkeit in sich hatten, erscheinen zur
Linken vorne in einer Bogenlinie, wie hinter einer Wand; dennoch aber
wohnt ihnen viel Eigenliebe inne. Bei denen, die eine Achtung vor dem
Guten haben, wird dies zuweilen durch beinahe feurige, nicht helle
Sternchen vorgebildet. Es erschien mir eine Wand wie von Gips mit
Skulpturen nahe beim linken Ellenbogen; diese Wand wurde ausgedehnter
und zugleich höher, und oben spielte die Farbe ins Blaue
hinüber. Es wurde gesagt, daß dies eine Vorbildung von
einigen aus jener Gattung sei, die besser waren.
*5394.
Die, welche grausam und Ehebrecher waren, haben im an deren Leben
nichts lieber als Schmutz und Exkremente. Die stinkenden Dünste
aus solchen sind für sie die lieblichsten und angenehmsten, und
diese ziehen sie allen anderen Annehmlichkeiten vor; der Grund ist,
weil sie entsprechen. Diese Höllen sind teils unter den
Hinterhacken, teils unter dem rechten Fuß und teils vorne tief
unten; sie sind es, in die der Weg durch den Mastdarm führt.
Einer,
der dorthin versetzt wurde und von da aus mit mir redete, sagte, es
erschienen dort bloß Kloaken. Die dort Befindlichen redeten mit
ihm und führten ihn zu verschiedenen Kloaken, deren es dort sehr
viele gibt. Nachher wurde er an einen anderen Ort, ein wenig links,
geführt. Er sagte, daß ein ganz abscheulicher Gestank aus
den Gruben dort ausdünste, und daß er keinen Fuß
bewegen könne ohne Gefahr, in eine solche hinunterzufallen. Aus
den Gruben dünstete auch ein Leichengeruch aus, und zwar
deshalb, weil Grausame und Arglistige sich dort befanden, denen der
Leichengeruch der angenehmste ist. Aber von diesen soll im Folgenden
die Rede sein, wo von den Höllen und insbesondere von den
kotigen und aashaften Höllen gehandelt wird.
*5395.
Es gibt solche, die leben, nicht um dem Vaterland oder den
Gesellschaften Nutzen zu bringen, sondern nur für ihr eigenes
Ich, so daß sie keine Lust haben zu Dienstleistungen, sondern
es ist ihnen nur darum zu tun, geehrt und hochgeachtet zu werden; und
in dieser Absicht bewerben sie sich um Anstellungen, und außerdem
haben sie ihre Lust im Essen, Trinken, Spielen und in der
Unterhaltung, um keines anderen Zweckes als um des Vergnügens
willen.
Solche
können im anderen Leben keineswegs in der Genossenschaft guter
Geister, noch weniger der Engel sein, denn bei diesen macht die
Nutzleistung die Lebenslust, und je wie ihre Nutzleistungen sind, so
viel und solcherlei Lust wird ihnen auch zuteil; denn das Reich des
Herrn ist nichts anderes als ein Reich der Nutzleistungen. Wenn schon
in einem irdischen Reich jeder nur nach der Nutzleistung geschätzt
und geehrt wird, wieviel mehr im himmlischen Reich.
Diejenigen,
die nur sich und den Vergnügungen gelebt hatten, ohne einen
anderen Nutzzweck, sind ebenfalls unter den Hinterbacken, und je nach
den Arten und Zwecken ihrer Vergnügungen befinden sie sich im
Schmutz.
*5396.
Als Anhang mag noch Folgendes angeführt werden: Um mich her war
eine große Schar von Geistern, die als ein wirres
Durcheinanderwogen gehört wurden. Sie klagten und sagten, jetzt
gehe alles zugrunde; denn in dieser Schar erschien nichts gesellig
Verbundenes, und eben das machte, daß sie den Untergang
fürchteten. Sie glaubten nämlich, das Ganze zu sein, wie
dies in solchen Fällen zu geschehen pflegt. Aber in ihrer Mitte
vernahm ich einen sanften, engelartig lieblichen Ton, in dem nichts
als Geordnetes lag; die Chöre der Engel waren innen und die
Geisterschar, die in der Unordnung sich befand, außen. Diese
engelische Strömung (fluvius angelicus) hielt lange an; und es
wurde gesagt, es werde dadurch vorgebildet, wie der Herr das
Ungereimte und Ungeordnete, das außen ist, aus dem friedsamen
in der Mitte regiert, wodurch das Ungeordnete in den Umkreisen, ein
jedes nach dem Irrtum seiner Natur in die Ordnung zurückgebracht
wird.
*5552. Von der Entsprechung der Haut, Haare und
Knochen mit dem Großmenschen.
Mit
der Entsprechung verhält es sich auf folgende Weise: Was im
Menschen am meisten Leben hat, das entspricht denjenigen
Gesellschaften in den Himmeln, die am meisten Leben und daher die
größte Seligkeit daselbst haben. Das sind die, denen die
äußeren und inwendigen Sinnesorgane und die Verstandes-
und Willenskräfte entsprechen.
Hingegen
was im Menschen weniger Leben hat, das entspricht solchen
Gesellschaften, die in einem minderen Leben dort sind. Das sind die
Häute, die den ganzen Leib umgeben, sodann die Knorpel und
Knochen, die alles, was im Leibe ist, stützen und halten; und
auch die Haare, die aus den Häuten hervorbrechen.
Welche
und was für Gesellschaften es sind, denen jene und diese
entsprechen, soll nun auch gesagt werden.
*5553.
Die Gesellschaften, denen die Häute entsprechen, sind im Eingang
zum Himmel. Ihnen wird das Innewerden gegeben, wie geartet die
Geister sind, die bei der ersten Schwelle ankommen, und die sie
entweder zurückweisen oder zulassen, so daß man sie die
Eingänge oder Schwellen des Himmels heißen kann.
*5554.
Es gibt sehr viele Gesellschaften, welche die äußeren
Bedeckungen des Leibes darstellen, mit Unterschied vom Angesicht an
bis zu den Fußsohlen, denn überall ist ein Unterschied.
Mit diesen habe ich viel geredet.
In
Ansehung des geistigen Lebens waren sie von der Art, daß sie
von anderen sich leicht bereden ließen, daß sich etwas so
verhalte, und wenn sie den Beweis aus dem Buchstabensinn des Wortes
gehört hatten, es fest glaubten, bei dieser Meinung blieben und
ihr Leben danach einrichteten, das nicht böse war. Aber mit
diesen können andere, die nicht gleichen Sinnes sind, nicht
leicht verkehren, denn sie bleiben hartnäckig bei ihren
vorgefaßten Meinungen, und lassen sich durch keine
Vernunftgründe davon abbringen.
Aus
unserer Erde sind sehr viele solcher Art, weil unser Weltkörper
im Äußerlichen ist und auch gegen Inwendiges reagiert, wie
es auch die Haut zu tun pflegt.
*5555.
Die im Leibesleben nichts als die allgemeinen Glaubenssätze
gewußt hatten, wie z.B. daß man den Nächsten lieben
soll und diesem allgemeinen Grundsatz gemäß den Bösen
ebenso wie den Rechtschaffenen unterschiedslos wohlgetan hatten, denn
sie sagten, ein jeder sei der Nächste, solche haben sich,
während sie in der Welt lebten, von Betrügern, Heuchlern
und Gleißnern oft verführen lassen; ebenso geschieht es
ihnen im anderen Leben, und sie scheren sich nicht darum, was ihnen
gesagt wird, denn sie sind im Sinnlichen befangen und gehen nicht auf
Gründe ein. Auch diese bilden die Haut, aber die auswendigere,
weniger empfindliche.
Ich
redete mit denen, welche die Schädelhaut bilden, aber bei ihnen
findet ein großer Unterschied statt, wie auch bei dieser Haut
an verschiedenen Stellen, z.B. an diesen und jenen Stellen des
Schädels, am Hinterhaupt, Vorderhaupt, den Schläfen, im
Angesicht, auf der Brust, am Unterleib, den Lenden, Füßen,
Armen, Händen, Fingern.
*5556.
Welche die schuppige Haut darstellen, wurde mir auch zu wissen
gegeben. Diese Haut ist unter den übrigen Hüllen am
wenigsten empfindlich, denn sie ist mit Schuppen besetzt, die einer
feinen Knorpelsubstanz nahe kommen.
Die
Gesellschaften, die diese bilden, bestehen aus solchen, die über
alle Dinge vernünfteln, ob es so sei oder nicht so sei, aber
nicht weiter gehen. Wenn ich mit ihnen redete, durfte ich innewerden,
daß sie gar nicht begriffen, was wahr und nicht wahr ist; und
je mehr sie vernünfteln, desto weniger begreifen sie. Dennoch
dünken sie sich weiser als andere, denn sie setzen die Weisheit
in die Fähigkeit zu vernünfteln. Sie wissen gar nicht, daß
es eine Hauptsache der Weisheit ist, ohne Vernünfteln inne zu
werden, ob etwas so sei oder nicht.
Mehrere
derselben sind von denen, die in der Welt infolge der Vermengung des
Guten und Wahren durch philosophische Erörterungen so geworden
sind. Diese haben daher weniger gesunden Menschenverstand.
*5557.
Es gibt auch Geister, durch die andere reden, und solche verstehen
kaum, was sie sagen; das haben sie auch eingestanden, und dennoch
reden sie viel. Von solcher Art werden die, welche im Leibesleben nur
geplaudert und gar nicht bedacht haben, was sie sagten, aber gerne
über alles redeten. Es wurde gesagt, es gäbe Scharen von
diesen, und daß einige von ihnen die Membranen darstellen,
welche die Eingeweide des Leibes bedecken, einige die Häute, die
wenig Empfindung haben, denn es sind nur passive Kräfte und tun
nichts aus sich, sondern aus anderen.
*5558.
Es gibt Geister, die, wenn sie etwas wissen wollen, sagen, es
verhalte sich so, und das einer nach dem anderen in der betreffenden
Gesellschaft. Und dann, wenn sie es sagen, geben sie acht, ob es frei
fließt, ohne ein geistiges Widerstreben; denn wenn es nicht so
ist, dann wird meistens ein Widerstreben vom Inwendigeren her
empfunden. Wenn kein Widerstreben von ihnen wahrgenommen wird, meinen
sie, daß es so sei; aber das wissen sie nicht von anderswoher.
Solche sind es, welche die Hautdrüsen bilden. Aber es gibt deren
zweierlei Gattungen: die eine bejaht, weil ein Fließen
(Fluentia) sich zeigt, aus dem sie mutmaßen, es sei so, weil
kein Widerstreben bestehe mit der himmlischen Form, folglich stimme
es mit dem Wahren überein und sei somit zu bejahen. Die andere
Gattung aber bejaht keck, daß es so sei, wenn sie es auch nicht
wissen.
*5559.
Vorbildlich wurde mir die Bildung der Hautgewebe gezeigt: Bei denen,
bei welchen jenes Äußerste dem Inwendigeren entsprach,
oder das Materielle dem Geistigen gehorchte, war diese ein schönes
Gefüge aus wunderbar verschlungenen Windungen, nach Art von
Girlanden, die gar nicht beschrieben werden können. Sie waren
von blauer Farbe. Nachher wurden noch inniger zusammenhängende,
feinere und zierlichere Formen vorgebildet. In solcher Weise
erscheinen die Häute des wiedergeborenen Menschen.
Die
aber Betrüger waren, bei denen erscheint jenes Äußerste
wie Knäuel aus lauter Schlangen; und die der Magier (oder
Zauberer) waren wie häßliche Gedärme.
*5560.
Gesellschaften von Geistern, denen die Knorpel und Knochen
entsprechen, gibt es sehr viele; aber es sind solche, die sehr wenig
geistiges Lehen in sich haben, weil die Knochen im Vergleich mit den
sie umgebenden Weichteilen sehr wenig Leben haben; wie z.B. der
Schädel und die Kopfknochen im Vergleich mit beiden Gehirnen und
dem Rückenmark und den empfindungsvollen Substanzen darin und
auch wie die Rückenwirbel und Rippen im Vergleich mit dem Herzen
und den Lungen usw..
*5561.
Es wurde mir auch gezeigt, wie wenig geistiges Leben diejenigen
haben, welche die Knochen darstellen: andere Geister reden durch sie,
und sie selbst wissen wenig, was sie sagen. Dennoch reden sie, weil
sie darin allein ihre Lust finden.
In
einen solchen Zustand werden diejenigen versetzt, die ein böses
Leben geführt haben und doch einige Überreste des Guten in
sich verborgen trugen. Diese Überreste machen das geringe Maß
ihres geistigen Lebens nach den Abödungen, die mehrere
Jahrhunderte währen. Was Überreste sind, sehe man Nr. 468,
530, 560, 561, 660, 1050, 1738, 1906, 2284, 5135, 5342, 5344. Es
wurde gesagt, daß sie wenig geistiges Leben haben.
Unter
dem geistigen Leben wird das Leben verstanden, das die Engel im
Himmel haben; in dieses Leben wird der Mensch in der Welt eingeführt
durch das, was dem Glauben und der Liebtätigkeit angehört.
Geistiges Leben ist eigentlich die Neigung zum Guten, welches Sache
der Liebtätigkeit ist und die Neigung zum Wahren, welches Sache
des Glaubens ist. Das Leben des Menschen ohne diese Neigung ist ein
natürliches, weltliches, leibliches, irdisches Leben und kein
geistiges, wenn dieses nicht in jenem ist, vielmehr ist es ein Leben,
wie es die Tiere im allgemeinen haben.
*5562.
Die, welche aus den Abödungen herauskommen und den selben
Nutzzwecken wie die Knochen dienen, haben kein bestimmtes Denken,
sondern ein allgemeines, fast unbestimmtes Denken. Sie sind wie die,
welche man zerstreut nennt, gleichsam nicht im Leibe. Sie sind träg,
matt, stumpfsinnig; Langsamkeit zeigen sie in allem. Dennoch sind sie
je zuweilen ziemlich ruhig, weil die Sorgen sie nicht anfechten,
sondern sich in ihrem dunklen Allgemeinen verlieren.
*5563.
Im Schädel spürt man zuweilen Schmerzen, bald auf der einen
Seite, bald auf der anderen; und man spürt gleichsam Knoten
daselbst, die getrennt sind von den übrigen Knochen, und daher
weh tun. Durch Erfahrung wurde mir zu wissen gegeben, daß
solches von Falschem herkommt, das aus Begierden entspringt; und, was
wunderbar ist, die Gattungen und Arten des Falschen haben bestimmte
Orte im Schädel, was mir auch durch mehrere Erfahrung klar
geworden ist.
Solche
Knoten oder Verhärtungen werden bei denen, die gebessert werden,
zerbrochen und erweicht, und zwar auf verschiedene Weise. Im
allgemeinen durch Unterweisungen im Guten und Wahren, durch strenge
Einwirkungen von Wahrheiten, was mit einem inwendigeren Schmerz
geschieht, sodann durch wirkliche Zerreißungen, was mit einem
mehr auswendigen Schmerz geschieht.
Falsches
aus Begierden ist von solcher Natur, daß es verhärtet;
denn es ist den Wahrheiten entgegengesetzt; aber die Wahrheiten
fließen, weil sie sich nach der Form des Himmels richten, wie
von selbst, d.h. frei, sanft, weich. Das Falsche hingegen, weil es
zum Gegenteil strebt, nimmt auch entgegengesetzte Richtungen. Daher
wird das Fließende, das der Himmelsform eigen ist, gehemmt, und
infolgedessen entstehen Verhärtungen. Daher kommt es, daß
die, welche sich in tödlichem Haß und in den Rachegefühlen
eines solchen Hasses, folglich in Falschem befunden haben, ganz
verhärtete Schädel haben, und einige wie von Ebenholz, in
die keine Lichtstrahlen (d.h. Wahrheiten) eindringen, sondern
gänzlich abprallen.
*5564.
Es gibt Geister von kleiner Statur, die, wenn sie reden, gleichsam
donnern; einer zuweilen wie eine ganze Schar. So zu reden ist ihnen
angeboren. Sie sind nicht von unserer Erde, sondern von einer
anderen, von der, aus göttlicher Barmherzigkeit des Herrn, wenn
von den Einwohnern verschiedener Weltkörper die Rede sein wird.
Es
wurde gesagt, daß sie den schildförmigen Knorpel
darstellen, der vor der Brustkammer ist, und den Rippen vorne und
auch den verschiedenen Schallmuskeln zur Stütze dienen.
*5565.
Es gibt auch solche, die noch härtere Knochen darstellen, z.B.
die Zähne, aber über diese wurde mir nicht viel zu wissen
gegeben, bloß soviel, daß die, welche kaum einen Rest von
geistigem Leben haben, wenn sie sich im Licht des Himmels darstellen,
nicht mit einem Angesicht erscheinen, sondern bloß Zähne
anstatt des Angesichtes zeigen; denn das Angesicht bildet das
Inwendigere des Menschen, somit sein Geistiges und Himmlisches vor,
d.h. das, was dem Glauben und der Liebtätigkeit angehört.
Welche sich also im Leibesleben nichts von einem solchen Leben
verschafft hatten, erscheinen in solcher Art.
*5566.
Es kam einer zu mir, der erschien wie eine schwarze Wolke, umgeben
von schwankenden Sternen. Wenn schwankende Sterne im anderen Leben
erscheinen, so bedeuten sie Falsches, Fixsterne dagegen Wahres. Ich
nahm wahr, daß es ein Geist war, der herzunahen wollte. Als er
herankam, jagte er Furcht ein. Das können einige Geister,
hauptsächlich Räuber. Daraus konnte ich schließen,
daß er ein Räuber gewesen sei. Als er nahe bei mir war,
gab er sich alle Mühe, mich durch Zauberkünste anzufechten,
aber vergebens. Er streckte die Hand aus, um seine eingebildete Macht
auszuüben, aber das bewirkte gar nichts.
Nachher
wurde gezeigt, was er für ein Angesicht hatte. Es war kein
Angesicht, sondern statt dessen etwas sehr Schwarzes, und in
demselben erschien ein gräßlich wild aufgesperrtes Maul,
sodaß es ein Schlund war, in dem Zähne der Reihe nach
hervorstanden. Kurz, er war wie ein wütender Hund mit
aufgesperrtem Rachen, so daß es ein Rachen war und kein
Angesicht.
*5567.
Einer machte sich an meine linke Seite, und ich wußte nicht,
woher und von welcher Art er war. Er wirkte auch nur dunkel ein und
wollte gleichfalls tiefer in mein Inneres eindringen, aber er wurde
zurückgewiesen. Derselbe bewirkte eine allgemeine Sphäre
von Denkvorstellungen dergestalt, daß sie nicht beschrieben
werden kann. Ich erinnere mich nicht, eine solche allgemeine Sphäre
jemals wahrgenommen zu haben. Er hielt sich an keine Hauptgrundsätze,
sondern er war im allgemeinen gegen alle, die er geschickt und
sinnreich widerlegen und tadeln konnte, obwohl er nicht wußte,
was wahr ist. Ich wunderte mich, daß es einen solchen Witzkopf
gab, der nämlich andere sinnreich widerlegen konnte und doch
keine Erkenntnis des Wahren besaß. Nachher ging er fort, kam
aber bald wieder, mit einer irdenen Flasche in der Hand und wollte
mir etwas daraus zu trinken geben. Es war etwas durch Phantasie
Hervorgebrachtes darin, was denen, die es tranken, den Verstand
benahm. Dieses wurde vorgebildet, weil er die, welche in der Welt
seine Anhänger waren, des Verständnisses des Wahren und
Guten beraubt hatte, und die hingen ihm gleichwohl an.
Derselbe
erschien auch im Licht des Himmels nicht mit einem Angesicht, sondern
nur mit den Zähnen, weil er andere hatte verspotten können,
und doch selbst nichts Wahres wußte. Wer er war, wurde mir
gesagt; als er lebte, gehörte er unter die Berühmten, und
einige kannten ihn als einen solchen.
*5568.
Einigemal waren solche bei mir gewesen, die mit den Zähnen
knirschten. Sie waren aus den Höhen, wo sich diejenigen
befinden, die nich